Doctoral Thesis
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Das Pankreasadenokarzinom (PDAC) ist aufgrund seiner hohen LetalitĂ€t die vierthĂ€ufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen in der westlichen Welt. PDAC ist durch eine erhebliche desmoplastische Stromareaktion mit geringer Vaskularisierung gekennzeichnet, so dass die Karzinomzellen stĂ€ndigem NĂ€hrstoffmangel und Hypoxie ausgesetzt sind. In gesunden Zellen wird die Autophagie, welche konstitutiv auf einem basalen Niveau aktiv ist, als Reaktion auf umweltbedingte Stressfaktoren als Recyclingmechanismus aktiviert, um die Zellen mit NĂ€hrstoffen zu versorgen. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Basalautophagie in den Karzinomzellen so hoch war, dass eine zusĂ€tzliche Aktivierung durch MangelzustĂ€nde nur schwach oder ĂŒberhaupt nicht möglich war. Als Ursache hierfĂŒr ist die fehlende SensitivitĂ€t von mTOR zu nennen, wodurch eine verminderte Reaktion auf NĂ€hrstoffmangel oder Hypoxie bedingt ist. Ebenso sind Mutationen im KRAS-Gen, welche den RAS-Signalweg konstitutiv aktivieren, dafĂŒr verantwortlich, die Autophagie auch unter normalen Bedingungen zu steigern, so dass eine zusĂ€tzliche Induktion kaum möglich ist. Diese erhöhte Basalautophagie ist fĂŒr die gesteigerte Proliferationsrate der Karzinomzellen sowie fĂŒr die Versorgung der Zellen mit AminosĂ€uren notwendig. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass sich Karzinomzellen durch einen uneinheitlichen oxidativen/ glykolytischen Stoffwechsel auszeichnen, wobei die oxidative Phosphorylierung eine gröĂere Bedeutung innehat. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Proliferation der Karzinomzellen unter OXPHOS-Inhibitoren unterdrĂŒckt wurde. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass die Aufrechterhaltung der oxidativen Phosphorylierung der SchlĂŒsselmechanismus ist, ĂŒber den Autophagie und NĂ€hrstoffversorgung zum Zellwachstum beitragen. Dies stellt einen Widerspruch zur Warburg-Hypothese dar. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen auf, dass der Mechanismus der Autophagie ein therapeutisches Target fĂŒr eine unterstĂŒtzende Therapie im Pankreaskarzinom darstellt, welches in nachfolgenden Arbeiten weiterfĂŒhrend evaluiert werden muss.
Das Porphyrin-Derivat 5,10,15,20-tetra(m-Hydroxyphenyl)chlorin (mTHPC, Temoporfin), in Europa zugelassen unter dem Handelsnamen FoscanÂź, stellt einen der vielversprechendsten Photosensibilisatoren (PS) in der Photodynamischen Therapie (PDT) dar. WĂ€hrend einige Publikationen ĂŒber die AktivitĂ€t von Temoporfin in einzelnen Krebszelllinien in der Fachliteratur erschienen sind, fehlen systematische Studien ĂŒber die Temoporfin-basierte PDT, die mithilfe eines Sets aus mehreren Krebszelllinien durchgefĂŒhrt wurden. In der vorliegenden Dissertation wurden fĂŒnf humane, adhĂ€rente Krebszelllinien aus dem Kopf-Hals-Bereich und weiteren PDT-relevanten Geweben eingesetzt, um die Auslösung von oxidativem Stress und die zugrundeliegenden Zelltodmechanismen der Temoporfin-basierten PDT in vitro zu untersuchen. DafĂŒr wurde zunĂ€chst die ViabilitĂ€t der Zellen nach Temoporfin-Behandlung (0,001â5,0 ”mol/L) und Bestrahlung mit einer LED-basierter Apparatur (0,2â5,5 J/cm2) im MTT-Test ermittelt und Konzentrations-Wirkungskurven zur Bestimmung von IC50- und IC90-Werten aufgenommen. Zur Untersuchung und zum Vergleich der Zelltodmechanismen in den Zelllinien wurden diese anschlieĂend mit Ă€quitoxischen Konzentrationen des Temoporfins behandelt und mit vorrangig mit einer Lichtdosis von 1,8 J/cm2 (vereinzelt auch 3,5 oder 7,0 J/cm2) bestrahlt. Die Analytik der Zellen erfolgte direkt, 6, 24, oder 48 h nach der Bestrahlung. Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation bestĂ€tigen die Auslösung von oxidativem Stress nach der Temoporfin-PDT durch die Detektion eines Totalverlustes des mitochondrialen Membranpotentials (ÎÏm) sowie einer erhöhten Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS). Eine Lipidperoxidation (LPO) sowie die Beteiligung einer Nekrose am Zelltod spielen hingegen in den meisten Zelllinien eine untergeordnete Rolle. Vor allem die ausbleibende Nekrose nach einer hochdosierten PDT mit Temoporfin steht dabei in Kontrast zu den Resultaten vieler publizierter Studien. Als vorherrschender Zelltodmechanismus wurde nach Temoporfin-vermittelter PDT stattdessen ĂŒber eine Phosphatidylserin-Externalisierung, eine Caspase 3-Aktivierung und eine PARP-Spaltung eine Auslösung von Apoptose identifiziert. Zudem kann parallel zur Apoptose eine Autophagie ausgelöst werden bzw. kann diese zunĂ€chst sogar dominieren, bevor sie zu einer Autophagie-assoziierten Apoptose fĂŒhrt. Als Anzeichen der spĂ€ten Phase einer Apoptose ist zudem frĂŒher oder spĂ€ter eine DNA-Fragmentierung nachweisbar, und der Zelltod wird in einigen FĂ€llen von einem Zellzyklusarrest in der G2/M-Phase begleitet.
Neben der Auswertung der Zelltodmechanismen wurde ein weiterer Schwerpunkt der vorliegenden Dissertation auf den Vergleich der Ergebnisse aus verschiedenen, identisch behandelten Zelllinien gelegt. Obwohl die Zellen unter Ă€quitoxischen Bedingungen behandelt wurden und die PDT ĂŒber eine vergleichsweise unspezifische Bildung von ROS wirkt, wurden sehr heterogene Resultate in den unterschiedlichen Zelllinien erhalten. Die vorliegende Untersuchung zeigt deshalb auĂerdem, dass generelle Schlussfolgerungen nach einer PDT eine Analytik in mehreren unterschiedlichen Zelllinien benötigt, um verlĂ€sslich zu sein. Dieser Umstand ist in der Vergangenheit in In-vitro-Studien zur PDT jedoch viel zu hĂ€ufig ignoriert worden.
Die Pt(II)-Komplexe Carboplatin (CBDCA), Cisplatin (CDDP) und Oxaliplatin (1-OHP) werden als Zytostatika in einer Vielzahl chemotherapeutischer Verfahren eingesetzt. In der vorliegenden Dissertation wurden die Pt(II)-Komplexe CBDCA, CDDP, oder 1-OHP in fĂŒnf humanen, adhĂ€renten Krebszelllinien mit einer Temoporfin-basierten PDT kombiniert. Die ZellviabilitĂ€t wurde im MTT-Test bestimmt und synergistische Effekte der Kombination mithilfe der Berechnung von Combination Indices (CI) ermittelt. Synergismus wurde dabei nach einigen Kombinationen, z.B. mit 1-OHP in drei der fĂŒnf getesteten Zelllinien, beobachtet, aber auch antagonistische Effekte wurden fĂŒr einige Kombinationen in bestimmten Zelllinien detektiert. Im Fall einer Synergie wurden erhöhte ROS-Level nachgewiesen, jedoch wurde die Auslösung von Apoptose im Vergleich zu einer Behandlung mit den Pt(II)-Komplexen bzw. der PDT allein dadurch nicht notwendigerweise verstĂ€rkt. Eine Analyse der Zellzyklusverteilung ergab, dass nach kombinierter Behandlung sub-G1-Populationen mit fragmentierter DNA, die fĂŒr eine spĂ€te Phase der Apoptose charakteristisch sind, gebildet werden, und zudem S-Phase und G2/M-Arreste vorliegen.
Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation zeigen, dass eine Behandlung mit einer Temoporfin-basierten PDT das Potential besitzt, einige Typen von Tumorzellen gegenĂŒber Pt(II)-Komplexen, vor allem 1-OHP, zu sensibilisieren und so besser fĂŒr die Tumortherapie zugĂ€nglich zu machen. Das Erreichen synergistischer Effekte hĂ€ngt dabei jedoch in hohem MaĂe vom Ursprungsgewebe und tumorspezifischen Eigenschaften der Zellen ab und es können sogar antagonistische Effekte auftreten.
Die Glutathionperoxidase 1 (GPX1) kann bei einer Ăberexpression in Tumorzellen zu einer Inhibition von Apoptose fĂŒhren, was zum Ăberleben der Tumorzellen beitrĂ€gt. Zudem kann eine erhöhte GPX-AktivitĂ€t zu einer Resistenzentwicklung gegenĂŒber oxidativen SchĂ€den beitragen, was den Tumor z.B. vor Chemotherapeutika schĂŒtzen kann. Potential in der Tumortherapie besitzen deshalb GPX-Inhibitoren, die einer Ăberexpression der GPX1 durch Verringerung der GesamtaktivitĂ€t entgegenÂŹwirken. In Kombination mit Chemotherapeutika fĂŒhrten GPX-Inhibitoren so bereits zu einer Re-Sensibilisierung Zytostatika-resistenter Zelllinien. In der vorliegenden Dissertation wurde eine Kombination der GPX-Inhibitoren 9-Chlor-6-ethyl-6H-[1,2,3,4,5]pentathiepino[6,7-b]indol (CEPI), ein kĂŒrzlich synthetisiertes trizyklisches Pentathiepin, oder MercaptobernsteinsĂ€ure (MBS), der klassische Inhibitor der GPX in vielen veröffentlichten Studien, mit einer Temoporfin-PDT eingesetzt, um durch die Blockierung eines effektiven Abbauweges fĂŒr H2O2 eine vermehrte Akkumulation von ROS zu erzeugen und so den phototoxischen Effekt des Temoporfins zu verstĂ€rken. Synergismus wurde dabei nach Kombination mit beiden GPX-Inhibitoren, jedoch nicht in allen fĂŒnf Zelllinien, beobachtet. Auf der anderen Seite wurden mit beiden Inhibitoren auch antagonistische Effekte in bestimmten Zelllinien detektiert. Die ROS-Level konnten nach kombinierter Behandlung mit CEPI, nicht jedoch mit MBS, in einigen Zelllinien gesteigert werden, was darauf hindeutet, dass die Inhibition der GPX durch CEPI tatsĂ€chlich zu einer zusĂ€tzlichen Akkumulation von ROS fĂŒhrt. Beide Inhibitoren erzeugen allein keine Steigerung der ROS-Spiegel. Ăberraschenderweise wurde eine vermehrte Apoptoseauslösung anschlieĂend jedoch nach Kombination mit beiden GPX-Inhibitoren in allen untersuchten Zelllinien erreicht, was darauf schlieĂen lĂ€sst, dass weitere Faktoren die Induktion von Apoptose fördern, z.B. eine Autophagie-assoziierter Zelltodmechanismus oder eine Ferroptose, die durch LPO nach Verlust der GPX4-AktivitĂ€t eingeleitet wird. Die erhöhte Apoptoseauslösung wurde zudem in der Zellzyklusanalyse bestĂ€tigt, in der nach kombinierter Behandlung mit beiden GPX1-Inhibitoren erhöhte Anteile apoptotischer sub-G1-FrakÂŹtionen mit fragmentierter DNA nachweisbar waren. Zudem wurde die DNA-Fragmentierung nach Kombination mit MBS von einem gesteigerten G2/M-Arrest begleitet.
Die Ergebnisse der vorliegenden Dissertation zeigen, dass eine Kombination von Inhibitoren der GPX mit einer Temoporfin-basierten PDT zu synergistischen Effekten fĂŒhren kann, wodurch eine VerstĂ€rkung der PhototoxizitĂ€t möglich ist. Da die Inhibitoren in nicht-toxischen Konzentrationen eingesetzt werden, werden zudem keine zusĂ€tzlichen Nebenwirkungen erwartet. Der Erfolg des kombinierten Ansatzes hĂ€ngt dabei jedoch in hohem MaĂe vom Ursprungsgewebe und tumorspezifischen Eigenschaften der Zellen ab, aber auch antagonistische Effekte können auftreten.