Doctoral Thesis
In dieser Dissertation wurde die Biographie des Hochschulprofessors Rolf Hey zur VervollstĂ€ndigung der Geschichte der Rechtsmedizin und der Medizinischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Greifswald erarbeitet. Im Kontext der damaligen politischen und sozialen VerhĂ€ltnisse erfolgt die Darstellung seiner persönlichen Entwicklung sowie seiner akademischen Laufbahn und wissenschaftlichen Bedeutung fĂŒr sein Fachgebiet. Schwerpunkt ist hierbei sein Wirken als Ordinarius und Direktor des Instituts fĂŒr Gerichtliche und Soziale Medizin an den UniversitĂ€ten Greifswald und Frankfurt am Main, wo er jeweils die Stellung der Gerichtlichen Medizin als universitĂ€re Einrichtung festigen konnte. Hey erreichte neben einer baulichen und personellen Erweiterung auch die Anhebung des wissenschaftlichen Spektrums in Forschung und Lehre, so dass beide Institute das damalige wissenschaftliche Niveau der Gerichtlichen Medizin reprĂ€sentieren konnten. Neben der klassischen gerichtsĂ€rztlichen Arbeit beschĂ€ftigte sich Hey besonders mit der Sozialen Medizin, der Alkoholbestimmung im Blut und der Blutgruppenforschung. MaĂgeblich fĂŒr Hey's zukĂŒnftiges Ansehen sollte sein opportunistisches Verhalten mit dem Beginn des Dritten Reiches werden. Rolf Hey gehörte zu den Greifswalder Professoren, die sich offen zum Nationalsozialismus bekannten. Er trat 1933 u.a. der NSDAP und SA bei und wurde Mitglied am Erbgesundheitsobergericht Stettin. In der Publikation 'Kampf gegen die Minderwertigkeit' von 1934 lieĂ sich sein geistiger Wandel von seinen bisher vertretenen, positiven Ansichten ĂŒber die Soziale Medizin hin zur menschenverachtenden, nationalsozialistischen Rassenpolitik nachvollziehen. Insgesamt scheint seine Sympathie fĂŒr den Nationalsozialismus in seinem Idealismus begrĂŒndet, die Gesellschaft in ihren sozialen Strukturen verbessern zu wollen. AusfĂŒhrlich diskutiert wird jedoch ein Wandel seiner politischen Einstellung nach dem Röhm-Putsch 1934, wo sich fĂŒr Hey die unhaltbare BrutalitĂ€t und Grausamkeit des Systems gezeigt hatte, von der er sich distanzieren wollte. Infolge dessen war er nach seiner Berufung nach Frankfurt am Main auffĂ€llig zurĂŒckhaltend mit politischer Agitation und nationalsozialistischen ĂuĂerungen. Möglicherweise hatte sich Hey fĂŒr eine Art der "inneren Emigration" entschieden, um sich und seine Familie nicht zu gefĂ€hrden. Eine definitive Aussage ĂŒber Hey's Einstellung verbleibt aber in einer Grauzone zwischen seiner Sympathie fĂŒr den Nationalsozialismus, EnttĂ€uschung ĂŒber dessen Entwicklung in der Praxis und vielleicht auch moralischer Bedenken.