Doctoral Thesis
Im Rahmen von Kosteneinsparung und QualitĂ€tssicherung werden auch in der KieferorthopĂ€die immer hĂ€ufiger Indikationssysteme zur Beurteilung der BehandlungsbedĂŒrftigkeit und des Behandlungserfolges herangezogen - wie in Deutschland derzeitig die âKieferorthopĂ€dischen Indikationsgruppen" (KIG). Diese setzen eine objektive Bewertung der ihnen zugrunde liegenden Dysgnathiesymptome voraus. In der vorliegenden Untersuchung sollte erörtert werden, wie gut die Befunde mehrerer Untersucher bei der Erhebung unterschiedlicher Dysgnathiesymptome und die Einstufung in die âKIG" ĂŒbereinstimmen. Bei 180 erwachsenen Probanden (64 mĂ€nnlich, 116 weiblich, im Alter von 20-49 Jahren) aus der populationsbasierten Study of Health in Pomerania (SHIP) wurden von kalibrierten Untersuchern kieferorthopĂ€dische Dysgnathiesymptome klinisch und am Modell erhoben. Die klinische Untersuchung erfolgte durch eine erfahrene KieferorthopĂ€din, die Modellanalyse ebenfalls durch eine kieferorthopĂ€disch erfahrene Untersucherin. FĂŒr einen inter- und intra-individuellen Modelluntersuchervergleich werteten zwei kieferorthopĂ€disch unterschiedlich erfahrene Untersucher 60 der 180 Modelle (29 mĂ€nnlich, 31 weiblich) zusĂ€tzlich aus. Die gefundenen Untersucherunterschiede fielen abhĂ€ngig von dem jeweils erhobenen Symptom unterschiedlich groĂ aus: Engstand bzw. Kontaktpunktabweichung zeigten eine geringe Ăbereinstimmung, wohingegen die Symptome Kreuzbiss, Kopfbiss, Tiefbiss und die sagittale Stufe deutlich bessere Ăbereinstimmungen aufwiesen. Der Vergleich zwischen der klinischen Untersuchung und der Modelluntersuche (kappa-Median 0,47) wies die gröĂten Untersucherunterschiede auf. Im Modelluntersuchervergleich traten bei dem kieferorthopĂ€disch unerfahrenen Untersucher gröĂere Unterschiede (kappa-Median 0,61 und 0,62) auf, als beim Vergleich der kieferorthopĂ€disch erfahrenen Untersucher untereinander (kappa-Median 0,70). Der Intra-Observer Vergleich zeigte die geringsten Untersucherunterschiede (kappa-Median 0,82). Auch bei der Einstufung von Probanden in die KieferorthopĂ€dischen Indikationsgruppen erfolgten unterschiedliche Einteilungen in KIG-FĂ€lle und Non-KIG-FĂ€lle (Beim Vergleich Klinik-Modell wurden 17,6% der Probanden unterschiedlich bewertet) Unterschiedliche Erhebungsmethoden (Klinik/Modell) bei der Erhebung von Dysgnathiesymptomen durch mehrere Untersucher sowie kieferorthopĂ€disch unerfahrene Untersucher können einen ungĂŒnstigen Einfluss auf die UntersucherĂŒbereinstimmung haben.