Doctoral Thesis
Refine
Year of publication
Document Type
- Doctoral Thesis (10) (remove)
Keywords
- Psychiatrie (10) (remove)
Institute
Mit der Zielstellung einem Ărztemangel im nervenheilkundlichen Fachbereich entgegenzutreten ist die Ermittlung von PrĂ€diktoren zur Vorhersage eines spezifischen Berufswunsches (einer SpezialisierungsprĂ€ferenz) eines Medizinstudierenden von Interesse. Weiterhin erscheint es sinnvoll auch gerade die frĂŒhen praktischen KontaktflĂ€chen zwischen Fachbereich und Medizinstudierendem
auf ihre Wahrnehmung zu betrachten. Gemeinsames Ziel der kumulativen Arbeiten war die Analyse von Angaben aus
studentischer Sicht zur spÀteren Fachbereichswahl in Neurologie und / oder Psychiatrie / Psychosomatik und im Bereich der Psychiatrie zu ersten Erfahrungen im
Pflegepraktikum. Es galt Aussagen zu PrÀdiktoren und Wahrnehmung zu treffen.
Being the victim of traumatizing events has consequences that can lead to wellknown mental disorders, such as depression. However, newest studies show that these events do not only affect the victimsâ behavior, but also the expression levels of specific genes in their blood and in their brain. Latest research discovered little pieces of RNA in the cells that were long thought to be genetic junk. Nevertheless, these so-called miRNAs can regulate the expression of multiple genes, thus modulating metabolism and cell functioning. The aim of this study was to see if childhood traumatization led to a set of differentially expressed miRNA profiles in the peripheral blood. For this, we used subjects from the SHIP trend cohort, who had previously answered various questionnaires, among them the Childhood Trauma Questionnaire and the Patients Health Questionnaire-9 and analyzed the miRNAs in their blood to find out whether there was an association between the score and the dysregulation of certain miRNAs. Furthermore, we selected 5 different independent variables: PHQ-trend, CTQ score, as well as its subscales Abuse and Neglect, and Major Depressive Disorder lifetime prevalence. The analyses showed a set of up- or downregulated miRNAs in the blood. In a second step, we tried to replicate our results comparing them to results in the literature. Some of the significantly dysregulated miRNAs had previously been described as key players in the pathogenesis of MDD, a few even displaying similar results to ours. The next step was to see if the significant miRNAs had common target genes and if these had been described in the literature as having an influence on MDD, showing positive results. One last step was to see if there were also common biological pathways that were modulated by the differentially expressed miRNA. This analysis did not show promising results since there were almost no brain pathways among the results. For future studies, it will be necessary to validate our results using a clinical sample, such as GANI_MED, where the prevalence of childhood traumatization, as well as MDD, is much higher. By doing this, new possibilities of trauma treatment through modulation of epigenetic pathways could arise. If childhood traumatization leads to a set of dysregulated miRNAs that can end in a positive diagnosis of MDD in adulthood, what effects could have a targeted miRNA therapy on the pathogenesis of these psychiatric disorders?
Psychiatric disorders are highly heritable. But the underlying molecular mechanisms are largely unknown or not understood. For many disorders, candidate genes have been proposed which are biologically driven or based on large GWAS studies. In this work different approaches were shown to investigate the impact of genetic risk factors for major psychiatric disorders in the general population. These genetic risk variants include single nucleotide polymorphisms associated with schizophrenia or major depression and were analyzed using the whole-genome information in polygenic scores or candidate marker analysis in GxE studies. Genetic data from SHIP-0 and SHIP-TREND have been used to calculate a polygenic risk score for schizophrenia. Here, the association between this genetic score and brain alterations is shown in three independent samples (SHIP-2, SHIP-TREND and BIG) which revealed no hint of a common genetic basis for schizophrenia and brain structure. These results are in line with other studies that also failed to find a genetic overlap. The same polygenic scores had been used in a PHEWAS analysis in SHIP-0 where an inverse association to migraine was found. This association could be attributed to the NMDA receptor activation via D-serine at the glutamatergic synapse. To assess the impact of environmental factors on the path from genes to phenotype, gene-environment interactions were applied. A significant interaction could be observed between rs7305115 (TPH2) and rs25531 (5-HTTLPR) and childhood abuse on current depression score in SHIP-LEGEND and SHIP-TREND. In summary, genetic variants associated with major psychiatric disorders can exhibit pleiotropic effects on common phenotypes in the general population.
Ziel der Studie: Untersucht wurde, welchen Einfluss der Wechsel von einem VergĂŒtungssystem mit PflegesĂ€tzen zu einem Regionalbudget auf die Behandlung ausĂŒbt. Methodik: Es wurden Routinedaten zweier Kliniken ĂŒber 10 Jahre ausgewertet. Ergebnis: Nach dem Wechsel fand die Behandlung vermehrt tagesklinisch und ambulant statt. Schlussfolgerung: Der VergĂŒtungssystemwechsel war Ursache der VerĂ€nderung. Da sich Ă€hnliche Effekte auch bei einer Umstellung vom PEPP auf das Regionalbudget erwarten lassen, ist das regionale Budget eine sinnvolle Alternative zum pauschalierenden Entgeltsystem.
Die vorliegende Arbeit berichtet ĂŒber die Probleme psychisch kranker und sehr junger Eltern. Die Herausforderung, die die Elternschaft ohnehin mit sich bringt, ist unter diesen UmstĂ€nden noch gröĂer. Damit es eine zu bewĂ€ltigende Herausforderung bleibt und nicht zu einem unĂŒberwindbaren Problem mit negativen Folgen fĂŒr die Entwicklung des Kindes und der Eltern wird, ist es notwendig, frĂŒhzeitig und prĂ€ventiv zu handeln. Die Gruppe dieser Eltern benötigt passgenaue und individuelle Interventionen mit möglichst niedrigschwelligen ZugĂ€ngen. Dies scheint innerhalb des Modellprojekts " Chancen fĂŒr Kinder psychisch kranker undâoder suchtbelasteter Eltern" gelungen zu sein. In die Untersuchungen sind zum ersten Erhebungszeitpunkt 117 MĂŒtter mit ihren 142 Kindern einbezogen worden. 44,4% der MĂŒtter gelten als jugendliche MĂŒtter. ZusĂ€tzlich wurde eine Referenzgruppe aus 37 gesunden MĂŒttern mit ihren 41 Kindern betrachtet. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt konnten die Daten von insgesamt 69 (n=31 jugendliche und n=38 erwachsene) MĂŒtter berĂŒcksichtigt werden. Bei der Auswertung der gewonnenen Ergebnisse zeigt sich, dass es aus Sicht der Kinder gelungen ist, primĂ€r prĂ€ventiv zu arbeiten, auch wenn diese bereits deutlich auffĂ€lliger sind, als die Kinder der Vergleichsgruppe. Die Daten weisen zudem darauf hin, dass auch sechs Monate nach Interventionsbeginn keine gestiegenen VerhaltensauffĂ€lligkeiten bei den Kindern beschrieben werden, sondern sogar weniger AuffĂ€lligkeiten zu finden sind. FĂŒr die Ausgangslage der untersuchten MĂŒtter gilt, dass beide Interventionsgruppen (jugendliche und erwachsene MĂŒtter) von starker psychischer Symptomatik und psychosozialen Belastungen berichten. Unterschiede zwischen den Gruppen zeigen sich vor allem bei den psychosozialen Bedingungen, wĂ€hrend die psychopathologische Situation sich kaum unterscheidet. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt sind die psychosozialen Belastungen und die psychopathologische aktuelle Symptomatik in beiden Interventionsgruppen erheblich gesunken. Wie erwartet profitieren vor allem jugendliche MĂŒtter und berichten deutlich weniger aktuelle Symptombelastung und elterliche Belastungen, wĂ€hrend gleichzeitig mehr soziale UnterstĂŒtzung wahrgenommen wird. Erwachsene MĂŒtter hingegen schildern zum zweiten Erhebungszeitpunkt deutlich weniger Problemen der FamilienfunktionalitĂ€t. Die Teilnehmerinnen beider Interventionsgruppen berichten zudem von hĂ€ufigen Kontakten sowohl zum medizinischen als auch zum Jugendhilfesektor. Bei jugendlichen MĂŒttern kann allerdings ein stĂ€rkeres Inanspruchnahmeverhalten festgestellt werden. Die Versorgungszufriedenheit ist gegeben, wenngleich erwachsene MĂŒtter zufriedener sind als jugendliche MĂŒtter. Eine Ausnahme stellt die psychiatrischeâpsychologische Hilfe dar. Diese wurde im Vorfeld des Projektes nur von wenigen Betroffenen in Anspruch genommen. Hinsichtlich der Vernetzung der Institutionen der verschiedenen Segmente werden die Kooperationen eher als nicht zufriedenstellend und wenig regelmĂ€Ăig beschrieben. RegelmĂ€Ăigkeit in den Kontakten ist jedoch mit einer höher Zufriedenheit verbunden. Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen, das gemÀà der Definition des Wissenschaftlichen Beirats des Nationalen Zentrums das Ziel "FrĂŒher Hilfen", nĂ€mlich die frĂŒhzeitige und nachhaltige Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft, mit dem Modellprojekt "Chancen fĂŒr Kinder psychisch kranker undâoder suchtbelasteter Familien" entsprochen worden ist und die Umsetzung dieses Zieles gut gelungen ist. Die Ergebnisse stellen zudem ein ermutigendes Signal dar, Projekte dieser Art weiter zu fördern. Ein Ăbergang in die Regelfinanzierung muss ein langfristiges Ziel sein, da sowohl von der EffektivitĂ€t passgenauer Interventionen aber auch von einem erheblichen Bedarf fĂŒr diese ausgegangen werden kann. FĂŒr ein interdisziplinĂ€res Vorgehen stellt das Modellprojekt ein gutes Beispiel dar, auch wenn noch viele Fragen offen sind und neue Schwierigkeiten aufgedeckt wurden.
Die Bedeutung emotionaler VorgĂ€nge fĂŒr das Auftreten psychischer wie physischer Störungen ist ein lange und viel diskutiertes Thema. Das Konzept der Alexithymie (wörtlich ĂŒbersetzbar mit âkeine Worte fĂŒr GefĂŒhleâ) bietet eine Möglichkeit, Zugang zu diesem Problemkreis zu finden. Neben der Erforschung von psychischen und sozialen Merkmalen des Alexithymiekonzeptes, der Formulierung von Behandlungskonzepten und der Darstellung von ZusammenhĂ€ngen mit psychischen und physischen Störungen, gelangte die Frage nach den neurophysiologischen HintergrĂŒnden der Alexithymie ins Blickfeld des Interesses. Verschiedene Autoren diskutieren EinschrĂ€nkungen des interhemisphĂ€rischen Informationsaustausches und eine rechtshemisphĂ€rische Funktionsminderung als der Alexithymie zugrunde liegend. Neure Arbeiten bringen darĂŒber hinaus eine Hypofunktion des rechten vorderen zingulĂ€ren Kortex sowie verstĂ€rkte inhibitorische VorgĂ€nge mit der Alexithymie in Verbindung. Mit dieser Arbeit sollten neurophysiologische Korrelate der Alexithymie unter Nutzung der transkraniellen Magnetstimulation dargestellt werden. Bei der transkraniellen Magnetstimulation handelt es sich um ein einfach anwendbares, neurophysiologisches Verfahren, dass eine schmerzlose und gezielte Reizung von Gehirnarealen möglich macht. Bezogen auf die Alexithymie sollten die Hypothesen eines eingeschrĂ€nkten interhemisphĂ€rischen Transfers und einer EinschrĂ€nkung der rechtshemisphĂ€rischen Funktion durch Erhebung der motorischen Ruheschwelle, der Dauer der transkallosalen Inhibition sowie der transkallosalen Transferzeit ĂŒberprĂŒft werden. Im Vorfeld der Studie erfolgte ein Screening auf alexithyme Merkmale mittels TAS-20 unter Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-UniversitĂ€t Greifswald. Es wurden 878 auswertbare Fragebögen erhalten. Insgesamt nahmen 20 alexithyme und 42 nichtalexithyme Probanden an der Studie teil (31 Frauen und 31 MĂ€nner). Neben der Alexithymie und allgemeinen soziodemographischen Daten wurden verschiedene Persönlichkeitsdimensionen (Neo-FFI) sowie die allgemeine psychische Belastung erhoben (GSI-Wert des SCL-90). Als Ergebnis konnte varianzanalytisch ein signifikanter Einfluss der Alexithymie sowie der Interaktion von Alexithymie und Geschlecht auf den links-rechts Transfer gezeigt werden. Keine der anderen einbezogenen GröĂen zeigte einen solchen Einfluss. DarĂŒber hinaus bestand bei alexithymen MĂ€nnern im Vergleich zu nichtalexithymen MĂ€nnern eine signifikant niedrigere Transferzeit des links-rechts Transfers. FĂŒr den Faktor 2 der TAS-20 (Schwierigkeit bei der Beschreibung von GefĂŒhlen) konnte ein signifikanter Einfluss auf die Dauer der transkallosalen Inhibition in der rechten HemisphĂ€re festgestellt werden. DarĂŒber hinaus korrelierte der Faktor 2 signifikant und positiv mit der Dauer der transkallosalen Inhibition in der rechten HemisphĂ€re. Keine der zur motorischen Schwelle aufgestellten Hypothesen konnte bestĂ€tigt werden. Die in Bezug auf die Dauer der transkallosalen Inhibition und die transkallosale Transferzeit gefundenen Ergebnisse wurden im Sinne rechtshemisphĂ€risch verstĂ€rkter inhibitorischer VorgĂ€nge gewertet und im Zusammenhang mit den Hypothesen einer rechtshemisphĂ€rischen Hypofunktion sowie EinschrĂ€nkung des interhemisphĂ€rischen Transfers bei Alexithymie diskutiert. Verbindungen zu postulierten FunktionseinschrĂ€nkungen des rechten zingulĂ€ren Kortex bei Alexithymie wurden aufgezeigt. DarĂŒber hinaus erfolgte eine Einordnung in die von Garcia-Toro fĂŒr affektive Störungen formulierte âneuronalen Kurzschlusshypotheseâ.
Theoretischer Hintergrund: Bei High Utilisern oder Heavy Usern handelt es sich um eine Patientengruppe, die eine erhöhte Inanspruchnahme insbesondere stationĂ€rer Leistungen im psychiatrischen Gesundheitssystem aufweist und damit einen bedeutsamen Kostenfaktor darstellt. Seit ĂŒber 20 Jahren werden Analysen zu Unterschieden im Erleben und Verhalten der Menschen aus den neuen bzw. alten BundeslĂ€ndern publiziert. Entgegen der anfĂ€nglichen Erwartung zeigte sich ĂŒberwiegend, dass Ostdeutsche nicht stĂ€rker von psychischen Beschwerden betroffen sind als Westdeutsche. Obschon das PhĂ€nomen der High Utilisation bereits seit den 1980er Jahren wissenschaftlich untersucht wird, liegen bisher keine Studien zu Ost-West-Differenzen bei Heavy Usern vor. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Arbeit war daher zu ergrĂŒnden, ob und inwiefern sich Unterschiede zwischen ostdeutschen und westdeutschen High Utilisern in der Inanspruchnahme stationĂ€rer Leistungen, der allgemeinen und spezifischen Psychopathologie, der psychosozialen FunktionsfĂ€higkeit, der LebensqualitĂ€t, im subjektiven Gesundheitszustand sowie in den BedĂŒrfnissen zeigen. Methodisches Vorgehen: Die Daten der vorliegenden Arbeit entstammen der multizentrischen NODPAM-Studie. Insgesamt gingen 350 Probanden aus den vier Klinikstandorten Ravensburg, Regensburg, Stralsund und Ulm in die Ost-West-Analyse ein. Diese waren durchschnittlich knapp 42 Jahre alt, etwa zur HĂ€lfte weiblich und litten zu 58% primĂ€r unter einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis sowie zu 37% unter einer primĂ€r affektiven Störung. Als Erhebungsinstrumente dienten das Camberwell Assessment of Need, die Brief Psychiatric Rating Scale, die Hamilton Depression Scale, das Manchester Short Assessment of Quality of Life, der EQ-5D, die Skala zur Erfassung des Funktionsniveaus sowie die Symptom-Checkliste. Die interessierenden Gruppenvergleiche wurden mittels unabhĂ€ngiger t-Tests gerechnet, eine Kontrolle moderierender EinflĂŒsse erfolgte anschlieĂend durch die Berechnung logistischer Regressionsanalysen. Ergebnisse: Es zeigten sich insgesamt signifikante Ost-West-Differenzen. WĂ€hrend die westdeutschen High Utiliser lĂ€ngere stationĂ€re Aufenthalte aufwiesen, wurden die ostdeutschen Heavy User hĂ€ufiger stationĂ€r behandelt. Lediglich hinsichtlich der kumulierten Liegedauer zeigten sich nach BerĂŒcksichtigung moderierender Faktoren keine Differenzen mehr. DarĂŒber hinaus waren die ostdeutschen High Utiliser psychisch deutlich schwerer belastet sowie depressiver, Ă€ngstlicher, phobischer, unsicherer im Sozialkontakt, stĂ€rker von somatoformen Symptomen betroffen, zwanghafter, aggressiver, in einem geringeren AusmaĂ psychosozial funktionsfĂ€hig sowie unzufriedener mit ihrer LebensqualitĂ€t und ihrem subjektiven Gesundheitszustand, auĂerdem berichteten sie mehr unerfĂŒllte BedĂŒrfnisse in relevanten Lebensbereichen. Lediglich im Bereich schizophrener Positivsymptomatik und in der Anzahl erfĂŒllter BedĂŒrfnisse konnten nach Kontrolle moderierender EinflĂŒsse keine Ost-West-Differenzen mehr gefunden werden. Diskussion: Die gefundenen Differenzen fĂŒhren zu dem Schluss, dass ost- und westdeutsche Heavy User nicht der gleichen Population entstammen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der psychiatrischen Versorgung in den neuen und den alten BundeslĂ€ndern diskutiert. Es ist davon auszugehen, dass die mangelhafte ambulante und komplementĂ€re Versorgung in Ostdeutschland in eine stationĂ€re Kompensation mĂŒndet, die High Utilisation strukturell befördert.
Ziel der Studie war die Bestimmung der HĂ€ufigkeit und des AusmaĂes von dissoziativen Störungen, der KomorbiditĂ€t und der assoziierten Psychopathologie von stationĂ€r psychiatrischen Patienten. Methode: Wir untersuchten konsekutiv 111 psychiatrische Patienten, die auf die Psychotherapiestation einer UniversitĂ€tsklinik innerhalb von 12 Monaten aufgenommen wurden. Die Studie wurde sowohl mit Selbstbeurteilungsinstrumenten (u.a. Dissociative Experiences Scale (DES) und deren deutsche Version Fragebogen fĂŒr Dissoziative Symptome (FDS)) als auch mit einem standardisiertem diagnostischen Interview (CIDI) durchgefĂŒhrt. Ergebnisse: Bei 30 (27%) von 111 Patienten wurde eine dissoziative Störung mit Hilfe des CIDI diagnostiziert. Die Behandler diagnostizierten nur 16 (14%). Im Durchschnitt hatten alle 30 2,2 zusĂ€tzliche psychiatrische Diagnosen, als hĂ€ufigste eine Angststörung (65%), an zweiter Stelle eine affektive Störung (62%). Der von Patienten mit dissoziativen Störungen erreichte mittlere FDS-Score war 16.1, andere psychiatrische Patienten erreichten 8.3 . Daneben gab es nur wenige signifikante Unterschiede bei der assoziierten Psychopathologie. Zusammenfassung: Patienten mit dissoziativen Störungen erschienen als eine psychopathologisch stark beeintrĂ€chtigte Gruppe wie die anderen psychiatrischen Patienten. Die PrĂ€valenz von dissoziativen Störungen ist in unserer Studie höher als in anderen europĂ€ischen Studien, aber niedriger als in nordamerikanischen Studien. Dissoziative Störungen sind bei deutschen stationĂ€r-psychiatrischen Patienten weit verbreitet. Behandler, die in psychiatrischen Abteilungen tĂ€tig sind, sollten auf diese Störungen achten. Diagnostische Konsequenzen werden erörtert.
Ziel dieser Arbeit war es, die ZusammenhĂ€nge zwischen der Identifikation mit der Gruppe der psychisch Kranken, den eigenen stigmatisierenden Haltungen und der Selbststigmatisierung der Patienten bei Aufnahme in eine psychiatrische Klinik und deren VerĂ€nderung im Verlauf des Aufenthaltes zu untersuchen. Dazu wurden 70 Patienten auf Psychotherapiestationen und in Tageskliniken kurz nach Aufnahme und nach vier Wochen Aufenthalt in der Klinik anhand von Fragebögen befragt. Die Hypothese, dass mit lĂ€ngerer Behandlung eine stĂ€rkere Identifikation mit der Gruppe der psychisch Kranken stattfindet, ĂŒber positive Vergleiche der In-Group gegenĂŒber der Out-Group stigmatisierende Haltungen psychisch Kranken gegenĂŒber abgebaut und Selbststigmatisierung damit verringert werden kann, lieĂ sich nicht bestĂ€tigen. Stattdessen zeigte sich, dass mit Dauer der Behandlung die Identifikation mit der Gruppe tendenziell abnahm, die eigenen stigmatisierenden Haltungen eher zunahmen und die Selbststigmatisierung dennoch eher abnahm.
Die erste Hypothese, die besagte, dass sich Patienten mit höheren eigenen stigmatisierenden Haltungen auch stĂ€rker selbst stigmatisieren, wenn sie sich mit der Gruppe der psychisch Kranken identifizieren, lieĂ sich zum Teil bestĂ€tigen, musste aber prĂ€zisiert werden: Patienten, die negativen Stereotypen gegenĂŒber psychisch Kranken zustimmen, stigmatisieren sich selbst stĂ€rker; der Drang nach Abgrenzung von psychisch Kranken hat keinen Einfluss auf die Selbststigmatisierung. Patienten, die sich mit der Gruppe der psychisch Kranken identifi-zieren, stigmatisieren sich stĂ€rker.
Auch die zweite Hypothese, der zufolge sich Patienten mit stĂ€rkeren stigmatisierenden Hal-tungen weniger mit der Gruppe der psychisch Kranken identifizieren, konnte zum Teil bestĂ€-tigt werden, musste jedoch ebenso prĂ€zisiert werden: Patienten, deren stigmatisierende Hal-tungen sich im Wunsch nach Abgrenzung von anderen psychisch Kranken Ă€uĂern, identifizie-ren sich weniger mit der Gruppe der psychisch Kranken. Ob die Patienten gĂ€ngigen negati-ven Stereotypen ĂŒber psychisch Kranke zustimmen, beeinflusst nicht ihre Identifikation mit der Gruppe.
Die dritte Hypothese, die besagt, dass die Identifikation mit der Gruppe der psychisch Kran-ken ĂŒber einen vierwöchigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik zunimmt, lieĂ sich nicht bestĂ€tigen. Die Identifikation mit der Gruppe nahm tendenziell eher ab, bei Patienten mit ein bis fĂŒnf Voraufenthalten signifikant ab.
Die vierte Hypothese, nach der eine erhöhte Gruppenidentifikation einen negativen Einfluss auf das eigene Stigma hat, die stigmatisierenden Haltungen gegenĂŒber psychisch Kranken im Verlauf abnehmen und damit auch die Selbststigmatisierung abnimmt, lieĂ sich ebenso teil-weise bestĂ€tigen, doch auch hier muss differenziert werden: Patienten, die sich weniger mit der Gruppe der psychisch Kranken identifizieren, haben einen höheren Drang nach Abgren-zung von psychisch Kranken. Dies beeinflusst nicht, ob sie negativen Stereotypen ĂŒber psy-chisch Kranke zustimmen. Die soziale Distanz, der Drang nach Abgrenzung von psychisch Kranken, nimmt im Verlauf zu; die Zustimmung zu negativen Stereotypen Ă€ndert sich unwe-sentlich. Die Selbststigmatisierung nimmt eher ab, bei Patienten mit ein bis fĂŒnf Voraufenthal-ten signifikant ab. Die VerĂ€nderung der Zustimmung zu negativen Stereotypen korreliert mit der Zunahme der Selbststigmatisierung, obwohl die Zustimmung zu negativen Stereotypen nicht signifikant zunimmt.
Eine entstigmatisierende Wirkung ist durch das therapeutische Milieu im stationĂ€ren und teil-stationĂ€ren Bereich also nicht eindeutig zu verzeichnen. Vielmehr zeigt sich, dass der Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik Abgrenzungsprozesse gegenĂŒber anderen Betroffenen in Gang setzt, die eine Zunahme von Selbststigmatisierung verhindern können.
Adjuvante Poetry-Therapie in der Psychiatrie : eine Analyse von 50 Poetry-Gruppentherapiesitzungen
(2015)
Problem: In dieser Doktorarbeit werden 50 protokollierte Gruppentherapiestunden in der Psychiatrie aus den Jahren 1985 bis 1987 von SCHRĂDER (unveröff.), in denen Poetry-Therapie (PT) angewendet wird, in mehreren Ebenen analysiert. Methode: Die ersten 25 PT-Gruppenstunden werden in der geschlossenen Psychiatrie, die letzten 25 Stunden in der offenen Psychiatrie durchgefĂŒhrt. Nach dem reihum Vorlesen eines vom Therapeutenteam ausgewĂ€hlten dichterischen Textes folgt ein teils freies, teils vom Gruppentherapeuten strukturiertes GruppengesprĂ€ch ĂŒber den zuvor gelesen Text. WĂ€hrenddessen protokolliert der Gruppentherapeut anfangs schematisch, in spĂ€teren Stunden detailliert das PT-GruppengesprĂ€ch. Der PT-Gruppenstunde schlieĂt sich eine ca. 15minĂŒtige Therapeutenteambesprechung ohne Anwesenheit der Patienten an. In den GesprĂ€chsprotokollen lĂ€sst sich ein regelmĂ€Ăiger PT-GruppengesprĂ€chsverlauf beobachten, der in dieser Arbeit zu der Entwicklung einer FĂŒnf-Phasen-Regel fĂŒhrt: Phase 1: Interpretation des Textes, Phase 2: Bewertung des Textes oder des Protagonisten, Phase 3: Einbringen von eigenen Erlebnissen in Bezug auf Inhalt des Textes, Phase 4: GruppengesprĂ€ch löst sich vom Text, Phase 5: Austausch von Erfahrungen, GefĂŒhlen, Meinungen, Erinnerungen, WĂŒnschen und Hoffnungen unabhĂ€ngig vom Text. Des Weiteren ist bei der Bearbeitung der GesprĂ€chsprotokolle eine Klassifizierung der ausgewĂ€hlten Texte entstanden: in sehr gute, gute, mittelmĂ€Ăige PT-Literatur. Die Einteilung erfolgt anhand von 10 Bewertungskriterien. AbschlieĂend wird mithilfe der statistischen Tests von Kendalls Tau und Goodman und Kruskals Gamma ĂŒberprĂŒft, ob eine Korrelation zwischen der Literaturklassifizierung und der FĂŒnf-Phasen-Regel existiert. Ergebnis: Es werden die einzelnen PT-Texte, die GruppentherapieverlĂ€ufe, die anschlieĂende Teambesprechung sowie tabellarisch das Erreichen der verschiedenen GesprĂ€chsphasen mit GesprĂ€chsauszĂŒgen dargestellt. 75% der sehr gut geeigneten Literatur, 64% der gut geeigneten und 45% der mittelmĂ€Ăig geeigneten Literatur fĂŒhren zu einer guten Entwicklung des GesprĂ€chs (GesprĂ€chsphasen 4 und 5). 25% der sehr guten Literatur, 36% der guten und 54% der mittelmĂ€Ăig geeigneten Literatur fĂŒhren zu gering entwickelten GesprĂ€chen (GesprĂ€chsphasen 2 und 3). Es zeigt sich keine statistisch signifikante Korrelation zwischen angewendeter Literaturklassifizierung und GesprĂ€chsentwicklung nach der FĂŒnf- Phasen-Regel. Diskussion: Eine solche oder Ă€hnliche Einteilung bei angewendeter dichterischer PT findet sich bisher nicht in der Literatur, wohl aber testpsychologische Untersuchungen, die einen Erfolg adjuvanter PT mit verhaltenstherapeutischen Texten in der Behandlung z.B. von Depression, von Panikstörungen und zur Suizidprophylaxe, etc. verzeichnen. Aufgrund von EffektivitĂ€t und Kostenersparnis sollte ĂŒber einen breiteren Gebrauch von adjuvanter Poetry-Therapie in Deutschland nachgedacht werden.