Doctoral Thesis
Refine
Document Type
- Doctoral Thesis (6) (remove)
Language
- German (6)
Has Fulltext
- yes (6)
Is part of the Bibliography
- no (6)
Keywords
- Kohärenzgefühl (6) (remove)
Institute
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Verknüpfung von Moderatoren des Akkulturationsprozesses und psychischer Gesundheit auf Grundlage des Modells von Berry. Im Vordergrund steht die grundsätzliche Frage, wie sich die Moderatoren auf die psychische Verfassung des Migranten auswirken am Beispiel von Spätaussiedlern in Mecklenburg-Vorpommern.
Durchgeführt wurde eine Querschnittsstudie per zweisprachigem Fragebogen. Es kamen die Module Brief Symptom Inventory-53, Gießener Beschwerdebogen-24, Trierer Inventar zum chronischen Stress-12 und die Leipziger Kurzskala des Sense of Coherence Scale (SOC-9) zum Einsatz.
Die befragten Spätaussiedler weisen im Durchschnitt in vielen Skalen überwertige
Belastungen auf. Höhere Werte an Integration korrelieren positiv mit höheren Skalenwerten der psychischen Gesundheit. Die Betrachtung der Akkulturationsstrategien unter den Spätaussiedlern zeigte die Strategie der
Integration als die am häufigsten gewählte, am stärksten war jedoch die Marginalisierung mit psychischer Gesundheit assoziiert.
Insbesondere die gefundenen Zusammenhänge zwischen beruflicher Integration
und Parametern der psychischen Gesundheit sind bemerkenswert. Denkbar wäre, dass das Gewähren einer Präferenz für eine der beiden Kulturen zu einer psychischen Dysbalance führt. Insbesondere im Bereich der Akkulturationsstrategien von Spätaussiedlern sieht der Autor weiteren Forschungsbedarf.
Gesundheit und Lebensqualität im Alter stellen angesichts steigender Kosten im Gesundheitssystem und immer wiederkehrender Debatten über mangelnde Versorgung in Seniorenheimen und Desintegration der älteren Generation eine aktuelle relevante Thematik dar. Vor allem die gesundheitspolitische Bedeutung wird im Zusammenhang mit der steigenden gesellschaftlichen Alterung noch weiter zunehmen. Bei der bisherigen Forschung auf diesem Gebiet lassen sich vor allem Evaluationen der Qualität in der Pflege sowie Studien zu Gesundheit und sozialen Netzwerken mit älteren, aber selbständigen Menschen finden. Studien mit Bewohnern von Seniorenheimen sind vor allem aufgrund der Befragungsschwierigkeiten rar. Noch in weiten Teilen unbeachtet ist auch der Einfluss des Kohärenzgefühls, einem Kernstück des Konzeptes der Salutogenese, sowie die subjektive Bewertung von Gesundheit und Lebenszufriedenheit durch institutionalisiert lebende ältere Menschen. Bei dieser Studie, in der ausschließlich in Seniorenheimen lebende Personen befragt wurden, wurde hypothetisch angenommen, dass das Kohärenzgefühl und die sozialen Netzwerke, in Form von sozialer Integration und sozialer Unterstützung, miteinander korreliert sind und sowohl die Gesundheit als auch die Lebenszufriedenheit positiv beeinflussen. Weiterhin wurde davon ausgegangen, dass das Kohärenzgefühl als Mediatorvariable zwischen den sozialen Netzwerken auf der einen und Gesundheit und Lebenszufriedenheit auf der anderen Seite fungiert. Schließlich wurde auch die Existenz eines signifikanten Einflusses der subjektiv wahrgenommenen Gesundheit auf Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit postuliert. Unter diesen Annahmen wurde mit Hilfe eines Fragebogens aus mehreren modifizierten Messinstrumenten eine Befragung mit 190 Personen zwischen 65 und 102 Jahren aus 20 verschiedenen Seniorenheimen in Einzel-Interviews durchgeführt. Die Auswertung der erhobenen Daten zeigte einen starken Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken und dem Kohärenzgefühl sowie einen hohen Einfluss des Kohärenzgefühls auf die subjektiv wahrgenommene Gesundheit und die Lebenszufriedenheit. Ein direkter Einfluss von sozialer Integration und sozialer Unterstützung konnte nicht nachgewiesen werden, ein Zusammenhang bestand jedoch über das Kohärenzgefühl als Mediatorvariable. Weiterhin konnte ein positiver Einfluss der subjektiv wahrgenommenen Gesundheit auf die Lebenszufriedenheit erhoben werden, während ein Zusammenhang zwischen Kohärenzgefühl und objektiver Gesundheit nicht messbar war.
In Zeiten des demographischen Wandels liegt mit dieser Arbeit eine weitere Analyse im Bereich der gerontologischen Forschung zum erfolgreichen Altern vor. Mit dem Hintergrund des salutogenetischen Modells wurde das körperliche Wohlbefinden in den Fokus der Analyse gestellt. Die Studienteilnehmer*innen waren Teil der Greifswalder Altersstudie „Gesund und bewegt ins Alter“ aus dem Jahr 2006. Die Proband*innen wurden über lokale Medien und Flyer rekrutiert. Insgesamt nahmen 387 Personen im Alter von 57 bis 96 Jahren an der Studie teil.
Die Prüfung der Dimensionalität des Fragebogens zur Erfassung körperlichen Wohlbefindens (FEW-16) ergab mittels explorativer Faktorenanalyse eine Extraktion von drei Faktoren, die 72 Prozent der Gesamtvarianz erklärten. Unter der Vorgabe von vier Faktoren zeigte sich mithilfe der konfirmatorischen Faktorenanalyse eine erklärte Gesamtvarianz von 78 Prozent. Weiterhin war das körperliche Wohlbefinden in der Greifswalder Altersstudie geschlechtsunabhängig und altersabhängig mit geringeren Werten im vierten Lebensalter.
Es erfolgte zudem die empirische Prüfung der Zusammenhänge zwischen körperlichem Wohlbefinden, Kohärenzgefühl und ausgewählten Widerstandsressourcen. Zwischen dem körperlichen Wohlbefinden und dem Kohärenzgefühl konnte ein positiver Zusammenhang nachgewiesen werden. Sowohl das Kohärenzgefühl als auch das körperliche Wohlbefinden zeigten sich ressourcenabhängig. Die Widerstandsressourcen erklärten jeweils 48 Prozent des Kohärenzgefühls und des körperlichen Wohlbefindens. Die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung, das Selbstwertgefühl, die Alltagsaktivitäten, die erwartete soziale Unterstützung, die internale sowie die sozial externale Kontrollüberzeugung zu Krankheit und Gesundheit stellten sich als wichtige Ressourcen heraus. Das Kohärenzgefühl erklärte unter Kontrolle der Ressourcen eine zusätzliche Varianz von fünf Prozent am körperlichen Wohlbefinden. Die Mediatorfunktion des Kohärenzgefühls zwischen den Widerstandsressourcen und dem körperlichem Wohlbefinden konnte ebenso belegt werden. Die Ergebnisse bestätigen die Relevanz des Kohärenzgefühls und verdeutlichen die Notwendigkeit der Förderung des Kohärenzgefühls im Alter mit Hinblick auf das körperliche Wohlbefinden.
Ausgehend von einem salutogenetischen Gesundheitsansatz untersucht die vorliegende Querschnittstudie soziale Netzwerke und soziale Unterstützung älterer Menschen im Vergleich verschiedener Wohnformen. Die salutogenetische Analyse unter gleichzeitiger Einbeziehung dreier relevanter altersgerechter Wohnformen (Eigener Haushalt, Betreutes Wohnen, Altenheim) ist bisher aus der Literatur nicht bekannt. Sie ermöglicht differenziertere Antworten auf folgende Fragestellungen: Was ist entscheidend für ein erfolgreiches Altern und eine hohe Lebensqualität im höheren Lebensalter? Welche komplexen Zusammenhänge zwischen Lebensführung, subjektiver Gesundheit und den sozialen Beziehungsnetzwerken existieren? Wie sind bio-psycho-soziale Ressourcen, das Kohärenzgefühl und der Grad der selbstständigen Lebensführung miteinander verbunden? Mittels eines für diese Untersuchung eigens zusammengestellten und geprüften Fragebogens wurden 159 kognitiv intakte Personen im Alter zwischen 65 und 100 Jahren interviewt, die zu gleichen Anteilen in den drei verschiedenen Wohnformen Eigener Haushalt, Betreutes Wohnen und Altenheim in Frankfurt (Oder) leben. Damit wurden relevante Größen biologischer, psychischer und sozialer Gesundheitskomponenten ermittelt. Die Datenanalyse und Auswertung erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS. Basierend auf diesem Datenmaterial wurden Zusammenhänge zwischen wesentlichen Faktoren, wie allgemeinem Gesundheitszustand, sozialer Unterstützung und Integration, Kohärenzgefühl und Lebenszufriedenheit, erarbeitet und Wechselwirkungen der bio-psycho-sozialen Gesundheit und des Kohärenzgefühls in den einzelnen Wohnformen korrelationsstatistisch analysiert. Hierbei zeigt sich, dass die Wohnform den entscheidenden Einfluss auf die soziale Unterstützung, das soziale Netzwerk, das Kohärenzgefühl und das allgemeine subjektive Wohlbefinden hat. Im Vergleich der drei betrachteten Wohnformen zeigt sich eine deutliche Verringerung der Netzwerkkontakte in der Rangfolge Eigener Haushalt – Betreutes Wohnen – Altenheim. Die Ergebnisse zur Netzwerkanalyse haben den Einfluss der sozialen Netzwerke auf das allgemeine subjektive Wohlbefinden nachgewiesen. Die Auswertung der gewonnenen Daten zeigt die Bedeutung der sozialen Unterstützung für das individuelle Wohlbefinden in allen betrachteten Wohnformen. Zwischen diesen verschiedenen Wohnformen existieren jedoch wesentliche Unterschiede. Zusammenhänge zwischen der sozialen Unterstützung und der psychischen Gesundheit werden deutlich. Besonders bei Probanden des Betreuten Wohnens und des Altenheims führen negative Veränderungen der sozialen Unterstützung zu somatopsychischen Defiziten. Bei im Eigenen Haushalt lebenden Personen werden diese Veränderungen durch die Kontaktvielfalt besser kompensiert und bleiben daher im Wesentlichen ohne entscheidende Auswirkungen. Die signifikante Korrelation zwischen subjektivem Alter und sozialer Unterstützung zeigt die wesentliche Bedeutung letzterer für ein erfolgreiches, sinnerfülltes Altern. Wohnformunabhängig gilt die Aussage, dass Menschen, die gut in ein soziales Netzwerk integriert sind, und Personen, die eine gute soziale Unterstützung erhalten, eine höhere Lebenszufriedenheit besitzen. Die Resultate der durchgeführten Diskriminanzanalyse, wonach das Betreute Wohnen im Gegensatz zum Altenheim ein konsistentes soziales Eingebundensein ermöglicht, weisen auf einen wesentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Wohnformen hin. Eine Prognose zum Grad der selbstständigen Lebensführung gelingt mittels sozialer Kriterien besser als auf der Basis somatopsychischer Faktoren. Das Kohärenzgefühl als Coping-Ressource erweist sich als geeignete Mediatorvariable. Aufgrund dieser Ergebnisse erscheint das Betreute Wohnen als eine seniorengeeignete Wohnform, die wichtigen Bedürfnissen älterer Menschen gerecht wird. Wird das zentrale Motto des Betreuten Wohnens „so viel Selbstständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig“ in den einzelnen Einrichtungen auch umgesetzt, so wird sich das letztendlich auch in hohen somatopsychischen Ressourcen der Bewohner widerspiegeln.
Das Kohärenzgefühl im höheren Lebensalter -Entwicklung und Validierung eines Messinstrumentes-
(2018)
In unserer Gesellschaft vollzieht sich ein demografischer Wandel, der zu einer zunehmend alternden Bevölkerung führt. Dies erfordert, Menschen höheren Lebensalters vermehrt in den Fokus von Forschung und Medizin zu rücken, einem Anspruch, dem die vorliegende Arbeit gerecht werden möchte. Zielsetzung war die Entwicklung eines auf das von Antonovsky begründeten Konzeptes der Salutogenese ausgerichteten Messinstrumentes, zur Erfassung des Kohärenzgefühls im höheren Lebensalter. Die neue Skala sollte einerseits die testspezifischen Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität erfüllen, gleichzeitig aber auch forschungsökonomischen Prinzipien gerecht werden und das vor dem Hintergrund einer zielgruppenorientierten Ausrichtung.
Die Fragebogenentwicklung vollzog sich in mehreren Teilschritten. Als Einstieg diente eine explorative Vorstudie in Form von Gruppendiskussionen, die der Itemgenerierung diente. Hieraus entstand ein Pool von 90 Items, der im Anschluss einer Expertenbefragung hinsichtlich seiner Eignung für den Fragebogen unterzogen wurde. Als Resultat entstand eine 30 Items umfassende Sammlung, in der jede SOC-Komponente quantitativ gleich vertreten war. Diese wurde einer Gruppe von sechs Probanden zur Testung auf Verständlichkeit zugeführt. In der Folge wurde ein Item umformuliert, die anderen konnten unverändert in die vorläufige Fragebogenversion, Meine Lebensorientierung, übernommen werden. Diese wurde, eingebettet in eine umfangreiche Fragebogenbatterie, im Rahmen der Greifswalder Studie zur Lebensorientierung im Alter, im Oktober 2011 in drei Kleinstädten in Norddeutschland eingesetzt. Im Anschluss fand die statistische Datenauswertung statt. Mittels Itemanalyse wurden nicht geeignete Items identifiziert und aus der Sammlung eliminiert. Als Resultat entstand eine neue Skala, Das Kohärenzgefühl im höheren Lebensalter, mit 15 Items, jeweils fünf pro SOC-Komponente. In der durchgeführten Studie zeigte diese Skala eine gute interne Konsistenz. Hingegen ließen sich die theoriegeleiteten drei SOC-Komponenten faktorenanalytisch nicht reproduzieren, auch von dem Vorliegen eines Generalfaktors ist, als weitere wichtige Erkenntnis, nicht auszugehen. Die externe Validität wurde in der Untersuchung als mittelstark berechnet.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die finale Skala, Das Kohärenzgefühl im höheren Lebensalter, ein reliables und valides Messinstrument darstellt, das zur ökonomischen Erfassung des Kohärenzgefühls, z. B. als Screening-Methode im Rahmen der hausärztlichen oder geriatrischen Betreuung, sinnvoll seinen Einsatz finden kann.
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss des Kohärenzgefühls auf die Entwick-lung der gesundheitlichen Situation im höheren Lebensalter untersucht. Im Sinne des salutogentischen Modells nach Antonovsky stellt dieses zentrale Konstrukt einen Medi-ator in der Beziehung von biopsychosozialen Ressourcen und Gesundheit dar. Die für diese Analyse benötigten längsschnittlichen Daten wurden im Rahmen des Forschungs-verbandes „Lebensqualität für ältere Menschen in Greifswald - Gesundheit und Bewe-gung im Alltag älterer Menschen“ (Greifswalder Altersstudie, GASt) in den Jahren 2001 und 2006 erhoben. Die Studienteilnehmer, die zum jungen und aktiven Teil der Bevölkerung zählen sollten, wurden über Aufrufe in den lokalen Medien und Faltblätter rekrutiert. Insgesamt konnte für 125 Personen im Alter zwischen 59 und 89 Jahren ein längsschnittlicher Datensatz erhoben werden. Das subjektive Gesundheitsniveau der Studienteilnehmer wurde mit Hilfe der Philadelphia Geriatric Centre Morale Scale (PGCMS), dem Fragebogen zum subjektiven Gesundheitszustand (SF-36) mit seiner psychischen und körperlichen Summenskala sowie der Beschwerdeliste nach Zerssen (BL) erhoben. Die Analyse der Daten ergab zunächst, dass die Teilnehmer im Sinne des salutogeneti-schen Studienansatzes zu den jüngeren und erfolgreich alternden Personen in der Ge-sellschaft gehörten. Die Analyse der Studienabbrecher hingegen ergab keine signifikan-ten Ergebnisse, so dass die Studie keine eindeutigen Hinweise lieferte, wie die Zahl der Studienabbrecher in zukünftigen längsschnittlichen Studien reduziert werden könnte. Im Gegensatz zu der ursprünglichen Annahme von Antonovsky konnte über die Dauer der Studie eine Zunahme des Kohärenzgefühls gezeigt werden. Allerdings wurde das Signifikanzniveau knapp verpasst. Das Kohärenzgefühl zum Zeitpunkt der zweiten Datenerhebung korrelierte mit sieben der zehn erhobenen biopsychosozialen Ressourcen zum ersten Messzeitpunkt. In einer einfachen linearen Regression waren die Selbstwirksamkeitserwartung und die erwartete soziale Unterstützung signifikante Prädiktoren für die Entwicklung des Kohärenzgefühls. In Bezug auf die Gesundheitsmaße zum zweiten Messzeitpunkt zeigte sich das Kohärenzgefühl zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung nur für das Wohlbefinden und das körperliche Beschwerdeniveau als signifikanter Prädiktor. Allerdings klärte es für drei der vier Gesundheitsmaße jeweils zusätzliche Varianz auf. Dies konnte für die psychische Gesundheit jedoch nicht gezeigt werden. Die Hypothese der Mediatorfunktion fand durch die Studienergebnisse Bestätigung. Die Analyse der Daten zeigte, dass das Kohärenzgefühl einen Mediator zwischen den getesteten Ressourcen und dem Wohlbefinden, der psychischen Gesundheit sowie dem körperlichen Beschwerdeniveau darstellte. Für die körperliche Gesundheit konnte dies nicht nachgewiesen werden. Zudem fiel auf, dass in Bezug auf die drei vom Kohärenzgefühl moderierten Gesundheitsmaße jeweils fünf Modelle mit den gleichen Ressourcen die Ergebnisse mit dem höchsten Signifikanzniveau aufwiesen. Diese waren die körperliche Belastbarkeit, das Selbstwertgefühl, die Selbstwirksamkeitserwartung, die erwartete soziale Unterstützung und die Alltagsaktivitäten.