Doctoral Thesis
Zielstellung: Ziel dieser 3-Jahres Studie war die Untersuchung und Bewertung der mittelfristigen Effekte des PrĂ€ventionsprogramms GeKoKidS bei Greifswalder SchĂŒlerInnen von der 5. bis zur 8. Klasse (9 bis 14 Jahre). Methode: Im Rahmen der jĂ€hrlich stattfindenden, verpflichtenden Reihenuntersuchung wurden die Daten von 322 SchĂŒlerInnen mit einem Durchschnittsalter von 14,1 ±0,9 Jahren (47,5 % MĂ€dchen) aus 5 Greifswalder Schulen erhoben. 145 SchĂŒlerInnen wurden in diesem Zusammenhang neu untersucht. 177 Probanden gehörten zur Follow-up Gruppe, wobei 70 der Interventionsgruppe und 107 der Kontrollgruppe angehörten. Deren Daten wurden mit den in Klasse 5 erhobenen Daten sowie mit der Drop-out und der Neu-Untersuchten Gruppe verglichen und RĂŒckschlĂŒsse ĂŒber die Wirksamkeit des Programms gezogen. ZusĂ€tzlich wurden bei der Ausgangsuntersuchung die Fragen bezĂŒglich der Gesundheitskompetenz, des Sozialstatus und des ErnĂ€hrungsverhaltens sowohl von den Eltern als auch von den Kindern beantwortet und jetzt in die Auswertung einbezogen. Ergebnisse: Bei vergleichsweise niedrigen Karieswerten fand sich eine deutliche Kariespolarisation: Bei 59,9 % der Jugendlichen konnte ein naturgesundes Gebiss und bei 20,8 % sehr niedrige Karieswerte (DMFT = 1 bis 2) registriert werden. Das verbleibende knappe FĂŒnftel (19,9 %) vereinte insgesamt 75 % des gesamten Kariesbefalls auf sich (SiC Index = 3,3 DMFT). Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe waren die Werte der 107 bzw. 70 Jugendlichen, die zur Follow-up Gruppe gehörten, teilweise signifikant besser (Kontrollgruppe: pDMFT = 0,019) als bei den 248 bzw. 243 Probanden der Drop-out Gruppe. AuĂerdem war der in Klasse 8 gemessene mittlere DMFT der 177 GeKoKidS-TeilnehmerInnen (1,1 ±1,8) niedriger als bei den 145 SchĂŒlerInnen (1,3 ±1,9) der Gruppe der Neu-Untersuchten. Die Interventionsgruppe wies anfĂ€nglich eine sozial ungĂŒnstigere Zusammensetzung und damit auch höhere Karieswerte als die Kontrollgruppe auf, was ĂŒber die Studienzeit so blieb. Trotz Adjustierung fĂŒr den Sozialstatus konnte damit fĂŒr die Interventionsgruppe kein niedrigerer Karieszuwachs erzielt werden als fĂŒr die Kontrollgruppe (âDMFT = 1,2 ±1,8 vs. âDMFT = 0,4 ±1,0; p = 0,019). Die Karieserfahrungen in Klasse 5 und 8 korrelierten signifikant (pDMFT_Kl5 = 0,032; pDMFT_Kl8 = 0,013) mit der Sozialschicht der SchĂŒlerInnen. So war der mittlere DMFT umso niedriger, je höher die soziale Schicht der Jugendlichen (Unterschicht: 1,4 ±1,7, Mittelschicht: 1,2 ±2,2, Oberschicht: 0,6 ±1,6). Sozialstatus und initialer Kariesbefall bestimmten damit am stĂ€rksten den Karieszuwachs zwischen der 5. und 8. Klasse, was durch das Interventionsprogramm nicht kompensiert werden konnte. Die Analyse hinsichtlich der ErnĂ€hrung der Jugendlichen ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Nussnougatcreme bzw. salzigem GebĂ€ck und dem gemessenen DMFT (p = 0,035 bzw. p = 0,018). Auch das hĂ€ufige Trinken von Limonade ging mit mehr Karies einher (p < 0,001). Weitere Untersuchungen ergaben, dass die HĂ€ufigkeit des abendlichen ZĂ€hneputzens sowie die Benutzung von elmexÂź gelĂ©e weniger Karies bedeutete (p < 0,001 bzw. p = 0,001). DarĂŒber hinaus konnte ein wesentlicher Zusammenhang zwischen der Einstellung und dem Verhalten zur Zahngesundheit, sowohl in der Follow-up Gruppe als auch in der Drop-out Gruppe, festgestellt werden (p < 0,001). Schlussfolgerung: Das Wissen bezĂŒglich oraler PrĂ€vention fĂŒhrt nicht zwangslĂ€ufig zu weniger Karies, sondern Einstellungen und das tatsĂ€chliche Verhalten beeinflussen die orale Gesundheit stĂ€rker. PrĂ€ventionsprogramme sollten daher eher die Motivation bzw. das tatsĂ€chliche PrĂ€ventionsverhalten verĂ€ndern, im besten Fall durch regelmĂ€Ăige, zugehende oralprĂ€ventiv wirksame MaĂnahmen wie FluorideinbĂŒrstungen. Der Sozialstatus und das damit einher gehende tatsĂ€chliche Verhalten sowie die Einstellung zur Mundhygiene spielen eine bedeutende Rolle und fĂŒhren sehr frĂŒh zu deutlich erkennbaren Unterschieden im Kariesbefall von Kindern, die sich mit der Zeit eher verstĂ€rken und relativ schwer durch PrĂ€ventionsprogramme nivelliert werden können.
Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, wie sich die Mundgesundheit und der zahnmedizinische Therapiebedarf in Deutschland entwickeln werden. In der Arbeit wurden Projektionen zur Entwicklung der MorbiditĂ€t, der Mundgesundheit und dem Therapiebedarf auf Grundlage der reprĂ€sentativen Daten aus den Deutschen Mundgesundheitsstudien III (1997) und IV (2005), den epidemiologischen Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe durch die DAJ (2004-2009), den JahrbĂŒchern der KZBV (2003-2010), den Zahlenberichten der PKV (2006-2011) sowie den Prognosen der Bevölkerungsentwicklung vom Bundesamt fĂŒr Statistik [2006] vorgenommen. Die Auswertung der Resultate hat ergeben, dass der Trend zur Verbesserung der Mundgesundheit in den nĂ€chsten 20 Jahren weiter durch alle Bevölkerungsschichten voranschreiten wird. Am stĂ€rksten wird sich die Verbesserung der Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen (0,3 DMFT bei 12-JĂ€hrigen im Jahr 2030) und am schwĂ€chsten bei der Risikogruppe der Senioren (22 DMFT) zeigen. Die Anzahl der fehlenden ZĂ€hne wird bei Erwachsenen und Senioren stark zurĂŒckgehen, besonders in der Basisgruppe der Senioren von 14,1 MT (1997) auf 3,1 (2030). Die Anzahl der gefĂŒllten ZĂ€hne wird im Durchschnitt zumeist konstant bleiben. WĂ€hrend Kinder und vor allem die Basisgruppe der Erwachsenen mit 12,3 FT (1997) auf 10,1 (2030) eine Reduktion von FĂŒllungen erleben werden, wird in der Risikogruppe der Erwachsenen und bei Senioren mit deutlich mehr FĂŒllungen gerechnet, insbesondere da hier auch mehr ZĂ€hne in Zukunft vorhanden sein werden. Die Verbesserung der Mundgesundheit kann insgesamt zu einem RĂŒckgang des Prothetikbedarfs und zugleich zu einer Verschiebung vom herausnehmbaren zum festsitzenden Zahnersatz fĂŒhren.
Ziel der vorliegenden Studie war eine aktuelle, deskriptive Darstellung der Karies-, Fluorose- und MIH-PrĂ€valenz der 15-jĂ€hrigen SchĂŒler in Greifswald. Die erhobenen Daten sollten dabei nach geschlechts-, schul-, und schulartspezifischer Verteilung betrachtet werden. Zudem erfolgte der retrospektive Datenvergleich mit den Ergebnissen aus vorhergehenden Reihenuntersuchungen in Greifswald und aktuellen Werten in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland. ZusĂ€tzlich wurden in einer multiplen Regressionsanalyse signifikante EinflĂŒsse der Karieserfahrung auf Probandenebene analysiert. Die Ergebnisse basieren auf den Befunden von 303 SchĂŒlern (52,1 %, n = 158, mĂ€nnlich; 47,8 %, n = 145, weiblich). Im Zeitraum von MĂ€rz bis Mai 2013 wurden die Untersuchungen in Form einer Totalerfassung und ausschlieĂlich von einem kalibrierten Untersucher durchgefĂŒhrt. Dabei wurden die DMFT-, DMFS-, TF-, und MIH-Indizes erhoben. Innerhalb der Gesamtpopulation wurde ein DMFT von 1,21 (SD ±2,06) ermittelt. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei der geschlechtsspezifischen Betrachtung der Karieserfahrung. Im Vergleich zu der Greifswalder Reihenuntersuchung des Jahres 2003 mit einem mittleren DMFT von 3,97 (SD ±3,68) ergibt sich eine Kariesreduktion um 69,5 % fĂŒr die 15-JĂ€hrigen. Diese ging mit einem signifikanten Anstieg der naturgesunden Gebisse von 19,4 % (2003) auf 54,8 % (2013) einher. FĂŒr die Studienpopulation ergab sich ein Sanierungsgrad von 87,9 %. Bei der vergleichenden Untersuchung des DMFT innerhalb der einzelnen Schulen und des Schultypus ist eine deutliche Polarisation erkennbar. So zeigten Gymnasiasten sowohl im Vergleich der einzelnen Schulen, als auch bei der vergleichenden Betrachtung der Schulart stets die geringsten DMFT-Werte mit im Mittel 0,76 DMFT, wĂ€hrend die Gesamtschule bei beiden Betrachtungen die höchsten Werte aufwies mit einem mittleren DMFT von 3,16. Die Ergebnisse der multiplen, linearen Regressionsanalyse mit den Variablen Geschlecht, Schultyp, Fluorosen und MIH zeigte einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen der Gesamtschule als besuchter Schulform und der abhĂ€ngigen Variable DMFT (p < 0,001). Innerhalb dieser Studie wiesen von den 303 untersuchten 15-jĂ€hrigen SchĂŒlern 17,5 % (N = 53) eine fluorotische VerĂ€nderung auf. Der maximal diagnostizierte Grad nach dem Thylstrup-Fejerskov Index (TF-Index) war 3. Insgesamt lag bei 8,9 % (N = 27 SchĂŒler) ein Fluorosegrad 1 und bei 6,6 % (N = 20 SchĂŒler) ein Fluorosegrad 2 vor. Der höchste ermittelte Fluorosegrad 3 wurde bei 2 % (N = 6 SchĂŒler) festgestellt. 88,6 % der fluorotischen VerĂ€nderungen waren mit TF1 und TF2 AusprĂ€gungen geringsten Grades. Unter GymnasialschĂŒlern zeigte sich die höchste PrĂ€valenz von Dentalfluorosen. Insgesamt zeigten 3,6 % (N = 11) eine Molaren- Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) auf. Diese teilen sich in acht SchĂŒler (2,6 %) mit einer MIH Grad 1 und drei SchĂŒler (1,0 %) mit einem Grad 2. Eine MIH Grad 3 wurde nicht beobachtet. Dabei konnte eine signifikante positive, aber schwache Korrelation zwischen dem Auftreten einer MIH und dem DMFT nachgewiesen werden (Spearman Korrelation = 0,114 (p = 0,047)). Zusammenfassend lĂ€sst sich feststellen, dass bei den Greifswalder 15-JĂ€hrigen in den letzten Jahren enorme Fortschritte bei der KariesprĂ€vention erzielt wurden, Karies in signifikantem Umfang nur noch bei wenigen Kindern vorkommt und andere orale Probleme wie Fluorosen und Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation kaum relevant sind. Dieser exzellente orale Gesundheitszustand sollte erhalten werden und die PrĂ€vention bei den wenigen, verbliebenen Schulen mit Hochrisikokindern intensiviert werden.