Doctoral Thesis
Hintergrund: In der Zeit des Nationalsozialismus kam es zu groĂen VerĂ€nderungen in der Dermatologie. Die groĂe Zahl jĂŒdischer Dermatologen, die auf verschiedene Arten von ihrem Beruf ausgeschlossen wurden, und die politischen Umbesetzungen der dermatologischen LehrstĂŒhle fĂŒhrten zu einem Niedergang der Dermatologie in der NS-Zeit. Untersuchung: Die Arbeit gibt einen Ăberblick ĂŒber die Entwicklungen und VerĂ€nderungen in der Greifswalder UniversitĂ€ts-Hautklinik (UHK) in der Zeit von 1933â1945. Anhand von knapp 3000 Krankenakten geschlechtskranker Patienten sowie Archiv- und Literaturarbeit konnten sowohl medizinische als auch historische Aspekte der Dermatologie in dieser besonderen politischen Zeit nachvollzogen werden. Ergebnisse: An der UHK lieĂen sich politisch motivierte Umbesetzungen, nationalsozialistisch geprĂ€gte Forschung mit dem Giftgas Lost und die Umsetzung spezifischer NS-Gesetze nachweisen. Die Zahl zwangseingewiesener Patienten nahm wĂ€hrend des Krieges um das 16-Fache zu, ebenso die Zahl der geschlechtskranken Patienten an sich. Die Zunahme an sterilisierten Patienten mit einem Gipfel um das Jahr 1936 konnte anhand der Patientenakten gezeigt werden, wobei die UHK selbst in 6 FĂ€llen in die Sterilisationspolitik involviert war.
Zusammenfassung In dieser Arbeit wurde die LebensqualitĂ€t von stationĂ€r behandelten Patienten der Hautklinik Greifswald mit einer Normstichprobe verglichen. Es wurden von Patienten hĂ€ufig benutzte Copingstrategien untersucht und weitere mögliche PrĂ€diktoren fĂŒr die LebensqualitĂ€t ermittelt. Methode Die 8 Skalen des SF-36 wurden zu zwei Summenskalen zusammengefasst, die einmal das körperliche und einmal das psychische Befinden darstellten. Mittels Hierarchischer Regressionsanalyse wurde der Anteil der Copingstrategien errechnet, der ĂŒber soziodemographische und Belastungsvariablen hinaus fĂŒr die LebensqualitĂ€t verantwortlich war. Mit Hilfe einer Multiplen Kovarianzanalyse wurde untersucht, ob die Art der Diagnose einen zusĂ€tzlichen Einfluss auf die LebensqualitĂ€t hatte. In einem zweiten Schritt wurden die Patienten in 4 Gruppen mit hoher und niedriger Belastung durch die Hauterkrankung und guter und schlechter LebensqualitĂ€t unterteilt. Um festzustellen, was die Patienten, die trotz hoher Belastung eine gute LebensqualitĂ€t hatten anders machten, wurde die Anwendung der Copingstrategien innerhalb dieser Gruppen untersucht. Ergebnisse 164 Patienten der Hautklinik gaben einen komplett ausgefĂŒllten Fragebogen ab, und wurden in die Analyse aufgenommen. Die Patienten der Hautklinik hatten gegenĂŒber der Normalbevölkerung eine geringere LebensqualitĂ€t in allen Bereichen des SF-36. In der hierarchischen Regressionsanalyse wurde fĂŒr die körperliche LebensqualitĂ€t (Summenskala) ermittelt, dass viele Nebendiagnosen und Medikamente sowie starke Schmerzen die LebensqualitĂ€t negativ beeintrĂ€chtigten. FĂŒr eine gute psychische LebensqualitĂ€t (Summenskala) waren höheres Lebensalter, mĂ€nnliches Geschlecht und die hĂ€ufige Anwendung der Copingstrategie Akzeptanz bedeutsam. Die Untersuchung der LebensqualitĂ€t zwischen den einzelnen Diagnosegruppen ergab, dass Patienten mit Neurodermitis/Ekzem und auch Patienten mit bösartigen Neubildungen die schlechtesten Werte in der âPsychischen Summenskalaâ hatten. Das zeigte, dass auch andere Faktoren der Erkrankung, die hier nicht erfasst wurden, eine Rolle fĂŒr die psychischen LebensqualitĂ€tsparameter spielen (z.B. unterschiedlicher Verlauf, Behandelbarkeit, Akzeptanz in der Bevölkerung). Die körperliche LebensqualitĂ€t zwischen einzelnen Diagnosegruppen unterschied sich nach Kontrolle der soziodemographischen und Belastungsvariablen nicht mehr signifikant voneinander. Die Patienten, die trotz hoher Belastung durch die Hauterkrankung eine gute psychische LebensqualitĂ€t hatten, benutzten hĂ€ufiger die Copingstrategie Akzeptanz. FĂŒr die körperliche LebensqualitĂ€t konnte dieser Zusammenhang nicht gefunden werden. Schlussfolgerungen Die LebensqualitĂ€t von Patienten mit Hauterkrankungen hĂ€ngt von zusĂ€tzlichen Erkrankungen und hoher Zahl einzunehmender Medikamente,sowie vom Alter, Geschlecht, Schmerzen und Anwendung von Copingstrategien ab. Eine besonders niedrige körperliche LebensqualitĂ€t haben Patienten mit chronisch venöser Insuffizienz. Eine besonders niedrige psychische LebensqualitĂ€t haben Patienten mit Neurodermitis und Ekzem.
Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die DurchfĂŒhrung einer Ă€rztlichen Risikoanalyse fĂŒr das Vorliegen einer bestehenden MRSA-Kolonisation und -Infektion, um zu entscheiden, welche Patienten in ein MRSA-Aufnahmescreening einzuschlieĂen sind. Nach einem MRSA-Ausbruch im Mai/Juni 2006 in der Klinik fĂŒr Hautkrankheiten der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald wurde in Anlehnung an die âSearch and destroyâ-Strategie der Niederlande ein PCR-basiertes generelles MRSA-Screening eingefĂŒhrt. Alle stationĂ€r aufzunehmenden Patienten erhielten sowohl 14 Tage vor der Aufnahme als auch am Aufnahmetag einen MRSA-Abstrich, wobei die Proben aus beiden Nasenvorhöfen und von sichtbaren Erkrankungen der Haut sowie Wunden entnommen wurden. Nach Einleitung der MaĂnahmen konnte ein RĂŒckgang der PrĂ€valenz von 14.7 % (Mai/Juni 2006) auf 1.6 % (Juli 2006-Dezember 2010) sowie der Inzidenzdichte von 19.4 (Mai/Juni 2006) auf 1.8 (Juli 2006-Dezember 2010) nachgewiesen werden. MRSA-Transmissionen traten nicht auf. Die vorliegenden Daten der Klinik fĂŒr Hautkrankheiten der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald zeigen, dass dermatologische Einrichtungen ohne intensivmedizinische Betreuung, jedoch mit hohem Anteil von Patienten mit chronischen Erkrankungen (z. B. chronische Wunden, Diabetes mellitus) Ă€hnlich hohe MRSA-Raten wie anerkannte Hochrisikostationen (u.a. Intensivstationen) erreichen können. Dementsprechend muss auch in dermatologischen Einrichtungen mit relevanten Transmissionsraten gerechnet werden, sodass dermatologische Abteilungen als MRSA-Risikostationen anerkannt werden sollten. Im Rahmen des MRSA-Screenings sollten nach Empfehlungen des Robert Koch-Institutes definierte PrĂ€dilektionsstellen (mindestens beide vorderen Nasenvorhöfe, Rachen, Wunden; ggf. Perineum und Leiste) fĂŒr eine MRSA-Kolonisation untersucht werden. Unter BerĂŒcksichtigung der analysierten Daten wird fĂŒr dermatologische Einrichtungen eine Dreifachkombination von Nase, vorhandenen Wunden und HautlĂ€sionen (u.a. Ekzem, Psoriasis) fĂŒr die MRSA-Surveillance empfohlen. Die zusĂ€tzliche Entnahme von Proben aus dem Rachen kann gemÀà der RKI-Empfehlungen zu einer höheren SensitivitĂ€t des MRSA-Nachweises fĂŒhren. Aus den erhobenen Daten kann kein eindeutiger Vorteil durch die zusĂ€tzliche Entnahme von Proben aus dem Rachen abgeleitet werden, wobei die Zahlen fĂŒr eine Verallgemeinerung zu gering sind. Basis des MRSA-Nachweises ist laut RKI-Vorgaben ein kultureller Nachweis, bei dem zusĂ€tzliche Charakteristika (Identifizierung, Empfindlichkeitstestung, Testung Virulenzfaktoren) erhoben werden können. Neben dem kulturellen Nachweis (24-48 Stunden) ist es möglich eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zu einem schnelleren MRSA-Nachweis einzusetzen (nicht zum Nachweis von MRSA-Infektionen, nicht zur Kontrolle eines Sanierungserfolges). Wie die vorliegenden Daten zeigen, kann ein PCR-gestĂŒtztes generelles Aufnahmescreening in Kombination mit einem prĂ€stationĂ€ren Screening eine MRSA-Transmission in einer Dermatologie zuverlĂ€ssig verhindern. Neben dieser Strategie mit Modellcharakter ist zusĂ€tzlich eine funktionierende Basishygiene in allen beteiligten Bereichen wichtige Voraussetzung fĂŒr die Vermeidung von MRSA-Transmissionen. Goldstandard in der MRSA-Diagnostik war auch in der Greifswalder Dermatologie der kulturelle MRSA-Nachweis, wobei im Gegensatz zu den RKI-Vorgaben eine 72-stĂŒndige BebrĂŒtungszeit empfohlen wird. 12 % nicht detektierte MRSA-TrĂ€ger sollten bei der MRSA-Surveillance insbesondere fĂŒr die Transmission und fĂŒr eine potentielle Infektionsquelle in dermatologischen Einrichtungen nicht toleriert werden. Derzeit werden weiterhin alle stationĂ€ren Patienten in der Klinik und Poliklinik fĂŒr Hautkrankheiten der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald auf MRSA gescreent. Dabei wurde das prĂ€stationĂ€re Zeitfenster auf 8 Wochen erweitert. Patienten, die innerhalb der letzten 8 Wochen vor Aufnahme einen negativen MRSA-Befund nachweisen können, werden am Aufnahmetag nicht erneut gescreent. In der Klinik und Poliklinik fĂŒr Hautkrankheiten der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald traten weiterhin keine Transmissionen auf. Die MRSA-PrĂ€valenz betrug im Durchschnitt 1 % (2011 0.76 %, 2012 0.69 %, 2013 1.58 %, 2014 1.06 %). Das Beibehalten eines modifizierten generellen Aufnahmescreenings erfolgt, da MRSA auch bei Patienten ohne klassische Risikofaktoren (n = 21, 35 % der MRSA-Patienten) nachgewiesen werden konnte.