Doctoral Thesis
Bei der PrĂŒfung mikrobiozider Wirkstoffe im quantitativen Suspensionsversuch muss die sog. Nachwirkung von in die Subkultur verschleppten Wirkstoffspuren ausgeschaltet werden, weil andernfalls eine zu hohe Wirksamkeit vorgetĂ€uscht wird. Deshalb wurde die Neutralisierung der oberflĂ€chenaktiven kationischen Antiseptika Chlorhexidindigluconat, Octenidindihydrochlorid und Polyhexamethylenbiguanidinhydrochlorid durch Lipofundin MCT 20 % bei Einsatz von E. coli, S. aureus, P. aeruginosa, E. hirae und C. albicans gemÀà DIN EN 13727 untersucht. Zu 8 Volumenanteilen Inaktivator (Lipofundin) wurden zunĂ€chst 1 Volumenanteil Wirkstofflösung hinzugefĂŒgt. Nach 5 min Kontakt bei Raumtemperatur wurde dann die Mischung mit 1 Volumenanteil PrĂŒfmikroorganismen mit einer Dichte von 104 KbE/ml versetzt, grĂŒndlich gemischt und anschlieĂend die vorhandenen KbE quantifiziert. Um die NeutralisierungskapazitĂ€t von Lipofundin genauer zu bestimmen, wurde abweichend von der Empfehlung der Norm, wonach die KbE-Anzahl nach Neutralisierung unter der HĂ€lfte der KbE-Anzahl in der Kontrolle betragen muss, als MaĂstab ein fehlender signifikanter Unterschied zwischen beiden AnsĂ€tzen zugrunde gelegt. Die Ergebnisse zeigen, dass CHX, OCT und PHMB durch die Bindung an die Phospholipidschicht des Lipofundins konzentrationsabhĂ€ngig neutralisiert wurden, was zu einem Weiterwachstum von E. coli, S. aureus, E. hirae, P. aeruginosa und C. albicans gefĂŒhrt hat. Damit erwies sich Lipofundin als effektiver Neutralisator. Im Vergleich zu CHX und OCT war der Konzentrationsbereich fĂŒr die Neutralisierung bei PHMB allerdings kleiner. Daraus lĂ€sst sich umgekehrt ableiten, dass PHMB in Gegenwart von Phosphatidylcholin weniger an mikrobiozider Wirkung einbĂŒĂt als OCT und CHX, was fĂŒr die antiseptische Anwendung vorteilhaft sein könnte.
Als Folge eines akuten Myokardinfarktes kommt es zu einem Anstieg der intrazellulĂ€ren Ca2+-Konzentration assoziiert mit einer Aktivierung der kardialen Cysteinproteasen Calpain I und II. Diese scheinen in der Pathogenese von GewebeschĂ€den und Nekrose nach Myokardinfarkt eine wesentliche Rolle zu spielen. DarĂŒber hinaus gibt es Hinweise auf eine Beteiligung von Calpain I bei kardialen Umbauprozessen nach Infarkt. Calpaininhibitoren könnten daher in der Therapie des Myokardinfarkts erfolgreich eingesetzt werden. Unter den Bedingungen einer kardialen IschĂ€mie konnte bei einigen dieser Substanzen eine kardioprotektive Wirkung demonstriert werden. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde ein AktivitĂ€tsprofil der beiden Calpainformen im infarzierten und nicht-infarzierten Myokard erstellt und die Auswirkungen des Calpaininhibitors CAL 9961 in vitro und in vivo untersucht. Hierzu wurde an Ratten durch permanente Ligation der linken Koronararterie ein akuter Myokardinfarkt induziert. Ein, 3, 7 und 14 Tage nach Infarkt wurden Calpain I und II aus Gewebehomogenaten von interventrikulĂ€rem Septum (IS) und linker, freier Ventrikelwand (LVFW) mittels Chromatographie auf DEAE-Sepharose getrennt. Die AktivitĂ€t wurde in scheinoperierten und Infarkt-induzierten Tieren mit chronischer Placebo- oder CAL 9961-Therapie mithilfe eines Enzymassays mit synthetischem Substrat gemessen. Die Therapie wurde 3 Tage vor Infarktinduktion begonnen. Calpain I-AktivitĂ€t erreichte 14 Tage nach Infarkt höchste Werte im nicht-infarzierten Myokard (IS), wĂ€hrend die maximale Calpain II-AktivitĂ€t 3 Tage nach Infarktereignis im infarzierten Herzgewebe (LVFW) gemessen wurde. In Experimenten in vitro hemmte CAL 9961 beide Calpainformen vollstĂ€ndig. In vivo verhinderte eine chronische Therapie mit CAL 9961 bei Tieren mit Myokardinfarkt teilweise den Anstieg der Calpain I-AktivitĂ€t im nicht-infarzierten Gewebe (IS) und reduzierte die Calpain II-AktivitĂ€t im infarzierten Myokard (LVFW) auf das Level scheinoperierter Tiere. Die in dieser Dissertation erbrachten Ergebnisse zeigen, dass die kardialen Calpaine I und II nach einem akuten Myokardinfarkt aktiviert werden, sich ihre Aktivierung jedoch innerhalb des Myokards zeitlich und regional unterscheidet. Die chronische Inhibition dieser Enzyme könnte die Calpain-vermittelten GewebeschĂ€den limitieren und zur Erhaltung der strukturellen IntegritĂ€t des Myokards nach Infarkt beitragen.