Doctoral Thesis
Eine bösartige Neubildung der Niere kann von verschiedenem Gewebe der Niere ausgehen und das Nierenzellkarzinom stellt dabei mitsamt seinen SubentitĂ€ten die hĂ€ufigste Neoplasie der Niere im Erwachsenenalter dar. Der derzeit einzige kurative Ansatz fĂŒr die Behandlung maligner Nierentumoren ist die operative Tumorentfernung. WĂ€hrend frĂŒher die Nephrektomie die Therapie der Wahl darstellte, sollte heute fĂŒr alle Patienten die Nierenteilresektion als nierenerhaltenes Verfahren bei Nierentumoren bis zu einer GröĂe von 7 cm angestrebt werden. Als Standardtherapie wurde zum Zeitpunkt dieser retrospektiven Datenanalyse die offen-chirurgische Operation empfohlen, wobei sich in den letzten Jahren ein Trend zum vermehrten Einsatz minimal-invasiver Techniken, wie der laparoskopischen Nierenteilresektion, zeigte.
In dieser Arbeit wurden die onkochirurgischen Ergebnisse der laparoskopischen Nierenteilresektion mit dem etablierten Standard der offen-chirurgischen Nierenteilresektion bezĂŒglich des prĂ€operativen Status der Patienten sowie intra- und postoperativer Outcome-Parameter verglichen, um zu ĂŒberprĂŒfen, ob der laparoskopische Ansatz eine vergleichbare Alternative darstellt und die Patienten von diesem Verfahren profitieren können.
Es wurden dazu in dieser retrospektiven Datenanalyse alle Patienten erfasst, die in dem Zeitraum vom 01.01.2010 bis zum 31.12.2013 unabhÀngig vom DignitÀtsgrad des Tumors eine offen-chirurgische oder laparoskopische Nierenteilresektion in der urologischen Klinik und Poliklinik der UniversitÀtsmedizin Greifswald erhalten haben. Das Kollektiv umfasste 165 Patienten, von denen 59 (35,8 %) laparoskopisch und 106 (64,2 %) offen-chirurgisch operiert wurden.
Die Ergebnisse zeigten, dass die EinfĂŒhrung der laparoskopischen Nierenteilresektion zur Behandlung von Nierentumoren in der Klinik und Poliklinik fĂŒr Urologie der UniversitĂ€t Greifswald erfolgreich war und diese minimal-invasive Alternative zur offen-chirurgischen Nierenteilresektion zunehmend Anwendung fand. Heute zĂ€hlt das laparoskopische Verfahren in Greifswald bereits zu den Standardverfahren im Rahmen der operativen Versorgung von Nierentumoren und zeigt Ă€hnliche onkologische Ergebnisse im Vergleich zur offen-chirurgischen Technik. Bei Einsatz dieses Verfahrens können die Patienten von den Vorteilen bezĂŒglich intra- und postoperativer Komplikationen (Harnhohlsystemeröffnungen, Wundheilungsstörungen, Nachblutungsrate und Transfusionsbedarf), Nierenfunktion und Rekonvaleszenzzeit profitieren. Diese fielen im Durchschnitt gegenĂŒber der bisher eingesetzten offen-chirurgischen Methoden deutlich positiver fĂŒr den Patienten aus. Ein entscheidender Nachteil bestand dabei in der lĂ€ngeren IschĂ€mie- und Operationszeit, jedoch konnte bisher der kritische Grenzwert von 30 Minuten bei der IschĂ€miezeit ausnahmslos eingehalten werden und darĂŒber hinaus nĂ€herten sich beide Zeiten sukzessive an die der offen-chirurgischen Methode an, da entsprechende Lerneffekte und Weiterentwicklungen stattfanden. AuĂerdem bedarf es aufgrund der hohen technischen Anforderungen ausreichender Expertise bei den Operateuren sowie einer sehr sorgfĂ€ltigen Patienten- und Tumorselektion im Vorfeld. Im Hinblick auf onkochirurgische Langzeitergebnisse konnten in beiden Gruppen vergleichbare Ergebnisse hinsichtlich der 5-Jahres-Ăberlebensrate gezeigt werden. FĂŒr die laparoskopische Gruppe ergeben sich sogar gĂŒnstigere Ergebnisse bezĂŒglich des Auftretens von Lokalrezidiven und Fernmetastasen sowie des Anteils von Patienten mit Vollremission.
ZukĂŒnftig wird die roboterassistierte Nierenteilresektion weiter an Bedeutung gewinnen, da diese im Vergleich zur laparoskopischen Nierenteilresektion Vorteile hinsichtlich IschĂ€mie-und Operationszeit sowie LĂ€nge des Krankenhausaufenthaltes zeigte. Aktuell bewegt sich die Datenmenge und -qualitĂ€t zu diesen organerhaltenen Operationen auf einem vergleichbaren Niveau und bedarf weiterer Studien.
Zum damaligen Zeitpunkt blieb die offen-chirurgische Operation der bevorzugte Ansatz bei komplizierten Nierenneoplasien ohne erweiterte laparoskopische Expertise. In dieser Datenanalyse konnte jedoch gezeigt werden, dass die laparoskopische Methode die Prinzipien und Ergebnisse der offenen Chirurgie reproduzieren kann und die Vorteile einer minimal-invasiven Technik fĂŒr Patienten nutzbar macht. UnabhĂ€ngig von der Wahl des Verfahrens sollten die komplette Resektion des Tumors sowie die Reduktion der IschĂ€mie auf das absolut notwendige MindestmaĂ im Vordergrund stehen.
Fragestellung: Die organerhaltende Nierentumorchirurgie des nicht metastasierten Nierenzellkarzinoms wird der radikalen Tumornephrektomie insbesondere bei elektiver Indikation, d. h. bei intakter kontralateraler Niere, kontrovers gegenĂŒber gestellt. Diese retrospektiv angefertigte Langzeitstudie soll die EffektivitĂ€t und Sicherheit der Nierenteilresektion anhand von tumorspezifischem Ăberleben und Lokalrezidivrate sowie die postoperative Entwicklung der Nierenfunktion unter BerĂŒcksichtigung einer elektiven oder imperativen Operationsindikation untersuchen. Gleichzeitig dienen die Ergebnisse der QualitĂ€tskontrolle fĂŒr die Klinik fĂŒr Urologie der Ernst-Moritz-Arndt-UniversitĂ€t Greifswald. Patienten und Methode: Von 134 Patienten, die zwischen 1983 und 2003 organerhaltend wegen eines Nierenzellkarzinoms operiert worden sind (101 elektiv, 33 imperativ bei Einzelniere, bilateralen Tumoren oder Niereninsuffizienz) werden 115 Patienten nachbeobachtet (mittlere Nachbeobachtungszeit 69 Monate). Neben tumor- und patientenbezogenen Daten werden das postoperative Ăberleben, Tumorrezidive und die Gasamtnierenfunktion erfasst. Ergebnisse: Die tumorspezifische 5-Jahres-Ăberlebensrate betrĂ€gt fĂŒr die elektive Indikation 94,3% und fĂŒr die imperative Indikation 86,3%. Bei 5,6% der Patienten der elektiven Gruppe wird ein Lokalrezidiv diagnostiziert, wĂ€hrend 20% der imperativen Gruppe von einem solchen betroffen sind. FĂŒr das papillĂ€re Nierenzellkarzinom ergibt sich keine signifikante HĂ€ufung von Lokalrezidiven oder eine schlechtere Prognose. Die prĂ€operative Nierenfunktion unterscheidet sich selektionsbedingt bei beiden Indikationen. In der elektiven Gruppe ist zwar 5 Jahre postoperativ ein signifikanter Anstieg des Serumkreatinins zu verzeichnen, jedoch bleiben die Werte innerhalb des Normbereiches. Die Nierenfunktion der imperativen Gruppe ist bereits prĂ€operativ vermindert und zeigt im Verlauf keine signifikante Verschlechterung. Schlussfolgerung: Das LangzeitĂŒberleben nach organerhaltender Nierentumorchirurgie entspricht dem nach radikaler Tumornephrektomie. Zum Schutz des Nierenparenchyms und somit zum Erhalt von LebensqualitĂ€t fĂŒr den Patienten muss die Nierenteilresektion bei resezierbarem Tumor als Standardtherapie angesehen werden.