Doctoral Thesis
In der akuten Schlaganfallbehandlung nehmen die endovaskulĂ€ren Revaskularisationsverfahren, insbesondere die intraarterielle Thrombolyse, einen wachsenden Stellenwert ein. Grundlage dafĂŒr ist die zentrumsspezifische Sicherheit und DurchfĂŒhrbarkeit, wobei nach den Zertifizierungskriterien der Deutschen Schlaganfallgesellschaft die intraarterielle Thrombolyse nur in zertifizierten ĂŒberregionalen Stroke Units erfolgen sollte. Weiterhin existieren nur wenige Selektionsparameter zur AbschĂ€tzung des Risikos der intrakraniellen Blutung als wichtigste Komplikation gegenĂŒber dem potenziellen Benefit der Behandlung. Ziel dieser Arbeit war 1. die Etablierung eines klinisch praktikablen Protokolls zur Entscheidung fĂŒr eine intravenöse oder intraarterielle Thrombolyse sowie die systematische Untersuchung der zentrumsspezifischen Sicherheit und DurchfĂŒhrkeit der intraarteriellen Thrombolyse; 2. die Untersuchung des Einflusses der bekannten klinischen und radiologischen Faktoren, wie Zeit bis zur Thrombolyse oder Rekanalisation im vorliegenden Patientenkollektiv auf das neurologische Outcome; und 3. die Untersuchung der Perfusions-CT und der CT-Angiographie als Grundlage fĂŒr weitere mögliche Selektionsparameter zur intraarteriellen Thrombolyse. Zwischen 02/2006 und 12/2008 konnten 26 Patienten eingeschlossen werden. Ein Patient verstarb innerhalb von 90 Tagen nach Schlaganfall aufgrund eines erneuten cerebrovaskulĂ€ren Ereignisses. Die Rate der symptomatischen und asymptomatischen intrakraniellen Blutungen (8% bzw 8%) sowie die Rate der periprozeduralen Komplikationen sind trotz der eingeschrĂ€nkten Vergleichbarkeit mit der Literatur als gleichwertig zu bewerten. Die EffektivitĂ€tsparameter Zeit bis Thombolyse (Durchschnitt +/- Standardabweichung: 4,03 ± 1,2), Rekanalisationsrate (73%) sowie das AusmaĂ des guten funktionellen Outcome 90 Tage nach Schlaganfall (mRS <=2; 58%) sind Ă€hnlich oder teilweise sogar besser als die in der Literatur veröffentlichen Ergebnisse fĂŒr die intraarterielle und intravenöse Thrombolyse. Somit ist die intraarterielle Thrombolyse in dieser Studie als sicher und effektiv zu bewerten. Die Zeit bis zur Thrombolyse zeigte sich nicht signifikant mit dem neurologischen Outcome assoziiert, jedoch ergab sich ein Trend zu schlechterem Outcome mit gröĂerer zeitlicher Latenz zwischen Symptom- und Therapiebeginn. Weiterhin konnte die Rekanalisaton als PrĂ€diktor fĂŒr das neurologische Outcome und die InfarktgröĂe bestĂ€tigt werden. Der prĂ€diktive Wert des AusmaĂes der Kollateralen in der CT-Angiographie mittels eines von Tan et al. entwickelten Score fĂŒr das finale Infarktvolumen konnte in diesem homogenen, hochselektionieren Patientengut bestĂ€tigt werden. Das AusmaĂ der Kollateralen als ein neuer Selektionsparameter fĂŒr die Thrombolyse sollte weiter detailiert untersucht werden. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass mittels Perfusions-CT auf das kurzfristige Outcome mittels NIHSS zwischen Aufnahme und Entlassung geschlossen werden kann. Hierbei zeigte sich, dass der im Rahmen dieser Studie entwickelte Auswertealgorithmus der relativen Perfusions-CT-Parameter und der schon verwendete Algorithmus der ASPECTS-Perfusion, bezĂŒglich der Vorhersagekraft des cerebralen Blutvolumens (CBV) gleichwertig sind, jedoch die relativen Perfusions-Parameter eine wesentliche bessere Interrater-ReliabiltĂ€t aufweisen. BezĂŒglich des cerebralen Blutflusses (CBF) ergab sich nach dem ASPECTS-Perfusions-Algorithmus keine Assoziation mit dem neurologischen Outcome. Bei den relativen Perfusionsparametern erreichte jedoch das CBF eine dem CBV vergleichbare VorhersagefĂ€higkeit gepaart mit einer besseren Interrater-ReliabilitĂ€t als das CBV. Das aktuell weit verbreitete visuelle AbschĂ€tzen der GröĂe des tissue at risk zeigte weder eine Assoziation zum neurologischen Outcome nach intraarterieller Thrombolyse noch eine gute InterratervariabilitĂ€t.
Der Schlaganfall ist nach Herz- und Krebsleiden die dritthĂ€ufigste Todesursache in den westlichen IndustrielĂ€ndern und einer der HauptgrĂŒnde fĂŒr eine permanente Behinderung. Ein entscheidender Faktor in der Therapie des akuten ischĂ€mischen Schlaganfalls ist die Rekanalisation des GefĂ€Ăverschlusses. EndovaskulĂ€re Therapieverfahren, sowohl medikamentöse als auch mechanische, spielen eine immer bedeutendere Rolle. Es gibt keinen Konsens darĂŒber, ob fĂŒr solche Intervention eine Intubationsnarkose (ITN) notwendig ist oder eine lokale AnĂ€sthesie (LA) im Zugangsbereich erfolgen sollte. Ziel der Studie war es, die DurchfĂŒhrbarkeit der lokalen Schlaganfalltherapie unter lokaler AnĂ€sthesie zu evaluieren. Ăber einen Zeitraum von fĂŒnf Jahren wurden 131 Patienten mit einem akut ischĂ€mischen Schlaganfall eingeschlossen. Die endovaskulĂ€re Therapie erfolgte als lokale intraarterielle Thrombolyse, als primĂ€re mechanische Rekanalisation oder als Kombinationstherapie. Die systematische Auswertung erfolgte retrospektiv hinsichtlich Rekanalisationsrate, primĂ€rem anĂ€sthesiologischem Vorgehen, Konversion von lokaler AnĂ€sthesie zu Intubationsnarkose, neurologischem Outcome sowie postinterventionellen Komplikationen. Von den 124 Patienten (mittleres Alter 68,8 ± 14,6) waren 65 weiblich (52,4 %) und 59 (47,6 %) mĂ€nnlich. Der Verschluss lag bei 94 Patienten (75,8 %) im vorderen, bei 30 Patienten (24,4 %) im hinteren Stromgebiet. 105 Patienten (84,7 %) wurden in lokaler AnĂ€sthesie, 16 Patienten (12,9 %) primĂ€r in ITN behandelt. In 3 FĂ€llen (2,4 %) erfolgte eine Konversion von LA in ITN. Eine primĂ€re Lyse bzw. mechanische Rekanalisation erfolgte bei 60 (48,4 %) bzw. 27 (21,8 %) Patienten, in 37 FĂ€llen (29,8 %) erfolgte eine Kombination beider Verfahren. Zwischen der LA- und ITN-Gruppe bestand weder hinsichtlich Rekanalisationsrate noch peri- oder postinterventionellen Komplikationen ein statistisch signifikanter Unterschied. Das finale Infarktvolumen war bei Behandlung in LokalanĂ€sthesie signifikant kleiner (p = 0.024). Lokal rekanalisierende Verfahren in der Therapie des akut ischĂ€mischen Schlaganfalls sind unter lokaler AnĂ€sthesie und bedarfsweiser Analgosedierung mit niedrigem Risikoprofil möglich und scheinen zu einem geringeren Infarktvolumen und besserem klinischen und radiologischem Outcome zu fĂŒhren.