Doctoral Thesis
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Das Pankreaskarzinom ist die vierthĂ€ufigste Krebstodesursache in der Bundesrepublik Deutschland. Bisher stehen zur Therapie eines fortgeschrittenen Tumors nur wenige Optionen zur VerfĂŒgung, gleichzeitig gestaltet sich die FrĂŒherkennung des Pankreaskarzinoms als schwierig. Aufgrund der geringen 5-Jahres-Ăberlebensrate von 8 % sind neue ForschungsansĂ€tze zur Untersuchung von Ursachen, PrĂ€ventions- und Therapieoptionen von groĂem Interesse. Die Forschung in der Zellkultur spiegelt die AblĂ€ufe im menschlichen Organismus nur unzureichend wider. Somit ist eine DurchfĂŒhrung von Tierversuchen hĂ€ufig unvermeidlich. Trotzdem sollte es aus ethischen sowie auch kostentechnischen und bĂŒrokratischen GrĂŒnden angestrebt werden, die Anzahl der Tierversuche auf ein Minimum zu reduzieren. Als Bindeglied zwischen in vitro und in vivo Forschung kann das Chorioallantoismembran-Modell im bebrĂŒteten HĂŒhnerei als Möglichkeit zum Ersatz von Tierversuchen dienen. Die Chorioallantoismembran ist ein nicht innerviertes GefĂ€Ăsystem, welches analog der menschlichen Plazenta der Versorgung des avianen Embryos dient. Der aviane Embryo selbst fĂ€llt in der gesamten BebrĂŒtungszeit nicht unter das Tierschutzgesetz.
Im Rahmen der Methodenetablierung erfolgte die Untersuchung verschiedener TrĂ€gersubstanzen und Hilfsmittel zur Kultivierung von Pankreaskarzinomzelllinien auf der Chorioallantoismembran. Zudem erfolgte die Untersuchung der Auswirkungen des Stresshormons Isoproteronol auf das Tumorwachstum der Pankreaskarzinomzelllinie Colo357 in Bezug auf FlĂ€che, zentraler TumorflĂ€che, Volumen und GefĂ€Ăwachstum im Sinne einer Neoangiogenese nach einem Scoresystem. Die Auswertung erfolgte mittels HĂ€matoxylin-Eosin- und immunhistochemischer FĂ€rbungen sowie den Programmen Image J, GraphPad Prism und Excel.
Es konnte ein Wachstum der Zelllinien Colo357, BxPC-3, 6606PDA, Panc02 und PANC-1 erzielt werden. In den Versuchsreihen nach Stimulation der Pankreaskarzinomzelllinie Colo357 konnte bei der Beurteilung des Scores zur Betrachtung des GefĂ€Ăwachstums ein Unterschied zwischen den mit Katecholaminen behandelten und den unbehandelten Zelllinien ermittelt werden. Dieser war jedoch gerade nicht signifikant mit p=0,0766. Bei der Untersuchung der TumorflĂ€che zeigte sich lediglich ein geringer Unterschied zwischen den beiden Gruppen, der mit p=0,0900 nicht signifikant war. Hiernach erfolgte die Betrachtung der zentralen TumorflĂ€che. Hier konnte ein sehr signifikanter Unterschied mit p=0,0056 nachgewiesen werden. Diese Tendenz lieĂ sich in der Berechnung des Tumorvolumens bestĂ€tigen. Es zeigte sich ein hochsignifikant vermehrtes Tumorwachstum in der mit Isoproteronol behandelten Gruppe mit p=0,0001.
Das Chorioallantoismembran-Modell ist zur AnzĂŒchtung von Pankreaskarzinomzelllinien geeignet und ermöglicht als Bindeglied zwischen in vitro und in vivo Forschung die Untersuchung verschiedener Parameter wie Tumorwachstum, Neoangiogenese und die Betrachtung der Auswirkungen von Pharmaka. Exemplarisch konnte der stimulierende Einfluss von Isoproterenol als Hormon chronischen Stresses auf das Tumorwachstum aus murinen Tierversuchen bestĂ€tigt werden. Somit kann dieses Modell zur Reduktion von Tierversuchen beitragen und ermöglicht trotzdem Einblicke, welche in der in vitro Forschung nicht zu erzielen sind.
Das fortgeschrittene, metastasierte Pankreaskarzinom stellt allen Fortschritten innerhalb der Onkologie zum Trotz weiterhin eine Diagnose mit infauster Prognose dar, deren palliative Therapiemöglichkeiten ebenfalls nicht zufriedenstellend sind. Seit einigen Jahren besteht die Hoffnung den vierten Aggregatzustand in Form von ânicht-thermischem Plasma' (NTP) in der modernen Tumortherapie einzusetzen. Dies beruht auf der Generierung zahlreicher reaktiver Sauerstoff- und Stickstoffspezies, die in der Balance aus Wachstum und Apoptose von Tumoren eine entscheidende Rolle einnehmen. In Zusammenschau aller im Rahmen dieser Arbeit erhobenen in vitro Ergebnisse und der hierzu einsehbaren Literatur lĂ€sst sich eine selektive, anti-tumoröse Wirkung von NTP festhalten, die sich in reduzierter ZellviabilitĂ€t und -proliferation, sowie effektiver Apoptoseinduktion ohne Bildung von Nekrosen Ă€uĂert. Diese Effekte werden vorrangig ĂŒber im Medium gelöste reaktive Sauerstoff- und Stickstoffspezies vermittelt, sodass auch zellfreie, NTP-behandelte FlĂŒssigkeit diese Wirkung erzielt. In einem syngenen Mausmodell einer Peritonealkarzinose des Pankreaskarzinoms konnten die antiproliferativen und proapototischen Effekte dieser indirekten NTP-Behandlung nachgestellt werden. Die repetitive intraperitoneale Applikation resultierte in einer signifikanten Reduktion der Tumoren hinsichtlich Anzahl, GröĂe und Gewicht. Dabei zeigte sich eine beachtliche effektive Eindringtiefe innerhalb der TumorlĂ€sionen. Lokale oder systemische Nebenwirkungen konnten unter der Therapie nicht beobachtet werden, insbesondere wiesen die ĂŒbrigen aufgearbeiteten intraperitonealen Gewebe keine makro- oder mikroskopisch sichtbaren VerĂ€nderungen auf und auch die Blutzusammensetzung zeigte sich unverĂ€ndert gegenĂŒber der Kontrollgruppe. In dieser Arbeit wurde zudem - nach Kenntnisstand des Autors - erstmals der Einfluss einer indirekten NTP-Behandlung auf das Ăberleben immunkompetenter, Tumor-tragender MĂ€use untersucht und hierbei ein signifikanter Ăberlebensvorteil demonstriert.
Die prĂ€sentierte Arbeit stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung neuer Therapieoptionen des metastasierten Pankreaskarzinoms dar, als dass die selektive in vitro Wirksamkeit von NTP nun auch in vivo in einem komplexen Organismus wie der immunkompetenten Maus nachgestellt werden konnte. KĂŒnftige Arbeiten zu den NTP-Regulationsmöglichkeiten durch FlĂŒssigkeits- und Plasmamodifikationen werden mutmaĂlich das vollstĂ€ndige Potential dieses neuartigen Therapieansatzes offenbaren.