Doctoral Thesis
Refine
Year of publication
- 2017 (1) (remove)
Document Type
- Doctoral Thesis (1) (remove)
Keywords
- Temporary cavity (1) (remove)
Schwere und sogar tödliche Verletzungen durch Geschosse, die bei vergleichsweise geringer kinetischer Energie aus sog. Druckluftwaffen verschossen werden, sind in der traumatologischen und rechtsmedizinischen Literatur hinreichend belegt. In der Unfallchirurgie werden regelmĂ€Ăig Verletzungen durch diese weit verbreiteten Schusswaffen behandelt. In der Regel werden aus Druckluftwaffen sog. Diaboloprojektile verschossen, die eine charakteristische sanduhrförmige Bauart aufweisen. Auf dem Markt sind jedoch auch Deformationsprojektile fĂŒr Druckluftwaffen erhĂ€ltlich, die aufgrund ihrer Bauart darauf ausgelegt sind, möglichst viel Energie an ihr Zielmedium abzugeben und so eine hohe Gewebezerstörung hervorrufen. Die Art und Schwere der Verletzungen wird dabei durch die Expansions- und PenetrationsfĂ€higkeit dieser Projektile bestimmt. Eine systematische Untersuchung dieser Parameter, die zur Bestimmung des GefĂ€hrdungspotenzials und somit zur Beurteilung notwendiger klinischer Diagnostik- und Therapieschritte der Verletzungen zwingend notwendig sind, lag bisher nicht vor. In der vorliegenden Arbeit wurden das Deformationsverhalten sowie die PenetrationsfĂ€higkeit verschiedener Deformationsprojektile im Kaliber 4,5 mm im Vergleich zu einem Referenzdiaboloprojektil in einem kinetischen Energiebereich von 3 bis 30 Joule systematisch untersucht. Nach der Bestimmung der ballistischen Basisparameter (Geschwindigkeit, Energie, Querschnittsbelastung) erfolgte der Beschuss von verschiedenen Simulanzmedien (Gelatine, Gelatine mit Hautsimulanz) sowie von Wasser. Die Vermessung der Projektile erfolgte vor und nach dem Beschuss mittels Messschieber und Messmikroskop. Das dynamische Verhalten der Projektile beim Durchdringen der Simulanzmedien wurde mittels Hochgeschwindigkeitsvideografie erfasst, um hieraus die Wirksamkeit der Projektile abzuleiten. FĂŒr alle Geschosstypen konnte eine energieabhĂ€ngige Deformation und somit VergröĂerung der QuerschnittsflĂ€che nachgewiesen werden. Teilweise erreichten die untersuchten Geschosse schon im unteren Energiebereich relevante Verformungen. Mittels der Hochgeschwindigkeitsvideografie konnte nachgewiesen werden, dass sich fĂŒr alle Geschosstypen ab einem gewissen Energieschwellenwert eine temporĂ€re Wundhöhle ausbildet. Ăbertragen auf die medizinischen Fragestellungen dieser Arbeit bedeutet dies, dass durch die stĂ€rkere Verformung der Deformationsgeschosse im Vergleich zu den Referenzdiaboloprojektilen auch mit einer höheren Energieabgabe und somit schwereren Verletzungen zu rechnen ist. Die nachgewiesene FĂ€higkeit der untersuchten Projektile, temporĂ€re Wundhöhlen auszubilden, bedeutet fĂŒr die unfallchirurgische Behandlung und rechtsmedizinische Bewertung, dass nicht nur von direkten Verletzungen der Organstrukturen, die sich im primĂ€ren Schusskanal des Geschosses befinden, auszugehen ist, sondern dass durch die indirekte Wirkung der temporĂ€ren Wundhöhle auch Verletzungen von anatomischen Strukturen auĂerhalb des primĂ€ren Schusskanals auftreten können.