Doctoral Thesis
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Tod kardiovaskulĂ€rer Ursache ist laut Statistiken der WHO zum Zeitpunkt dieser Arbeit wie auch in den Jahren zuvor die Haupttodesursache weltweit. Hypertension und konsekutive myokardiale Hypertrophie sind jeweils unabhĂ€ngige Risikofaktoren fĂŒr kardiovaskulĂ€re MortalitĂ€t. Im Umkehrschluss geht eine Reduktion myokardialer Hypertrophie mit einer verbesserten kardialen LeistungsfĂ€higkeit und gesteigerten Ăberlebensraten einher. In dieser Arbeit vorangegangenen Studien ergaben sich erste Hinweise, dass bestimmte Arzneistoffe unabhĂ€ngig von deren Wirkung auf den Blutdruck eine Regression myokardialer Hypertrophie erreichen können. Die vorliegenden Studien zeigten jedoch SchwĂ€chen in ihren Designs, insbesondere durch die Wahl der jeweils genutzten Hypertrophiemodelle. Zur Untersuchung Blutdruck-unabhĂ€ngiger Effekte auf die myokardiale Hypertrophie ist die Wahl des Hypertrophiemodells jedoch entscheidend. In der vorliegenden Arbeit konnte mit der cyp1a1ren-2 transgenen Ratte ein PhĂ€notyp von hohen Proreninspiegeln mit Bluthochdruck und kardialer Hypertrophie in vollstĂ€ndig reversibler Weise induziert werden. Mit der gewĂ€hlten Dosis von 0,167 % des zur Induktion des Transgens notwendigen sekundĂ€ren Pflanzenstoffs Indol-3-Carbinol ĂŒber eine Gabedauer von vier Wochen war es möglich, eine konzentrische Hypertrophie des linken Ventrikels mittels der MRT-Bildgebung dokumentiert zu induzieren. Die Hypertrophie wie auch die Hypertonie waren nach Ablauf der vierwöchigen Substitutionsdauer im Verlauf der folgenden Wochen der Untersuchung vollkommen reversibel. Im Gegensatz zu vorhergehenden Studien mit höheren Dosen von I3C ergab sich kein Hinweis auf einen bleibenden Endorganschaden, insbesondere war die kardiale Funktion unbeeintrĂ€chtigt. Ferner gestattet die in vivo-Bildgebung mit den Versuchstieren Langzeitstudien ĂŒber eine ausgedehnte Dauer, bei der im Gegensatz zu Versuchen ohne Bildgebungsverfahren keine Ergebnisse jeweils durch Sektion der Tiere erhoben werden mĂŒssen. Durch das bildgebende Verfahren wird demnach die Anzahl der notwendigen Versuchstiere erheblich reduziert. Zudem wird durch den Verzicht auf invasive MaĂnahmen bei den hinsichtlich der Hypertrophie im MRT untersuchten Tiere ein proinflammatorischer und konsekutiv potentiell die Untersuchungsergebnisse verfĂ€lschender Einfluss vermieden. Im Rahmen dieser Arbeit konnte auĂerdem eine Zeitfenster isoliert werden, in dem sich das Potential fĂŒr weitergehende Studien von Arzneistoffen hinsichtlich derer etwaigen Blutdruck-unabhĂ€ngigen antihypertrophen Wirkung auf das Myokard ergibt.
Die Neurotrophine (Nerve Growth Factor, Brain-derived Neurotrophic Factor, Neurotrophin-3 und Neurotrophin-4/5) zĂ€hlen zu den wichtigsten Wachstumsfaktoren des Nervensystems und sind von groĂer Bedeutung fĂŒr Gehirnentwicklung und neuronale PlastizitĂ€t. Sie vermitteln ihr Wirkungen ĂŒber zwei Rezeptorsysteme: Trk-Rezeptoren binden Neurotrophine spezifisch und mit hoher AffinitĂ€t. Sie aktivieren anti-apoptotische, wachstums- und differenzierungsfördernde Signalwege. Der niedrigaffine p75-Neurotrophinrezeptor (p75) hingegen kann Rezeptorkomplexe mit verschiedenen Ko-Rezeptoren und einer Vielzahl von Liganden bilden. Das Spektrum seiner möglichen Effekte ist beachtlich, wobei pro-apoptotische und wachstumshemmende Wirkungen ĂŒberwiegen. Interessanterweise kommt es bei einer Reihe von pathologischen Prozessen zu einer vermehrten Expression von p75, etwa bei Morbus Alzheimer, Amyotropher Lateralsklerose, Chorea Huntington und nach Gehirnverletzungen. Inhibitoren der pro-apoptotischen und wachstumshemmenden Wirkung bergen Potenzial fĂŒr die Therapie dieser Krankheitsbilder. Transgene p75-Knockout-Modelle sind ein wichtiges Instrument fĂŒr ein besseres VerstĂ€ndnis des Rezeptors. Aus den bisher vorliegenden Daten zu Morphologie und Verhalten solcher MĂ€use ergibt sich jedoch ein widersprĂŒchliches Bild. Im gesunden adulten Nervensystem wird p75 insbesondere durch cholinerge Neurone des basalen Vorderhirns (BFCN) exprimiert. In mehreren Studien wurde bei p75-defizienten MausstĂ€mmen eine Hypertrophie der BFCN und der cholinergen Innervation des Hippocampus beobachtet. FĂŒr ein weiteres wichtiges Zielgebiet von BFCN-Projektionen, die basolaterale Amygdala (BLA), liegen bisher jedoch keine Daten vor. Ein Ziel dieser Arbeit war daher die Erfassung der cholinergen Innervationsdichte dieses Kerngebiets bei jungen und gealterten p75-Knockout-Tieren und Vergleich mit den entsprechenden Wildtyp-Kontrollen. In allen Altersgruppen war bei p75-Defizienz eine erhöhte Faserdichte nachweisbar. Im Hippocampus unterliegen die cholinergen Neuriten bei Knockout-Tieren einer verstĂ€rkten Degeneration im Alter. Dieser Effekt trat in der BLA nicht auf. Da im adulten Hippocampus p75 physiologischerweise exprimiert wird, in der adulten Amygdala jedoch nicht, weist dies auf eine trophische Wirkung des Rezeptors fĂŒr hippocampale cholinerge Neurone hin, die vermutlich in Assoziation mit Trk-Rezeptoren vermittelt werden. Eine Testung höherer Verhaltensfunktionen bei p75-Defizienz erbringt Hinweise auf die funktionellen Auswirkungen der morphologischen VerĂ€nderungen. Bisherige Studien zeigen Abweichungen bei lokomotorischer AktivitĂ€t, Angstverhalten und rĂ€umlichem Lernen, sind jedoch im Detail widersprĂŒchlich. Geringe KohortengröĂen und ungenaue Angaben zur TestdurchfĂŒhrung schrĂ€nken die Aussagekraft teilweise ein. Ein weiteres Ziel der vorliegenden Arbeit ist daher die PrĂŒfung dieser Verhaltensfunktionen bei p75-Defizienz mittels standardisierter Testmodelle unter Verwendung gröĂerer Testkohorten. Im Open Field-Versuch wiesen Knockout-Tiere eine erhöhte motorische AktivitĂ€t auf. Im Holeboard-Versuch zeigte sich jedoch keine begleitende Zunahme zielgerichteter Exploration. In der Dark/Light Box fiel ein signifikanter Gruppenunterschied im Einfluss der zirkadianen Rhythmik auf das Verhalten in diesem Testmodell auf. Dies erschwert die Testinterpretation, trĂ€gt jedoch auch zur ErklĂ€rung der Diskrepanzen in der Literatur bei. Im Morris Water Maze zeigten Knockout-Tiere deutliche Defizite beim rĂ€umlichen Lernen. Als Ursache der VerhaltensauffĂ€lligkeiten kommen VerĂ€nderungen des cholinergen Systems, der neuronalen PlastizitĂ€t und der zirkadianen Rhythmik in Betracht. Zudem sind VerĂ€nderungen weiterer Transmittersysteme wahrscheinlich. Die Untersuchung dieser Systeme und die DurchfĂŒhrung spezialisierter Verhaltenstests sind interessante Ansatzpunkte fĂŒr zukĂŒnftige Studien.