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- Kinder psychisch kranker Eltern (1) (remove)
Die vorliegende Arbeit berichtet ĂŒber die Probleme psychisch kranker und sehr junger Eltern. Die Herausforderung, die die Elternschaft ohnehin mit sich bringt, ist unter diesen UmstĂ€nden noch gröĂer. Damit es eine zu bewĂ€ltigende Herausforderung bleibt und nicht zu einem unĂŒberwindbaren Problem mit negativen Folgen fĂŒr die Entwicklung des Kindes und der Eltern wird, ist es notwendig, frĂŒhzeitig und prĂ€ventiv zu handeln. Die Gruppe dieser Eltern benötigt passgenaue und individuelle Interventionen mit möglichst niedrigschwelligen ZugĂ€ngen. Dies scheint innerhalb des Modellprojekts " Chancen fĂŒr Kinder psychisch kranker undâoder suchtbelasteter Eltern" gelungen zu sein. In die Untersuchungen sind zum ersten Erhebungszeitpunkt 117 MĂŒtter mit ihren 142 Kindern einbezogen worden. 44,4% der MĂŒtter gelten als jugendliche MĂŒtter. ZusĂ€tzlich wurde eine Referenzgruppe aus 37 gesunden MĂŒttern mit ihren 41 Kindern betrachtet. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt konnten die Daten von insgesamt 69 (n=31 jugendliche und n=38 erwachsene) MĂŒtter berĂŒcksichtigt werden. Bei der Auswertung der gewonnenen Ergebnisse zeigt sich, dass es aus Sicht der Kinder gelungen ist, primĂ€r prĂ€ventiv zu arbeiten, auch wenn diese bereits deutlich auffĂ€lliger sind, als die Kinder der Vergleichsgruppe. Die Daten weisen zudem darauf hin, dass auch sechs Monate nach Interventionsbeginn keine gestiegenen VerhaltensauffĂ€lligkeiten bei den Kindern beschrieben werden, sondern sogar weniger AuffĂ€lligkeiten zu finden sind. FĂŒr die Ausgangslage der untersuchten MĂŒtter gilt, dass beide Interventionsgruppen (jugendliche und erwachsene MĂŒtter) von starker psychischer Symptomatik und psychosozialen Belastungen berichten. Unterschiede zwischen den Gruppen zeigen sich vor allem bei den psychosozialen Bedingungen, wĂ€hrend die psychopathologische Situation sich kaum unterscheidet. Zum zweiten Erhebungszeitpunkt sind die psychosozialen Belastungen und die psychopathologische aktuelle Symptomatik in beiden Interventionsgruppen erheblich gesunken. Wie erwartet profitieren vor allem jugendliche MĂŒtter und berichten deutlich weniger aktuelle Symptombelastung und elterliche Belastungen, wĂ€hrend gleichzeitig mehr soziale UnterstĂŒtzung wahrgenommen wird. Erwachsene MĂŒtter hingegen schildern zum zweiten Erhebungszeitpunkt deutlich weniger Problemen der FamilienfunktionalitĂ€t. Die Teilnehmerinnen beider Interventionsgruppen berichten zudem von hĂ€ufigen Kontakten sowohl zum medizinischen als auch zum Jugendhilfesektor. Bei jugendlichen MĂŒttern kann allerdings ein stĂ€rkeres Inanspruchnahmeverhalten festgestellt werden. Die Versorgungszufriedenheit ist gegeben, wenngleich erwachsene MĂŒtter zufriedener sind als jugendliche MĂŒtter. Eine Ausnahme stellt die psychiatrischeâpsychologische Hilfe dar. Diese wurde im Vorfeld des Projektes nur von wenigen Betroffenen in Anspruch genommen. Hinsichtlich der Vernetzung der Institutionen der verschiedenen Segmente werden die Kooperationen eher als nicht zufriedenstellend und wenig regelmĂ€Ăig beschrieben. RegelmĂ€Ăigkeit in den Kontakten ist jedoch mit einer höher Zufriedenheit verbunden. Zusammenfassend lĂ€sst sich sagen, das gemÀà der Definition des Wissenschaftlichen Beirats des Nationalen Zentrums das Ziel "FrĂŒher Hilfen", nĂ€mlich die frĂŒhzeitige und nachhaltige Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft, mit dem Modellprojekt "Chancen fĂŒr Kinder psychisch kranker undâoder suchtbelasteter Familien" entsprochen worden ist und die Umsetzung dieses Zieles gut gelungen ist. Die Ergebnisse stellen zudem ein ermutigendes Signal dar, Projekte dieser Art weiter zu fördern. Ein Ăbergang in die Regelfinanzierung muss ein langfristiges Ziel sein, da sowohl von der EffektivitĂ€t passgenauer Interventionen aber auch von einem erheblichen Bedarf fĂŒr diese ausgegangen werden kann. FĂŒr ein interdisziplinĂ€res Vorgehen stellt das Modellprojekt ein gutes Beispiel dar, auch wenn noch viele Fragen offen sind und neue Schwierigkeiten aufgedeckt wurden.