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- Molekulare Virologie (5) (remove)
Der effiziente intrazellulĂ€re Transport viraler Nukleokapside ist eine grundlegende Voraussetzung fĂŒr eine erfolgreiche Virusinfektion. Aufgrund seiner engen Verwandtschaft zum humanpathogenen Herpes Simplex Virus 1 (HSV-1) und seiner Eigenschaft zur einfachen gentechnischen VerĂ€nderung stellt das Pseudorabies Virus (PrV) ein geeignetes Modell zur Untersuchung molekularer Mechanismen der Replikation und des Neurotropismus von Herpesviren dar. Der intrazellulĂ€re Transport herpesviraler Kapside erfolgt aktiv entlang von Mikrotubuli durch zellulĂ€re Motorproteinkomplexe. Die hieran beteiligten viralen Proteine konnten bisher jedoch nicht eindeutig identifiziert werden. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Funktionen viraler Proteine im intrazellulĂ€ren Transport von PrV. In erster Linie wurde die Rolle von PrV pUL35 und pUL37 untersucht, die auf intrazytoplasmatischen Kapsiden an der OberflĂ€che liegen und der Interaktion mit zellulĂ€ren Proteinen zugĂ€nglich sind. Neben der Charakterisierung der Virusreplikation nach Deletion der einzelnen Gene in vitro und in vivo wurde auch der intrazellulĂ€re Transport von GFP-markierten Mutanten zum Zellkern untersucht. In einem weiteren Teil der Arbeit wurden Kapsid- und eng mit dem Kapsid assoziierte Proteine in yeast two-hybrid Studien analysiert, um virale und zellulĂ€re Interaktionspartner zu identifizieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen: (1) PrV pUL35 und pUL37 sind fĂŒr die Virusreplikation in vitro nicht essentiell. Die Replikation von UL35- bzw. UL37-Mutanten war jedoch vermindert. In Abwesenheit von funktionellem pUL35 und pUL37 gleichzeitig trugen die beiden Mutationen unabhĂ€ngig voneinander zu einem verstĂ€rkten PhĂ€notyp bei. Beide Proteine scheinen demnach in unterschiedliche Prozesse der Virusreplikation involviert zu sein. (2) Die N-terminale EGFP-Fusion von pUL35 zum Zweck der Fluoreszenzmarkierung viraler Kapside resultierte im Funktionsverlust des Proteins. Die Inkorporation in Kapside wurde aber nicht beeintrĂ€chtigt. FĂŒr die Interaktion von PrV pUL35 mit dem Kapsid könnte der konservierte C-Terminus des Proteins relevant sein. (3) Auch in Abwesenheit eines funktionellen pUL35 werden PrV Kapside effizient transportiert. PrV pUL35 kommt somit keine entscheidende Rolle beim intrazellulĂ€ren Transport viraler Nukleokapside zu. Die verzögerte Neuroinvasion von UL35-Mutanten in vivo lĂ€sst jedoch eine möglicherweise akzessorische Funktion von pUL35 vermuten. (4) PrV pUL37 ist fĂŒr den intrazellulĂ€ren Transport viraler Nukleokapside nicht essentiell, erhöht jedoch deutlich dessen Effizienz. Der positive Einfluss auf den retro- und anterograden Transport viraler Kapside lĂ€sst darauf schlieĂen, dass pUL37 in Transportprozesse wĂ€hrend des Viruseintritts und der Freisetung involviert ist. (5) Der N-Terminus von PrV pUL36 interagierte im yeast two-hybrid System mit den Untereinheiten Rp3, LC8 und Tctex1 des Dynein-Motorproteinkomplexes. PrV pUL36 könnte daher fĂŒr den MT-abhĂ€ngigen Transport viraler Nukleokapside relevant sein.
Aufgrund der immensen ökonomischen Verluste im Zusammenhang mit AusbrĂŒchen der Klassischen Schweinepest (KSP) werden Notfall-ImmunisierungsplĂ€ne fĂŒr die EuropĂ€ische Union diskutiert. Tiere, welche mit dem konventionellen C-Stamm Lebendimpfstoff immunisiert wurden, unterliegen Handelsrestriktionen. Um diese Restriktionen zu lockern bzw. aufzuheben sind wirksame Markerimpfstoffe notwendig. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der PrĂŒfung der Markerimpfstoff-Kandidaten CP7_E2alf und CP7_E1E2alf_TLA in Tierversuchen. Weiterhin wurden neue diagnostische Methoden wie real-time RT-PCR Systeme zur Unterscheidung von Impfviren und FeldvirusstĂ€mmen entwickelt. Die VolllĂ€ngen-Sequenzierung von Genomen ist eine hilfreiche Methode im Rahmen epidemiologischer Untersuchungen. FĂŒnf aktuelle deutsche KSP Isolate wurden sequenziert und die Ergebnisse fĂŒr die Nachverfolgung der Virusverbreitung und fĂŒr phylogenetische Analysen des Virus in den Wildschweinepopulationen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz herangezogen.
Funktionelle Charakterisierung des essentiellen Tegumentproteins pUL36 des Pseudorabies Virus
(2008)
Das Pseudorabies Virus ist der Erreger der Aujeszkyschen Erkrankung, einer fieberhaften Allgemeinerkrankung mit neurologischen Symptomen beim Schwein. Aufgrund seiner biologischen Eigenschaften und unkomplizierten Kultivierung in Zellkultur sowie der VerfĂŒgbarkeit eines Mausmodells hat sich PrV als geeignetes Modellsystem zur Untersuchung der alphaherpesviralen Replikation etabliert. Das Tegument stellt den komplexesten und noch am wenigsten verstandenen Teil des Herpesviruspartikels dar. FĂŒr PrV konnten mehr als 15 dem Tegument zugeordnete Proteine identifiziert werden, die neben ihrer strukturellen Bedeutung auch regulatorische Funktionen erfĂŒllen. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Identifizierung und Charakterisierung funktioneller DomĂ€nen des essentiellen Tegumentproteins pUL36 des Pseudorabies Virus. Mit Hilfe eines Transkomplementationsassays konnten verschiedene rekombinante UL36-Proteine auf ihre FĂ€higkeit, den letalen Replikationsdefekt einer UL36-Deletionsmutante zu komplementieren, ĂŒberprĂŒft werden. Bei positiver Komplementation wurden stabile Virusrekombinanten isoliert und diese auf ein möglicherweise verĂ€ndertes Replikationsverhalten in der Zellkultur (in vitro) oder im Mausmodell (in vivo) untersucht. Negative Komplementationsergebnisse weisen auf eine essentielle Funktion dieser Region innerhalb des UL36-Proteins hin. Die durchgefĂŒhrten PrimĂ€rsequenzvergleiche homologer UL36-Proteine zeigten einen geringen Grad an Sequenzhomologie. Jedoch konnten mehrere konservierte DomĂ€nen und putative Motive identifiziert werden. Dem im N-Terminus gelegenen Modul konnte die fĂŒr HSV-1 sowie Vertretern aller drei Unterfamilien beschriebene DeubiquitinylierungsaktivitĂ€t zugeordnet werden. Weiterhin zeigte sich, dass die 62 C-terminalen AminosĂ€uren innerhalb der Alphaherpesviren stark konserviert sind, was auf eine wichtige Bedeutung dieser Region fĂŒr die Funktion des UL36-Proteins hindeutet. Eine groĂe prolinreiche DomĂ€ne im C-terminalen Bereich spricht fĂŒr eine extreme FlexibilitĂ€t des Proteins und eine mögliche KonformationsĂ€nderung wĂ€hrend des Replikationszykluses. Leucin-Zipper-Motive könnten eine pUL36-Homodimerisierung oder eine bisher noch nicht beschriebene Interaktion mit viralen oder zellulĂ€ren Proteinen vermitteln. Nach Charakterisierung verschiedener rekombinanter UL36 Proteine lĂ€sst sich Folgendes zum essentiellen Tegumentprotein pUL36 des Pseudorabies Virus sagen: 1) Es konnten verschiedene DomĂ€nen innerhalb des PrV-UL36-Proteins identifiziert werden, die fĂŒr die Replikation sowohl in der Zellkultur als auch im Tiermodell von unterschiedlich wichtiger Bedeutung sind. Insgesamt wurden fast 50% des Proteins deletiert, ohne einen letalen Funktionsverlust zu bewirken. 2) Der C-Terminus des UL36-Proteins des Pseudorabies Virus ist fĂŒr die Funktion des Proteins im Replikationsgeschehen essentiell, was auf eine mögliche Interaktion mit Kapsid- und/oder kapsidassoziierten Proteinen zurĂŒckzufĂŒhren sein könnte. 3) Die reifen Virionen der Mutanten zeigen keine VerĂ€nderungen hinsichtlich ihrer Morphologie. Auch biochemisch wurden keine VerĂ€nderungen in der Proteinzusammensetzung der untersuchten Virionen festgestellt. 4) Keine der charakterisierten Mutanten wies einen Defekt bei der Freisetzung neugebildeter Kapside aus dem Zellkern auf, d. h., die deletierten Bereiche haben keine Bedeutung wĂ€hrend der nukleĂ€ren Phasen der Virusmorphogenese. 5) PrV-pUL36 könnte weiterhin fĂŒr den Ablauf der Infektion des Nervensystems von Bedeutung sein, da eine deutliche EinschrĂ€nkung der Neuroinvasion einiger Mutanten im Mausmodell beobachtet wurde.
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochinfektiöse Erkrankung bei Paarhufern, die hohe wirtschaftliche SchĂ€den verursacht. Auslöser der Erkrankung ist das MKS-Virus (MKSV), ein Mitglied der Familie Picornaviridae. In der vorliegenden Arbeit sollten die aus dem MKSV-Genom abgeleiteten offenen Leserahmen (ORFs) P1-2A, P1-2A3C und 3C in das Genom von Bovines Herpesvirus 1 (BHV-1) und BacMam Viren integriert werden, um der Fragestellung nachzugehen, inwieweit diese beiden Viren sich als virale Vektoren zur heterologen Expression von MKSV-Proteinen eignen und damit eine weitere Möglichkeit der Entwicklung von Markervakzinen gegen MKS gegeben ist. Die Integration des ORF fĂŒr eine aktive MKSV Protease 3C in das Genom von BHV-1 erwies sich dabei als problematisch. Im Gegensatz dazu konnten in BacMam Viren alle MKSV Proteine erfolgreich exprimiert und prozessiert werden. Die Ergebnisse eines durchgefĂŒhrten Tierversuches zeigten, dass die intramuskulĂ€re Immunisierung von C57BL/6 MĂ€use mit den rekombinanten Viren BacMam/P1-2A und BacMam/P1-2A3C zur Induktion einer humoralen Immunantwort fĂŒhrt. So konnten im ELISA 14 Tage nach der ersten Immunisierung MKSV-spezifische Antikörper nachgewiesen werden. Im Proliferationstest wurden isolierte Milzzellen von immunisierten Tieren mit gereinigten MKSV-Strukturproteinen restimuliert. Dabei wurden neben der Proliferation von B-Zellen auch Hinweise auf die Induktion einer spezifischen zellvermittelten Immunantwort durch die Proliferation von CD4- und CD8-positiven Zellen erhalten. Somit konnte erstmalig gezeigt werden, dass eine Immunisierung mit rekombinanten BacMam Viren in MĂ€usen zur Induktion einer spezifischen Immunantwort gegen MKSV fĂŒhrt und diese Viren somit möglicherweise gute Kandidaten fĂŒr eine Markervakzine zur BekĂ€mpfung von MKSV-Infektionen darstellen.