Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass subklinisch verlaufende Infektionen wĂ€hrend der Schwangerschaft zu vorzeitiger WehentĂ€tigkeit, vorzeitigem Blasensprung, FrĂŒhgeburt und erhöhter maternaler und kindlicher InfektionsmorbiditĂ€t fĂŒhren können. Nach Mutterschafts-Richtlinien ist eine serologische Screeninguntersuchung auf Röteln, Lues, Hepatitis B, sowie Chlamydien obligat. Dagegen werden Untersuchungen auf weitere prĂ€natal relevante Infektionen wie Gruppe B-Streptokokken und Mykoplasmen/ Ureaplasmen nur bei Indikation oder als privat zu zahlende Gesundheitsleistungen (IGeL) angeboten.
Die Fragestellung dieser Untersuchung lautete: (1) Wie unterscheidet sich die Screening-Inzidenz von gesetzlich vorgeschriebenen und fakultativen Infektions-untersuchungen in der Schwangerschaft? (2) FĂŒhren die hier untersuchten Infektionen in der Schwangerschaft vermehrt zu FrĂŒhgeborenen oder zur stationĂ€ren Behandlung des Neugeborenen? (3) Liegt in dem fakultativen GBS- und Mykoplasmen-/Ureaplasmen-Screening die Gefahr potentiell vermeidbarer Infektions-assoziierter Komplikationen?
Im Rahmen des populationsbasierten Survey of Neonates in Pommerania (SNiP-Studie) wurden zwischen Januar 2003 und November 2008 bei 5268 MĂŒttern und ihren Neugeborenen Daten zu Chlamydien-, Syphilis-, Hepatitis-B-Virus, Röteln-, Mykoplasmen-/Ureaplasmen- und GBS-Untersuchungen erhoben. Die statistische Analyse erfolgte mit Hilfe des Chi-Quadrat Tests nach Pearson sowie mit dem Exakt-Test nach Fisher, dem Likelihood Test, der Korrelation nach Spearman und der multivarianten Regressionsanalyse.
In SNiP lag die Teilnahme an den gesetzlichen Screenings fĂŒr Syphilis bei 94,7 Prozent, fĂŒr Chlamydien bei 91,3 Prozent, fĂŒr Röteln bei 91,2 Prozent und fĂŒr Hepatitis-B-Virus bei 96,1 Prozent. Im Gegensatz dazu erfolgte das fakultative Screening fĂŒr GBS in 9,75 Prozent, fĂŒr Mykoplasmen/Ureaplasmen in 9,64 Prozent und fĂŒr Toxoplasmose in 74 Prozent der FĂ€lle.
Im Untersuchungszeitraum gab es einen Fall einer Syphilis-Infektion wĂ€hrend der Schwangerschaft. Es fanden sich bei n = 229 / 5269 (4,3 %) Schwangeren ein positiver Chlamydiennachweis, bei n = 4360 / 5269 (82,8 %) lag eine Röteln-ImmunitĂ€t vor und n = 28 / 5269 (0,53 %) waren HBsAg positiv. Bei den fakultativ durchgefĂŒhrten Screenings lag die PrĂ€valenz des positiven GBS-Abstrichs bei n = 105 / 513 (20,47 %) und des positiven Mykoplasmen-/Ureaplasmen-Abstrichs bei n = 111 / 508 (21,85 %). Bei einer FrĂŒhgeborenenrate (Gestationsalter < 37 Wochen) von n = 653 / 5268 (12,4 %) zeigte sich ein positiver maternaler Nachweis von Chlamydien bei n = 40 / 593 (6,75 %) FG vs. n = 189 / 4215 (4,48 %) TG (p < 0,05), von GBS bei n = 25 / 108 (23,15 %) FG vs. n = 80 / 405 (19,75 %) TG (p < 0.01) und von Mykoplasmen/Ureaplasmen bei n = 36 / 108 (33,33 %) FG vs. n = 75 / 400 (18,75 %) TG (p < 0.01). Die Regressionsanalyse ergab einen signifikanten Einfluss der Chlamydien- [OR 1,576919; 95 Prozent KI 1,06835; 2,327584] und der Mykoplasmen-/Ureaplasmen- Besiedlung [OR 2,621366; 95 Prozent KI 1,566796; 4,38574], aber nicht der maternalen GBS-Besiedlung auf die FrĂŒhgeburt.
Bei den Neugeborenen wurden n = 2 Chlamydienkonjunktividen (ICD A74.0) und n = 1 Chlamydieninfektion (ICD A74.9) trotz negativem prĂ€natalem maternalen Chlamydienabstrichs sowie n = 92 Konjunktividen ohne Erregernachweis (ICD H10, H13.1, P39.1) dokumentiert. FĂŒr GBS-assoziierte neonatale Krankheiten wurden n = 4 GBS-Sepsen (ICD P36.0) und n = 1 GBS-Pneumonie (ICD P23.3) dokumentiert. In nur jeweils einem Fall gab es einen prĂ€natal durchgefĂŒhrten positiven maternalen GBS-Abstrich. Es gab n = 1 Mykoplasmen-Pneumonie (ICD J15.7), hier war prĂ€natal kein maternaler Abstrich erfolgt. Des Weiteren wurden n = 215 Perinatalperioden-spezifische Infektionen ohne Erregernachweis (ICD P35-P39) belegt.
In dieser populationsbasierten Untersuchung wurde ein fakultatives Infektionsscreening auf Gruppe B-Streptokokken und Mycoplasmen/Ureaplasmen nur bei jeder zehnten Frau durchgefĂŒhrt, wĂ€hrend die Screening-Inzidenz der gesetzlich vorgeschrieben Infektionsuntersuchungen bei ĂŒber 90 Prozent lag.
Es zeigte sich eine signifikante HĂ€ufung von FrĂŒhgeburten bei sowohl positivem Chlamydiennachweis als auch bei positivem Mykoplasmen-/Ureaplasmen- und GBS-Nachweis. Die Regressionsanalyse bestĂ€tigte einen signifikanten Einfluss der Chlamydien- und Mykoplasmen-/Ureaplasmen-Infektion auf die FrĂŒhgeburt. Auch wenn die fakultativen Untersuchungen hĂ€ufiger bei Schwangeren mit FrĂŒhgeburts-bestreben durchgefĂŒhrt wurden, sind ĂŒber 80 Prozent der Schwangeren mit FrĂŒhgeborenen nicht getestet worden. Weitere Untersuchungen mĂŒssen klĂ€ren, ob durch ein generelles Screening auf Mykoplasmen/Ureaplasmen und GBS die FrĂŒhgeborenenrate und die damit verbundenen Komplikationen zu senken sind. Jedoch hĂ€tten durch ein konsequentes, nach Mutterschafts-Richtlinien geregeltes GBS-Screening zwischen der 35. und 37. SSW drei FĂ€lle einer GBS-Sepsis und ein Fall einer GBS-Pneumonie mit hoher Wahrscheinlichkeit erkannt und abgewendet werden können.
In der vorliegenden Arbeit wurde die Assoziation der Polymorphismen Exon 6 und 5UTR des IGF-II-Gens mit dem PhĂ€notyp Small-for-gestational-age (SGA) ĂŒberprĂŒft. IGF-II als ein bedeutender prĂ€nataler Wachstumsfaktor stellt ein mögliches Kandidatengen fĂŒr die Entstehung von SGA dar. SGA und ein damit verbundenes zu niedriges Geburtsgewicht bei Neugeborenen sind wichtige Risikofaktoren sowohl fĂŒr postnatale als auch fĂŒr spĂ€ter auftretende Erkrankungen. IUGR ist eine multifaktoriell verursachte Störung, der Umwelt- und genetische Faktoren auf verschiedenen Ebenen zu Grunde liegen können. Entsprechend wurden bekannte Einflussfaktoren fĂŒr das Geburtsgewicht und die KörperlĂ€nge Neugeborener wie Geschlecht des Kindes, Alter der Mutter, mĂŒtterliches Gewicht vor sowie Gewichtszunahme wĂ€hrend der Schwangerschaft, KörpergröĂe der Mutter, Nikotinkonsum sowie mĂŒtterliche Erkrankungen berĂŒcksichtigt. Es wurde die HĂ€ufigkeit des Vorkommens von Exon 6 g.4225A/G und 5UTR g.6814_6819delAGGGC im Patientenkollektiv im Vergleich zu nicht-wachstumsverzögerten Neugeborenen. FĂŒr die Analysen standen DNA und Daten aus dem SNiP, einer populationsbasierten Querschnittsstudie von 147 SGA-Neugeborenen und 258 nicht-wachstumsverzögerten Neugeborenen aus Ostvorpommern zur VerfĂŒgung. Die FĂ€lle entstammen weitgehend der gleichen Population wie alle Kontrollen. Alle Neugeborenen waren gesunde, nicht miteinander verwandte Einlinge ohne Fehlbildungen. Die Verteilung der Genotypen wurde fĂŒr Exon 6 g.4225A/G mittels PCR und anschlieĂender SSCP sowie SilberfĂ€rbung und fĂŒr 5UTR g.6814_6819delAGGGC mittels PCR und Heteroduplexanalyse untersucht. Bei der Kontrolle der PCR-Produkte von 5UTR g.6814_6819delAGGGC wurde die FĂ€higkeit des Polymorphismus, Heteroduplices zu bilden, entdeckt und nachfolgend die Methode der Heteroduplexanalyse fĂŒr diesen Polymorphismus etabliert. FĂŒr die Berechnungen wurden die SGA-Neugeborenen in Fallgruppen eingeteilt: Neugeborene mit einem Geburtsgewicht unterhalb der 10. Perzentile mit normaler GeburtslĂ€nge (A), solche mit einer GeburtslĂ€nge unterhalb der 10. Perzentile mit normalem Geburtsgewicht (B), die Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht und einer GeburtslĂ€nge jeweils unterhalb der 10. Perzentile (C)sowie die Neugeborenen mit einem BMI unterhalb der 10. Perzentile (D) bildeten je eine Gruppe. Die Gesamtheit der Gruppen A, B und C ergibt die SGA-Gruppe. Als Kontrollgruppe dienten Neugeborene mit einem Geburtsgewicht und einer GeburtslĂ€nge oberhalb der 10. Perzentile (Gruppen A-C und SGA-Gruppe) bzw. mit einem BMI oberhalb der 10. Perzentile (Gruppe D). Die statistische Auswertung erfolgte mittels U-Test nach Mann-Whitney fĂŒr den Vergleich der Verteilung der Variablen Gestationsalter, Alter bzw. GröĂe der Mutter, Gewicht vor der Schwangerschaft und Gewichtszunahme jeweils zwischen den Fallgruppen und Kontrollen. FĂŒr die Berechnung der Unterschiede hinsichtlich der Allelfrequenz von Exon 6 g.4225A/G und 5UTR g.6814_6819delAGGGC sowie des Rauchverhaltens wurden der Chi-Quadrat-Test nach Pearson bzw. der Exakte Test nach Fisher verwendet. ZusĂ€tzlich wurden in einer logistischen Regressionsanalyse die Genotypen gleichzeitig mit den genannten Risikofaktoren fĂŒr SGA ĂŒberprĂŒft, um ihren Einfluss auf das SGA-Risiko zu quantifizieren. BezĂŒglich Gestationsalter, Alter der Mutter sowie mĂŒtterlichem Gewicht vor der Schwangerschaft wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen SGA-Kindern und Kontrollen festgestellt. Bei der Untersuchung von mĂŒtterlicher Gewichtszunahme, GröĂe der Mutter sowie Nikotinkonsum zeigten sich leichte, jedoch statistisch signifikante Unterschiede. Unter den SGA-Neugeborenen war die Gewichtszunahme und GröĂe der Mutter geringer und der angegebene Nikotinkonsum hĂ€ufiger. Bei Analysen im multivariaten Modell wurden nur hinsichtlich des Rauchverhaltens statistisch signifikante Unterschiede zwischen SGA- und Kontrollgruppe in Bezug auf die ĂŒbrigen Risikofaktoren fĂŒr SGA gefunden. Demnach konnte ein wichtiger Teil der als Einflussfaktoren fĂŒr SGA bekannten Variablen in der Patienten- und Normalgruppe kontrolliert werden. Die Analyse der Verteilung der Polymorphismen zeigte weder fĂŒr Exon 6 g.4225A/G noch fĂŒr 5UTR g.6814_6819delAGGGC eine signifikante Assoziation mit SGA. Ein nicht statistisch signifikanter Trend unterstrich den vermuteten Zusammenhang. Demnach war im Patientenkollektiv gegenĂŒber den normalen Kontrollen ein erhöhtes Vorkommen des G-Allels in Exon 6 g.4225A/G bzw. der Deletion in 5UTR g.6814_6819delAGGGC zu verzeichnen. Beide Unterschiede erreichten jedoch nicht die statistische Signifikanz. Somit ist ein Beitrag der genannten Polymorphismen zur Entstehung von SGA wahrscheinlich, aber durch unsere Ergebnisse nicht statistisch signifikant belegt. Um dieses Ergebnis zu bestĂ€tigen sollten weitere populationsbasierte Untersuchungen mit gröĂeren Fallzahlen mit einer noch umfassenderen Kontrolle der SGA-Risikofaktoren durchgefĂŒhrt werden.
Neben akut auftretenden Krankheiten können chronische Erkrankungen den Verlauf einer Schwangerschaft beeinflussen und gleichsam Effekte bis hin zur Geburt zeigen. Das Thema Schwangerschaft und Erkrankung ist somit sowohl fĂŒr die mĂŒtterliche Gesundheit als auch fĂŒr das kindliche Outcome von Bedeutung. Hinsichtlich dieser Thematik scheinen wĂ€hrend der Schwangerschaft akut auftretende Erkrankungen insgesamt besser untersucht zu sein als chronische Krankheiten. Da sich sowohl bezĂŒglich der PrĂ€valenzen als auch im versorgungsmedizinischen Bereich unterschiedliche Literaturangaben finden, sollten insbesondere chronische Erkrankungen bei Schwangeren im Fokus dieser Arbeit stehen. Im Rahmen der SNiP-Studie wurden n=5330 Frauen hinsichtlich chronischer Erkrankungen und ihres Geburtsoutcomes untersucht. Bezogen auf die angegebenen Krankheiten und die pathologischen Befunde wurde eine Kodierung nach ICD-10 vorgenommen. WĂ€hrend der Schwangerschaft eingenommene Medikamente wurden nach dem ATC-Index sowie nach der Roten Liste kodiert. Beide Vergleichsgruppen (chronisch kranke vs. nicht chronisch kranke SNiP-Teilnehmerinnen) wurden nochmals nach GraviditĂ€t und ParitĂ€t unterteilt. Die Vergleiche zwischen chronisch Kranken und nicht chronisch Kranken erfolgten mittels statistischen Signifikanztests. Populationsbasiert konnten n(k)=1141 Frauen als chronisch krank identifiziert werden (21,4%) und n(g)=4189 Frauen als nicht chronisch krank (78,6%). Am hĂ€ufigsten traten in der SNiP-Studie Allergien (PrĂ€valenz 11,3%), Asthma bronchiale (2,7%) und SchilddrĂŒsenerkrankungen (2,3%) auf. Weiterhin zeigten Hauterkrankungen (2,2%), Hypertonien (1,1%) und MigrĂ€ne (1,5%) hohe PrĂ€valenzen. Chronisch kranke Frauen waren durchschnittlich zwei Tage lĂ€nger stationĂ€r im Schwangerschaftsverlauf (p<0,01). Dagegen traten Infektionen und vaginale Blutungen wĂ€hrend der Schwangerschaft signifikant hĂ€ufiger in der gesunden Gruppe auf (p<0,05). Der Hauptgeburtsmodus war in beiden Gruppen die Spontangeburt, wobei chronisch kranke Frauen jedoch signifikant hĂ€ufiger per Sectio entbunden wurden (p<0,01) und hĂ€ufiger eine Lungenreifeinduktion (p<0,01) erhielten. Jede 10. Frau aus dieser Gruppe brachte ein frĂŒhgeborenes Kind (vor der vollendeten 37. SSW) zur Welt, wohingegen bei den gesunden Frauen nur jede 13. Frau betroffen war (p<0,05). Kinder chronisch kranker Frauen waren signifikant kleiner bezĂŒglich KörperlĂ€nge und Kopfumfang und mussten hĂ€ufiger stationĂ€r aufgenommen werden (p<0,01). Die vorliegende Analyse ist die erste populationsbasierte Studie, in der die PrĂ€valenzen aller auftretenden chronischen Erkrankungen erfasst wurden. Jede fĂŒnfte schwangere Frau im Studiengebiet Ostvorpommern leidet demnach an mindestens einer chronischen Erkrankung. Eine herabgesetzte FertilitĂ€t chronisch kranker Frauen im gebĂ€rfĂ€higen Alter konnte mit den Daten der SNiP-Studie nicht belegt werden. Ebenso konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen bezĂŒglich Familienstand, ethnischer Herkunft, Schwangerschaftsplanung, akut in der Schwangerschaft auftretender Erkrankungen, Geburtsgewicht, 5-Minuten-Apgar, Base Excess, erweiterte NeugeborenenerstversorgungsmaĂnahmen, Fruchtwasser- sowie PlazentaauffĂ€lligkeiten festgestellt werden. Allerdings scheint das perinatale Outcome dennoch schlechter fĂŒr Kinder chronisch kranker Frauen aufgrund der Vielzahl genannter signifikanter Unterschiede zu sein. Die leitliniengerechte medikamentöse Behandlung wĂ€hrend der Schwangerschaft fand bei den chronisch kranken Teilnehmerinnen der SNiP-Studie nur in einem unzureichenden MaĂe statt, was verschiedene Ursachen haben kann. Die Einnahme frei im Handel erhĂ€ltlicher PrĂ€parate ist hingegen als relativ gut zu bewerten, ebenso wie die Compliance hinsichtlich anderer schwangerschaftsabhĂ€ngiger Bereiche. Mit dieser Auswertung der SNiP-Studie konnten die PrĂ€valenzen chronischer Erkrankungen bei Frauen im gebĂ€rfĂ€higen Alter populationsbasiert in der Region Ostvorpommern gut dargestellt werden. FĂŒr deren Validierung mĂŒsste ein Selektionsbias vermieden und objektive Aussagen mittels Standarddiagnostiken erhalten werden. Prinzipiell wĂ€ren gröĂere StichprobenumfĂ€nge von Vorteil. Nur so werden derartige Studien zukĂŒnftig objektiv, valide und vergleichbar. Auch wenn der FertilitĂ€tsindex ein gutes MaĂ zur Beschreibung der Fruchtbarkeit ist, bedarf es weiterer differenzierter Untersuchungen fĂŒr einzelne chronische Erkrankungen. Er muss ergĂ€nzt werden durch andere Parameter, die die Grundlage fĂŒr FertilitĂ€tsberechnungen darstellen und sollte Einflussfaktoren wie den Nikotinkonsum berĂŒcksichtigen. In den vorliegenden Analysen ist der Einfluss chronischer Erkrankungen auf eine eingetretene Schwangerschaft und deren Ausgang insgesamt geringer als vermutet. Dieser Sachverhalt sollte fĂŒr einzelne Erkrankungen ĂŒberprĂŒft und ggf. widerlegt werden. ZukĂŒnftig sind weitere intensivierte Forschungsarbeiten zum Thema chronische Erkrankung und Schwangerschaft notwendig, um ebenso gute Grundlagen wie im Bereich akuter Erkrankungen fĂŒr Diagnostik und Therapie zu erhalten. ZunĂ€chst sollten die vorliegenden Ergebnisse anhand der SNiP-Studie jedoch versorgungsepidemiologische Beachtung finden. Demnach sind mehr Leitlinien fĂŒr chronisch kranke Schwangere nötig und es bedarf der Kontrolle von leitliniengerechtem Handeln in den einzelnen Arztpraxen und Kliniken. Hinzu kommt der Abbau von Verunsicherungen bei Schwangeren in Bezug auf medikamentöse Therapien wĂ€hrend der Schwangerschaft. Durch mehr integrierte interdisziplinĂ€re Konferenzen können Probleme rechtzeitig erkannt und gemeinsam Lösungen gefunden werden. Hierbei sind Praxen der lĂ€ndlichen Regionen eindeutig benachteiligt. KostenĂŒbernahmen und AufklĂ€rungskampagnen könnten zumindest fĂŒr eine Steigerung des Konsums frei im Handel erhĂ€ltlicher PrĂ€parate sorgen.
Die Neugeborenenuntergewichtigkeit ist ein Produkt verschiedenster intrauteriner EinflussgröĂen und ist mit ausgeprĂ€gten individuellen als auch gesellschaftlichen FrĂŒh- und SpĂ€tfolgen verbunden. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine aktuellen Daten zum niedrigen Geburtsgewicht bzw. dessen maternalen Risikofaktoren fĂŒr die Region Ostvorpommern vor. Aus diesem Grund standen körperliche und soziale EinflussgröĂen sowie ErnĂ€hrungs- und Rauchgewohnheiten von Frauen wĂ€hrend der Schwangerschaft und deren Auswirkung auf die PrĂ€valenz des niedrigen Geburtsgewichts in der Studienregion im Untersuchungsfokus. Der Survey of neonates in Pomerania (SNiP) war in dem Zeitraum von April 2004 bis MĂ€rz 2006 mit einer Erfassungsrate von 95,6 % populationsbasiert. Von den insgesamt 2395 gebĂ€renden Frauen mit Wohnsitz in der Studienregion, nahmen letztendlich 78,8 % an der Studie teil. 6,8 % aller Neugeborenen (5,5 % der Einlinge; 51,0 % der Zwillinge) waren unabhĂ€ngig von der Schwangerschaftsdauer leichter als 2500 g. Von diesen waren 1,6 % der reifen Einlinge sowie 30,4 % der 23 reifen Zwillingskinder bzw. 1,5 % aller reif geborenen Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 2500 g hypotroph. Bemessen an den Perzentilengrenzwerten kleiner/gleich 3. bzw. 10. Perzentile waren 2,2 % bzw. 8,3 % aller neugeborenen Kinder zu leicht fĂŒr ihr Gestationsalter (small for gestional age, SGA). In den Untersuchungen stellten sich das mĂŒtterliche Untergewicht, eine den Empfehlungen entsprechende Gewichtszunahme, ein Lebensalter < 20 Jahre, Schulbildung < 10 Jahre, monatliches NettoĂ€quivalenzeinkommen < 750 âŹ, Unterschichtzugehörigkeit, Nikotinabusus wĂ€hrend der gesamten Schwangerschaft, Vegetarismus sowie eine fehlende FolsĂ€ure- und Multivitamineinnahme als Risikofaktoren fĂŒr ein niedriges Geburtsgewicht in der Studienregion heraus. In den multivariaten Analysen, welche die o.g. mĂŒtterlichen Faktoren (auĂer maternale Erkrankungen und ErnĂ€hrung) enthielten, waren insbesondere eine fehlende Einnahme von Multivitaminen, sowie das Rauchen wĂ€hrend der gesamten Schwangerschaft mit einer deutlichen Risikoerhöhung fĂŒr die Neugeborenenuntergewichtigkeit verbunden. Dabei erhöhte eine fehlende Einnahme von Multivitaminen das Risiko fĂŒr ein Geburtsgewicht kleiner/gleich der 10. um den Faktor 1,75. Das Rauchen wĂ€hrend der gesamten Schwangerschaft war 1,66-mal hĂ€ufiger mit einem Geburtsgewicht kleiner/gleich der 10. Perzentile assoziiert. Eine niedrigere Schulbildung hatte im multivariaten Modell keinen signifikanten Einfluss auf die Neugeborenenuntergewichtigkeit. Im Hinblick auf die rĂ€umliche Verteilung der Neugeborenenuntergewichtigkeit in der Studienregion zeigten sich keine eindeutigen Unterschiede. Dennoch wies Wolgast den gröĂten Anteil an Kindern mit einem Neugeborenengewicht kleiner/gleich der 10. Perzentile auf. Im Anklamer Umland war die Quote an zu leichten reifen Einlingen (Geburtsgewicht < 2500 g) mit 3,0 % am gröĂten. Dagegen waren in Anklam die Neugeborenen kleiner/gleich der 3. Perzentile mit 3,4 % am zahlreichsten vertreten. Zudem konnte SNiP eine signifikante unterschiedliche lokale Verteilung von soziodemografischen Risikomerkmalen und - verhaltensweisen (Lebensalter < 20 Jahre, Schulbildung < 10 Jahre, NettoĂ€quivalenzeinkommen < 750 âŹ, Unterschichtzugehörigkeit, Nikotinabusus, fehlende FolsĂ€ure- und Multivitamineinnahme) von Wöchnerinnen in der Region Ostvorpommern zeigen. DemgemÀà stellten sich hierfĂŒr insbesondere Anklam, das Anklamer Umland sowie Wolgast als risikoreiche Regionen innerhalb Ostvorpommerns heraus. Keine bedeutsamen innerregionalen Unterschiede ergaben sich hinsichtlich des mĂŒtterlichen Körpergewichtes, der optimalen Gewichtszunahme, des tĂ€glichen Zigarettenkonsums, maternalen Erkrankungen sowie der ErnĂ€hrungsform und -Ă€nderung. SNiP konnte anhand dieser Ergebnisse weitgehend zeigen, dass auch in Ostvorpommern die in der Literatur anerkannten maternalen Risikofaktoren fĂŒr die Neugeborenenunterwichtigkeit von Bedeutung sind und deutliche Unterschiede hinsichtlich ihrer rĂ€umlichen Verteilung in Ostvorpommern existierten. Durch die zeitnahe Analyse und Bewertung der mĂŒtterlichen Merkmale anhand der Daten des Neugeborenensurvey war es erstmalig möglich, maternale Risikogruppen und ârisikobehafteteâ Verhaltensweisen sowie âlokale soziale Brennpunkteâ herauszufinden. Darauf fuĂend kann eine Erarbeitung geeigneter bzw. Optimierung bereits verwirklichter PrĂ€ventionsmaĂnahmen in der Region möglich werden. Jedoch sind in Zukunft weitere Untersuchungen regionaler und zeitlicher Trends fĂŒr Ostvorpommern erforderlich, um auch weiterhin eine Optimierung der Schwangerschaftsvorsorge und PrĂ€ventionsarbeit zu ermöglichen.
Abstract
Background
The health status of newborns is a major concern for parents and medical personnel. Recent studies have provided increasing evidence that factors from the foetal and perinatal periods of life influence health later in life. The âFollowâup of the Survey of Neonates in Pomeraniaâ (SNiPâIâFollowâup) is the first followâup of the populationâbased birth cohort study, SNiPâI, established in northâeast Germany.
Objectives
The primary aim of SNiPâIâFollowâup study was the collection of longitudinal data on children and adolescents. The associations will be analysed between risk factors in pregnancy and the perinatal period and health status in infancy and later childhood.
Population
The populationâbased cohort study SNiPâI was conducted in Pomerania in northâeast Germany between February 2002 and November 2008. All mothers from the SNiPâI birth cohort were recontacted when their children were from 9 to 15Â years of age.
Design
The SNiPâIâFollowâup study was carried out between December 2016 and August 2017 and is a questionnaireâbased survey.
Methods
Physical development, health status, and social behaviour (school and leisure behaviour) of children were analysed using a questionnaire comprising medical, epidemiological, and socioâeconomic data, associated health care risk factors, and life circumstances of newborns, children, and their parents.
Preliminary results
Out of 5725 children invited to participate in the SNiPâIâFollowâup study between December 2016 and August 2017, 29% (n = 1665) children participated in the SNiPâIâFollowâup study, providing data on 1665 mothersâchild dyads. Responders had higher socioâeconomic status, especially in relation to maternal education status.
Conclusion
As a longitudinal birth cohort from rural Germany, the SNiP cohort will be a resource to address urgent research needs and contribute to overall population health.