UnfĂ€lle sind in Deutschland die gröĂte Gefahr fĂŒr die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Sie stellen die hĂ€ufigste Todesursache bei Kindern ab dem ersten Lebensjahr und bei Jugendlichen dar. In Deutschland erleiden circa 2 Millionen Kinder unter 15 Jahren jĂ€hrlich einen Unfall. Nahezu 10% mĂŒssen stationĂ€r behandelt werden. Dennoch fĂŒhrt der Unfall nur bei einem geringen Anteil der Kinder zu bleibenden Behinderungen (<1%). HĂ€ufigster Unfallort ist die Schule mit Kindergarten- und WegeunfĂ€llen (55%). PrĂ€ventionsmaĂnahmen blieben bisher ohne langfristige und nachhaltige Wirkung und fĂŒhrten zu keiner gesicherten Senkung von UnfĂ€llen im Schulkindalter. Die vorliegende Untersuchung FILIUS (Forschungsinitiative LebensqualitĂ€t im Kindesalter, Unfallvermeidung und SekundĂ€rprĂ€vention) ist eine Kohortenstudie, welche den Einfluss einer stattgehabten Verletzung auf die gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t von Kindern und Jungendlichen untersuchte. Exponierte wurden aus einer âsecondary baseâ gewonnen, hierbei handelt es sich um Kinder und Jugendliche, die zwischen 2004 und 2007 aufgrund eines Unfalls in der Klinik fĂŒr Unfallchirurgie und OrthopĂ€die des Unfallkrankenhauses Berlin ambulant oder stationĂ€r behandelt wurden und zum Befragungszeitpunkt zwischen 8 und 16 Jahre alt waren. Die nicht exponierte Vergleichsgruppe wurde an zwei Berliner Schulen generiert. Zur LebensqualitĂ€tsmessung wurde der KINDLR-Fragebogen (Fragebogen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t bei Kindern und Jugendlichen) eingesetzt, der verschiedene Aspekte (Körper, Psyche, Selbstwert, Freunde, Familie und Schule) erfasst. In der vorliegenden Untersuchung zeigte die Mehrheit ehemals verunfallter Kinder und Jugendlicher eine bessere LebensqualitĂ€t, als die nicht exponierte Berliner Vergleichskohorte. Die âResponse Shiftâ ist als ursĂ€chlich anzusehen, wobei angenommen wird, dass die reduzierte LebensqualitĂ€t in der Zeit nach dem Unfall zu einer höheren Einstufung der LebensqualitĂ€t nach Genesung fĂŒhrte. Bei der Analyse des Unfallherganges zeigte sich, dass ĂŒber die HĂ€lfte der Kinder und Jugendlichen beim Sport und Spiel (66,4%) und lediglich 8,2% im StraĂenverkehr verunfallten. Bei der Betrachtung der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t in Bezug zum Unfallhergang zeigten Kinder nach StraĂenverkehrsunfĂ€llen jedoch den niedrigsten Total Quality of life sum Score mit einem Wert von 67,8. Im Gegensatz dazu erreichten Kinder nach UnfĂ€llen beim Sport und Spiel einen Totalsummenscore von 75,6. Es ergibt sich die Frage, wie viel PrĂ€vention zur Vermeidung von UnfĂ€llen im (Vor-)Schulalter nötig ist - aus ökonomischer Sicht am ehesten dort, wo tödliche und schwere Verletzungen entstehen können. Dementsprechend ist PrĂ€vention insbesondere zur Senkung von UnfĂ€llen im StraĂenverkehr nötig. PrĂ€ventionsmaĂnahmen sollten gezielt, gut strukturiert und wissenschaftlich begleitet werden.