Rekombinante Expression und Design der Aminoacylase 1 fĂŒr die Synthese von N-Acyl-AminosĂ€uren
(2009)
Im Rahmen der Dissertation wurde die Möglichkeit der enzymatischen N Acylierung von AminosĂ€uren ĂŒber eine thermodynamisch kontrollierte Reaktion im wĂ€ssrigen Medium untersucht. Eine Auswahl von Biokatalysatoren wurde auf ihre Eignung hin untersucht und die Aminoacylase 1 aus der Schweineniere (pAcy1) als Wildtyp-Enzym ausgewĂ€hlt. Es konnte gezeigt werden, dass das primĂ€re Problem bei der pAcy1-katalysierten Synthese der Modellkomponente N-Lauroyl-L-Glutamat (NLLG) in einem sehr ungĂŒnstigen thermodynamischen Gleichgewicht liegt. Dieses konnte zwar durch den pH-Wert zugunsten der Synthese verschoben werden, lieferte aber auch unter optimierten Bedingungen nur unzureichende UmsĂ€tze. Als primĂ€re Probleme auf Seiten des Biokatalysators wurde ein niedriges VerhĂ€ltnis zwischen der Synthese und Hydrolyse des Produktes (S/H-VerhĂ€ltnis) neben einer vergleichsweise schlechten Akzeptanz langkettiger Acyldonoren identifiziert. Um fĂŒr eine Optimierung des Enzyms die Methoden des rationalen Protein Designs und der gerichteten Evolution zu nutzen, wurde ein rekombinantes Expressionssystem ĂŒber ein synthetisches Gen der pAcy1 auf dem Vektor pET52(b) realisiert. Durch die Anpassung des Expressionsmediums, der Temperatur sowie der Co-Expression molekularer Chaperone konnten etwa 80 mg aufgereinigtes Enzym pro Liter Fermentationslösung erhalten werden. Das rekombinante Protein wurde biochemisch charakterisiert und die AktivitĂ€t gegenĂŒber dem bevorzugten Substrat der pAcy1 N-Acetyl-L-Methionin (NAM) mit 94 U/mg quantifiziert. Die Optimierung des S/H-VerhĂ€ltnisses der pAcy1 fokussierte sich auf das Potential der katalytischen Base (E146) zur Protonenaufnahme. Als Basis fĂŒr ein rationales Design wurde ein Strukturmodell erstellt und ein Aspartat an der Position 346 identifiziert, welches den pKa-Wert von E146 maĂgeblich beeinflusst. Durch Modellierungen der Elektrostatik im aktiven Zentrum wurde die Substitution von D346 zu Alanin, AsparaginsĂ€ure, Glutamat und Glutamin vorgeschlagen und weiterhin die Mutation der katalytischen Base selbst untersucht. Versuche zur Beschreibung des S/H-VerhĂ€ltnisses von erstellten Varianten der pAcy1 wurden anschlieĂend mit NAM als Modellkomponente durchgefĂŒhrt. Bei allen Mutanten war ein starker RĂŒckgang der GesamtaktivitĂ€t zu verzeichnen, wobei die RestaktivitĂ€ten der 146X-Varianten maximal 0,5% und die der 346X-Varianten maximal 9% bei der Hydrolyse betrugen. Durch die parallele Quantifizierung der Synthesereaktion konnte gezeigt werden, dass sich das S/H-VerhĂ€ltnis durch die Substitution des Asp346 in beide Richtungen verschieben lĂ€sst, wobei die gewĂŒnschte Erhöhung des VerhĂ€ltnisses mit einer stark verminderten GesamtaktivitĂ€t einhergeht. Die Mutante D346A wies z.B. eine Erhöhung des S/H-VerhĂ€ltnisses von 0.02 auf 0.18 auf, wobei allerdings die RestaktivitĂ€t im Vergleich zum Wildtyp-Enzym bei der Synthese 0.2% und die in der Hydrolyse 0.05% betrug. Zur ErklĂ€rung dieser Beobachtungen wurde die pH-AbhĂ€ngigkeit der pAcy1-Varianten fĂŒr die Hydrolyse des artifiziellen Substrats Furyl-Acyl-M ethionin (FAM) bestimmt. Eine Verschiebung des pH-Optimums ins Saure bzw. ins Basische korrelierte bei D346A bzw. D346E mit der zuvor bestimmten Verschiebung des S/H-VerhĂ€ltnisses. Weiterhin sollte die AffinitĂ€t der pAcy1 gegenĂŒber langkettiger Acyldonoren durch gerichtete Evolution erhöht werden. Da aus der Literatur bekannt ist, dass die Reste I177, T345, L370 die Acylbindetasche des Enzyms definieren, wurden diese ĂŒber iterative SĂ€ttigungsmutagenese randomisiert und so etwa 32.000 Varianten der pAcy1 erzeugt. Zur Charakterisierung einer Mutantenbibliothek wurde ein hochdurchsatzfĂ€higes Expressions- und Screeningsystem etabliert, wofĂŒr das bereits realisierte Expressionssystem auf den MikrolitermaĂstab ĂŒbertragen und auf die besonderen AnsprĂŒche hin optimiert wurde. Zur Charakterisierung der Enzyme wurde eine modifizierte Form eines bereits beschriebenen Proteaseassays verwendet, welcher eine kontinuierliche Messung der entstehenden AminosĂ€ure als Produkt der Hydrolysereaktion erlaubte. Eine vorhergehende Selektion aktiver Varianten auf Minimalmedium erlaubt ein effizientes Screening der Mutantenbibliothek. Das Screening- und Selektionssystem wurde bisher mit der Wildtyp-pAcy1 und einer inaktiven Mutante erfolgreich getestet und zeigte Schwankungen von lediglich ±10%. Das noch ausstehende Screening der Mutantenbibliothek wird in laufenden Arbeiten durchgefĂŒhrt.