Patienten mit besonderer Krankheitsschwere auf der Intensivstation sind durch beeintrĂ€chtigte okulĂ€re Schutzmechanismen erheblich gefĂ€hrdet, Komplikationen des Sehorgans zu entwickeln. Verschiedene klinische Faktoren mit Einfluss auf die natĂŒrlichen okulĂ€ren Schutzmechanismen wirken als Risikofaktor. Ziel dieser Untersuchung war es, Leitsymptome und PrĂ€diktoren zu identifizieren, um eine Verbesserung der RisikoeinschĂ€tzung am Auge und der Anwendung von Augenpflege-Verfahrensanweisungen zu erreichen. Zwischen Februar 2007 und April 2010 wurde bei 433 Intensivpatienten der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald ein augenĂ€rztliches Konsil durchgefĂŒhrt. 283 Konsile konnten in der retrospektiven Untersuchung berĂŒcksichtigt werden. Schwerpunkt der Auswertung waren die klinisch-ophthalmologischen Leitsymptome sowie Risikofaktoren fĂŒr die Entwicklung von ophthalmologischen Komplikationen. ErgĂ€nzend hierzu wurde eine prospektive Befragung von PflegekrĂ€ften und die Beobachtung gĂ€ngiger Augenpflegepraxis auf Intensivstationen der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald durchgefĂŒhrt. Ein ophthalmologisches Risikoprofil, zusammengesetzt aus validiert belegten Risikofaktoren, wurde durch die Literaturrecherche erstellt und besteht aus folgenden Parametern: Einsatz von Muskelrelaxantien, Beatmung, konjunktivales Ădem, Lagophthalmus, kardiovaskulĂ€re und neurologische Begleiterkrankungen. Die Altersverteilung aller Patienten wies eine HĂ€ufung im 6. und 7. Lebensjahrzehnt (39,6% aller Patienten) mit einem mittleren Alter von 59,4 Jahren und einem Ăberwiegen der mĂ€nnlichen Patienten (63,3% vs. 36,7% weibliche Patienten) auf. Als statistisch signifikante Leitsymptome fĂŒr die Entwicklung von ophthalmologischen Komplikationen bei Intensivpatienten konnten ein Lagophthalmus, eine Chemosis sowie eine Rötung identifiziert werden. In multiplen Analysen zeigte sich eine statistisch signifikante Assoziation von AuffĂ€lligkeiten am Auge bei Intensivpatienten, die sediert und muskelrelaxiert wurden. Auch eine Beatmung konnte als Risikofaktor heraus gestellt werden. Patienten mit konsiliarisch angeordneten LidschlussmaĂnahmen wiesen ein erhöhtes Risikoprofil fĂŒr ophthalmologische Komplikationen auf. Hervorzuheben ist, dass konsiliarisch betreute Patienten mit einem ophthalmologischen Risikoprofil eine lĂ€ngere Verweildauer (16,8 Tage vergleichend zu 14,7 Tage ohne Risikoprofil), eine lĂ€ngere Sedationsdauer (7,3 Tage vergleichend zu 6,2 Tage ohne Risikoprofil) und eine lĂ€ngere Beatmungsdauer (12,7 Tage vergleichend zu 10,7 Tage) aufwiesen. Die Pupillenuntersuchung als regelmĂ€Ăige Begutachtung des Auges wurde bei 42,5% aller Patienten in einem 6-stĂŒndlichen Intervall durchgefĂŒhrt und konnte als korrelierender Faktor zu ophthalmologischen Komplikationen heraus gestellt werden. Nebenerkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems waren unter den KomorbiditĂ€ten der Konsilpatienten mit 50,2% am hĂ€ufigsten vertreten und mit einem signifikant erhöhten Risiko fĂŒr ophthalmologische AuffĂ€lligkeiten assoziiert. KomorbiditĂ€ten des Nervensystems sowie von psychischen- oder Verhaltensstörungen gingen ebenfalls mit einem signifikant erhöhten Risiko fĂŒr Komplikationen der Augen einher. Die Wahrscheinlichkeit, ein ophthalmologisches Krankheitsbild zu entwickeln, war ebenfalls bei Patienten mit Nebenerkrankungen der endokrinen Erkrankungen, der ErnĂ€hrungs- und Stoffwechselkrankheiten statistisch signifikant erhöht. Insgesamt waren 59,0% aller untersuchten Patienten von einer Augenpflege durch das Pflegepersonal abhĂ€ngig und 10,9% intermittierend unselbstĂ€ndig in der Augenpflege. Auf Grund steigender Patientenzahlen und BeatmungsfĂ€lle auf deutschen Intensivstationen kommt der Augenpflege und Erkennung von Risikopatienten eine besondere Rolle zu. Die hier identifizierten Risikofaktoren und Leitsymptome wirken sich auf den klinischen Verlauf und die Entwicklung von SeheinschrĂ€nkungen des einzelnen Patienten aus. In diesem Bewusstsein ist es möglich, mit geeigneten MaĂnahmen eine optimale patientenorientierte PrĂ€vention wĂ€hrend des intensivmedizinischen Aufenthaltes zu gewĂ€hrleisten. Der Implementierung von Augenpflege-Verfahrensanweisungen und der Schulung von Augenpflege kommt hier eine besondere Bedeutung zu.
Eine möglichst kurze maschinelle Beatmungszeit und -entwöhnung sind relevant fĂŒr die Vermeidung von Komplikationen und das Ăberleben des Patienten. Patienten, die sich nur schwer von der maschinellen Beatmung entwöhnen lassen, sind hĂ€ufig multimorbide und benötigen einen lĂ€ngeren Entwöhnungszeitraum. Von groĂem Interesse ist daher, inwiefern sich der Weaningverlauf durch prognostische Parameter vorhersagen lĂ€sst. Bislang existieren kaum Untersuchungen fĂŒr das Weaning-Outcome bzw. die MortalitĂ€t an einer Studienpopulation speziell mit komplikationsreichen VerlĂ€ufen. Um die MultimorbiditĂ€t der Patienten mit dieser Studie adĂ€quat zu reflektieren, wurde eine breit angelegte Anzahl möglicher PrĂ€diktoren aus den Bereichen Medikation, Vorerkrankungen, FunktionsfĂ€higkeit ĂŒberlebenswichtiger Organsysteme und Beatmungsparameter ausgewĂ€hlt und auf statistisch signifikante ZusammenhĂ€nge mit dem Weaning-Outcome und erhöhter MortalitĂ€t untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass sowohl die Gabe von Katecholaminen als auch die Dialysepflicht eines Patienten einen unabhĂ€ngigen Risikofaktor fĂŒr ein Weaning-Versagen darstellt. Zudem stellt die Gabe von Katecholaminen einen unabhĂ€ngigen Risikofaktor fĂŒr eine erhöhte MortalitĂ€t wĂ€hrend der Weaning-Behandlung dar. Die Untersuchung trĂ€gt damit dazu bei, PrĂ€diktoren zu finden, die sich auch mit multimorbiden Patientengruppen verwenden lassen, die typischerweise schwierig zu entwöhnende Patienten sind.
In dieser Studie wurden die Daten von 56 pĂ€diatrischen Patienten mit schwerem Asthma bronchiale retrospektiv untersucht. In der Studiengruppe (n=27) waren zehn im Asthmaanfall verstorbene Kinder (F= fatal) und 17 im Anfall kĂŒnstlich beatmete und ĂŒberlebende Kinder (NF= near fatal) im Alter von 1 bis 17 Jahren. Diese beiden Untergruppen wurden miteinander und mit einer Kontrollgruppe (n=29) von schwer asthmakranken Kindern mit lĂ€ngerfristiger systemischer Steroidtherapie, die jedoch niemals im Asthmaanfall beatmet bzw. verstorben sind, verglichen. Es stellte sich die Frage, ob sich die Patienten durch genetisch bedingte und kaum verĂ€nderliche Merkmale unterscheiden, die bereits frĂŒh den Verlauf der Erkrankung vorhersagen lassen wĂŒrden. Oder ob es beeinflussbare Faktoren sind, die zu den entscheidenden Unterschieden im Krankheitsverlauf der Patienten fĂŒhren. Nach unseren Erkenntnissen gibt es keine genetisch festgelegten PhĂ€notypen der asthmatischen Erkrankung. Wir fanden dagegen einige die Gruppen unterscheidende Faktoren, die beeinflussbar sind und zukĂŒnftig bei allen Patienten beachtet werden mĂŒssen. Glucocorticoidpflichtige Patienten ohne Beatmung unterschieden sich von verstorbenen und ĂŒberlebenden beatmeten Patienten durch das hĂ€ufigere Vorkommen von Asthma bronchiale in der Familie, geringeres Alter bei Krankheitsverschlechterung (Krise), frĂŒheren Therapiebeginn nach der Diagnostik, vermehrten Einsatz von inhalativen und systemischen Glucocorticosteroiden, Sensibilisierung gegen eine gröĂere Zahl von Allergenen, bessere Compliance und hĂ€ufigere Behandlung durch Spezialisten. Near-fatal Patienten sind Ăberlebende eines potentiell tödlichen Asthmaanfalls, die sich von den verstorbenen Kindern durch jĂŒngeres Alter bei Diagnosestellung, einen langsameren Verlauf des akuten Asthmaanfalls und vermehrten Einsatz inhalativer Steroide unterscheiden. Auch die Suche nach Infektionen bei Verschlechterung der Symptome muss in vielen FĂ€llen intensiviert werden.