In der Literatur bestehen WissenslĂŒcken ĂŒber die Morphologie und das Wachstum der Nasenhöhle von Primaten, insbesondere von Pan troglodytes. In dieser Arbeit wurden anhand von 46 SchimpansenschĂ€deln beiderlei Geschlechts in drei verschiedenen Altersstufen das postnatale Wachstum und die Morphologie der Nasenhöhle von Pan troglodytes, unter BerĂŒcksichtigung des Geschlechtsdimorphismus untersucht. DarĂŒber hinaus wurde das postnatale Nasenhöhlenwachstum der Schimpansen mit dem anderer Primaten verglichen. Zur Darstellung der Nasenhöhlenmorphologie wurden von allen SchĂ€deln computertomographische Schichtaufnahmen angefertigt. Um der rhomboiden Nasenhöhlenform Rechnung zu tragen, wurden, basierend auf den einzelnen koronaren Schichtserien, mit Hilfe der WinsurfÂź - Software, 3D-Rekonstruktionen der Nasenhöhlen angefertigt und deren Volumina berechnet. ZusĂ€tzlich wurden verschiedene LĂ€ngen-, Breiten- und HöhenmaĂe am SchĂ€del, einschlieĂlich der Nasenhöhle erhoben und das Nasenseptum zum Vorliegen einer Deviation untersucht. Pan troglodytes zeigt bei allen untersuchten Tieren und in allen Altersgruppen eine rhomboide Form der Cavitas nasi. Diese auffĂ€llige Formkonstanz der Nasenhöhlenmorphologie zeigt sich auch bei der Betrachtung der nach dorsal höher und schmaler werdenden Nasenhöhlenform. Neben einem meist symmetrischen Nasenseptum finden sich an der seitlichen Nasenwand jeweils 3 knöchern gestĂŒtzten Nasenmuscheln (Concha nasalis superior, -media, -inferior). Die postnatale VerĂ€nderung der Nasenhöhlenform wurde anhand von Indizes, quantifiziert. Pan troglodytes weist eine breite und hohe Nasenhöhle auf. Da das biologische Alter der Tiere zum Zeitpunkt ihres Todes nicht bekannt war, erfolgte die Beschreibung der WachstumsvorgĂ€nge der Nasenhöhle und des SchĂ€dels mittels einer einfachen linearen Regressionsanalyse, wobei als BezugsmaĂ GesamtschĂ€dellĂ€nge sowie die GesichtsschĂ€dellĂ€nge gewĂ€hlt wurden. Es konnte gezeigt werden, dass der gröĂte Zuwachs des Volumens bei beiden Geschlechtern gegen Ende des Wachstums liegt. Ein Geschlechtsdimorphismus beim Wachstumsverhalten der Nasenhöhlen konnte nicht festgestellt werden. Die Darstellung von MerkmalszusammenhĂ€ngen zwischen dem Nasenhöhlenvolumen und der SchĂ€delmorphologie erfolgte mittels einer Korrelationsanalyse. Durch eine einfache lineare Regressionsanalyse konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Nasenhöhlenvolumen und den LĂ€ngen-, Breiten- und HöhenmaĂen des GesichtsschĂ€dels nachgewiesen werden. Die statistische Untersuchung des Nasenhöhlenwachstums ergab keinen signifikanten Unterschied im Anstieg der Regressionsgeraden fĂŒr mĂ€nnliche und weibliche Tiere. Ein Geschlechtsdimorphismus lieĂ sich statistisch auch fĂŒr andere MittelgesichtsmaĂe nicht nachweisen. Das postnatale Wachstum der Nasenhöhle von Pan troglodytes wurde schlieĂlich mit dem des Orang-Utan und des japanischen Makaken (Macaca fuscata) verglichen. Dazu wurde zunĂ€chst fĂŒr alle 3 Spezies Regressionsgeraden ermittelt, wobei die SchĂ€debasislĂ€nge als BezugsmaĂ verwendet wurde. Der Vergleich der Regressionsgeraden zeigte keine signifikanten Unterschiede in den Anstiegen der Regressionsgeraden. Trotz spezies - spezifischer Unterschiede in den GröĂen der Nasenhöhlen vergröĂern sich die Nasenhöhlen der untersuchten Primaten postnatal offensichtlich nach einem Ă€hnlichen Wachstumsmuster. Die Ergebnisse dieser Studie tragen Modellcharakter und liefern weitere Erkenntnisse ĂŒber das kraniofaziale Wachstum der Primaten. Inwiefern z.B. die Form der Nasenhöhle bei den 3 Spezies oder auch die Nasenmuscheln Einfluss auf das postnatale kraniofaziale Wachstum der Primaten haben, sollte durch weitere Untersuchungen abgeklĂ€rt werden.