Maligne Erkrankungen zeigen oft charakteristische genetische VerĂ€nderungen. Das Auffinden derartiger VerĂ€nderungen wurde in den letzten Jahren durch verfeinerte molekulare Techniken erleichtert. Viele genetische Ereignisse in den maligne transformierten Zellen sind jedoch noch ungeklĂ€rt. Die prĂ€zise Bestimmung der Bruchpunktregionen chromosomaler VerĂ€nderungen bei T-Zell akuten lymphatischen LeukĂ€mien ist Inhalt dieser Arbeit. Hierzu wurde die âFine Tiling-Comparative Genomhybridisierungâ (FT-CGH) mit der âLigation mediated-PCRâ (LM-PCR) kombiniert. Diese Methoden wurden zunĂ€chst an Zelllinien etabliert und anschlieĂend in verschiedenen LeukĂ€mieproben eingesetzt. Chromosomale Aberrationen gehen hĂ€ufig mit Verlust oder Gewinn von genetischem Material einher. Diese unbalancierten Anomalien lassen sich durch die Comparative Genomhybridisierung (CGH) ermitteln. Dieses Verfahren ermöglicht Differenzen der DNA-Menge einer zu untersuchenden Probe bezogen auf eine interne Kontrollprobe zu detektieren. Bei der Fine Tiling-CGH werden gezielt chromosomale Abschnitte hochauflösend auf eventuelle Abweichungen des DNA-Gehaltes analysiert. AnschlieĂend werden die detektierten Bruchpunktregionen der DNA Schwankungen mittels der LM-PCR untersucht. Ein Abgleich mit einer internen Kontrollzelllinie HEK 293-T lĂ€sst atypische PCR-Fragmente bei der untersuchten Probe aufspĂŒren. Der anschlieĂende Sequenzabgleich unter der Verwendung des BLASTn Suchprogramms (National Center for Biotechnology Information) fĂŒhrte in den untersuchten Zelllinien, wie auch in den T-Zell akuten lymphatischen LeukĂ€mieproben zur Identifizierung verschiedener genomischer VerĂ€nderungen. Neben einfachen Deletionen wurden auch bisher ungeklĂ€rte komplexere chromosomale Translokationen nachgewiesen. So konnte unter anderem bei einer lymphoblastischen T-Zell-LeukĂ€mie die Translokation t(12;14)(q23;q11.2) auf genomischer Ebene geklĂ€rt werden. Hierbei fand im Abschnitt 14q11 innerhalb des TRA/D Locus eine Deletion von 89 Kilobasen statt. Die Bruchenden wurden mit der Sequenz des open reading frames C12orf42, welches im 12q23 Chromosomenabschnitt lokalisiert ist, zusammengelagert. Bei dieser chromosomalen Aberration wurde die C12orf42 Sequenz zerstört und 1,3 Kilobasen deletiert. Des Weiteren konnte bei einer akuten lymphoblastischen T-Zell-LeukĂ€mie die Inversion inv(14)(q11q32) mit involvierten TRA/D und IGH Locus auf Sequenzebene geklĂ€rt werden. Der Bruch des 14q11 Bereiches fand zwischen dem Genabschnitt der konstanten Region (TRAC) des TRA/D Locus und dem DAD1 (defender against cell death 1) Gens statt, wobei im beteiligten genetischen Abschnitt keine Rekombinasesignalsequenz (RSS) zu finden ist. Dieses belegt, dass fehlerhafte Umlagerungen innerhalb des Genoms nicht ausschlieĂlich auf die Rekombinase zurĂŒckzufĂŒhren sind. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass die Kombination aus FT-CGH und LM-PCR eine prĂ€zise Bruchpunktanalyse unbekannter chromosomaler Aberrationen, welche mit Imbalancen einhergehen, ermöglicht. Diese genaue Analyse dient der Identifizierung von Genen, welche direkt und indirekt durch diese genomischen Umlagerungen betroffen sind. Das Wissen ĂŒber diese VerĂ€nderungen kann fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Pathogenese, fĂŒr diagnostische Zwecke und zum Nachweis der minimalen Resterkrankung eingesetzt werden. Eine KlĂ€rung beteiligter Gene und Signalwege wird es erlauben, zielgerichtete und individualisierte Therapiestrategien zu entwickeln.