Der Myokardinfarkt ist eine der wesentlichen MortalitĂ€tsursachen in den westlichen IndustrielĂ€ndern. FĂŒr das Outcome der Patienten nach Myokardinfarkt ist die GröĂe der Infarktnarbe von prognostischer Bedeutung. Nach therapeutischer Rekanalisation des betroffenen HerzkranzgefĂ€Ăes entsteht durch einen aktiven Prozess eine Myokardnarbe. Durch Perfusionsmanöver oder verschiedene Pharmaka vor und auch nach einem Infarkt lĂ€sst sich die AusprĂ€gung der Narbe beeinflussen und die GröĂe der Narbe reduzieren. Zu diesen Pharmaka gehören die PDE-5-Inhibitoren, unter anderem Vardenafil. Die Signalkaskade, welche das protektive Signal vermittelt, ist nur zu Teilen erforscht. Diese Arbeit etablierte ein Modell in isolierten Rattenherzen, zeichnete eine Dosisfindungskurve des protektiven Effektes von Vardenafil und konnte unter Einsatz verschiedener Enzymblocker nachweisen, dass Vardenafil sein Signal ĂŒber eine intrazellulĂ€re NO-Erhöhung und eine Aktivierung der Proteinkinase G vermittelt. Ferner konnte dargestellt werden, dass der aus einer PDE-5-Inhibitoren-Gabe resultierende cGMP-Level-Anstieg intrazellulĂ€r ein sensibler Faktor ist und ein ĂŒberschieĂender Anstieg eine Myokardprotektion verhindert.
Wird nach einer ischĂ€mischen Phase, in der Herzmuskelgewebe vorĂŒbergehend mit Sauerstoff und weiteren NĂ€hrstoffen pathologisch bedingt unterversorgt wird, die Durchblutung des Gewebes wiederhergestellt (Reperfusion), finden auf zellulĂ€rer Ebene komplexe Signaltransduktionsmechanismen statt, die entweder fĂŒr das Gewebe schĂ€dlich sein können (âIschĂ€mie-Reperfusionsschadenâ) oder das Herzmuskelgewebe vor weiteren SchĂ€digungen schĂŒtzen (Kardioprotektion). Felix et al. gaben Hinweise auf wĂ€hrend der frĂŒhen Reperfusion freigesetzte Substanzen in post-ischĂ€mischem Effluat, die den Calciummetabolismus von isolierten adulten Rattenkardiomyozyten beeinflussen und in Folge die KontraktilitĂ€t reduzieren (Felix et al. 2001). Ziel der Arbeit war es, die Signalwege zu identifizieren, die negativ-inotrop auf isolierte Kardiomyozyten wirken, um letztendlich RĂŒckschlĂŒsse auf die IdentitĂ€t der Mediatoren im Effluat ziehen zu können. Experimentelle Vorarbeiten gaben Hinweise darauf, dass die negativ-inotropen Mediatoren des Effluates aus dem ArachidonsĂ€ure-Stoffwechsel freigesetzt werden. Daher wurde in der Arbeit die Rolle des Cyclooxygenase- und Prostaglandin-Metabolismus bei der Vermittlung des negativ-inotropen Effekts von post-ischĂ€mischem Effluat auf isolierte Kardiomyozyten untersucht. Nach 10 min globaler âstop-flowâ-IschĂ€mie wurden Herzen adulter Ratten reperfundiert und das Koronareffluat ĂŒber 30 s gesammelt. Die Effekte dieses post-ischĂ€mischen Effluates auf die Zellkontraktion (systolische ZellverkĂŒrzung) und den Calciumstoffwechsel (Calciumtransienten) wurden mit Hilfe der Fluoreszenzmikroskopie an elektrisch stimulierten, laminierten und mit Fura-2AM gefĂ€rbten adulten Rattenkardiomyozyten analysiert. Als Kontrolle wurde Effluat aus der Perfusion vor der IschĂ€miephase verwendet. Die vorliegende Untersuchung analysierte die Rolle der Cyclooxygenase und von Prostaglandin-Rezeptoren in der Signaltransduktion der negativ-inotropen Faktoren durch Anwendung verschiedener Inhibitoren und Antagonisten. Die Expression der Cyclooxygenase-Isoformen und der verschiedenen Prostaglandin-Rezeptoren wurde mittels Western Blot und ImmunfluoreszenzfĂ€rbungen untersucht. Laminierte und mit Fura-2AM gefĂ€rbte adulte Kardiomyozyten exprimierten beide Isoformen der Cyclooxygenase. Die Expression der Stress-induzierten Cyclooxygenase-2 war in laminierten Kardiomyozyten im Vergleich zu nicht-laminierten Kardiomyozyten erhöht. Adulte Rattenherzen exprimierten auf niedrigem Level basal die Cyclooxygenase-2. Eine 10-minĂŒtige IschĂ€miephase fĂŒhrte nicht zu einer VerstĂ€rkung der Expression. Durch Vorinkubation der Zellen mit dem Cyclooxygenase-Inhibitor Indomethacin und den Cyclooxygenase-2-Inhibitoren NS-398 und Lumiracoxib wurde der negativ-inotrope Effekt von post-ischĂ€mischem Effluat auf Calciummetabolismus und KontraktilitĂ€t gehemmt. Der Cyclooxygenase-1-Inhibitor SC-560 hingegen beeinflusste die Effekte des post-ischĂ€mischen Effluates nicht. Post-ischĂ€misches Effluat reduzierte in autonom kontrahierenden neonatalen Kardiomyozyten wie in adulten Zellen den Calciumtransienten und wirkte auĂerdem reprimierend auf die Schlagfrequenz. Die reduzierende Wirkung auf beide Parameter konnte durch Anwendung von Indomethacin, NS-398 und Lumiracoxib blockiert werden. Im Western Blot konnten in isolierten Kardiomyozyten Rezeptoren fĂŒr Prostaglandin D (DP1 und DP2), E (EP1-EP4), I und Thromboxane nachgewiesen werden. Durch die Anwendung selektiver Prostaglandin-Rezeptor-Antagonisten konnte der Signaltransduktionsmechanismus âdownstreamâ der Cyclooxygenase-2 auf die Rezeptoren EP2 und EP4 eingegrenzt werden. Der Effekt von post-ischĂ€mischem Effluat ist auĂerdem Proteinkinase A-abhĂ€ngig. Die Ergebnisse der Experimente mit dem Proteinkinase A-Inhibitor Rp-cAMPS stehen im Einklang mit den cAMP-Analysen von Lysaten adulter Kardiomyozyten, die mit post-ischĂ€mischem Effluat vorbehandelt wurden und im Vergleich zur Kontrolle eine erhöhte cAMP-Konzentration aufwiesen. Die negativ-inotrope Wirkung von post-ischĂ€mischem Effluat zeigt eine kardioprotektive Funktion der post-ischĂ€misch freigesetzten Substanzen an. Die Wirkung des Effluates konnte durch Anwendung des Inhibitors fĂŒr sarkolemmale und mitochondriale Kalium(ATP)-KanĂ€le Glibenclamid und des fĂŒr sarkolemmale Kalium(ATP)-KanĂ€le selektiven Inhibitors HMR-1098 aufgehoben werden. AuĂerdem wurde die Wirkung des post-ischĂ€mischen Effluates auf Kardiomyozyten in extrazellulĂ€rem Milieu mit erhöhter Calciumkonzentration untersucht. Im Unterschied zur Kontrolle verminderte das post-ischĂ€mische Effluat den intrazellulĂ€ren diastolischen und systolischen Calciumanstieg. Bei den Mediatoren im post-ischĂ€mischen Effluat handelt es sich vermutlich um Substanzen aus dem ArachidonsĂ€uere-Stoffwechsel, die in isolierten Kardiomyozyten durch die Cyclooxygenase-2 umgesetzt werden und ĂŒber EP2-/EP4-Rezeptoren durch die Aktivierung von sarkolemmalen Kalium(ATP)-KanĂ€len negativ-inotrop und kardioprotektiv wirken.
Das Herz- Kreislaufsystem ist Ziel vielfĂ€ltiger medikamentöser Interventionen, wobei abhĂ€ngig von therapeutischer Breite und gewĂŒnschtem Effekt des jeweiligen Arzneimittels eine fĂŒr den einzelnen Patienten ideale Dosierung oft schwer zu finden bzw. vorherzusagen ist. Direkt kardial angreifende Substanzen, die oral eingenommen werden, unterliegen der Aufnahme im Darm und dem first-pass-effect in der Leber. Bei kritischen bzw. potenziell kardiotoxischen Substanzen werden zur Therapieoptimierung routinemĂ€Ăig Serumspiegelbestimmungen durchgefĂŒhrt. Eine intravenöse Gabe, etwa im Op. oder auf der Intensivstation macht die Wirkung vorhersagbarer, eliminiert jedoch trotzdem bei weitem nicht alle VariabilitĂ€t, vor allem nicht bei schwer kranken Patienten. ABC (ATP binding cassette)-Transporter, die Substrate gegen ein KonzentrationsgefĂ€lle pumpen, können eine Ursache fĂŒr individuell unterschiedliche Gewebespiegel bestimmter Arzneimittel sein. PrimĂ€res Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung des Vorkommens von Arzneimitteltransport im menschlichen Herzen als einer vorstellbaren Ursache einer variablen Wirkung von Arzneistoffen bei konstantem Serumspiegel. Einhergehend mit der Identifikation einzelner Transporter sollten daraufhin die VariabilitĂ€t sowie regulatorische EinflussgröĂen identifiziert werden, was sowohl krankheitsbedingte als auch genetische Ursachen einschlieĂt. Da ABC-Transporter auch physiologische Substrate und somit Einfluss auf deren Wirkung haben sollte darĂŒber hinaus geklĂ€rt werden, inwieweit eine kardiale Expression einzelner dieser Membranproteine nachgewiesen werden kann, um im Anschluss daran wiederum mit einem geeigneten Modell die VariabilitĂ€t der Expression untersuchen zu können. Im Rahmen der kumulativ vorliegenden Arbeit wurden menschliche Herzgewebeproben auf Expression und Regulation von P-gp, MRP5, BCRP untersucht. Als EinflussgröĂen fĂŒr variable Expression wurden genetische sowie krankheitsabhĂ€ngige Faktoren untersucht. Ausgehend von den Ergebnissen dieser Studien wurde im Anschluss ein Tierexperiment geplant, bei dem der Einfluss zweier Sepsismodelle auf die kardiale Transporterexpression im Mittelpunkt des Interesses stand. In Anbetracht der Vielzahl der bekannten ABC-Transporter ergeben sich entsprechende Mengen möglicher Angriffspunkte fĂŒr eine individualisierte Arzneimitteltherapie, die eine BerĂŒcksichtigung von Genotyp und Krankheitszustand eines Patienten fĂŒr eine möglichst ideale Dosierung zum Ziel hat. Im Rahmen der AbschĂ€tzung kardiotoxischer Nebenwirkungen in der Chemotherapie maligner Tumoren und bei der Herzinsuffizienz zeichnen sich Lösungen fĂŒr die Praxis ab, bei denen ABC-Transportproteine eine Rolle spielen werden. Die Untersuchung möglicher Drug-Drug Interaktionen am Herzen, die fĂŒr verschiedene Medikamente im Tierversuch bereits erfolgreich demonstriert werden konnten, wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen, auch ohne auf spezielle individuelle Besonderheiten eingehen zu mĂŒssen. Zudem stellen Befunde zur VariabilitĂ€t von Transportern körpereigener Substrate und deren Regulation im Rahmen pathologischer Ereignisse unter UmstĂ€nden völlig neue therapeutische Angriffspunkte zur VerfĂŒgung. Im Hinblick auf die kardiale MRP5-Expression bleiben dafĂŒr jedoch entscheidende Fragen offen. Zwar ist die FĂ€higkeit von MRP5 zum Transport von cGMP unstrittig und in unserer Studie an isolierten Membranen aus menschlichen Vorhöfen auch nachgewiesen worden. Falls man MRP5 jedoch einen relevanten Beitrag zur Regulation des intrazellulĂ€ren MRP5-Spiegels zugestehen möchte, mĂŒsste zuerst geklĂ€rt werden, wie sich die transportierte Menge cGMP zur in der gleichen Zeit abgebauten und synthetisierten Menge cGMP verhĂ€lt. In jedem Falle können solche Untersuchungen allenfalls einen umschriebenen Beitrag zur AufklĂ€rung der komplexen VorgĂ€nge des Krankheitsbildes der Sepsis liefern, dessen Bedeutung im klinischen Alltag eher zunimmt. SchĂ€tzungen gehen von einem Anteil von 10% der akuten septischen Kardiomyopathie an allen SepsistodesfĂ€llen aus. Aufgrund der immer unĂŒbersichtlicher werdenden Menge neuer Arzneimittel und therapeutisch eingesetzter Substanzen erscheint die Untersuchung auf deren jeweiliges Potenzial als Substrat fĂŒr kardiale ABC-Transportproteine zwingend. Die in der vorliegenden Arbeit zusammengefassten Studien sollten Anlass dazu geben, dabei nicht nur auf oral aufgenommene, sondern auch intravenös verabreichte kardial angreifende Substanzen zu achten, deren therapeutische Breite eng bzw. deren kardiale ToxizitĂ€t hoch ist. Vieles spricht dafĂŒr, dass die besprochene Problematik auch aus anĂ€sthesiologischer Sicht nicht auf interindividuelle Dosierungsunterschiede von Betablockern und Herzglykosiden als P-gp-Substraten sowie die septische Kardiomyopathie beschrĂ€nkt bleiben wird.