Die hier vorliegende Studie befasst sich mit der Topografie der Fossa pterygopalatina des Menschen unter BerĂŒcksichtigung alters- und geschlechtsspezifischer Unterschiede. Die Studie basiert auf der Untersuchung von insgesamt 114 DVT-DatensĂ€tzen erwachsener Probanden beiderlei Geschlechts. Basierend auf den RohdatensĂ€tzen wurden mit Hilfe der NewTom 3G Software (QR NNT Version 2.11 Professional ©) axiale und sagittale Schnitte der DVT-Aufnahmen mit einer Schichtdicke von 0,5 mm erstellt. Nach Festlegung geeigneter Messebenen und Tangenten wurden verschiedene Strecken- und Winkelmessungen vorgenommen, um die Lage der Fossa pterygopalatina im Raum besser beschreiben zu können. Im Mittelpunkt dieser Studie standen die AbstĂ€nde verschiedener Strukturen der Fossa pterygopalatina zur Median-Sagittal-Ebene und zum anteriorsten Knochenpunkt. Zur Beurteilung des Geschlechtsdimorphismus wurden die Messdaten einem t-Test unterzogen. Um eventuelle Unterschiede zwischen den Altersgruppen aufzeigen zu können, wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) durchgefĂŒhrt. ZusĂ€tzlich wurde eine Korrelations- und Regressionsanalyse auch unter BerĂŒcksichtigung verschiedener GesichtsschĂ€delmaĂe durchgefĂŒhrt und zur Beurteilung von Seitenunterschieden ein Symmetriequotient bestimmt. Mit Hilfe der vorgenommenen Abstandsmessungen der Fossa pterygopalatina zu definierten Knochenpunkten lĂ€sst sich die Topografie der Fossa nĂ€her beschreiben. In Bezug auf die Medianebene des Kopfes liegt das Foramen rotundum am weitesten lateral. Etwas weiter medial vom Foramen rotundum projiziert sich der Canalis palatinus major, gefolgt vom Foramen sphenopalatinum. Am weitesten medial liegt der Canalis pterygoideus. Die AbstĂ€nde der Strukturen der Fossa pterygopalatina zu anterioren Knochenpunkten zeigen, dass sich der Eingang der Fossa in den Canalis palatinus major auf den Bereich der fazialen Kieferhöhlenwand projiziert. Das Foramen sphenopalatinum und der Canalis pterygoideus hingegen projizieren sich auf den Processus frontalis der Maxilla. Das Foramen rotundum projiziert sich auf den Ăbergang zwischen dem medialen und inferioren Margo orbitalis. FĂŒr einen GroĂteil der in dieser Studie erhobenen Parameter konnten wir einen signifikanten Geschlechtsdimorphismus zugunsten der mĂ€nnlichen Probanden nachweisen. FĂŒr die erhobenen Höhenparameter ist der Geschlechtsdimorphismus stets stĂ€rker ausgeprĂ€gt als fĂŒr die Abstandsmessungen der Fossa pterygopalatina zur Median-Sagittal-Ebene und zum anteriorsten Knochenpunkt. Zwischen den verschiedenen Altersgruppen konnten fĂŒr keine Parameter signifikante Unterschiede festgestellt werden. Die durchgefĂŒhrte Korrelationsanalyse weist auf zahlreiche ZusammenhĂ€nge zwischen den in dieser Studie ermittelten Abstandsmessungen der Fossa pterygopalatina und verschiedenen SchĂ€delmaĂen hin. Die Regressionsanalyse deutet auf einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Distanz des Foramen rotundum zum anteriorsten Knochenpunkt und der SchĂ€delbasislĂ€nge hin. Inwieweit dieser Zusammenhang auch fĂŒr andere Populationen gilt, sollte in weiterfĂŒhrenden Studien untersucht werden. Mit Hilfe der hier vorliegenden Daten ist es möglich, ausgehend von definierten und tastbaren Knochenpunkten am GesichtsschĂ€del, die Position der einzelnen Foramina und KanĂ€le der Fossa pterygopalatina von diesen Knochenpunkten direkt abzuschĂ€tzen. Damit können diese Untersuchungsergebnisse ein Hilfsmittel fĂŒr die intraoperative Orientierung darstellen. Da fĂŒr die in dieser Studie erhobenen Parameter eine annĂ€hernde Symmetriegleichheit nachgewiesen werden konnte, können zukĂŒnftig die Ergebnisse der rechten und linken Fossa pterygopalatina gleichrangig betrachtet werden. Die hier vorliegende Studie erlaubt eine Aussage ĂŒber die Topografie der Fossa pterygopalatina des Menschen in Bezug auf die Raumebenen. Zudem liefert sie Grundlagen fĂŒr weitere vergleichende Studien an anderen menschlichen Populationen und nicht-menschlichen Primaten.
Zahlreiche Studien verdeutlichen, dass Form und GröĂe des Sinus maxillaris durch die Morphologie der Nasenhöhle beeinflusst werden können. Da die Nasenhöhle einen auĂerordentlich komplexen Aufbau aufweist und ĂŒber verschiedene physiologische Funktionen verfĂŒgt, ist die Bedeutung einzelner Bauelemente der Nasenhöhle fĂŒr ihre Nachbarstrukturen bisher nicht ausreichend verstanden. Zu den Letzteren gehört die Concha nasalis inferior. Abgesehen davon, dass das Schwellkörpersystem der unteren Nasenmuschel eine groĂe Bedeutung fĂŒr die Thermoregulation aufweist, ist die Bedeutung der Concha nasalis inferior fĂŒr die Morphologie der Kieferhöhle kaum bekannt. Deshalb beschĂ€ftigt sich die vorliegende Studie mit der morphologischen Beziehung zwischen der Kieferhöhle und der unteren Nasenmuschel sowie mit ausgewĂ€hlten SchĂ€delmaĂen.
Grundlage dieser Arbeit waren 60 ausgewĂ€hlte DVT-DatensĂ€tze, die auf erwachsenen Probanden einer kaukasischen Population beider Geschlechter beruhen und zufĂ€llig ausgewĂ€hlt wurden. Entsprechend des Alters wurden sie in drei Altersgruppen eingeteilt. Basierend auf den im DICOM Format vorliegenden RohdatensĂ€tzen, wurden mit der NewTom Software (QR NNT Version 2.11 Professional ©) definierte Axialschnitte mit einer SchichtstĂ€rke von 1 mm erzeugt. Mit Hilfe der Software Osirix (Version 8.0 ©, Entwickler: Rosset and Heuberger) wurden diese Axialschnitte in Koronarschnitte umformatiert. Danach konnten Volumina sowie OberflĂ€chenwerte an der Kieferhöhle und unteren Nasenmuschel mit der WinSurf Software (Version 4.0 ©) vermessen werden. Zudem wurden ausgewĂ€hlte lineare Breiten und HöhenmaĂe an der unteren Nasenmuschel mit der Software ImageJ (Version 1.4.3.67 ©, Rasband, National Institutes of Health) vermessen.
ZunĂ€chst wurde eine deskriptive Statistik erstellt, in der wir die Volumen- und OberflĂ€chenwerte unter BerĂŒcksichtigung von Alter und Geschlecht fĂŒr den Sinus maxillaris und die Concha nasalis inferior darstellten. AnschlieĂend analysierten wir ausgewĂ€hlte ZusammenhĂ€nge von MaĂen des Sinus maxillaris und der Concha nasalis inferior. Ferner untersuchten wir das Symmetrieverhalten der Kieferhöhle und der unteren Nasenmuschel. Geschlechtsunterschiede wurden mit Hilfe des T-Test analysiert. Anhand der Varianzanalyse ANOVA (Analysis of Variance) wurden Mittelwertunterschiede von Volumina der Kieferhöhle und unteren Nasenmuschel in den drei Altersgruppen untersucht. Zur Beurteilung von MerkmalszusammenhĂ€ngen wurden Korrelations- und Regressionsanalysen durchgefĂŒhrt.
Mit Ausnahme des Volumens und der OberflĂ€chengröĂe der rechten Concha nasalis inferior wiesen sowohl die Volumina als auch die OberflĂ€chen der Kieferhöhlen und der linken unteren Nasenmuscheln bei den MĂ€nnern signifikante gröĂere Werte als bei den Frauen auf. Unter VernachlĂ€ssigung des Geschlechts konnten Altersunterschiede in Bezug auf die Volumina und OberflĂ€chen der Kieferhöhlen und der unteren Nasenmuscheln allerdings nicht nachgewiesen werden. Das Symmetrieverhalten der Kieferhöhle und unteren Nasenmuschel zeigte zufĂ€llige Abweichungen von einer perfekten Symmetrie und wurde deshalb als fluktuierende Asymmetrie eingeordnet. Obgleich die Auswertung der Korrelationsanalyse zahlreiche signifikante ZusammenhĂ€nge zwischen den Volumina und OberflĂ€chen der Kieferhöhlen und unteren Nasenmuscheln ergab, konnten fĂŒr keine der verschiedenen Höhen- und BeitenmaĂe der Concha nasalis inferior signifikante Beziehungen mit der Kieferhöhle nachgewiesen werden. DarĂŒber hinaus korrelierten die Volumina der Kieferhöhle und unteren Nasenmuschel signifikant mit der SchĂ€delbasislĂ€nge, der GesichtsschĂ€dellĂ€nge und der Obergesichtshöhe. In nachfolgenden Studien sollten die Beziehungen zwischen Kieferhöhle, Nasenhöhle und unterer Nasenmuschel unter besonderer Beachtung von Septumdeviationen untersucht werden, um die Ergebnisse dieser Arbeit zu verifizieren.
Die vorliegende Studie zeigt, dass ein Einfluss der Concha nasalis inferior auf die Morphologie des Sinus maxillaris nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Schlussfolgerung kann fĂŒr verschiedene klinische Fachgebiete wie KieferorthopĂ€die, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde aber auch fĂŒr Evolutionsbiologen von Interesse sein. Um diesen Einfluss der Concha nasalis inferior besser verstehen zu können, sind weitere Untersuchungen unter BerĂŒcksichtigung ontogenetischer und phylogenetischer Aspekte erforderlich. FĂŒr derartige Untersuchungen kann die vorliegende Arbeit als Modellstudie angesehen werden.