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“Blood for Blood”? Personal Motives and Deterrents for Blood Donation in the German Population
(2021)
Die vorliegende Dissertation untersuchte die Determinanten subjektiven Freiheitserlebens in Entscheidungen und legte den Schwerpunkt auf die Frage, ob es Divergenzen zwischen dem Freiheitserleben und einer theoretisch begründbaren Entscheidungsfreiheit gibt. Um die Entscheidungsfreiheit theoretisch zu fundieren wurde das Handlungsmodell funktionaler Freiheit konstruiert. Die Grundlage hierfür bildete eine Vielzahl philosophischer und psychologischer Arbeiten zu den Begriffen Willensfreiheit, Entscheidungsfreiheit und Handlung. Funktionale Freiheit stellt ein kompatibilistisch und naturalistisch ausgerichtetes Konzept innerer Freiheit dar, welches eine sinnvolle und nützliche psychologische Fähigkeit beschreibt. Funktionale Freiheit gründet sich auf drei kompensatorische Dimensionen und ist maximal ausgeprägt wenn ein Entscheider über sehr hohe Rationalität (kognitive und selbstregulatorische Kompetenzen) verfügt, die Entscheidungssituation stark unterdeterminiert (neu/unbekannt, komplex, ohne dominante Alternativen) ist und der Prozess der Entscheidungsfindung bewusst und überlegt (reflektiert, argumentativ, unter Einsatz mentaler Simulationen und Einsicht) verläuft. Es lässt sich dafür argumentieren, dass funktionale Freiheit langfristig zu vorteilhaften Entscheidungen führt, da hohe Flexibilität, situative Anpassungsfähigkeit, und eine besondere Berücksichtigung von Selbst-Bedürfnissen und Umweltgegebenheiten vorhanden sind. Das Modell sagt außerdem Unterschiede zwischen funktional freien und funktional unfreien, beispielsweise unbewusst getroffenen, Entscheidungen vorher. Abgrenzungsmerkmale wären hohe Ausprägungen von Bedenkzeit, tiefe Elaboration der Entscheidung, Unvorhersagbarkeit der Wahl, kognitive Anstrengung, sowie Unsicherheitserleben. Die zentrale Prämisse für die empirische Arbeit war, dass funktionale und erlebte Freiheit in einer Entscheidung proportional und kongruent zueinander sind. In sechs Experimenten wurden Modellhypothesen sowie Gegenhypothesen abgeleitet und getestet, wobei die Gegenhypothesen eine Divergenz von erlebter und funktionaler Freiheit annahmen. Die Manipulationen bezogen sich primär auf die situationale Dimension funktionaler Freiheit. Das auf die Entscheidung bezogene subjektive Freiheitserleben bildete die abhängige Variable. Die experimentellen Ergebnisse bestätigten überwiegend die Gegenhypothesen. Weder war erhöhtes Freiheitserleben mit vergrößerter Optionszahl und Entscheidungskomplexität assoziiert, noch mit erhöhter Unterdetermination in Form von Entscheidungskonflikt oder zusätzlichen Abbruchoptionen. Stattdessen ergab sich hohes Freiheitserleben durchgängig in Entscheidungssituationen die einfach waren, über eine dominante Option verfügten, positive Konsequenzen besaßen oder in Aussicht stellten, sowie mit verringerter Schwierigkeit und Unsicherheit und erhöhtem positiven Affekt assoziiert waren. Folglich ließ sich eine bedeutsame Divergenz zwischen dem theoretisch entwickelten Konstrukt funktionaler Freiheit und dem Freiheitserleben erkennen. Um trotz der Abweichung vom Modell das subjektive Freiheitserleben erklären zu können, wurde auf Basis der Resultate eine Erklärung mit Bezug zum Erwartungskonzept entwickelt. Demnach ist das Freiheitserleben in einer Handlungsepisode umso größer ausgeprägt, je höher die subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit einer positiven Zielerreichung ist. Folglich wird erlebte Freiheit durch alle Faktoren einer Entscheidung beeinflusst, die die Handlungs-Ergebnis-Erwartung und die Kompetenzerwartung verringern oder erhöhen. Handlungsbezogenes Freiheitserleben kann daher als eine Form von Zuversicht aufgefasst werden. Die Resultate der Experimente sind mit dieser Erklärung gut zu vereinbaren. Die theoretischen und empirischen Erkenntnisse dieser Arbeit erlauben mehrere bedeutsame Schlussfolgerungen. Erstens, kann das Freiheitserleben bei strenger Betrachtung nicht mehr als Argument für eine Existenz des freien Willens herangezogen werden. Zweitens, bietet das Konzept der funktionalen Freiheit eine naturalistische Alternative zur klassischen Willensfreiheit. Es ist gut vereinbar mit den kompatibilistischen Ansätzen vieler Autoren, im Rahmen psychologisch-deterministischer Mechanismen konzeptualisiert und prüfbar. Doch kann das Freiheitserleben auch für funktionale Freiheit nicht als manifester Indikator gelten. Drittens, scheint deshalb bezüglich des handlungsbezogenen Freiheitsbegriffs ein grundsätzliches Missverständnis zwischen theoretischen Konzeptionen akademischer Autoren und der alltagspsychologischen sozialen Repräsentation von Freiheit vorzuliegen. Dies trägt zur ohnehin großen Konfusion um die Bedeutung von „Freiheit“ bei. Ein am Erleben orientierter Freiheitsbegriff bezieht sich vorrangig auf positive Zielerreichung. Das Streben nach solcherart Freiheit ist mit vielen kurzfristig positiven Konsequenzen verbunden. Es lässt jedoch die langfristigen Vorteile der funktionalen Freiheit vermissen, wie erhebliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, sowie eine höhere Befähigung zu ethischem Handeln. Zukünftige Studien sollten prüfen, ob die Divergenz auch außerhalb von Laborsituationen zu finden ist und ob ein funktionales Freiheitserleben erlernt werden kann.
Das Anliegen der vorliegenden Dissertation bestand darin, die Wirkung von intergruppalem Kontakt und den Einfluss der Gruppenbindung auf Vorurteile, intergruppales Vertrauen sowie die Bereitschaft zur Kooperation mit Angehörigen einer anderen Nation zu untersuchen. Vorurteile, Vertrauen und Kooperationsbereitschaft wurden dabei als Formen eines Ingroup-Bias betrachtet. Darüber hinaus hat sich die Frage gestellt, ob Kontakt zu vermehrten Freundschaften mit Mitgliedern der Fremdgruppe führt und inwieweit die gruppenübergreifenden Freundschaften zu Veränderungen in der Stärke der einzelnen Formen des Ingroup-Bias führen. Schließlich wurde ein Modell entwickelt, welches ausgehend von gruppenübergreifendem Kontakt, unter Berücksichtigung der Variablen intergruppale Freundschaften, Vorurteile und Vertrauen, die Bereitschaft zu kooperativem Verhalten mit Mitgliedern der Fremdgruppe vorhersagen soll. Die Untersuchung wurde am Beispiel des deutsch-polnischen Schulkontextes durchgeführt. Es fanden Schülerbefragungen an reinen Schulen statt, an denen kein Kontakt zwischen Deutschen und Polen vorliegt, sowie an gemischten Schulen, an den Deutsche und Polen zusammen zur Schule gehen und an einem gemeinsamen Unterricht teilnehmen. Schulischer Kontakt hat per se keinen Einfluss auf die untersuchten Formen des Ingroup-Bias ausgeübt. Es ergab sich jedoch ein Interaktionseffekt mit der Gruppenbindung. Für Schüler mit einer geringen Ausprägung der Bindung an die Eigengruppe kommt es bei schulischem Kontakt zu einer signifikanten Reduktion der Vorurteile. Im Gegensatz dazu führt der Besuch gemischter Schulen für Schüler mit hoher Bindung an die Eigengruppe tendenziell zu vermehrten Vorurteilen gegenüber der Fremdgruppe. Weiterführende Auswertungen haben darüber hinaus einen Einfluss der Nationalität belegt. Entsprechend den Erwartungen erhöht schulischer Kontakt jedoch die Anzahl intergruppaler Freundschaften, wobei diese selbst zu einer Reduktion aller drei Formen des Ingroup-Bias führen. Abschließend konnte das entwickelte Model zur Vorhersage eines Ingroup-Bias in der Kooperationsbereitschaft bestätigt werden.
In fünf empirischen Studien wurde untersucht, ob Personen wissen, was sie im Ausdruck zeigen und anderen Personen kommunizieren, wenn sie eine Emotion erleben. Theoretische Grundlage der Untersuchungen war die Selbst-Inferenz-Hypothese von Reisenzein und Studtmann (2007). Diese besagt, dass Personen das Vorhandensein, die Art und die Intensität ihres Emotionsausdrucks nicht primär durch die Wahrnehmung ihres tatsächlichen Ausdrucksverhaltens feststellen, sondern aus der Qualität und Intensität ihres Gefühlserlebens erschließen. Zentrales Ziel der Untersuchungen war die empirische Überprüfung der Selbst-Inferenz-Hypothese für den mimischen Emotionsausdruck bei hedonisch positiven (Freude, Erheiterung) und negativen (Ekel, Traurigkeit/Enttäuschung, Ärger/Frustration) Emotionen. Darüber hinaus wurde eine Reihe von methodischen Einwänden gegen bisherige Studien zum Wissen über die eigene Mimik auf ihre Bedeutsamkeit überprüft. Die Ergebnisse der Experimente bestätigten konsistent die Vorhersagen der Selbst-Inferenz-Hypothese. Insbesondere konnte erstens für alle untersuchten Emotionen gezeigt werden, dass Gefühle bessere Prädiktoren von Meinungen über den eigenen mimischen Emotionsausdruck waren als der durch Beobachtereinschätzungen oder FACS-Codierungen gemessene tatsächliche Ausdruck. Zweitens zeigte sich, dass Personen meist nicht genau wissen, was sie zeigen, wenn sie ein Gefühl erleben. Vielmehr überschätzten sie systematisch die Intensität ihres Emotionsausdrucks. Potenzielle Alternativerklärungen dieser Ergebnisse konnten entweder methodisch ausgeschlossen oder empirisch entkräftet werden. In Studie 5 konnte die Selbst-Inferenz-Hypothese auch für nicht-mimische Ausdruckskomponenten von Prüfungsangst bestätigt werden. Die Befunde haben potenziell bedeutsame Implikationen für Theorien der Mimik, die Validität von Messmethoden des Emotionsausdrucks und für soziale Interaktionen im Alltag.
Die vorliegende Arbeit untersuchte persönlichkeitsstrukturelle Änderungen unter spezifischer stationärer Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT). Dabei wurde insbesondere der Frage nachgegangen, welche persönlichkeitsstrukturellen Variablen sich in einem Zeitraum von 24 Monaten ändern können. Zudem wurde nach wichtigen Prädiktoren für diesen Änderungsprozess gesucht. Gemessen wurden Merkmale von Temperament und Charakter nach Cloninger (1993), Impulsivität, Alexithymie und Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstruktur nach Kernberg (1967). In einer „complete-Analyse“ wurden die Ergebnisse einer Stichprobe überwiegend weiblicher PatientInnen mit der Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung nach SKID-II dargestellt, die die DBT-Therapie in drei Modulen a´ 6-8 Wochen Interventionsdauer absolvierten (Three-Step-DBT; N = 14). Weiterhin wurden zum Vergleich die Ergebnisse einer Stichprobe überwiegend weiblicher ProbandInnen mit der Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung nach SKID-II gezeigt, welche Treatment as Usual (TAU; N = 16) erhielten und hinsichtlich der gleichen persönlichkeitsstrukturellen Variablen untersucht wurden. Die Zuordnung zu den verschiedenen Gruppen konnte in einem quasiexperimentellen Design mit den Matching-Variablen Alter, Geschlecht und der Charakterdimension Selbstlenkungsfähigkeit nach Cloninger zu Behandlungsbeginn gestaltet werden. In der insgesamt 17,5 Monate dauernden DBT-Intervention mit 5 Messzeitpunkten und Katamneseerhebung sechs Monate nach Interventionsende zeigten die Skalen Beharrungsvermögen und Selbstlenkungsfähigkeit als Merkmale von Temperament und Charakter, die Skalen motorische und nichtplanende Impulsivität als Merkmale der Impulsivität, die Skala extern orientierter Denkstil als Merkmal von Alexithymie und der Gesamtwert der Alexithymie sowie die Skalen Angst vor Nähe, Entfremdungserleben und Identitätsdiffusion und der Gesamtwert der Borderline-Persönlichkeitsstruktur nach Kernberg (1967) eine signifikante bis hochsignifikante Beeinflussung durch den Messwiederholungsfaktor Interventionsdauer. Alle genannten Skalen wiesen Symptomreduktionen in die erwartete Richtung auf. Höhere Effekte ergaben sich erst im längerfristigen Therapieverlauf. Unter der Bedingung Treatment as Usual (TAU) zeigten in einem Zeitraum von 24 Monaten mit insgesamt drei Messzeitpunkten ausschließlich die Variablen Selbstlenkungsfähigkeit als Charaktermerkmal, nichtplanende Impulsivität als Impulsivitätsmerkmal und Entfremdungserleben und Identitätsdiffusion als Merkmal der Persönlichkeitsstruktur nach Kernberg (1967) eine signifikante bis hochsignifikante Beeinflussung durch den Messwiederholungsfaktor Interventionsdauer in der Varianzanalyse. Dabei ergab sich für die nichtplanende Impulsivität eine signifikante Symptomzunahme über die Zeit unter TAU. Als Prädiktoren für den Therapieerfolg in der spezifischen DBT-Intervention erwiesen sich entgegen der Hypothese das Vorliegen von Suizidversuchen mit stationärer Nachbehandlung in der Vorgeschichte als Prädiktor für die Reduktion von Alexithymie (Gesamt) und erlebte körperliche Gewalt als Prädiktor für die Verbesserung der Selbstlenkungsfähigkeit als Charaktermerkmal. Existenzbedrohende Ereignisse in der Vorgeschichte führten diesbezüglich zu Ressourcenaktivierung unter spezieller DBT-Intervention. Zusammenfassend zeigt die Untersuchung, dass positive Veränderungen persönlichkeitsstruktureller Variablen und damit auch Verbesserungen der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen insbesondere unter spezifischer Three-Step-DBT im längerfristigen Therapieverlauf möglich sind.
Die vorliegende Dissertation widmete sich der Entwicklung und Validierung einer deutschsprachigen Commitment-Skala. Grundlage hierfür bildeten die Rekonzeptualisierung von Commitment als willentliche Bindung, die sich durch Zusicherung und Verantwortlichkeit gegenüber einem Bindungsziel auszeichnet (Klein, Molloy & Brinsfield, 2012) sowie die dazugehörige Skala (Klein, Cooper, Molloy & Swanson, 2014). Ziel dieser Arbeit war eine Skala, welche so, wie die Commitment-Skala von Klein et al. (2014), (1) vier Items umfasst, (2) eindimensional ist und (3) unabhängig vom Bindungsziel eingesetzt werden kann. Die Entwicklung erfolgte in aufeinander aufbauenden Teilschritten. Ausgangspunkt war ein aus verschiedenen Quellen (Übersetzungen der US-amerikanischen Items, Interviews mit Arbeitnehmern, Items bestehender Skalen, Deduktionen aus der Commitment-Definition) zusammengestellter Itempool, der in mehreren empirischen Untersuchungen sukzessive reduziert wurde. Die finalen Entwicklungsschritte, eine qualitative Untersuchung zum Itemverständnis von Arbeitnehmern (Untersuchung 1) und eine darauf aufbauende quantitative Untersuchung zur Itemselektion (Untersuchung 2), werden in der Dissertation umfassend berichtet. Die resultierende Skala ist Gegenstand einer weiteren quantitativen Untersuchung, in welcher erste empirische Belege für deren Konstruktvalidität (z. B. nomologische Validität, konvergente und divergente Validität) gesammelt wurden (Untersuchung 3). Die vier Items der deutschen Commitment-Skala bilden jeweils ein Merkmal des Konstrukts ab. Im Kontrast zur US-amerikanischen Skala (Klein et al., 2014) kann das Konstrukt für den deutschen Sprachraum nämlich nicht durch einen bestimmten Begriff operationalisiert werden. Die vier deutschen Items lauten: 1) „Wie verbunden fühlen Sie sich [Ihrem/dem/diesem Bindungsziel]?“; 2) „Wie wichtig nehmen Sie [Ihr/das/dieses Bindungsziel]?“; 3) „Wie stark haben Sie sich [Ihrem/dem/diesem Bindungsziel] verschrieben?“; 4) „Wie verantwortlich fühlen Sie sich gegenüber [Ihrem/dem/diesem Bindungsziel]?“. Die Skala wird mit dem Akronym KUTG bezeichnet, welches die Merkmale der Skala widerspiegelt. Der Buchstabe K kennzeichnet, dass die Skala auf den Arbeiten von Klein et al. (2012, 2014) basiert. Ihre Commitment-Definition wird durch die Items 3 (willentliche Zusicherung) sowie die Item 2 und 4 (Verantwortlichkeit) abgebildet. Der Buchstabe U kennzeichnet die Unidimensionalität der Skala. Die quantitativen Untersuchungen konnten zeigen, dass die Skalenitems keine Merkmale anderer, von Commitment abzugrenzender Konstrukte (z. B. Identifikation, Verhalten) abbilden. Das T bringt den von Klein et al. (2012) postulierten, allgemeinen Gültigkeitsbereich (engl. target-free) von Commitment zum Ausdruck, der sich in der Skala widerspiegeln soll. In dieser Arbeit wurde die Validität der KUTG für die Organisation, das Team und den Vorgesetzten als Bindungsziele eines Commitments gestützt, wobei sie sich als metrisch invariant erwies. G steht für German und verdeutlicht, dass die Verbundenheit mit dem Bindungsziel, welche durch Item 1 abgebildet wird, ein deutsches Merkmal von Commitment ist. Ausgehend von ihrer begrifflichen Bedeutung äußert sich die Verbundenheit im Erleben von Nähe zum Bindungsziel, die durch positiven Affekt begleitet ist. Da der Affekt nach Klein et al. (2012) zu den Einflussfaktoren von Commitment zählt, ist anzunehmen, dass im deutschen Sprachraum weniger präzise zwischen dem Erleben der Bindung und der positiv affektiven Bewertung des Bindungsziels differenziert wird als im US-amerikanischen Raum. Aus den Merkmalen der KUTG resultieren verschiedene methodologische und praktische Vorteile für Forschung und Praxis, weshalb die KUTG einem Einsatz anderer Commitment-Skalen vorzuziehen ist. Sie ermöglicht bspw. weniger konfundierte und ökonomischere Messungen und ist zudem flexibel für das jeweilig interessierende Bindungsziel einsetzbar.
Facial expressions play a crucial role in human interactions. Typically, a positive (negative) expression evokes a congruent positive (negative) reaction within the observer. This congruent behavior is inverted, however, when the same positive (negative) expression is displayed by an outgroup member. Two approaches provide an explanation for this phenomenon. The social intentions account proposes underlying social messages within the facial display, whereas the processing conflict account assumes an affective conflict triggered by incongruent combinations of emotion and the affective connotation of group membership. In three experiments, we aimed at further substantiating the processing conflict account by separating the affective conflict from potential social intentions. For this, we created a new paradigm, in which the participant was an outside observer of a social interaction scene between two faces. Participants were required to respond to the emotional target person that could represent an ingroup or outgroup member. In all three experiments, irrespective of any social intention, responses were consistently affected by the group relation between participant and emotional target, i.e., the affective (in)congruency of the target seen by participants. These results further support the processing conflict account. The implications for the two theoretical accounts are discussed.
Gefahrenlagen, wie schwere Unwetter, Terroranschläge oder die COVID-19-Pandemie, stellen aktuell und zukünftig eine Bedrohung unserer Gesellschaft dar. Im Fall dieser und weiterer Gefahren können Warnungen helfen, Schäden zu verhindern und Menschenleben zu retten, indem sie die Empfänger*innen informieren und Schutzmaßnahmen vermitteln. Das Protective Action Decision Model (PADM) (Lindell & Perry, 2012) bietet einen theoretischen Rahmen, der Verarbeitungsprozesse von Warnungen und die Entstehung von Schutzverhalten abbildet. Neben zahlreichen weiteren Elementen beinhaltet das PADM die Wahrnehmung von Risiko als zentralen Faktor. Im Sinne des Modells sowie bereits existierender Literatur wird Risikowahrnehmung jedoch häufig ausschließlich kognitiv abgebildet. Zudem untersuchen Studien vorwiegend einzelne Gefahrenlagentypen oder singuläre Ereignisse.
Die vorliegende Arbeit bildet mit drei Beobachtungsstudien sowie einer experimentellen Studie Verarbeitungsprozesse von Warnungen vor verschiedenen Gefahrenlagen ab. Untersucht wurde der Einfluss der Warnungen auf kognitive und affektive Facetten der Risikowahrnehmung und ihre Rolle bei der Suche nach Informationen sowie der Intention, Schutzverhalten auszuführen. Über Online-Befragungen erhielten die Teilnehmenden Warnungen zu verschiedenen Gefahrenlagen (schweres Unwetter, Großbrand, extreme Gewalttat, Ausfall der Notrufnummer, Fund einer Weltkriegsbombe, COVID-19-Pandemie, Gewitter), die Informationen zur Gefahr sowie Handlungsempfehlungen enthielten. Befragt wurden sie unter anderem hinsichtlich ihrer Risikowahrnehmung vor und nach Warnerhalt sowie ihrer Intention, die angegebenen Schutzmaßnahmen zu befolgen oder sich Informationen zu suchen. Zudem wurden Eigenschaften der Warnungsempfänger*innen erhoben.
Die Ergebnisse stärken die Rolle affektiver Risikowahrnehmung für die Verarbeitung
von Warnungen sowie die Entstehung von Schutzverhalten und Informationssuche. Dies gilt
jedoch nicht für alle Gefahrenlagen gleichermaßen, sodass der Einfluss von Eigenschaften der Gefahr, wie Häufigkeit oder Schweregrad, deutlich wird. Bezüglich der Eigenschaften der Empfänger*innen ergab sich ebenfalls kein einheitliches Bild. Basierend auf den Ergebnissen wird eine Erweiterung des PADM um ein Modellelement der affektiven Risikowahrnehmung vorgeschlagen.
Fortführende Forschung zu Warnungen sollte eine multifacettierte Sichtweise von Risikowahrnehmung anstreben. Darüber hinaus sollten Gefahrenlagen vergleichend untersucht und ihre Eigenschaften sowie Eigenschaften der Warnungen systematisch variiert werden.
Die vorliegende Studie untersucht Furchtreaktionen, die bei steigender Erkennbarkeit relevanter Reize auftreten. Sie basiert auf den Ergebnissen zahlreicher Untersuchungen zur affektiven Modulation physiologischer Reaktionssyteme. 12 Spinnenphobiker, 10 Schlangenphobiker, 12 Blutphobiker und 11 Kontrollpersonen nahmen an der Untersuchung teil. Während der Betrachtung affektiven Bildmaterials wurden Herzrate, Hautleitwertreaktionen, die Muskelaktivität des levator labii und die Schreckreflexreaktionen auf applizierte Schreckreize aufgezeichnet. Das Stimulusmaterial bestand aus phobischem, angenehmem, unangenehmem und neutralem Bildmaterial.Im Mittelpunkt der Studie steht die Untersuchung unterschiedlicher Furchtreaktionen, die in Annäherung an einen Furchtreiz auftreten. Zur Variation der Nähe zur Bedrohung wurde die Erkennbarkeit der Reize im Verlauf der Untersuchung kontinuierlich gesteigert, indem ein bestimmter Prozentsatz zum Zielreiz gehöriger Bildpunkte vor einen Hintergrund mit farbigem Rauschen eingeblendet wurde. Weiterhin wurde die Frage untersucht, ob bereits vor einer bewußten Erkennung der präsentierten Reize unterscheidbare physiologische Reaktionen zwischen den Bildkategorien auftreten. Die Ergebnisse zeigen, daß die Kaskade defensiven Verhaltens auch im Humanbereich beobachtbar ist. Vor der bewußten Erkennung der Bildreize wurden keine differenzierten physiologischen Reaktionen gefunden.
This article provides details on the development of a statistical learning algorithm developed for constructing personalized treatment plans for psychotherapy. The algorithm takes data collected via Ecological Momentary Assessment (EMA) as an input. From this, it constructs an idiographic disorder model that reflects the latent dimensions of this patient’s psychopathology and their temporal interrelations. The priority of individual problems is derived from this statistical model. Based on this, treatment modules from cognitive-behavioral therapy are ranked so that the problems with the highest priority are dealt with first. A case study is used to illustrate the different analysis steps of the algorithm from data collection to the treatment plan.
Abstract
Background
Comorbidities in mental disorders are often understood by assuming a common cause. The network theory of mental disorders offers an alternative to this assumption by understanding comorbidities as mutually reinforced problems. In this study, we used network analysis to examine bridge symptoms between anxiety and depression in a large sample.
Method
Using data from a sample of patients diagnosed with both depression and an anxiety disorder before and after inpatient treatment (N = 5,614, mean age: 42.24, 63.59% female, average treatment duration: 48.12 days), network models of depression and anxiety symptoms are estimated. Topology, the centrality of nodes, stability, and changes in network structure are analyzed. Symptoms that drive comorbidity are determined by bridge node analysis. As an alternative to network communities based on categorical diagnosis, we performed a community analysis and propose empirically derived symptom subsets.
Results
The obtained network models are highly stable. Sad mood and the inability to control worry are the most central. Psychomotor agitation or retardation is the strongest bridge node between anxiety and depression, followed by concentration problems and restlessness. Changes in appetite and suicidality were unique to depression. Community analysis revealed four symptom groups.
Conclusion
The estimated network structure of depression and anxiety symptoms proves to be highly accurate. Results indicate that some symptoms are considerably more influential than others and that only a small number of predominantly physical symptoms are strong candidates for explaining comorbidity. Future studies should include physiological measures in network models to provide a more accurate understanding.
Background
Self-reported time-use in relation to health-related quality of life (HRQoL) has been widely studied, yet less is known about the directionality of the association and how it compares across genders when controlling for sociodemographic confounders.
Methods
This study focused on the working population of the most recent waves (2013–2018) of the Core-Study of the German Socio-Economic Panel (N = 30,518, 46.70% female, M = 39.24 years). It examined the relationship between three time-use categories (contracted, committed, & leisure time) and HRQoL (self-rated health & life satisfaction) in men and women via multigroup fixed effects cross-lagged panel models. The models controlled for sociodemographic background (age, household income, number of children living in household, employment status, education, & marital status), which was associated with time-use and psychosocial health in previous research.
Results
Contracted time showed consistent positive relationships with HRQoL across genders while associations with the other types of time use differed significantly between men and women and across indicators of HRQoL.
Conclusions
The way we spend our time directly predicts our health perceptions, but in the same vein our health also predicts how we can spend our time. Contracted time in particular was associated with positive HRQoL, across genders, and beyond sociodemographic predictors, highlighting the important role of employment in health, for men and women alike. The impact of commitments beyond contracted time-use—like household chores and childcare—however, continues to affect mainly women, which ultimately reflects in poorer health outcomes.
Transition wird bezeichnet als zielgerichteter, geplanter Wechsel der Kinder und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen von dem kindzentrierten zum erwachsenenzentrierten Gesundheitssystem (Blum et al., 1993). Transition soll ein strukturierter, gut implementierter, geplanter und absichtsvoller Prozess sein, welcher die Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen, ihre Eltern und die involvierten Gesundheitsexpert*innen befähigt, den Wechsel von der Pädiatrie zur Erwach¬senen¬medizin erfolgreich abzuschließen (Blum et al., 1993; Huang et al., 2014; Kennedy et al., 2007).
Es ist notwendig den Prozess der Transition an die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen anzupassen und somit deren Unterstützung flexibler zu gestalten zu können, um dies zu erreichen, werden entsprechende Instrumente zur Erfassung von Konstrukten in der Transition benötigt. Von besonderem Interesse ist die Transitionsbereitschaft von Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen.
Um die individuelle Bereitschaft zur Transition eines Jugendlichen mit chronischer Erkrankung feststellen zu können, fehlen zudem änderungssensitive Instrumente, die zugleich auch allgemein anwendbar sind, sodass eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Erkrankungen bzw. Versorgungsbereichen ermöglicht wird. Von diesem methodischen Defizit der Transitionsforschung ausgehend werden in der vorliegenden Arbeit folgende Konstrukte sowie deren Operationalisierung und Erfassung im Kontext der Transition psychometrisch genauer analysiert: gesundheitsbezogene und krankheitsspezifische Lebensqualität, Versorgungszufriedenheit, Transitionskompetenz, Patientenaktivierung und Patienten-empowerment.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Konstrukte krankheitsspezifische Lebens-qualität, Versorgungszufriedenheit, Transitionskompetenz, Patientenaktivierung und Patienten¬empowerment zur Erfassung von transitionsbezogenen Veränderungen bei Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen geeignet sind. Lediglich die Erfassung die gesundheitsbezogene Lebensqualität sollte für zukünftige Studien geprüft werden.
Body sensations play a crucial role in the etiology and maintenance of diverse anxiety and health problems (e.g., in panic disorder or respiratory diseases) as they may be perceived as threatening and consequently elicit anxious responses. The factors that may affect the perception of bodily sensations as a threat and thus modulate the anxious response to body sensations have so far rarely been studied. Therefore, the present thesis targeted at elucidating the effect of contextual (i.e., the predictability, expectation, and proximity of a threat) and dispositional factors (i.e., tendency to fear arousal sensations or trait fear of suffocation) on the defensive response to body sensations.
In study 1, it was investigated how a personality factor, that is, fear of suffocation, affects the acquisition of fear to body sensations (i.e., mild dyspnea induced by inspiratory resistive loads) and contexts when faced with a predictable and unpredictable respiratory threat (i.e., severe dyspnea). Study 2 aimed at examining the main and interactive effects of the tendency to fear arousal sensations, again a personality trait factor, and current arousal expectations as varied by situational variables on anxious responding to arousal sensations. In this study, expected and unexpected arousal sensations were induced by administering caffeine in coffee or bitter lemon soda, respectively. Moreover, in study 3, it was explored how subjective anxiety, bodily symptoms, and defensive respiratory responses change and might culminate into active defense behavior (i.e., escape/active avoidance) during increasing dyspnea that was evoked by inspiratory resistive loads increasing in intensity. For a detailed analysis of the factors that contribute to the initiation and maintenance of avoidance of or escape from increasing dyspnea, in study 4 changes in subjective, autonomic, somatic reflex and brain responses were analyzed during repeated avoidance of increasing dyspnea.
In study 1, it was demonstrated that only individuals who fear suffocation learned to fear mild dyspnea preceding the onset of severe dyspnea and developed anxiety during a context of unpredictable respiratory threat. Moreover, the data from study 2 indicate that individuals who fear arousal sensations show an increased attention allocation towards unexpected arousal sensations and higher threat appraisal when expecting arousal sensations. Increasing intensity of dyspnea as provoked in study 3 led to increased defensive respiratory responses that were associated with increased symptom reports in individuals with high compared to low fear of suffocation. Moreover, culminating dyspnea elicited repeated avoidance behavior preceded by increases in defensive respiratory mobilization. The analysis of repeated avoidance of increasing dyspnea in study 4 revealed that physiological fear responses might be involved in the initial initiation of this avoidance behavior while no indication of response preparation and physiological arousal was related to persistent avoidance.
Taken together, the present data suggest that the fear of suffocation, as well as the tendency to fear arousal sensations along with the predictability, expectation, or proximity of interoceptive threat, may increase the perceived threat and thus the anxious response to body sensations. Therefore, contextual and dispositional factors may set the stage for the culmination of body sensations into defensive action and might contribute to the development of pathological anxiety and fear of body sensations. The present findings are integrated into the current literature and discussed in relation to the development and maintenance of pathological anxiety and fear of body sensations.
Körpersignale sind elementar für die Aufrechterhaltung der Homöostase, um eine angemessene Regulation der Körperfunktionen zu ermöglichen und dadurch das Überleben des Individuums sicherzustellen. Die bisherige Forschung hat die dysfunktionale Wahrnehmung dieser interozeptiven Signale als wichtigen Bestandteil vieler Angst- und Gesundheitsprobleme identifiziert, da selbst leichte und harmlose Körperempfindungen eine übermäßig starke Mobilisierung von Abwehrreaktionen hervorrufen können. Obwohl das wissenschaftliche Interesse im Bereich Interozeption in den letzten Jahren stark gewachsen ist, wurde die Dynamik von Abwehrreaktionen als Reaktion auf Körpersignale bisher selten untersucht. Daher hatte die vorliegende Arbeit zum Ziel, die verhaltensbezogene und psychophysiologische Dynamik der defensiven Mobilisierung auf bedrohliche interozeptive Signale sowie den moderierenden Effekt von Dispositionsfaktoren und biologisch determinierten Verhaltensmarkern zu untersuchen.
In der ersten Studie wurden die Dynamik defensiver Mobilisierung auf eine näher-kommende externe Bedrohung mit einer sich annähernden interozeptiven respiratorischen Bedrohung, in Abhängigkeit von der Bedrohungsnähe und der Möglichkeit zur Vermeidung, bezüglich subjektiver, autonomer und respiratorische Reaktionen sowie Gehirnreaktionen und defensiver Reflexe verglichen.
In der zweiten Studie wurde die Mobilisierung defensiver Reaktionen während der wiederholten Vermeidung von kulminierender Atemnot analysiert, um eine detaillierte Analyse der Initiierung und Aufrechterhaltung von aktiven Vermeidungsverhalten zu erhalten.
Die dritte Studie unterweiterte die diese Befunde, indem die Rolle der maximalen freiwilligen Luftanhaltezeit als möglicher Prädiktor für eine übermäßig starke Mobilisierung defensiver Reaktionen bei der Konfrontation mit einer näherkommenden respiratorischen Bedrohung, in Abhängigkeit der Möglichkeit zur Vermeidung, untersucht wurde.
In der vierten Studie wurden die Prädiktoren für aktives Abwehrverhalten (d.h., Flucht oder aktive Vermeidung bei Konfrontation) während ansteigender Atemnot, induziert durch in der Intensität ansteigende inspiratorische Atemwiderstände gefolgt von einer kurzen Blockade der Einatmung, untersucht.
Die erste Studie zeigte, dass das defensive Aktivierungsmuster bei der Mobilisierung defensiver Reaktionen auf eine sich annähernde externe Bedrohung annähernd vergleichbar ist wie bei einer interozeptiven respiratorischen Bedrohung, unabhängig von der Möglichkeit zur Vermeidung. Zusätzlich wurde eine bedrohungsspezifische Mobilisierung des respiratorischen Systems bei der Konfrontation mit der unvermeidbaren interozeptiven Bedrohung beobachtet.
Die Daten der zweiten Studie demonstrierten, dass die Initiierung von erstmaligen Vermeidungsverhalten als Reaktion auf ansteigende Atemnot begleitet wird von physiologischen Erregungen als Indikatoren für eine Reaktionsvorbereitung. Diese verschwanden zunehmend mit wiederholter Vermeidung, was auf die Entwicklung von gewohnheitsmäßiger Vermeidung hindeutet.
Darüber hinaus wurde in der dritten Studie gezeigt, dass eine übermäßig starke Mobilisierung von Abwehrreaktionen auf eine sich annähernde unvermeidbare respiratorische Bedrohung durch eine reduzierte maximale freiwillige Luftanhaltezeit vorhergesagt wird, jedoch nicht, wenn die Möglichkeit zur Vermeidung vorhanden war.
Die vierte Studie demonstrierte, dass eine höhere Angstempfindlichkeit und eine kürzere freiwillige maximale Luftanhaltezeit mit aktivem Vermeidungsverhalten während ansteigender Atemnot assoziiert sind.
Zusammenfassend zeigen die vorliegenden Daten, dass die defensive Mobilisierung für eine exterozeptive Bedrohung vergleichbar ist wie für eine interozeptive Bedrohung und sich in Abhängigkeit der Bedrohungsnähe und dem verfügbarem Abwehrrepertoire ändert. Darüber hinaus ist die Neigung, Erregungsgefühle zu befürchten und eine verminderte Belastungstoleranz während freiwilligem Luftanhaltens mit einer erhöhten Angst- und Furchtreaktion auf Atemnotsymptome verbunden. Daher könnten diese dispositionellen und biologischen Verhaltensmarker bei der Konfrontation mit ansteigender Atemnot aktives Vermeidungsverhalten begünstigen und, wenn sie gewohnheitsmäßig ausgeführt werden, kann sich persistentes Vermeidungsverhalten entwickeln, welches das Risiko für die Entstehung einer ernsthaften psychischen Erkrankung erhöht.
Abstract
Lately, the use of patient‐reported outcome measures (PROM) to adapt and improve ongoing psychotherapeutic treatments has become more widespread. Their main purpose is to support data‐informed, collaborative treatment decisions which include the patient's point of view on their progress. In case of nonresponse or deterioration, these systems are able to warn clinicians and guide the process “back on track” in treatment. In this case illustration, the Greifswald Psychotherapy Navigator System (GPNS) detected the deterioration of 19‐year‐old Sarah during the first eight sessions of cognitive‐behavioral therapy for social anxiety and depression. Here, the GPNS helped the therapist gain insight as to how Sarah's social anxiety affected their treatment and adjust her strategy accordingly. Using the symptom curves and progress scales of the GPNS, the therapist was able to then address her patient's struggles in detail during their sessions and with her supervisor. After adapting her therapeutic approach, the patient's deterioration could be averted while simultaneously strengthening their communication in the process. Clinical implications and the benefits of using PROM systems for evidence‐based personalization of psychotherapy are presented.
Background
Only about half the people with depression seek professional health care services. To constitute the different predictors and associating variables of health care utilisation, we model the process and aim to test our hypothesised Seeking Mental Health Care Model. The model includes empirical influences on the help-seeking process to predict actual behaviour and incorporates superordinate (stigma, treatment experiences) as well as intermediate attitudinal variables (continuum and causal beliefs, depression literacy and self-efficacy).
Method
All variables are examined in an online study (baseline, three- and six-month follow-up). The sample consisted of adults with depressive symptoms (PHQ-9 sum score ≥ 8), currently not receiving mental health care treatment. To examine the prediction of variables explaining help-seeking behaviour, a path model analysis was carried out (lavaan package, software R).
Results
Altogether, 1368 participants (Mage = 42.38, SDage = 15.22, 65.6% female) were included, 983 participating in at least one follow-up. Model fit was excellent (i.e., RMSEA = 0.059, CFI = 0.989), and the model confirmed most of the hypothesised predictions. Intermediary variables were significantly associated with stigma and experiences. Depression literacy (ß = .28), continuum beliefs (ß = .11) and openness to a balanced biopsychosocial causal model (ß = .21) significantly influenced self-identification (R2 = .35), which among the causal beliefs and self-efficacy influenced help-seeking intention (R2 = .10). Intention (ß = .40) prospectively predicted help-seeking behaviour (R2 = .16).
Conclusion
The Seeking Mental Health Care Model provides an empirically validated conceptualisation of the help-seeking process of people with untreated depressive symptoms as a comprehensive approach considering internal influences. Implications and open questions are discussed, e.g., regarding differentiated assessment of self-efficacy, usefulness of continuum beliefs and causal beliefs in anti-stigma work, and replication of the model for other mental illnesses.
Trial registration
German Clinical Trials Register: DRKS00023557. Registered 11 December 2020. World Health Organization, Universal Trial Number: U1111–1264-9954. Registered 16 February 2021.
Most feedback we receive or give is correct (deterministic feedback), though a small fraction can be wrong for various reasons. Children need to cope with receiving some portion of wrong feedback (stochastic feedback). It is still unknown if better social functioning and communication skills or outstanding intelligence (IQ) or chronological age support children in the coping process. We tested a sample of 7-, 9-, and 11-year-old children (N = 60) who deduced a sequence of four left and right button presses from a red and green stochastic feedback signal that was wrong in 15 % of the trials. Children performed worse with stochastic than with deterministic feedback but improved in the repeated trials, especially after receiving positive feedback about whether true or false. Controlling for IQ improved and confirmed these effects, while social and communicative competence explained little or no variance.
Background: Only approximately a third of people with depressive symptoms seek professional health care. Furthermore, people labelled as mentally ill may experience stigmatisation, which can impede help-seeking behaviour.
Aim: To examine the effects of three vignette-based interventions endorsing biopsychosocial causal beliefs and strengthening self-efficacy on help-seeking intention and behaviour, as well as the predictive values of these variables and previous treatment experience.
Method: A quasi-experimental online study utilising a fractioned factorial design was carried out. People were screened for depressive symptoms and their current treatment status. After baseline assessment, they were randomly allocated into one of 24 groups receiving a combination of interventional messages. Actual help-seeking behaviour was measured at follow-ups 3 and 6 months after baseline.
Results: Altogether, N = 1,368 participants were included in the final analyses and N = 983 provided data on their help-seeking behaviour within 3 to 6 months after the baseline assessment. The intention to seek help from a general practitioner or a mental health professional was significantly influenced by the interventions. However, help-seeking behaviour was not influenced by the interventions. On a conceptual level, biopsychosocial causal beliefs (β = 0.09–0.23) and self-efficacy to seek help (β = 0.16–0.25) predicted help-seeking intention. There was a negative interaction effect of both self-efficacy beliefs on intention and behaviour, which changed depending on depression severity. In all models, the intention was the main predictor of actual behaviour. Treatment experience predicted both help-seeking intention and behaviour.
Conclusion: Biopsychosocial causal beliefs and self-efficacy have a direct effect on help-seeking intention. Interventions should include information on how to actually seek help as a means to strengthen self-efficacy beliefs and simulate previous treatment experience. Further research is needed to investigate the respective interaction effects on intention and behaviour.
Clinical Trial Registration: https://drks.de/search/de/trial/DRKS00023557, German Clinical Trials Register: DRKS00023557. Registered 11 December 2020. World Health Organization, Universal Trial Number: U1111–1264-9954. Registered 16 February 2021.
Interoceptive sensations, that means, perceptions of the physiological body state, play an important role in the generation and expression of emotion. The focus of the research presented here is on respiratory sensations as specific interoceptive signals. Such respiratory sensations (like the feeling of dyspnea) play an important role in symptom perception in somatic (e.g., asthma) as well as in mental disorders (e.g., anxiety disorders). There are several different ways to manipulate respiratory sensations in an experimental environment, but many of them did not equal sensations in daily life. Here, stimuli (inspiratory resistive loads, caffeine) were used that trigger nearly naturally occurring interoceptive sensations. Taking into account that the elicited interoceptive experience also induces an unpleasant feeling state it is most likely that individuals show defensive physiological responding to such cues and try to avoid them. According to a bidirectional motivational system defensive behaviors are regulated by a defensive motivational system that is activated by threatening cues. From research with exteroceptive stimuli it is known that defensive responding is typically characterized by heightened autonomic arousal, increased respiration, and a potentiated startle eyeblink response. In contrast, only a few studies using interoceptive stimuli have incorporated the measurement of physiological data in their experimental designs. If included, studies show also heightened autonomic responding, whilst a heterogeneous respiratory as well as startle eyeblink responding is observed. Thus, the studies presented here were designed to clarify the factors that mediate defensive responding to interoceptive sensations. Study 1 investigated the influence of anxiety on the subjective, respiratory, and autonomic response to an individually determined inspiratory resistive load, while study 2 focuses on the effect of attentional modulation of the startle eyeblink response to a mild respiratory threat. In study 3 the modulation of subjective, respiratory and autonomic reactions by arousal expectations was examined. Therefore, caffeine, a respiratory stimulant, or a placebo were administered without the participants’ knowledge. The fourth study examined the influence of the process of worrying, a strategy to deal with unpleasant body symptoms, on defensive responding. Depending on the study design subjective, respiratory and autonomic (skin conductance level, heart rate) parameters were assessed as marker for defensive mobilization. In study 2 and 4 the startle eyeblink response was measured as further index of defensive activation. Besides that in study 2 also the P3 component of the event-related potential, as an index for attentional allocation, was recorded. The main findings of the presented dissertation are the following: Study 1 revealed that 1) only high anxiety sensitive individuals reporting also high suffocation fear respond to lower stimulus intensities with stronger defensive responding, and 2) that this group demonstrated a maladaptive compensatory breathing pattern. Additionally, study 2 exhibited that 1) the startle eyeblink response is relatively inhibited during a mild interoceptive threat, and 2) this inhibition corresponds to an attention allocation towards breathing as indicated by a reduced P3 amplitude to the startle noise as well as subjective report. Furthermore, highly anxiety sensitive individuals showed a more pronounced defensive responding if the interoceptive sensations were unexpected (study 3). Recently, study 4 demonstrated that worry led to an increased defensive response mobilization. All studies are discussed in the context of the theoretical background of the defensive response modulation to exteroceptive and interoceptive sensations with respect to mediating factors. Showing exaggerated defensive responding and maladaptive adaptation processes in high anxious individuals the results point towards the important role of interoceptive sensations in the etiology, maintenance and therapy of mental disorders, especially the anxiety disorders.
Suchtprävention in der Grundschule - Effekte der Programme Eigenständig werden und Klasse2000
(2011)
Fragestellung: Anhand des Lebenskompetenzprogramms Eigenständig werden sowie des Suchtpräventions- und Gesundheitsförderungsprogramms Klasse2000 sollen die Effekte von Grundschulprogrammen sowohl auf Vorläufer des Einstiegs in den (problematischen) Substanzkonsum als auch auf das erste Experimentieren mit psychotropen Substanzen wie Zigaretten und Alkohol untersucht werden. Zusätzlich soll überprüft werden, inwieweit Klasse2000 aufgrund der angestrebten Korrektur rauchbezogener Normen zu iatrogenen Effekten in Form von Bullying sowie zu erwünschten Effekten in Form der Erhöhung der Resistenz gegenüber sozialen Einflüssen führt. Methodik: Eigenständig werden sowie Klasse2000 begleiten die Kinder über die gesamte Grundschulzeit. Eigenständig werden umfasst 42 45- bis 90-minütige Einheiten (10 pro Schuljahr), die durch trainierte Lehrkräfte im Unterricht umgesetzt werden. Für Klasse2000 existieren Ausarbeitungen für 48 45- bis 90-minütige Einheiten (14 bis 15 pro Schuljahr), deren Durchführung sowohl durch Lehrkräfte als auch durch Klasse2000-Gesundheitsförderer im schulischen Alltag erfolgt. Zu Eigenständig werden wurde eine vierjährige quasiexperimentelle Kontrollgruppenstudie mit Messwiederholung in Sachsen durchgeführt. Daten zur Baseline und zu mindestens einem weiteren Befragungszeitpunkt lagen für 919 Schüler aus 50 Grundschulen vor. Aufgeteilt auf die Bedingungen „Teilnahme an Eigenständig werden“ und „Keine Teilnahme an Eigenständig werden“ wurden die Schüler anhand von Lehrkrafturteilen zu der Ausprägung ihrer Lebenskompetenzen sowie ihrer externalisierenden und internalisierenden Verhaltensauffälligkeiten, die als Vorläufer des späteren Substanzkonsums identifiziert werden konnten, mittels Mehr-Ebenen-Wachstumskurvenmodellen verglichen. Zur Überprüfung der Programmeffekte von Klasse2000 wurde eine vierjährige Kontrollgruppenstudie mit Messwiederholung in Hessen realisiert. Während in Klassen der Interventionsgruppe das Präventionsprogramm Klasse2000 kontinuierlich über den Verlauf der Grundschulzeit umgesetzt wurde, nahmen Klassen der Kontrollgruppe „lediglich“ am normalen Unterricht teil. Zur Beantwortung der Fragestellung, inwieweit sich Klasse2000 auf den Einstieg in den Substanzkonsum auswirkt, wurden die Ende der dritten Klasse als Nie-Raucher (N=1.027), Nie-Trinker (N=1.072) und gleichzeitig als Nie-Raucher und Nie-Trinker (N=979) identifizierten Schüler am Ende der vierten Klasse hinsichtlich der Inzidenz des Substanzkonsums verglichen. Hierzu wurden multiple hierarchische Poisson-Regressionen unter Kontrolle soziodemographischer Charakteristika sowie sozialer Einflussfaktoren berechnet. In die Analysen der Programmeffekte auf Bullying sowie die Resistenz gegenüber sozialen Einflüssen gingen alle 1.096 Schüler, von denen Ende der dritten und vierten Klasse Daten vorlagen, mit ein. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver Methoden und Regressionsverfahren. Ergebnisse: Die Teilnahme an Eigenständig werden führte im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer stärkeren Abnahme sowohl externalisierender als auch internalisierender Verhaltensauffälligkeiten (p<0,01). Eine besonders starke Abnahme konnte unter Schülern mit höheren Ausgangswerten hinsichtlich externalisierender Verhaltensauffälligkeiten beobachtet werden (p<0,01). Keine Programmeffekte ergaben sich hinsichtlich der Entwicklung von Lebenskompetenzen (p=0,22). Die Untersuchungen zu Klasse2000 ergaben signifikante Effekte auf den Einstieg in den Zigaretten- als auch den generellen Substanzkonsum, d. h. den Konsum von Zigaretten, Alkohol oder beidem (p=0,031 bzw. p=0,010). Die Number needed to treat wies einen Wert von 28 für den Zigaretten-, und einen Wert von 19 für den generellen Substanzkonsum auf. Hinsichtlich der Rate des Einstiegs in den heimlichen Alkoholkonsum unterschieden sich die Interventions- und die Kontrollgruppe nicht (p=0,092). In den weiterführenden Analysen bezüglich der möglichen Auswirkungen der angestrebten Korrektur rauchbezogener Normen konnte kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe hinsichtlich der Auftretenshäufigkeit von Bullying gegenüber rauchenden Mitschülern (p>=0,118), jedoch hinsichtlich der Stärke des Einflusses rauchender Freunde gefunden werden, d. h. in der Interventionsgruppe fiel der Einfluss rauchender Freunde auf den Rauchbeginn der Schüler bedeutsam geringer aus (p<=0,001). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studien deuten auf die Effektivität der untersuchten Grundschulprogramme Eigenständig werden und Klasse2000 hin, Vorläufer des späteren (problematischen) Substanzkonsums bedeutsam reduzieren bzw. den Einstieg in den Substanzkonsum zumindest zeitlich verzögern zu können. Zumindest für Klasse2000 bestehen zudem Hinweise, dass das Programm trotz der angestrebten Normenkorrektur hinsichtlich des Rauchens nicht zu einer Zunahme an Bullying führt, jedoch zu einer Erhöhung der Resistenz gegenüber sozialen Einflüssen beitragen kann.
Subjektives Stresserleben und dessen objektive Erfassung mittels des Antioxidativen Potentials
(2020)
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen ist seit der Novellierung des Arbeitsschutzgesetzes im Jahr 2013 für jeden Arbeitgeber Pflicht. Das stellt die Verantwortlichen Akteure des Arbeits- und Gesundheitsschutzes vor große Herausforderungen hinsichtlich der praktischen Umsetzung (Bamberg & Mohr, 2016), da der Gesetzgeber offengelassen hat, wie genau die Gefährdungsbeurteilung umzusetzen ist. Empfehlungen zu geeigneten Verfahren, wie sie in der DIN EN ISO 10075-3 formuliert werden, sind insofern kritisch zu bewerten, als dass von geeigneten Instrumenten neben der Erfassung der psychischen Belastung zudem die Erfassung der psychischen Beanspruchung gefordert wird. Dies kann vor allem bei schriftlichen Befragungen zu Verzerrungen führen (Podsakoff, Mackenzie, Lee & Podsakoff, 2003; Specter, 2006). Hier könnten parallel zu den Befragungsinstrumenten eingesetzte physiologische Maße Abhilfe schaffen.
Mit dieser Arbeit sollte die Eignung des Antioxidativen Potentials (AOP) als Indikator des oxidativen Stresses zur objektiven Erfassung des subjektiven Stresserlebens überprüft werden. Dazu wurden sechs Studien in unterschiedlichen Settings durchgeführt. Sie sollten die Zusammenhänge zwischen AOP, subjektivem Stresserleben und der Ernährung untersuchen. In keiner der Studien konnte das angenommene Wirkmuster vollständig bestätigt werden. Vielmehr ließen sich teils konträre Wirkrichtungen feststellen, so dass die Befundlage als inkonsistent bezeichnet werden muss. Ungeachtet methodischer Limitationen der Studien, verdeutlichen die Ergebnisse vor allem den hohen Forschungsbedarf der bezüglich der Wechselwirkungen von psychischen, physiologischen und behavioralen Prozessen in diesem Bereich noch besteht.
Zusammenfassend und basierend auf den durchgeführten Studien muss daher festgestellt werden, dass das AOP nicht als objektiver Parameter zur Erfassung des subjektiven Stresserlebens geeignet ist.
Abstract
In crisis communication, warning messages are key to prevent or mitigate damage by informing the public about impending risks and hazards. The present study explored the influence of hazard type, trait anxiety, and warning message on different components of risk perception. A survey examined 614 German participants (18–96 years, M = 31.64, 63.0% female) using a pre–post comparison. Participants were randomly allocated to one of five hazards (severe weather, act of violence, breakdown of emergency number, discovery of a World War II bomb, or major fire) for which they received a warning message. Four components of risk perception (perceived severity, anticipatory worry, anticipated emotions, and perceived likelihood) were measured before and after the receipt. Also, trait anxiety was assessed. Analyses of covariance of risk perception were calculated, examining the effect of warning message, trait anxiety, and hazard type while controlling for age, gender, and previous hazard experience. Results showed main effects of hazard type and trait anxiety on every component of risk perception, except for perceived likelihood. The receipt of a warning message led to a significant decrease in anticipated negative emotions. However, changes across components of risk perception, as well as hazards, were inconsistent, as perceived severity decreased while perceived likelihood and anticipatory worry increased. In addition, three interactional effects were found (perceived severity × hazard type, perceived severity × trait anxiety, and anticipated emotions × hazard type). The findings point toward differences in the processing of warning messages yet underline the importance of hazard type, as well as characteristics of the recipient.
The ventromedial prefrontal cortex (vmPFC) mediates the inhibition of defensive responses upon encounters of cues, that had lost their attribute as a threat signal via previous extinction learning. Here, we investigated whether such fear extinction recall can be facilitated by anodal transcranial direct current stimulation (tDCS). Extinction recall was tested twenty-four hours after previously acquired fear was extinguished. Either anodal tDCS or sham stimulation targeting the vmPFC was applied during this test. After stimulation ceased, we examined return of fear after subjects had been re-exposed to aversive events. Fear was assessed by reports of threat expectancy and modulations of autonomic (skin conductance, heart rate) and protective reflex (startle potentiation) measures, the latter of which are mediated by subcortical defense circuits. While tDCS did not affect initial extinction recall, it abolished the return of startle potentiation and autonomic components of the fear response. Results suggest hierarchical multi-level vmPFC functions in human fear inhibition and indicate, that its stimulation might immunize against relapses into pathological subcortically mediated defensive activation.
Fragestellungen: In dieser Dissertation soll mithilfe der Methode des ambulanten Assessment die Rolle der sozialen Unterstützung in der Befindensregulation verhaltens- und erlebensnah im natürlichen Umfeld der Probanden untersucht werden. Bei der Forschung zur Bedeutung der sozialen Unterstützung für das Befinden und die Befindensregulation dominieren bislang noch retrospektive Auskünfte und globale Selbstberichte als Datenquellen. Es gibt vergleichsweise deutlich weniger Studien, die den Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und Befindensregulation unter alltagsnahen Bedingungen untersuchen, so u.a. die Auswirkungen von Diskrepanzen bei der sozialen Unterstützung auf das Befinden bzw. der wechselseitige Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und Rumination. In der vorliegenden Dissertation wurde überprüft, welchen Einfluss Diskrepanzen zwischen der gewünschten und erhaltenen sozialen Unterstützung auf das subjektive Wohlbefinden im Alltag ausüben (Studie 1), wie sich Veränderungen in der erhaltenen Unterstützung auf die Erreichung von verständnis- bzw. lösungsfokussierten Zielen auswirken, die Personen mit ruminativen Prozessen infolge von traurigkeitsassoziierten Episoden versuchen zu erreichen (Studie 2) und welche Auswirkungen ärgerbezogene Ruminationsprozesse–insbesondere eine rachefokussierte Rumination—auf das soziale Wohlbefinden haben (Studie 3). Methodik: Bei Studie 1 nahmen 30 weibliche Studierende der Universität Greifswald (M = 24.2, SD = 3.99) teil. Den Teilnehmerinnen wurde über den Zeitraum von sieben Tagen ein tragbarer Kleincomputer mitgegeben, auf dem signalkontingente Erhebungspläne implementiert wurden. An Studie 2 und Studie 3 nahmen insgesamt 144 Studierende der Universität Greifswald (keine Studierende der Psychologie) teil. Die Probanden wurden randomisiert entweder der Hauptgruppe oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. Nach Abschluss der Datenerhebung befanden sich 93 Studierende (64.5% Frauen, M = 23.4 Jahre, SD = 2.9) in der Hauptgruppe und 51 Studierende (70.6% Frauen, M = 23.7 Jahre, SD = 2.7) in der Kontrollgruppe. Die Kontrollgruppe diente zur Überprüfung von potentiellen Reaktivitätseffekten infolge der Messwiederholungen. Den Teilnehmern wurde über den Monitoringzeitraum von 28 Tagen ein tragbarer Kleincomputer mitgegeben, der die Teilnehmer drei Mal täglich zu randomisierten Zeitpunkten zwischen 9 und 18 Uhr befragte. Die Auswertung erfolgte in allen drei Studien durch entsprechende Strategien der Multilevelanalyse. Ergebnisse: In Studie 1 leisteten die Diskrepanzen bei der sozialen Unterstützung einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des subjektiven Wohlbefindens. Eine Unterversorgung mit emotionaler Unterstützung ging mit einer Verringerung des Wohlbefindens einher, während eine Überversorgung mit emotionaler Unterstützung mit einer Verbesserung des Wohlbefindens einherging. Diskrepanzen bei der informationellen und instrumentellen Unterstützung leisteten im Unterschied zur emotionalen Unterstützung einen geringeren Beitrag zur Vorhersage des Wohlbefindens. Den Ergebnissen der Studie 2 zufolge bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen der subjektiv erlebten Steigerung in der sozialen Unterstützung und dem Erreichen lösungsfokussierter Ziele, nicht aber verständnisfokussierter Ziele. Die Ergebnisse der Moderatoranalysen weisen zudem darauf hin, dass insbesondere für Personen mit höherer symptomfokussierter Rumination ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer erhöhten sozialen Unterstützung und dem Erreichen lösungsfokussierter Ziele bestand. In Studie 3 zeigte sich, dass ärgerassoziierte Rumination nicht per se mit einer Verschlechterung des sozialen Wohlbefindens einherging. Habituelle Ärgerneigung moderierte den Zusammenhang zwischen rachefokussierter Rumination und dem sozialen Wohlbefinden dahingehend, dass sich lediglich für Personen mit höheren Werten bei der Ärgerneigung ein signifikanter Zusammenhang zwischen der rachebezogenen Rumination und einer Verringerung des sozialen Wohlbefindens zeigte. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der vorliegenden Studien verdeutlichen die Notwendigkeit einer alltagsnahen Erfassung mittels der Methode des ambulanten Assessment, um auf diese Art und Weise ein umfassendes Bild über die Rolle der sozialen Unterstützung im Rahmen der Befindensregulation zu erhalten. Die Studien leisten einen wichtigen Beitrag zur Unterstützungsforschung, da sowohl der Zusammenhang zwischen einer Über- bzw. Unterversorgung mit sozialer Unterstützung und dem Wohlbefinden als auch die Beziehung zwischen sozialer Unterstützung und traurigkeits- bzw. ärgerassoziierter Rumination bislang nur unzureichend im Alltagskontext untersucht worden sind. Zukünftige Studien zur Rolle der sozialen Unterstützung bei der Befindensregulation im Alltag sollten zusätzlich zur Empfängerperspektive auch die Geberperspektive in den Fokus der Betrachtung stellen.
Although disaster research has acknowledged the role of social media in crisis communication, the interplay of new (e.g., mobile apps) and traditional media (e.g., TV, radio) in public warnings has received less attention, particularly from the recipients’ perspective. Therefore, we examined sociodemographic and psychosocial correlates of different types of media use (i.e., traditional, new, mixed) for receiving public warning messages in a population survey (N = 613, 63% female; Mage = 31.56 years). More than two-thirds (68%) reported mixed media use, with 20% relying on new media and 12% on traditional media. Traditional media users were older and reported lower levels of education, while new media users were significantly younger and reported lower trust toward traditional media (i.e., TV). Migrants were more likely to use new but not mixed media. In sum, most participants utilized a mixture of traditional and new media for warning purposes, which has implications for crisis communication. Though, vulnerable populations (e.g., older and less educated participants) mainly rely on traditional media, stressing the need for continued support. Thus, it is paramount to increasingly use mixed methods designs and concurrently examine multiple channels to reflect real-world warning practices and generate ecologically valid results.
Introduction: Following behavioral recommendations is key to successful containment of the COVID-19 pandemic. Therefore, it is important to identify causes and patterns of non-compliance in the population to further optimize risk and health communication.
Methods: A total of 157 participants [80% female; mean age = 27.82 years (SD = 11.01)] were surveyed regarding their intention to comply with behavioral recommendations issued by the German government. Latent class analysis examined patterns of compliance, and subsequent multinomial logistic regression models tested sociodemographic (age, gender, country of origin, level of education, region, and number of persons per household) and psychosocial (knowledge about preventive behaviors, risk perception, stigmatizing attitudes) predictors.
Results: Three latent classes were identified: high compliance (25%) with all recommendations; public compliance (51%), with high compliance regarding public but not personal behaviors; and low compliance (24%) with most recommendations. Compared to high compliance, low compliance was associated with male gender [relative risk ratio (RRR) = 0.08 (0.01; 0.85)], younger age [RRR = 0.72 (0.57; 0.93)], and lower public stigma [RRR = 0.21 (0.05; 0.88)]. Low compliers were also younger than public compliers [RRR = 0.76 (0.59; 0.98)].
Discussion: With 25% of the sample reporting full compliance, and 51% differing in terms of public and personal compliance, these findings challenge the sustainability of strict regulatory measures. Moreover, young males were most likely to express low compliance, stressing the need for selective health promotion efforts. Finally, the positive association between public stigma and compliance points to potential othering effects of stigma during a pandemic, but further longitudinal research is required to examine its impact on health and social processes throughout the pandemic.
Over the last years, there has been a resurge in the interest to study the relationship between interoception and emotion. By now, it is well established that interoception contributes to the experience of emotions. However, it may also be possible that interoception contributes to the regulation of emotions. To test this possibility, we studied the relationship between interoception and emotion regulation in a sample of healthy individuals (n = 84). We used a similar heartbeat detection task and a similar self-report questionnaire for the assessment of interoceptive accuracy and emotion regulation as in previous studies. In contrast to previous studies, we differentiated between male and female individuals in our analyses and controlled our analyses for individual characteristics that may affect the relationship between interoceptive accuracy and emotion regulation. We found sex-differences in interoceptive accuracy and emotion regulation that amounted to a sex-specific relationship between interoceptive accuracy and emotion regulation: Whereas interoceptive accuracy was related to reappraisal but not to suppression in male individuals, interoceptive accuracy was unrelated to reappraisal and suppression in female individuals. These findings indicate that the relationship between interoception and emotion regulation is far more complex than has been suggested by previous findings. However, these findings nonetheless support the view that interoception is essential for both, the regulation and experience of emotions.
Neurobiological theories suggest that inter-individual differences in vagally mediated heart rate variability (vmHRV) have the potential to serve as a biomarker for inter-individual differences in emotion regulation that are due to inter-individual differences regarding the engagement of prefrontal and (para-)limbic brain regions during emotion processing. To test these theories, we investigated whether inter-individual differences in vmHRV would be associated with inter-individual differences in emotion regulation. We determined resting state vmHRV in a sample of 176 individuals that had also completed a short self-report measure of reappraisal and suppression use. Resting state vmHRV was derived from short-term (300 s) and ultra-short-term (120 s, 60 s) recordings of participants’ heart rate to determine the robustness of possible findings. Irrespective of recording length, we found that an increase in resting state vmHRV was associated with an increase in self-reported reappraisal but not suppression use. However, this association was only evident among male but not female participants, indicating a sex-specific association between inter-individual differences in resting state vmHRV and inter-individual differences in self-reported emotion regulation. These findings, which are consistent with previous ones, support theoretical claims that inter-individual differences in vmHRV serve as a biomarker for inter-individual differences in emotion regulation. Combing (ultra-)short-term measures of resting state vmHRV with short self-report measures of emotion regulation may, thus, be useful for researchers who have to investigate the neurobiological mechanisms of emotion regulation in a time- and resource-efficient manner.
Neurobiological theories suggest that inter-individual differences in vagally mediated heart rate variability (vmHRV) have the potential to serve as a biomarker for interindividual differences in emotion regulation that are due to inter-individual differences regarding the engagement of prefrontal and (para-)limbic brain regions during emotion processing. To test these theories, we investigated whether inter-individual differences in
vmHRV would be associated with inter-individual differences in emotion regulation. We determined resting state vmHRV in a sample of 176 individuals that had also completed a short self-report measure of reappraisal and suppression use. Resting state vmHRV was derived from short-term (300 s) and ultra-short-term (120 s, 60 s) recordings of participants’ heart rate to determine the robustness of possible findings. Irrespective of recording length, we found that an increase in resting state vmHRV was associated with an increase in self-reported reappraisal but not suppression use. However, this association was only evident among male but not female participants, indicating a sex-specific association between inter-individual differences in resting state vmHRV and inter-individual differences in self-reported emotion regulation. These findings, which are consistent with previous ones, support theoretical claims that inter-individual differences in vmHRV serve as a biomarker for inter-individual differences in emotion regulation. Combing (ultra-)short-term measures of resting state vmHRV with short selfreport measures of emotion regulation may, thus, be useful for researchers who have to investigate the neurobiological mechanisms of emotion regulation in a time- and resource-efficient manner.
Quality of life (QoL) is a core patient-reported outcome in healthcare research, alongside primary clinical outcomes. A conceptual, operational, and psychometric elaboration of QoL in the context of TM is needed, because standardized instruments to assess QoL do not sufficiently represent essential aspects of intended outcomes of telemedical applications (TM). The overall aim is to develop an instrument that can adequately capture QoL in TM. For that purpose, an extended working model of QoL will be derived. Subsequently, an instrument will be developed and validated that captures those aspects of QoL that are influenced by TM. The initial exploratory study section includes (a) a systematic literature review, (b) a qualitative survey for concept elicitation, and (c) pre-testings using cognitive debriefings with patients and an expert workshop. The second quantitative section consists of an online expert survey and two patient surveys for piloting and validation of the newly developed instrument. The resulting questionnaire will assess central experiences of patients regarding telemedical applications and its impact on QoL more sensitively. Its use as adjunct instrument will lead to a more appropriate evaluation of TM and contribute to the improvement of care tailored to patients’ individual needs.
Quality of Life (QoL) is a core patient-reported outcome in healthcare research. However, a conceptual, operational, and psychometric elaboration of QoL in the context of telemedical care (TM) was needed, as standardised instruments to assess QoL do not comprehensively represent essential aspects of intended outcomes of TM. Therefore, the overall aim of this thesis was to conceptualise QoL in the context of TM and to develop an instrument that can adequately assess QoL in TM.
Dense sensor event-related brain potentials were measured in participants with spider phobia, high anxiety sensitive individuals and non-fearful controls during viewing of medical emergency, spider and standard emotional (pleasant, unpleasant, neutral) pictures. Compared to non-fearful controls spider phobia participants showed a significantly enlarged late positive potential (LPP) during the encoding of phobia-relevant pictures whereas high anxiety sensitive individuals showed a significantly greater Early Posterior Negativity (EPN) during the encoding of medical emergency pictures and a significantly greater Late Positive Potential (LPP) during the encoding of highly arousing unpleasant visual material. Moreover, within group comparisons of the spider phobia group revealed comparable LPP evoked by spider pictures and emotional (unpleasant and pleasant) picture contents indicating that at the level of early stimulus evaluation, the effects of selective attention seem to be related to emotional relevance of the stimulus rather than reflecting a fear-specific response.
A long-standing controversy in emotion research concerns the question whether stimuli must be conceptually interpreted, or semantically categorized, to evoke emotional reactions. According to the semantic primacy hypothesis, the answer to this question is positive; whereas according to the affective primacy hypothesis, it is negative: Emotions can also be, and perhaps often are, elicited by preconceptual stimulus representations, such as particular shapes or color patterns.
In the present dissertation project, the semantic primacy hypothesis was tested in eight experiments using different latency judgment paradigms in which the perceptual latencies of object recognition and affect onset were measured and compared. The chronometric measurement methods comprised temporal judgments (temporal order judgments and simultaneity judgments: Publication A, Experiments 1–4; the rotating spot / rotating clock hand method: Publication B, Experiments 1–2) and speeded reaction time measurements (Publication C, Experiments 1–2). To elicit affective responses, pictures of pleasant (e.g., cats, children) and unpleasant objects (e.g., spiders, moldy food) from everyday life were presented.
According to the semantic primacy hypothesis, object recognition is a necessary partial cause of affect. This implies the following three predictions that were tested in the studies: (1) Because causes must precede their effects, the time of the onset of object recognition must precede the time of the onset of affect. (2) The longer it takes a person to recognize an object, the longer it should also take them, other factors constant, to experience affect; therefore, the latencies of the two mental events should be positively correlated across individuals. (3) An experimental manipulation that delays the onset of object recognition (in this case a moderate blurring of the pictures) should also delay the onset of affect, and the effect of the manipulation on affect latency should be mediated by the delay in object recognition.
In agreement with Prediction 1, regardless of the chronometric method used, the latency of object recognition consistently proved to be shorter than the latency of affect onset. According to the meta-analytically integrated latency differences estimated in the temporal judgment experiments, affect followed object recognition with a delay of 117 ms. This result was obtained for both pleasant and unpleasant stimuli and was independent of task order. Supporting Prediction 2, the latencies for object recognition and affect onset were positively correlated across participants (meta-analytic r = .50). Supporting Prediction 3, delaying object recognition by blurring the affective pictures was found to also delay the onset of affect and the effect of blurring on the latency of affect was found to be partly mediated by delayed object recognition.
Two additional predictions tested and confirmed in Experiment C2 were: (4) False-coloring the affective pictures delays the onset of affect but not object recognition, and this effect is mediated by reduced affect intensity. (5) Judgments of the valence of the stimuli (i.e., whether the imaged object is pleasant or unpleasant) take more time than reports of object recognition, but less time than affect onset reports, for which valence judgments have often been used as a substitute in previous studies.
Taken together, the results of the eight experiments provided consistent support for semantic primacy in the generation of pleasant and unpleasant feelings evoked by affective pictures: Object recognition can be considered a necessary partial cause of affect in the reported experiments. The results are compared to previous findings, possible reasons for deviant response patterns found in a small minority of the participants are considered, and several implications of the findings for emotion research are derived. Possible adaptations of the chronometric approach to investigate other questions of emotion research are suggested. Finally, limitations of the dissertation project are pointed out and possible ways to address these in future research are proposed.
Es wird der Frage nachgegangen, ob Selbstmanagement-Therapie für die stationäre Behandlung von Alkoholabhängigen im Rahmen einer medizi-nischen Maßnahme zur Rehabilitation einsetzbar ist und ob sich ein solches Vorgehen innerhalb eines psychiatri¬schen Krankenhauses bzw. einer Stiftung mit diakonischer Tradition verwirklichen lässt. Die eingesetzten therapeutischen Strategien und die einzelnen Teile des inten-dierten the¬rapeutischen Prozesses werden umfassend beschrieben; eine Auswahl von eingesetzten Therapiematerialien ist beigefügt. Maßnahmen zur Implementierung des Vorgehens in die gegebene organisatorische Struktur und zur Etablierung der Behandlungsstätte innerhalb der Region werden ebenfalls beschrieben. Im Rahmen einer Erkundungsphase erho-bene erste Ergebnisse für den stationären Behandlungsteil weisen auf gleich gute Effektivität hin, wie in Deutschland vom Fachverband Sucht veröffentlicht. Die durchschnittliche Verweildauer im stationären Behand¬lungsteil hat sich während der Laufzeit der Erkundungsphase von 42 Tagen auf gut 53 erhöht; im Fachverband Sucht werden z. Z. 84 Tage als durchschnittliche Verweildauer genannt. Die Vernetzungs-möglichkeiten mit ambulanten Angeboten zur Rehabilitation im Rahmen einer Kombi-Therapie werden begründet und beschrieben.
In einer standardisierten Fragebogenuntersuchung (N=330 Teilnehmer und Teilnehmerinnen internationaler Studentenfestivals) wird das Konstrukt Risiko untersucht, in dem das axiomatische Simplified Conjoint Expected Risk Model (E.U. Weber, 1988) dem psychometrische Ansatz (Slovic, 1989) gegenübergestellt wird. Hierzu werden Urteile über das wahrgenommene Risiko für Situationen erhoben, die von der World Health Organization 2002 als die derzeit größten globalen Risiken angesehen werden. Regressionsanalysen ergaben, dass die Dimensionen Ausmaß und Wahrscheinlichkeit Verlust am bedeutsamsten für das Risikogesamturteil sind. Nationale, Geschlechts- und Unterschiede in Dakes Weltanschauungsskalen konnten gezeigt werden. Eine experimentelle Studie untersucht kulturelle Einflüsse auf die Intentionsbildung und die Verarbeitung von Risikoinformationen. N=99 polnische und N=91 deutsche Studierende hatten die Aufgabe, zwischen zwei Gesundheitsprogrammen zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Wahl zutreffen. Erwartet wurde, dass eine dominante Option durch Informationsverzerrung der Attributbedeutsamkeiten entsteht. Diese Dominanzstruktur konnte für die Bedingung gezeigt werden, in der die Optionen auf den psychometrischen Risikodimensionen beschrieben wurden. Nationale Unterschiede im Entscheidungsverhalten konnten nachgewiesen werden. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die Theoriebildung in der Handlungs- und Entscheidungstheorie, für das interkulturelle Handeln und die Kommunikation über Risiken diskutiert.
Welche Rolle Emotionen in unserem Leben spielen, kann nicht überschätzt werden. Um Emotionen als Teil unserer Persönlichkeit zu beschreiben, muss auch in Betracht gezogen werden, wie wir unsere Emotionen regulieren. Mit dem Ziel Emotionen zu beeinflussen, bedienen wir uns verschiedener Emotionsregulationsstrategien. Die Emotionsregulationsstrategie Reappraisal beinhaltet die (Re-)Konstruktion einer potenziell emotionsauslösenden Situation, die deren emotionale Auswirkungen verändert. Basierend auf Mischels Konzept der „construction competencies“ wurde der Reappraisal Inventiveness Test entwickelt (RIT, Weber, Loureiro de Assunção, Martin, Westmeyer, & Geisler, 2014). Der Test misst die Fähigkeit, möglichst viele verschiedene kognitive Umbewertungen für ärgerauslösende Situationen zu generieren. Bisherige Ergebnisse zur Validierung des RIT zeigen Zusammenhänge mit Offenheit für Erfahrung (NEO-FFI, Borkenau & Ostendorf, 2008) sowie Maßen für Einfallsreichtum (BIS, Jäger, Süß, & Beauducel, 1997). Ergebnisse zur diskriminanten Validität konnten in Hinblick auf Fragebogen zur habituellen Emotionsregulation (CERQ; Garnefski, Kraaij, & Spinhoven, 2001; ERQ, Abler & Kessler, 2009) mehrfach repliziert werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die psychometrische Überprüfung des RIT voranzutreiben sowie das Verfahren weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck wurden vier korrelative Studien durchgeführt. Aus den Befunden der Studien 1a und 1b kann auf geringe Zusammenhänge von Reappraisal Inventiveness mit ausgewählten exekutiven Funktionen, z.B. verbale Flüssigkeit, geschlossen werden. In Studie 2 wurde der RITÄrger für die Emotion Angst weiterentwickelt um zu prüfen, ob Reappraisal Inventiveness eine emotionsspezifische oder –unspezifische Fähigkeit ist. Ein eindimensionales Modell bewährte sich gegenüber einem zweidimensionalen Modell – demnach kann Reappraisal Inventiveness als eine emotionsübergreifende Fähigkeit mit emotionsspezifischen Ausprägungen verstanden werden. Im Rahmen der dritten Studie wurde der RITÄrger um ein Maß für die Motivation, Reappraisal Inventiveness zu nutzen, erweitert. Somit konnte der angenommene aber bisher fehlende Zusammenhang von Reappraisal Inventiveness und Neurotizismus als Indikator für emotionale Stabilität gezeigt werden. Zukünftige Studien sollten sich vor allem auf die praktische Anwendungsmöglichkeiten des RIT konzentrieren.
Emotionale Beeinträchtigungen wie Affektverflachung und Anhedonie zählen zu den zentralen Merkmalen schizophrener Störungen. In einer experimentellen Studie wurden die Reaktionen von 49 schizophrenen Patienten und 46 gesunden Kontrollprobanden auf emotional bedeutsame Bilder untersucht. Während der Betrachtung angenehmer, neutraler und unangenehmer Bilder wurden akustische Schreckreize zu fünf unterschiedlichen Zeitpunkten nach Bildbeginn dargeboten und der Lidschlagreflex, die Herzrate und die Hautleitfähigkeit wurden gemessen. In einem zweiten Durchgang gaben die Probanden mit Hilfe des Self-Assessment-Manikins an, wie angenehm und wie erregend sie das jeweilige Bild erlebten. Die autonomen und die subjektiven emotionalen Reaktionen der schizophrenen Patienten unterschieden sich nicht von denen der gesunden Probanden. Auch zeigten die schizophrenen Patienten bei langer Stimulus-Onset-Asynchronie (SOA) keine Einschränkungen in der emotionalen Schreckreflexmodulation. In beiden Gruppen führten negative Bilder zu stärkeren Schreckreaktionen als positive Bilder. In der gesunden Kontrollgruppe war die Valenz-modulation des Schreckreflexes bereits nach SOAs von 300 ms zu beobachten. Bei den schizophrenen Patienten hingegen trat die Reflexpotenzierung durch negative Bilder erst nach SOAs von 3800 ms auf; die Reflexhemmung durch positive Bilder trat ohne Verzögerung ein. In beiden Gruppen wirkten die Bilder bei SOAs von 300 bzw. 800 ms als Präpuls-reize und lösten eine Präpulsinhibition der akustischen Schreckreaktion aus.
Much research has been devoted to the development of emotion recognition tests that can be used to investigate how individuals identify and discriminate emotional expressions of other individuals. One of the most prominent emotion recognition tests is the Reading the Mind in the Eyes Test (RME-T). The original RME-T has been widely used to investigate how individuals recognize complex emotional expressions from the eye region of adult faces. However, the RME-T can only be used to investigate inter-individual differences in complex emotion recognition during the processing of adult faces. To extend its usefulness, we developed a modified version of the RME-T, the Reading the Mind in the Eyes of Children Test (RME-C-T). The RME-C-T can be used to investigate how individuals recognize complex emotional expressions from the eye region of child faces. However, the validity of the RME-C-T has not been evaluated yet. We, thus, administered the RME-C-T together with the RME-T to a sample of healthy adult participants (n = 119). The Interpersonal Reactivity Index (IRI) and the Toronto Alexithymia Scale (TAS) were also administered. Participants’ RME-C-T performance correlated with participants’ RME-T performance, implying that the RME-C-T measures similar emotion recognition abilities as the RME-T. Participants’ RME-C-T performance also correlated with participants’ IRI and TAS scores, indicating that these emotion recognition abilities are affected by empathetic and alexithymic traits. Moreover, participants’ RME-C-T performance differed between participants with high and low TAS scores, suggesting that the RME-C-T is sensitive enough to detect impairments in these emotion recognition abilities. The RME-C-T, thus, turned out to be a valid measure of inter-individual differences in complex emotion recognition during the processing of child faces.
Quality of Life in Young Adults With Cerebral Palsy: A Longitudinal Analysis of the SPARCLE Study
(2021)
Introduction: While most people with cerebral palsy (CP) will have a life expectancy similar to that of the general population, international research has primarily focused on childhood and adolescence; and knowledge about the quality of life (QoL) of young adults with CP, its trajectories, and associated factors remains scarce.
Methods: This longitudinal study included young adults with CP living in five European regions and who had previously participated in the SPARCLE cohort as children and/or adolescents. Their QoL in the psychological well-being and social relationships domains was estimated using age-appropriate validated instruments (KIDSCREEN-52 in childhood/adolescence and WHOQOL-Bref in young adulthood). We used generalized linear mixed-effect models with random intercept to estimate long-term trajectories of QoL in both domains and to investigate whether severity of impairment, pain, and seizure influenced these trajectories. We sought to identify potentially different trajectories of QoL from childhood to adulthood using a shape-based clustering method.
Results: In total, 164 young adults with CP aged 22–27 years participated in the study. Psychological well-being linearly decreased by 0.78 points (scale 0–100) per year (95% confidence interval (CI) −0.99 to −0.56) from childhood to young adulthood, whereas QoL in the social relationships domain increased (β coefficient 1.24, 95% CI 0.92–1.55). Severity of impairment was associated with reduced QoL in all life periods of the study (childhood, adolescence, and young adulthood): motor impairment with social relationships, and more nuancedly intellectual disability with psychological well-being and social relationships. At all periods, frequent pain significantly reduced psychological well-being, and seizures were associated with lower QoL in the social relationships domain. In both domains, we identified a group of individuals with CP who presented a reverse trajectory compared with the general QoL trajectory.
Conclusion: Identification of QoL trajectories and their associated factors yields improved knowledge about the experience of individuals with CP until young adulthood. Further studies are needed to better understand the determinants that have the greatest influence on the different shapes of long-term trajectories of QoL.
Background
While evidence concerning Quality of Life (QoL) in youth with cerebral palsy (CP) in comparison to the general population has been accumulating, there is a lack of studies exploring differences on a wider range of positive and negative mental health outcomes in emerging adults.
Methods
This binational case control study is part of the SPARCLE cohort study on QoL and participation of youth with CP. QoL (WHOQOL-BREF), depression (PHQ-9), anxiety (GAD-7) and self-efficacy (GSE) were assessed in 198 emerging adults with CP and 593 emerging adults from the general population, matched for country of residence, age and gender. ANCOVAs with impairment and pain as covariates were run.
Results
Similar levels of QoL were found in both samples, except for the environmental domain, with better QoL for emerging adults with CP compared to the general population. There were significant descriptive differences regarding depression with worse levels in the CP sample, however, also worse levels of self-efficacy. Pain as a covariate had a significant negative impact on all measures, leading to poorer self-efficacy while worsening depression and anxiety; impairment had a significant worsening impact on physical QoL and self-efficacy only.
Conclusion
Similar expressions of mental health outcomes in emerging adults with CP and the general population indicate the high adaptive capability of emerging adults with CP.
Aufgrund des Fortschritts in der Entwicklung von innovativen medizinisch-diagnostischen Technologien wie z. B. lab-on-a-chip Systemen, steht der Allgemeinbevölkerung eine Vielzahl an Selbsttests rezeptfrei und frei verkäuflich insbesondere über das Internet beziehbar zur Verfügung. Selbsttests werden definiert als Tests von Körperproben (z. B. Blut, Urin, Stuhl, Speichel), die auf die eigene Initiative des Konsumenten und ohne die Anwesenheit von medizinischem Personal zur Untersuchung von Erkrankungen bzw. Erkrankungsrisiken durchgeführt werden können. Das Ziel dieser Arbeit war es die psychologischen, situativen und anwendungsbezogenen Prädiktoren der Nutzung von medizinisch-diagnostischen Selbsttests zu untersuchen. Es wurden vier Studien durchgeführt, die auf den folgenden drei Erhebungen basierten: (1) einer Repräsentativerhebung von 2.527 Personen in Deutschland, (2) einem faktoriellen Survey mit 1248 Vignetten, die durch 208 Studenten beantwortet wurden sowie (3) einer On-line-Befragung von 505 Selbsttestern und 512 Nicht-Selbstestern, die repräsentativ im Hinblick auf die Verteilung von Alter und Geschlecht zur Teilnahme an der Studie einge-laden wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nutzung von Selbsttests durch die traditionellen gesundheitspsychologischen Prädiktoren, d.h. Selbstwirksamkeit, wahrgenommene Vulnerabilität, wahrgenommener Schweregrad und Handlungs-Ergebnis-Erwartung, vorhergesagt werden konnte. Nichtsdestotrotz war jedoch eine Adaptation der allgemeinen Konstrukte (z.B. allgemeine Selbstwirksamkeit) an die Situation „Selbsttestung“ notwendig, um die Vorhersagekraft zu verbessern (z.B. selbsttestbezogene Selbstwirksamkeit). Die klassischen Gesundheitsmodelle werden traditionell genutzt, um Gesundheit zu verbessern (z.B. Steigerung der sportlichen Tätigkeit), Krankheiten vorzubeugen (z.B. durch die Einschränkung von Alkohol- und Rauchverhalten) oder Krankheiten zu begrenzen (z.B. Gesundheitsscreenings, Selbstabtastung) und Gesundheit wieder aufzubauen (z.B. Verbesserung der Ernährung). Durch die Aufnahme von (a) Technikaffinität und (b) antizipiertem Affekt bzgl. der Anwendung eines Selbsttests konnte die Vorhersage der Nutzung eines Selbsttests verbessert werden. Darüber hinaus wurde eine Vielfalt an unterschiedlichen persönlichen Gründen für die Nutzung eines Selbsttests genannt. Die häufigsten Gründe waren zur Beruhigung bzw. Bestätigung bei Unsicherheit und Zweifel sowie eine höhere wahrgenommene Vulnerabilität für eine Krankheit. Der Hauptgrund für die Selbsttestung hing insbesondere von der Indikation ab, die untersucht wurde. Schließlich wurden als Grund für die Bevorzugung eines Selbsttests gegenüber der konventionellen Untersuchung bei einem Arzt vor allem praktische Gründe der Anwendung von Selbsttests genannt (z.B. schneller Erhalt der Testergebnisse, Vermeidung von Wartezeiten für Arzttermine). Die persönlichen Gründe für die Selbsttestung könnten die unterschiedlichen Häufigkeiten für die Nutzung von Selbsttests in Deutschland (8,5%) im Vergleich zu den Niederlanden (16%) und dem Vereinigten Königreich (13%) erklären. Beispielsweise wurden in den Niederlanden Präventionskampagnen (z.B. von der Kidney Association oder Municipal Health) durchgeführt, in denen die Nutzung von Selbsttests für die Untersuchung einer Nierenerkrankung und Chlamydien empfohlen und Tests kostenfrei an Laien versendet wurden. Demgegenüber wurden in Deutschland bislang noch keine solchen Kampagnen durchgeführt. Nichtsdestotrotz könnte der Bedarf an und die tatsächliche Nutzung von Selbsttests auch in Deutschland steigen, da die Verfügbarkeit von Selbsttests auf deutschsprachigen Internetseiten steigt und es einen Fachärztemangel insbesondere in ländlichen Gebieten gibt. Darüber hinaus spiegelt sich die große praktische und soziopolitische Relevanz des Themas “Selbsttestung” etwa auch in aktuellen Studien zur selbstständigen Behandlung von Krankheiten mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten (sog. „Selbstmedikation“) wieder. Aus diesem Grund sollte in zukünftigen Studien das Verhalten sowie das emotionale Befinden der Tester nach Erhalt ihrer Testergebnisse genau exploriert werden. Schließlich gaben die Anwender von Selbsttests an, diese insbesondere genutzt zu haben, um sich selbst bzgl. ihres allgemeinen Gesundheitszustandes zu beruhigen. Da vergangene Studien jedoch bereits aufgezeigt haben, dass Informationen zur Sensitivität und Spezifität nur begrenzt in den Anwendungsbeschreibungen von Selbsttests zu finden sind, sollte die Allgemeinbevölkerung im Hinblick auf potentiell falsch-positive und falsch-negative Testergebnisse sowie weitere Handlungsmöglichkeiten besser aufgeklärt werden, um die Anwender nicht in falscher Gewissheit zu belassen.
Studien belegen, dass Gefangene des regulären Strafvollzugs im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in deutlich erhöhtem Ausmaß unter psychischen Erkrankungen und traumatischen Erfahrungen leiden. Im deutschsprachigen Raum existieren dennoch nur wenige Untersuchungen, welche sich evidenzbasiert mit der psychischen Gesundheit der Gefangenen befassen. Auch die offizielle Datenlage zur Auftretenshäufigkeit psychischer Erkrankungen sowie die psychiatrische Versorgung in den Gefängnissen werden dieser Problematik nicht gerecht. Die vorliegende Arbeit liefert vor diesem Hintergrund einen Beitrag zur Erfassung der Prävalenz psychischer Erkrankungen und traumatischer Erfahrungen bei Gefangenen in Deutschland und Europa, verdeutlicht die Folgen langfristiger Haftstrafen für die psychische Gesundheit und betont die Notwendigkeit adäquater psychiatrischer Versorgungsstrukturen in den Gefängnissen. In unseren Studien zeigten sich bei Gefangenen in Deutschland hohe Auftretenshäufigkeiten von psychischen Erkrankungen, vor allem hinsichtlich der substanzbezogenen Störungen und der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Daneben traten Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten in erheblichem Ausmaß auf. Drei Viertel der Gefangenen berichteten von traumatischen Erfahrungen in Kindheit und Jugend. Die Untergruppe der Straftäter mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung wies eine nochmals deutlich erhöhte psychische Belastung auf. Eine vergleichende Gegenüberstellung der psychischen Symptombelastung bei zwei Gefangenenstichproben in Deutschland mit unterschiedlich langen Freiheitsstrafen bildete in beiden Gruppen einen hohen psychiatrischen Behandlungsbedarf sowie eine signifikant erhöhte Belastung der längerfristig Inhaftierten ab. Der Vergleich ließ damit Annahmen über die Ursachen der erhöhten psychischen Belastung bei langjährig Inhaftierten zu. Der hohe psychiatrische Behandlungsbedarf bestätigte sich auch bei Gefangenen in 10 weiteren europäischen Ländern. Suizidales und selbstverletzendes Verhalten stellte europaweit ein noch größeres Problem dar als in Deutschland. Zusätzlich gab jeder europäische Gefangene durchschnittlich drei traumatische Erlebnisse an, bei ca. einem Siebtel der Befragten hatte sich aus den traumatischen Erfahrungen eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Aus den Ergebnissen folgt die Forderung nach einer konsequenteren Erfassung psychiatrischer Erkrankungen bei Gefangenen des regulären Strafvollzugs sowie einer Verbesserung der Versorgungsbedingungen im Sinne einer Angleichung an die allgemeine Psychiatrie.
Die vorliegende Studie vergleicht die Problemlösefähigkeiten von 30 Bulimikerinnen, 30 BED-Patientinnen, 30 Angstpatientinnen und 30 Kontrollpersonen. Aufbauend auf dem klassischen Problemlösemodell von D'ZURILLA und NEZU (1971) und geleitet durch eine Konzeptualisierung von D’ZURILLA und MAYDEU-OLIVARES (1995) werden zur Realisierung einer Prozess- und Outcome-Messung von Problemlösefähigkeiten empirisch überprüfte Fragebogenverfahren eingesetzt. Hierbei handelt es sich um das Problem-Solving-Inventory (PSI) von HEPPNER und PETERSEN (1982), das Social-Problem-Solving-Inventory (SPSI-R) von D’ZURILLA und NEZU (1990), das Means-End-Problem-Solving-Verfahren (MEPS) von PLATT und SPIVAK (1975) in der deutschen Bearbeitung von KÄMMERER (1983) und das Inventar-zur-Erfassung-interpersonaler-Probleme (IIP) von HOROWITZ, STRAUSS und KORDY (1994). Die Ergebnisse zeigen signifikant eingeschränkte Problemlösefähigkeiten aller drei Patientengruppen im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe. Unter Berücksichtigung des Depressionsgrades der Probandinnen trat eine Abschwächung, teilweise sogar eine Nivellierung der Effekte auf. Die Patientengruppen unterscheiden sich in ihren Problemlösefähigkeiten nicht untereinander. Problemlösefähigkeiten können sowohl störungsspezifische als auch störungsunspezifische klinische Kennwerte der Patientengruppen vorhersagen. Eine Berücksichtigung von Problemlösefähigkeiten in einem biopsychosozialen Störungsmodell, in Diagnostik und Behandlung von Bulimia Nervosa und "Binge-Eating"-Störung wird durch die Ergebnisse dieser Studie empirisch fundiert.
Physiological and neural synchrony in emotional and neutral stimulus processing: A study protocol
(2023)
Background: As psychotherapy involves at least two individuals, it is essential to include the interaction perspective research. During interaction, synchrony, i.e., the occurrence of simultaneous responses, can be observed at the physiological, neural, and behavioral level. Physiological responses include heart rate and electrodermal activity; neural markers can be measured using electroencephalogram. Emotionally arousing stimuli are allocated more attentional resources (motivated attention), which is reflected in physiological activation and brain potentials. Here we present a protocol for a pilot study implementing a new research methodology, and replication of the motivated attention to emotion effect in in dyads. There is evidence that higher synchrony is associated with more positive (therapeutic) relationships. Thus, the secondary outcome will be the association between physiological and neural synchrony and subjective ratings.
Methods and design: Individuals (18−30 years) will participate in same-sex pairs in two experiments. In the first experiment (triadic interaction), both participants attentively watch unpleasant, neutral and pleasant pictures, and read/listen to standardized scripts (unpleasant, neutral, and pleasant, respectively) for the imagination task. In the second experiment, participants will read out three scripts (unpleasant, neutral, pleasant) to each other, followed by a joint imagination period. Stimuli will be presented in counterbalanced orders. After each picture and imagination, participants rate their subjective arousal and valence. In the beginning and in the end of the procedure, dyads rate their relationship, sympathy, and bonds (Working Alliance Inventory subscale). Heart rate, electrodermal activity and electroencephalogram will be continuously measured during both experiments using portable devices (EcgMove4 and EdaMove4, nine-channel B-Alert X-Series mobile-wireless EEG). Synchrony analyses will include the dual electroencephalography analysis pipeline, correlational analyses and Actor–Partner Interdependence Models.
Discussion: The present study protocol provides an experimental approach to investigate interpersonal synchrony during emotion processing, allowing for the establishment of research methods in a pilot study, which can later be translated into real-life psychotherapy research. In the future, fundamental understanding of such mechanisms in dyadic interactions is essential in order to promote therapeutic relationships, and thus, treatment effectiveness and efficiency.
Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Prädiktoren von persönlicher Reifung und Disstress bei europäischem Feuerwehrpersonal nach einer belastenden Notfallversorgung. Darüber hinaus wurde die Beziehung (linear, quadratisch und kubisch) zwischen persönlicher Reifung und Disstress unter Berücksichtigung der seit dem belastenden Einsatz vergangenen Zeit geprüft. Eine multinationale Stichprobe von 1916 Feuerwehrleuten wurde zur Untersuchung herangezogen. Die Probanden beantworteten vollständig die Fragebögen Impact of Event Scale – Revised (IES-R) und den Posttraumatic Growth Inventory – Short Form (PTGI-SF) in Bezug auf die aufreibendste Einsatzsituation, die sie während ihrer Arbeit in den letzten zehn Jahren persönlich erlebt haben. Die Analysen zeigten, dass einige personenbezogene Merkmale mit Distress und/oder Reifung assoziiert waren: Bildungsgrad, Anzahl der Dienstjahre und Anzahl der bereits erlebten lebensbedrohlichen Einsätze. Disstress und Reifung waren nicht assoziiert mit Geschlecht, Alter, Arbeitsstatus und Dienstgrad. Bezüglich der Ereignismerkmale zeigte sich, dass die Art des Einsatzes nicht mit Disstress assoziiert war. Jedoch war das Ereignis Naturkatastrophe positiv assoziiert mit Reifung. Die seit dem Einsatz vergangene Zeit war negativ assoziiert mit Disstress, aber nicht mit Reifung verbunden. Die wahrgenommene Lebensbedrohung und der erlebte Disstress während des Einsatzes waren positiv sowohl mit Disstress als auch Reifung assoziiert. Des Weiteren konnten Länderunterschiede bzgl. Disstress und Reifung aufgezeigt werden. Hinsichtlich der Beziehung von Reifung mit Disstress zeigten die Ergebnisse, dass für Feuerwehrleute, die in den letzten 12 Monaten einen belastenden Einsatz erlebten, eine kubische Beziehung zwischen Reifung und Disstress besteht. Für Feuerwehrleute, bei denen das belastende Ereignis bereits länger zurücklag, konnte eine quadratische Beziehung nachgewiesen werden, d.h. Probanden, die ein mäßiges Ausmaß an Disstress berichten, erfahren höhere Maße von Reifung, im Vergleich zu den Probanden, die ein geringes oder hohes Maß an Disstress berichten. Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass eine Exposition gegenüber arbeitsbedingten belastenden Einsätzen sowohl negative als auch positive Auswirkungen haben kann. Forscher sollten organisationsbezogene Variablen innerhalb der Feuerwehr identifizieren und untersuchen, welche der Variablen Disstress reduzieren und welche Reifung fördern. Darüber hinaus sollten soziokulturelle Einflüsse in zukünftigen Studien behandelt werden.
Measuring mental workload at the workplace using (psycho-) physiological measurement techniques seems desirable but is difficult to implement. Conventional analysis techniques are designed to cover longer measurement durations, neglecting the demands of modern work places: high worker flexibility and constantly fluctuating mental workload. As an alternative analysis approach, measurement (resp. analysis) duration can be shortened and event-based pattern analysis of various physiological parameters can be performed. The effects of such approaches are demonstrated by experimental examples. Furthermore, an event-timestamp independent framework is presented. Focusing on occasionally occurring peaks and longer lasting plateaus in mental workload trajectories, an automatized analysis of workload during work processes becomes possible.
Practical relevance: With steadily increasing cognitive demands at work the risk of mental fatigue increases too. Mental workload is not directly observable at the workplace and the objective measurement and interpretation is complicated. Improving the overall assessment and analysis strategies for (physiological) mental workload indicators can benefit the quality of risk assessments of workplaces and processes as well as enable the possibility of demand-orientated control of (informational) assistance systems to prevent mental overload and resulting health constraints.
Background
Longitudinal observational studies play on an important role for evidence-based research on health services and psychiatric rehabilitation. However, information is missing about the reasons, why patients participate in such studies, and how they evaluate their participation experience.
Methods
Subsequently to their final assessment in a 2-year follow-up study on supported housing for persons with severe mental illness, n = 182 patients answered a short questionnaire on their study participation experience (prior experiences, participation reasons, burden due to study assessments, intention to participate in studies again). Basic respondent characteristics as well as symptom severity (SCL-K9) were also included in the descriptive and analytical statistics.
Results
To help other people and curiosity were cited as the main initial reasons for study participation (>85%). Further motives were significantly associated with demographic and/or clinical variables. For instance, “relieve from boredom” was more frequently reported by men and patients with substance use disorders (compared to mood disorders), and participants ‘motive” to talk about illness” was associated with higher symptom severity at study entry. Furthermore, only a small proportion of respondents indicated significant burdens by study participation and about 87% would also participate in future studies.
Conclusions
The respondents gave an overall positive evaluation regarding their participation experience in an observational study on psychiatric rehabilitation. The results additionally suggest that health and social care professionals should be responsive to the expectations and needs of patients with mental illness regarding participation in research.
Despite the widespread use of oral contraceptives (OCs), remarkably little is known about the effects of OCs on emotion, cognition, and behavior. However, coincidental findings suggest that OCs impair the ability to recognize others’ emotional expressions, which may have serious consequences in interpersonal contexts. To further investigate the effects of OCs on emotion recognition, we tested whether women who were using OCs (n = 42) would be less accurate in the recognition of complex emotional expressions than women who were not using OCs (n = 53). In addition, we explored whether these differences in emotion recognition would depend on women’s menstrual cycle phase. We found that women with OC use were indeed less accurate in the recognition of complex expressions than women without OC use, in particular during the processing of expressions that were difficult to recognize. These differences in emotion recognition did not depend on women’s menstrual cycle phase. Our findings, thus, suggest that OCs impair women’s emotion recognition, which should be taken into account when informing women about the side-effects of OC use.
Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Zusammenhänge von Notfallwissen und Notfallerfahrung mit der Risikowahrnehmung für verschiedene Ereignisse (d.h. Brände, Hochwasser, Erdbeben und terroristische Anschläge). Die möglichen Übertragungseffekte von Notfallerfahrung auf die Risikowahrnehmung für andere Ereignisse sowie die Einflüsse von multinationalen objektiven Risikodaten auf Risikowahrnehmung wurden untersucht. Darüber hinaus wurde der Zusammenhang von Notfallwissen und Notfallerfahrung auch in Bezug auf den empfunden Disstress während eines Brandes analysiert. Sowohl das wahrgenommene Risiko als auch das ereignisbezogene Wissen gelten als wichtige initiale Komponenten des Prozesses zur Initiierung von präventiven Verhaltensweisen bzw. vorbereitenden Handlungen. Notfallwissen kann sowohl theoretisch, zum Beispiel durch eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema, als auch praktisch, in Form von direkter Erfahrung mit einer solchen Situation, erlangt werden. Internationale Vergleiche bzw. Vergleiche zwischen verschiedenen Ereignissen sind auf Grund fehlender standardisierter Instrumente kaum möglich, und beziehen sich meist auf ein einzelnes spezifisches Ereignis. Notsituationen wie Brände, Erdbeben oder Hochwasser erfordern Reaktionen zumeist in kurzer Zeit und unter möglicherweise großem Stress. Notfallerfahrung sowie Notfallwissen könnten Faktoren sein, die die wahrgenommene Fähigkeit zum Handeln bzw. Bewältigen einer Situation erhöhen und somit möglicherweise den Disstress während der Ereignisse reduzieren. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden eine multinationale Stichprobe von Notfallbetroffenen sowie eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung Deutschlands herangezogen. Der positive Zusammenhang von Notfallerfahrungen und dem wahrgenommenen Risiko für dasselbe Ereignis konnte in den Studien für alle untersuchten Ereignisse bestätigt werden. Darüber hinaus zeigte sich eine erhebliche Reduzierung der Varianz zwischen den Ländern für die Risikowahrnehmung bezüglich Erdbeben und auch Terrorismus, wenn objektive länderspezifische Risikodaten in die Analyse einbezogen wurden. Der Einfluss von vorheriger Erfahrung auf die Risikowahrnehmung war für das Ereignis Hochwasser besonders groß, während er in Bezug auf Brände geringer war. Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse, dass Männer, insbesondere ohne vorherige Notfallerfahrung, eher zur Unterschätzung des eigenen Risikos neigen, während Frauen das eigene Risiko seltener unterschätzen und es eher überschätzen. Neben den direkten Effekten von Notfallerfahrung auf die Risikowahrnehmung konnten auch Übertragungseffekte identifiziert werden, wie z.B. der positive Zusammenhang zwischen der Erfahrung eines Brandes in einem öffentlichen Gebäude und der Risikowahrnehmung für einen Terroranschlag. Ein möglicher Erklärungsfaktor für die gefundenen Übertragungseffekte ist der gemeinsame Kontext dieser Ereignisse (öffentliches vs. privates Setting). Die Erfahrung mit einem Ereignis kann also möglicherweise nicht nur die Vorstellbarkeit des gleichen Ereignisses erhöhen und somit auch die Risikowahrnehmung für dieses Ereignis, sondern, bei ähnlichem Kontext, auch die Leichtigkeit des Abrufs für ähnliche Ereignisse. In Bezug auf das Notfallwissen konnte ein positiver Zusammenhang mit der Risikowahrnehmung für alle untersuchten Ereignisse gefunden werden, während der Zusammenhang zwischen Notfallwissen und der Ausprägung von Disstress während eines Brandes negativ war. Bei der Evaluation von Trainings erfolgt zumeist eine Bewertung des objektiven Wissensstandes, während eine subjektive Einschätzung des Wissens nicht erhoben wird. Die gefundenen Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine zusätzliche Erhebung dieser subjektiven Einschätzung des Notfallwissens sinnvoll sein kann, da diese den induzierten Disstress reduzieren kann. Zusammenfassend konnten die Untersuchungen zeigen, dass die Effekte von Notfallerfahrung auf Risikowahrnehmung nicht für alle Ereignisse gleich stark sind. Darüber hinaus konnten sowohl Übertragungseffekte von Notfallerfahrung als auch spezifische Effekte auf die Risikowahrnehmung von Männern und Frauen identifiziert werden. Um die Effektivität von Risikokommunikation zu steigern, könnte diese für spezifische Subgruppen angepasst werden. Zukünftige Studien sollten hier auch die möglichen Einflüsse weiterer Faktoren wie z.B. der altersspezifischen Risikodaten einbeziehen. Darüber hinaus könnten die identifizierten Übertragungseffekte darauf hindeuten, dass der Kontext von Ereignissen eine wichtige Rolle spielt. Eine Einführung von Präventionsmaßnahmen und die gleichzeitige Thematisierung der Relevanz für Ereignisse mit vergleichbarem Kontext könnten effektiv sein und so möglicherweise die Bereitschaft erhöhen. Im Hinblick auf die Effekte von wahrgenommenem Notfallwissen wären experimentelle Studien wertvoll, welche den Einfluss von Wissen prospektiv untersuchen.
Noninvasive Modulation of Cognition in Older Adults – Neural Correlates and Behavioral Outcomes
(2022)
Background: The worldwide population will grow older in the upcoming years. Aging, even in the absence of pathological processes, is associated with decline in cognitive functioning. Age-related cognitive decline is not a uniform process affecting every function in the same way. Research should thus examine specific functions, such as episodic memory or executive functions differentially, especially in older samples. Neural correlates of these functions are well characterized in young adults. However, research on functional and structural neural substrates underlying specific cognitive functions in older adults is scarce, but needed for example to identify targets for noninvasive interventions against cognitive decline. Current advances in this field point towards the effectiveness of combined noninvasive interventions of cognitive training and transcranial direct current stimulation (tDCS). So far, evidence regarding such combined interventions in older adults is inconclusive and neural mechanisms of successful interventions are still unclear. This line of research could advance the development of noninvasive methods to modulate cognitive functions and therefore address the unmet need for treatment options against age-related cognitive decline.
Aims: The main aims of the present thesis were (i) to characterize functional and structural neural network correlates of two cognitive functions with high relevance for daily living, namely working memory updating and value-based decision making, (ii) to map out interventions of combined cognitive training and tDCS to modulate these cognitive functions in healthy older adults and adults with prodromal AD and (iii) to assess behavioral and neural outcomes of combined cognitive training (of either executive functions or visuo-spatial memory) and tDCS interventions.
Methods: In order to address these aims, the present thesis includes five papers. Paper I assessed functional and structural neural correlates of working memory updating and value-based decision-making performance in healthy older adults using functional magnetic resonance imaging and diffusion tensor imaging. Papers II and III comprise study protocols of a three-week cognitive training of working memory updating and value-based decision-making abilities with concurrent tDCS over the left dorsolateral prefrontal cortex in healthy older adults and adults with prodromal AD. Paper IV used mixed-model analysis to compute behavioral outcomes of this combined intervention in healthy older adults, including outcome measures of the trained tasks, measures of transfer to untrained tasks and assessment of long-term effects at four weeks and half a year after the intervention. In paper V neural alterations after cognitive training of visuo-spatial memory and active stimulation compared to the training and sham (placebo) stimulation were assessed in older adults using measures of functional network centrality and diffusion tensor imaging-derived measures of grey matter microstructure.
Results: Analyses revealed distinct functional and structural connectivity correlates of performance on the two cognitive tasks assessing working memory updating and value-based decision-making (paper I). Moreover, results showed a combined contribution of a specific white matter pathway (cingulum bundle) and frontoparietal functional connectivity to working memory updating performance, thereby providing information on possible network targets for modulation of working memory updating and value-based decision-making. The combined modulatory intervention of cognitive training and tDCS (papers II and IV) did not demonstrate group differences between concurrent active tDCS over sham tDCS in the trained tasks. However, analysis of a working memory transfer task revealed a beneficial effect of training and active tDCS over training and sham tDCS at post intervention and follow-up. Findings from paper V showed reduced functional network centrality after visuo-spatial memory training and active tDCS compared to training and sham tDCS in the stimulated brain area and its contralateral homologue. Additionally, after the training, measures of grey matter microstructural plasticity in the stimulated brain area were associated with beneficial training outcomes for the active but not the sham stimulation group.
Conclusion: Taken together, cognitive performance, functional and structural networks as well as the possibility of their modulation through combined cognitive training and tDCS interventions were investigated in older adults with and without cognitive impairment. The present thesis therefore contributes to the field of noninvasive neuromodulation in older adults by characterizing distinct neural correlates of two age-sensitive executive functions, which may be altered through modulatory interventions. Moreover, the present work shows that cognitive training with concurrent tDCS holds the potential to elicit transfer effects to untrained tasks and further may evoke neural plasticity on the functional and microstructural level. This work thus promotes the development of modulatory interventions against age-associated cognitive decline and holds promising implications for translation to clinical application.
People smile in various emotional contexts, for example, when they are amused or angry or simply being polite. We investigated whether younger and older adults differ in how well they are able to identify the emotional experiences accompanying smile expressions, and whether the age of the smiling person plays a role in this respect. With this aim, we produced 80 video episodes of three types of smile expressions: positive-affect smiles had been spontaneously displayed by target persons as they were watching amusing film clips and cartoons. Negative-affect smiles had been displayed spontaneously by target persons during an interaction in which they were being unfairly accused. Affectively neutral smiles were posed upon request. Differences in the accompanying emotional experiences were validated by target persons' self-reports. These smile videos served as experimental stimuli in two studies with younger and older adult participants. In Study 1, older participants were less likely to attribute positive emotions to smiles, and more likely to assume that a smile was posed. Furthermore, younger participants were more accurate than older adults at identifying emotional experiences accompanying smiles. In Study 2, both younger and older participants attributed positive emotions more frequently to smiles shown by older as compared to younger target persons, but older participants did so less frequently than younger participants. Again, younger participants were more accurate than older participants in identifying emotional experiences accompanying smiles, but this effect was attenuated for older target persons. Older participants could better identify the emotional state accompanying smiles shown by older than by younger target persons. Taken together, these findings indicate that there is an age-related decline in the ability to decipher the emotional meaning of smiles presented without context, which, however, is attenuated when the smiling person is also an older adult.
Psychological health is a result of the effective interplay between explicit and implicit attempts to regulate ones’ emotions (Koole & Rothermund, 2011). Emotion regulation refers to processes that influence the intensity, the duration and the type of emotion experienced (Gross & Thompson, 2007). While explicit emotion regulation comprises effortful mental processes, implicit emotion regulation refers to processes that require no monitoring and terminate automatically (Gyurak, Gross, & Etkin, 2011).
In the present thesis, explicit and implicit strategies to regulate emotions were investigated. In Study 1, a well-established paradigm (Gross & Levenson, 1993) was adapted to examine the up- and down-regulation of positive and negative emotions using two different explicit emotion regulation strategies. To infer on the neurobiological correlates, blood oxygen level dependent (BOLD) brain activity was recorded using functional magnetic resonance tomography. Furthermore, as a trait marker for the individual ability to regulate emotions, heart rate variability (HRV) was acquired during rest. In Study 2, implicit emotion regulation was examined. Therefore, a well-established fear extinction paradigm was compared to a novel approach based on the integration of new information during reconsolidation (Schiller et al., 2010). Autonomic arousal was measured via the skin conductance response during fear acquisition, fear extinction and after fear reinstatement. In Study 3, two dysfunctional emotion regulation strategies —worrying and rumination— were investigated. Excessive worrying and rumination are pathogenic characteristics of psychological disorders. Behavioral, autonomic and BOLD activity was recorded during worried and ruminative thinking as well as during neutral thinking.
The results showed that explicit emotion regulation was associated with modulated BOLD activity in the amygdala according to the regulation direction independent of the applied strategy and the valence of the emotion. In addition, increased dorsolateral prefrontal cortex (dlPFC) activity was observed during regulation compared to passively viewing emotional pictures. The findings are in line with previous research (Eippert etal., 2007; Kim &Hamann, 2007; Ochsner etal., 2004) and support the key role of the dlPFC during the explicit regulation of emotions. Similarly, implicit emotion regulation was associated with a decreased autonomic fear response, which was sustained after fear extinction during reconsolidation. The findings underscore the notion, that this novel technique might alter the initial fear memory resulting in a permanently diminished fear response (Nader, Schafe, & LeDoux, 2000; Schiller et al., 2010). Dysfunctional emotion regulation was associated with increased autonomic activity and fear potentiated startle (during worry) as well as increased BOLD activity in the insula (during worry and rumination) and increased BOLD activity in the amygdala (during rumination). In addition, neural activity in brain areas associated with the default mode network was observed. These findings stress the preserved negative emotional activity and the self-referential nature of the examined dysfunctional strategies. The results of all three studies are integrated into a neuro-biological model of emotion regulation focusing on the interplay between subcortical and prefrontal brain areas.
In recent years, online radicalization has received increasing attention from researchers and policymakers, for instance, by analyzing online communication of radical groups and linking it to individual and collective pathways of radicalization into violent extremism. But these efforts often focus on radical individuals or groups as senders of radicalizing messages, while empirical research on the recipient is scarce. To study the impact of radicalized online content on vulnerable individuals, this study compared cognitive and affective appraisal and visual processing (via eye tracking) of three political Internet memes (empowering a right-wing group, inciting violence against out-groups, and emphasizing unity among human beings) between a right-wing group and a control group. We examined associations between socio-political attitudes, appraisal ratings, and visual attention metrics (total dwell time, number of fixations). The results show that right-wing participants perceived in-group memes (empowerment, violence) more positively and messages of overarching similarities much more negatively than controls. In addition, right-wing participants and participants in the control group with a high support for violence directed their attention towards graphical cues of violence (e.g., weapons), differentness, and right-wing groups (e.g., runes), regardless of the overall message of the meme. These findings point to selective exposure effects and have implications for the design and distribution of de-radicalizing messages and counter narratives to optimize the efficacy of prevention of online radicalization.
Moral rules are a cornerstone of many societies. Most moral rules are concerned with the welfare of other individuals, reflecting individuals’ innate aversion against harming other individuals. Harming others is associated with aversive experiences, implying that individuals who are sensitive to the aversiveness of these experiences are more likely to follow moral rules than individuals who are insensitive to the aversiveness of these experiences. Individuals’ sensitivity for aversive experiences depends on individuals’ ability to integrate the underlying neural and physiological processes: Individuals who are more efficient in integrating these processes are more sensitive to the aversiveness that is associated with moral rule violations than individuals who are less efficient in integrating these processes. Individuals who differ in their ability to integrate these processes may, thus, also differ in their inclination to follow moral rules. We tested this assumption in a sample of healthy individuals (67 males) who completed measures of moral rule adherence and integration abilities. Moral rule adherence was assessed with self-report measure and integration abilities were assessed with a resting state measure of heart rate variability (HRV), which reflects prefrontal–(para-)limbic engagement during the integration of physical and neural processes. We found a positive association between individuals’ HRV and individuals’ moral rule adherence, implying that individuals with efficient integration abilities were more inclined to follow moral rules than individuals with inefficient integration abilities. Our findings support the assumption that individuals with different integration abilities also differ in moral rule adherence, presumably because of differences in aversiveness sensitivity.
Task shielding is an important executive control demand in dual-task performance enabling the segregation of stimulus–response translation processes in each task to minimize between-task interference. Although neuroimaging studies have shown activity in left dorsolateral prefrontal cortex (dlPFC) during various multitasking performances, the specific role of dlPFC in task shielding, and whether non-invasive brain stimulation (NIBS) may facilitate task shielding remains unclear. We therefore applied a single-blind, crossover sham-controlled design in which 34 participants performed a dual-task experiment with either anodal transcranial direct current stimulation (atDCS, 1 mA, 20 min) or sham tDCS (1 mA, 30 s) over left dlPFC. Task shielding was assessed by the backward-crosstalk effect, indicating the extent of between-task interference in dual tasks. Between-task interference was largest at high temporal overlap between tasks, i.e., at short stimulus onset asynchrony (SOA). Most importantly, in these conditions of highest multitasking demands, atDCS compared to sham stimulation significantly reduced between-task interference in error rates. These findings extend previous neuroimaging evidence and support modulation of successful task shielding through a conventional tDCS setup with anodal electrode over the left dlPFC. Moreover, our results demonstrate that NIBS can improve shielding of the prioritized task processing, especially in conditions of highest vulnerability to between-task interference.
Modulation of emotional episodic memory in humans. Evidence from event-related potential studies.
(2015)
In the dissertation, own research on the modulation of emotional episodic long-term memory, especially on recognition memory performance and encoding- and retrieval-related event-related potentials (ERPs), is presented. Three ERP studies were conducted. The first study investigated spontaneous remembering of emotional events. In the second experiment, a crossover design for memory recognition studies was tested. The third study explored the noradrenergic influences on emotional memory. Next to discussing the results in the light existing findings and concepts (natural selective attention by Bradley & Lang and neuromodulation hypothesis by McGaugh), the obtained results are put in a broader context of emotional episodic long-term memory and the possible implications for clinical research are indicated.
There is multiple evidence that emotionally arousing events are preferentially processed, and better remembered than neutral events. In the present dissertation I investigated whether those strong emotional memories are affected by acute and chronic stress. Moreover, I was interested in whether already established emotional memories can be changed by behavioral intervention. According to the modulation hypothesis, emotionally arousing events promote attention and memory processes via noradrenergic and glucocorticoid actions. Recent models suggest that stress hormones differentially impact mnemonic processing, namely encoding, (re-) consolidation and memory retrieval, depending on timing and duration of the stressor relative to the learning experience. Acute stress around the time of encoding has been found to enhance memory, whereas chronic stress has been associated with memory impairments. Furthermore, consolidated memories are not resistant to modifications. Following reactivation, memories can turn into an unstable state and undergo a process called reconsolidated in order to persist. During this vulnerable state, memories are prone to modification, for instance by pharmacological blockade or interference learning. Here, the modulation of newly formed emotional and neutral memories as well as existing emotional and neutral memories was investigated in a well-established picture viewing and recognition memory paradigm using behavioral and neurophysiological measures (event-related potential, ERPs). More elaborative processing of emotional, relative to neutral stimuli has been related to the late positive potential (LPP). During encoding of emotional and neutral pictures, enhanced LPPs (starting at about 400 ms after stimulus onset) are usually observed for emotionally arousing relative to neutral pictures, indicating preferential attention allocation and processing. During recognition, correctly recognized old items evoke larger ERP amplitudes than correctly identified new items. This difference, the ERP old/new effect, was used to measure mnemonic processing during retrieval. The ERP old/new effect over centro-parietal sensor sites (400-800 ms) has been associated with recollection processes, and is enhanced for emotional, compared to neutral materials. Three studies are presented, that investigated 1) the influence of acute stress prior to encoding on long-term memory and its neural correlates, 2) the impact of chronic stress on encoding and memory, and 3) the influence of interference on already established memories (reconsolidation), always contrasting emotionally arousing and neutral scenes. Study 1 investigated subsequent recognition memory after encoding following acute stress using a socially evaluated cold pressure test, while study 2 tested the influence of chronic stress investigating breast cancer survivors about two years after cancer treatment. In study 3, one day after encoding, reconsolidation of the reactivated picture memory was targeted with an interfering learning task. In all three studies, recognition memory was tested one week later. High-density electroencephalograms (EEGs; 257 electrodes) were recorded to measure brain potentials. The results showed, in line with previous research, that emotionally arousing scenes were preferentially processed, as indicated by larger LPPs, and were better remembered than neutral scenes, as indicated by enhanced memory performance and larger ERP old/new differences. Experiencing acute stress prior to encoding enhanced the centro-parietal ERP old/new effect for emotionally arousing pictures at recognition, corroborating that acute stress facilitates memory for emotional scenes (Study 1). In contrast, attenuated LPPs for unpleasant pictures and impaired memory performance for arousing pictures were observed in breast cancer survivors (Study 2), indicating altered attention to emotion and subsequent emotional memory storage in chronically stressed individuals. When memory reactivation was followed by an interfering learning task, recognition memory and ERP old/new differences were attenuated for emotionally arousing scenes, selectively, showing the possibility that emotional memories might be modulated by behavioral interventions (Study 3). The results of all three studies are discussed and integrated into a model of memory modulation by stress and interference. The results highlight the importance of understanding the role of emotional arousal in the processes of memory formation, retrieval and reconsolidation. Moreover, shedding light on the differential effects of acute and chronic stress, interference and their possible interactions might help to prevent and even modify impairing memories that are one of the major concerns in stress- and fear-related mental disorders.
Mobile Apps for Sexual and Reproductive Health Education: a Systematic Review and Quality Assessment
(2023)
Purpose of Review
The aim of this study was to present the current state of research on mobile health apps for sexual and reproductive health (SRH) education. Apps were analysed based on contents (by using the World Health Organization’s SRH framework), features, intended audiences and quality of evidence (by applying the Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation (GRADE) approach). Taking German sexuality education apps as an example, the rapid development in the field of SRH apps over the last 3 years has been revealed by comparing the quality of apps available in 2019 with apps from 2022.
Recent Findings
SRH apps allow health information to be disseminated quickly, at low thresholds and in a practical and cost-effective manner. Moreover, they allow for anonymous usage independently of time and place. In the absence of network coverage, offline use is also possible. Previous research focused on individual SRH aspects (e.g. human immunodeficiency virus (HIV), contraception). However, some studies were designed to cover a broader range of SRH topics, but identified only a few relevant apps.
Summary
To improve SRH, it would be helpful if the apps would be of high-quality design and be made up of relevant content. Furthermore, they should be tailored to the target group and have been tested in real-life settings. A total of 50 SRH apps with sufficiently high-quality ratings were included. The apps cover a variety of SRH topics, but they often lack field-based evaluation. The effectiveness of SRH apps has not yet been sufficiently studied in a scientific manner. Only 9 apps were deemed to be adequate for a moderate GRADE level. Despite this grading, the study nevertheless shows that there are several apps that could potentially promote SRH.
Die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie ist für Eltern im Allgemeinen und Frauen im Besonderen eine große Herausforderung. Tagungsteilnahmen sind wichtige Karrierebausteine und eine organisatorische Herausforderung für Eltern. In diesem Positionspapier wird ein Stimmungsbild zu familienfreundlicheren Kongressgestaltung in der Fachgruppe (FG) Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) erfragt. 147 FG-Mitglieder (Rücklaufquote: 18.36 %) beantworteten Fragen zur Demographie, sowie Einstellungen gegenüber der FG-Tagung, Betreuungsmöglichkeiten und familienfreundlichen Maßnahmen. Von den Teilnehmenden waren 66 % Eltern, 45 % sagten wegen familiärer Verpflichtungen die FG-Tagung ab. Zusätzliche Kosten durch familiäre Verpflichtungen wurden als hoch eingeschätzt und familienfreundlichere Maßnahmen von vielen Teilnehmenden gewünscht. Familienfreundliche Konferenzen können ein klares Signal der Inklusion und Solidarität setzen und für die Aufrechterhaltung und Nachhaltigkeit wissenschaftlicher Kompetenz sorgen. Konkrete Empfehlungen für eine familienfreundliche Konferenzgestaltung werden als Checkliste im elektronischen Anhang zur Verfügung gestellt.
Mental repräsentierte Kausalzusammenhänge und die Gedächtnisdynamik beim diagnostischen Schließen
(2014)
Durch diagnostisches Schließen deckt der Mensch auf, welche Ursachen seine Beobachtungen erklären. Hierfür nutzt ein Arzt beispielsweise sein Wissen über die kausalen Zusammenhänge zwischen möglichen Erkrankungsursachen und den beobachteten Effekten in Form von Symptomen. Aus kognitionspsychologischer Sicht stellt sich die Frage, wie Kausalität überhaupt mental repräsentiert wird. Hinweise auf kausale Repräsentationen beim kausalen Schlussfolgern wurden bereits vorgelegt. Die hier vorgelegte Arbeit knüpft daran an, indem sie anhand des Phänomens des Diversitätseffekts aufzeigt, dass eine mental repräsentierte Kausalstruktur für diagnostische Schlussfolgerungen konsultiert wird. Der kausale Diversitätseffekt besagt, dass eine eher diverse, strukturelle Verteilung von beobachteten Effekten die eingeschätzte Wahrscheinlichkeit der von ihnen unterstützten Diagnose erhöht. Versuchspersonen dreier Experimente, welche die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Ursache einschätzen sollten, wurden hierfür Symptomkonstellationen mit manipulierter struktureller Diversität präsentiert. Die Exp. zeigen, dass eine größere Diversität der Symptome in der zugrundeliegenden Kausalstruktur die eingeschätzte Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Ursache vergrößert. Dieser Diversitätseffekt legt eine Repräsentation der Kausalstruktur nahe. Dies begründet sich vor allem darin, dass der Effekt durch Manipulationen der Kausalstruktur sowie der Basisrate der Ursache im Szenario variiert wurde. Im Einklang mit den qualitativen, normativen Vorhersagen kausaler Bayes-Netze verringerte sich zum einen das Ausmaß des Diversitätseffektes bei verkürzten Verursachungswegen in der Kausalstruktur, die einen stärker determinierten Zusammenhang zur Hauptursache bedeuteten. Zum anderen vergrößerte sich der Effekt für dieselben Verursachungswege, wenn die Absenkung der Basisrate der erfragten Ursache mögliche Alternativursachen wahrscheinlicher machte. Der erste Teil der Arbeit liefert hiermit nicht nur Belege für die Repräsentation von kausalen Verursachungswegen, welche die Diversität abbilden. Er gibt auch Hinweise auf eine Integration dieser Repräsentation mit der beobachteten Evidenz in einer Weise, wie es Theorien zum kausalen Schlussfolgern mit mentalen Kausalmodellen nahelegen. Beobachtungen werden jedoch meist in einer zeitlichen Abfolge angestellt. Die zuerst beobachteten Symptome aktivieren erste hypothetische Diagnosekandidaten im Langzeitgedächtnis. Im Kontext weiterer Beobachtungen werden diese Initialhypothesen modifiziert und zudem weitere Hypothesen aktiviert, bevor letztlich eine von all diesen Hypothesen als Diagnose gewählt wird. Hierbei beeinflusst die Reihenfolge der Beobachtungen das menschliche Diagnoseverhalten: Früh bzw. spät beobachtete Symptome können bei der Diagnose übermäßig berücksichtigt werden. Die im Fall multipler Hypothesen wenig erforschte Problematik und bestehende Erklärungsansätze von Reihenfolgeeffekten sollen hiernach im Kontext konkurrierender Hypothesen überprüft werden. Insgesamt sieben Exp. konfrontierten Probanden mit ambigen Sequenzen aus vier Symptomen, die bei einer vorgegebenen Auswahl von bis zu acht Hypothesenkandidaten zwei Hypothesen gleichstark unterstützten, davon eine früh und eine spät. Die überwiegende Wahl der früh unterstützten Hypothese als Diagnose entspricht hierbei einem Primacy-Effekt, der spät unterstützten entsprechend einem Recency-Effekt. Variiert wurden die Symptomreihenfolge, die Antwortprozedur (ein Urteil vs. kontinuierliche Einschätzungen), die Konsistenz der präsentierten Symptomatik mit der Initialhypothese, die Anzahl der Hypothesenkandidaten sowie die Lernprozedur für das diagnostische Wissen. Ein stabiler Primacy-Effekt wurde in sechs von sieben Exp. aufgezeigt. Nur durch eine Lernprozedur, in der mittels Patientenprofilen Erfahrung gesammelt wurde, und durch eine Antwortprozedur mit wiederholt abzugebenden Zwischenurteilen wurde der Primacy-Effekt verringert. Diese Prozedur begünstigte überdies einen Wechsel zu Alternativhypothesen, die spät unterstützt wurden (Recency-Effekt). Zusätzlich wurde die Eignung einer Probe-Reaktionszeitaufgabe als Prozessmaß zur Verfolgung der Verarbeitung konkurrierender Hypothesen bestätigt. Die so gemessenen Hypothesenaktivierungen deuteten darauf hin, dass sich im Verlauf einer schrittweise ablaufenden Symptombeobachtung bereits frühzeitig die bevorzugte Diagnose der Initialhypothese abzeichnet. Im Kontext bestehender Erklärungsansätze wird deutlich, dass die verzerrte Verarbeitung von ambigen Symptomen, zugunsten kohärenter Repräsentationen mit den Initialhypothesen, in den Primacy-Effekten der Diagnosen mündet. Dies wird begleitet von gedächtnisabhängigen Bewertungsprozessen von Hypothesen, welche bei erhöhten kognitiven Anforderungen Recency-Effekte begünstigen. Der 2. Teil der Arbeit zeigt somit, dass das sequentielle diagnostische Schließen mit multiplen Hypothesen einer vielfältigen Gedächtnisdynamik unterliegt.
The COVID-19 pandemic is one of the most serious health and economic crises of the 21st century. From a psychological point of view, the COVID-19 pandemic and its consequences can be conceptualized as a multidimensional and potentially toxic stressor for mental health in the general population. This selective literature review provides an overview of longitudinal studies published until June 2021 that have investigated the impact of the COVID-19 pandemic on mental health in the European population. Risk and protective factors identified in the studies are summarized. Forty-two studies that met inclusion and search criteria (COVID-19, mental health, longitudinal, and Europe) in PubMed, PsycInfo, and Web of Science databases indicate differential effects of the pandemic on mental distress, depression, and anxiety, depending on samples and methods used. Age-specific (e.g., young age), social (e.g., female, ethnical minority, loneliness), as well as physical and mental health-related factors (e.g., pre-pandemic illness) were identified as risk factors for poor mental health. The studies point to several protective factors such as social support, higher cognitive ability, resilience, and self-efficacy. Increasing evidence supports the assumption of the pandemic being a multidimensional stressor on mental health, with some populations appearing more vulnerable than others, although inconsistencies arise. Whether the pandemic will lead to an increase in the prevalence of mental disorders is an open question. Further high-quality longitudinal and multi-national studies and meta-analyses are needed to draw the complete picture of the consequences of the pandemic on mental health.
Krisensituationen können zu einer Vielzahl von Verletzten und Toten sowie zu psychischen Folgen und traumatischen Erinnerungen bei Überlebenden führen. Die vorliegende Studie ist eine der ersten explorativen Untersuchungen, die emotionale, kognitive und behaviourale Reaktionen während der Krisensituationen Terrorattentate, Gebäudebrände und Gebäudeeinstürze sowie den Naturkatastrophen Flut und Erdbeben in Europa mit denselben Messinstrumenten erhebt. Zusätzlich zu einer umfassenden Darstellung menschlicher Reaktionen in Krisensituationen wurde der Einfluss von unterschiedlichen Parametern, wie Art der Krisensituation, posttraumatischem Stress und Zeit zwischen dem Ereignis und dem Interview auf Reaktionen in Krisensituationen und Gedächtnisfunktionen erhoben. Individuelle und situationale Variablen wurden in Bezug zu den Variablen peritraumatischer, emotionaler Stress und Risikowahrnehmung sowie posttraumatischer Stress gesetzt. Emotionale, kognitive und behaviourale Reaktion in verschiedenen Krisensituationen waren überwiegend universell, lediglich die Hinweisreize und die Interpretation, die zu dem Ereignis berichtet wurden, unterschieden sich. Die Arten der Reaktion unterschieden sich zwischen instinktiv-automatisch, rational-ruhig und Resignation. Die häufigsten Reaktionen waren altruistisch und adaptiv auf behaviouraler, Angst und Panik auf emotionaler sowie eine hohe Risikowahrnehmung auf kognitiver Ebene. Überlebende mit hohem posttraumatischem Stress berichteten auf der einen Seite häufiger über Dissoziation und Derealization sowie physiologische Reaktionen, zusätzlich waren sie bei Ausbruch der Krisensituation häufiger in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt und weniger proaktiv bei der Flucht/ Evakuierung. Auf der anderen Seite zeigte weder der posttraumatische Stress, noch die Art der Krisensituation oder die Zeit, die seitdem Ereignis vergangen war, eine Auswirkung auf die Gedächtnisfunktion. Die Intensität des peritraumatischen, emotionalen Stresses und der Risikowahrnehmung sowie des posttraumatischen Stress unterschied sich signifikant zwischen den verschiedenen Krisensituationen. Weitere signifikante Einflussgrößen von post- und peritraumatischen Faktoren sind: Geschlecht, Alter, Bildung, eigene Verletzungen und Tote während der Situation. Basierend auf der Analyse von Berichten der Überlebenden und theoretischen Modellen wurde ein Fragebogen entwickelt, der inhaltlich und psychometrisch mit Überlebenden von Krisensituationen sowie Teilnehmern, denen Notfallszenarien verschiedener Krisensituationen vorgelegt wurden, getestet wurde. Ein besonderes Merkmal lag auf dem dynamischen Ansatz des Fragebogens, dem sog. Staging, bei dem peritraumatische Emotionen und Kognitionen zu drei Zeitpunkten der Krisensituation wiederholt wurden. Zwischen Überlebenden bzw. Szenario-Teilnehmern gab es kaum Unterschiede, wohingegen sich Geschlecht, Art des Szenarios und Stadium der Krisensituation signifikant auf die Antworttendenzen auswirkten. Ergebnisse der Studien legen nahe, dass die Konstrukte emotionale, kognitive und behaviourale Reaktionen in Krisensituationen adaptiv sind, sowie sich wechselseitig beeinflussen. Der dynamische Verlauf von menschlichen Reaktionen, sowie der Einfluss von individuellen Faktoren und Charakteristika der Krisensituation, nicht nur auf Reaktionen während der Krisensituation, sondern auch auf posttraumatische Anpassungs- und Stresssymptome sind weiter zu untersuchen. Die aus der Untersuchung gewonnenen Forschungsansätze können durch eine interkulturelle Validierung des Fragebogens, der auf peritraumatische Reaktionen in verschiedenen Krisensituationen maßgeschneidert ist, weitergeführt werden.
Die Studie widmete sich der Frage, ob Kontakt zu einer Fremdgruppe positive Auswirkungen auf die Einstellung zur Fremdgruppe hat und welche spezifischen Prozesse diese Beziehung mediieren. Es wurde angenommen, dass Emotionen und Verhaltenstendenzen gegenüber der Fremdgruppe sowie Stereotype und Symbolische Überzeugungen über die Fremdgruppe durch Kontakt beeinflusst werden und ihrerseits die Einstellung affizieren. Ferner wurde postuliert, dass die Repräsentation von Fremd- und Eigengruppe als eine gemeinsame Gruppe während des Kontakts teilweise die Effekte des Kontakts auf die angenommenen Mediatoren vermittelt. Die beschriebenen Zusammenhänge wurden an deutsch-polnischen Musikbegegnungen (Orchester-, Band-, Chortreffen etc.) untersucht. Deutsche Teilnehmer dieser Begegnungen füllten eine Woche vor dem Kontakt, direkt danach und erneut vier Wochen später einen Fragebogen aus. Der Fragebogen beinhaltete Maße für die Einstellung gegenüber Polen, für Emotionen, Stereotype, Symbolische Überzeugungen, für Verhaltenstendenzen, die Gruppenrepräsentation, für die Kontaktqualität und die Kontakthäufigkeit. Eine Vergleichsgruppe, die nicht an einer solchen Intervention teilnahm, füllte den Fragebogen zu zwei Zeitpunkten im Abstand von fünf Wochen aus. Die Ergebnisse unterstützten überwiegend die Hypothesen. Die Einstellung gegenüber Polen war nach dem Kontakt signifikant positiver. Diese Veränderung blieb auch vier Wochen später noch stabil. Die Einstellung der Vergleichsgruppe veränderte sich nicht und fiel im Vergleich negativer aus. Multiple Mediationsanalysen zeigen, dass Emotionen den bedeutsamsten Mediator zwischen Kontakt und Einstellungsänderung darstellten. Analysen getrennt nach Geschlecht ergaben jedoch, dass dies vor allem für die weiblichen Teilnehmer galt. Der Einfluss des Kontakts auf die Einstellung der männlichen Teilnehmer wurde vornehmlich durch die eher kognitiven Variablen Stereotype und Symbolische Überzeugungen vermittelt. Dieses Muster zeigte sich sowohl für die Einstellung, die direkt nach dem Kontakt erfasst wurde, als auch für die Einstellung vier Wochen später. Die Gruppenrepräsentation vermittelte nur zwischen Kontakt und Emotionen sowie Verhalten. Zu den anderen Mediatoren zeigte sich keine bedeutsame Beziehung.
Purpose
A setting-sensitive instrument for assessing Quality of Life (QoL) in Telemedicine (TM) was unavailable. To close this gap, a content-valid “add-on” measure was developed. In parallel, a brief index was derived featuring six items that summarise the main content of the multidimensional assessment. After pre- and pilot-testing, the psychometric performance of the final measures was investigated in an independent validation study.
Methods
The questionnaires were applied along with other standardised instruments of similar concepts as well as associated, yet disparate concepts for validation purposes. The sample consisted of patients with depression or heart failure, with or without TM (n = 200). Data analyses were aimed at calculating descriptive statistics and testing the psychometric performance on item, scale, and instrument level, including different types of validity and reliability.
Results
The proposed factor structure of the multidimensional Tele-QoL measure has been confirmed. Reliability coefficients for internal consistency, split-half, and test-retest reliability of the subscales and index reached sufficient values. The Tele-QoL subscales and the index demonstrated Rasch scalability. Validity of both instruments can be assumed. Evidence for discriminant construct validity was provided. Known-groups validity was indicated by respective score differences for various classes of disease severity.
Conclusion
Both measures show convincing psychometric properties. The final multidimensional Tele-QoL assessment consists of six outcome scales and two impact scales assessing (un-)intended effects of TM on QoL. In addition, the Tele-QoL index provides a short alternative for outcome assessment. The Tele-QoL measures can be used as complementary modules to existing QoL instruments capturing healthcare-related aspects of QoL from the patients’ perspective.
Background: Depression is a highly prevalent mental disorder, but only a fraction of those affected receive evidence-based treatments. Recently, Internet-based interventions were introduced as an efficacious and cost-effective approach. However, even though depression is a heterogenous construct, effects of treatments have mostly been determined using aggregated symptom scores. This carries the risk of concealing important effects and working mechanisms of those treatments.
Methods: In this study, we analyze outcome and long-term follow-up data from the EVIDENT study, a large (N = 1,013) randomized-controlled trial comparing an Internet intervention for depression (Deprexis) with care as usual. We use Network Intervention Analysis to examine the symptom-specific effects of the intervention. Using data from intermediary and long-term assessments that have been conducted over 36 months, we intend to reveal how the treatment effects unfold sequentially and are maintained.
Results: Item-level analysis showed that scale-level effects can be explained by small item-level effects on most depressive symptoms at all points of assessment. Higher scores on these items at baseline predicted overall symptom reduction throughout the whole assessment period. Network intervention analysis offered insights into potential working mechanisms: while deprexis directly affected certain symptoms of depression (e.g., worthlessness and fatigue) and certain aspects of the quality of life (e.g., overall impairment through emotional problems), other domains were affected indirectly (e.g., depressed mood and concentration as well as activity level). The configuration of direct and indirect effects replicates previous findings from another study examining the same intervention.
Conclusions: Internet interventions for depression are not only effective in the short term, but also exert long-term effects. Their effects are likely to affect only a small subset of problems. Patients reporting these problems are likely to benefit more from the intervention. Future studies on online interventions should examine symptom-specific effects as they potentially reveal the potential of treatment tailoring.
Clinical Trial Registration: ClinicalTrials.gov, Identifier: NCT02178631.
Loneliness and lack of belonging as paramount theme in identity descriptions of Children Born of War
(2022)
Objective
Children Born of War (CBOW) are an international and timeless phenomenon that exists in every country involved in war or armed conflict. Nevertheless, little is known on a systematic level about those children, who are typically fathered by a foreign or enemy soldier and born to a local mother. In particular, the identity issues that CBOW often report have remained largely uninvestigated. In the current qualitative study we began filling this gap in the scientific literature by asking how CBOW construct their identity in self-descriptions.
Method
We utilized thematic content analysis of N = 122 German CBOWs' answers to an open-ended questionnaire item asking how they see themselves and their identity in the context of being a CBOW.
Results
We identified five key themes in CBOW' identity accounts. Loneliness and lack of belonging appeared as a paramount aspect of their self-descriptions next to narratives about belonging and positive relationship. On a less interpersonal basis, we found fighting and surviving and searching for truth and completion overarching aspects of their identities. There were also few accounts growing up unaffected by the fact of being born a CBOW. Although all themes portray different perspectives, they all (but the last one) clearly indicate the impeded circumstances under which CBOW had to grow up.
Conclusions
Integrating our findings with existing interdisciplinary literature regarding identity, we discuss implications for future research and clinical and political practice.
Die vorliegende Arbeit untersuchte den Einfluss des motivationalen Zustandes auf die Verarbeitung von Nahrungsreizen. Die Relevanz von Essensreizen ist zustandsabhängig und steigt im hungrigen Zustand. Diese Arbeit prüfte die Annahme, dass sich für Essensbilder spezifische Modulationen in der kortikalen Verarbeitung nach Nahrungsdeprivation beobachten lassen. In einer ersten Studie wurden Essensbilder in rascher Darbietungsweise gezeigt. Die Probanden wurden im Abstand einer Woche in balancierter Reihung satt und hungrig untersucht. Die ereigniskorrelierten Potentiale ergaben spezifische Veränderungen bei der Betrachtung von Essensbildern nach Deprivation im Zeitfenster zwischen 180 und 320 ms. Die Topographie der Differenz von hungrigem und sattem Zustand zeigte positive Differenzen über parietalen sowie negative Differenzen über temporo-okzipitalen Bereichen. Die Darstellungen potentieller Generatorstrukturen lieferten Hinweise auf eine verstärkte Verarbeitung in visuellen Kortexbereichen für Essensbilder im hungrigen Zustand. Diese Befunde sprachen für eine erleichterte Verarbeitung von Essensbildern nach Deprivation. In einer zweiten Studie wurden zusätzlich späte Potentialveränderungen untersucht. Diese späten Potentiale ergaben erhöhte Amplituden positiver Potentiale über posterioren Bereichen für Essensbilder im hungrigen Zustand. Die Quellenschätzungen zeigten, dass vor allem extrastriäre Bereiche im hungrigen Zustand verstärkt aktiv waren. Diese Ergebnisse können als Hinweis auf eine elaboriertere Verarbeitung zustandsrelevanter Essensbilder nach Nahrungsdeprivation verstanden werden. Eine verstärkte Verarbeitung von Nahrungsreizen im hungrigen Zustand kann im Sinne einer optimierten Exploration der Umgebung und Identifikation potentieller Nährstoffquellen als überlebensrelevanter Mechanismus der menschlichen Wahrnehmung verstanden werden.
Trotz nachlassenden Interesses in der wissenschaftlichen Forschung erfreuen sich komplexe Problemlöseszenarien als sozial valider Ersatz für klassische Intelligenztests in der angewandten Eignungsdiagnostik ungebrochener Beliebtheit. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die umfassende Validierung des für den Praxiseinsatz neu entwickelten komplexen Problemlöseszenarios AGRIMAN. In einem theoretischen Teil wird das Forschungsfeld und seine Geschichte am Beispiel des bekanntesten Problemlöseszenarios TAILORSHOP erläutert sowie auf den Zusammenhang von komplexer Problemlöseleistung mit Intelligenz, Wissen und beruflicher Leistung eingegangen. Im empirischen Teil wird die Entwicklung und Validierung von AGRIMAN beschrieben. N=185 Probanden aus drei Stichproben bearbeiteten im Rahmen von neun Assessment Centern das neu entwickelte Szenario. Die Ergebnisse bestätigen das Arbeitsmodell, dass Verarbeitungskapazität vermittelt über das erworbene systemspezifische Wissen die Problemlöseleistung beeinflusst. Außerdem ergaben sich mittelhohe Zusammenhänge zwischen Problemlöseleistung und über Assessment Center operationalisierter Berufsleistung.
Ungeachtet der Alltagsrelevanz ist die empirische Evidenz zur Regulation selbstbewer-tender Emotionen im Forschungsfeld unterrepräsentiert. In Dual-Process-Ansätzen wurden Zusammenhänge zwischen Emotionen, kognitiver Emotionsregulation und Entscheidungs-verhalten in moralischen Konflikten modelliert. Jüngere Befunde legen nahe, dass habituelles und experimentell induziertes Reappraisal – mediiert über die emotionale Erregung – positiv mit konsequentialistischen Urteilen und Entscheidungen assoziiert sind.
Ziel der Arbeit ist es, den Einfluss kognitiver Emotionsregulation auf das Entscheidungs-verhalten in moralischen Alltagsdilemmata zu untersuchen. Welche kognitiven Strategien kommen bei der Schuld- und Schamregulation zum Einsatz? Welche Wirkung entfalten sie auf verschiedene Outcomes (emotionales Erleben, Entscheidungsverhalten)? Inwiefern unterscheiden sich Formen und Taktiken des Reappraisal in ihrer Wirkung?
In einem ersten Schritt wurden schuld- und schamauslösende Dilemmata entwickelt und anhand definierter Kriterien selektiert. Eine Studienreihe betrachtete den Einfluss habitueller, kognitiver Emotionsregulation und experimentell manipuliertem Reappraisal auf das Entscheidungsverhalten in diesen Dilemmata. Tendenziell begünstigten funktionale Strategien aus der Reappraisal-Familie konsequentialistische Entscheidungen. Der Media-tionseffekt über die emotionale Erregung konnte nicht repliziert werden. Eine zweite Studien-reihe mit explorativer Methodik beabsichtigte, die Phänomenologie von Reappraisal-Taktiken bei einem moralischen Entscheidungskonflikt abzubilden. Mittels eines Kategoriensystems konnten problemorientierte und externalisierende Reappraisal-Taktiken identifiziert werden.
Limitationen der Untersuchungen und Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschung werden ebenso diskutiert wie Implikationen der Ergebnisse für die klinische und forensische Praxis.
Kognition bei Motoneuronerkrankungen – Evidenz aus Neuropsychologie und struktureller Bildgebung
(2015)
HINTERGRUND/ZIEL: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sichtweise auf Motoneuronerkrankungen (MNDs) von einer rein motorischen Systemdegeneration hin zu einer Multi-System-Erkrankung grundsätzlich gewandelt, so dass auch nicht-motorische Symptome in den Fokus treten. Inzwischen ist unbestritten, dass ein relevanter Anteil der Patienten Kognitions-, Verhaltens- und affektive Störungen aufweist (Goldstein et al. 2013). Entsprechend dazu finden sich auf hirnstruktureller Ebene neben einer Schädigung des motorischen Systems Hinweise auf beeinträchtigte extra-motorische Areale (Chiò et al. 2014). Eine Stratifizierung nach Kognition und die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Kognitions-/Verhaltensstörungen und strukturellen oder funktionellen zerebralen Eigenschaften erfolgten aber kaum. Das Ziel der Arbeit war eine mehrdimensionale Charakteristik (Neuropsychologie, strukturelle Bildgebung) der Kognition und des Verhaltens bei MNDs am Beispiel der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) und der Spinobulbären Muskelatrophie, Typ Kennedy (SBMA). METHODEN: In Rostock und Magdeburg wurden insgesamt 150 ALS-Patienten sowie 100 gesunde Kontrollpersonen konsekutiv rekrutiert und mehrzeitig untersucht. In Rostock wurden zusätzlich 20 Patienten mit SBMA und 20 gesunde Kontrollpersonen untersucht. Es wurden umfangreiche neuropsychologische Testbatterien entwickelt, im speziellen bei der ALS an die motorischen Beeinträchtigungen adaptiert. Zudem wurden bestehende Kriterien zur kognitiven Kategorisierung von ALS-Patienten weiterentwickelt. Die Analyse-Ebenen enthielten sowohl Gruppenvergleiche von Testvariablen zwischen Patienten und gesunden Probanden bzw. zwischen Subgruppen von Patienten als auch jeweils eine kognitive Kategorisierung im Hinblick auf die klinische Relevanz der Kognitions- und Verhaltensstörungen. Die strukturelle Bildgebung (hochauflösende Kraniale Magnetresonanztomographie, 3-Tesla MRT) erfasste die kortikale Atrophie mittels der Analyse der „Kortikalen Dicke“ sowie Diffusionsgewichteter Bildgebung (DTI). Komplementär zur Neuropsychologie erfolgten Gruppenvergleiche sowie Korrelationsanalysen zwischen kognitiven/ Verhaltensparametern und zerebralen Strukturen. ERGEBNISSE: Auf neuropsychologischer Ebene wurde bei unterschiedlicher Quantität (SBMA: marginal; ALS: relevant) ein qualitativ ähnliches Störungsmuster mit prominenten Beeinträchtigungen exekutiver Funktionen abgebildet. Bei 20 % kognitiv beeinträchtigter ALS-Patienten lag der Störungsschwerpunkt auf basalen exekutiven Regulationsprozessen bei erhaltenen komplex-regulatorischen exekutiven Vorgängen, was die in der klinischen Beobachtung oft erhaltene Alltagskompetenz der Patienten erklärt (Kasper E et al. 2015). Adaptierte Klassifikationskriterien bzgl. der Kognition, weg von der Bewertung von Einzeltests hin zur Interpretation auf Funktionsebene, reduzierten zudem die Rate an falsch positiv als kognitiv beeinträchtigt eingestuften gesunden Kontrollpersonen. Die kognitiven Beeinträchtigungen bei SBMA-Patienten lagen auf subklinischem Niveau (Kasper E et al. 2014). Korrespondierend dazu zeigten ALS-Patienten eine weitreichende Beeinträchtigung extra-motorischer Areale im Vergleich zu Gesunden. Zwischen ALS-Patienten mit und ohne kognitive Beeinträchtigung wurde zudem erstmals eine hirnstrukturelle Diskrimination möglich (Kasper E et al. 2014). Vergleiche zwischen verschiedenen Subgruppen ergaben überlappende fronto-temporale Differenz-Profile grauer Substanz oder Assoziationsfasern der weißen Substanz. Insbesondere die Überlappung des Schädigungsmusters sowohl zwischen kognitiv unbeeinträchtigten, kognitiv beeinträchtigten ALS-Patienten und ALS-FTLD Patienten unterstützt die Koinzidenz der ALS mit der Fronto-temporalen Lobärdegeneration (FTLD) (Schuster C, Kasper E et al. 2014). Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen neurokognitiven Variablen repliziert das insgesamt konsistente Muster zwischen Exekutivfunktionen und weißer Substanz vorherige Einzelbefunde an einer repräsentativen Kohorte. Bei SBMA fanden sich nur marginale strukturelle zerebrale Veränderungen gegenüber Gesunden, was mit den geringen kognitiven Beeinträchtigungen korrespondierte. SCHLUSSFOLGERUNG/ AUSBLICK: Die Studienergebnisse an sehr großen Kohorten untermauern den Multi-System-Charakter der MNDs, konnten klare kognitive Profile identifizieren und eine hirnstrukturelle Charakterisierung vornehmen. Der exzellent charakterisierte Ausgangsstatus bietet die Basis, um in longitudinalen Untersuchungen Verläufe zu analysieren und prognostische Marker zu identifizieren.
Das Medium Internet hat zu einem tiefgreifenden Wandel im Verbraucherverhalten geführt. Preis- und Wettbewerbstransparenz für die Kunden sind stark angestiegen. Eine langfristige Bindung der Kunden an das Unternehmen ist deshalb für den E-Commerce von zentraler Bedeutung. Die vorliegende Arbeit untersucht in zwei getrennten Studien, welche Determinanten dem Kaufverhalten im Internet einerseits und der Loyalität von Kunden andererseits zugrunde liegen. Dazu wird in einer empirischen Längsschnittstudie ein E-Commerce-Kaufverhaltensmodell überprüft, das eine Anwendung der Theorie des geplanten Verhaltens (theory of planned behavior = TOPB) von Ajzen auf den Einkauf im Internet darstellt. Die Ergebnisse zeigen, dass die reine Übertragung der TOPB keinen ausreichenden Erklärungsrahmen für das Kaufverhalten im Internet liefert. In einer zweiten Studie wird ein E-Commerce-Kundenloyalitätsmodell entwickelt, das anhand zweier unabhängiger Stichproben einer Online-Befragung überprüft wird. Darin werden die Globalzufriedenheit, die Verbundenheit der Kunden gegenüber dem Anbieter, die Sicherheitsbedenken gegenüber der Website des Anbieters und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle der Kunden als Determinanten der Kundenloyalität angenommen. Zudem werden die Einzelzufriedenheiten hinsichtlich der Stärke ihres Einflusses auf die Globalzufriedenheit untersucht. Es zeigt sich, dass die Globalzufriedenheit der Kunden den stärksten und über beide Stichproben hinweg stabilen Einfluss auf die Kundenloyalität ausübt. Die Globalzufriedenheit ihrerseits wird am stärksten determiniert durch die Zufriedenheit mit der Schnelligkeit der Lieferung und der Benutzerfreundlichkeit der Website.
In the present study, we investigated whether inter-individual differences in vagally mediated heart rate variability (vmHRV) would be associated with inter-individual differences in empathy and alexithymia. To this end, we determined resting state HF-HRV in 90 individuals that also completed questionnaires assessing inter-individual differences in empathy and alexithymia. Our categorical and dimensional analyses revealed that inter-individual differences in HF-HRV were differently associated with inter-individual differences in empathy and alexithymia. We found that individuals with high HF-HRV reported more empathy and less alexithymia than individuals with low HF-HRV. Moreover, we even found that an increase in HF-HRV was associated with an increase in empathy and a decrease in alexithymia across all participants. Taken together, these findings indicate that individuals with high HF-HRV are more empathetic and less alexithymic than individuals with low HF-HRV. These differences in empathy and alexithymia may explain why individuals with high HF-HRV are more successful in sharing and understanding the mental and emotional states of others than individuals with low HF-HRV.
Die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung ist eine Thematik von zentraler und zunehmender Relevanz. Hauptgründe stellen hierbei die Möglichkeiten zur Einsparung von Kosten sowie eine Kombination der Auslandsbehandlung mit einer Urlaubsreise dar. Darüber hinaus möchte man den Reiseaufwand in das Behandlungsland möglichst gering halten. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien erfreut sich unter deutschen Patienten vornehmlich Polen einer zunehmenden Beliebtheit - insbesondere nach dessen Beitritt zur Europäischen Union, da eine Abrechnung der dort durchgeführten geplanten Behandlungen bei den eigenen deutschen Kranken- und Rentenversicherern möglich ist. Die in diesem Zusammenhang am häufigsten genutzten Leistungen beziehen sich auf die ambulanten und stationären Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen, die früher unter dem Begriff der „Kur“ subsumiert wurden. Infolge der steigenden Nachfrage nach diesen polnischen Gesundheitsleistungen seitens deutscher Patienten begannen die polnischen Kurhäuser, deutsche Institutionen – standardisierte organisationale Strukturen und Prozesse – zu adoptieren, um sich auf die deutsche Klientel einzustellen. Auf der theoretischen Basis des Soziologischen Neoinstitutionalismus werden in der vorliegenden Arbeit die Entwicklung der Inanspruchnahme polnischer Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen durch deutsche Patienten, die daraus resultierende institutionelle Adaptation der polnischen Kurhäuser sowie deren Wahrnehmung durch deutsche Gäste untersucht.
Eines der zentralen Merkmale von Emotionen ist neben der Qualität ihre Intensität. Idealerweise sind Emotionstheorien daher quantitative Theorien, d. h. Theorien, die Emotionen mittels quantitativer Gesetze mit ihren Ursachen und Wirkungen verknüpfen. Bisher wurden jedoch nur wenige solcher Emotionstheorien vorgeschlagen. Ein Grund dafür könnte sein, dass man quantitative Emotionstheorien für kaum überprüfbar hält, weil zu ihrer Überprüfung präzise und außerdem metrische Messungen der Emotionsintensität benötigt werden. Die am häufigsten verwendete Methode zur Messung der Intensität (und Qualität) von Emotionen sind Selbstberichte in Form von Ratingskalen (z. B. “Wie enttäuscht fühlen Sie sich?” von 0 = “überhaupt nicht enttäuscht” bis 10 = “extrem enttäuscht”). Es ist jedoch fraglich, ob solche Ratings den genannten Ansprüchen an Präzision und Skalenniveau (zumindest auf dem individuellen Niveau) gerecht werden. Ratings haben eine hohe Fehlervarianz und möglicherweise nur ein ordinales Skalenniveau. In anderen Gebieten der Psychologie, inbesondere in der Psychophysik, werden neben Ratings und anderen direkten Skalierungsverfahren seit langem auch indirekte Skalierungsverfahren für die Messung der Intensität mentaler Zustände (z. B. Sinnesempfindungen) verwendet. Während die Versuchspersonen bei direkten Skalierungsverfahren ein absolutes Urteil über die Intensität eines mentalen Zustands abgeben, werden bei indirekten Skalierungsverfahren relative Urteile verlangt. Am häufigsten sind dies Paarvergleichsurteile, bei denen z. B. gefragt wird, ob ein Ton X lauter oder leiser ist als ein Ton Y. Die absoluten Intensitäten der Empfindungen, die diesen Vergleichsurteilen zugrunde liegen, werden anschließend mit Hilfe von passenden Skalierungsmodellen geschätzt. Theoretische Überlegungen, aber auch empirische Untersuchungen auf dem Gebiet der Psychophysik sprechen dafür, dass indirekte Skalierungsverfahren im Vergleich zu direkten Skalierungsverfahren einen geringeren Fehleranteil und ein höheres Skalenniveau erreichen. Trotz dieser Vorteile wurden diese Methoden für die Messung der Emotionsintensität bisher nicht verwendet. Vor diesem Hintergrund sollte in der vorliegenden kumulativen Dissertation, bestehend aus drei Publikationen, untersucht werden, ob ein spezielles indirektes Skalierungsverfahren, nämlich die Methode der gradierten Paarvergleiche (GPCs; engl.: graded pair comparisons) eine bessere Messung der Intensität von Emotionen ermöglicht und wenn ja, worauf diese Verbesserung zurückgeführt werden kann. Im Vergleich zu anderen Formen von Paarvergleichen sind GPCs vergleichsweise ökonomisch und gleichzeitig besonders informationshaltig. Sie sind eine Variante des klassischen Paarvergleichs, bei dem die Versuchspersonen nicht nur beurteilen sollen, welches von zwei zu beurteilenden Objekten auf der Urteilsdimension die höhere Ausprägung hat, sondern zusätzlich auch - jedoch nur auf einer ordinalen Skala - um wie viel die Ausprägung des einen Objekts die des anderen übertrifft. In der ersten Publikation wurde in zwei Studien überprüft, ob indirekte Skalierungen mittels GPCs gegenüber den üblicherweise in der Emotionsforschung verwendeten direkten Skalierungen tatsächlich eine präzisere Messung der Emotionsintensität ermöglichen. In der zweiten Publikation wurde in zwei Studien das GPC-Verfahren mit einem deutlich aufwendigeren indirekten Skalierungsverfahren verglichen, das auf direkten Quadrupelvergleichen (QCs; engl.: quadruple comparisons), d. h. direkten Vergleichen von Paardifferenzen, beruht. Es wurde überprüft, ob das QC-Verfahren zu noch präziseren Intensitätsmessungen führt als das GPC-Verfahren. In der dritten Publikation wurde in drei Studien überprüft, ob indirekte und direkte Skalierungsverfahren zu metrischen Skalen der Intensität von Emotionen führen. Zusammen genommen zeigen die Ergebnisse der drei Publikationen, dass indirekte Skalierungsverfahren eine bessere Messung der Emotionsintensität erlauben als die bisher in der Emotionspsychologie fast ausschließlich verwendeten direkten Skalierungsverfahren. Die verbesserte Messung ist sowohl auf einen reduzierten Fehleranteil als auch auf ein höheres Skalenniveau zurückzuführen. Die höhere Präzision der Intensitätsmessung kann zudem mit einem vergleichsweise ökonomischen indirekten Skalierungsverfahren, der Methode des gradierten Paarvergleichs (GPCs), erzielt werden; die Methode des wesentlich aufwendigeren Quadrupelvergleichs (QCs) bringt dem gegenüber keinen zusätzlichen Gewinn. Damit ermöglicht das verwendete indirekte Skalierungsverfahren eine genauere Überprüfung von Emotionstheorien allgemein und stellt insbesondere eine geeignete Methode zur Überprüfung quantitativer Emotionstheorien auf der individuellen Ebene dar.
Over the last decades, various predictors have proven relevant for job performance [e.g., general mental ability (GMA), broad personality traits, such as the Big Five]. However, prediction of job performance is far from perfect, and further potentially relevant predictors need to be investigated. Narrower personality traits, such as individuals' character strengths, have emerged as meaningfully related to different aspects of job performance. However, it is still unclear whether character strengths can explain additional variance in job performance over and above already known powerful predictors. Consequently, the present study aimed at (1) examining the incremental validity of character strengths as predictors of job performance beyond GMA and/or the Big Five traits and (2) identifying the most important predictors of job performance out of the 24 character strengths, GMA, and the Big Five. Job performance was operationalized with multidimensional measures of both productive and counterproductive work behavior. A sample of 169 employees from different occupations completed web-based self-assessments on character strengths, GMA, and the Big Five. Additionally, the employees' supervisors provided web-based ratings of their job performance. Results showed that character strengths incrementally predicted job performance beyond GMA, the Big Five, or GMA plus the Big Five; explained variance increased up to 54.8, 43.1, and 38.4%, respectively, depending on the dimension of job performance. Exploratory relative weight analyses revealed that for each of the dimensions of job performance, at least one character strength explained a numerically higher amount of variance than GMA and the Big Five, except for individual task proactivity, where GMA exhibited the numerically highest amount of explained variance. The present study shows that character strengths are relevant predictors of job performance in addition to GMA and other conceptualizations of personality (i.e., the Big Five). This also highlights the role of socio-emotional skills, such as character strengths, for the understanding of performance outcomes above and beyond cognitive ability.
Fear is an emotional state, characterized by the activation of a defense system that is designed to ensure the organism’s survival. This system enables a rapid recognition of threats and organizes defensive response patterns in order to adaptively cope with the threatening environment. Yet, to ensure its flexibility under changing environmental conditions, inhibitory pathways exist that modulate the activation of this defense system, if a previously threatening cue no longer predicts any harm – a memory-formatting process referred to as fear extinction, leading to a reduction of defensive responding. Fear extinction is presumed to at least partially underlie exposure treatment of anxiety disorders, which is why the facilitation of this learning process may promote such treatment’s efficacy. Animal models suggested, that the stimulation of the vagus nerve or the superior colliculus (SC) – a midbrain structure mediating visual attentional processing – target these inhibitory extinction pathways and, thus, facilitate fear extinction. However, as it is unclear whether similar mechanisms exist in humans, this thesis manuscript examined how non-invasive stimulation of these inhibitory pathways by transcutaneous vagus nerve stimulation (tVNS) or SC-recruiting visual attentional manipulation impact on human fear extinction.
To this end, we conducted three studies using multiple-day single-cue fear conditioning and extinction paradigms. First, we elaborated on fear that is established in these paradigms by examining defensive responding that is elicited by an innocuous conditioned stimulus, which has either been paired (fear learning group) with an aversive unconditioned stimulus (US; an electric shock) or was unpaired (control group; study 1). During the following extinction training, either tVNS vs. sham stimulation was applied (study 1, study 2) or participants were instructed, to either generate saccadic eye movements (strong SC activation) vs. smooth eye pursuits (low SC activation; study 3). During subsequent sessions, extinction consolidation as well as the short- and long-term extinction recall was tested (study 2, study 3).
Conditioned fear in the fear learning group was characterized by elevated cognitive risk assessments (US-expectancy ratings), as well as increased cardiac deceleration and startle reflex potentiation compared to controls. Cardiac deceleration was positively correlated to startle potentiation, but was decoupled from cognitive risk assessments (study 1). Initial, short- and long-term extinction of these defensive responses was facilitated by tVNS on all three response levels (cognitive, physiological, behavioral; study 1, study 2). In contrast, saccades facilitated initial extinction only for physiological and behavioral elements of the defensive response pattern, while extinction consolidation and recall was impaired by any eye movement manipulation (study 3) for physiological and behavioral indicators of defensive responding.
Taken together, the data of the experimental series suggest, that on a behavioral level, conditioned fear may best be conceived as attentive immobility – a defense strategy elicited by inevitable distal threats, that is uniformly expressed across species and is accompanied by cardiac deceleration and startle reflex potentiation. In addition, it was shown that such rather automatic defensive adaptations are independent from verbally expressed threat expectancies. As expected, tVNS impacted on fear extinction on both levels, strongly in line with the suggestion, that vagal stimulation activates cortical and subcortical neural pathways involved in extinction learning, consolidation and recall. TVNS may, thus, be a promising adjuvant for exposure treatment of mental disorders. In contrast, SC-recruiting visual attentional manipulation only affected subcortically mediated defensive responding, in line with rodent findings, indicating that the SC specifically inhibits subcortical parts of the neural defense system. However, as extinction recall was impaired by any type of visual attentional manipulation, this appeared to have functioned as a form of avoidance, initially attenuating fear but preventing extinction consolidation and, thus, impairing sustained fear reduction. Both non-invasive stimulation techniques may therefore increase initial defensive flexibility in the face of no-longer threat-signaling stimuli, but only tVNS may achieve long-term effects on multiple response levels.
Many orally dosed APIs are bioavailable only when formulated as an enteric dosage form to protect them from the harsh environment of the stomach. However, an enteric formulation is often accompanied with a higher development effort in the first place and the potential degradation of fragile APIs during the coating process. Ready-to-use enteric hard capsules would be an easily available alternative to test and develop APIs in enteric formulations, while decreasing the time and cost of process development. In this regard, Lonza Capsugel® Next Generation Enteric capsules offer a promising approach as functional capsules. The in vivo performance of these capsules was observed with two independent techniques (MRI and caffeine in saliva) in eight human volunteers. No disintegration or content release in the stomach was observed, even after highly variable individual gastric residence times (range 7.5 to 82.5 min), indicating the reliable enteric properties of these capsules. Seven capsules disintegrated in the distal part of the small intestine; one capsule showed an uncommonly fast intestinal transit (15 min) and disintegrated in the colon. The results for this latter capsule by MRI and caffeine appearance differed dramatically, whereas for all other capsules disintegrating in the small intestine, the results were very comparable, which highlights the necessity for reliable and complementary measurement methods. No correlation could be found between the gastric residence time and disintegration after gastric emptying, which confirms the robust enteric formulation of those capsules.
Introduction: To maintain a sufficient donor pool, deferred first-time donors (FTD) should be motivated to return for blood donation. This pilot study investigates how deferral affects momentary mood, satisfaction with the donation process, and subsequent return behavior to examine their potential for motivating (deferred) FTD. Methods: All of the subjects (n = 96) completed a first questionnaire (A1) before pre-donation assessment. Deferred FTD (n = 22) were asked to complete a second questionnaire (A2) immediately after deferral, while non-deferred FTD (n = 74) filled in the second questionnaire (A3) after blood donation. The impact of deferral, momentary mood, and satisfaction with the donation process on return behavior within 12 months was tested by calculating two path analyses, controlling for sex and age. Results: Mood (p < 0.001) and satisfaction with social aspects of the donation process (p = 0.01) were decreased after deferral. Deferred FTD were less likely than non-deferred FTD to return to the blood donation center within 12 months (60.8 vs. 36.4%; p = 0.043). However, path analyses revealed that deferral effects on mood and satisfaction were not connected to return behavior. Instead, age had a significant influence on return behavior (p < 0.05) such that, overall, non-returning FTD were older than returning FTD, regardless of their deferral status. Conclusion: Our findings suggest that mood and satisfaction with the donation process are directly affected by deferral but not clearly responsible for low return rates. It seems promising to embed these variables in established health behavior models in further studies to increase the return rates of deferred FTD.
Hintergrund: Obwohl einige Wissenschaftler vorschlagen, dass Zwangsstörung eine Störung der Impulskontrolle darstellt, konnten noch keine eindeutigen Befunde über den Zusammenhang yon Impulsivität und Zwangsstörung erbracht werden. Diese Arbeit untersucht -neben der Familiarität- Temperamentsfaktoren, die auf individueller und familiärer Ebene mit Zwangsstörung assoziiert sind. Methode: Es konnten 171 Zwangsprobanden (Indices) und 117 Kontrollen in einer Multicenter-Studie (Bonn, Köln, Homburg, Greifswald) rekrutiert werden. Diese und deren Angehörige (535 Index- und 396 Kontrollangehörige) wurden yon Psychiatern, Psychologen und Doktoranden der Medizin mit semistrukturierten Interviews diagnostiziert und auf DSM-IV Basis evaluiert. Von 123 Indices und 97 Kontrollen und ihren Angehörigen liegen Fragebögen zur Selbstbeschreibung yon Zwangssymptomen (PADUA), Impulsivität (BIS) und Temperament (TPQ) vor. Die Ergebnisse wurden mittels Chi-Quadrat Tests, Cox-Regression, t-Tests, Varianzanalysen und Korrelationen ermittelt. Ergebnisse: Die Lebenszeitprävalenz der klinischen Zwangsstörung ist bei Angehörigen yon Indices signifikant höher als bei Kontrollangehörigen (6.4% vs.1.3%, p<=.001). Zwangsprobanden zeigen signifikant höhere kognitive Impulsivität, eine signifikant höhere Schadensvermeidung und niedrigeres Neugierverhalten als Kontrollen. Angehörige von Indices zeigen ähnliche Muster in ihren Temperamentsfaktoren, nicht aber in der Impulsivität. Es konnte kein Nachweis gemeinsamer familiärer Risikofaktoren von Zwangsstörung und Impulsivität gefunden werden.
Theoretischer Hintergrund: Studien, die eine kultursensible Notfallversorgung thematisieren, beziehen sich vorwiegend auf den Bereich der Notaufnahme und berichten eine höhere Inanspruchnahme durch Migranten sowie eine geringere Versorgungszufriedenheit von Migranten, jeweils im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung. Für den Bereich der präklinischen Notfallversorgung existieren vereinzelte Studien, deren Ergebnisse im Kontext des anglo-amerikanischen Modells zu interpretieren sind. Die vorliegenden Studien dieser Dissertation beziehen sich auf die präklinische Notfallversorgung in Deutschland und werden damit einhergehend im Kontext des hier praktizierten franko-germanischen Modells interpretiert. Studie 1: Als ursächlich für eine überproportional häufige Inanspruchnahme von Notaufnahmen durch Migranten werden u.a. Wissensdefizite über das Gesundheitssystem und Sprachbarrieren angeführt. Für den Bereich der präklinischen Notfallversorgung wurde vereinzelt berichtet, dass Sprachbarrieren hemmend auf die Inanspruchnahme des Notrufes wirken. Migrationsspezifische Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme präklinischer Notfallversorgung wurden bisher nicht untersucht. Studie 2: Erfahrungen des Personals im präklinischen Bereich deuten auf Herausforderungen infolge kulturbedingt unterschiedlicher Verhaltensweisen hin. Um diesen Herausforderungen angemessen zu begegnen, wird eine Vermittlung interkultureller Kompetenzen befürwortet. Inwiefern konzeptionelle Grundlagen der in der medizinischen Versorgung/Pflege vorhandenen Ansätze für den Bereich der präklinischen Notfallversorgung relevant sind, wurde bisher nicht eruiert. Studie 3: Studien mit Bezug zur Zufriedenheit mit der Notaufnahme implizieren u.a. migrationsspezifische und servicebezogene Einflussfaktoren. Vergleiche zwischen Migranten und der Mehrheitsbevölkerung ergaben, dass Erstere das Personal in Notaufnahmen als weniger freundlich/fürsorglich beurteilten. Für den präklinischen Bereich sind vereinzelte Daten, ohne Berücksichtigung migrationsspezifischer Faktoren vorhanden. Methode: Studie 1 und Studie 3 basieren auf einem querschnittlichen Design. Die verwendeten Fragebögen wurden jeweils in einem konsekutiven Prozess entwickelt. Studie 2 basiert auf einem qualitativen Design. Ergebnisse: Die Untersuchung der Inanspruchnahme präklinischer Notfallversorgung ergab, dass ein niedriger/mittlerer Bildungsabschluss signifikant positiv mit dieser assoziiert war. Weiterhin wurde festgestellt, dass Migranten, die nicht in Deutschland geboren sind, präklinische Notfallversorgung weniger häufig in Anspruch nehmen als Migranten, deren Geburtsland Deutschland ist. Bezogen auf die Vermittlung Interkultureller Kompetenzen wurde übergreifend häufig von Migranten und von Experten die Aneignung kulturellen Wissens befürwortet. Darüber hinaus thematisierten v.a. Migranten soziale/emotionale und kommunikative Kompetenzen des Rettungsdienstpersonals. Vorrangig von Experten wurde auf die Achtsamkeit gegenüber der eigenen Kultur hingewiesen, die gleichsam als Voraussetzung für die Entwicklung einer Achtsamkeit gegenüber kulturellen Unterschieden angesehen wurde. Ferner zeigen die Ergebnisse, dass personenbezogene Faktoren 7.1% der Varianz von Zufriedenheit mit der präklinischen Notfallversorgung aufklären. Ungeachtet dessen sind keine/geringe Kenntnisse der deutschen Sprache signifikant negativ mit der Versorgungszufriedenheit assoziiert. Die servicebezogenen Faktoren hingegen klären 47.3% der Varianz von Zufriedenheit mit der präklinischen Notfallversorgung auf. Diskussion: Bzgl. des Einflusses der Variable Immigration auf die Inanspruchnahme liegt die Vermutung einer Orientierung an Versorgungsstrukturen aus dem Herkunftsland nahe. Die Ergebnisse der Studie 2 weisen darauf hin, dass die im Zusammenhang mit sozialen/emotionalen Kompetenzen genannten Umgangsformen im Einklang mit den Ergebnissen der Studie 3 stehen, die den maßgeblichen Einfluss genannter Kompetenzen auf die präklinische Versorgungszufriedenheit unterstreichen. Vergleichbar mit Ergebnissen aus dem Bereich Notaufnahme wurde in Studie 3 eine signifikant negative Assoziation zwischen keinen/geringen Sprachkenntnissen und der präklinischen Versorgungszufriedenheit festgestellt. Limitationen: Trotz mehrsprachig eingesetzter Befragungsinstrumente sind Migranten mit begrenzten Sprachkenntnissen in den vorliegenden Studien unterrepräsentiert. Des Weiteren wurden Daten über Notfallereignisse in Form von Selbstberichten erfasst, so dass Erinne-rungsverzerrungen bei der Beantwortung der Fragen nicht auszuschließen sind. Fazit/Ausblick: Mit Hilfe der vorliegenden Studien konnten grundlegende Aspekte der präklinischen Notfallversorgungsforschung unter Berücksichtigung migrationsspezifischer Faktoren identifiziert werden. Weiterführende Studien sollten v.a. Migranten einbeziehen, die aufgrund begrenzter Sprachkenntnisse größeren Herausforderungen gegenüberstehen, insbesondere die Inanspruchnahme präklinischer Notfallversorgung betreffend.
High-Frequency Binaural Beats Increase Cognitive Flexibility: Evidence from Dual-Task Crosstalk
(2016)
Increasing evidence suggests that cognitive-control processes can be configured to optimize either persistence of information processing (by amplifying competition between decision-making alternatives and top-down biasing of this competition) or flexibility (by dampening competition and biasing). We investigated whether high-frequency binaural beats, an auditory illusion suspected to act as a cognitive enhancer, have an impact on cognitive-control configuration. We hypothesized that binaural beats in the gamma range bias the cognitive-control style toward flexibility, which in turn should increase the crosstalk between tasks in a dual-task paradigm. We replicated earlier findings that the reaction time in the first-performed task is sensitive to the compatibility between the responses in the first and the second task—an indication of crosstalk. As predicted, exposing participants to binaural beats in the gamma range increased this effect as compared to a control condition in which participants were exposed to a continuous tone of 340 Hz. These findings provide converging evidence that the cognitive-control style can be systematically biased by inducing particular internal states; that high-frequency binaural beats bias the control style toward more flexibility; and that different styles are implemented by changing the strength of local competition and top-down bias.
Our emotional experiences depend on our interoceptive ability to perceive and interpret changes in our autonomous nervous system. An inaccurate perception and interpretation of autonomic changes impairs our ability to understand and regulate our emotional reactions. Impairments in emotion understanding and emotion regulation increase our risk for mental disorders, indicating that interoceptive deficits play an important role in the etiology and pathogenesis of mental disorders. We, thus, need measures to identify those of us whose interoceptive deficits impair their emotion understanding and emotion regulation. Here, we used cardiac measures to investigate how our ability to engage prefrontal and (para-)limbic brain region regions affects our ability to perceive and interpret cardiac changes. We administered a heartbeat detection task to a sample of healthy individuals (n = 113) whose prefrontal-(para-) limbic engagement had been determined on basis of a heart rate variability recording. We found a positive association between heartbeat detection and heart rate variability, implying that individuals with higher heart rate variability were more accurate in heartbeat detection than individuals with lower heart rate variability. These findings suggest that our interoceptive accuracy depends on our prefrontal-(para-)limbic engagement during the perception and interpretation of cardiac changes. Our findings also show that cardiac measures may be useful to investigate the association between interoceptive accuracy and prefrontal-(para-)limbic engagement in a time- and cost-efficient manner.
Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Experimenten nicht-hypothesenkonforme Ergebnisse erhalten, können sie daraus nicht sicher schließen, dass ihre Hypothese falsch ist. Dieses Problem ist in der Wissenschaftstheorie unter dem Namen Duhem-Quine-Problem bekannt. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, was Biowissenschaftlerinnen und Biowissenschaftler tun, wenn sie in ihren Experimenten wiederholt nicht-hypothesenkonforme Ergebnisse erhalten. Dazu werden Theorien und Ansätze zum Handlungsabbruch (Janis & Mann, 1977; Brandstätter, 2003), zum Phänomen des escalation of commitment und zu den sozialen Einflussfaktoren wissenschaftlicher Prozesse herangezogen. Eine Interviewstudie mit 13 Biowissenschaftlerinnen und Biowissenschaftlern ergab unter anderem, dass die Bedingungen für die Anwendbarkeit der Theorien zum Handlungsabbruch teilweise gegeben sind und dass nicht-hypothesenkonforme Ergebnisse im wissenschaftlichen Prozess häufig auftreten. In einer Internet-Fragebogenerhebung, an der 112 Biowissenschaftlerinnen und Biowissenschaftlerinnen teilnahmen, wurde mit Hilfe einer semihypothetischen Situation überprüft, welche Faktoren nach einem nicht-hypothesenkonformen Ergebnis mit einem Festhalten an der Hypothese korreliert sind. Signifikante Zusammenhänge ergaben sich hier für die bisher investierte Zeit, für das Votum des Betreuers sowie in einer Untergruppe für die volitionale Voreingenommenheit. Um den Einfluss der Faktoren bisher investierte Zeit und level of completion unter kontrollierten Bedingen zu prüfen, wurde ein Experiment an 157 Biowissenschaftlerinnen und Biowissenschaftlern durchgeführt. Hierbei zeigte sich lediglich für den level of completion ein signifikanter Effekt. Dieses Ergebnis kann auch dahingehend interpretiert werden, dass die absolut noch zu investierende Zeit ausschlaggebend für die Entscheidung der Versuchspersonen ist. Die Ergebnisse der beiden Studien lassen sich auf unterschiedliche Weise integrieren und haben direkte Konsequenzen für die wissenschaftliche Praxis.
Hass im Netz findet in Deutschland zunehmend Verbreitung und ist besonders für junge Menschen mittlerweile Teil des Alltags geworden, wobei Hass ausgeübt, erlebt oder beobachtet wird. Unter Hass im Netz lassen sich Phänomene wie Cyberbullying, Hassrede und digitale Gewalt beschreiben. Dieses Gutachten betrachtet zunächst die theoretischen und empirischen Grundlagen dieser Phänomene und benennt zentrale Gemeinsamkeiten und Unterschiede, um davon ausgehend Maßnahmen zu erörtern und deren Evidenzbasierung kritisch zu reflektieren, die zur Prävention sowie zur Intervention und Reaktion bei Hass im Netz zur Verfügung stehen. Aus der Zusammenschau werden dann weiterführende Impulse für Forschung und Praxis abgeleitet. Ein besonderer Fokus der Betrachtung liegt dabei auf der Situation in Niedersachsen.
Die Dissertation befasst sich in vier Studien mit den Auswirkungen von Flucht und Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges auf die Lebensqualität und die psychische Gesundheit im Alter. Basierend auf der Theorie der Kumulativen Ungleichheit wird postuliert, dass frühe Lebensereignisse über die Kumulation von Risiken, aber auch Ressourcen einen Einfluss auf die Lebensqualität und psychische Gesundheit im Alter haben. Die Kohorte ehemals Vertriebener erfuhr eine Vielzahl von Benachteiligungen und ein erhöhtes Ausmaß an Traumata während der Flucht und Vertreibung, was mit einer Kumulation weiterer Risiken im Lebensverlauf einhergeht. Als gesundheitspsychologische Variablen werden die subjektive globale sowie gesundheitsbezogene Lebensqualität untersucht, welche sowohl aus aktueller als auch retrospektiver Sicht betrachtet werden. Es wird angenommen, dass Vertreibung mit einer Kumulation von Risiken im Lebensverlauf einhergeht und die subjektive globale Lebensqualität sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinflusst. Hinsichtlich der psychischen Gesundheit weisen ehemals Vertriebene eine erhöhte psychische Belastungssymptomatik im Alter auf. Es wird angenommen, dass der Vertreibungsstatus als Prädiktor für das Vorliegen psychischer Belastung im Alter dient. Die Folgen der Vertreibung manifestieren sich in einer reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualität und einer erhöhten psychischen Belastung im Alter. Laut der Theorie der Kumulativen Ungleichheit hat der Zeitpunkt der Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges Auswirkungen auf den Lebensverlauf einer Person. Aufgrund der unterschiedlichen kognitiven und emotionalen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird angenommen, dass die psychische Belastung im Alter abhängig vom Alter zum Zeitpunkt der Vertreibung ist. Es konnte gezeigt werden, dass Vertriebene trotz der reduzierten gesundheitsbezogenen Lebensqualität keine Unterschiede in der subjektiven Lebensqualität mit Vergleichsgruppen aufweisen, was den Annahmen des disability paradox bzw. dem Wohlbefindensparadox entspricht. Die subjektive und die gesundheitsbezogene Lebensqualität basieren auf unterschiedlichen Kriterien, zwischen denen aufgrund von Adaptionsprozessen zunächst kein Zusammenhang besteht. Über das Prinzip der Homöostase wird eine hohe subjektive Lebensqualität aufrechterhalten, auch wenn körperliche Einschränkungen die gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinträchtigen. Die Vertriebenen der untersuchten Stichproben verfügen über sehr gute Anpassungsprozesse und eine hohe Lebensqualität. Die Theorie der Kumulativen Ungleichheit postuliert neben kumulierenden Nachteilen auch Wendepunkte, persönliche Entscheidungen und Handlungen sowie mobilisierbare Ressourcen, die den Lebenslauf positiv beeinflussen. Das Fehlen von Unterschieden kann auf eine relativ hohe Lebensqualität im Alter, stetige Anpassungsprozesse, soziale und temporale Vergleiche, positive Verzerrung von Einschätzungen im Alter oder der veränderten Populationszusammensetzung aufgrund erhöhter Mortalität besonders vulnerabler Individuen zurückgeführt werden. Die Mobilisierung von Ressourcen in Form von Anpassungsprozessen oder Lebenseinstellungen können die negativen Auswirkungen von Vertreibung im frühen Lebensalter kompensieren. Im Sinne des erfolgreichen Alterns kann eine hohe Lebensqualität als Maß für die Anpassung an Schwierigkeiten während des Lebensverlaufs sowie die zunehmenden Einschränkungen im Alterungsprozess betrachtet werden. Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges ist ein Risikofaktor, der im Kontext multipler, über den Lebensverlauf wirkender Einfluss- und Risikofaktoren untersucht werden sollte. Der Lebensverlauf sowie der Alterungsprozess sind komplex, inter- und intraindividuell verschieden und müssen im Kontext historischer Ereignisse gesehen werden. Die zukünftige Forschung zur Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit über den Lebensverlauf ist herausgefordert, Risiken sowie Ressourcen und Anpassungsprozesse über den Lebensverlauf zu identifizieren, den Beitrag einzelner Prädiktoren zu bestimmen und deren Wechselwirkungen zu untersuchen.
Despite major research interest regarding gender differences in emotion regulation, it is still not clear whether men and women differ in their basic capacity to implement specific emotion regulation strategies, as opposed to indications of the habitual use of these strategies in self-reports. Similarly, little is known on how such basic capacities relate to indices of well-being in both sexes. This study took a novel approach by investigating gender differences in the capacity for generating cognitive reappraisals in adverse situations in a sample of 67 female and 59 male students, using a maximum performance test of the inventiveness in generating reappraisals. Participants’ self-perceived efficacy in emotion regulation was additionally assessed. Analyses showed that men and women did not differ in their basic capacity to generate alternative appraisals for anxiety-eliciting scenarios, suggesting similar functional cognitive mechanisms in the implementation of this strategy. Yet, higher cognitive reappraisal capacity predicted fewer depressive daily-life experiences in men only. These findings suggest that in the case of cognitive reappraisal, benefits for well-being in women might depend on a more complex combination of basic ability, habits, and efficacy-beliefs, along with the use of other emotion regulation strategies. The results of this study may have useful implications for psychotherapy research and practice.
Background
To slow down the spread of COVID-19, the observance of basic hygiene measures, and physical distancing is recommended. Initial findings suggest that physical distancing in particular can prevent the spread of COVID-19.
Objectives
To investigate how information to prevent the spread of infectious diseases should be presented to increase willingness to comply with preventive measures.
Methods
In a preregistered online experiment, 817 subjects were presented with either interactively controllable graphics on the spread of COVID-19 and information that enable them to recognize how much the spread of COVID-19 is reduced by physical distancing (experimental group) or text-based information about quantitative evidence (control group). It was hypothesized that participants receiving interactive information on the prevention of COVID-19 infections show a significantly higher willingness to comply with future containment measures than participants reading the text-based information. Explorative analyses were conducted to examine whether other factors influence compliance.
Results
As predicted, we found a small effect (d = 0.22, 95% CI: 0.11; 0.23, p < .001) for the tested intervention. The exploratory analysis suggests a decline in compliance later in the study (r = −0.10, 95% CI: −0.15; −0.07). Another significant predictor of change in compliance was health-related anxiety, but the effect was trivial.
Conclusions
When presented interactively, information on how the own behavior can help prevent infectious diseases can lead to slightly stronger changes in attitude towards behavioral prevention measures than just text-based information. Given the scalability of this simple internet-based intervention, it could play a role in fostering compliance during a pandemic within universal prevention strategies. Future work on the predictive validity of self-reported compliance and the real-world effects on the intervention is needed.
Extinction learning is suggested to be a central mechanism during exposure-based cognitive behavioralpsychotherapy. A positive association between the patients’pretreatment extinction learning performance andtreatment outcome would corroborate the hypothesis. Indeed, there isfirst correlational evidence between reducedextinction learning and therapy efficacy. However, the results of these association studies may be hampered byextinction-training protocols that do not match treatment procedures. Therefore, we developed an extinction-trainingprotocol highly tailored to the procedure of exposure therapy and tested it in two samples of 46 subjects in total. Byusing instructed fear acquisition training, including a consolidation period overnight, we wanted to ensure that theconditioned fear response was well established prior to extinction training, which is the case in patients with anxietydisorders prior to treatment. Moreover, the extinction learning process was analyzed on multiple response levels,comprising unconditioned stimulus (US) expectancy ratings, autonomic responses, defensive brain stem reflexes, andneural activation using functional magnetic resonance imaging. Using this protocol, we found robust fearconditioning and slow-speed extinction learning. We also observed within-group heterogeneity in extinction learning,albeit a stable fear response at the beginning of the extinction training. Finally, we found discordance betweendifferent response systems, suggesting that multiple processes are involved in extinction learning. The paradigmpresented here might help to ameliorate the association between extinction learning performance assessed in thelaboratory and therapy outcomes and thus facilitate translational science in anxiety disorders
Der vorliegende Übersichtsartikel belegt zunächst, warum das Extinktionslernen als ein zentraler Wirkmechanismus der Expositionsbehandlung angesehen wird. Nach Darstellung der lerntheoretischen Grundlagen wird ein Modell präsentiert, das die Grundlagen der Ausformung, Konsolidierung und des Abrufs des Extinktionsgedächtnisses beschreibt. Dieses Gedächtnismodell der Extinktion liefert die Basis für die Diskussion der aktuellen neurowissenschaftlichen Erkenntnisse zum Extinktionslernen. Durch diese Befunde im Tier-, aber auch im Humanbereich ist es gelungen, die neuronalen Schaltkreise der Extinktion relativ gut zu beschreiben. Der Übersichtsartikel gibt eine Zusammenfassung dieser aktuellen Befunde und geht außerdem auf einige Neurotransmittersysteme dieser Schaltkreise ein, zumindest in dem Maße, wie sie für die Befunde zur pharmakologischen Unterstützung des Extinktionslernens relevant sind. Anschließend wird ein integratives Modell vorgestellt, das den Ausgangspunkt für die Optimierung der Extinktion in der Expositionstherapie liefert. Den Abschluss bildet eine Kasuistik, in der diese Optimierungsstrategien nochmals am Beispiel der Behandlung einer Patientin mit Emetophobie für die Praxis verdeutlicht werden.
Functional connectivity studies have demonstrated that creative thinking builds upon an interplay of multiple neural networks involving the cognitive control system. Theoretically, cognitive control has generally been discussed as the common basis underlying the positive relationship between creative thinking and intelligence. However, the literature still lacks a detailed investigation of the association patterns between cognitive control, the factors of creative thinking as measured by divergent thinking (DT) tasks, i.e., fluency and originality, and intelligence, both fluid and crystallized. In the present study, we explored these relationships at the behavioral and the neural level, based on N = 77 young adults. We focused on brain-signal complexity (BSC), parameterized by multi-scale entropy (MSE), as measured during a verbal DT and a cognitive control task. We demonstrated that MSE is a sensitive neural indicator of originality as well as inhibition. Then, we explore the relationships between MSE and factor scores indicating DT and intelligence. In a series of across-scalp analyses, we show that the overall MSE measured during a DT task, as well as MSE measured in cognitive control states, are associated with fluency and originality at specific scalp locations, but not with fluid and crystallized intelligence. The present explorative study broadens our understanding of the relationship between creative thinking, intelligence, and cognitive control from the perspective of BSC and has the potential to inspire future BSC-related theories of creative thinking.
The shared decline in cognitive abilities, sensory functions (e.g., vision and hearing), and physical health with increasing age is well documented with some research attributing this shared age-related decline to a single common cause (e.g., aging brain). We evaluate the extent to which the common cause hypothesis predicts associations between vision and physical health with social cognition abilities specifically face perception and face memory. Based on a sample of 443 adults (17–88 years old), we test a series of structural equation models, including Multiple Indicator Multiple Cause (MIMIC) models, and estimate the extent to which vision and self-reported physical health are related to face perception and face memory through a common factor, before and after controlling for their fluid cognitive component and the linear effects of age. Results suggest significant shared variance amongst these constructs, with a common factor explaining some, but not all, of the shared age-related variance. Also, we found that the relations of face perception, but not face memory, with vision and physical health could be completely explained by fluid cognition. Overall, results suggest that a single common cause explains most, but not all age-related shared variance with domain specific aging mechanisms evident.
To a large extent health-related quality of life (HRQoL) is a product of life-course experiences. Therefore, we examined employment, marital, and reproductive life-course typologies as predictors of HRQoL in women and men. To determine life course clusters, sequence and cluster analysis were performed on the annual (waves 1990–2019) employment, marital, and children in household states of the German Socio-Economic Panel data (N = 8,998; age = 53.57, 52.52% female); separately for men and women. Using hierarchical linear regression analyses, and Tukey HSD post-hoc tests, associations between clusters and change in life satisfaction, subjective mental, and physical health were examined. Five life-course clusters were identified in the female and six in the male sample. Life courses differed greatly across gender regarding employment aspects (e.g., men generally work full-time vs. women underwent frequent transitions). The family aspects appeared similar – e.g., ‘starting a family’ or ‘marital separation’ clusters – but still differed in the particulars. Life course typologies were related to distinct patterns of HRQoL. For instance, both for men and women the ‘separated’ clusters, as well as the male ‘entering non-employment’ cluster were associated with a steeper decline in HRQoL. However, change in subjective mental health showed few associations. Distinct types of life courses and differential associations with sociodemographic background and HRQoL emerged for women and men. The analyses reveal a burden on individuals who experienced marital separation, and non-employment and thus present important target groups for health prevention, e.g., for physical health problems.
Diese Arbeit beschäftigt sich deskriptiv mit der Evaluation der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung in der Hochschulambulanz der Universität Greifswald im Sinne einer Bewertung der Behandlungsqualität. Damit ist sie thematisch im Bereich der Versorgungsforschung und Qualitätssicherung angesiedelt. Gerade in der ambulanten Psychotherapie ist die Versorgungslage noch unzureichend und Qualitätssicherungsmaßnahmen fehlen oft. In dieser Untersuchung wird die Tätigkeit der Universitätsambulanz in Greifswald für den Zeitraum Januar 2004 bis Juni 2009 dokumentiert. Handlungsleitend für die Formulierung der einzelnen Fragestellungen dieser Arbeit ist die Unterscheidung in Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Zunächst geht es um die Fragen, wie der Ambulanzbetrieb anhand einiger Kennzahlen beschrieben werden kann und welche Patienten das therapeutische Angebot der Einrichtung nutzen. Danach wird dokumentiert, unter welchen Bedingungen in der Psychotherapieambulanz gearbeitet wird (Strukturqualität) und wie die einzelnen Prozessabläufe beschaffen sind (Prozessqualität). Zur Erfassung der Ergebnisqualität dienen die Berechnungen von Mittelwertsveränderungen und Effektstärken sowie die Angaben zur retrospektiven Einschätzung der Therapien und zur Patientenzufriedenheit. Die Kennzahlen der Hochschulambulanz in Greifswald verdeutlichen eine kontinuierliche Ausweitung der Ambulanztätigkeit zwischen 2004 und 2009. Die anamnestischen Daten der behandelten Patienten zeigen, dass die soziodemographische Zusammensetzung der Ambulanzpatienten in etwa derer anderer universitärer Psychotherapieambulanzen entspricht. Die häufigsten behandelten Störungsbilder sind Angststörungen und depressive Störungen. Zudem besteht ein hoher Bedarf an ambulanter Psychotherapie in der Region. In ihrer strukturellen Beschaffenheit entspricht die Universitätsambulanz in Greifswald den Qualitätskriterien für ein verhaltenstherapeutisches Ausbildungsinstitut. Ferner bietet sie ein breites Spektrum an Therapieverfahren auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft an. Auch hat die Greifswalder Ambulanz für Psychotherapie bereits umfangreiche Maßnahmen zur Sicherstellung ihrer Prozessqualität ergriffen und umgesetzt. Die Untersuchungen zur Ergebnisqualität verweisen auf gute Behandlungserfolge, insbesondere im Bereich der Therapie von Angststörungen. Es finden sich signifikante Verbesserungen im Sinne einer Symptomreduktion, durchschnittlich mittlere Effektstärken, positive Therapiebeurteilungen sowie eine allgemeine Patientenzufriedenheit. Zusammenfassend zeigen die Evaluationsergebnisse dieser Arbeit, dass kognitiv-verhaltenstherapeutische Psychotherapie auch im klinischen Alltag einer Therapieambulanz wie der in Greifswald als effektiv und brauchbar zu bewerten ist. Mögliche Problemstellen werden aufgezeigt und diskutiert sowie Ideen zur Optimierung der angebotenen Leistungen angeregt. Aktuell verfolgt die Universitätsambulanz in Greifswald das Ziel, ein geprüftes Qualitätsmanagementsystem einzurichten und damit über langjährige vergleichende Bewertungsprozesse ein realistisches Bild der Therapiequalität zu erhalten sowie eine kontinuierliche Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung zu ermöglichen.