Die vorliegende Untersuchung hatte zum Ziel, die Verwendung der plastischen FĂŒllungsmaterialien Amalgam und Komposit zur Restauration von SeitenzahnkavitĂ€ten in Deutschland zu dokumentieren und deren QualitĂ€t zu ĂŒberprĂŒfen. DarĂŒber hinaus erfolgte eine Evaluation der Genauigkeit der PatientenschĂ€tzung anhand der anamnestischen Variablen âAlter der zu entfernenden Restaurationâ. Zu diesem Zweck wurden fĂŒr den ersten Teil der Studie im August und im November 2009 sowie im Februar 2010 Rekruten der Strelasundkaserne in Parow hinsichtlich der bei ihnen vorhandenen Seitenzahnrestaurationen untersucht und befragt. Dabei konnten die Befunde von 388 Teilnehmern erhoben werden. Es zeigte sich ein Trend zur PrĂ€ferenz von Kompositwerkstoffen im Vergleich zu Amalgam, vor allem in den alten BundeslĂ€ndern (Ausn.: Nordrhein-Westfalen). Der prozentuale Anteil der insuffizienten AmalgamflĂ€chen betrug allerdings nur 6,5%, der Anteil der insuffizienten KompositflĂ€chen 14,4%. Die Untersuchung der klinischen Parameter der insuffizienten Restaurationen mittels USPHS-Kriterien zeigte in der Bundeswehrstichprobe mit Ausnahme der bei Kompositrestaurationen deutlich besseren OberflĂ€chenbeschaffenheit eine Ă€hnliche klinische Erscheinung beider Werkstoffe. Die weitere Befundaufnahme zur Verteilung der plastischen Werkstoffe und die ĂberprĂŒfung der FĂŒllungsqualitĂ€t (zweiter Studienteil) wurde an 117 Patienten aus zwei niedersĂ€chsischen Praxen (in Vechta und in OsnabrĂŒck) und aus dem Studentenkurs am ZZMK der UniversitĂ€t Greifswald zwischen 2011 und 2012 durchgefĂŒhrt. Auch hier ergab sich die quantitative Dominanz der Komposite im Vergleich zu Amalgam. Wie schon in der Bundeswehr-stichprobe zeigte sich ein höherer Anteil insuffizienter KompositflĂ€chen (Amalgam 20,1%, Komposit 26,4%). Insgesamt wurden 212 FĂŒllungen in die Untersuchung in der Praxis und im Studentenkurs einbezogen. Die klinische Einordnung mittels USPHS-Kriterien bestĂ€tigte die Ergebnisse der Bundeswehrstichprobe. Die QualitĂ€t des Randschlusses war sowohl bei Amalgam- als auch bei Kompositrestaurationen klinisch akzeptabel. Ăberraschend war die sehr fortgeschrittene Kariesausdehnung unter den entfernten AmalgamfĂŒllungen, welche in 71,4% der FĂ€lle eine bis zur pulpalen Wand reichende Karies der darunter liegenden KavitĂ€t aufwiesen. Bei KompositfĂŒllungen konnten eine Gruppe mit oberflĂ€chlicher Karies im Randbereich (39,6%) und eine Gruppe mit profunder Karies (43,2%) identifiziert werden. Statistisch signifikante ZusammenhĂ€nge zwischen Randschluss und Karieseindringtiefe, sowie der Anzahl der restaurierten FlĂ€chen und der Karieseindringtiefe konnten nicht festgestellt werden. Der Hauptteil der untersuchten FĂŒllungen wies in beiden Stichproben (Bundeswehr und Praxis/Studentenkurs) zudem eine unzureichende Modellation auf. Ferner berichteten die Teilnehmer vor allem in der Bundeswehrkohorte ĂŒber sehr kurze Behandlungszeiten. Die Verwendung von Kofferdam bei der FĂŒllungslegung wurde von den meisten Teilnehmern beider Stichproben verneint (> 90%). Die Befragung ergab ferner eine subjektive Zufriedenheit der Studienteilnehmer mit den bei ihnen vorhandenen plastischen Restaurationen. Die Untersuchung der FĂŒllungsgröĂen zeigte fĂŒr Amalgam und Komposit in beiden Kohorten Ă€hnliche Werte (4,1 bis 4,8 mm in der maximalen Ausdehnung). Die Ergebnisse dokumentieren klar eine Reduktion des Werkstoffs Amalgam als Hauptmaterial fĂŒr plastische FĂŒllungen im Seitenzahnbereich bei jungen Erwachsenen. Die QualitĂ€t der untersuchten Kompositrestaurationen ist dabei als klinisch akzeptabel zu werten, jedoch erscheint die Haltbarkeit der KompositfĂŒllungen geringer zu sein als die der AmalgamfĂŒllungen. Die AltersschĂ€tzung durch die Patienten ist mit gröĂter Vorsicht zu werten, da nur die HĂ€lfte der Patienten in der Lage war, das Alter der bei ihnen vorhandenen auszutauschenden FĂŒllung(en) in die richtige Alterskategorie einzuordnen. Allerdings wird die bessere Langlebigkeit von AmalgamfĂŒllungen auch in vielen anderen Studien bestĂ€tigt (Bernardo 2007; Mjör 1998a; Rho 2013; York 1993). Nur bei Patienten mit niedriger KariesaktivitĂ€t konnten ZahnĂ€rzte vereinzelt mit wahrscheinlich hoher QualitĂ€t fĂŒr KompositfĂŒllungen vergleichbare oder bessere Ergebnisse erzielen (Opdam 2010). Durch die Ziele der Minamata-Konvention (UNEP 2013) zur Reduktion der Verwendung von Quecksilber wird der Anteil der KompositfĂŒllungen weiterhin zunehmen. Alle prakti-zierenden ZahnĂ€rzte/-innen mĂŒssen deshalb in der Lage sein, Komposit adĂ€quat und mit hoher Sicherheit zu verarbeiten. Nichtsdestotrotz wird Amalgam von der FDI (2007), der CDA (2014), dem CED (2013) und der ADA (2009) als sicheres FĂŒllungsmaterial angesehen, dessen Verwendung auch weiterhin gerechtfertigt ist. Als oberstes Ziel gilt jedoch die Vermeidung einer Restauration als Ergebnis einer effizienten PrĂ€vention, da restaurative AnsĂ€tze mehrheitlich einen permanenten Prozess mit Risiken und Nebenwirkungen in Gang setzen.