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Die disseminierte intravasale Gerinnung (DIG) ist eine hĂ€ufige Komplikation einer schweren Sepsis mit nach wie vor oftmals letalen Folgen. Sie stellt eine anfĂ€nglich hyperkoagulatorische Gerinnungsstörung im MikrogefĂ€Ăsystem dar, welche, geprĂ€gt durch den exzessiven Verbrauch von Gerinnungsfaktoren, zu einer systemischen Blutungsneigung im Organismus fĂŒhrt. Deren Therapie wiederum ist aufgrund der simultanen Gefahr von Thrombosierung und Blutung Ă€uĂerst komplex. Es sind zahlreiche selbstverstĂ€rkende Interaktionen zwischen Inflammation und Gerinnung bekannt, weshalb Untersuchungen zur medikamentösen Intervention im Gerinnungssystem sowohl unter prophylaktischen wie auch therapeutischen Aspekten besonders interessant und notwendig erscheinen. Insbesondere der Faktor Xa-Hemmer Rivaroxaban und der Thrombozytenaggregationshemmer Clopidogrel werden in der modernen Medizin zunehmend angewandt und von einer groĂen Anzahl an Patienten tĂ€glich zur VerhĂŒtung thrombembolischer Ereignisse eingenommen. Vor diesem Hintergrund haben wir unter Anwendung dieser beiden Wirkstoffe untersucht, ob die jeweils selektive Blockade des plasmatischen bzw. zellulĂ€ren Schenkels des Gerinnungssystems einen möglichen prĂ€ventiven Effekt auf die septische Koagulopathie, respektive die Sepsis-getriggerte DIG, ausĂŒben kann. Um die qualitative Wirksamkeit der Medikamente in vivo unter wissenschaftlichen Kautelen zu prĂŒfen, wurde zunĂ€chst die iatrogen ausgelöste Colon Ascendens Stent Peritonitis (CASP) als bereits etabliertes Modell der schweren Sepsis angewendet und anhand der vier Kriterien der Internationalen Gesellschaft fĂŒr Thrombose und HĂ€mostase (ISTH) auf die Entwicklung einer DIG ĂŒberprĂŒft. 20 Stunden nach Sepsisinduktion trat bei den VersuchsmĂ€usen eine signifikante Thrombozytopenie ein, verbunden mit einem D-Dimer-Anstieg sowie einem rotationsthrombelastometrisch gemessenen, systemisch-hypokoagulatorischen Zustand. Ein, entgegen den ISTH-Vorgaben, detektierbarer Fibrinogenanstieg ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einer starken Akut-Phase-Reaktion in der murinen Sepsis geschuldet. Zum weiteren VerstĂ€ndnis der Gerinnungssituation in der CASP wurden Rolle und FunktionalitĂ€t der Thrombozyten und deren Regeneration durch das Hormon Thrombopoietin nĂ€her beleuchtet. Mittels eines Aktivierungsassays konnten wir konstatieren, dass murine Thrombozyten in der Sepsis generell schwĂ€cher auf agonistische Reize reagierten, sich das Zellalter jedoch nicht auf deren ReagibilitĂ€t auswirkte. Die prophylaktische Gabe von Rivaroxaban und Clopidogrel fĂŒhrte in den septischen MĂ€usen zu einer weniger starken Thrombozytopenie und zu geringeren Thrombozytenagglomeraten in den Lebern. Unter Clopidogrelprophylaxe zeigten sich auch weitere signifikant mildernde Effekte auf den D-Dimer-Spiegel und den Fibrinogenanstieg. Jedoch konnten der globale hypokoagulatorische Gerinnungszustand, ebenso wie die Serumaminotransferasen als Marker des Leberversagens unter beiden Medikamenten nicht auf signifikante Weise verĂ€ndert werden. Allerdings manifestierte sich insbesondere unter Thrombozytenaggregationshemmung eine deutlich abgeschwĂ€chte proinflammatorische Reaktion in der CASP. Zusammenfassend ergab sich in der CASP bei Blockade des Faktors Xa ein geringer prophylaktischer Effekt durch Rivaroxaban, wohingegen sich die Thrombozytenaggregationshemmung unter Clopidogrel mit einer signifikant gedĂ€mpften septischen Inflammation und Koagulopathie und einem deutlich gĂŒnstigerem Gesamtbild Ă€uĂerte.