Hintergrund:
Geschlecht und Gender sind nicht nebensĂ€chlich, sondern spielen eine relevante Rolle in der kindlichen Entwicklung, Erziehung und Gesundheit. Die Diskurse um Geschlecht und Gleichstellung lassen hingegen hĂ€ufig den durchschnittlichen Reifungsvorsprung der MĂ€dchen auĂer Acht. Auf diese Weise wird die Kluft zwischen den Geschlechtern bereits im Vorschulalter in beunruhigendem MaĂe betont. Durch die dichotome Geschlechterperspektive geraten auĂerdem andere entscheidende Einflussfaktoren wie die soziale und die ethnische Herkunft der Kinder in den Hintergrund. Diese Dissertation setzt den Schwerpunkt daher auf eine angemessene Analyse der Kategorie Geschlecht in ihrer immerwĂ€hrenden Interaktion mit Anlage und Umwelt.
Methoden:
Die Betrachtungen beruhen auf Daten zu N = 6.447 Kindergartenkindern aus Mecklenburg-Vorpommern (M-V), die im Rahmen der kontrollierten prospektiven Kohortenstudie âSummative Evaluation KiföG M-Vâ erhoben wurden. Zur EinschĂ€tzung kindlicher Kompetenzen kam das âDortmunder Entwicklungsscreening fĂŒr den Kindergartenâ (DESK 3-6) zur Anwendung; weiterhin wurde ein Elternfragebogen zur Erhebung des Sozialstatus eingesetzt. Auf der Grundlage geschlechtsinsensibler Normen erfolgte die Ermittlung kompetenzspezifischer Geschlechtsunterschiede in AbhĂ€ngigkeit vom Kindesalter, vom Bildungshintergrund und vom Migrationsstatus. Geschlechtsspezifische Normen fanden anschlieĂend Anwendung fĂŒr die erneute Errechnung der Screeningbefunde von n = 4.251 Kindern im Alter von 48 bis 83 Monaten. Das EffektstĂ€rkemaĂ Cohenâs d diente dabei der Beurteilung der praktischen Relevanz der Geschlechterdifferenzen.
Ergebnisse:
Unter Anwendung der geschlechtsinsensiblen Gesamtnormen schnitten die Jungen jeden Alters schlechter ab â in allen Entwicklungsbereichen und unabhĂ€ngig vom Kindesalter, vom Bildungshintergrund und vom Migrationsstatus manifestierten sich stets Geschlechtsunterschiede zugunsten der MĂ€dchen. Diese Differenzen vergröĂerten sich meist mit zunehmendem Alter und waren stellenweise stĂ€rker ausgeprĂ€gt bei Kindern aus bildungsnahen ElternhĂ€usern bzw. bei Kindern nicht-deutscher NationalitĂ€t. Analysen auf der Grundlage geschlechtsspezifischer Normen ergaben allerdings ein andersartiges, buntes Bild und keine konsistenten Vorteile fĂŒr ein Geschlecht: Die Unterschiede zwischen MĂ€dchen und Jungen waren alles in allem nicht pĂ€dagogisch und praktisch bedeutsam, die StĂ€rken und SchwĂ€chen geschlechtstypisch, aber nicht geschlechtsspezifisch verteilt. Die BerĂŒcksichtigung geschlechtsbedingter Besonderheiten hatte auch auf die Ermittlung von Entwicklungsrisiken im feinmotorischen und im psychosozialen Bereich einen Einfluss: Die PrĂ€valenzraten wurden dabei durch die geschlechtsinsensiblen Normen fĂŒr MĂ€dchen mehrheitlich unterschĂ€tzt, fĂŒr Jungen ĂŒberschĂ€tzt.
Schlussfolgerungen:
Die besondere Beachtung geschlechtsspezifischer Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsbedingungen entschĂ€rft einerseits die âJungenkriseâ und ermöglicht andererseits eine erweiterte, eine biopsychosoziale Perspektive: Die Unterschiede in den Lernwelten und Lebenswegen von MĂ€dchen und Jungen sind nicht monokausal, sondern multidimensional zu erklĂ€ren. Statt die Geschlechter gegeneinander auszuspielen, sollte deshalb das Augenmerk auf der Koexistenz von StĂ€rken und SchwĂ€chen innerhalb der Geschlechter liegen. Differenzierungen und DiversitĂ€ten mĂŒssen dringend den Platz von Pauschalisierungen einnehmen, um Behinderungen durch Begriffe und Bilder von Geschlecht gewissenhaft zu umgehen und in angemessener Art und Weise auf ethnische und soziale Herkunft RĂŒcksicht zu nehmen. Im Sinne der Strategien des âGender Mainstreamingâ und âManaging Diversityâ werden so intersektionale, interdisziplinĂ€re MaĂnahmen fĂŒr mehr Chancengleichheit ins Rollen gebracht. FĂŒr frĂŒhzeitige Förderung und FrĂŒhintervention erscheint entsprechend ein Fokus auf FĂ€higkeiten und Fertigkeiten statt allein auf Geschlecht und Gender vielversprechend. Kompetenzspezifische, kompensatorische, kultursensible PrĂ€ventionsansĂ€tze bieten die beste Chance, bereits bei Kindergartenkindern die Divergenzen nicht nur im Hinblick auf Geschlecht und Gender, sondern auch auf EthnizitĂ€t und Milieu zu verringern.
Das TeddybĂ€rkrankenhaus ist ein weltweites Projekt, welches bei Kindern die Angst vor dem Arzt reduzieren soll und einmal im Jahr durch Medizinstudenten in Greifswald durchgefĂŒhrt wird. Da es deutschlandweit zuvor noch keine systematische Studien zu diesem Projekt gab, sollte mit dieser Arbeit herausgefunden werden, wie viel Angst die Kinder vor medizinischen Situationen zeigen und ob diese durch einen Besuch im TeddybĂ€rkrankenhaus reduziert werden kann. AuĂerdem wurde der Einfluss verschiedener Faktoren untersucht. Als Instrument wurde ein fĂŒnfteiliger Bilderfragebogen entwickelt, bei dem typische Situationen (Abhorchen, Zahnarzt, Kind mit Gipsbein, Spritze, Rettungswagen) dargestellt waren. Die EinschĂ€tzung durch die Kinder erfolgte auf einer dreistufigen Teddygesichtsskala. Einige Kinder wurden zusĂ€tzlich mit der etablierten âHospital Fears Rating Scaleâ (HFRS) befragt. Insgesamt 569 Kinder aus 18 KindertagesstĂ€tten und einer Schule in Greifswald wurden zwei Wochen vor dem Besuch im TeddybĂ€rkrankenhaus interviewt. Unmittelbar nach der Intervention durch das TeddybĂ€rkrankenhaus wurden 481 der zuvor befragten Kinder erneut befragt. Die Probanden waren zwischen zwei und acht Jahren alt. âViel Angstâ gaben die meisten Kinder (40%) beim Item âSpritzeâ an. Die meisten Kinder gaben âkeine Angstâ beim Item âAbhorchenâ an (82%). Die HFRS und der Bilderfragebogen korrelierten mĂ€Ăig miteinander. Die AngstausprĂ€gung der Kinder wurde im Wesentlichen durch die innerstĂ€dtische Lage der KindertagesstĂ€tte beeinflusst, sowie dem Geschlecht des Kindes und der Vorbereitung durch die Erzieher. Der Vergleich der beiden Testzeitpunkte ergab, dass die Angst bei 206 von 481 Kindern reduziert und nur bei 149 vergröĂert wurde. Diese Tendenz ist fĂŒr alle Items zu erkennen, fĂŒr das Item âAbhorchenâ war die Reduktion der Angst nach dem Besuch im TeddybĂ€rkrankenhaus statistisch signifikant. Eine multivariate Regression wurde zur Untersuchung der simultanen Auswirkung aller Einflussfaktoren auf die Angstreduktion durchgefĂŒhrt. Als wichtigster Einflussfaktor stellte sich die StĂ€rke der angegebenen Angst bei der ersten Befragung heraus. Weitere Einflussfaktoren stellten sich dagegen im multivariaten Modell als nicht signifikant heraus. Die Ergebnisse zeigen, dass das TeddybĂ€rkrankenhaus die Angst der Kinder reduziert. Zudem bekommen die Kinder im Vorschulalter die Gelegenheit, sich mit den Themen Krankheit und Gesundheit auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse sprechen insgesamt fĂŒr eine Ausweitung des Projektes.
Patienten mit chronisch entzĂŒndlichen Darmerkrankungen (CED) weisen ein vergleichsweise erhöhtes Risiko fĂŒr depressive Episoden auf. Es ist anzunehmen, dass diese den Verlauf der Grunderkrankung ungĂŒnstig beeinflussen und das Auftreten neuer KrankheitsschĂŒbe provozieren können. Durch gezieltes Vorbeugen dieser Episoden könnte positiv Einfluss auf die Grunderkrankung genommen werden. Im Rahmen der vorliegenden, randomisierten Kontrollgruppenstudie wurde ein Gruppenprogramm zur PrĂ€vention depressiver Episoden auf Basis der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) fĂŒr Patienten mit CED adaptiert und durchgefĂŒhrt. 71 Teilnehmer wurden in die Studie eingeschlossen. Davon wurden 35 in die Interventionsgruppe (IG) und 36 in die Kontrollgruppe (KG) randomisiert. 18 Teilnehmer beendeten die Intervention. Ziel der Studie war es, dieses fĂŒr CED-Patienten adaptierte DepressionsprĂ€ventionsmanual hinsichtlich seiner Wirksamkeit zu ĂŒberprĂŒfen. Der Erfolg der Intervention wurde anhand der Reduktion der DepressivitĂ€t auf den ErgebnismaĂen Allgemeine Depressionsskala (ADS) und Beckschem Depressionsinventar (BDI) zum Zeitpunkt des 12-Monats-follow-ups ĂŒberprĂŒft. Ein weiteres ErgebnismaĂ stellte der Inflammatory bowel disease questionnaire (IBDQ-D) stellte dar. Im Anschluss an die Intervention wurde zusĂ€tzlich eine Evaluation durchgefĂŒhrt. Die Gruppenunterschiede auf genannten Messinstrumenten wurden nicht statistisch signifikant. Es lieĂen sich jedoch kleine EffektstĂ€rken (d [BDI] = 0,189; d [ADS] = 0,271]) nachweisen. Im Rahmen der Evaluation zeigte sich innerhalb des Probandenkollektivs eine durchweg positive Resonanz auf die Intervention in Bezug auf unterschiedliche Teilaspekte. ZusĂ€tzlich wurde die Wirksamkeit der Intervention unter BerĂŒcksichtigung des Geschlechtes ĂŒberprĂŒft, wobei sich kein signifikanter Unterschied feststellen lieĂ. Im Rahmen der Nebenergebnisse zeigte sich wiederum kein signifikanter Unterschied der Diagnosegruppen in Bezug auf die Wirksamkeit. Die Verlaufskontrolle der DepressivitĂ€t unmittelbar nach der Intervention zeigte fĂŒr die Interventionsteilnehmer eine deutliche Reduktion im prĂ€-post-Vergleich.
Mecklenburg-Vorpommern (M-V) ist seit Jahren durch einen erheblichen BevölkerungsrĂŒckgang geprĂ€gt. Laut Prognose des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern (2009) muss bis zum Jahr 2030 mit einem BevölkerungsrĂŒckgang um 14,3 %, von derzeit 1,6 Mio. auf etwa 1,45 Mio. Einwohner, gerechnet werden. Im Rahmen einer Studie von Krafczyk & Hoffmann aus dem Jahr 2008 wurde jedoch festgestellt, dass auch die Zahl der ZuzĂŒge nach M-V im Zeitraum von 1995 bis 2005 stabil geblieben ist und in allen Altersgruppen ĂŒber 55 Jahren die Zahl der ZuzĂŒge die der FortzĂŒge ĂŒbersteigt, der Wanderungssaldo folglich positiv ausfĂ€llt. Ergebnisse einer reprĂ€sentativen Befragung von 1.340 Zuwanderern ĂŒber 55 Jahren zeigten, dass die BeweggrĂŒnde fĂŒr den Umzug nach M-V u. a. gesundheitlicher Natur waren (Krafczyk & Hoffmann, 2008). Diese Zuwanderer stellen somit eine attraktive gesundheitswirtschaftliche Ressource fĂŒr das Bundesland dar. Die Befragung ergab Hinweise auf fehlende Angebote und Angebotsinformationen fĂŒr den Bereich der gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsangebote, die den Schwerpunkt der folgenden Arbeit darstellen. Die gesundheitsfördernde Wirkung regelmĂ€Ăiger Bewegung ist unzweifelhaft belegt. Dennoch erreicht nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung das empfohlene MaĂ körperlicher AktivitĂ€t. Dabei gibt es zahlreiche Anbieter von Sportprogrammen. Viele Anbieter haben sich in den vergangenen Jahren vermehrt dem Gesundheitssport zugewandt. Der Markt an kommerziellen Anbietern, die die gesundheitsbewusste Bevölkerung als Zielgruppe entdeckt haben, wĂ€chst stetig. Um die Bevölkerung dauerhaft an Bewegungsangebote zu binden, mĂŒssen zielgruppenadĂ€quate Angebote vorliegen. An der Gestaltung entsprechender âBewegungsverhĂ€ltnisseâ sind vielfĂ€ltige Akteure beteiligt: Neben der Politik, deren Aufgabe es ist, den gesetzlichen Rahmen vor allem fĂŒr die Finanzierung des Sports zu schaffen, haben Krankenkassen und Ărzte eine wichtige Mittlerfunktion, wenn es darum geht, die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu motivieren. Die Verantwortung fĂŒr eine erfolgreiche Umsetzung von MaĂnahmen innerhalb des gegebenen Rahmens liegt zuletzt bei den Anbietern von Sportprogrammen. Die folgende Arbeit geht zunĂ€chst auf die Bevölkerungsentwicklung sowie auf die Gesundheit der Bevölkerung M-Vs ein. Den konkreten Ansatzpunkt stellen dabei die Zuwanderer dar, die - wie oben beschrieben - eine interessante Ressource fĂŒr das Bundesland sind und von denen reprĂ€sentative Angaben zum Interesse an Sportangeboten vorliegen. FĂŒr ein besseres VerstĂ€ndnis der Bedeutung von körperlicher AktivitĂ€t mĂŒssen Kenntnisse ĂŒber die positiven Effekte von Bewegung vorhanden sein. Die Arbeit beschĂ€ftigt sich deshalb mit diesem Risikofaktor sowie mit PrĂ€valenzen von Risikofaktoren und Erkrankungen, die durch regelmĂ€Ăige körperliche AktivitĂ€t vermieden oder vermindert werden können. Damit verbunden ist eine Zusammenfassung physiologischer Adaptationen. Es werden konkret Sportarten identifiziert, die sich fĂŒr den Bereich des Gesundheitssports eignen. AnschlieĂend werden MaĂnahmen vorgestellt, die der QualitĂ€tssicherung bei gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsangeboten dienen. Die Akteure, die diese Anforderungen letztlich umsetzen mĂŒssen, werden in diesem Kontext vorgestellt. Der empirische Teil der Arbeit beschĂ€ftigt sich mit der Frage, inwieweit WĂŒnsche und Erwartungen der Zuwanderer in Bezug auf Sport- und Bewegungsangebote erfĂŒllt werden können. Dazu werden drei Themenkomplexe herausgearbeitet: ZunĂ€chst wurden vorhandene Daten der Zuwanderer hinsichtlich bewegungs-assoziierter BeeintrĂ€chtigungen sowie bezĂŒglich des Nutzungsverhaltens von Sportangeboten analysiert. Des Weiteren wurden gesundheitsorientierte Sport- und Bewegungsangebote in M-V ermittelt und deren Erreichbarkeit durch die Zuwanderer anhand einer geografischen Analyse betrachtet. SchlieĂlich wurden die Inhalte sowie die QualitĂ€t der ermittelten Sport- und Bewegungsangebote untersucht. Zusammenfassend verfolgt die Untersuchung das Ziel, die Bedarfssituation auf Seiten der Zuwanderer der Angebotssituation der gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsangebote in M-V gegenĂŒberzustellen. Die geografische Analyse soll die speziellen Herausforderungen eines FlĂ€chenlandes hinsichtlich Verkehrsanbindung und möglicher âblinder Fleckenâ offen legen. Aus den Ergebnissen sollen HandlungsansĂ€tze zur Verbesserung der AngebotsqualitĂ€t und âquantitĂ€t abgeleitet und Regionen mit besonderen Bedarfslagen ermittelt werden. Krafczyk, J. & Hoffmann, W. (2008). Zuwanderungsland M-V! Motive, WĂŒnsche und Erwartungen von Zuwanderern und RĂŒckkehrern ĂŒber 55 Jahre. Abschlussbericht. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern (2009). 4. Landesprognose (Basisjahr 2006) Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern bis 2030. Schwerin: Statistische Berichte.
Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections: SSI) stellen in Deutschland derzeit die hĂ€ufigste nosokomiale Infektion dar. In der heutigen Zeit sind die Standards zur PrĂ€vention von SSI sehr komplex und effizient. Mit der Absicht der weiteren Reduktion von SSIâs wurde der mikrobielle Hautversiegler InteguSealÂź entwickelt. ErgĂ€nzend zu den bereits veröffentlichten Studien zur Wirksamkeit des Versieglers untersuchten wir die Haut von 128 Patienten, die sich zu geplanten traumatologischen Eingriffen in der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald einfanden. Die Patienten wurden in zwei Gruppen (Kontrollgruppe und Verumgruppe) aufgeteilt. Wir ĂŒberprĂŒften Koloniezahlen und Erregerspezies von Wundgrund, Wundrand und Wundnaht im Verlauf von operativen Eingriffen an der WirbelsĂ€ule und an den ExtremitĂ€ten. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe ohne Versiegleranwendung konnten bei den Patienten, die der Verumgruppe mit Versiegleranwendung angehörten, an allen drei untersuchten Arealen weniger Koloniezahlen detektiert werden. Statistische Signifikanz wurde aber lediglich an der Wundnaht erreicht. Schlussfolgernd konnten wir zwar einen Trend zu Gunsten des sogenannten Sealings herausarbeiten, zur zukĂŒnftigen Integration der Versieglertechnik in die Standards zur prĂ€operativen Vorbereitung zwecks Reduktion der Wundkontamination bzw. von Wundinfektionen mĂŒssen allerdings weitere Untersuchungen durchgefĂŒhrt werden.
SuchtprÀvention in der Grundschule - Effekte der Programme EigenstÀndig werden und Klasse2000
(2011)
Fragestellung: Anhand des Lebenskompetenzprogramms EigenstĂ€ndig werden sowie des SuchtprĂ€ventions- und Gesundheitsförderungsprogramms Klasse2000 sollen die Effekte von Grundschulprogrammen sowohl auf VorlĂ€ufer des Einstiegs in den (problematischen) Substanzkonsum als auch auf das erste Experimentieren mit psychotropen Substanzen wie Zigaretten und Alkohol untersucht werden. ZusĂ€tzlich soll ĂŒberprĂŒft werden, inwieweit Klasse2000 aufgrund der angestrebten Korrektur rauchbezogener Normen zu iatrogenen Effekten in Form von Bullying sowie zu erwĂŒnschten Effekten in Form der Erhöhung der Resistenz gegenĂŒber sozialen EinflĂŒssen fĂŒhrt. Methodik: EigenstĂ€ndig werden sowie Klasse2000 begleiten die Kinder ĂŒber die gesamte Grundschulzeit. EigenstĂ€ndig werden umfasst 42 45- bis 90-minĂŒtige Einheiten (10 pro Schuljahr), die durch trainierte LehrkrĂ€fte im Unterricht umgesetzt werden. FĂŒr Klasse2000 existieren Ausarbeitungen fĂŒr 48 45- bis 90-minĂŒtige Einheiten (14 bis 15 pro Schuljahr), deren DurchfĂŒhrung sowohl durch LehrkrĂ€fte als auch durch Klasse2000-Gesundheitsförderer im schulischen Alltag erfolgt. Zu EigenstĂ€ndig werden wurde eine vierjĂ€hrige quasiexperimentelle Kontrollgruppenstudie mit Messwiederholung in Sachsen durchgefĂŒhrt. Daten zur Baseline und zu mindestens einem weiteren Befragungszeitpunkt lagen fĂŒr 919 SchĂŒler aus 50 Grundschulen vor. Aufgeteilt auf die Bedingungen âTeilnahme an EigenstĂ€ndig werdenâ und âKeine Teilnahme an EigenstĂ€ndig werdenâ wurden die SchĂŒler anhand von Lehrkrafturteilen zu der AusprĂ€gung ihrer Lebenskompetenzen sowie ihrer externalisierenden und internalisierenden VerhaltensauffĂ€lligkeiten, die als VorlĂ€ufer des spĂ€teren Substanzkonsums identifiziert werden konnten, mittels Mehr-Ebenen-Wachstumskurvenmodellen verglichen. Zur ĂberprĂŒfung der Programmeffekte von Klasse2000 wurde eine vierjĂ€hrige Kontrollgruppenstudie mit Messwiederholung in Hessen realisiert. WĂ€hrend in Klassen der Interventionsgruppe das PrĂ€ventionsprogramm Klasse2000 kontinuierlich ĂŒber den Verlauf der Grundschulzeit umgesetzt wurde, nahmen Klassen der Kontrollgruppe âlediglichâ am normalen Unterricht teil. Zur Beantwortung der Fragestellung, inwieweit sich Klasse2000 auf den Einstieg in den Substanzkonsum auswirkt, wurden die Ende der dritten Klasse als Nie-Raucher (N=1.027), Nie-Trinker (N=1.072) und gleichzeitig als Nie-Raucher und Nie-Trinker (N=979) identifizierten SchĂŒler am Ende der vierten Klasse hinsichtlich der Inzidenz des Substanzkonsums verglichen. Hierzu wurden multiple hierarchische Poisson-Regressionen unter Kontrolle soziodemographischer Charakteristika sowie sozialer Einflussfaktoren berechnet. In die Analysen der Programmeffekte auf Bullying sowie die Resistenz gegenĂŒber sozialen EinflĂŒssen gingen alle 1.096 SchĂŒler, von denen Ende der dritten und vierten Klasse Daten vorlagen, mit ein. Die Auswertung erfolgte mittels deskriptiver Methoden und Regressionsverfahren. Ergebnisse: Die Teilnahme an EigenstĂ€ndig werden fĂŒhrte im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer stĂ€rkeren Abnahme sowohl externalisierender als auch internalisierender VerhaltensauffĂ€lligkeiten (p<0,01). Eine besonders starke Abnahme konnte unter SchĂŒlern mit höheren Ausgangswerten hinsichtlich externalisierender VerhaltensauffĂ€lligkeiten beobachtet werden (p<0,01). Keine Programmeffekte ergaben sich hinsichtlich der Entwicklung von Lebenskompetenzen (p=0,22). Die Untersuchungen zu Klasse2000 ergaben signifikante Effekte auf den Einstieg in den Zigaretten- als auch den generellen Substanzkonsum, d. h. den Konsum von Zigaretten, Alkohol oder beidem (p=0,031 bzw. p=0,010). Die Number needed to treat wies einen Wert von 28 fĂŒr den Zigaretten-, und einen Wert von 19 fĂŒr den generellen Substanzkonsum auf. Hinsichtlich der Rate des Einstiegs in den heimlichen Alkoholkonsum unterschieden sich die Interventions- und die Kontrollgruppe nicht (p=0,092). In den weiterfĂŒhrenden Analysen bezĂŒglich der möglichen Auswirkungen der angestrebten Korrektur rauchbezogener Normen konnte kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe hinsichtlich der AuftretenshĂ€ufigkeit von Bullying gegenĂŒber rauchenden MitschĂŒlern (p>=0,118), jedoch hinsichtlich der StĂ€rke des Einflusses rauchender Freunde gefunden werden, d. h. in der Interventionsgruppe fiel der Einfluss rauchender Freunde auf den Rauchbeginn der SchĂŒler bedeutsam geringer aus (p<=0,001). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Studien deuten auf die EffektivitĂ€t der untersuchten Grundschulprogramme EigenstĂ€ndig werden und Klasse2000 hin, VorlĂ€ufer des spĂ€teren (problematischen) Substanzkonsums bedeutsam reduzieren bzw. den Einstieg in den Substanzkonsum zumindest zeitlich verzögern zu können. Zumindest fĂŒr Klasse2000 bestehen zudem Hinweise, dass das Programm trotz der angestrebten Normenkorrektur hinsichtlich des Rauchens nicht zu einer Zunahme an Bullying fĂŒhrt, jedoch zu einer Erhöhung der Resistenz gegenĂŒber sozialen EinflĂŒssen beitragen kann.