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Die Sarkome des endometrialen Stromas sind eine sehr seltene und heterogene Gruppe. Die von 2003 bis 2014 gĂŒltige Unterteilung in endometriale Stromasarkome (ESS) und undifferenzierte endometriale Sarkome (UES) wurde von der WHO im Juni ĂŒberarbeitet. Jetzt erfolgt eine Einteilung in low-grade ESS (LG-ESS), high-grade ESS (HG-ESS) und undifferenzierte uterine Sarkome (UUS). Aufgrund der Seltenheit, der HeterogenitĂ€t und der Wechsel im Klassifizierungssystem ist ĂŒber dieses Thema wenig bekannt. Deswegen besteht das Ziel dieser Arbeit darin, erstmals auf dem Gebiet der BRD in einem gröĂeren Umfang Daten ĂŒber die Epidemiologie, Klinik, PrimĂ€rtherapie und pathologisch-anatomischen Befunde dieser seltenen Tumoren zu gewinnen. Dabei wird hervorgehoben, dass es erforderlich ist, die LG-ESS und HG-ESS/UUS getrennt zu bewerten. Ferner sollen belastbare Informationen gesammelt und ausgewertet werden, die es ermöglichen, die diagnostischen Mittel zu verbessern. SchlieĂlich werden die ZusammenhĂ€nge von Operationsindikation, durchgefĂŒhrtem Operationsverfahren und dem Auftreten von FrĂŒhrezidiven untersucht. Dazu wurden die Krankenakten von 162 LG-ESS- und HG-ESS/UUS-BeratungsfĂ€llen des Deutschen klinischen Kompetenzzentrums fĂŒr genitale Sarkome und Mischtumoren an der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald von 2007 bis Juli 2014 ausgewertet und mit Erscheinen der aktuellen Klassifikation neu bewertet. Nach Analyse der prĂ€operativen Daten ist festzuhalten, dass der GroĂteil der Erkrankten durch unspezifische Symptome auffĂ€llt und leicht durchfĂŒhrbare Routineuntersuchungen wie die Tastuntersuchung und die Sonographie nicht zu einer wegweisenden prĂ€operativen Diagnostik beitragen können. Vielmehr weist die sonographische Untersuchung in der Mehrzahl der FĂ€lle auf ein Leiomyom (LM) als Operationsindikation hin. DemgegenĂŒber zeigt der ĂŒberwiegende Anteil der CT- und MRT-Untersuchungen, die jedoch nur selten zur Anwendung kommen, einen malignitĂ€tsverdĂ€chtigen Prozess an. Eine Abrasio lenkt hĂ€ufig nicht nur den Verdacht auf ein malignes Geschehen, sondern fĂŒhrt in einigen FĂ€llen zur richtigen Diagnosestellung. Allerdings schlieĂt eine benigne Histologie am Abradat ein Sarkom nicht aus. Eine adĂ€quate PrimĂ€rtherapie hĂ€ngt entscheidend von der prĂ€operativen Diagnosestellung ab. Bei den LG-ESS stellt die Fehldiagnose LM mit einem Anteil von 70% die hĂ€ufigste Indikation zur Operation. Das fĂŒhrt dazu, dass 58% der LG-ESS-Patientinnen nicht mit der erfolgversprechendsten PrimĂ€rtherapie behandelt werden. Aber auch die aggressiveren HG-ESS/UUS werden nur in 65% der FĂ€lle unter MalignitĂ€tsverdacht operiert. Da bei den HG-ESS/UUS prĂ€operativ wesentlich seltener der Verdacht auf ein LM gestellt wurde, konnte, im Vergleich zu den an einem LG-ESS Erkrankten, ein gröĂerer Anteil dieser Patientinnen adĂ€quat therapiert werden. Die erstmalig durchgefĂŒhrte Auswertung der Beschreibungen des OP-Situs hat ein unterschiedliches Bild ergeben. Einerseits scheint es bestimmte AuffĂ€lligkeiten zu geben, die den Verdacht auf ein Sarkom lenken können. Andererseits wurden viele Tumoren auch intraoperativ mit einem benignen Prozess verwechselt oder als nicht dokumentationswĂŒrdig angesehen. Die eigentliche Diagnose wird, insbesondere die LG-ESS betreffend, meist als Zufallsbefund am HysterektomieprĂ€parat gestellt. Aber auch die Diagnosefindung am Resektat gestaltet sich mitunter schwierig. HĂ€ufig ist die eigentliche Diagnose erst nach einer Zweitbegutachtung durch einen Experten zustande gekommen. In EinzelfĂ€llen konnte auch nach Konsultation mehrerer Experten keine Diagnose gestellt werden, oder eine Diagnosestellung war erst nach Untersuchung des Rezidivs möglich. Der ĂŒberwiegende Anteil der LG-ESS ist zum Zeitpunkt der Erstdiagnose mit fast 70% noch auf den Uterus beschrĂ€nkt. Auch viele HG-ESS/UUS befinden sich zum Zeitpunkt der Erstdiagnose noch in einem Anfangsstadium; allerdings haben sich beim Vergleich des Anteils der bereits erfolgten Fernmetastasierung deutliche Unterschiede ergeben. Die Auswertung der mittleren gröĂten Tumorausdehnung am Resektat bei Erstdiagnose ergab signifikante Unterschiede zwischen den HG-ESS, den UUS und den meist deutlich kleineren LG-ESS. Im Vergleich zum LG-ESS traten Rezidive bei HG-ESS/UUS-Patientinnen sowohl hĂ€ufiger als auch deutlich frĂŒher auf. Mit einem Anteil von 69% der LG-ESS und 87% der HG-ESS/UUS hatten die meisten Rezidive der zum Zeitpunkt der Erstdiagnose noch auf den Uterus beschrĂ€nkten Tumoren, die Grenzen des kleinen Beckens ĂŒberschritten. Ferner rezidivierten LG-ESS, die zum Zeitpunkt der Erstdiagnose auf den Uterus beschrĂ€nkt waren hĂ€ufiger als bereits fortgeschrittene Erkrankungen. Das lĂ€sst sich durch die hĂ€ufige prĂ€operative Verwechslung mit einem LM und der daraus resultierenden inadĂ€quaten PrimĂ€rtherapie begrĂŒnden, welche in einem signifikanten Zusammenhang zum Auftreten pelviner Rezidive steht. Die Patientinnen mit einem HG-ESS/UUS sterben hĂ€ufiger und frĂŒher, als die an einem LG-ESS erkrankten Frauen.