Der hohe Anteil an inadĂ€quat unter der Diagnose Leiomyom des Uterus operierten uterinen Sarkomen ist hauptsĂ€chlich der mangelnden Datenlage zu den uterinen Sarkomen und der schwierigen prĂ€operativen Abgrenzung zu den regelhaften Leiomyomen oder dessen Varianten geschuldet. Die mit einer Morcellation eines uterinen Sarkoms einhergehende Prognoseverschlechterung sollte vermieden werden. Die Zielsetzung der vorliegenden Promotion bestand darin, Charakteristika von regelhaften Leiomyomen des Uterus an einem gröĂeren Patientinnenkollektiv anamnestisch, klinisch und paraklinisch zu definieren. DarĂŒber hinaus wurden die zufĂ€llig gefundenen Leiomyomvarianten gesondert betrachtet. Weiterhin erfolgte eine Analyse verschiedener Laborparameter, die laut Literatur zur prĂ€operativen Abgrenzung von benignen und malignen Tumoren geeignet sein sollen. HierfĂŒr wurden LDH-Werte, die neutrophilen Granulozyten/Lymphozyten-Ratio (NLR) und die Lymphozyten/Monozyten-Ratio (LMR) bei Patienten mit regelhaften Leiomyomen analysiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden anschlieĂend mit der Promotion von Köller und Riechmann verglichen, die unter Ă€hnlichen Erhebungs- und Auswertungsbedingungen Leiomyomdaten gesammelt haben. Die bereits abgeschlossene Promotion von Dennis und Lehr mit 3786 Patientinnen diente als Basis fĂŒr die Formulierung der zu erhebenden Variablen. Da diese Arbeit im Rahmen der Promotions- und Forschungsgruppe fĂŒr genitale Sarkome (PFGS) des Deutschen klinischen Kompetenzzentrums fĂŒr genitale Sarkome und Mischtumore (DKSM) entstanden ist, wurden zum einen die hier gewonnen Daten dem DKSM zur weiteren Auswertung zur VerfĂŒgung gestellt, zum anderen wurden die innerhalb der PFGS erhobenen Leiomyosarkom- Daten wiederum mit den eigenen Leiomyomdaten verglichen. Zweck der Leiomyom- Charakterisierung war es also, mögliche Determinanten der prĂ€operativen Differenzierung zwischen Leiomyomen und uterinen Sarkomen zu definieren.
ZunĂ€chst wurden im Rahmen dieser Arbeit von Mai 2011 bis November 2014 alle Patientinnen mit der Operationsdiagnose uterines Leiomyom und der Operationsmethode suprazervicale laparoskopische Hysterektomie, die in der gynĂ€kologischen, ambulant operativen Einrichtung GynVelen operiert wurden, retrospektiv ausgewertet. Als die PFGS begann, die oben genannten Laborwerte bei Leiomyomen und uterinen Sarkomen zu analysieren, wurden je 50 DatensĂ€tze im Zeitraum von Februar bis November 2016 (GynVelen) und von Januar bis April 2016 (GynMĂŒnster) prospektiv ausgewertet. Insgesamt konnten 199 regelhafte Leiomyome, 96 zellreiche Leiomyome, 4 mitotisch aktive Leiomyome, 2 Lipoleiomyome, 1 Leiomyom mit bizarren Kernen und 1 glattmuskulĂ€rer Tumor mit unsicherem malignen Potential (STUMP) erfasst werden.
Signifikante Unterschiede zwischen den regelhaften Leiomyomen und dessen Varianten konnten nicht festgestellt werden. So waren die Patientinnen mit regelhaften Leiomyomen (n=199) im Mittel 44,9 Jahre alt und zeigten eine mittlere TumorgröĂe von 4,53 cm, wĂ€hrend diese Werte bei den zellreichen Leiomyomen bei 44,56 Jahre und 4,84cm lagen. Die regelhaften Leiomyome waren in 46,22 % der FĂ€lle ein solitĂ€rer Tumor, wĂ€hrend die zellreichen Leiomyome mit 53,12 % mehrfach als solitĂ€rer Tumor vorlagen. Die solitĂ€ren, zellreichen Leiomyome waren mit im Mittel 1 cm signifikant (p=0,023) gröĂer als die multiplen, zellreichen Leiomyome. Die regelhaften, solitĂ€ren Leiomyome waren ebenfalls gröĂer als die multiplen (4,99 cm zu 4,19 cm), hier konnte ebenso eine Signifikanz festgestellt werden (p=0,007).
Die EntitĂ€t des zellreichen Leiomyoms trat in dem dieser Arbeit zugrunde liegendem Patientinnenkollektiv deutlich hĂ€ufiger auf als in den vergleichbaren Gruppen anderer Promotionsarbeiten der PFGS. Dieses Ergebnis wurde dem zustĂ€ndigen pathologischen Institut mitgeteilt sowie mögliche Ursachen anschlieĂend erörtert.
Ăber den Referenzwert erhöhte LDH-Werte, eine erhöhte NLR sowie eine erniedrigte LMR kamen auch bei Leiomyomen vor. Der LDH-Wert lag bei den regelhaften Leiomyomen im Mittel bei 208,77 U/l. Es konnte eine signifikante, positive Korrelation zwischen dem LDH- Wert und der TumorgröĂe bzw. dem Alter bei Operation festgestellt werden. Weiter unterschied sich der LDH-Wert bei einer TumorgröĂe von < 5 cm und â„ 5 cm mit einem p=0,03 signifikant. Bei den zellreichen Leiomyomen war der LDH-Wert mit im Mittel 203,22 U/l sogar etwas niedriger als bei den regelhaften Leiomyomen. Eine Signifikanz bestand jedoch weder im Vergleich mit den regelhaften Leiomyomen noch in Bezug des LDH-Werts auf die TumorgröĂe bzw. das Alter.
Die NLR lag bei den regelhaften Leiomyomen im Mittel bei 2,2. 50 % der Leiomyome zeigten eine NLR von >2,05, 25 % eine NLR > 2,61 und 5 % > 4,56. Bei den zellreichen Leiomyomen lag die NLR im Mittel bei 2,3. Hier zeigten 50 % eine NLR von > 2,2, 25 % eine NLR von > 2,55 und 5 % eine NLR von > 4,56. Bei beiden EntitĂ€ten bestand eine positive Korrelation zwischen der NLR und der TumorgröĂe (regelhafte Leiomyome, Korrelationskoeffizient: 0,292, p=0,022; zellreiche Leiomyome, Korrelationskoeffizient: 0,35, p=0,03), bei den zellreichen Leiomyomen konnte darĂŒber hinaus ein hoch signifikanter Unterschied in der NLR bei Tumoren < 5 cm und â„ 5 cm mit einem p=0,009 festgestellt werden.
Die LMR lag bei den regelhaften Leiomyomen im Mittel bei 4,8 und bei den zellreichen Leiomyomen bei 4,69. Es wurden jeweils negative Korrelationskoeffizienten bei dem Bezug von der LMR auf das Alter bei Operation bzw. der TumorgröĂe festgestellt, diese waren jedoch nicht signifikant. Allein die LMR bei Patientinnen mit einem regelhaften Leiomyom unterschied sich signifikant zwischen Patientinnen mit einem Alter von < 35 Jahren und â„ 35 Jahren (p=0,043).
In der Auswertung der Leiomyomdaten der vorliegenden Promotion und den Daten von Köller und Riechmann konnte ein signifikanter Unterschied (p<0,001) zwischen den Leiomyomen (Krichbaum, n=199; Köller und Riechmann, n=470) und den Leiomyosarkomen der PFGS des DKSM (n=271) bei den Variablen Alter, TumorgröĂe, SolitĂ€rtumor, Zusatzblutung, Postmenopausestatus, schnelles Tumorwachstum und auffĂ€llige Sonographie festgestellt werden.
Diese Variablen scheinen also zur prÀoperativen Unterscheidung zwischen Leiomyomen und Leiomyosarkomen geeignet zu sein.
Im Ergebnis dieser und der Arbeit von Köller und Riechmann konnte vom DKSM in Zusammenarbeit mit dem Institut fĂŒr Bioinformatik der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald ein zur Publikation eingereichter LMS-Risiko-Score entwickelt werden, der zur Entscheidung ĂŒber eine geeignete Operationsmethode bei vermuteten LM verwendet werden kann.
Ein weiteres wesentliches Ergebnis dieser Arbeit ergibt sich aus den erhobenen Werten der neutrophilen Granulozyten/Lymphozyten-Ratio (NLR) und der Lymphozyten/Monozyten- Ratio (LMR). Die NLR lag bei den regelhaften Leiomyomen im Mittel bei 2,2, nur ca. 5 % wiesen eine NLR von â„ 4,5 auf. Der in der Literatur diskutierte NLR-Grenzwert von â„ 2,1 bzw. â„ 2,12 wurde also regelhaft ĂŒberschritten. Eine NLR von â„ 4,5 wird somit als neuer Grenzwert zur ĂberprĂŒfung vorgeschlagen. Die LMR lag bei den regelhaften Leiomyomen im Mittel bei 4,8, allerdings unterschritten immerhin noch 14,75% der ermittelten Werte den in der Literatur diskutierten Grenzwert von < 2,85. Da weniger als 5 % der regelhaften LM eine LMR von <2,3 aufwiesen, wird dieser Wert als neuer Grenzwert zur ĂberprĂŒfung empfohlen.
Uterine Leiomyosarkome (LMS) sind eine RaritĂ€t und dementsprechend ist fĂŒr eine CT- und MRT-Bildgebung kaum Datenmaterial verfĂŒgbar.
GynĂ€kologen haben als âradiologische Laienâ groĂe Probleme, vorliegende Bilder selbst zu interpretieren bzw. die physikalischen Befundbeschreibungen einem morphologischen Befund oder einer Diagnose zuzuordnen. Das Ziel dieser Arbeit bestand daher darin, erstmals anhand eines gröĂeren Patientinnenkollektivs zusĂ€tzlich aus den Daten zur Indikation einer CT/MRT beim LMS Informationen zu gewinnen, die es auch dem nichtradiologischen Anwender ermöglichen aufgrund von typischen Befunden uterine LMS selbst besser zu erkennen.
Ausgewertet wurden 235 LMS - BeratungsfĂ€lle des Deutschen klinischen Kompetenzzentrums fĂŒr genitale Sarkome und Mischtumore an der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald, bei denen eine CT- oder MRT- Untersuchung dokumentiert war, aus einem Zeitraum von August 2009 bis MĂ€rz 2017.
Eine prĂ€operative CT (n = 69) bzw. MRT (n= 12) wurde nur selten angewendet. Die hĂ€ufige klinische Fehldiagnose als LM (65,7 %) fĂŒhrte dazu, dass in 81,4 % bzw. 92,9 % der FĂ€lle keine prĂ€operative CT bzw. MRT und somit keine weiterfĂŒhrende bildgebende Diagnostik erfolgt ist. In der prĂ€operativen CT bzw. MRT wurde in nur 14 % bzw. 18,2 % der FĂ€lle der V. a. ein Sarkom gestellt. Diese Daten sind fĂŒr den klinisch praktizierenden Arzt unbefriedigend. Die CT diente bei einem prĂ€operativ bereits bekanntem LMS jedoch vorrangig der Ausbreitungsdiagnostik, mit der zu diesem Zeitpunkt in 17,6 % bereits Metastasen erkannt wurden.
Am hĂ€ufigsten (17,5 %) wurde in der CT von den Radiologen eine nicht nĂ€her bezeichnete Raumforderung/tumoröse LĂ€sion beschrieben. In 10,5 % der FĂ€lle wurden ein auffĂ€lliges Myom bzw. ein âinfizierter Uterus myomatosusâ oder ein âzentral nekrotisierendes Myomâ angefĂŒhrt. Differentialdiagnosen zu einem in der CT-Untersuchung gesehenen Tumor lagen in 12,3 % der FĂ€lle vor. Vermutet wurden dabei vom Ovar ausgehende Tumoren, wie Fibrome oder Granulosazelltumore. Aber auch ein Zervixkarzinom, ein Uterussarkom ohne nĂ€here Bezeichnung, eine fokale Adenomyosis uteri, ein Endometriumkarzinom und ein Korpuskarzinom wurden als Differentialdiagnose in Betracht gezogen.
In den 12 FĂ€llen der MRT lauteten die Befunde je einmal âV.a. Sarkom,â âtumoröse LĂ€sion bzw. Raumforderungâ, âauffĂ€lliges Myomâ bzw. âunauffĂ€lliges Myomâ. Der Verdacht auf ein anderes Malignom, in diesem Fall auf ein Ovarialkarzinom, ergab sich in einem Fall. Als Differentialdiagnose wurde in einem Fall ein Tumor, der vom Ovar ausgeht, wie z.B. ein Fibrom oder ein Granulosazelltumor, betrachtet.
Bei der Auswertung der Ăbereinstimmung der tatsĂ€chlichen TumorgröĂe aus dem pathologisch-anatomischen Befund mit der TumorgröĂe in der Bildgebung fĂ€llt auf, dass die TumorgröĂe in der HĂ€lfte der FĂ€lle in der CT gröĂer beschrieben wird, wĂ€hrend sie in der MRT zu gleichen Anteilen (je 37,5 %) gröĂer und kleiner als im pathologisch-anatomischen Befund angegeben wird. Eine Ăbereinstimmung hinsichtlich der zystischen Anteile im Tumor und dem pathologisch-anatomischen Befund lag nur in der CT vor. Hingegen zeigt sich in allen FĂ€llen eine Ăbereinstimmung zwischen den in der Bildgebung beschriebenen zentralen Nekrosen und dem pathologisch-anatomischen Befund.
Aufgrund der postoperativen Zufallsdiagnose LMS und der konsekutiven Staging- bzw. Nachsorgeuntersuchungen wurde eine CT (136 FĂ€lle) bzw. eine MRT (29 FĂ€lle) postoperativ deutlich hĂ€ufiger angewendet. Bei einer unmittelbar postoperativ durchgefĂŒhrten CT lagen in nur 5,1 % der FĂ€lle Metastasen vor, wĂ€hrend bei einer CT, die ĂŒber einen Monat nach der Operation stattgefunden hat, bereits bei 41,7 % der Patientinnen Metastasen mehrheitlich in der Lunge nachgewiesen werden konnten. In allen 34 (25 %) CT und 11 (37,9 %) MRT, die unter der Indikation âRezidivdiagnostikâ durchgefĂŒhrt wurden, zeigte sich in der Bildgebung tatsĂ€chlich ein Rezidiv. Pelvine Rezidive waren dabei in der CT mit 67,6 % und in der MRT mit 72,7 % die hĂ€ufigste Lokalisation.
Zusammenfassend sprechen nach den eigenen Daten und der berĂŒcksichtigten Fachliteratur folgende Kriterien fĂŒr ein LMS: MRT - irregulĂ€re und schlecht definierte Tumorgrenzen, eine hohe SignalintensitĂ€t in der T2W in Kombination mit hyperintensen Abschnitten in der T1W sowie Zeichen von Zysten und/oder Nekrosen. CT - groĂe unregelmĂ€Ăig begrenzte Tumoren mit unterschiedlichen DensitĂ€ten im Sinne von Nekrosen und/oder Zysten und/oder Einblutungen. Die Aussagekraft der CT hinsichtlich der TumorentitĂ€t ist sehr begrenzt.
Da die analysierten diagnostischen Aussagen zur CT- und MRT-Bildgebung fĂŒr den Anwender unbefriedigend waren, sollte daher die interdisziplinĂ€re Zusammenarbeit zwischen Radiologen und GynĂ€kologen verbessert werden. Voraussetzung dafĂŒr ist, dass dem Radiologen ausreichend anamnestisches und diagnostisches Material (einschlieĂlich Laborwerte z.B.: LDH) mit gezielter Fragestellung zur VerfĂŒgung gestellt und ihm zusĂ€tzlich nach der Enddiagnose der genaue morphologische Befund ĂŒbermittelt wird.
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GegenwĂ€rtig gilt eine prĂ€operative Differenzierung zwischen Leiomyomen (LM), den LM-Varianten/STUMP und den uterinen Sarkomen, insbesondere den Leiomyosarkomen (LMS) und low-grade endometriale Stromasarkomen als schwierig. Konsekutiv wird ein hoher Anteil von uterinen Sarkomen unter der Indikation von LM inadĂ€quat operiert. Die Zielsetzung dieser Studie bestand darin anhand eines gröĂeren Patientinnenkollektivs histologisch gesicherte regelhafte LM anamnestisch, klinisch und paraklinisch zu charakterisieren. Des Weiteren wurden die in diesem Rahmen gefundenen LM-Varianten/STUMP und uterine Sarkome gesondert analysiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden mit den unter weitgehend identischen Erhebungs- bzw. Analyseverfahren erhobenen LM-Daten von Krichbaum aus MĂŒnster und den durch weitere Promovenden der Promotions- und Forschungsgruppe fĂŒr genitale Sarkome (PFGS) rekrutierten Sarkomdaten verglichen. Diese Daten sollten als Basis fĂŒr die Errechnung eines durch das DKSM (Deutsche klinisches Kompetenzzentrum fĂŒr genitale Sarkome und Mischtumoren) entwickelten Sarkom-Scores dienen. ZusĂ€tzlich erfolgte eine Analyse verschiedener Laborwerte (LDH, Neutrophilen/Lymphozyten-Ratio: NLR, Lymphozyten/Monozyten-Ratio: LMR) und der Ultraschallbefunde einschlieĂlich der Dopplersonographien. Insgesamt sollten Charakteristika gefunden werden, die zur Diskriminierung von LM und uterinen Sarkomen geeignet sind. Es wurden insgesamt 526 vollstĂ€ndige DatensĂ€tze von LM-Operationen, die im Zeitraum von Dezember 2015 bis Oktober 2016 in der Frauenklinik des Krankenhauses Sachsenhausen/Frankfurt durchgefĂŒhrt worden sind, prospektiv erfasst. Es wurden 470 FĂ€lle mit histologisch gesicherten, regulĂ€ren LM, sowie 36 zellreiche LM, 4 mitotisch aktive LM, 5 LM mit bizarren Kernen und 1 Lipoleiomyom, 1 Angioleiomyom und 1 myxoides LM in dieser Arbeit ausgewertet. ZusĂ€tzlich wurden 8 uterine Sarkome (3 LMS, 3 low grade endometriale Stromasarkome, 1 undifferenziertes uterines Sarkom und 1 Adenosarkom) analysiert. Von den 526 Patientinnen wurden 521 (470 LM, 46 LM-Varianten und 5 uterine Sarkome) unter der Diagnose LM aufgenommen und operiert. Bei den Parametern Alter, TumorgröĂe, Menopausestatus, intermenstruelle Blutung, auffĂ€llige Sonographie, schnelles Tumorwachstum und SolitĂ€rtumor zeigte sich ein hochsignifikanter Unterschied (p < 0,001) zwischen den LM-Pat. der vorliegenden Promotion und von Krichbaum auf der einen und den 236 LMS der Promovenden der PFGS auf der anderen Seite. Es ergaben sich Hinweise, dass LMS eine höhere LDH und NLR sowie eine niedrigere LMR aufweisen. Erhöhte LDH-Werte sowie eine erhöhte NLR und eine erniedrigte LMR kamen auch bei den LM vor. So wiesen die Patientinnen mit einer TumorgröĂe > 5 cm, aber auch mit stark degenerativ verĂ€nderten LM signifikant höhere LDH-Werte, als Frauen mit einer TumorgröĂe †5 cm (p = 0,04334) und LM ohne degenerative VerĂ€nderungen (p= 0,0052) auf. Die NLR von Frauen â„ 35 Jahre war signifikant höher, als bei denen mit < 35 Jahren (p = 1,4 x 10-5) und die LMR war bei â„ 35 Jahren signifikant niedriger, als bei den Frauen < 35 Jahren (p = 0,0007). Bei der Thrombozytenzahl ergaben sich gleichfalls Hinweise, dass LMS (n = 3; Mittelwert: 398 Tsd/ÎŒl) und LM (n = 469; Mittelwert: 279,42 Tsd/ÎŒl) unterschiedlich hohe Werte aufweisen. Aufgrund der geringen Fallzahl der Sarkome lieĂen sich die Ergebnisse statistisch nicht sichern. Die Sonographie ist die wichtigste diagnostische Untersuchung zur Unterscheidung zwischen LM und LMS. 9,79 % der LM und 82,63 % der LMS des DKSM wiesen einen auffĂ€lligen Sonographiebefund auf. Dopplersonographisch lieĂen sich bei den uterinen Sarkomen bzw. LMS wegen der niedrigen Zahl der uterinen Sarkome lediglich Trends erkennen. Die uterinen Sarkome zeigten eine eher zentrale Durchblutung und ein LMS (1 von 2 Pat.) hatte eine stĂ€rker ausgeprĂ€gte Durchblutung, wĂ€hrend die LM (n = 290) eher peripher (81,03 %) und weniger stark durchblutet waren. Nur 5,17 % der LM zeigten eine auffallend starke Durchblutung. Im Rahmen dieser Studie wurde der RI zentral und peripher im Tumor und in der A. uterina gemessen. Der zentrale RI der uterinen Sarkome (4 Messwerte) lag mit einem Mittelwert von 0,43 unter dem der LM (162 Messwerte) mit 0,58. Bei den LMS (2 Messwerte) wurden mit einem mittleren RI zentral von 0,35 sehr niedrige Werte gemessen. Zum Teil wiesen auch LM einen niedrigen RI auf. Der RI zentral (p = 0,0002) und der RI peripher (p= 1,59 x 10-7) waren bei LM mit einer TumorgröĂe > 5 cm hochsignifikant niedriger, als bei einer TumorgröĂe †5 cm. Dies traf bei dem RI der A. uterina nicht zu (p= 0,3805). Auch der RI zentral (p = 0,0411) und der RI peripher (p = 1,74 x 10-5) der solitĂ€ren LM war signifikant niedriger, als der RI, der im gröĂten Tumor bei multiplen LM gemessen wurde. Die Daten dieser Analyse mit 470 LM und die Daten der Promotion Krichbaum mit 199 LM wurden direkt fĂŒr die Berechnung des prĂ€operativen LMS-Risiko-Scores verwendet. Letztere erfolgte unter HinzufĂŒgung der LMS-Daten des DKSM im Institut fĂŒr Bioinformatik der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald. Dieser Score wurde zwischenzeitlich zur Publikation eingereicht.
Mittels der vorliegenden Dissertation sollten, anhand eines gröĂeren Patientinnenkollektivs, uterine Leiomyosarkome (LMS) umfassend charakterisiert werden um als Vergleichsmaterial zu regelhaften Leiomyomen (LM) fĂŒr die Errechnung eines prĂ€operativen LMS-Risiko-Scores zu dienen.
Zu diesem Zweck wurden insgesamt 240 LMS-BeratungsfĂ€lle des Deutschen klinischen Kompetenzzentrums fĂŒr genitale Sarkome und Mischtumoren der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald (DKSM) aus dem Zeitraum August 2009 â September 2017 retro- und prospektiv erfasst und analysiert. Von diesen wurden 154 FĂ€lle einer vorangegangenen Promotion (126) des DKSM entnommen. Letztere wurden mit erweiterten bzw. neu hinzugekommenen Kriterien aktualisiert. Um eine vergleichende Auswertung mit LM zu ermöglichen, war es erforderlich, die relevanten Kriterien in ein Schema zu integrieren, das simultan bei den LM-Analysen der anderen Arbeitsgruppen des DKSM zur Anwendung kam.
Das mediane Alter von 52 Jahren und die höchste Inzidenz zwischen 50 â 59 Jahren decken sich mit Angaben aus der Literatur. Der Anteil postmenopausaler Frauen lag mit 60,8 % ĂŒber den ermittelten Werten anderer Autoren.
Die anamnestischen Angaben, wie eine Tamoxifenexposition, eine vorausgegangene medikamentöse Therapie mit Ulipristalacetat (UPA) und vorausgegangene Operationen wegen Varianten des LM und eines STUMP (glattmuskulÀrer Tumor mit unsicherem malignem Potential) spiegeln die Literaturangaben nur bedingt wider. Ein Therapieversagen von UPA bei symptomatischen LM scheint ein Hinweis auf ein uterines Sarkom zu sein. Allerdings wurden in dieser Untersuchung insgesamt nur 8 entsprechende FÀlle gefunden. Eine vorausgegangene Operation wegen Varianten des LM bzw. eines STUMP fand sich nur in 2,1 % der FÀlle.
Betreffs der Blutungsstörungen wurden bei 44 % der prĂ€menopausalen Frauen intermenstruelle Zusatzblutungen und bei 45,2 % Blutungen in der Postmenopause beschrieben. Zudem wurden tumorbezogene Symptome ohne jegliche Blutungsstörungen, wie uterine oder Unterbauchschmerzen, ein vermehrter Harndrang sowie ein DruckgefĂŒhl oder eine Zunahme des Abdominalumfanges in 46,3 % der FĂ€lle beobachtet.
In mehr als der HÀlfte der FÀlle (53,4 %) lag ein schnelles Tumorwachstum vor. Der Wert lag in der Postmenopause sogar bei 55,5 %. In 45,5 % wurde das LMS als weich bzw. auffÀllig weich beschrieben.
In 99,6 % aller FĂ€lle wurde eine diagnostische Sonografie durchgefĂŒhrt. Dabei zeigte sich in 82 % ein als auffĂ€llig bezeichneter Befund.
Der Durchmesser der beobachteten LMS betrug median 9 cm. Am hĂ€ufigsten wiesen die LMS eine GröĂe zwischen 6 â 10 cm auf. Der Anteil der solitĂ€ren LMS (keine zusĂ€tzlichen LM) lag bei 51,7 %. Der mittlere Durchmesser der solitĂ€ren LMS betrug 10,3 cm.
Bei 73 der FĂ€lle (30 %) wurde eine diagnostische Abrasio oder eine direkte Biopsie durchgefĂŒhrt. Unter diesen wurde nur in 38,4 % primĂ€r die richtige Diagnose gestellt. Die Literaturangaben zur Stadienverteilung der LMS decken sich nicht mit eigenen Ergebnissen, nach denen sich 79,6 % der FĂ€lle im Stadium I und nur 0,4 % im Stadium IV befanden. Ebenfalls widersprechen die eigenen Daten den Angaben bezĂŒglich einer Lymphknotenbeteiligung. In insgesamt 80,4 % (n = 189 FĂ€lle) wurde keine Lymphonodektomie (LNE) durchgefĂŒhrt. Insgesamt 10,9 % der LMS mit einer LNE (n = 46 FĂ€lle) wiesen positive Lymphknoten auf.
Die Literaturangaben zur Netz- und Zervixbeteiligung konnten bestÀtigt werden. Von 235 operierten Frauen fand nur in 21 FÀllen (13,2 %) eine Netzresektion statt. In 4 dieser FÀlle war das Netz vom Tumor befallen. In 15,1 % der FÀlle der vorliegenden Arbeit wurde ein Zervixbefall im Sinne einer Infiltration durch einen korporalen Tumor bzw. einer primÀren Lokalisation in der Zervix gefunden.
In insgesamt 67,7 % aller FÀlle wurde das LMS primÀr nicht erkannt und konsekutiv unter der falschen Indikation operiert. In 66,0 % bildete ein LM die Operationsindikation bei der Enddiagnose LMS. Dementsprechend wurden nur 35,7 % der LMS mittels totaler Hysterektomie ohne Uterus- und/oder Tumorverletzung operiert.
In 71,3 % der FĂ€lle lagen Daten zur Mitosenzahl je 10 HPF vor. Der errechnete Mittelwert aller LMS betrug 20,7 M/10 HPF und speziell die der spindelzelligen LMS 21,7 M/10 HPF. Diese Zahlen decken sich mit den Angaben aus der Literatur. Das gilt gleichermaĂen fĂŒr die Expression des Ki67-Antigens (im Mittel 37,2 %). Die 5-Jahres- Ăberlebenswahrscheinlichkeit (Nomogramm Overall Survival Probability nach Zivanovic) lag bei 144 berechenbaren FĂ€llen median bei 48 %. In den vorliegenden FĂ€llen konnten in 8,3 % primĂ€re Fernmetastasen nachgewiesen werden. Diese fanden sich mit 65,1 bzw. 25,3 % am hĂ€ufigsten in der Lunge und/oder der Leber. Eine Ausbreitung in die Knochen sowie in die Knochen plus simultan in jegliche anderweitigen Strukturen lag nur in jeweils 6,0 % vor.
Die gewonnenen Ergebnisse wurden in der Zentrale des DKSM zur Berechnung des LMS-Risiko-Scores mittels Vergleich mit 670 prospektiv analysierten LMS aus 2 weiteren Promotionen verwendet. Der Score ist zwischenzeitlich publiziert worden.
Uterine Leiomyosarkome, Epidemiologie, Klinik, pathologisch anatomische Befunde und PrimÀrtherapie
(2016)
Das LMS ist das hĂ€ufigste uterine Sarkom. Nach unseren Daten liegt der Alter bei Erstdiagnose zwischen 31 und 90 Jahren (median 52, im Mittel 53,5 Jahre). Das LMS tritt im Vergleich zum LM damit etwa 10-15 Jahre spĂ€ter auf. Wenn man das Menopausealter etwa bei 52-53 Jahren annimmt, befinden sich etwa 50 % der LMS-Patientinnen bereits in der Postmenopause. Es gibt mehrere GrĂŒnde, warum sich eine prĂ€operative LMS-Diagnose schwierig gestaltet. Erstens sind die LMS-Symptome sehr unspezifisch. Mit Blutungsstörungen (33,1 %), Myom-Ă€hnlichen Beschwerden (14,9 %) und Schmerzen (14,3 %) im Vordergrund passt der Bild zu anderen, nicht zwingend malignen, Krankheiten. Zweitens liefert die bei Blutungsstörungen indizierte HSK mit fraktionierter Abrasio im Fall des regelhaft innerhalb des Myometriums entstehenden LMS in 54,5 % falsch negative und nur etwa 25 % richtig positive Ergebnisse. Bei der regulĂ€ren gynĂ€kologischen Untersuchung werden die o.g. Symptome meist nur bestĂ€tigt und in 23,6 % ein vergröĂerter Uterus bzw. ein Uterustumor getastet. Erst eine ausfĂŒhrliche sonographische AbklĂ€rung unter BerĂŒcksichtigung sonographischer Charakteristika von uterinen LMS kann behilflich sein. In der von uns untersuchten Gruppe wurde im Ultraschall in 77,2 % ein auffĂ€lliger Tumor bzw. suspektes Myom beschrieben. Mittels einer CT kann keine spezifische Diagnose gestellt werden. Sie eignet sich am besten einer Ausbreitungsdiagnostik. Die Aussage ĂŒber den Nutzen von MRT ist bei einer Fallzahl von 6 Befunden sehr eingeschrĂ€nkt. Das LM ist die wichtigste Differentialdiagnose beim Verdacht auf ein LMS. In insgesamt 72,3 % aller analysierten FĂ€lle war das LMS ein Tumor mit einer mittleren GröĂe von 9,1 cm. In 41 von 148 FĂ€llen (27,7 %) wurden neben einem LMS ein oder mehrere LM diagnostiziert. Obwohl die LM keine Vorstufen des LMS darstellen und die Inzidenz der LMS in keinem Zusammenhang mit der der LM steht, fanden sich in unserer Kohorte in 6 FĂ€llen Hinweise auf einen pathogenetischen Zusammenhang zwischen diesen zwei EntitĂ€ten. Nur in 14,6 % wird prĂ€operativ die Verdachtsdiagnose LMS richtig gestellt. Vorrangig aus diesem Grund werden die LMS in 50,6 % der FĂ€lle unter der Diagnose eines Myoms bzw. Uterus myomatosus operiert. Die Folge ist zwangslĂ€ufig eine fĂŒr LMS inadĂ€quate operative Therapie. Diese Ergebnisse zeigen, dass bei jedem neu aufgetretenen LM und bei jedem LM mit auffĂ€lligem Wachstum nach Risikofaktoren fĂŒr ein LMS gesucht werden bzw. eine exakte Anamnese erhoben werden muss. Die LMS-Prognose ist insgesamt schlecht und hĂ€ngt von mehreren Faktoren ab. Laut unseren Daten wird die Erstdiagnose vor allem im Stadium I (68,9 %) und im Stadium IV (14,2 %) gestellt (FIGO Stadieneinteilung ab 2009). Eine primĂ€re Metastasierung liegt bei ca. 18 % der Patientinnen vor. Sonst betrĂ€gt Zeit bis zum Auftreten der ersten Metastasen weniger als 1 Monat bis maximal 10 Jahre, die meisten Tumoren metastasieren jedoch in den ersten 18. Monaten nach der primĂ€ren Operation. Die Prognose hĂ€ngt von der Korrektheit der primĂ€ren Operation, der TumorgröĂe und dem Alter der Patientinnen ab. Bei 27,7 % der adĂ€quat operierten und bei 28,3 % der inadĂ€quat operierten Patientinnen kam zu einem Progress. Dabei fiel auf, dass in der Gruppe mit adĂ€quater Operation die Tumoren primĂ€r gröĂer und die Frauen Ă€lter waren. Aufgrund dieser Befunde errechnete sich nach dem Prognosescore nach Zivanovic eine primĂ€r schlechtere Prognose fĂŒr diese TumorentitĂ€t. TatsĂ€chlich war diese, wenn auch nur im Trend besser als nach einer inadĂ€quaten Operation. Diese Daten lassen einen ungĂŒnstigen prognostischen Einfluss inadĂ€quater Operationen auf die Prognose vermuten. Nach adĂ€quater Therapie wurden mit zunehmenden Abstand zur Operation die Metastasen bzw. Rezidive zudem deutlich seltener (ĂŒber 5 Jahre 0,00 %). Anhand unserer Daten fanden sich die LMS-Metastasen mehrheitlich in der Lunge (41,2 %), in dem Darm (13,7 %) und in der Leber (11,8 %). Alle uterinen Tumoren, die in irgendeiner Weise auf ein LMS im Besonderen bzw. auf ein uterines Sarkom im Allgemeinen verdĂ€chtig sind, sollen ohne Tumor- bzw. Uterusverletzung mittels totaler HE operiert werden. In dem von uns untersuchten Material wurden insgesamt 101 von 147 Patientinnen (68,7 %) vom Umfang (!) her mittels totaler abdominaler bzw. laparoskopische HE adĂ€quat operiert. Trotzdem erfolgte auch in diesen FĂ€llen in etwa 15 % ein Morcellement. ZusĂ€tzliche operative MaĂnahmen wie eine Adnexektomie, eine LNE und eine Omentektomie sind bei auf den Uterus begrenzten LMS nicht indiziert. In unserer Gruppe wurden sie trotzdem in 63,9 %, 29,1 % und 20,9 % aller operierten Patientinnen durchgefĂŒhrt. Bei der Ovarektomie muss aber bedacht werden, dass sich ein groĂer Teil der Frauen in der Postmenopause befunden hat. Zusammenfassend besteht das gröĂte Problem fĂŒr die exakte operative Therapie eines LMS darin, diesen Tumor prĂ€operativ zu erkennen. Laut der vorliegenden Analyse ist in 72,7 % die primĂ€re Operationsindikation nicht korrekt. Die meisten LMS sind somit intraoperative Zufallsbefunde. Um diese unbefriedigende Situation zu Ă€ndern, wurde von Seiten des DKSM ein entsprechendes diagnostisches FlieĂschema vorgeschlagen. Diese Arbeit ist in Rahmen der âPromotions- und Forschungsgruppe genitale Sarkomeâ des DKSM entstanden (http://www.medizin.uni-greifswald.de/gyn/dksm/).