Die Arbeit setzt sich mit dem Begriff des raumbedeutsamen Vorhabens im Sinne des § 3 Abs. 1 Nr. 6 Raumordnungsgesetz (ROG) auseinander und versucht, diesen Begriff zu konkretisieren. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass die Legaldefinition in § 3 Abs. 1 Nr. 6 ROG kaum zur Konkretisierung beitrĂ€gt und der Subsumtion nicht unmittelbar zugĂ€nglich ist. Er spricht sich aus diesem Grund dafĂŒr aus, dass eine Konkretisierung dieses Begriffs durch die Bildung von vorhabenbezogenen Fallgruppen zu erfolgen hat.
Sodann werden auf Basis der Methode des typisierenden Fallvergleichs Fallgruppen fĂŒr die Vorhabentypen âWindenergieanlagenâ, âEinzelhandelsbetriebeâ und âAbgrabungenâ erarbeitet. Hierzu wurde die einschlĂ€gige Rechtsprechung zu dieser Thematik ausgewertet. Die Fallgruppenbildung trĂ€gt dazu bei, den Begriff der Raumbedeutsamkeit zu konkretisieren und die Handhabung dieses wertungsoffenen Begriffs in der Praxis zu erleichtern.
DarĂŒber hinaus diskutiert der Autor unter verschiedenen Gesichtspunkten den in Teilen der Literatur vertretenen Ansatz, unter bestimmten Bedingungen den TrĂ€gern der Raumplanung zuzugestehen, die Raumbedeutsamkeit eines Vorhabentypus (z.B. Windenergieanlagen) abstrakt-tatbestandlich in Form eines Ziels der Raumordnung festzusetzen. Diesem Ansatz schlieĂt er sich im Ergebnis an.
Der Ansatz von âSpace Syntaxâ - einem nunmehr etablierten Werkzeug weltweiter Analyse- und Planungspraxis - geht in seinen Theorien und Methoden von der Annahme aus, dass durch Architektur definierte rĂ€umliche Anordnungen als Produkte gemeinschaftlichen Handelns aufzufassen und insofern sowohl Bedingung als auch Ausdruck sozioökonomischer VerhĂ€ltnisse seien. Die Strukturen rĂ€umlicher Anordnungen als Modell analytisch zu fassen und als Ausdruck sozioökonomischer VerhĂ€ltnisse zu beschreiben, ist der Anspruch dieses metatheoretischen Ansatzes, der Architektur, Soziologie und Anthropologie zusammenfĂŒhrt. Obgleich die Grundlagen in den 70er Jahren am University College in London entwickelt und 1984 von Bill Hillier und Julienne Hanson in dem Werk "The social logic of space" zur Diskussion gestellt wurden, beschrĂ€nkt sich die bisherige Kritik zumeist auf anwendungsbezogene Aspekte. Der Fokus der vorliegenden kritischen Studie konzentriert sich auf die theoretischen Grundlagen von âSpace Syntaxâ im Allgemeinen. Sie untersucht sowohl die Analysemethoden des Ansatzes als auch die daran gebundene Konzeption der Wechselwirkungen zwischen Raum und Gesellschaft. So ergibt sich eine Bestandsaufnahme, die die Grenzen und Möglichkeiten einer sozialen Logik des Raumes wissenschaftstheoretisch auslotet. Da die Wechselwirkungen zwischen Raumauffassung und GesellschaftsverstĂ€ndnis von vornherein durch die Methoden der Analysen selbst determiniert sind, werden zunĂ€chst die soziologischen und anthropologischen Implikationen der Analysemethoden identifiziert, um nachfolgend zu erörtern, inwieweit sie in den entsprechenden theoretischen Grundlegungen von âSpace Syntaxâ kohĂ€rent berĂŒcksichtigt werden. Es zeigt sich, dass die Analysemethoden auf zwei verschiedenen, indes nicht hinreichend distinkt verwendeten Raumauffassungen beruhen und einen eingeschrĂ€nkten Architekturbegriff bedingen. Zudem erweisen sich die Abstraktionsregeln des Ăbergangs vom âerlebtenâ Raum zum âmathematischenâ Raum insbesondere bei externen rĂ€umlichen Konfigurationen als unzureichend. Die Ergebnisse bezĂŒglich der Wechselwirkungen zwischen Raum und Gesellschaft deuten insgesamt darauf hin, dass die theoretischen Bezugnahmen nicht hinreichen, um eine allgemeine soziale Logik des Raumes zu rechtfertigen. Insbesondere die unzulĂ€ssige rĂ€umliche Interpretation der Durkheimâschen Unterscheidung zwischen mechanischer und organischer SolidaritĂ€t sowie die Tatsache, dass die Deutung der Ergebnisse keinem allgemeinen normativen Horizont im Sinne einer klar identifizierbaren Konzeption von Gesellschaft unterliegt, dieser vielmehr von den jeweiligen UntersuchungsgegenstĂ€nden und Agenten abhĂ€ngt, verweist auf eine grundlegende methodisch-strukturelle Problemlage. Um dieser zu begegnen, wĂ€re es möglich, zunĂ€chst den Anspruch der universellen Anwendbarkeit aufzugeben und sich auf ausgesuchte Anwendungsbereiche zu beschrĂ€nken, die den soziologischen und anthropologischen Implikationen weitestgehend entsprechen, und des Weiteren die theoretischen Grundlagen so zu erweitern, dass sich die speziellen Situationen der UntersuchungsgegenstĂ€nde hinsichtlich konkreter Wechselwirkungen zwischen Raum und Gesellschaft adĂ€quat berĂŒcksichtigen lassen.
Schutzgebiete sind Gebiete, die speziell zum Schutz und zur Sicherung der BiodiversitĂ€t sowie natĂŒrlicher und damit verbundener kultureller Ressourcen ausgewiesen sind. EuropĂ€ische Gesellschaften stellen im Schnitt zwischen 20 % und 30 % ihrer FlĂ€chen unter Schutz. Dadurch sind viele Interessen berĂŒhrt. Der Umgang mit diesen erfordert zudem ein hohes MaĂ an Verantwortung. In der vorliegenden Dissertation werden neue beziehungsweise verbesserte Instrumente fĂŒr die Planung und das Management von Schutzgebieten aufbereitet. Diese sind vom Autor an der Schnittstelle zwischen Forschung und Management-Praxisâ entwickelt worden. Die Dokumentation erfolgt vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Funktionen, Aufgaben und Entwicklung der globalen Schutzgebietssysteme. Schwerpunkt der Aufbereitung sind die technischâplanerischen Instrumente. Dabei wird das Konzept eines Integrierten Managements unter ZusammenfĂŒhrung ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Aspekte hinterlegt. Die dargestellte IPAM-Toolbox (IPAM fĂŒr Integrated Management of Protected Areas) ist ein interaktives Expertensystem, das fĂŒr ein einzelnes Schutzgebiet eine Standortbestimmung (Self-Assessment), spezifische Empfehlungen (Recommendations) und den Zugriff auf vorselektierte Detailinformationen (Knowledge Base) ermöglicht. Es ist fĂŒr alle europĂ€ischen und internationalen Schutzgebietstypen verwendbar. Die derzeit verfĂŒgbaren Informationen beziehen sich hauptsĂ€chlich auf (Zentral- und Ost-) Europa. Das System ist mittlerweile in Forschung, Lehre und Planungspraxis im Einsatz. Es ist multilingual (derzeit sieben Sprachen) und kostenlos verfĂŒgbar (www.ipam.info). Dem Expertensystem ist ein Lebenszyklusmodell fĂŒr Schutzgebiete hinterlegt, welches Planung und Management in drei Phasen (Vorphase, Planungsphase, laufendes Management) und 25 AktivitĂ€tsfelder (FoAs fĂŒr Fields of Activity) untergliedert. Dadurch können die Informationen fokussiert bereitgestellt werden. Aufbauend auf Vorarbeiten wird Integriertes Schutzgebietsmanagement anhand von acht disziplinsformenden Prinzipien (Forming Principles) als neue wissenschaftliche Disziplin verstanden und definiert. Im zweiten Teil der Dissertation wird der Einsatz neuer bzw. weiter entwickelter AnsĂ€tze, Technologien und Instrumente anhand von Beispielen aus der Forschungs-, Planungs- und Beratungspraxis dargestellt. Diese Beispiele beleuchten die jeweiligen Gebiete, die Frage- und Aufgabenstellung, fokussieren aber auf die angewandten Methoden. Die Ergebnisse sind exemplarisch und illustrierend hinzugefĂŒgt. Die Projekte (Auswahl siehe unten) sind unterschiedliche Beispiele fĂŒr aktuelle Fragen im Schutzgebietsmanagement bzw. in der Schutzgebietsplanung. Sie werden diskutiert unter den Aspekten: Methode im Kontext: Wie ist die angewandte Methode aus der Ergebnisperspektive zu beurteilen? Stellung im Lebenszyklus: Wie kann das Projekt im Lebenszyklus des Schutzgebietes eingeordnet werden? Disziplinen: Welches disziplinĂ€re Design war erforderlich, die Planungs-/Managementaufgabe zu lösen? Bezug zu Forming Principles? Welche der postulierten Grundprinzipien von Schutzgebietsmanagement als neuer Wissenschaft sind durch das Projekt berĂŒhrt? Als Selektionskriterien fĂŒr die Projekte werden Innovationsgrad, Relevanz und Ăbertragbarkeit sowie die Praxistauglichkeit bzw. praktische Relevanz herangezogen. Da die Projekte allesamt Auftragsprojekte sind, wird unterstellt, dass sie zu einem hohen Grad den aktuellen Bedarf im Schutzgebietsmanagement widerspiegeln. Die Aufbereitung der Projekte folgt der Struktur der FoAs. Durch Beispiele abgedeckt sind die folgenden FoAs: Entwicklung von Idee und Vision, MachbarkeitsprĂŒfung, Eingliederung in Schutzgebietssysteme, Planungshandbuch, Kommunikation und Partizipation in der Planungsphase, Grundlagenerhebung, Einrichtungskonzept, Leitbild und Rahmenkonzept, Entwicklung von (regionalen) Wirtschaftsprogrammen, Ermittlung der Management-EffektivitĂ€t, VertrĂ€glichkeitsprĂŒfungen und BeschrĂ€nkungen, Forschung und Monitoring, Kommunikation und Partizipation im laufenden Management, Entwicklung der Schutzgebietsregion sowie der Bereich Besuchermanagement, Dienstleistungen und Infrastrukturen. NaturgemÀà illustrieren die Beispiele jeweils nur Teilaspekte der umfassenden FoAs. Durch die Darstellung soll der aktuelle Stand des Methodenwissens in diesem Bereich gesichert und fĂŒr kritische Reflexion und Weiterentwicklung zur VerfĂŒgung gestellt werden. In der zusammenfassenden Aufbereitung kann gezeigt werden, dass die Forming Principles sich in den Projekte tatsĂ€chlich identifizieren lassen, dass sie in Planungsschritten sowie in der Evaluierung in besonderer IntensitĂ€t festzustellen sind. Planung und Evaluierung haben auch einen starken Bezug zu anderen FoAs und einen hohen interdisziplinĂ€ren Ansatz. Sie werden als besonders anspruchvolle und erfolgskritische FoAs identifiziert. Als möglicherweise weiterfĂŒhrende Forming Principles wĂ€ren Wissensmanagement und Ethik zu diskutieren. Die dargestellten Projekte lassen sich einem, meist mehreren FoAs zuweisen, die Liste der FoAs scheint fĂŒr mitteleuropĂ€ischen Kontext vollstĂ€ndig zu sein. DarĂŒber hinaus werden als zusĂ€tzliche FoAs Law Enforcement und Entwicklungszusammenarbeit zu prĂŒfen bzw. zu erarbeiten sein. Im Abgleich der angewandten Schutzgebietskonzepte wird diskutiert, ob integriertes Management von Schutzgebieten auch einen neuen Typ von Schutzgebieten, nĂ€mlich âSchutzgebiete der dritten Generationâ konstituieren kann. In Schutzgebieten der dritten Generation spielen die Forming Principles fĂŒr integriertes Management eine konstituierende Rolle. Ein weiterfĂŒhrender Handlungs- und Forschungsbedarf wird sichtbar.