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Zusammenfassung Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzĂŒndliche Erkrankung des Zentralnervensystems mit unterschiedlicher AusprĂ€gung von Demyelinisierung und axonalem Schaden. Eine disseminierte Verteilung der Entmarkungsherde im zentralen Nervensystem fĂŒhrt zu einer Vielzahl von Symptomen. Die HĂ€ufigkeit der Blasenfunktionsstörungen bei MS-Patienten wird mit einer PrĂ€valenz von 33 bis 97% beschrieben. Ziel dieser Arbeit war, eine Empfehlung fĂŒr ein neurourologisches Management fĂŒr MS-Patienten mit Blasenfunktionsstörungen zu erarbeiten. DafĂŒr wurden prĂ€- und posttherapeutisch die urologischen Symptome und die Ergebnisse der Videourodynamik von 182 MS-Patienten (Gruppe I) unserer Klinik retrospektiv ausgewertet. Aus der Gruppe I konnten die Daten von 65 Patienten (Gruppe II) ĂŒber einen Zeitraum von 5 bis 17 Jahren hinsichtlich der Ănderung der urodynamischen Klassifikation und der primĂ€ren Therapie prospektiv analysiert werden. Die hĂ€ufigsten Leitsymptome waren bei unseren Patienten nach anamnestischen Angaben Nykturie mit 80%, Pollakisurie mit 74% und Harninkontinenz mit 46 %. Die deutliche Mehrheit der Befragten (73%) klagte ĂŒber Symptome der Speicherstörung. Eine Blasenentleerungsstörung wurde bei 12 % der Patienten registriert. Etwas hĂ€ufiger war eine, sonst selten beschrieben, kombinierte Störung (15%). Die anamnestischen Angaben ĂŒber die urologischen Symptome waren deutlich different zu den objektiven Befunden. Von unseren 182 Patienten klagten 7 ĂŒber eine erschwerte Miktion mit RestharngefĂŒhl. Die sonographische Kontrolle dagegen ergab bei 65 Patienten einen Restharn. UnabhĂ€ngig von den klinischen Symptomen sollte bei MS-Patienten immer eine Restharnkontrolle erfolgen. Weitere Differenzen ergaben sich zwischen den anamnestischen Angaben und urodynamischen Befunden. Symptome einer Blasenentleerungsstörung und eine kombinierte Symptomatik benannten 27 % der Patienten. Urodynamisch dagegen fanden wir bei 57% einen mit einer Entleerungsstörung assoziierten Befund. Bei der Analyse der Speicherfunktion ist das AusmaĂ der Störung (DruckschĂ€digung des unteren Harntraktes, Höhe des intravesikalen Druckes, GefĂ€hrdung der Nierenfunktion) ohne Videourodynamik nicht zu erkennen. Allein nach der Anamnese ergeben sich ohne urodynamische Untersuchung falsche therapeutische Schlussfolgerungen. Unsere Ergebnisse der Urodynamik bei MS-Patienten ergaben folgende isolierte Funktionsstörungen des Detrusors und des Blasenauslasses: DetrusorĂŒberaktivitĂ€t, DetrusorhypoaktivitĂ€t, ĂŒberaktive Harnblase ohne DetrusorĂŒberaktivitĂ€t, Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie, Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie. Im Gegensatz zu bisherigen Erkenntnissen stellten wir fest, dass sowohl eine DetrusorĂŒberaktivitĂ€t als auch eine DetrusorhypoaktivitĂ€t hĂ€ufiger im Rahmen kombinierter Störungen als isoliert vorkommen. ZusĂ€tzlich zu den bekannten fanden wir 5 bisher nicht beschriebene Befundkombinationen: DetrusorĂŒberaktivitĂ€t / Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie, DetrusorĂŒberaktivitĂ€t / Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie /DetrusorhypoaktivitĂ€t, DetrusorĂŒberaktivitĂ€t / Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie / DetrusorhypoaktivitĂ€t, DetrusorhypoaktivitĂ€t / Detrusor-Blasenhals-Dyssynergie, DetrusorhypoaktivitĂ€t / ĂŒberaktive Harnblase ohne DetrusorĂŒberaktivitĂ€t. Trotz geringer HĂ€ufigkeit dieser Befunde sind diese Ergebnisse fĂŒr die individuelle Therapieentscheidung unverzichtbar. Insgesamt konnten 10 Befundkonstellationen der urodynamischen Klassifikation nachgewiesen werden. Einen Wechsel der Klassifikation der Harnblasenfunktionsstörung bei MS-Patienten stellten wir bei 8% (5 Patienten der Gruppe II) fest. In unseren Untersuchungen dominierten dagegen quantitative VerĂ€nderungen der Symptomatik und der urodynamischen Parameter, die eine Ănderung bzw. Anpassung der Therapie bei 47 von 65 Patienten (72%) erforderlich machten. Durch regelmĂ€Ăige klinische und urodynamische Kontrolle und auf diesen basierende Therapieanpassungen konnten bei unseren Patienten die MS-bedingten urologischen Symptome und die urodynamischen Parameter nachweislich verbessert und die GefĂ€hrdung der Patienten durch sekundĂ€re NierenschĂ€den gesenkt werden. Aus diesen Erkenntnissen entstand ein Algorithmus fĂŒr die neurourologische Betreuung von MS-Patienten mit Blasenfunktionsstörungen.
Es wurden die Untersuchungsbefunde aus Sonografie, Nuklearmedizin, Röntgen, Ureterdynamik und Urethrozystoskopie bei 24 Kindern, die im Zeitraum zwischen 1995 und 2002 auf Grund eines angeborenen Megaureters mit vorliegender oder drohender NierenfunktionseinschrĂ€nkung zweizeitig operativ behandelt wurden, ausgewertet. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der Erstoperation durchschnittlich 3 Monate alt. In der Erstoperation erfolgte die Anlage einer temporĂ€ren distalen, kutanen Ureterostomie. Nach einem Intervall von ca. 20 Monaten, in dem regelmĂ€Ăige Kontrollen von Nierenfunktion und Harnabfluss erfolgten sowie Nierenbecken-/Ureterweite und Transporteigenschaften des Harnleiters beurteilt wurden, erfolgte die Zweitoperation als Ureterzystoneostomie nach POLITANO-LEADBETTER. Die Beurteilung der Harnleitertransporteigenschaften erfolgte durch Ureterdynamik, ein modifiziertes urodynamisches Verfahren, bei dem durch Druck-Fluss-Messungen Aussagen ĂŒber Peristaltik, Peristaltikrichtung und Tonisierung des Harnleiters bei Volumenbelastung möglich sind. Damit konnten Aussagen zur Harnleitermaturation getroffen werden und der geeignete Zeitpunkt fĂŒr die Zweitoperation wurde bestimmt. Durch das zweizeitige operative Verfahren konnten Verbesserungen im Hinblick auf Harnabflussbehinderung, Nierenbecken-/Ureterweite und vor allem Transporteigenschaften des Harnleiters erzielt werden. Zweitzeitige Verfahren sind inzwischen besonderen Fragestellungen vorbehalten. Insgesamt wird bei kongenitalen Megaureter zunehmend ein konservatives Vergehen favorisiert.