KunststoffĂ€hnliche Polymere wie Polyhydroxyalkanoate (PHA) fanden in den letzten Jahren immer gröĂere BerĂŒcksichtigung zur Substitution von Kunststoffen. Die attraktivsten Vertreter dieser Biopolymere sind dabei das Poly-3-hydroxybutyrat (PHB),das Poly-3-hydroxyvalerat (PHV) und das Poly-3-hydroxybutyrat-co-3-hydroxyvalerat(PHBV). FĂŒr eine kostengĂŒnstige Herstellung von PHA sind allerdings biotechnologisch etablierte Erzeuger notwendig. FĂŒr eine umweltfreundliche Produktion bieten sich Hefen an. Viele Hefen sind im Gegensatz zu den PHA-synthetisierenden Prokaryoten weder virulent noch pathogen. Allerdings verfĂŒgen sie nicht ĂŒber die notwendige genetische Ausstattung zur PHA-Synthese. In der vorliegenden Arbeit wurden die Gene der PHB- bzw. PHBV-Synthese aus Cupriavidus necator und Methylobacterium extorquens in das Hefegenom von Arxula adeninivorans integriert. Es wurden die Gene phbA (kodiert fĂŒr eine Ă-Ketothiolase), phbB (kodiert fĂŒr eine Acetoacetyl-CoA-Reduktase) und phbC aus C. necator sowie phaC aus M. extorquens genutzt, wobei die beiden letzteren fĂŒr PHA-Synthasen kodieren. FĂŒr die Integration dieser PHA-Gene wurden sog. YIEC (Yeast Integration Expression Cassettes) konstruiert, mit welchen die Gene in die 25S-rDNA von A. adeninivorans integriert werden konnten. Es wurden jeweils die PHA-Synthasegene phaC oder phbC mit phbA und phbB aus Cupriavidus necator integriert. Dadurch entstanden die sog. 3-fach-Transformanten (3-fach/phaC und 3-fach/phbC). Ebenso wurden die PHA-Synthasegene einzeln integriert, wodurch die sog. 1-fach-Transformanten (1-fach/phaC und 1-fach/phbC) entstanden. Im Mittelpunkt der durchgefĂŒhrten Arbeiten standen die Bestimmungen der EnzymaktivitĂ€ten der rekombinanten PHA-Synthasen, die Determinierung von PHA sowie die Untersuchungen der VerĂ€nderungen der Stoffwechselintermediate durch die Integration der PHA-Gene. Bevor die vier PHA-Transformanten generiert worden waren, waren in einer Machbarkeitsstudie die PHA-Gene phbA und phbB integriert und die Expression der rekombinanten Enzyme mit EnzymaktivitĂ€tsassays nachgewiesen worden. In den vier verwendeten PHA-Transformanten (1-fach/phaC, 1-fach/phbC sowie 3-fach/phaC und 3-fach/phbC) wurden phbAp und phbBp mittels spezifischer Antikörper nachgewiesen. Die Expression der PHA-Synthasegene wurde in den PHA-Transformanten durch EnzymaktivitĂ€tsassays vorgenommen. Die PHA-Transformanten wurden mit Glukose, Acetat, Ethanol, Propion- und ButtersĂ€ure alleinig und im Shift von Glukose auf eine andere Kohlenstoffquelle kultiviert. Dabei wurde festgestellt, dass Ethanol generell von den PHA-Transformanten nicht verwertet werden kann. Parallel zu den Analysen des Wachstumsverhaltens wurden die EnzymaktivitĂ€tsassays durchgefĂŒhrt. Dabei konnten neben der Glukosekultivierung erstmals auch bei Acetatkultivierung AktivitĂ€ten der rekombinanten PHA-Synthasen nachgewiesen werden. Sowohl bei der Glukose- als auch der Acetatkultivierung zeigten die vier PHA-Transformanten verschiedene VerlĂ€ufe der AktivitĂ€ten. FĂŒr die Transformante, in welche das PHA-Synthasegen phaC aus Methylobacterium extorquens integriert worden war (1-fach/phaC), wurden sowohl fĂŒr die Glukose- als auch die Acetatkultivierung die AktivitĂ€tswerte fĂŒr die PHA-Synthasen bestimmt. FĂŒr die Transformante, welche das PHA-Synthasegen phbC aus Cupriavidus necator trĂ€gt (1-fach/phbC), konnten nur bei Glukosekultivierung PHA-SynthaseaktivitĂ€ten bestimmt werden. Diese wurden wĂ€hrend der Kultivierung geringer. FĂŒr die 3-fach-Transformante 3-fach/phaC konnten PHA-SynthaseaktivitĂ€ten sowohl fĂŒr die Glukose- als auch die Acetatkultivierung bestimmt werden, die wĂ€hrend der beiden Kultivierungen geringer wurden. FĂŒr die Transformante, welche alle drei PHA-Gene inklusive des PHA-Synthasegens phbC (3-fach/phbC) trĂ€gt, wurden wĂ€hrend der Glukosekultivierung gleich bleibende und wĂ€hrend der Kultivierung mit Acetat stark steigende PHA-SynthaseaktivitĂ€ten ermittelt. Mit einer FĂ€rbemethode sollte in den 1-fach-Transformanten PHB nachgewiesen werden. Dazu wurden die Farbstoffe BODIPY 493/503 und Nilrot, die speziell intrazellulĂ€res PHB bzw. Neutrallipide fĂ€rben, verwendet. Es konnte mit BODIPY 493/503 kein intrazellulĂ€r eingelagertes PHB detektiert werden. Daher handelt es sich bei den Einlagerungen um Lipide. FĂŒr eine genauere Analyse der die durch die Integration der PHA-Gene entstehenden Stoffwechselprodukte wurde eine GC/MS-Methode entwickelt. In ersten Messungen zeigte sich fĂŒr die PHA-Transformanten ein Peak, der die gleiche Retentionszeit wie 3-Hydroxyvalerat (3HV), das Monomer von PHV hatte. Dieser Peak wurde auch im Kontrollstamm G1212k detektiert. Da Cupriavidus necator mit der Kohlenstoffquelle LĂ€vulinsĂ€ure (LĂ€S) das PHA Poly-4-hydroxyvalerat produziert, wurde LĂ€vulinsĂ€ure in der gaschromatographischen Methode als Referenzsubstanz eingesetzt. Dabei zeigte sich, dass LĂ€S die gleiche Retentionszeit hat wie 3HV. AnschlieĂend wurden die Massenspektren von 3-Hydroxybutyrat (3HB), dem Monomer von PHB, sowie 3HV und LĂ€S verglichen. Dabei erwies sich, dass der Peak gleicher Retentionszeit nicht fĂŒr 3HB oder 3HV steht, sondern fĂŒr LĂ€S. Es konnten somit in keiner der PHA-Transformanten 3HB oder 3HV nachgewiesen werden. Anhand der GC/MS-Daten wurde allerdings ersichtlich, dass die Integration aller drei PHA-Gene den Stoffwechsel der Hefe A. adeninivorans stĂ€rker beeinflusst als die alleinige Integration der PHA-Synthasegene. Daher wurden Citrat, Succinat, Malat und Fumarat (als Summenparameter fĂŒr MaleinsĂ€ure und FumarsĂ€ure) sowie die FettsĂ€uren Palmitin-, Stearin- und LinolensĂ€ure als weitere Referenzsubstanzen eingesetzt. Es zeigten sich je nach Wahl der Kohlenstoffquelle und der Kultivierungsbedingungen Unterschiede zwischen 3-fach-Transformanten und Kontrollstamm G1212k. In der Glukosekultivierung als auch der Co-Kultivierung von Glukose und Acetat (1:2) konnten die meisten Unterschiede zwischen PHA-Transformanten und G1212k festgestellt werden. Es wurden z. B. fĂŒr die Glukosekultivierung in den 3-fach-Transformanten höhere Gehalte an FettsĂ€uren detektiert. Daraus lĂ€sst sich eine unterstĂŒtzende Wirkung der rekombinanten Proteine der PHA-Synthese zur FettsĂ€urebiosynthese ableiten. Bei der Acetatkultivierung wird neben der PHA-Synthese und der FettsĂ€urebiosynthese das zentrale Zellintermediat Acetyl-CoA auch im Glyoxylatweg genutzt. Der Glyoxylatweg findet zwar in den Peroxisomen und nicht wie PHA- und FettsĂ€uresynthese im Zytosol statt, wird aber in AbhĂ€ngigkeit von der Kohlenstoffquelle und durch die AktivitĂ€ten des ZitronensĂ€urezyklus geregelt. Die höheren Gehalte an Citrat bei der Co-Kultivierung von Glukose und Acetat (1:2) geben daher einen Anhaltspunkt zur Nutzung des Glyoxylatweges. Aufgrund der erhöhten FettsĂ€uregehalte wĂ€hrend der Glukosekultivierungen und der Nutzung des Glyoxylatweges bei Kultivierung mit Acetat wird ersichtlich, dass die Integration aller drei PHA-Gene dazu fĂŒhrt, dass vermehrt Acetyl-CoA genutzt und Acetoacetyl-CoA, das erste Zwischenprodukt der PHA-Synthese, gebildet wird. Im Zytosol der Zellen findet aber auch der Mevalonatweg fĂŒr die Isoprensynthese statt. Daher liegt sowohl eine Konkurrenz um Acetyl-CoA als auch um Acetoacetyl-CoA vor. Diese Konkurrenzen fĂŒhren dazu, dass keine PHA-Synthese in den PHA-Transformanten stattfindet. Deswegen wird postuliert, dass stattdessen die FettsĂ€uresynthese, der Glyoxylatweg und der Mevalonatweg unterstĂŒtzt werden. Intensivere Untersuchungen der Stoffwechselwege in A. adeninivorans mĂŒssen noch klĂ€ren wie ZitronensĂ€urezyklus und Glyoxylatweg sowie FettsĂ€ure- und Isoprensynthese in dieser Hefe gesteuert werden können, um ein âmetabolic engineeringâ zur PHB-Synthese, wie es in S. cerevisiae bereits möglich ist, auch in A. adeninivorans zu realisieren. Dazu mĂŒssen nach der Expression der rekombinanten Proteine der PHA-Synthese auch die Intermediate der Stoffwechselwege gezielter nutzbar und konkurrierende EnzymaktivitĂ€ten inhibiert werden.