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Keywords
- Gerinnungsanamnese (1)
- Nachblutung (1)
- NachblutungshÀufigkeit (1)
- postoperative Schmerzen (1)
Nachblutungen sind ernstzunehmende postoperative Komplikationen, die mithin lebensbedrohliche AusmaĂe annehmen können.
Zur PrĂ€vention von Nachblutungen, vor allem auch zur Detektion und rationalen Diagnostik bisher unerkannter hĂ€morrhagischer Diathesen, stehen dem Behandler die Routinelabordiagnostik, die standardisierte Gerinnungsanamnese sowie das Gerinnungskonsil zur VerfĂŒgung.
Diese Studie hat die Wertigkeit dieser diagnostischen Instrumente retrospektiv in einer unselektierten Kohorte einer HNO-UniversitÀtsklinik untersucht.
Ziel der Studie war auĂerdem die NachblutungshĂ€ufigkeit bei HNO-chirurgischen Eingriffen, die IntensitĂ€t von subjektiven Nachblutungen, den Nachblutungszeitpunkt, sowie das Verhalten der Patienten im Falle einer Nachblutung zu untersuchen. Dabei sollte speziell auch das subjektive Empfinden einer Nachblutung im Kopf-Hals-Gebiet evaluiert und durch verschiedene Fragen eines standardisierten Fragebogens quantifiziert werden. Als möglichen Einflussfaktor befasste sich die Studie mit postoperativen Schmerzen im Hinblick auf deren HĂ€ufigkeit, IntensitĂ€t und Dauer, sowie auch mit der postoperativen Schmerzmedikation.
Die Daten von 2000 Patienten der HNO-UniversitĂ€tsklinik Greifswald wurden hierzu mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens postalisch und bei fehlender RĂŒckmeldung durch eine telefonische Befragung erhoben.
129 der befragten Patienten erlitten eine Nachblutung, 48 davon sogar subjektiv mehrere.
Die Nachblutungsrate betrug bei RĂŒcksendung der Fragbögen 20,1% und bei telefonischer Befragung 12,9% (p>0,05).
Zwischen den operativen Eingriffen gab es unterschiedlich hohe Risiken einer Nachblutung. Dies war fĂŒr onkologische Eingriffe (25%), Eingriffe an Nasennebenhöhlen bzw. Rhinobasis (25,7%), an Nase (23%) und Rachen (18,8%) am höchsten.
Nachblutungen traten meist in einem Zeitraum von 24 Stunden nach der Operation auf (64,9%; 85/131) oder in der ersten postoperativen Woche (13%; 17/131). Nachblutungen zu spÀteren Zeitpunkten waren selten (12/131; 9,1%).
Ein GroĂteil der Patienten erlitt Nachblutungen von geringer IntensitĂ€t mit spontanem Stillstand (33,2%; 75/226), die sie nicht beunruhigten (16,8%; 38/226). Dies spiegelt sich auch im meist abwartenden Verhalten der Patienten wieder.
Im logistischen Regressionsmodell zeigte sich die standardisierte Gerinnungsanamnese zur prĂ€operativen Diagnostik hĂ€morrhagischer Diathesen dem Routinelaborscreening ĂŒberlegen (Odds Ratio: 1,137; 95% Konfidenzintervall: 1,03-1,25; p = 0,008).
Ein prĂ€operatives Gerinnungskonsil konnte das Nachblutungsrisiko anhand einer auffĂ€lligen Gerinnungsanamnese bei ausgewĂ€hlten Patienten zusĂ€tzlich senken. Bei 5 von 14 Patienten (35,7%) fĂŒhrte das Gerinnungskonsil basierend auf einer auffĂ€lligen Gerinnungsanamnese prĂ€operativ zur Detektion einer bisher unbekannten HĂ€mostasestörung.
Mehr als die HĂ€lfte befragten Patienten beklagten postoperative Schmerzen (451/785; 57,5%). Der durchgefĂŒhrte Chi-Quadrat Test zeigt eine signifikante Korrelation von postoperativen Schmerzen und Patientenalter (X2 p< 0,001). Insbesondere SchmerzintensitĂ€t und Schmerzdauer wiesen eine starke AltersabhĂ€ngigkeit auf.
Des Weiteren traten postoperative Schmerzen signifikant hÀufiger zusammen mit einer Nachblutung auf (X2 p< 0,001). Zwischen der Dauer postoperativer Schmerzen und Nachblutungen konnte ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden (X2 p=0,05).
Die vorliegende Arbeit weist auf einen wichtigen Zusammenhang zwischen postoperativen Schmerzen und Nachblutungen hin, der auch im klinischen Alltag Beachtung finden sollte.
Die Befragung der Patienten im Hinblick auf Nachblutungen fĂŒhrte zu rein subjektiven Ergebnissen, die auch die hohe HĂ€ufigkeit von berichteten Nachblutungen teilweise erklĂ€rt. Dies mag daran liegen, dass den Patienten keine Definition einer Nachblutung vorgegeben wurde.
Die standardisierte Gerinnungsanamnese sowie das prÀoperative Gerinnungskonsil sind effektive Möglichkeiten zur prÀoperativen Detektion von HÀmostasestörungen.