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Die immunologische Dysfunktion nach operativem Trauma und der Einfluss des N. vagus im Mausmodell
(2024)
Trotz aller medizinischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte ist der Einfluss operativer Trauen auf die Immunhomöostase noch weitgehend unklar. Im Falle septischer Komplikationen sind postoperative Patienten meist mit einer noch höheren Mortalität assoziiert als septische Patienten ohne ein vorhergehendes operatives Trauma. Einen Grund dafür stellt die postoperative Immundysfunktion dar, welche von Länge und Ausmaß der Operation abhängt. Die pathophysiologischen Hintergründe sind noch unbekannt und erscheinen traumaspezifisch. Um diese einer näheren Betrachtung unterziehen zu können, wurde in unserer Arbeitsgruppe das Tiermodell der Surgically induced Immune Dysfunction (SID) etabliert. Dafür wird zur Simulation eines abdominalchirurgischen Eingriffs der Dünndarm nach einer medianen Laparotomie dreimal antegrad ausgestrichen. Einen möglichen Baustein zum Verständnis dieser Immundysfunktion stellt die Entdeckung des cholinergen antiinflammatorischen Signalweges (CAIP) dar. Über diesen ist das Zentralnervensystem via den Nervus vagus in der Lage, immunmodulatorisch einzuwirken. Ziel der Arbeit war es, aufgrund dessen unter anderem den systemischen Einfluss des CAIP auf die postoperative Immundysfunktion zuuntersuchen. Dafür wurden einige Versuchstiere sechs Tage vor SID einer Vagotomie unterzogen. Die Analysen erfolgten nach sechs Stunden und drei Tagen.
Zusammenfassend konnte sechs Stunden nach SID eine Akut-Phase-Reaktion beobachtet werden, die durch eine Neutrophilie, Lymphopenie, erhöhte IL-6-Konzentrationen und komplett aktivierte T-Lymphozyten gekennzeichnet war. Gleichzeitig zeigten sich aber auch eine erhöhte IDO-Aktivität und eine reduzierte LPS-Stimulierbarkeit von Blut- und Milzzellen. Diese gedämpfte Immunreaktion auf den in-vitro second hit schlug bemerkenswerterweise nach drei Tagen in eine Hyperreagibilität und damit in einen hyperinflammatorischen Phänotyp um. Gleichzeitig reduzierte sich die Anzahl von Teff- und B-Lymphozyten, während zeitgleich eine relative Treg-Expansion mit gesteigerter CTLA-4-Expression nachweisbar war. Diese Steigerung immunsuppressiver Mechanismen und dergleichzeitige Verlust an Effektorzellen könnte im Falle eines nachfolgenden second hit zu der beobachteten gesteigerten Mortalität postoperativer Patienten beitragen. Wurde vor der SID eine Vagotomie durchgeführt, fiel die Inflammation sechs Stunden später noch intensiver aus: Die Neutrophilie war stärker ausgeprägt und die Konzentration von proinflammatorischen Zytokinen im Plasma war erhöht. Die reduzierte LPS-Stimulierbarkeit von Blut- und Immunzellen wurde im Wesentlichen aufgehoben. Nach drei Tagen verstärkte eine Vagotomie die bereits nach SID beobachtete Hyperreagibilität auf den LPS-Stimulus noch weiter.
Somit lassen diese Ergebnisse auf einen wichtigen immunsuppressiv wirkenden vagalen Einfluss auf die postoperative Immundysfunktion schließen und zeigen einen vielschichtigen zeitlichen Verlauf von Anti- und Hyperinflammation nach operativem Trauma auf. Eine nähere Erforschung dieses multiphasischen Verlaufs kann Implikationen für die klinische Praxis, insbesondere im Bezug auf Re-Operationen geben. Auch eröffnet es die spannende Frage, ob das Immunsystem auf einen postoperativen septischen Fokus in Abhängigkeit vom zeitlichen Abstand zur Operation unterschiedlich reagiert. Nicht zuletzt wird durch die Ergebnisse auch ein wichtiges Schlaglicht auf die Bedeutung von traumareduzierenden Operationsverfahren wie der minimal-invasiven laparoskopischen Chirurgie für das postoperative Outcome geworfen.
In Abhängigkeit von der Dauer, der Art und des mechanischen Anspruchs eines operativen Eingriffs kommt es nachweislich zu Perforationen von Operationshandschuhen und damit zu einer Aufhebung der aus infektionsprophylaktischen Gründen erforderlichen intakten Barriere zwischen Operateur bzw. medizinischem Personal und dem Patienten. Dabei spielen intakte Handschuhe nicht nur eine tragende Rolle hinsichtlich des beiderseitigen Schutzes vor durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragenen Infektionskrankheiten wie HIV, HBV und HCV, sondern auch vor bakteriellen Übertragungen als einer potentiellen Ursache postoperativer Wundinfektionen. Die Perforationsrate von Handschuhen korreliert mit der Tragedauer, wobei eine Vielzahl der Handschuhperforationen nicht sofort oder überhaupt nicht bemerkt wird. Dabei sind Handschuhperforationen überproportional häufig an der nicht dominanten Hand lokalisiert. Im Gesamtergebnis der durchgeführten Untersuchung und einer Vorgänderstudie [1] konnte unter realen Operationsbedingungen eine Gesamtperforationsrate von 18,2 % nachgewiesen werden. Es fanden 12 Bakterientranslokationen, entsprechend einer Translokationsrate von 22,2 %, bezogen auf die Gesamtzahl perforierter Handschuhe, statt und zwar nach einer Tragezeit ab 90 min [1] bzw. in dieser Untersuchung bereits nach 62 min. Das Vorhandensein für bakterielle Erreger permeabler Handschuhperforationen ermöglicht ebenso eine Passage von Viren. Ein regelmäßiger intraoperativer Handschuhwechsel für den viszeralchirurgischen Operateur und/oder double gloving stellen aus den Untersuchungsergebnissen abgeleitete Möglichkeiten dar, die notwendige intakte Barriere aufrecht zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Diesbezüglich ist eine Differenzierung zwischen unterschiedlichen chirurgischen Disziplinen und den jeweils unterschiedlichen Aufgaben innerhalb des Operationsteams vorzunehmen, da zwangsläufig erhebliche Unterschiede bei den Perforationsraten bestehen. Das in diesem Zusammenhang untersuchte und aus jeweils doppelt übereinander getragenen Operationshandschuhen bestehende Indikatorsystem erwies sich in der aktuellen Untersuchung als effektiv. Über den Untersuchungszeitraum von einem Jahr zeigte sich eine deutlich zunehmende Verbesserung in der visuellen Detektion von Perforationen durch die einzelnen Mitglieder des Operationsteams, wobei die Erkennungsrate bei 70 % lag. Die Empfehlung eines intraoperativen Handschuhwechsels nach spätestens 90 min für den ersten und zweiten viszeralchirurgischen Operateur sowie nach 150 min für die übrigen Teilnehmer der Operation kann durch die vorliegende Untersuchung untermauert werden. Der intraoperative Einsatz des Indikatorsystems ist aufgrund guter Erkennbarkeit von Perforationen in Verbindung mit erhöhter Sicherheit durch das systemeigene double gloving grundsätzlich zu empfehlen.
Kognitive Leistungsentwicklung nach epilepsiechirurgischen Eingriffen im Epilepsiezentrum Greifswald
(2003)
Im Rahmen der prächirurgischen Epilepsiediagnostik des Zentrums für prächirurgische Epilepsiediagnostik und Epilepsiechirurgie am Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald rekrutierten wir 20 rechtshändige, an einer pharmakoresistenten Epilpesie leidende Patienten mit linkshirnig nachgewiesener Sprachrepräsentation. Von den 10 männlichen und 10 weiblichen Patienten im Alter zwischen 16 und 55 Jahren wiesen 11 einen linkstemporalen und 9 einen rechtstemporalen epileptogenen Fokus auf. Nach dem Aufbau einer epilepsiechirurgischen Datenbank werteten wir die präoperativ und 3- und 12- Monate postoperativ erhobenen Befunde der neuropsychologischen Diagnostik in den Bereichen allgemeine Intelligenz, Tempo/Konzentration/Umstellfähigkeit und Gedächtnis aus. Dabei bezogen wir Einflussfaktoren wie die Ätiologie des Epilepsiesyndroms, Fokuslateralisation und -lokalisation, Geschlecht, Alter, Erkrankungsdauer, Operationsmodus sowie den psychosozialen Belastungsgrad in unsere Untersuchung ein.
In einer Studie wurde eine bekannte chirurgische Alternative zu den heute favorisierten und gelehrten Methoden bei der operative Entfernung unterer Weisheitszähne vorgestellt, bei der das Risiko einer Schädigung des N. lingualis völlig ausgeschlossen werden konnte. Die aktuelle Lehrmeinung an deutschsprachigen Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie befürwortet mehrheitlich einen vestibulären Zugang mit unterschiedlicher Ausdehnung einer zusätzlichen lingualen Mukoperiostpräparation und einen instrumenteilen Schutz lingualer Weichteile, inklusive des N. lingualis. In der vorliegenden Studie wurde ein rein vestibulärer Zugang zur operativen Weisheitszahnentfernung gewählt und auf jegliche linguale Mukoperiostpräparation sowie auf einen instrumenteilen Schutz lingualer Weichteile verzichtet. Um die Problematik des lingualen Zuganges zu verdeutlichen, wurde an 5 erwachsenen Leichenpräparaten der N. lingualis im Bereich der Weisheitszahnregion freipräpariert und fotografisch dargestellt. Im klinischen Studienzeitraum wurden an 1000 Patienten 1320 Weisheitszähne des Unterkiefers operativ entfernt. Die sensiblen und sensorischen Qualitäten des N. lingualis wurden postoperativ durch eine neurologische Untersuchung objektiviert. Bei allen Patienten wurden verschiedene klinische und radiologische Befunde sowie Parameter zur Operationstechnik und Anästhesie erfasst. Bei dem beschriebenen Operationsverfahren waren keine Funktionseinschränkungen des N. lingualis temporärer oder permanenter Art nachweisbar.
Effect of surgical intervention on the activation status of circulating monocytes and T-cells
(2009)
Major surgery causes alterations in immune function which results in immune suppression in post surgical patients. Deactivation of monocytes in these patients is characterised by the reduced ability of these cells to produce pro-inflammatory cytokines on stimulation with LPS in vitro and by markedly reduced HLA-DR expression. Immune suppression in patients with systemic inflammation has also been associated with a high level of apoptosis in both the circulating T and B cell populations. In addition post surgical T cells have a reduced capacity to proliferate ex vivo in response to co-ligation of the T cell receptor and CD-28. Considering these impairments of immune system, this study aimed to define the extent of immune modulation in both innate and adaptive system in a cohort of surgical patients. Measurment of the level of HLA-DR expression of monocytes in these patients showed a considerable change in monocyte phenotype in the immediate post operative period. In line with previous work, all patients showed a considerable reduction in monocytic surface HLA-DR expression which persisted for many hours and those who had post surgical septic complications showed the most severe reduction. Importantly, patients with minor surgical intervention also exhibited decreased HLA-DR expression. Gene expression analysis of monocyte in these patients showed the up-regulated transcripts of genes involved in extravasation and realignment of the cytoskeleton. Analysis of periperal T cell demonstrated a significant reduction in their number in the circulation and a sharp raise in the number of apoptotic T –cells in the immediate post surgical period. Microarray analysis of T cells from patients who developed sepsis and patients with an uneventful recovery within the post-operative period (3 days) showed a substantial reduction in the transcriptional activity of many genes in both groups. However, this down regulation of T cell transcriptional activity appears to be a rather broad and non specific effect since it is not restricted to particular functional pathways. Real time PCR analysis of both the CD4+ and CD8+ populations using selected down-regulated genes showed that the change in transcriptional profile is equally evident both in CD4+ and CD8+ T-cells. The cause of this transient immune depression following surgery remains to be established and it may represent an important enabling factor which contributes to the development of post surgical infections and inflammatory complications.
Einleitung: Degenerative Erkrankungen der Aortenklappe finden sich in zunehmendem Masse im geriatrischen Patientengut (= 75 Jahre) in Kombination mit einem Operationspflichtigen Befund einer koronaren Herzerkrankung (KHK). Während sich auch im hohen Alter der Aortenklappenersatz (AKE) als die Therapie der Wahl bei singulärem Vitium erwiesen hat, ist unklar ob eine zusätzliche koronarchirurgische Versorgung die ermutigenden Ergebnisse bezüglich Überlebensdauer und Lebensqualität beeinflusst. Methoden: Von 4/1995 bis 4/1999 behandelten wir 67 Patienten (Alter = 75 Jahre), die sich einem Aortenklappenersatz ohne/mit aortokoronaren Bypass- Operation (37 vs. 30 Patienten) unterzogen. In 28 Fällen (41,8%) wurde eine biologische und in 39 ( 58,2%) eine mechanische Prothese implantiert. Das follow-up der 45 Frauen und 22 Männer betrug 9 bis 53 (mean 25 Monate). Als Risikofaktoren wurden berücksichtigt: Notfallmässiger Eingriff bei 23 (34,3%), eingeschränkte Ejektionsfraktion (= 35%) bei 14 (20,9%), Hypertrophie bei 46 (68,6%), Vorhofflimmern bei 15 (22,4%), obstruktive Lungenerkrankung bei 9 (13,4%), chronische Niereninsuffizienz bei 10 (14,9%), Hypertonus bei 44 (65,7%), Diabetes mellitus bei 25 ( 37,3%) Adipositas bei 16 (23,9%) der Patienten. Resultate: Zur Erfassung der Lebensqualität nutzten wir den Seattle Angina Questionnaire, der von dem betreuenden Hausarzt ausgefüllt wurde (Antwortquote 100%). Das subjektive Befinden der Patienten mit einem speziellen Fragebogen eruiert (Antwortquote 100%). Präoperativ waren 28,3 % im New York Heart Association (NYHA) Stadium IV, 59,8 % im NYHA Stadium III und 11,9 % der Patienten im NYHA Stadium II. Postoperativ waren es 0 % im NYHA Stadium IV, 3,5 % im NYHA Stadium III, 51,8 im NYHA Stadium II und 44,7 % im NYHA Stadium I. Zusammenfassung: Das Alter allein ist keine Kontraindikation für den Aortenklappenersatz mit/ohne aortokoronaren Bypass-Operation. Notfall-Indikation und Risikofaktoren sind Verantwortlich für eine erhöhte Frühmortalitätsrate in diesem Klientel; postoperative Lebensqualität und Mortalität rechtfertigen einen operativen Eingriff wie auch den mechanischen Klappenersatz, wenn es keine Kontraindikationen für eine Antikoagulation gibt. References: Pupello D.F et al.: Aortic valve replacement: Procedure of choice in elderly patients with aortic Stenosis. J Card Surg 1994;(Suppl.):148-153; Asimakopoulos, G. et al.: Aortic valve replacement in Patients 80 years of age and older: survival and cause of death based on 1100 cases: collective results from the UK Heart valve Registry. Circulation 1997;96:3403-3408; Spertus ,J.A et al: Development and evaluation of the Seattle Angina Questionnaire: a new functional Status measure for coronary artery disease. J Am Coli Cardiol 1995; 25: 333-341; Davis E.A et al: Bioprosthetic vs. mechanical prosthesis for aortic valve replacement in the elderly. Circulation 1996;94(suppl. II): 121-125; Shah, S.l. et al: Cardiac surgery in Patients over 75 years old: analysis of perioperative and long, term outcome. Am Jour Geriatr Cardiol 1994;3/1: 44-50
Die Strukturen eines Krankenhauses, insbesondere einer Universitätsklinik, sind geprägt von der Erbringung spezifischer Leistungen. Vertikale Strukturen und berufsständige Rücksichtnahmen dominieren den Alltag. Der Bereich mit den größten Kosten ist der Operationsbereich. Effiziente Modelle lassen sich anhand der Auswertung des Deckungsbeitrages definieren. Die bisherige dezentrale Operationsplanung, mit der Belegung fester Säle durch einzelne Fachgebiete, sollte heute obsolet sein. Flexible Strukturen, eine den Klinikumsvorstand direkt unterstehende OP-Koordination sowie die Auslagerung aller Tätigkeiten aus dem OP-Saal um die Schnitt-Naht-Zeit herum sind zwingend einzurichten. Nur so können die bisher anfallenden Überstunden nicht nur abgebaut werden, sondern auch zusätzliche Kapazitäten innerhalb der Regelarbeitszeit geschaffen werden. Dieses Prozessmanagement ermöglicht bereits im ersten Jahr einen direkten finanziellen Vorteil für das Klinikum.
Adipositas ist medizinisch und sozioökonomisch ein weltweit an Bedeutung gewinnendes Problem. Bariatrische Chirurgie hat sich als effektivste Möglichkeit zur Behandlung morbider Adipositas erwiesen. Dabei ergeben sich deutliche Verbesserungen des diabetischen Stoffwechsels bereits kurz nach dem Eingriff, bevor ein signifikanter Gewichtsverlust eingetreten ist. Die Mechanismen, die dazu führen, sind dabei noch nicht vollständig aufgeklärt. Ziel der Arbeit war es, mit Hilfe des Metabolomikansatzes herauszufinden, ob bariatrische Chirurgie einen Einfluss auf das Metabolom des Urins hat. Dazu wurden Urinproben von 50 Patienten jeweils prä-operativ und bis zu 13 Tage post-operativ mittels 1H-NMR untersucht und mit Hilfe von multivariaten statistischen Methoden analysiert. Dabei konnte deutlich zwischen prä- und post-operativen Proben unterschieden werden. PLS-DA und OPLS-DA Modelle waren in der Lage, 95 % der Spektren richtig in prä- und post-operativ zu klassifizieren. Zur Unterscheidung trugen in erster Linie die Buckets b20, b49 und b50 bei. Bei Betrachtung der gemittelten Spektren fielen eine Heraufregulation in den ppm-Bereichen 1,20-1,24, 2,1-2,5, 3,2-3,6, 4,1-4,2, 7,40-7,45 und 7,6-7,7 sowie eine Herabregulation in den ppm-Bereichen 7,5-7,6 und 7,8-7,9 jeweils post-operativ auf. Bariatrische Chirurgie verändert somit das Metabolom des Urins. Den Variationen im Spektrum liegen Metabolite zu Grunde, deren Identifikation Rückschlüsse auf Stoffwechselprozesse erlauben. Diese können wiederum Erklärungsansätze für den Gewichtsverlust und die Stoffwechselbeeinflussung in Folge einer bariatrischen Chirurgie liefern. Dieses bessere Verständnis der pathophysiologischen Vorgänge könnte weiterhin zur Entwicklung weniger invasiver chirurgischer Eingriffe oder spezieller, individueller pharmakologischer Therapien führen, zielgerichtet auf Gewichtsverlust und Remission des Diabetes mellitus. Weiterhin könnte Metabolomik bei der Entscheidung über die OP-Methode helfen. Dazu müsste es gelingen, aus einem großen Patientenkollektiv mit mehreren OP-Methoden im Urin z.B. einen Prädiktor zu finden, welcher Gewichtsverlust und Resolution von Komorbidität für einen individuellen Patienten vorhersagt. Insgesamt befindet sich die Metabolomikforschung noch in den Anfängen. Im Besonderen gilt dies für die Dokumentation des Einflusses chirurgischer Eingriffe auf das Metabolom des Urins. Weitere Studien mit einem größeren Patientenkollektiv und alternativen Fragestellungen könnten hier zu einem Erkenntnisgewinn führen.
Die vorgelegte Studie konnte zeigen, dass Patienten nach operativer Versorgung mittels radiolunärer und radioskapholunärer Fusion eine hohe Zufriedenheit mit dem postoperativen Ergebnis aufzeigen und sehr von dem operativen Eingriff profitieren. Neben den guten funktionellen Ergebnissen, konnte gerade im Hinblick auf Schmerzreduktion und Schwellungsreduktion eine deutliche Verbesserung des präoperativen Ausgangsbefundes erreicht werden. Die operative Versorgung mittels Schrauben erzielte in allen Fällen eine stabile Fusion, ohne dass Komplikationen auftraten. Bei kurzer Ruhigstellung zeigten sich sehr gute funktionelle Ergebnisse. Des Weiteren zeigte sich das durch die radiolunäre und auch die radioskapholunäre Fusion eine Destruktion des Handgelenks nicht aufgehoben werden kann, jedoch verhindern sie das Voranschreiten des ulnaren Abgleitens des Handgelenkes. Die radiolunäre Fusion und auch die radioskapholunäre Fusion stellen somit einen wichtigen rekonstruktiven Eingriff dar, der zum Ziel hat ein weiteres ulnares Abgleiten des Handgelenkes zu verhindern. Das Ergebnis der vorliegenden Studie konnte aufzeigen, dass die Indikation zur operativen Versorgung mittels radiolunärer Fusion bei Patienten in den Stadien II und III nach Larsen, Dale und Eek und mittels radioskapholunärer Fusion bei Patienten in den Stadien III und IV nach Larsen, Dale und Eek gestellt werden sollte.
Die Sepsis ist die Haupttodesursache auf nicht kardiologischen Intensivstationen mit einer Mortalität zwischen 30-50%. Auf Grund der epidemiologischen Entwicklung unserer Gesellschaft, einer Indikationsausweitung invasiver und operativer Verfahren sowie steigender Antibiotikaresistenzen und immunsuppressiver Therapien ist die Inzidenz der Sepsis steigend. Forschungsbemühungen zur Verbesserung der Sepsistherapie haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder erfolgsversprechende präklinische Ergebnisse in in vitro und in vivo Modellen aufzeigen können. Die Translation in den klinischen Alltag ist dabei jedoch zumeist gescheitert. Die aktuelle Sepsistherapie basiert somit nach wie vor auf den kausalen Säulen der Fokuskontrolle und antimikrobiellen Therapie. Intensivmedizinische Maßnahmen wie die hämodynamische Stabilisierung oder die Durchführung von Organersatzverfahren können definitionsgemäß nicht mehr der kausalen, sondern nur noch der supportiven oder gar adjunktiven Therapie zugeordnet werden. In den letzten Jahren ist die Alteration der endothelialen Barriere im Rahmen systemisch entzündlicher Prozesse mit der Ausbildung eines sogenannten „Capillary leakage syndrome“ mit konsekutiver Ausbildung eines Multiorganversagens auf Grund einer Organminderperfusion zunehmend in den Fokus der Grundlagenwissenschaft gerückt. Trotz dieser enormen pathophysiologischen Bedeutung ist bis heute noch keine Therapieform zur Stabilisierung der Endothelbarriere in septischen Patienten etabliert. Der parazelluläre Spalt der endothelialen Barriere wird durch Adherens- und Tight Junctions abgedichtet, wobei das Adhäsionsprotein Ve-cadherin die Hauptkomponente darstellt und somit die entscheidende Rolle in der endothelialen Integrität einnimmt. Darüberhinaus ist Ve-cadherin in die Endothel-Leukozyten-Interaktion, sowie der makromolekularen Permeabilität partizipiert und kann zusätzlich als Rezeptor für das Fibrinspaltprodukt Bbeta 15-42 dienen. Petzelbauer et al. konnten zeigen, dass eine synthetisch hergestellte Bbeta 15-42 Sequenz (FX06) den Reperfusionsschaden in einem Tiermodell des Herzinfarktes durch eine verminderte leukozytäre Transmigration als Resultat der kompetitiven Interaktion mit Ve-cadherin signifikant reduzieren konnte. In der hier vorliegenden Arbeit wurde der Hypothese nachgegangen, ob FX06 das Überleben in einem Modell der murinen polymikrobillen Sepsis, Colon ascendens Stent Peritonitis, durch eine Stabilisierung der endothelialen Barriere verbessern kann. Des Weiteren wurde der Einfluss von FX06 auf die systemische Zytokinfreisetzung untersucht. Die gewonnen Daten zeigen, dass es durch die Applikation von FX06 zu einer Stabilisierung der Endothelbarriere, vor allem in der Lunge, kommt und somit auch das Überleben signifikant verbessert ist. Das Zytokin- und Chemokinprofil wird dabei nicht durch FX06 beeinflusst. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass FX06 einen möglichen neuen therapeutischen Ansatz zur Stabilisierung der Endothelbarriere darstellt und somit das Überleben in der polymikrobiellen Sepsis verbessern könnte. Zu Evaluierung des genauen Wirkmechanismus von FX06, sowie möglichen Nebenwirkungen und Dosisfindungskurven bedarf es weiterer intensiver Forschungsanstrengungen.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Schmerz- und Angsterleben bei ambulanten Eingriffen in Lokalanästhesie durch die Operationsarten beeinflusst wird. Hier sind besonders die „Osteotomie Weisheitszahn“ und die „Wurzelspitzenresektion Seitenzahn“ mit einem hohen Score zu beachten. Weiterhin wird die Ausprägung durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale moduliert, so dass Patienten mit einer hohen Grundängstlichkeit als Persönlicheigenschaft, jüngere Patienten und das weibliche Geschlecht besonders im Fokus stehen sollten.
Shuntkriterien in der Karotis- Chirurgie auf der Basis somatosensorisch evozierter Potentiale (SSEP), die in der aktuellen Literatur veröffentlicht werden unterscheiden sich beträchtlich, erscheinen willkürlich festgelegt und teilweise konträr. Diese Studie untersucht die Validität von SSEP- Signalen im Vergleich zu klinisch- neurologischer Examinierung des Patienten unter der Operation. Wir untersuchten prospektiv 102 Patienten (Pts), die unter Regionalanaesthesie des Plexus cervicalis an der A. carotis operiert wurden. 11 Pts schieden auf Grund technischer Schwierigkeiten des SSEP aus. Die 50%ige Reduktion der kortikalen Primärantwort als Schwellenwert der zerebralen Minderdurchblutung war mit einer Sensitivität von 87% und einer Spezifität von 66% behaftet, der Totalverlust der kortikalen Primärantwort mit einer Sensitivität von 85% und einer Spezifität von 89%. Die Verlängerung der zentralen Überleitzeit um mehr als 20% ergab eine Sensitivität von 87% bei einer Spezifität von 40%, der Need-to- Shunt- Index ergab eine Sensitivität von 85% bei enier Spezifität von 88%. Diese Untersuchung zeigt eine wesentlich geringere Validität für die Detektion kritischer zerebraler Perfusionsminderungen als frühere Untersuchungen, so dass ihre Anwendung kontrovers diskutiert bleibt.
Mit dem cholinergen antiinflammatorischen Signalweg (CAP) konnte in den letzten Jahren eine vielversprechende Therapieoption identifiziert werden, um die unverändert hohe Letalität der klinischen Sepsis entscheidend zu senken. Die Untersuchung des therapeutischen Nutzens einer pharmakologischen Parasympathikusstimulation in der murinen polymikrobiellen Sepsis der Colon Ascendens Stent Peritonitis (CASP) war eine Hauptfragestellung dieser Arbeit. Untersucht wurden die Auswirkungen von Nikotin auf das Überleben und die Zytokinspiegel in der CASP. Es konnte gezeigt werden, dass die Effektstärke des CAP im Vollbild der polymikrobiellen Sepsis ihre Limitation erfährt. Hierdurch wurde die Hypothese gefestigt, dass eine Stimulation des CAP vornehmlich in Hyperinflammationsmodellen protektiv wirkt, aber keine oder sogar eine nachteilige Wirkung in Sepsismodellen mit wesentlicher Infektionskomponente besitzt. Der CAP wirkt folglich antiinflammatorisch, aber nicht antiinfektiös. Chirurgische Eingriffe besitzen eine immunmodulierende Wirkung. Kleine chirurgische Eingriffe können immunaktivierend wirken, größere Operationen hingegen das Immunsystem paralysieren. Diese beiden diametralen Verläufe könnten einen entscheidenden Einfluss auf das Outcome einer postoperativen Sepsis haben. Ein regelrecht konditioniertes Immunsystem könnte eine Schutzwirkung entfalten und die Sepsismorbidität und -mortalität senken. Diese Arbeit hat gezeigt, dass kleinere, sterile periphere Eingriffe eine Art „operative Impfwirkung“ besitzen. Erkenntnisse über die Reaktions- und Regulationsmechanismen nähren die Hoffnung, durch geeignete Anpassung des operativen Behandlungsregimes eine immunologische Alteration herbeiführen zu können und so den Ausgang großer chirurgischer Eingriffe in Zukunft entscheidend verbessern zu können.
ZIELSETZUNG: Messung des Sauerstofftransportes im Splanchnikusgebiet bei Patienten der großen Abdominalchirurgie und Evaluierung regionaler Effekte eines gesteigerten systemischen Blutflusses mit dem Ziel der Bewertung eines bestimmten postoperativen Katecholaminregimes. DESIGN: Prospektive, randomisierte, blinde klinische Studie. STUDIENRAHMEN: Intensivtherapiestation einer Universitätsklinik. PATIENTENGUT: 24 männliche Patienten, die sich einem elektiven Eingriff in der großen Abdominalchirurgie unterzogen. INTERVENTION: Katecholamintherapie (Dopamin, Dopexamin. Dobutamin) über 8 Stunden am 1. postoperativen Tag mit dein Ziel. einen Anstieg des Herzzeitvolumens um 20 % zu erreichen. MASSNAHMEN UND ERGEBNISSE: Die hämodynamischen Parameter und die Parameter des Sauerstofftransportes wurden vor und alle 2 Stunden während einer 8stündigen Untersuchungsperiode am 1. postoperativen Tag mittels Thermodilutionstechnik gemessen. Das Herzzeitvolumen und das Sauerstoffangebot stiegen nach Beginn der Katecholamintherapie in ähnlicher Weise an. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen der Dopamin-, Dopexamin- und Dobutamingruppe bezüglich der hämodynamischen und der Sauerstofftransportparameter. Zur Einschätzung der Splanchnikusperfusion wurde eine Tonometriesonde im Magen platziert, um das prCO² vor und während der Katecholamingabe zu messen. Sowohl das prCO² als auch das CO²gap blieben während des Beobachtungszeitraumes unverändert, ohne konsistente signifikante Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Der MEGX- Test wurde vor, während und nach der Katecholamingabe durchgeführt. Die Werte sanken nach der Operation ab und blieben dann auf erniedrigtem Niveau. Dopexamin und Dopamin hatten keinen Einfluss auf die Ergeb- nisse im MEGX- Test. Unter Dobutamin tendierten die MEGX- Werte zu einem weiteren Abfall. SCHLUSSFOLGERUNG: Die Verbesserung der hämodynamischen Parameter und der Parameter des Sauerstofftransportes durch die postoperative Gabe von Dopamin, Dopexamin oder Dobutamin stand in keinem Zusammenhang mit der Erhöhung des Blutflusses im Splanchnikusgebiet, gemessen anhand der Magentonometrie und des MEGX-Testes. Deshalb sehen wir, im Gegensatz zu anderen Untersuchungen, keinen Vorteil in der Anwendung von Dopexamin zur Verbesserung der Splanchnikusperfusion.
An der Chirurgischen Klinik der Ernst- Moritz- Arndt- Universität Greifswald wurden in der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2000 bei 37 Probanden mit einer nachgewiesenen gastroösophagealen Refluxkrankheit eine laparoskopische floppy Nissen- Fundoplikatio durchgeführt. Die prä- und postoperativen Daten der stationären Ösophagusmanometrie, der 24-Stunden gastroösophagealen pH-Metrie und des gastrointestinalen Lebensqualitätsindexes konnten von 30 Probanden prospektiv ermittelt werden. Der gesamte Beobachtungszeitraum betrug von 1/2000 bis 5/2001. Zwischen der prä- und postoperativen Datenerhebung lagen im Mittel 7,3 Monate. Die postoperative Kontrolluntersuchung fand im Mittel 5,8 Monate nach der Operation statt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, neben der Beurteilung der Effektivität der Operation anhand objektiv messbarer Befunde aus der stationären Ösophagusmanometrie, der 24-Stunden gastroösophagealen pH-Metrie auch die subjektive Zufriedenheit der Probanden mit dem Therapieverfahren, also die Veränderung der Lebensqualität zu messen. Die vorliegende Arbeit belegt die Effizienz der laparoskopischen floppy Nissen- Fundoplikatio an der Chirurgischen Klinik der Ernst- Moritz- Arndt- Universität Greifswald für den Zeitraum 1/2000 bis 12/2000. Es konnte nachgewiesen werden, dass durch die Operation der DeMeester- Score als Ausdruck des sauren Refluxes und des Sphinkterdruckes, die Länge des unteren Ösophagussphinkters im gesamten sowie sein intraabdomineller Anteil als Ausdruck für die Suffizienz des unteren Ösophagussphinkters statistisch signifikant verbessert wurden. Eine präoperativ deutlich erniedrigte erkrankungsspezifische Lebensqualität trotz medikamentöser Dauertherapie mit einem Protonenpumpenhemmer fand sich im Vergleich zur Normalpopulation bei allen Probanden. Nach der durchgeführten laparoskopischen floppy Nissen- Fundoplikatio ist ein statistisch signifikanter Anstieg (p = 0,0001) des Lebensqualitätsindexes zu verzeichnen. Dieser Wert ist nahezu mit einer gesunden Referenzpopulation vergleichbar. Die Verbesserung der Lebensqualität kann nicht nur in den einzelnen Dimensionen, den Symptomen, den Emotionen und den physischen und sozialen Funktionen, sondern auch in den einzelnen Fragen statistisch signifikant nachgewiesen werden. Die subjektive Beurteilung der Probanden bescheinigt somit unabhängig van den objektiven postoperativen Messgrößen ohne Zweifel den Operationserfolg und die Effizienz der chirurgischen Intervention aus ihrer Sicht. Der gastrointestinale Lebensqualitätsindex (GLQI) stellte dabei ein geeignetes, leicht zu handhabendes und sensitives Erhebungsverfahren dar.