Postoperative Wundinfektionen (surgical site infections: SSI) stellen in Deutschland derzeit die hĂ€ufigste nosokomiale Infektion dar. In der heutigen Zeit sind die Standards zur PrĂ€vention von SSI sehr komplex und effizient. Mit der Absicht der weiteren Reduktion von SSIâs wurde der mikrobielle Hautversiegler InteguSealÂź entwickelt. ErgĂ€nzend zu den bereits veröffentlichten Studien zur Wirksamkeit des Versieglers untersuchten wir die Haut von 128 Patienten, die sich zu geplanten traumatologischen Eingriffen in der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald einfanden. Die Patienten wurden in zwei Gruppen (Kontrollgruppe und Verumgruppe) aufgeteilt. Wir ĂŒberprĂŒften Koloniezahlen und Erregerspezies von Wundgrund, Wundrand und Wundnaht im Verlauf von operativen Eingriffen an der WirbelsĂ€ule und an den ExtremitĂ€ten. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe ohne Versiegleranwendung konnten bei den Patienten, die der Verumgruppe mit Versiegleranwendung angehörten, an allen drei untersuchten Arealen weniger Koloniezahlen detektiert werden. Statistische Signifikanz wurde aber lediglich an der Wundnaht erreicht. Schlussfolgernd konnten wir zwar einen Trend zu Gunsten des sogenannten Sealings herausarbeiten, zur zukĂŒnftigen Integration der Versieglertechnik in die Standards zur prĂ€operativen Vorbereitung zwecks Reduktion der Wundkontamination bzw. von Wundinfektionen mĂŒssen allerdings weitere Untersuchungen durchgefĂŒhrt werden.
Hintergrund: FĂŒr die EinschĂ€tzung der Notwendigkeit einzelner HygienemaĂnahmen im Vergleich zwischen Hygienepersonal und chirurgisch tĂ€tigen Ărzten ist in der Literatur kein Messinstrument beschrieben. Der Vergleich dieser beiden Gruppen erschien von Interesse, da sich daraus AnsĂ€tze ergeben, was in der Aus- und Weiterbildung der BerĂŒcksichtigung bedarf. Methode: Es wurde nach einer Möglichkeit gesucht, bei der möglichst viele FachkrĂ€fte beider Berufsgruppen gleichzeitig anzutreffen sind. HierfĂŒr erschienen vor allem Kongresse der jeweiligen Berufsgruppe geeignet zu sein. Der theoriegeleitete selbstentwickelte Fragebogen wurde daraufhin auf dem 10. Internationalen Kongress der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Krankenhaushygiene und auf dem 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Chirurgie verteilt. AuĂerdem wurden 100 Fragebogen an die Fachabteilungen Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und OrthopĂ€die von 8 Kliniken in Deutschland verteilt. Ergebnisse: Von insgesamt 1200 Fragebögen wurden 109 Fragebögen korrekt und vollstĂ€ndig ausgefĂŒllt zurĂŒckgegeben und konnten in die Arbeit einflieĂen. Das entspricht einer Ausschöpfungsquote von 9.4 %. Mithilfe der Datenanalyse konnte gezeigt werden, dass HygienefachkrĂ€fte im Durchschnitt die HygienemaĂnahmen als wichtiger einstufen als das von Ărzten vorgenommen wird. Es wiesen allerdings nicht alle 30 Items des Fragebogens signifikante Unterschiede zwischen den beiden untersuchten Gruppen auf. Die Dienstjahre hatten nur bei den beiden Items âatraumatisches Arbeitenâ und âNarkosefĂŒhrungâ einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung. Im Vergleich der beiden Berufsgruppen zueinander stellte sich heraus, dass es signifikante Unterschiede in der EinschĂ€tzung der Bewertung einzelner HygienemaĂnahmen zwischen HygienefachkrĂ€ften und allen Ărzten, unabhĂ€ngig ob Chefarzt, Oberarzt, Facharzt oder Assistenzarzt, gibt. Es zeigte sich, dass HygienefachkrĂ€fte nicht alle abgefragten Items fĂŒr wichtiger einstuften als Ărzte dies taten. Lediglich 11 der insgesamt 30 Items wurden von HygienefachkrĂ€ften als wichtiger eingestuft. Schlussfolgerung: In der Arbeit wurde ein Messinstrument erprobt, das eine Basis fĂŒr weitere Untersuchungen auf dem Gebiet der Hygiene sein könnte. Allerdings sollte es noch optimiert werden und eventuell bis dahin neu auftretende Problematiken sowie Themen im Bereich der Hygiene berĂŒcksichtigen. Es konnte in dieser Arbeit die Soll-Ist-Diskrepanz aufgezeigt werden, woraus sich Implikationen sowohl fĂŒr die Forschung als auch fĂŒr die tĂ€gliche Arbeit in Kliniken und Praxen am Patienten ableiten lassen. Insgesamt lĂ€sst sich festhalten, dass HygienemaĂnahmen stĂ€ndig an Bedeutung gewinnen. So ist neben der ethischen und sozialen Komponente vor allem auch die politische und ökonomische Relevanz nicht zu unterschĂ€tzen. Kosteneinsparungen und Personalmangel fĂŒhren dabei tĂ€glich zu neuen Herausforderungen.