Die Evaluation des Einflusses der Antibiotika Linezolid und Tigecyclin auf die Mikrozirkulation im Rahmen einer akuten experimentellen EndotoxinĂ€mie war Ziel unserer Arbeit. Das Monitoring der Vitalparameter erfasste Herzfrequenz, mittleren arteriellen Blutdruck, Atemfrequenz und Körpertemperatur ĂŒber die gesamte Dauer des Experiments. Mit Hilfe der Intravitalmikroskopie ermittelten wir in postkapillĂ€ren mesenterialen Venolen die temporĂ€re und permanente Leukozyten-AdhĂ€renz nach AnfĂ€rben mit Rhodamin sowie das AusmaĂ der Plasmaextravasation aus dem GefÀà in das Interstitium mittels FITC-markiertem Albumin. Zudem wurden die Konzentrationen pro- und antiinflammatorischer Zytokine aus Serumproben zu Beginn und am Ende des Versuches ermittelt. Durch die experimentelle EndotoxinĂ€mie kam es tendenziell zu einem Blutdruckabfall in den LPS-belasteten Gruppen, durch hĂ€modynamische Stabilisierung mit Hilfe von Volumentherapie wurde dieser allerdings begrenzt. An den drei Mikroskopierzeitpunkten befanden sich alle Gruppen auf etwa gleichem Blutdruck-Niveau. Des Weiteren fĂŒhrte die LPS-Applikation zu einem Anstieg der Herz- und Atemfrequenz. Die Körpertemperatur wurde auf konstant 36°C gehalten. Aus den Untersuchungsergebnissen ist abzuleiten, dass die beiden Antibiotika keinen Einfluss auf die MakrohĂ€modynamik haben. Zudem zeigte sich in unseren Messungen unter EndotoxinĂ€mie ein erwarteter Anstieg aller gemessenen Zytokinspiegel (TNF-α, IL-1ÎČ, IL-4, IL-6 und IFN-Îł), welche weder von Linezolid noch von Tigecyclin beeinflusst wurden. Die endotoxĂ€mischen Bedingungen erzeugten typische pathophysiologische VerĂ€nderungen im Gebiet des Mesenteriums: eine gesteigerte Leukozytenaktivierung und AdhĂ€sivitĂ€t am Endothel sowie die daraus bedingte Reduktion des Rollerflows. Die Therapie mit Tigecyclin konnte eine signifikante Zunahme der adhĂ€renten Leukozyten im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht verhindern, erzielte allerdings eine signifikante Abnahme der Anzahl der âStickerâ im Vergleich zur LPS-Gruppe. Dementsprechend konnte die Tigecyclin-Applikation den Roller-Flow signifikant verbessern, erreichte aber nicht das statistische Niveau der Kontrollgruppe. Linezolid konnte hatte ebenfalls die Leukozytenaktivierung vermindern, jedoch ohne eine statistische Signifikanz zu erzielen. Zusammenfassend bewirkte der Einsatz des Antibiotikums Tigecyclin eine signifikante Verminderung der Leukozytenaktivierung in der intestinalen Mikrozirkulation, was die Evaluation dieses Medikamentes fĂŒr die eine immunmodulatorische Therapie der Sepsis in weiterfĂŒhrenden tierexperimentellen und klinischen Studien sinnvoll erscheinen lĂ€sst. Linezolid zeigte eine nur tendenzielle Abnahme der Leukozyten-Endothel-Interaktion, was jedoch in weiteren Studienmodellen evaluiert werden sollte.
Im Rahmen einer Sepsis oder experimentellen EndotoxinĂ€mie zeigt sich eine Aktivierung des Gerinnungs-Fibrinolyse-Systems, des Kontakt- und Komplementsystems. Es kommt es zu einer erhöhten Leukozyten-Endothelinteraktion, einer endothelialen Dysfunktion und einem Capillary-leakage-Syndrom. Bei Sepsis-Patienten kann eine verminderte Konzentration des funktionellen C1-Esterase-Inhibitors festgestellt werden. Durch exogene Zufuhr konnte in klinischen und tierexperimentellen Untersuchungen eine Verminderung des capillary leakage und eine hĂ€modynamische Stabilisierung erreicht werden. Ziel unserer Untersuchungen war die Bestimmung des Einflusses des C1-INH auf hĂ€modynamische, biochemische und intravitalmikroskopische Parameter der Mikrozirkulation unter EndotoxinĂ€mie. Die Untersuchungen wurden an der Darmwand (Submukosa-Muskularis-Mukosa)und am Mesenterium durchgefĂŒhrt. Die HĂ€modynamik blieb durch den C1-INH im Wesentlichen unbeeinflusst. Es zeigte sich eine Reduktion der funktionellen Kapillardichte der Mukosa des Darmes durch die EndotoxinĂ€mie. Die funktionelle Kapillardichte war in der Tunica muscularis circularis im Sinne eines âmismatchâ erhöht. Somit zeigte sich eine typische septische Mikrozirkulationsstörung. Die Gabe von C1-INH konnte die Mukosadurchblutung ohne Einfluss auf dieses âmismatchâ signifikant erhöhen. Die EndotoxinĂ€mie fĂŒhrte zu einer vermehrten LeukozytenadhĂ€renz. C1-INH konnte diese Endotoxinwirkung signifikant vermindern. Nach unseren Erkenntnissen ist dies der erste intravitalmikroskopische Nachweis einer verminderten Leukoyzten-Endothel-Interaktion durch C1-INH in postkapillĂ€ren Venolen der Darmwand. Die zur Quantifizierung des Capillary-leakage-Syndroms gemessene Plasmaextravasation konnte durch C1-INH ebenfalls reduziert werden. Als biochemischen Parameter einer proinflammatorischen Immunantwort zeigte sich ein erhöhter TNF-alpha-Spiegel in beiden Verumgruppen. Im Gegensatz dazu ergab sich durch die Applikation von C1-INH ein Anstieg der Konzentration des antiinflammatorischen Interleukin-10. Zusammenschauend könnten diese C1-INH-Wirkungen, insbesondere eines verminderten capillary leakage, entweder auf die verminderte LeukozytenadhĂ€renz oder die beobachtete Immunmodulation zurĂŒckzufĂŒhren sein. Nach Analyse der Literatur scheint der von uns gefundene erhöhte Interleukin-10-Spiegel in der FrĂŒhphase der Sepsis einen positiven Einfluss aufzuweisen. Weitere tierexperimentelle Arbeiten sollten AdhĂ€sionsmolekĂŒle sowie Parameter des Kontakt- und Komplementsystems erfassen.
Eine adĂ€quate FlĂŒssigkeitssubstitution stellt im Rahmen der Sepsis und des septischen Schocks einen Grundpfeiler der Basistherapie dar. Hierbei spielt nicht nur die Aufrechterhaltung der MakrohĂ€modynamik, sondern auch der Erhalt der Kapillarperfusion eine entscheidende Rolle. FĂ€llt diese Barriere beispielsweise im Intestinum, folgt die Bakterientranslokation in das Blut und eine VerschĂ€rfung der Sepsis ist die Folge. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass HydroxyethylstĂ€rke-haltige Lösungen immunmodulatorische Eigenschaften besitzen. Ziel dieser Arbeit war es, die Effekte âĂ€ltererâ (200/0,5) und âneuererâ (130/0,4) HES Lösungen auf die intestinale Mikrozirkulation im Rahmen einer experimentellen Sepsis zu untersuchen und zu vergleichen. Es sollten etwaige immunmodulatorische Unterschiede sowie differente EinflĂŒsse auf die Kapillarperfusion genauer beleuchtet werden. Als Vergleich dienten Untersuchungsgruppen, die mit Ringerlaktat sowie mit volumenĂ€quivalenten Mengen Ringerlaktat behandelt wurden. Die Colon Ascendens Stent Peritonitis (CASP) wurde als Tiermodell genutzt. Zur Beurteilung der intestinalen Mikrozirkulation wurde die Intravitalmikroskopie verwendet. Hierbei erfolgte die Untersuchung der Kapillarperfusion sowie der Leukozytenaktivierung im terminalen Ileum der Ratte. Zudem wurden klinische Parameter wie Blutdruck, Herzfrequenz und Körpertemperatur aufgezeichnet sowie anti- und proinflammatorische Zytokine im Blut bestimmt. Zu Beginn des Experimentes herrschten in allen Untersuchungsgruppen normotone DruckverhĂ€ltnisse, so dass makrohĂ€modynamische EinflĂŒsse ausgeschlossen werden konnten. Es zeigte sich, dass alle HES-PrĂ€parate sowie eine volumenĂ€quivalente FlĂŒssigkeitssubstitution mit Ringerlaktat die Kapillarperfusion signifikant verbessern. Unterschiede zwischen âneuerenâ und âĂ€lterenâ HES-Lösungen sind, mit Ausnahme von Tetraspan, welches einen geringeren Effekt auf die Kapillarperfusion in der Lamina muscularis circularis aufweist, nicht vorhanden. Zudem zeigte sich kein Vorteil zugunsten von HES PrĂ€paraten im Vergleich zur volumenĂ€quivalenten Substitution mit Ringerlaktat. Alle HES-Lösungen, hier ebenfalls Tetraspan in einem Teilbereich ausgenommen, fĂŒhrten zu einer signifikanten Reduktion der Leukozytenaktivierung im terminalen Ileum. Dies spiegelte sich jedoch nicht in den systemischen Zytokinleveln wider. Infusionslösungen mit HydroxyethylstĂ€rke zeigen, ungeachtet der Generation, akute positive immunmodulatorische sowie mikrozirkulatorische Effekte. Gerade in der FrĂŒhphase der Sepsis kann dies, bei gleichem Volumeneffekt, ein Vorteil im Gegensatz zu Ringerlaktat oder NaCl-Lösungen mit sich bringen. Somit sollte die Gabe von HES in diesem Krankheitsstadium erwogen werden. Da der Darm weiterhin als Motor des Multiorganversagens im Rahmen der Sepsis gilt, sollten in dieser Hinsicht zukĂŒnftige experimentelle Studien untersuchen, inwieweit sich neue Ansatzpunkte der kausalen Therapie ergeben.
Die Sepsis ist trotz EinfĂŒhrung neuer diagnostischer und therapeutischer Prinzipien nach wie vor ein Krankheitsbild mit sehr hoher LetalitĂ€t. Eine hĂ€modynamische Stabilisierung mit Hilfe adĂ€quater Volumengabe und des Einsatzes potenter Vasokonstriktoren gilt als Basistherapie von Patienten mit septischem Schock. Letzteres birgt jedoch die Gefahr einer weiteren Verschlechterung der intestinalen Mikrozirkulation, deren Störung als ein kardinaler Mechanismus fĂŒr die Entwicklung eines Multiorganversagens gilt. Ziel der Arbeit war es, im Rahmen einer experimentellen EndotoxinĂ€mie den Einfluss des synthetischen Vasopressin - Analogons Desmopressin, selektiver Agonist des Vasopressin V2-Rezeptors mit vasodilatatorischen Eigenschaften, auf die intestinale Mikrozirkulation mittels Intravitalmikroskopie zu evaluieren. Hierzu untersuchten wir in den submukösen Venolen der Darmwand von Ratten die LeukozytenadhĂ€renz sowie die Dichten funktioneller, dysfunktioneller und nicht-funktioneller Kapillaren in der Lamina muscularis longitudinalis et circularis und im Stratum mucosae. ZusĂ€tzlich wurden pro- und antiinflammatorische Zytokine aus Serumproben mittels Durchflusszytometrie (FACS) bestimmt sowie die Auswirkungen der Therapie auf Körpertemperatur, Blutgase und Laktatkonzentration untersucht. WĂ€hrend der Versuche erfolgte eine konstante Messung des mittleren arteriellen Blutdrucks und der Herzfrequenz als makrohĂ€modynamische Parameter. Die Desmopressin-Applikation fĂŒhrte zu einer signifikanten Verbesserung der Mikrozirkulation in allen untersuchten Darmschichten. In der Lamina muscularis longitudinalis verdreifachte sich die Dichte funktionell perfundierter Kapillaren im Vergleich zu den unbehandelten septischen Tieren (Kapillardichte 35.5 ± 4.81 cm-1 in der LPS-Gruppe vs. 105 ± 4.8 cm-1 in der mit Desmopressin behandelten septischen Gruppe; Mittelwerte ± SEM, je Gruppe n=10, P<0.001). Die Zahl adhĂ€renter Leukozyten konnte in den submukösen Venolen 1. Ordnung signifikant um 22% reduziert werden (259 ± 26 n/mm2 in der LPS-Gruppe vs. 203 ± 17 n/mm2 in der Therapiegruppe; Mittelwerte ± SEM, je Gruppe n=10, P<0.05). Die Serumspiegel der proinflammatorischen Zytokine sanken unter der Therapie mit Desmopressin ebenfalls signifikant. Es konnte beispielsweise eine 39-prozentige Reduktion der TNF-α-Konzentration erreicht werden (429 ± 119 pg/ml in der LPS-Gruppe vs. 262 ± 69 pg/ml in der Therapiegruppe; Mittelwert ± SEM, je Gruppe n=10, P<0.05). Die makrohĂ€modynamischen Parameter wurden von der Substanz nicht beeinflusst. Aufgrund der positiven Effekte des Desmopressins auf intestinale Mikrozirkulation, LeukozytenadhĂ€renz und systemische Inflammation und der fehlenden negativen Beeinflussung der systemischen HĂ€modynamik erscheint es sinnvoll, in weiterfĂŒhrenden tierexperimentellen und klinischen Studien den Nutzen des Medikamentes in der Sepsistherapie, z.B. als möglicher Kombinationspartner bekannter Vasokonstriktoren, zu evaluieren.
UnabhÀngig vom medizinischen Fortschritt stellt die Sepsis auch im 21. Jahrhundert ein Krankheitsbild mit hoher MortalitÀtsrate, progredienter Inzidenz und zunehmender volkswirtschaftlicher Bedeutung dar. Ein zentraler therapeutischer Faktor ist der Erhalt mikro- und makrozirkulatorischer HÀmodynamik. In vorangegangenen Arbeiten konnte gezeigt werden, dass die Modulation von Tyrosinkinasen und Tyrosin-Phosphatasen die Mikrozirkulation in septischen ZustÀnden positiv beeinflussen kann.
Wir untersuchten die Auswirkungen des Tyrosine receptor kinase B -Agonisten Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) auf die intestinale Mikrozirkulation und Leukozyten-Endothel-Interaktion unter experimenteller EndotoxinÀmie mittels intravitaler Fluoreszenzmikroskopie. Hierzu wurden die funktionelle, dysfunktionelle und nicht-funktionelle Kapillardichte der Lamina muscularis longitudinalis, circularis und des Stratums mucosae sowie die LeukozytenadhÀrenz der Venolen der submukösen Darmwand bestimmt. ErgÀnzend erfolgte eine Messung der hÀmodynamischen Parameter Herzfrequenz und mittlerer arterieller Blutdruck, sowie von Körpertemperatur, Blutgasen und Laktatkonzentration. Eine Bestimmung von Zyto- bzw. Chemokinen erfolgte mittels Fluorescent Bead Immunoassay.
Die intravenöse Applikation von BDNF fĂŒhrte unter EndotoxinĂ€mie zu einer signifikant erhöhten konstanten LeukozytenadhĂ€renz in den Venolen dritten Grades der Darmwand und zu einer tendenziellen Zunahme um ca. 33 % in den Venolen ersten Grades. Die funktionelle Kapillardichte zeigte sich hingegen nach Behandlung der EndotoxinĂ€mie in den Laminae musculares longitudinalis und circularis tendenziell reduziert. Die Dichte nicht-funktioneller Kapillaren verhielt sich konkordant nach Behandlung mit BDNF tendenziell erhöht. Die Behandlung mit BDNF fĂŒhrte zu keiner BeeintrĂ€chtigung der HĂ€modynamik, jedoch zu einer signifikanten Basenabweichung unter EndotoxinĂ€mie. Eine VerĂ€nderung der Zytokinspiegel wurde nach BDNF-Applikation nicht verzeichnet.
Die Hinweise auf eine Verschlechterung der intestinalen Kapillarperfusion und der Nachweis einer verstĂ€rkten Leukozytenaktivierung nach BDNF-Applikation in systemischer Inflammation identifizieren die Blockade der durch endogenem BDNF vermittelten Kaskaden als mögliches therapeutisches Ziel. Es scheint daher sinnvoll, in weiterfĂŒhrenden tierexperimentellen und ggf. klinischen Studien den Nutzen von BDNF-Antagonisten in der Therapie systemisch-inflammatorischer ZustĂ€nde wie der Sepsis zu evaluieren
Podozyten, die hochspezialisierten viszeralen Epithelzellen des Glomerulus, bedecken die AuĂenseite der glomerulĂ€ren Kapillaren und sind fĂŒr die Filtration des Blutes in der Niere essentiell. Eine SchĂ€digung der Podozyten geht mit dem Verlust ihrer komplexen dreidimensionalen Struktur, dem sogenannten FuĂfortsatz-Effacement einher. Effacement und Detachment, das Ablösen der Podozyten von der glomerulĂ€ren Basalmembran, fĂŒhren zur Ausscheidung von hochmolekularen Proteinen mit dem Urin und in vielen FĂ€llen zu einer nicht heilbaren chronischen Nierenerkrankung (CKD). In der Vergangenheit wurde anhand von Zellkulturstudien und Versuchen an Ratten und MĂ€usen die These aufgestellt, dass Podozyten entlang der glomerulĂ€ren Basalmembran wandern können. Da diese Experimente jedoch bisher nicht eindeutig belegen konnten, dass es sich bei den beobachteten Zellen tatsĂ€chlich um vollstĂ€ndig differenzierte Podozyten handelte und diese Fragestellung fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Pathogenese chronischer Nierenerkrankungen und damit fĂŒr die Entwicklung neuer Therapieverfahren von wesentlicher Bedeutung ist, wurde im Rahmen dieser Arbeit ein Verfahren entwickelt, Fluoreszenz-markierte Podozyten in vivo in lebenden Zebrafischlarven zu beobachten. Dazu wurde zunĂ€chst durch Kreuzung ein transgener Zebrafischstamm generiert, dessen Larven vollstĂ€ndig transparent sind und das grĂŒn-fluoreszierende Protein unter Kontrolle des wt1a-Promoters in Podozyten exprimieren. Mit der 2-Photonenmikroskopie konnten nun in Langzeitaufnahmen einzelne Podozyten in fĂŒnf bis sechs Tage alten Zebrafischlarven beobachtet werden. Hierbei zeigte sich eindeutig, dass Podozyten ĂŒber ZeitrĂ€ume von bis zu 23 Stunden nicht wandern. Da mit dieser Technik auch einzelne PrimĂ€rfortsĂ€tze der Podozyten beobachtet werden können, konnte erstmals gezeigt werden, dass sich auch diese nicht signifikant innerhalb eines Beobachtungszeitraums von bis zu 23 Stunden bewegten. Als Nachweis, dass mit dieser Beobachtungsmethode dynamische Podozyten nachgewiesen werden können, wurde die Bewegung einzelner Zellen wĂ€hrend der Bildung des Glomerulus ĂŒber einen Zeitraum von 3 Tagen verfolgt. Um ferner auszuschlieĂen, dass PodozytenfortsĂ€tze sehr schnelle, oszillierende Bewegungen vollfĂŒhren, wurden einzelne Podozyten in sehr kurzen Intervallen aufgenommen und das Bewegungsmuster analysiert. Auch hier zeigten sich keine dynamischen Eigenschaften der Podozyten im lebenden Organismus. Somit kann davon ausgegangen werden, dass Podozyten unter physiologischen Bedingungen in lebenden Zebrafischlarven kein dynamisches Verhalten zeigen, sondern als statische Zellen anzusehen sind.
Tobramycin und Imipenem sind zwei im klinischen Alltag hĂ€ufig eingesetzte Medikamente, insbesondere in der Therapie einer Sepsis. Antibiotika können neben der antimikrobiellen Wirkung, anti-/proinflammatorische Effekte haben. Die klinische Relevanz dieser Studie besteht darin, einen Beitrag zum weiteren VerstĂ€ndnis der Wirkungen einer antibiotischen Therapie zu leisten. Potentielle Nebenwirkungen bei der Auswahl einer Antibiose mit dem Wissen, dass die intestinale Mikrozirkulation die wichtigste Rolle bei der Entwicklung eines septischen Organversagens spielt, sollten gezielt untersucht werden. Dazu wurden intravitalmikroskopische Untersuchungen der Darmwand am terminalen Ileum der gesunden Ratte durchgefĂŒhrt. Die Vitalparameter wurden erfasst, der intestinale mikrovaskulĂ€re Blutfluss gemessen. Zu Beginn und zum AbschluĂ des Experimentes wurden die Zytokinspiegel bestimmt. Imipenem in Kombination mit Cilastatin verminderte die funktionelle Kapillardichte und den intestinalen mikrovaskulĂ€ren Blutfluss in der gesunden Ratte, die LeukozytenâEndothel-Interaktion war vermindert. Tobramycin hatte keine Auswirkungen auf die funktionelle Kapillardichte. In den postkapillĂ€ren Venolen waren vermehrt aktivierte Leukozyten nachweisbar. Weder Imipenem noch Tobramycin hatten Auswirkungen auf die MakrohĂ€modynamik. Die Zytokinspiegel blieben, mit Ausnahme von erniedrigten IL-10-Spiegeln nach Tobramycingabe, unbeeinflusst. Es ist bekannt, dass Imipenem und Tobramycin neben ihren antibiotischen Wirkungen auch immunmodulatorische FĂ€higkeiten haben. Die reduzierte Kapillardichte in der gesunden Ratte nach Zienamgabe könnte durch die Auswirkungen des obligat mit Imipenem kombinierten Zusatzstoffs Cilastatin erklĂ€rt werden. Der erhöhte Anteil an fest adhĂ€renten Leukozyten nach Tobramycingabe stĂŒtzt die bekannten, teils kontrovers diskutierten, EinflĂŒsse von Aminoglykosiden direkt auf Leukozyten. Inwiefern diese Effekte durch die Antibiose auf die kommensale Besiedlung verursacht werden, lĂ€sst sich durch die vorliegende Arbeit nicht klĂ€ren. Weitere tierexperimentelle Arbeiten sollten die kombinierten Stoffe Imipenem und Cilastatin getrennt untersuchen.
Die adĂ€quate Therapie und damit das Outcome von Patienten mit schwerer Sepsis und septischem Schock sind trotz intensiver Forschung nach wie vor unbefriedigend. Dabei stellt auch die Diagnose und Behandlung der sepsis-assoziierten Enzephalopathie eines der ungelösten Probleme dar. In den letzten Jahren wurden groĂe Hoffnungen in das spĂ€ter vom Markt genommene Drotrecogin alpha gesetzt. In der hier vorliegenden Arbeit sollte zunĂ€chst ein geeignetes Modell zur Untersuchung der zerebralen Mikrozirkulation etabliert werden. Hierzu wurden Pia mater-GefĂ€Ăe mittels Trepanation freigelegt und die bereits von der Forschung an der intestinalen Durchblutung etablierte Intravitalmikroskopie, welche als Vergleichsmethode benutzt wurde, eingesetzt. Daraufhin wurde die Anwendung zweier, in der experimentellen Forschung hĂ€ufig verwendeter Sepsismodelle geprĂŒft. Diese waren einerseits die Induktion einer EndotoxinĂ€mie mittels direkter Applikation von E.coli-Toxinen sowie andererseits die Auslösung einer SeptikĂ€mie mittels CASP-Operation. In beiden Versuchsmodellen lieĂ sich eine adĂ€quate septische Reaktion mit relevanter Störung der zerebralen Mikrozirkulation sowie Aktivierung der Leukozyten-Endothel-Interaktion nachweisen. In einem zweiten Schritt wurden an einem dieser beiden Modelle, der EndotoxinĂ€mie, Auswirkungen einer Therapie mit aktiviertem Protein C untersucht. Es fand sich ein protektiver Einfluss auf die Kapillarperfusion, sowie eine Reduktion der LeukozytenadhĂ€renz. BezĂŒglich der Makrozirkulation sowie der Plasmaextravasation lieĂen sich keine signifikanten VerĂ€nderungen beobachten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung bestĂ€tigen Effekte von aktiviertem Protein C auf die Mikrozirkulation, die bereits an anderen Organen und Geweben erhoben wurden. Trotz der MarktrĂŒcknahme des rekombinant hergestellten Wirkstoffes auf Grund nicht reproduzierbarer Effekte auf die Sepsis-MortalitĂ€t bleibt somit die Frage, ob in den kommenden Jahren eine WiedereinfĂŒhrung der Medikation bei spezifischen Patientengruppen und Organdysfunktionen sinnvoll ist.
LOX-1 ist ein membranstĂ€ndiger Rezeptor, der u.a. auf Endothelzellen exprimiert wird. FĂŒr VerĂ€nderungen in der Rezeptorexpression wurden verschiedene Faktoren identifiziert. Neben oxidiertem LDL und Angiotensin II stellen Zytokine wie beispielsweise TNF-α entscheidende Faktoren dar. LOX-1 stellt zudem ein AdhĂ€sionsmolekĂŒl fĂŒr Leukozyten und Bakterien dar. In dieser Arbeit wurde in einem tierexperimentellen Modell die Inhibition von LOX-1-Rezeptoren durch spezifische Antikörper bei experimenteller EndotoxinĂ€mie untersucht. Als Hypothese wurde angenommen, dass eine Blockierung von LOX-1-Rezeptoren mit einem spezifischen Antikörper eine Verbesserung der intestinalen Mikrozirkulation mit Abnahme der LeukozytenadhĂ€renz bewirkt. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Verabreichung von LOX-1-Antikörpern zu einer Reduktion der LeukozytenadhĂ€renz fĂŒhrt. Auf m-RNA Ebene konnte eine signifikante Minderung der Expression von LOX-1 nach Applikation des LOX-1-Antikörpers nachgewiesen werden. GegenwĂ€rtig ist die Bedeutung von LOX-1 in den pathophysiologischen ZusammenhĂ€ngen der Sepsis noch nicht ausreichend verstanden. Weitere Arbeiten sind diesbezĂŒglich erforderlich. Diese Arbeit bestĂ€tigt, dass die LOX-1-Inhibition ein attraktives Target in der Modulation der endotoxinvermittelten Leukozytenaktivierung in der Mikrozirkulation bei Sepsis darstellt.
Mechanische Beatmung als lebensnotwendige intensivmedizinische MaĂnahme kann die intestinale Mikrozirkulation schĂ€digen und einen beatmungsassoziierten Lungenschaden verursachen. Der Einfluss von Pressure Support Ventilation (PSV) versus kontrolliert mechanischer Beatmung (CMV) auf die intestinale Mikrozirkulation, den alveolĂ€ren Lungenschaden, den Gasaustausch und die Zytokinaktivierung in der bronchoalveolĂ€ren Lavage (BAL) bei experimenteller Sepsis und experimenteller LungenschĂ€digung wurde untersucht. 60 mĂ€nnliche Sprague-Dawley Ratten wurden je einer Kontrollgruppe, einer SĂ€uregruppe oder einer Sepsisgruppe randomisiert zugeteilt. 15 Stunden vor Beginn der Experimente wurde bei 20 Tieren zur Induktion einer experimentellen Sepsis die Colon Ascendens Stent Peritonitis (CASP) - Operation unter sterilen Bedingungen durchgefĂŒhrt. 20 Tiere dienten als Kontrolltiere und bei 20 Tieren wurde ein Lungenschaden mittels intratrachealer Applikation von 2,5 ml/kg HCL pH 1,25 induziert. Pro Versuchsreihe wurde je eine Gruppe mit 10 Tieren druckunterstĂŒtzt (PSV) und die andere Gruppe volumenkontrolliert (CMV) beatmet. Die HĂ€modynamik und der Gasaustausch wurden ĂŒberwacht. Mittels intravitaler Fluoreszenzmikroskopie im Bereich des terminalen Ileums wurden die LeukozytenadhĂ€renz (n/mm2) und die funktionelle Kapillardichte (mm/mm2) analysiert. Nach der Tötung der Versuchstiere mittels KCl erfolgte die Autopsie mit Entnahme der BAL zur Zytokinbestimmung und Gewinnung von Gewebeproben fĂŒr die Bestimmung des alveolĂ€ren Lungenschadens. Bei den CASP-Tieren zeigte sich eine signifikante EinschrĂ€nkung der intestinalen Mikrozirkulation, jedoch ohne Entwicklung eines indirekten Lungenschadens. Tiere mit SĂ€ure-induzierter LungenschĂ€digung zeigten eine steigende Elastance und einen signifikanten Abfall des Oxygenierungsindex, der jedoch stets bei Werten oberhalb 300 mmHg lag. Trotz der nur milden Reduktion des Oxygenierungsindex bei den Tieren der SĂ€uregruppe kam es zu einer Ă€hnlich ausgeprĂ€gten SchĂ€digung der intestinalen Mikrozirkulation wie bei den Sepsistieren. Im Vergleich zur PSV zeigte sich fĂŒr die CMV ein protektiver Effekt auf das Ventilations-Perfusion-VerhĂ€ltnis. Bei Tieren der SĂ€uregruppe lieĂen sich unter kontrollierter Beatmung niedrigere Zytokinkonzentrationen in der bronchoalveolĂ€ren Lavage nachweisen. Die erhaltene Spontanatmung (PSV) zeigte einen positiven Effekt bezogen auf die Dehnbarkeit des Lungengewebes. ZusĂ€tzlich zeigte sich ein Trend zu einer milderen AusprĂ€gung des alveolĂ€ren Lungenschadens. Verglichen mit CMV, konnte bei Tieren mit PSV eine niedrigere LeukozytenadhĂ€renz und eine bessere funktionelle Kapillardichte in der Intravitalmikroskopie gezeigt werden. Unsere Arbeit konnte einen protektiven Effekt der erhaltenen Spontanatmung (PSV) auf die intestinale Mikrozirkulation nachweisen. Weiterhin zeigte sich, dass bereits ein mildes Aspirationstrauma die intestinale Mikrozirkulation schwerwiegend schĂ€digen kann, was den Stellenwert der PrĂ€vention von Aspirationsgeschehen im klinischen Alltag verdeutlicht.