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In der Retropspektiven Studie werden die Daten der Patienten der unfallchirurgischen Abteilung der UniversitĂ€t Greifswald ausgewertet, bei denen eine schultergelenknahe Fraktur mittels Plattenosteosynthese versorgt wurde. Die funktionellen Ergebnisse wurden mittels des Constant-Scores dargestellt und eine isokinetische Untersuchung mittels LIDO - ACTÂź - Multigelenksystem durchgefĂŒhrt. Die guten funktionellen Ergebnisse und die niedrige Komplikationsrate zeigen, dass das Osteosyntheseverfahren trotz kontroverser Diskussion in der Literatur vor allem fĂŒr 2- und 3 Frakmentfrakturen vom Typ Neer II - V geeignet ist.
Studienziel: Retrospektive Darstellung der Situation der Marschfrakturen bei der Bundeswehr in den Jahren 1998 bis 2000 und Druckverteilungsuntersuchung unter dem FuĂ im Kampfstiefel der Bundeswehr mit 4 verschiedenen Einlegesohlen. Methode: Anonymisierte statistische Auswertung von 191 FĂ€llen mit 204 Frakturen. Messung der Druckverteilung (Novel pedar-m) unterhalb der FĂŒĂe von 26 Probanden im Kampfstiefel der Bundeswehr mit den Originaleinlegesohlen (Kunststoffmesh) und angefertigten anatomisch vorgeformten Einlegesohlen (Neopren und EVA-Schaum). Ergebnisse: 82% der betroffenen Soldaten waren zwischen 19 und 22 Jahre alt. Ăber 50% der Frakturen traten innerhalb der ersten 8 Wochen auf. in rund 64% aller FĂ€lle war der MittelfuĂknochen III betroffen, in 25% der II. MittelfuĂknochen und in nur insgesamt 11% die MittelfuĂknochen IV, V und I. Keine Feststellung von Risikofaktoren fĂŒr Marschfrakturen hinsichtlich körperlicher Anomalien. Sowohl im Gang als auch im Stand ist die Druckbelastung unter den mittleren MittelfuĂknochen höher als unter den lateralen. Es wurden im Bereich der MittelfuĂknochen Reduktionen der SpitzendrĂŒcke im Vergleich zu den Originaleinlegesohlen um bis zu 31,4% und Verringerungen der Kraft-Zeit-Integrale um bis zu 23,5% festgestellt. Trotz biomechanisch belegbarer Nachteile werden die Originaleinlegesohlen hinsichtlich Empfindung, Komfort und Passform von den Probanden bevorzugt. Schlussfolgerungen: Die Marschfraktur bei der Bundeswehr inst eine nicht berechenbare Erkrankung des jungen und physisch leistungsfĂ€higen Menschen; Jugend ist kein protektiver Faktor. Ein Screening ist nicht möglich. Der Werkstoff Neopren ist hinsichtlich Spitzendruckreduktion, Druckverteilung und Impulsreduktion sowohl EVA-Schaum als auch den Originalplastikmesheinlagen ĂŒberlegen.
Die Diagnose bzw. der AusschluĂ einer relevanten HWS-Fraktur nach Motorradunfall bedarf der radiologischen Diagnostik. Zur Sicherung der Atemwege besteht hĂ€ufig die Indikation zur Helmabnahme am Unfallort. Die Frage nach dem Verhalten instabiler HWS-Frakturen bei der Helmabnahme kann aus der Literatur nicht beantwortet werden. Zur Messung der Segmentbeweglichkeit wurden daher bei n=10 gekĂŒhlten Kadavern mit intakten Weichteilen 2,7mm-Schrauben in die Halswirbel(körper) 1-3 (Sagittalebene) implantiert. AnschlieĂend wurde der Dens an seiner Basis osteotomiert (Anderson II -Fraktur). Es folgte das Anpassen eines handelsĂŒblichen Integralhelmes. Die Segmentbeweglichkeit C/2 und C2/3 wurde bei den folgenden VersuchsdurchgĂ€ngen mittels Durchleuchtung im seitlichen Strahlengang gemessen: (1) Segmentbeweglichkeit (Sagittalebene), (2) Segmentbeweglichkeit (Sagittalebene) bei vorliegender InstabilitĂ€t, (3) maximale BewegungsumfĂ€nge bei der Helmabnahme. Durchschnittliche range of Motion einer Extensions-Flexionsbewegung: 10.2° (C1/2 intakt), 23.7° ohne Dislokation des Dens (C1/2 instabil). Nach Anlage des Helmes war eine Dislokation nachweisbar, zwei weitere Dislokationen des Dens traten wĂ€hrend der Helmabnahme auf. Durchschnittliche Segmentbeweglichkeit wĂ€hrend Helmabnahme: 19.0°, Median 18.0°. Abgesehen von der nachweislichen Dislokationsneigung ist die gemessene Segmentbeweglichkeit von 19° wĂ€hrend einer lege artis durchgefĂŒhrten Helmabnahme erschreckend. Zur Vermeidung potentieller neurologischer (sekundĂ€rer) LĂ€sionen mĂŒssen VerĂ€nderungen der Helmarchitektur erfolgen, welche eine schonende Abnahme ermöglichen.
Ziel dieser Arbeit war es, pathogenetische Faktoren, die fĂŒr die Entstehung eines Leberversagens nach schwerem Polytrauma verantwortlich sind, zu bewerten und Risiken â falls vorhanden â zu quantifizieren. An einem reprĂ€sentativen Polytraumakollektiv wurde untersucht, ob und inwieweit Parameter der nicht-anatomischen Traumabelastung und der anatomischen Verletzungsschwere an der Entstehung des posttraumatischen Leberversagens beteiligt sind. Die nicht-anatomischen Parameter AKBR, Schock-Index, arterieller pH und APACHE II sind sĂ€mtlich hochgradig mit dem Leberversagen assoziiert. Die letzten drei â oft benutzte und anerkannte, z. T. klinische Parameter â sind mit der AKBR, die hier zum ersten Mal mit dem Leberversagen nach Polytrauma in Zusammenhang gebracht wird, in hohem MaĂe in Verbindung zu bringen. Es wurde dargestellt, dass die initiale AKBR sich durchaus in die Reihe von Hypoxie detektierenden Markern einfĂŒgen lĂ€sst. Das Risiko, bei einer AKBR < 0,3 ein posttraumatisches Leberversagen zu entwickeln, konnte in Form einer Odds Ratio von 3,5 quantifiziert werden. Naheliegend war, dass schwere abdominelle Verletzungen im Allgemeinen und Leberverletzungen im Speziellen den Verlauf nach schwerer Mehrfachverletzung hinsichtlich der Leberfunktion beeinflussen. Dies bestĂ€tigte sich auch. Die entsprechenden Risiken konnten mit Odds Ratios von 3,7 bzw. 2,6 bewertet werden. Die FĂ€higkeit zur PrĂ€diktion des posttraumatischen Leberversagens sind bei der aus den anspruchsvollen Einschlusskriterien resultierenden kleinen Fallzahl und bei ohnehin niedriger PrĂ€valenz des Outcome-Ereignisses als eingeschrĂ€nkt zu bewerten. Eine Validisierung der hier vorgelegten Daten mĂŒsste im Rahmen von weiteren Studien vorgenommen werden. AbschlieĂend wurde versucht, mittels schrittweiser Reduktion ein einfaches pathophysiologisch orientiertes Modell zur RisikoeinschĂ€tzung hinsichtlich der Leberfunktion nach Polytrauma zu entwerfen.
Bei Berufstauchern und anderen in ĂberdruckatmosphĂ€re arbeitenden Berufsgruppen stellen dysbarische Osteonekrosen eine ernst zu nehmende Komplikation dar. Es liegen Untersuchungen vor, die belegen, dass es auch innerhalb der Gruppe der Sporttaucher zum Auftreten dieser Komplikation kommt. Sporttauchen ist als Freizeittauchen ohne Dekompressionsphasen definiert (Nullzeittauchen). Bei 15 Probanden im Alter von 21 - 48 Jahren wurde der Knochenstoffwechsel wĂ€hrend eines fĂŒnftĂ€gigen Sporttauchurlaubes, mittels biochemischer Knochenmarker analysiert. Die circadiane Serumkonzentration des carboxyterminalen Telopeptids des Typ-I-Kollagens zeigte einen signifikanten Anstieg (p = 0,0001) um 100% nach einem stattgefundenen Tauchgang. Die Analyse des Pyridinium- Quervernetzungspeptid (PYD) in proteingebundener und freier Form im Serum bestĂ€tigte dieses Ergebnis ebenfalls signifikant. Die circadiane Konzentration des carboxyterminalen Prokollagen Typ-I-Propeptids (CICP) zeigte rund 20 h nach absolvierten TauchgĂ€ngen ein signifikantesAbsinken um 29% (p = 0,04). Die Analyse der knochenspezifischen alkalischen Phosphatase (BAP) im Serum ergab ein nicht signifikantes Absinken um 16%. Weder die KonzentrationsverlĂ€ufe der Serummarker, noch die der CrossLaps (U-CL/Cr) sowie der Pyridinium crosslinks, Pyridinoline (U-PYD/Cr) und Deoxypyridinoline (U-DPD/Cr) im Urin zeigten ein akkumulierendes Verhalten wĂ€hrend der Testperiode. Aufgrund der gewonnenen Daten ist auch bei moderatem Nullzeittauchen mit einem deutlich gesteigerten Knochenabbau und einer Reduktion des Knochenaufbaus zu rechnen. Um das natĂŒrliche osteogene Potential zu fördern und damit einem durch das Tauchen ausgelösten Knochenmassenverlust entgegen zu wirken, wird fĂŒr Tauchsportler ein regelmĂ€Ăiges Krafttraining empfohlen.
Die Wahl der Transplantatfixierung ist fĂŒr die Aufrechterhaltung der KniestabilitĂ€t nach vorderer Kreuzband-Ersatzplastik mit Semitendinosus-Sehnen von erheblicher Bedeutung. In biomechanischen Studien zeigten bioresorbierbare Interferenzschrauben die höchste Konstruktsteifigkeit, von lateral eingebrachte resorbierbare Pins hingegen die höchste Bruchlast. Cross-Pin-Systeme wie RigidFix (DePuy) werden zunehmend beworben. Es ist jedoch unklar, ob sie gegenĂŒber dem etablierten Standard der Fixierung mittels Interferenzschrauben klinisch messbare Vorteile bieten. In einer randomisierten Studie wurden 60 Patienten mit erstmaliger vorderer Kreuzbandruptur und geplanter arthroskopischer Ersatzplastik mittels Hamstring-Transplantaten der femoralen und tibialen Fixierung durch RigidFix-Pins oder BioCryl-Schrauben zugeteilt. Die Zuordnung erfolgte im Blockrandomisierungsverfahren mit Hilfe verschlossener BriefumschlĂ€ge. Die primĂ€re Hypothese war, dass sich zwischen den beiden Fixierungsverfahren in der instrumentellen Testung mit KT-1000-Arthrometer eine Differenz in der anterioren Translation von 1,0 ± 1,2 mm ein Jahr nach dem Eingriff nachweisen lĂ€sst. SekundĂ€re Endpunkte waren die physischen (PCS) und psychischen Summenskalen (MCS) des generischen LebensqualitĂ€ts-Instruments Short Form 36, der International Knee Documentation Committee (IKDC) Fragebogen sowie Komplikationen und schwere unerwĂŒnschte Ereignisse (SUE). FĂŒr die geplante Einjahres-Nachuntersuchung standen 54 Patienten (35 MĂ€nner, 19 Frauen, mittleres Alter 29 ± 12 Jahre) zur VerfĂŒgung. Die Differenz in der ap-Translation zwischen operiertem und nicht-operiertem Kniegelenk betrug in BioCryl-Gruppe 0,69 (95% KI -0,13 â 1,25) mm, in der RigidFix-Gruppe 0,80 (95% Konfidenzintervall [KI] -0,34 â 1,27) mm. Die Mittelwertdifferenz betrug 0,11 (95% KI -0,82 â 0,60) mm (t-Test fĂŒr unverbundene Stichproben, p=0,7537). Es waren keine Differenzen im PCS (51,9 versus 52,2, p=0,8889), MCS (55,2 versus 52,4, p=0,8611) und im IKDC Score (79,9 versus 77,7, p=0,6380) nachweisbar. Auch in der Komplikations- und Revisionsrate wurden keine Unterschiede zwischen Schrauben- und Pin-Fixierung beobachtet. Eine Pin-Dislokation wurde als das einzige Prozeduren-spezifische SUE klassifiziert. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen gegen klinisch relevante Vorteile der Fixierung von Hamstring-Transplantaten mit RigidFix-Pins im Vergleich zu bioresorbierbaren Schrauben. Letztere stellen weiterhin den kostengĂŒnstigeren Therapiestandard dar.
Medizinische Dokumentation wird im Zeitalter von DRG und Klinikvernetzung einen grundlegenden Wandel erfahren. Sie soll neben der Verlaufsdokumentation der medizinisch relevanten Befunde und rechtlichen Rahmenbedingungen den Anforderungen der LeistungsvergĂŒtung, dem wirtschaftlichen Wettbewerb im Rahmen von Mindestmengen und wissenschaftlichen Fragestellungen gerecht werden. Unterschiedlich professionalisierte Gruppen im Gesundheitssystem haben differenzierte Vorgaben und Vorstellungen von einer transparenten medizinischen Dokumentation. FĂŒr Ărztinnen und Ărzte steht die Zeitknappheit im Vordergrund. Die Diskrepanz zwischen VollstĂ€ndigkeit und Korrektheit der tĂ€glichen Visitendokumentation und ihre abschlieĂende Zusammenfassung in einer kumulativen Epikrise könnte durch die EinfĂŒhrung mobiler Computersysteme und spezifischer Softwarelösungen ĂŒberwunden werden.
Neunzig Prozent der VerkehrsunfĂ€lle in Deutschland sind auf menschliches Fehlverhalten zurĂŒck zu fĂŒhren. Wissenschaftliche Daten des Greifswalder Unfallforschungsprojektes sollten dazu dienen, einen PrĂ€ventionsmaĂnahmenkatalog zu erarbeiten, der gleichzeitig umweltbedingte Gegebenheiten sowie menschlich soziale Aspekte berĂŒcksichtigte und dadurch zu einer Senkung der VerkehrsunfĂ€lle mit Personenschaden fĂŒhren sollte. Es wurde eine prospektive, nicht-interventionelle Beobachtungsstudie durchgefĂŒhrt, in deren Rahmen technische, klinische und psychodiagnostische Parameter von unfallbeteiligten Personen und Fahrzeugen erfasst wurden. Erstmals wurde in Deutschland ein psychodiagnostischer Fragebogen (Sensation Seeking Scale, SSS) als Instrument zur Erfassung von Risikobereitschaft bei VerkehrsunfĂ€llen in der Unfallforschung verwendet. Insgesamt konnten 422 Personen in die Studie eingeschlossen werden, davon 64,1% Verletzte. Es konnten 278 FahrzeugfĂŒhrer mittels SSS befragt werden. Die Studie zeigte ein signifikantes Absinken der Risikobereitschaft (SSS) mit steigendem Alter sowie einen signifikanten Geschlechtsunterschied in diesem Persönlichkeitsmerkmal. Die Studienergebnisse lassen auĂerdem einen (noch nicht signifikanten) Zusammenhang zwischen Risikoverhalten und Verletzungsschwere bzw. Unfallschwere erkennen. Dieser Sachverhalt scheint eine retrospektive Identifizierung von ârisikobereiten Personenâ zu ermöglichen, um Interventionen anbieten zu können und so prĂ€ventiv wirksam zu werden. Diese Erfassung der Risikobereitschaft erlaubt jedoch momentan keine retrospektive Differenzierung von Unfallverursachern und Nichtverursachern, da sich in den Gruppen nur sehr geringe Unterschiede erfassen lieĂen. Zur Prognostizierbarkeit des individuellen Verkehrsunfallrisikos kann Zuckermans Sensation Seeking Scale (Form V) deshalb zurzeit nicht empfohlen werden.
Der Beifahrersitz gilt gemeinhin als âplace du mortâ, auf dem das Risiko schwerer oder tödlicher Verletzungen im Vergleich zur Fahrerseite erhöht ist. Im Rahmen einer medizinisch-technischen Analyse realer VerkehrsunfĂ€lle wurde diese Hypothese wissenschaftlich ĂŒberprĂŒft. Bei 196 UnfĂ€llen wurde die Gesamtverletzungsschwere von 99 Fahrer-BeifahrerâPaaren anhand international gebrĂ€uchlicher Indices (z. B. GCS, AIS, ISS) verglichen. FĂŒr 71 dieser Paare wurden insgesamt 524 einzelne Verletzungen hinsichtlich der Schwere und der verletzungsverursachenden Teile untersucht. Die Ergebnisse wiesen mit signifikant schlechteren Werten fĂŒr GCS, ISS, AIS im Kopfbereich sowie einer höheren Rate an Polytraumata zunĂ€chst auf eine höhere Verletzungsschwere der Beifahrer hin. Bei der vergleichenden Untersuchung der verschiedenen Kollisionsrichtungen lieĂen sich signifikante Unterschiede jedoch nur nach Rechtsseitenkollisionen fĂŒr die GCS und den ISS sowie nach Mehrfachkollisionen fĂŒr den ISS nachweisen. Die höhere Gesamtverletzungsschwere der Beifahrer war damit im Wesentlichen auf die Rechtsseitenkollisionen zurĂŒckzufĂŒhren, die im Untersuchungsgut hĂ€ufiger als die Linksseitenkollisionen auftraten und zudem eine höhere mittlere Deformationstiefe aufwiesen. FĂŒr die Einzelverletzungen in den Körperregionen nach AIS konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Fahrern und Beifahrern festgestellt werden. FĂŒr bestimmte Verletzungen (z. B. Clavicula- und Wirbelkörperfrakturen) ergaben sich jedoch auffĂ€llige Abweichungen. Bei Airbagauslösungen ohne Gurtbenutzung wurden sechs FĂ€lle von meist tödlichen Verletzungen der Aorta bzw. des Herzens beobachtet. Angesichts der sehr geringen Gurtanlegequote von etwa zwei Dritteln in beiden Gruppen ergibt sich hieraus die Notwendigkeit weiterer AufklĂ€rungs- und KontrollmaĂnahmen zur Erhöhung der Gurtbenutzung.
Fragestellung: In einer Pilotstudie wurde untersucht, inwieweit die 12 teilnehmenden Kliniken aus 8 LĂ€ndern miteinander vergleichbar sind, ob und wie sich die BehandlungsablĂ€ufe dreier exemplarischer Diagnosen (Kopfplatzwunde, distale Radiusfraktur, Schenkelhalsfraktur) innerhalb der Notaufnahmen unterscheiden, ob und wie die BehandlungsablĂ€ufe durch die lokalen Strukturen beeinflusst sind und letztendlich ob sich einzelne âBest practicesâ auf andere Notaufnahmen in anderen LĂ€ndern ĂŒbertragen lassen. Vor dem Hintergrund steigender Ausgaben und sinkender Einnahmen ist die Aufrechterhaltung bzw. Steigerung der VersorgungsqualitĂ€t eine der gröĂten Herausforderungen aller öffentlichen Gesundheitssysteme der EU-Mitgliedsstaaten. Um die vorhandenen Ressourcen adĂ€quat einzusetzen, gewinnen QualitĂ€tssicherungsinstrumente auf allen Organisationsebenen zunehmend an Bedeutung. Ergebnisse: Die Ressourcenverwendung pro Notfallpatient wies eine sehr hohe VariabilitĂ€t auf . Es fanden sich Hinweise auf systematische Differenzen, welche ĂŒber die einzelnen Kliniken hinausgehen. Eine case-mix-adjustierte Berechnung des Personalbedarfs war aufgrund einer nicht vorhandenen einheitlichen Nomenklatur sowie den stark von Einrichtung zu Einrichtung variierenden Anteilen allgemeiner und spezialisierter Versorgungsformen nicht möglich. Sowohl zwischen den verschiedenen Einrichtungen als auch innerhalb der einzelnen Notaufnahmen existierten erhebliche Variationen in der Behandlungsdauer und insbesondere der Wartezeiten. Bei Patienten mit Kopfplatzwunden und Radiusfrakturen betrug die Wartezeit 40-50 % der Gesamtzeit in der Notaufnahme. Nach Berechnung der Zeit fĂŒr diagnostische und therapeutische MaĂnahmen blieb die Nutzung von 7 % bzw. 20 % der Notaufnahmeverweildauer unklar. Auch die Zeit, die Patienten mit Schenkelhalsfrakturen in der Notaufnahme verbrachten, bevor sie entweder operiert oder in ein stationĂ€res Bett ĂŒberfĂŒhrt wurden, war sehr unterschiedlich. Die Strukturen der Einrichtungen und die Prozessbeschreibungen erlaubten bislang keinen ausreichenden RĂŒckschluss auf die Ursachen der Behandlungsvarianzen. Somit konnten Standards in Form von âbest practicesâ von der gegenwĂ€rtig verfĂŒgbaren Information zur derzeitigen Praxis bisher nicht abgeleitet werden. Diskussion: Diese erste Pilotstudie zum Vergleich von BehandlungsablĂ€ufen in verschiedenen Kliniken in 8 LĂ€ndern der EU sollte Hinweise auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Behandlung bei drei exemplarischen Diagnosen der Notfallversorgung ergeben: der Kopfplatzwunde als vollstĂ€ndig ambulanter Behandlung, der Radiusfraktur als ambulante, z.T. operative zu behandelnde Diagnose und die Versorgung der Schenkelhalsfraktur als obligatorisch stationĂ€r-operative Therapieform. Es fanden sich neben den beschriebenen strukturellen Differenzen zahlreiche Hinweise auf unterschiedliche Herangehensweisen und Schwerpunktsetzungen in der Behandlung. Kenntnisse ĂŒber QualitĂ€tssicherungsmethoden schienen in den beteiligten Institutionen systemunabhĂ€ngig unterschiedlich ausgeprĂ€gt. Auf Grundlage der erhobenen Daten dieses ersten internationalen Notaufnahmevergleichs können weitere Benchmarkinginitiativen in der ambulanten Versorgung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene entwickelt werden.
Mit dem Ziel, eine evidenzbasierte Grundlage fĂŒr die Rehabilitation nach VKB-Ersatz zu erarbeiten, wurde eine Fragebogenumfrage unter erfahrenen Kreuzbandchirurgen durchgefĂŒhrt. Neben der Auswertung der Antworten wurden die einzelnen NachbehandlungsansĂ€tze mit der Literatur in Vergleich gestellt. FĂŒr die gĂ€ngigen und bekanntesten Nachbehandlungsmodule herrscht eine weitgehende Ăbereinstimmung zwischen Praxis und Empfehlung in der Literatur. Bei den eher unĂŒblicheren Modulen konnte kein Trend abgeleitet werden bzw. war die Antwortquote zu niedrig oder die Verfahren den Teilnehmern zu unbekannt. Allerdings wird auch die Schwierigkeit deutlich, auf evidenzbasierter Grundlage Ergebnisse zu erhalten. Eine weitere Schwierigkeit besteht vor allem darin, viele einzelne Variablen unter Studienbedingungen mit ausreichender statistischer Aussagekraft auf ihre Effizienz hin zu untersuchen, da individuelle Aspekte der Patienten und patientenspezifische operationstechnische Verfahren zu berĂŒcksichtigen sind. Unbestritten bleibt, dass fĂŒr die meisten operativen Therapieverfahren die Nachbehandlung fĂŒr den Gesamterfolg sehr bedeutsam ist. Daher ist es erstrebenswert und notwendig, das Ziel einer evidenzbasierten Grundlage fĂŒr Rehabilitationskonzepte nach VKB-Ersatzplastik und anderen operativen Therapien zu verfolgen. Im Hinblick auf die erheblichen Kosten im Gesundheitssystem sollten die Effekte der verschiedenen RehabilitationsmaĂnahmen nachhaltig ĂŒberprĂŒft werden.
Die demographische Entwicklung stellt uns besonders in der Unfallchirurgie vor neue Herausforderungen. HĂ€ufig handelt es sich um multimorbide, sehr alte Patienten, was eine möglichst gering invasive Versorgung von Frakturen attraktiv erscheinen lĂ€Ăt. Cerclagesysteme werden zur Versorgung von Periimplantatfrakturen bisher nur additiv eingesetzt. Als Grundlage fĂŒr die biomechanische Untersuchung dient eine klinisch hĂ€ufig festtgestellte Periimplantatfraktur am distalen Pol eines einliegenden Gamma-Nagels. Im Rahmen einer Pilotstudie sollte festgestellt werden ob bei genau dieser Fraktur (unkomplizierter langer SchrĂ€gbruch) eine alleinige Versorgung durch Cerclagen ausreichend PrimĂ€rstabilitĂ€t bietet. Hierzu wurden die zwei in der Klinik verwendeten Cerclagesysteme Edelstahldrahtcerclagen und Titanbandcerclagen gegenĂŒbergestellt. Die Versuch erfolgten an 8 paarigen Kadaverfemora. Nach Implantation des Gamma-Nagels und Osteotomie im typischen Frakturverlauf wurden die kĂŒnstlichen Periimplantatfrakturen durch 3 Titanbandcerclagen oder 3 Edelstahldrahtcerclagen versorgt. AnschlieĂend erfolgten statische, zyklische und destruktive Belastungstests. In der Auswertung konnten keine signifikanten Unterschiede in der BruchspaltverĂ€nderung beider Cerclagensysteme festgestellt werden; beide Cerclagesysteme weisen somit eine gleiche PrimĂ€rstabilitĂ€t auf. Es kam zu keinem Versagen eines Cerclagesystems. Eine isolierte Versorgung durch Cerclagen der untersuchten Periimplantatfraktur erscheint bei vorliegenden Messwerten vielversprechend.
UnfĂ€lle sind in Deutschland die gröĂte Gefahr fĂŒr die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Sie stellen die hĂ€ufigste Todesursache bei Kindern ab dem ersten Lebensjahr und bei Jugendlichen dar. In Deutschland erleiden circa 2 Millionen Kinder unter 15 Jahren jĂ€hrlich einen Unfall. Nahezu 10% mĂŒssen stationĂ€r behandelt werden. Dennoch fĂŒhrt der Unfall nur bei einem geringen Anteil der Kinder zu bleibenden Behinderungen (<1%). HĂ€ufigster Unfallort ist die Schule mit Kindergarten- und WegeunfĂ€llen (55%). PrĂ€ventionsmaĂnahmen blieben bisher ohne langfristige und nachhaltige Wirkung und fĂŒhrten zu keiner gesicherten Senkung von UnfĂ€llen im Schulkindalter. Die vorliegende Untersuchung FILIUS (Forschungsinitiative LebensqualitĂ€t im Kindesalter, Unfallvermeidung und SekundĂ€rprĂ€vention) ist eine Kohortenstudie, welche den Einfluss einer stattgehabten Verletzung auf die gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t von Kindern und Jungendlichen untersuchte. Exponierte wurden aus einer âsecondary baseâ gewonnen, hierbei handelt es sich um Kinder und Jugendliche, die zwischen 2004 und 2007 aufgrund eines Unfalls in der Klinik fĂŒr Unfallchirurgie und OrthopĂ€die des Unfallkrankenhauses Berlin ambulant oder stationĂ€r behandelt wurden und zum Befragungszeitpunkt zwischen 8 und 16 Jahre alt waren. Die nicht exponierte Vergleichsgruppe wurde an zwei Berliner Schulen generiert. Zur LebensqualitĂ€tsmessung wurde der KINDLR-Fragebogen (Fragebogen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t bei Kindern und Jugendlichen) eingesetzt, der verschiedene Aspekte (Körper, Psyche, Selbstwert, Freunde, Familie und Schule) erfasst. In der vorliegenden Untersuchung zeigte die Mehrheit ehemals verunfallter Kinder und Jugendlicher eine bessere LebensqualitĂ€t, als die nicht exponierte Berliner Vergleichskohorte. Die âResponse Shiftâ ist als ursĂ€chlich anzusehen, wobei angenommen wird, dass die reduzierte LebensqualitĂ€t in der Zeit nach dem Unfall zu einer höheren Einstufung der LebensqualitĂ€t nach Genesung fĂŒhrte. Bei der Analyse des Unfallherganges zeigte sich, dass ĂŒber die HĂ€lfte der Kinder und Jugendlichen beim Sport und Spiel (66,4%) und lediglich 8,2% im StraĂenverkehr verunfallten. Bei der Betrachtung der gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t in Bezug zum Unfallhergang zeigten Kinder nach StraĂenverkehrsunfĂ€llen jedoch den niedrigsten Total Quality of life sum Score mit einem Wert von 67,8. Im Gegensatz dazu erreichten Kinder nach UnfĂ€llen beim Sport und Spiel einen Totalsummenscore von 75,6. Es ergibt sich die Frage, wie viel PrĂ€vention zur Vermeidung von UnfĂ€llen im (Vor-)Schulalter nötig ist - aus ökonomischer Sicht am ehesten dort, wo tödliche und schwere Verletzungen entstehen können. Dementsprechend ist PrĂ€vention insbesondere zur Senkung von UnfĂ€llen im StraĂenverkehr nötig. PrĂ€ventionsmaĂnahmen sollten gezielt, gut strukturiert und wissenschaftlich begleitet werden.
Die zunehmende Lebenserwartung der Bevölkerung sowie die Verschiebung der Alterspyramide hin zum Ă€lteren Menschen werden zu einem exponentiellen Ansteigen der HĂ€ufigkeit von Schenkelhalsfrakturen fĂŒhren. Eine wichtige Rolle fĂŒr das Ergebnis der operativen Therapie haben die bestehenden Nebenerkrankungen zum Zeitpunkt der Schenkelhalsfraktur. Das perioperative Management dieser Nebenerkrankungen ist ein integraler Bestandteil der Therapie der Schenkelhalsfraktur. Wir untersuchten Risikofaktoren, die die perioperative MorbiditĂ€t und MortalitĂ€t beeinflussen.
Die vorliegende Arbeit sollte an einer Kohorte von N = 119 schwerstverletzten Patienten (ISS > 16 Punkte) die Polymorphismen IL-10-1087 und IL-10-597 in der Promotorregion des Interleukin-10 Gens hinsichtlich ihrer FĂ€higkeit als genetischer Marker fĂŒr das Auftreten einer Sepsis nach schwerem Trauma untersuchen. Die Basisdaten (demographische Verteilung, Verletzungsschwere) des vorliegenden Patientenkollektivs sind mit Kollektiven anderer Studien zu verschiedenen Outcomeparametern nach schwerem Trauma vergleichbar. N = 43 der N = 119 Patienten starben im Verlauf, N = 15 Patienten in den ersten 24 Stunden nach dem Trauma. N = 37 Patienten entwickelten posttraumatisch eine Sepsis. Die univariate KAPLAN-MEIER-Analyse zeigte eine signifikant niedrigere Frequenz des Genotyps -1087AA bei den Patienten, die eine Sepsis entwickelten (0,189; p = 0, 032). Das Allel -1087G hatte bei den Patienten, die posttraumatisch eine Sepsis entwickelten, eine signifikant hĂ€ufigere Frequenz (0,811; p = 0, 032). FĂŒr alle anderen Geno- und Alleltypen der beiden Polymorphismen fanden sich keine signifikanten Verteilungsmuster. Der Genotyp -597AA wurde im gesamten Kollektiv nur vier Mal beobachtet. Bei Patienten mit einer Sepsis wurde dieser Genotyp gar nicht nachgewiesen. Ein HomogenitĂ€tsnachweis fĂŒr die jeweiligen Kollektive aller Genotypen ist erfolgt. Der Schockindex (p < 0, 0001), der ISS (p = 0, 001) und die Rarifizierung des Genotyps -1087AA (gleichbedeutend mit der HĂ€ufung des Allels -1087G) in der Gruppe der septischen Patienten (p = 0, 011) lieferten auch in der multivariaten Analyse signifikante Ergebnisse. Die signifikante Rarifizierung des Genotyps -1087AA bzw. signifikante HĂ€ufung des Alleltyps -1087G in der Gruppe der septischen Patienten könnten ein Hinweis fĂŒr eine schĂŒtzende Funktion des Genotyp -1087AA bzw. eine prĂ€disponierende Funktion des Allels -1087G, eine Sepsis zu entwickeln, sein. Ein pathophysiologisches ErklĂ€rungsmodell fĂŒr dieses beobachtete PhĂ€nomen liefert die âtwo-hitâ-Theorie (nach MOORE et al., modifiziert nach MONNERET et al.). Unter BerĂŒcksichtigung des zeitlichen Verlaufes nach einem schweren Trauma könnte durch die vermehrte antiinflammatorische AktivitĂ€t der TrĂ€ger des Allels -1087G auf Grund eines dadurch ausgeprĂ€gteren CARS (Compensatory Antiinflammatory Response Syndrome) eine PrĂ€disposition bestehen, auf dem Boden einer relativen Immunsuppression eine Sepsis zu entwickeln. Der Einfluss der Polymorphismen auf molekulare Mechanismen der SignalĂŒbertragung fĂŒr unterschiedliche Effektorfunktionen des Interleukin-10 ist zur Zeit noch unklar. Verschiedene Mechanismen der Signaltransduktion vermitteln unterschiedliche, zum Teil sogar gegensĂ€tzliche Effektorfunktionen des Interleukin-10. Zur weiteren Verifizierung des Einflusses der IL-10 Polymorphismen nach einem schwerem Trauma sind zusĂ€tzliche Studien notwendig, welche fĂŒr die entsprechenden Genotypen die Outcomeparameter SIRS, Sepsis, septischer Schock sowie infektiöses und nichtinfektiöses MODS und deren MortalitĂ€t als Funktion der Zeit analysieren. Auf Grund der dazu notwendigen Stratifizierung scheint die Realisierung eines reprĂ€sentativen Patientenkollektivs nur im Rahmen einer Multicenterstudie möglich.
Fragebogenuntersuchung an jungen Verkehrsteilnehmer aus Vietnam Fragebogenuntersuchung Nach Datenbereinigung n= 662 junge Verkehrsteilnehmer aus Vietnam Eingebunden in EU-Projekt mit drei KernaktivitĂ€ten Kernergebnisse Dominanz Fahrradfahrer und motorisierte Zweiradfahrer Geringe Compliance mit Verkehrsregeln Hohe PrĂ€valenz risikosteigernder Verhaltensweisen Assoziationen mit Geschlecht, Alter und Art der Verkehrsteilnahme Gute Ăbereinstimmung mit der (wenigen) Referenzliteratur Fazit Grundlegende Verkehrssicherheitsprobleme vergleichbar mit anderen LMIC und IndustrielĂ€ndern Transfer von Forschung und Wissen sinnvoll
Die Anzahl der getöteten FuĂgĂ€nger im StraĂenverkehr im Jahr 1970 bedingte den Wendepunkt fĂŒr die Betrachtung des FuĂgĂ€ngerunfalles. Durch intensivierte Forschung und Umsetzung von Schutzbestrebungen konnten Unfallzahl und deren Folgenschwere bereits effektiv gesenkt werden. Durch stetigen Wandel der Fahrzeugtypen und oftmals unzureichende, medizinische und technische VerknĂŒpfung der Untersuchungsbedingungen werden fortgefĂŒhrte Untersuchungen benötigt. Durch Kombination technischer, medizinischer, psychologischer sowie weiterer ForschungsansĂ€tze konnte auf Grundlage einer in-depth-Unfalldatenerhebung die IMPAIR Studie (In-depth Medical Pedestrian Accident Investigation and Reconstruction Study) vom 1. Juli 2001 bis zum 31. Dezember 2004 als eine prospektive Beobachtungsstudie im GroĂraum Berlin durchgefĂŒhrt werden. Diese erlaubt eine Darstellung von ZusammenhĂ€ngen zwischen Unfallumgebung, Kinematik und Verletzungsmuster mit den Besonderheiten der Ursachenentstehung fĂŒr den FuĂgĂ€nger-Pkw-Unfall. Die vorliegende Arbeit trĂ€gt dabei zum systematischen VerstĂ€ndnis der speziellen Unfallsituation bei. Die geforderten Einschlusskriterien konnten 37 UnfĂ€lle erfĂŒllen und diese wurden einer detaillierten Analyse unterzogen. Die Fallzahl respektierend wurde eine deskriptive statistische Auswertung vorgenommen. Mit einem mittleren MAIS (Maximum Abbreviated Injury Scale) von 3,9 und ISS (Injury Severity Score) von 33,8 lag eine hohe Verletzungsschwere vor. Die durchschnittliche Kollisionsgeschwindigkeit betrug 49,5 km/h (Spanne 28-93km/h). Eine hohe Verletzungsschwere war regelhaft mit einer hohen AnstoĂgeschwindigkeit kombiniert. Der Kopfanprall fand mit 51 % (n=19) gehĂ€uft auf der Frontscheibe statt und fiel mit einem mittleren MAIS von 3,4 auffallend hoch aus. Aus dem SekundĂ€ranprall auf der Fahrbahn resultierten leichtere Verletzungen. Die Unfallschuld war in ca. zwei Drittel der Kollisionen durch Unachtsamkeit der FuĂgĂ€nger zu erklĂ€ren; die Pkw-Fahrer dominierten durch Fahren mit ĂŒberhöhter Geschwindigkeit. Hervorzuheben ist die HĂ€ufung der UnfĂ€lle in Bereichen des öffentlichen Personennahverkehrs bei guten Sicht und Witterungsbedingen in der Hauptverkehrszeit.
Im klinischen Alltag werden im Rahmen der Ăbergabe zwischen Notarzt und Klinik nach VerkehrsunfĂ€llen immer wieder technische Parameter vom Unfallort genannt. Ob diese Informationen zur verbesserten EinschĂ€tzung der Verletzungsschwere nĂŒtzen, ist bisher nicht ausreichend untersucht worden. Um dieser Frage nachzugehen, wurden Daten von 100 realen FĂ€llen aus der Datenbank der Unfallforschung Greifswald in einem mehrstufigen Experiment erfahrenen NotĂ€rzten in Fragebogenform prĂ€sentiert. Dabei wurden zunĂ€chst einfache Routineparameter, dann erweiterte Parameter und schlieĂlich Fotos der UnfĂ€lle dargeboten. Gefordert war eine EinschĂ€tzung der Verletzungsschwere eines beteiligten PKW-Fahrers in den vier am ISS-Wert orientierten Kategorien âleicht verletztâ, âschwer verletztâ, âlebensgefĂ€hrlich verletztâ und âtotâ. Zur Auswertung erfolgte eine Dichotomisierung in âleicht und schwer verletztâ (ISSâ€15) versus âlebensgefĂ€hrlich verletzt und totâ (ISS 16-75). Berechnet wurden die Ăbereinstimmung der Teilnehmer im Hinblick auf die Verletzungsschwere jenseits des Zufalls (kappa-Statistik) sowie die diagnostische TestgĂŒte (SensitivitĂ€t, SpezifitĂ€t, FlĂ€che unter der ROC-Kurve, Likelihood Ratios) technischer Unfallparameter. Die Beobachter-Ăbereinstimmung der Verletzungsschwere unter Kenntnis einfacher oder erweiterter technischer Parameter sowie Bildparameter lag bei kappa-Werten von 0,42, 0,65 und 0,61. Die SensitivitĂ€t schwankte zwischen den Beobachtern und je nach unterschiedlicher Informationsmenge zwischen 18 und 80%, die SpezifitĂ€t zwischen 41 und 89%. Durch die PrĂ€sentation von Fotos vom Unfallort lieĂ sich eine Steigerung der SensitivitĂ€t erzielen. Die Verschiebung der Vortest-Wahrscheinlichkeit von 50% fĂŒr eine lebensbedrohliche Verletzung betrug im Falle negativer technischer Befunde maximal 40%, im positiven Fall 67%. Im Rahmen dieser umfangreichen Untersuchung unter Nutzung realer UnfĂ€lle und erfahrener NotĂ€rzte konnte erstmals gezeigt werden, dass technische Unfallparameter isoliert keine sichere Vorhersage der Verletzungsschwere zulassen. Ob technische Parameter zusammen mit medizinischen Parametern eine verbesserte erste EinschĂ€tzung ermöglichen, muss Ziel weiterer Untersuchungen sein.
Die funktionelle Wiederherstellung nach schweren Handverletzungen ist wesentlich durch eine adĂ€quate Nachbehandlung beeinflusst. Nicht selten treten prolongierte VerlĂ€ufe auf, da diese nicht gewĂ€hrleistet ist. Des Weiteren fehlen hĂ€ufig die handchirurgische Kompetenz aber auch die Koordination entsprechend erforderlicher Therapien in der Nachsorge. Mit der Etablierung einer spezialisierten Handrehabilitation unter Betreuung von Handchirurgen soll eine Intensivierung der Therapie und Optimierung der Funktion bis zum Erreichen der ArbeitsfĂ€higkeit gewĂ€hrleistet werden. Mit der Evaluierung dieser spezialisierten Handrehabilitation sollte festgestellt werden, ob eine 3-5 wöchige Rehabilitation einen positiven Effekt auf den Heilverlauf ausĂŒbt und ob dieser anhand der routinemĂ€Ăig ĂŒberprĂŒften Parameter meĂbar ist. Auch evtl. Unterschiede im Verlauf bei verschiedenen Diagnosen und unterschiedlicher Verletzungsschweregrade sollten anhand dieser Untersuchung herausgearbeitet werden. AbschlieĂend sollte beurteilt werden, ob anhand der hier ĂŒberprĂŒften Parameter eine frĂŒhzeitige Prognose des Heilverlaufes möglich ist. Im Einzelnen wurden subjektive Parameter zur Bestimmung der LebensqualitĂ€t (DASH, EQ-5D/VAS) und objektive Messungen (Grobkraft, ROM, TAM der Finger und Mayo-Wrist-Score) zu Beginn (T0) bzw. Ende der Rehabilitation (21-55 Tage) (T1) und zum Nachuntersuchungszeitpunkt 14 +/- zwei Wochen (T2) analysiert. ZusĂ€tzlich wurden weitere erforderliche Nachbehandlungen und die ArbeitsfĂ€higkeit dokumentiert. Als Ergebnis einer drei bis fĂŒnfwöchigen spezialisierten Handrehabilitationsbehandlung zeigten sich anhand der hier vorliegenden Studie in den untersuchten Parametern statistisch signifikante Verbesserungen sowohl im subjektiven Empfinden des Versicherten, als auch bei den objektiv zu messenden Parametern im Heilverlauf. Ebenfalls statistisch signifikant konnte eine höhere Anzahl als erwartet an arbeitsfĂ€higen Patienten zum routinemĂ€Ăig erhobenen Nachuntersuchungszeitpunkt festgestellt werden. Insbesondere in der Gruppe der Fingerverletzungen zeigte sich die höchste Steigerung der subjektiven und objektiven Parameter mit konsekutiv höchstem Prozentsatz der erreichten ArbeitsfĂ€higkeit. Bei der Betrachtung unterschiedlicher Schweregrade dieser Verletzung beispielhaft anhand des HISS-Score, zeigten insbesondere die âleichterenâ Verletzungsgrade anhand der einzelnen Parameter ein sehr inhomogenes Bild in den erreichten Ergebnissen. WĂ€hrend der DASH-Score die Abstufungen der Schweregrade relativ gut darzustellen vermag, zeigten sich in den weiteren untersuchten Parametern eine sehr groĂe Spannweite der Daten. Daraus kann geschlossen werden, dass allein durch anatomisch klassifizierende Scores keine ausreichende Aussagekraft fĂŒr die weitere Prognose zu erhalten ist. Im allgemeinen Heilverlauf differenziert betrachtet werden mĂŒssen die Handgelenksverletzungen, da diese in der Regel mit einer wesentlich lĂ€ngeren Therapiedauer und mit gröĂeren Defiziten der Funktion als die Fingerverletzungen einhergehen. CRPS-Patienten und Patienten mit Nervenverletzungen haben im Vergleich dazu wiederum einen deutlich unterschiedlichen Verlauf und können nicht mit einer akuten frischen Verletzung und deren Nachbehandlung verglichen werden. Hier liegt der Schwerpunkt der Bewertung eindeutig nicht auf dem zu erwarteten funktionellen Ergebnis bzw. deren Steigerung sondern in der Wiedereingliederung in den normalen Alltag mit einer Verbesserung der LebensqualitĂ€t und ggfs. auch einer beruflichen Anpassung. Letztendlich zeigen sich deutliche Unterschiede in der Therapie und Prognose in unterschiedlichen anatomischen Regionen, wobei die Klassifizierung der Verletzungsschwere zum Unfallzeitpunkt in Bezug auf die Langzeitprognose in den Hintergrund tritt. Neben der Kenntnis des unterschiedlichen Therapiebedarfs der verschiedenen Verletzungsregionen und der Sonderstellung der CRPS-Erkrankung ist vielmehr eine Evaluation der Funktion anhand sowohl subjektiv empfundener als auch objektiver Messparameter im Verlauf entscheidend. Hier zeigte sich insbesondere der DASH-Score als wertvoller Parameter, der vergleichsweise zeitnah die Zufriedenheit und FĂ€higkeiten des Verletzten abbildet. Dies bildet dann die Voraussetzung zur Wiedereingliederung in die ArbeitsfĂ€higkeit. Mit dem Ziel der Wiederherstellung von GebrauchsfĂ€higkeit und Ăsthetik sowie der damit verbundenen LebensqualitĂ€t nach einer schweren Handverletzung zeigen die hier vorgestellten Ergebnisse einer spezialisierten Handrehabilitation einen positiven Einfluss auf den Heilverlauf aller untersuchten Patienten, ausgedrĂŒckt in der in unterschiedlichem MaĂe erreichten Funktion, dem allgemeinen Wohlbefinden und der ErwerbsfĂ€higkeit.
Beckenfrakturen machen 3-8% aller Frakturen aus und sind nach SchĂ€del-Hirn-Traumata und Thoraxverletzungen die dritthĂ€ufigste Verletzung bei tödlich verlaufenden VerkehrsunfĂ€llen. WĂ€hrend Typ A-Verletzungen im Allgemeinen konservativ problemlos behandelt werden können, sind es die instabilen Verletzungen vom Typ B und C, die einer osteosynthetischen Versorgung bedĂŒrfen. Auf Grund der schwierigen dreidimensionalen OberflĂ€chenstruktur der Beckenknochen sind Beckenfrakturen mit herkömmlichen Plattenosteosynthesen schwierig zu versorgen. Hierzu mĂŒssen die Implantate sorgfĂ€ltig vorgebogen werden, um diese an die Knochenstruktur anzupassen. Weiterhin diktieren die Plattenlöcher den Ort und die Richtung der Schraubenlage. Um dieses Problem zu umgehen, wurde ein Fixateur interne aus Titan-Aluminium (Ti6Al4V) in Zusammenarbeit mit der Firma Biedermann-Motech entwickelt, der es dem Operateur erlaubt, die Schrauben an jeder gewĂŒnschten Stelle und in jeder gewĂŒnschten Richtung einzubringen. Die Verbindungen zwischen den Schrauben und dem Stab sind polyaxial ausgelegt. Es ist somit möglich, das Implantat leicht auf die jeweiligen BeckenverhĂ€ltnisse anzupassen. Der theoretische Vorteil dieses Systems ist daher nicht nur die leichtere Montage, sondern auch die optimalere Platzierung der Schrauben, um eine gröĂtmögliche StabilitĂ€t zu erzielen. Der Chirurg kann somit das Implantat der Anatomie des Patienten anpassen. Dieser innere Spanner wurde gegen eine herkömmliche Doppelplattenosteosynthese mittels Beckenrekonstruktionsplatten getestet. Der Zweck dieser Untersuchung war es, einen ersten Vergleich zwischen diesen beiden Stabilisierungsverfahren zu gewinnen, zumal die Vielseitigkeit des Fixateur interne vor allem bei komplexen Beckenfrakturen deutliche Vorteile bringen könnte. In menschlichen Beckenmodellen aus Polyurethan-Schaum der Firma SawbonesÂź wurde ein 5 mm dicker Polyurethan-Schaum von geringer Dichte zwischen die beiden knöchernen Enden der Symphyse platziert. Durch Zufallsprinzip wurden 3 Becken zuerst mit der Plattenosteosynthese und 3 andere zuerst mit dem Fixateur interne stabilisiert. Zum besseren Vergleich wurden sowohl die Doppelplattenosteosynthese als auch der Fixateur von cranial und von ventral eingebracht. Vor dem endgĂŒltigen Festziehen der Schrauben wurde ein Transducer, Tekscan #6900, in der Symphyse platziert, um wĂ€hrend der einzelnen Messzyklen die jeweiligen DruckkrĂ€fte aufzunehmen. Diese Konstruktion wurde dann zunĂ€chst sinusförmig mit 0,5 Hz kraftgesteuert auf der rechten Beckenseite mit einer senkrecht nach unten gerichteten Krafteinwirkung wiederholt belastet bis eine Verschiebung von 2 mm erreicht war. Hierzu wurde das MTS Model 858 MiniBionix II verwendet. Das MTS System wurde so programmiert, dass es automatisch nach einer Dislokation der rechten BeckenhĂ€lfte von 2 mm stoppte. AnschlieĂend wurde das Becken um 90° gedreht und in die rechte BeckenhĂ€lfte nun von ventral nach dorsal belastet. Im anterior-posterioren Untersuchungsgang war der selbstentwickelte Fixateur interne in nahezu allen Messungen der Plattenosteosynthese signifikant ĂŒberlegen als Ausdruck der gröĂeren StabilitĂ€t. Obgleich in der cranio-caudalen Untersuchungsrichtung nur eine Messung eine signifikantere StabilitĂ€t des Fixateur interne aufwies, so zeigten die anderen Untersuchungen deutlich höhere Werte als die der Plattenosteosynthese. Die Doppelplattenosteosynthese war in keiner Messung dem Fixator interne ĂŒberlegen.
In Deutschland steigt die Zahl der NotarzteinsĂ€tze stetig an. Die Anamneseerhebung ist Bestandteil beinahe jeder Handlungsempfehlung fĂŒr den Notarzt, die Studienlage zu deren Nutzen allerdings dĂŒrftig. In der TIME-Studie wurden bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Einsatzursachen der Einfluss und die Wertigkeit der Anamneseerhebung auf die Diagnosestellung und prĂ€klinische Therapie des Notarztes untersucht. Grundlage bildete eine prospektive Untersuchung. Die Befragung von NotĂ€rzten erfolgte in drei BundeslĂ€ndern mittels eines Fragebogens. 537 der Fragebögen gingen in die Auswertung ein. Die Studie ergab, dass im wesentlichen Patienten mit einem internistischen Krankheitsbild, die sich zum Zeitpunkt des Einsatzes in der Wohnung befanden, einen Arztbrief oder eine Medikamentenliste bei sich hatten. Die Kenntnisse der Patienten ĂŒber ihre eigenen Erkrankungen und deren Medikation variierten je nach Behandlungsursache stark. Traumapatienten waren diejenige Behandlungsgruppe mit der besten Kenntnis bezĂŒglich der Eigenanamnese, gleichzeitig aber auch die Gruppe mit den wenigsten Vorerkrankungen. Die Wertigkeit der Anamnese wurde von den NotĂ€rzten insgesamt als eher mittelmĂ€Ăig eingestuft, sie war dennoch fĂŒr die Diagnosestellung des Notarztes höher als fĂŒr seine prĂ€klinische Notfalltherapie. Die Wertigkeit der Anamnese war auĂerdem vom Behandlungsgrund abhĂ€ngig. Bei Traumapatienten war sie im VerhĂ€ltnis am geringsten, bei Patienten mit Atemnot oder abdominellen Beschwerden auffallend hoch. Ein Zusammenhang mit der Erkrankungsschwere konnte nicht nachgewiesen werden. Die Diagnosestellung des Notarztes wurde durch die Anamnese in 43,43% der FĂ€lle beeinflusst, seine Therapie in 35,17% der FĂ€lle. Die Beeinflussung variierte auch hier je nach Behandlungsgrund, den höchsten Einfluss hatte sie auf die Behandlung von bewusstlosen Patienten. In den Handlungsempfehlungen fĂŒr NotĂ€rzte wird zwar die Erhebung der Vorerkrankungen und Medikation des Patienten empfohlen, die TIME-Studie konnte allerdings zeigen, dass ihr Einfluss auf die notĂ€rztliche Therapie insbesondere bei internistischen Erkrankungen bei weitem geringer ist als erwartet. Die Studie verdeutlicht, dass die einzelnen Krankheitsbilder fĂŒr eine optimale prĂ€klinische Versorgung unterschiedliche Herangehensweisen erfordern.
Zur biomechanischen Belastung von Insassen im mittleren Fahrzeug bei Dreier-Auffahrkollisionen
(2014)
Ein Ziel der vorliegenden Arbeit war die systematische Bestimmung biomechanischer Insassenbelastungen hinsichtlich HalswirbelsĂ€ulenverletzungen bei der neu definierten Sandwichkollision. Sie beschreibt die Auffahrkollision eines Fahrzeugs auf ein davor stehendes zweites Fahrzeug, das durch den HeckanstoĂ auf ein wiederum davor stehendes drittes Fahrzeug geschoben wird. Von Interesse waren die Bewegungen des Insassen im zweiten, also mittleren der drei Fahrzeuge, die anhand von 36 Simulationen berechnet und mit 34 simulierten Frontalkollisionen verglichen wurden. Die Simulationsberechnungen unter Verwendung von PC-Crash and Madymo ergaben, dass mit der gleichen kollisionsbedingten GeschwindigkeitsaÌnderung des Pkw bei Sandwichkollisionen eine bedeutend hoÌhere biomechanische Belastung fuÌr den Insassen verbunden ist als bei isolierter Betrachtung der Frontalkollisionen. Das war bei FahrzeugabstaÌnden von 80 cm und weniger zwischen vorderem und mittlerem Fahrzeug der Fall. Diese AbstaÌnde werden zwar typischerweise uÌberschritten, koÌnnen in Gefahrensituationen aber auch unterschritten werden. Zur Quantifizierung der biomechanischen Belastung wurde die Differenzgeschwindigkeit zwischen Kopf und OberkoÌrper in der VerzoÌgerungsphase nach der Heckkollision bei der Frontalkollision ausgewertet. Mit dieser Differenzgeschwindigkeit sind Scherbewegungen zwischen Kopf und OberkoÌrper erklaÌrbar. Im Ergebnis ist die so definierte biomechanische Frontalbelastung bei Sandwichkollisionen durch UÌberlagerung der Reboundbewegung der Heckkollision mit der Frontalkollision um den Faktor ("Sandwichfaktor") 1,5 bis 2,3 groÌĂer als die Belastung bei reinen Frontalkollisionen.
Klinische Ergebnisse nach Meniskusrefixation im Kniegelenk mit und ohne vorderer Kreuzbandplastik
(2014)
Das Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie war es herauszufinden, ob es Unterschiede im Ergebnis zwischen isolierten Meniskusrefixationen (Gruppe 1) im Vergleich zu Meniskusrefixationen mit zusĂ€tzlicher einzeitiger (Gruppe 2A) oder mit zusĂ€tzlicher zweizeitiger (Gruppe 2B) vorderer Kreuzbandplastik gibt. Des Weiteren wurde untersucht, welche Faktoren eine Reruptur des genĂ€hten Meniskus beeinflussen. 81 Patienten (Gruppe 1: N=40, Gruppe 2A: N=21, Gruppe 2B: N=20) wurden nachuntersucht, die im Zeitraum von 2001 bis 2009 eine Meniskusrefixation im Kniegelenk in der Abteilung fĂŒr Unfall - und Wiederherstellungschirurgie der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald erhielten. Nach einem mittleren Follow-up von 42 Monaten (Range 24-91 Monate) wurde die Nachuntersuchung unter Anwendung eines Fragebogens, einer klinischen Untersuchung und der Erhebung verschiedener Kniegelenkscores (Kniegelenksscore nach Lysholm und Gillquist, Kniegelenksscore OAK und AktivitĂ€tsscore nach Tegner) durchgefĂŒhrt. Patienten der Gruppe 1 erreichten im Lysholm Score / OAK Score durchschnittlich 91,1 / 91,8 Punkte, Patienten der Gruppe 2A 93,8 / 91,2 Punkte und Patienten der Gruppe 2B 85,0 / 85,0 Punkte. Die Unterschiede zwischen den drei Studiengruppen sind statistisch signifikant (p=0,039 / p=0,0045). Im Tegner Score und in der subjektiven Patientenzufriedenheit konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen ermittelt werden. Die durchschnittliche Zeitdauer bis zur vollstĂ€ndigen Wiedereingliederung in den Berufsalltag betrug bei Studienteilnehmern der Gruppe 1 11,5 Wochen, bei Studienteilnehmern der Gruppe 2A 12,4 Wochen und bei Studienteilnehmern der Gruppe 2B 22,1 Wochen. Der Unterschied zwischen den drei Studiengruppen ist statistisch signifikant (p=0,0123). Die Rerupturrate des refixierten Meniskus betrug bei Patienten der Gruppe 1 12,5 % (5/40), bei Patienten der Gruppe 2A 9,5% (2/21) und bei Patienten der Gruppe 2B 25,0% (5/20) (p=0,40, nicht signifikant). Insgesamt hat sich gezeigt, dass die Rerupturrate in der vorliegenden Studie bei 14,8% (12/81) lag. Die Merkmale Geschlecht, Alter, BMI, Nikotinkonsum, Rissalter, Lokalisation, Risstyp und RisslĂ€nge / Nahttechnik zeigten keinen signifikanten Einfluss auf die Rerupturrate. War die Ătiologie der Meniskusverletzung ein Sportunfall, zeigte sich bei 10 der 42 betroffenen Patienten (23,8%) eine Reruptur. Die Rerupturrate bei Meniskusverletzungen ohne sportliche Genese lag bei 5,1% (2/39). Zwischen diesen beiden Rerupturraten konnte ein statistisch signifikanter Unterschied ermittelt werden (p=0,026). In der vorliegenden Arbeit konnten Lösungen zum Management der Meniskusrefixation in Kombination mit einer Kreuzbandversorgung aufgezeigt werden. Patienten mit Meniskusrefixation und gleichzeitiger VKB-Plastik (Gruppe 2A) wiesen ein signifikant besseres Ergebnis im Lysholm Score und OAK Score im Vergleich zu Patienten mit Meniskusrefixation und zweizeitiger VKB-Plastik (Gruppe 2B) auf. Aufgrund der spĂ€ter durchgefĂŒhrten vorderen Kreuzbandplastik kam es bei Patienten der Gruppe 2B zudem zu einer signifikant spĂ€teren Wiedereingliederung in den Berufsalltag und damit zu einer nicht unbedeutenden Belastung fĂŒr das Sozialsystem. Insgesamt hat sich gezeigt, dass die durchschnittliche Rerupturrate der Meniskusrefixation in der vorliegenden Studie bei 14,8% lag. Im Vergleich mit den Rerupturraten aktuell publizierter Studien konnte damit ein ĂŒberdurchschnittlich gutes Ergebnis erzielt werden. Obwohl in der vorliegenden Studie keine signifikante Verringerung der Rerupturrate bei Patienten der Gruppe 2A aufgezeigt werden konnte, sollte in der Praxis im Hinblick auf die oben genannten Ergebnisse die Meniskusrefixation mit einzeitiger VKB-Plastik (Gruppe 2A) bevorzugt werden, sofern eine zusĂ€tzliche Verletzung des vorderen Kreuzbandes vorliegt. FĂŒr den klinischen Alltag ist weiterhin festzuhalten, dass besondere Vorsicht in der Nachbehandlung geboten ist, wenn die Ursache der Meniskusruptur ein sportassoziiertes Trauma war. In der vorliegenden Studie kam es bei diesen Patienten signifikant hĂ€ufiger zu einer Reruptur. FĂŒr den Nachweis statistisch signifikanter Unterschiede zwischen den verschiedenen Rerupturraten sind weiterfĂŒhrende Studien mit einem groĂen Patientenkollektiv erforderlich. Nur so kann Klarheit darĂŒber geschaffen werden, welche Faktoren eine Reruptur nach Meniskusnaht beeinflussen.
In vielen internationalen Studien wurde gezeigt, dass ZahnĂ€rzte besonders gefĂ€hrdet zu sein scheinen, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung im Laufe ihres beruflichen Arbeitsalltages vermehrt Erkrankungen im Bereich des Muskel-Skelett-Systems zu entwickeln. Diese These sollte im Rahmen einer Studie an Greifswalder ZahnĂ€rzten ĂŒberprĂŒft und ein PrĂ€ventionsprogramm zur Vermeidung solcher Beschwerden an Zahnmedizinstudenten der UniversitĂ€t Greifswald getestet werden. Von 2008 bis 2010 wurden insgesamt 66 Zahnmedizinstudenten aus dem 2. bzw. 9. Semester (N1=45, N2=21) sowie 21 ZahnĂ€rzte der Hansestadt Greifswald (Angestellte der UniversitĂ€tszahnklinik und Niedergelassene) untersucht und befragt. An dem eigentlichen Versuchskollektiv, den 45 Studenten des zweiten Semesters erprobten wir ein PrĂ€ventionsprojekt, welches in den Semesterstundenplan integriert wurde. Das PrĂ€ventionsprojekt umfasste neben einer standardisierten orthopĂ€disch-manualtherapeutischen Untersuchung am Beginn des Projekts, studiumsbegleitende Vorlesungen und Seminare mit einem hohen Praxisanteil. Insbesondere wurden theoretische Grundlagen zur Anatomie und funktioneller ZusammenhĂ€nge vermittelt sowie die korrekte Sitzhaltung bei der zahnĂ€rztlichen Behandlung demonstriert und geĂŒbt. Nach zwei Jahren intensiver Betreuung erfolgte eine Reevaluation der noch verbliebenen 29 Studenten mittels Fragebogen. Nach Auswertung der Fragebögen zeigte sich bereits, dass auch die Greifswalder ZahnĂ€rzte im Vergleich zur deutschen Allgemeinbevölkerung höhere PunktprĂ€valenzen in Bezug auf RĂŒckenschmerzen aufzeigen (43% gegen 35%). Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den ZahnĂ€rzten und den Zahnmedizinstudenten, wie er international publiziert wird, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Wir konnten weder einen Einfluss des Alters bzw. der Kollektivzugehörigkeit (p > 0,5) noch der tĂ€glichen Arbeitsdauer in unangenehmer Haltung (p > 0,1) auf die Ausbildung von Verspannungen belegen. In der klinischen Untersuchung zeigten sich bei den ZahnĂ€rzten mehr auffĂ€llige und vor allem mehr hochpathologische Untersuchungsbefunde als bei den Studenten. Signifikant waren dabei vor allem die BewegungseinschrĂ€nkungen im Bereich der LWS, bei den ZahnĂ€rzten insbesondere in der Seitneige (p < 0,003) und im Test nach Schober (p < 0,001). DarĂŒber hinaus konnten weitere auffĂ€llige Befunde bei den ZahnĂ€rzten erhoben werden, allerdings fehlen hier signifikante Unterschiede (z.B. qualitative und quantitative Schmerzentwicklung (p > 0,3)). Im Verlauf des Zahnmedizinstudiums gab das Versuchskollektiv 2010 eine Zunahme der SchmerzhĂ€ufigkeit an (p < 0,04). Bereits im Vergleich der beiden Studentenkollektive 2008 konnte eine Steigerung der SchmerzhĂ€ufigkeit nachgewiesen werden (p = 0,05). Die SchmerzstĂ€rke hingegen zeigte keine statistisch bedeutsame Ănderung im Verlauf des Studiums (p > 0,8). Sowohl die Studenten als auch die ZahnĂ€rzte sehen sich als ĂŒberdurchschnittlich gefĂ€hrdet an, im Bereich der Schulter-Nacken-Region sowie der Hals- und LendenwirbelsĂ€ule Beschwerden zu entwickeln, so dass ein PrĂ€ventionsprojekt einstimmig begrĂŒĂt wurde. Leider mangelt es den Studenten des Versuchskollektives an Compliance und Motivation. Die theoretisch und praktisch vermittelten Inhalte aus den Seminaren und Vorlesungen wurden wĂ€hrend des Studiums von den Studenten bisher nur ungenĂŒgend umgesetzt werden und im Alltag praktisch angewendet. Zusammenfassend konnten wir in dieser Studie, wie auch international mehrfach publiziert, belegen, dass der Berufsstand des Zahnarztes sowohl subjektiv als auch objektiv im Vergleich zur Bundesbevölkerung prozentual hĂ€ufiger an Beschwerden/ Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates leidet. Ebenso zeigte sich, dass der Wunsch nach PrĂ€vention und Schulung bezĂŒglich ergonomischer Sitz- und Arbeitshaltung bereits in der Studentenpopulation vorhanden ist. Eine Fortsetzung dieser PrĂ€ventionsprogramme ist dennoch unbedingt anzustreben.
In der untersuchten Literatur ist der Nutzen einer Osteoporoseprophylaxe mittels Vitamin D und Calcium bei einem vorbestehenden Mangel ausreichend belegt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die kutane Vitamin-D-Synthese ĂŒber das gesamte Jahr plus die Zufuhr ĂŒber die Nahrung bei unseren Patienten insgesamt unzureichend ist und bestĂ€tigen den ausgeprĂ€gten Vitamin-D-Mangel bei unseren Patienten. Dieser Mangel ist bei Patienten mit osteoporosetypischer Fraktur (aktuell oder anamnestisch) signifikant ausgeprĂ€gter als in der Vergleichsgruppe. Es konnte bestĂ€tigt werden, dass der Vitamin-D-Serumspiegel mit zunehmendem Alter abfĂ€llt und auch eine nachlassende MobilitĂ€t als Risikofaktor fĂŒr eine Hypovitaminose D zu werten ist. Prinzipiell ist die zusĂ€tzliche Zufuhr jeder einzelnen Vitamin-D-Einheit wĂŒnschenswert, der angestrebte Effekt ist aber am besten fĂŒr eine Dosierung von mindestens 800 bis 2000 IE Vitamin D dokumentiert. Der Mangel ist bei den untersuchten Patienten so weit verbreitet, dass die allgemeine Vitamin-D-Prophylaxe fĂŒr alle Patienten Ă€lter 60 Jahre mit tĂ€glich 800 bis 2000 IE Vitamin D empfohlen wird. Die zusĂ€tzliche Gabe von 1000 mg Calcium (bei calciumarmer ErnĂ€hrung) tĂ€glich unterstĂŒtzt die Wirkung und schĂŒtzt vor der Mobilisation von Calcium aus den Knochen. Ein Nutzen einer Gesamtcalciumzufuhr von ĂŒber 1500mg ist nicht belegt. Zum Status der Osteoporoseprophylaxe bzw. âtherapie lĂ€sst sich festhalten, dass die Versorgungssituation in Greifswald zum untersuchten Zeitpunkt als unzureichend bezeichnet werden muss. Insbesondere die Tatsache, dass lediglich 6,5 % der Patienten mit Zustand nach zurĂŒckliegender osteoporosetypischer Fraktur bei der stationĂ€ren Aufnahme in der Abteilung fĂŒr Unfallchirurgie eine entsprechende Therapie im Vorfeld erhalten haben, ist alarmierend. Die Daten der unfallchirurgischen Patienten bezĂŒglich der Osteoporoseprophylaxe bzw. âtherapie konnte durch die Analyse der SHIP 0 Daten eindrucksvoll bestĂ€tigt werden. Durch die Miteinbeziehung der Daten der SHIP I- Studie konnte bereits eine deutlich positive Entwicklung in einem 5-Jahreszeitraum aufgezeigt werden. Die vorgelegte Arbeit zieht eine Zwischenbilanz, die alarmierend ist. Die AufklĂ€rung von Ărzteschaft und Patienten unter Einbeziehung der Medien ist obligatorisch; die Osteoporose wird wesentlicher Betrachtungs- und Untersuchungsgegenstand der Versorgungsforschung im jetzigen Dezennium sein.
UnfĂ€lle im StraĂenverkehr sind die fĂŒhrende Todesursache bei jungen Erwachsenen. Junge Verkehrsteilnehmer sind ĂŒberproportional hĂ€ufig in der Unfallstatistik vertreten. Die Zahl dieser Unfalltoten zu reduzieren ist das Ziel von zu etablierenden oder bereits etablierten VerkehrssicherheitsmaĂnahmen. Der Nutzen und der Impact hĂ€ngen im hohen MaĂe von der Akzeptanz und dem VerstĂ€ndnis der MaĂnahmen durch den Verkehrsteilnehmer ab. Besonders fahrzeugbasierte SicherheitsmaĂnahmen muss der Verkehrsteilnehmer selbst finanzieren und anwenden. Die Ăbertragung evident wirksamer SicherheitsmaĂnahmen âin die Köpfeâ der Menschen ist der SchlĂŒssel zur erhöhten Wirksamkeit einer MaĂnahme. In der vorliegenden Untersuchung wurden Studenten im Alter zwischen 18 und 30 Jahren der Fachhochschule Stralsund und der Ernst-Moritz-Arndt UniversitĂ€t Greifswald befragt. Neben demographischen Angaben und dem Motorisierungsstatus wurden die Bewertungen verschiedener VerkehrssicherheitsmaĂnahmen hinsichtlich deren Potentials zur Reduktion von VerkehrsunfĂ€llen mit Personenschaden untersucht. Des Weiteren wurde die PrĂ€ferenz einzelner fahrzeugbasierter SicherheitsmaĂnahmen erfragt. Hierbei konnte festgestellt werden, dass die gefĂŒhlte Wirksamkeit weitestgehend unabhĂ€ngig von der objektiven Wirksamkeit beurteilt wurde. Vielmehr wurden VerkehrssicherheitsmaĂnahmen, die keine direkten Auswirkungen auf das persönliche Fahrverhalten haben, signifikant besser bewertet als MaĂnahmen welche das eigene Fahrverhalten beeinflussen. Die Hochrisikogruppe von jungen, mĂ€nnlichen und motorisierten Fahrern bewertete VerkehrssicherheitsmaĂnahmen konstant schlechter als die Vergleichsgruppe. Eine eindeutige altersabhĂ€ngige Bewertung konnte nicht festgestellt werden. Um die weiterhin hohen Unfallzahlen zu senken muss der Verkehrsteilnehmer vom Nutzen von VerkehrssicherheitsmaĂnahmen ĂŒberzeugt und vermehrt ĂŒber bestehende Risiken aufgeklĂ€rt werden. Besonders Social Marketing-Konzepte gilt es altersbezogen an die Hochrisikogruppe der jungen Fahrer anzupassen. Verkehrsteilnehmer mĂŒssen von evident wirksamen MaĂnahmen ĂŒberzeugt werden auch wenn diese sie in ihren persönlichen Freiheiten einschrĂ€nken.
Der traumatische Spannungspneumothorax stellt eine akut lebensbedrohliche Komplikation eines Thoraxtraumas dar und kann durch eine massive intrathorakale Druckzunahme zum Kreislaufversagen fĂŒhren. Einzige Behandlungsmöglichkeit ist die notfallmĂ€Ăige Entlastung des erhöhten intrathorakalen Druckes. Die sogenannte Nadeldekompression, das heiĂt die Druckentlastung durch Punktion der Thoraxwand mittels einer Hohlnadel an definierter anatomischer Lokalisation, ist fester Bestandteil notfallmedizinischer Behandlungsleitlinien. So wird in der aktuellen S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Unfallchirurgie die Entlastung eines Spannungspneumothorax im zweiten Interkostalraum in der Medioklavikularlinie unter Verwendung einer 4,5 cm langen VenenverweilkanĂŒle, gefolgt von einer chirurgischen Eröffnung des Pleuraspaltes mit oder ohne Thoraxdrainage, empfohlen. Das ATLS (Advanced Trauma Life Support) Ausbildungskonzept des American College of Surgeons empfiehlt die Nadeldekompression im zweiten Interkostalraum, Medioklavikularlinie, mittels eines 5,0 cm langen Katheters. Hauptgrund fĂŒr die in der notfallmedizinischen Literatur berichtete relativ hohe Versagensrate durchgefĂŒhrter Nadeldekompressionen, scheint ein MissverhĂ€ltnis zwischen empfohlener NadellĂ€nge und tatsĂ€chlicher Dicke der Thoraxwand zu sein. So war es Ziel dieser als assoziiertes SHIP (Study of Health in Pomerania) â Projekt durchgefĂŒhrten Studie (SHIP/2011/117/D), anhand standardisierter Ganzkörper-MRT-Daten die Dicke und Zusammensetzung der vorderen Thoraxwand am empfohlenen Punktionsort zu untersuchen und zu prĂŒfen, ob die Empfehlungen zur Notfallpunktion eines Spannungspneumothorax hinsichtlich der NadellĂ€nge aufrechterhalten werden können. Ferner wurde die Entfernung der Punktionsstelle zum anatomischen Verlauf der Arteria thoracica interna ermittelt, um so die Gefahr einer iatrogenen LĂ€sion abzuschĂ€tzen. In die Studie wurden n = 2 574 Probanden (48,1 % mĂ€nnlich) eingeschlossen. Die Messungen der Gesamtdicke der Thoraxwand, der Dicke des Fettgewebes sowie des Abstandes des Punktionsortes zur Arteria thoracica interna erfolgten jeweils fĂŒr den linken und rechten Hemithorax an T2-gewichteten axialen und an rekonstruierten sagittalen Schnittbildsequenzen unter Verwendung des DICOM (Digital Imaging and Communications in Medicine) - Betrachters OsiriX (v3.9.2). Eine mögliche AbhĂ€ngigkeit der totalen Thoraxwanddicke von Geschlecht, Alter, KörpergröĂe, Körpergewicht und Body-Mass-Index (BMI) wurde durch Ermittlung des Spearman-Rangkorrelationskoeffizienten untersucht. Die durchschnittliche Dicke der Thoraxwand betrug 5,1 cm (rechts 5,1 cm [Spannweite 1,5 - 12,1 cm, Standardabweichung 1,4 cm], links 5,1 cm [Spannweite 1,8 - 10,5 cm, Standardabweichung 1,3 cm]). Bei weiblichen Probanden war die Dicke der Thoraxwand signifikant gröĂer als bei mĂ€nnlichen (p < 0,0001). Am rechten bzw. linken Hemithorax ĂŒberstieg die Wanddicke in 61,1 % bzw. 61,5 % aller untersuchten Probanden die Grenze von 4,5 cm. Dabei war dies signifikant hĂ€ufiger bei Frauen (63,9 %) als bei MĂ€nnern (58,7 %) (p < 0,0001) der Fall. Es zeigte sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen Thoraxwanddicke und Körpergewicht (r = 0,532; p < 0,0001) sowie zwischen Thoraxwanddicke und BMI (r = 0,727; p < 0,0001). Eine Korrelation zwischen Alter bzw. KörpergröĂe und Dicke der Thoraxwand fand sich hingegen nicht. Die Arteria thoracica interna verlief durchschnittlich 5,5 cm medial des potentiellen Punktionsortes. Die Untersuchung zeigt, dass bei einem GroĂteil der untersuchten Probanden eine suffiziente Druckentlastung mit den bisher empfohlenen NadellĂ€ngen aufgrund einer zu groĂen Thoraxwanddicke technisch nicht möglich wĂ€re. Eine Anpassung der entsprechenden Ausbildungskonzepte und Leitlinien wird empfohlen.
Die Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes ist eine der hĂ€ufigsten am Kniegelenk durchgefĂŒhrten Operationen weltweit. Aufgrund der hohen wirtschaftlichen und auch persönlichen Bedeutung durch die EinschrĂ€nkungen des Kniegelenkes in seiner Funktion besteht ein groĂes Interesse an der Kreuzbandersatzplastik. Eine Vielzahl von Operationstechniken wurde entwickelt und nachuntersucht mit Unterschieden u.a. in der Transplantatwahl und den Fixationsmöglichkeiten. In der vorliegenden Arbeit wurden 83 Patienten, die im Zeitraum von Oktober 2001 bis MĂ€rz 2008 in der Unfallchirurgischen Abteilung der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald operiert wurden, nach durchschnittlich 51 Monaten nachuntersucht. Das Ziel der Arbeit bestand im Vergleich von Patellasehnen-Transplantat mit Bioschraubenfixation gegenĂŒber Hamstringsehnentransplantaten mit entweder reiner Bioschraubenfixation, tibialer Intrafix-Fixation oder femoraler Rigidfix- mit tibialer Intrafix-Fixation. Als Outcome-Parameter wurden dabei neben den klinischen Untersuchungen mit Lachmann- und Pivot-Shift-Test, auch der Lysholm-Gillquist-Score, der OAK-Score und das IKDC-Evaluationsblatt sowie der KT-1000âą zur instrumentellen Messung genutzt. Desweiteren wird auf Unterschiede zwischen der Anlage des femoralen Bohrkanales entweder ĂŒber das anteromediale oder das transtibiale Portal eingegangen. In der vorliegenden Arbeit konnten bei Unterschieden in der Follow-up-Zeit zwischen den Gruppen auch Differenzierungen im Outcome festgestellt werden, die ĂŒberwiegend nicht signifikant waren. Dabei zeigten sich in den Scores tendenziell bessere Ergebnisse der femoralen Rigidfix-Fixation gegenĂŒber der Bioschraube. Signifikant besser schnitten im OAK-Score-Ergebnis die jĂŒngeren unter 25-jĂ€hrigen Patienten gegenĂŒber den ĂŒber 35-JĂ€hrigen ab. AuffĂ€llig erscheinen mit höheren Komplikationsraten, wie Rerupturen und Arthrofibrose, auĂerdem die Gruppen mit tibialer Intrafix-Fixation, auch in Kombination mit einer femoralen Rigidfix-Fixation, jedoch ohne Signifikanz. Desweiteren zeigten die Gruppen mit ĂŒber das anteromediale Portal angelegtem femoralen Bohrkanal etwas bessere Ergebnisse in den Score-Bewertungen, wobei sich hier keine der femoralen Fixationsmöglichkeiten signifikant durchsetzen konnte.
2011 waren 785.800 Berufskraftfahrer in der Bundesrepublik Deutschland beschĂ€ftigt, Tendenz steigend. Bei diesem Berufsbild wird von einer hohen gesundheitlichen Belastung ausgegangen. Zur Beantwortung wurde im Zeitraum Mai 2011 bis Juni 2012 eine bundesweite Fragebogenuntersuchung bei LKW-Fahrern durchgefĂŒhrt. Nach einer Datenbereinigung konnten 308 Fragebögen in die Untersuchung inkludiert werden. Das durchschnittliche Alter der Befragten betrĂ€gt 46,6 Jahre. Etwa 3/4 aller Fahrer arbeiten wöchentlich mehr als 40 Stunden, wobei nur 50,7% eine abgeschlossene Ausbildung als Berufskraftfahrer aufweisen. Weiterhin besteht eine ausgeprĂ€gte Zusatzbelastung durch berufsassoziierte Aufgaben, vor allem körperlich anstrengende Be- und EntladetĂ€tigkeiten. Der mittlere Body Mass Index (BMI) stellte sich mit 26,6kg/qm deutlich erhöht dar. Jene Fahrer mit erhöhtem BMI haben jĂ€hrlich signifikant mehr Tage der ArbeitsunfĂ€higkeit. Hinsichtlich der spezifischen Gesundheitsstörungen und Erkrankungen entstammen die meisten dem orthopĂ€disch-unfallchirurgischen Formenkreis. Besonders Langstreckenfahrer (>150km) zeigen gehĂ€uft Gelenk- und RĂŒckenbeschwerden. Diese Gesundheitsprobleme sind mit einem erhöhten BMI und vermehrten ArbeitsunfĂ€higkeitstagen pro Jahr assoziiert. Erstaunlich ist, dass lediglich etwa die HĂ€lfte der Berufskraftfahrer eine Behandlung in Anspruch nimmt. Die mobile TĂ€tigkeit als LKW-Fahrer wirkt sich bei nahezu allen Krankheitsbildern negativ auf Diagnostik und Therapie aus. Die bekanntesten Angebote zur Gesundheitsförderung sind DocStop e.V., ErnĂ€hrungsangebote und Fernfahrerstammtische. V.a. Physiotherapie, Krankengymnastik und Massagen stellen Angebote dar, fĂŒr welche die Fahrer auch aus eigener Tasche zahlen wĂŒrden, sofern diese Angebote fĂŒr sie verfĂŒgbar wĂ€ren.
Es konnte gezeigt werden, dass es sich bei LKW-Fahrern um eine Berufsgruppe handelt, die besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, allerdings einer medizinischen Versorgung nur schwer zugĂ€nglich ist. Das Ursachenprofil ist multifaktoriell. Bestehende Programme fĂŒr andere Berufsgruppen können nicht ohne weiteres ĂŒbertragen werden. Vielmehr mĂŒssen eigene Programme entwickelt und gefördert werden. HierfĂŒr wird es erforderlich sein, den Faktor Mensch und seine Bedeutung fĂŒr Wirtschaftlichkeit, ProduktivitĂ€t und Wertschöpfung zu erkennen.
Mehr als ein Drittel aller ArbeitsunfĂ€lle fĂŒhren zu Handverletzungen, wovon wiederum ein Drittel auf sog. komplexe Verletzungen mit multistruktureller Zerstörung von Weichteilgewebe, Knochen, GefĂ€Ăen, Nerven und Sehnen entfallen. Im gewerblichen wie auch im privaten Bereich zĂ€hlen KreissĂ€gen zu den ArbeitsgerĂ€ten, die am hĂ€ufigsten zu schweren Handverletzungen fĂŒhren. WĂ€hrend UnfĂ€lle durch KreissĂ€gen im gewerblichen Bereich durch Berufsgenossenschaften und Unfallkassen umfassend dokumentiert und untersucht werden, so gibt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) fĂŒr das Berichtsjahr 2010 insgesamt 4.822 meldepflichtige UnfĂ€lle durch KreissĂ€gen an, liegen keine Daten ĂŒber HĂ€ufigkeit, Ursachen und HergĂ€nge von KreissĂ€geunfĂ€llen im privaten Bereich vor, deren Anzahl nach klinischer Erfahrung die der gewerblichen UnfĂ€lle deutlich ĂŒbersteigen dĂŒrfte. Ziel dieser Arbeit war es, die im nicht-gewerblichen Bereich bisher fehlende Datengrundlage zu diesem hĂ€ufigen Unfallereignis zu schaffen, die neben dem Unfallhergang auch den klinischen Verlauf, das funktionelle Ausheilungsergebnis sowie Angaben zu ggf. erfolgten Kompensationsleistungen gesetzlicher oder privater Unfallversicherungen beinhaltet. Basierend auf dieser Datengrundlage sollten wiederkehrende UnfallumstĂ€nde identifiziert werden, die Ansatzpunkte möglicher PrĂ€ventionsmaĂnahmen sein könnten. In die Nachuntersuchung konnten 114 Patienten (107 mĂ€nnliche Patienten, Durchschnittsalter zum Unfallzeitpunkt 49 Jahre) eingeschlossen werden, die im Erhebungszeitraum nach einer Handverletzung durch TischkreissĂ€gen in der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald stationĂ€r behandelt wurden. Die mittlere Zeitspanne zwischen Unfall und Nachuntersuchung lag bei 52 Monaten (7 - 136 Monate). Erfasst wurden umfangreiche retrospektive Angaben, u.a. zum persönlichen Hintergrund des Verletzten, zu den UnfallumstĂ€nden, Art und Dauer der Behandlung sowie Dauer der ArbeitsunfĂ€higkeit. Die Klassifikation der Verletzungsschwere erfolgte in drei Kategorien. Im Rahmen der klinischen Nachuntersuchung wurden statische KraftprĂŒfungen der Hand- und Fingerkraft durchgefĂŒhrt. Der vom Verletzten subjektiv empfundene Gesundheitszustand der oberen ExtremitĂ€ten wurde mit dem DASH-Fragebogen erhoben. Die subjektive Patientenzufriedenheit wurde mit einer numerischen Analogskala erfasst. Drei Viertel der untersuchten UnfĂ€lle ereigneten sich im privaten, ein Viertel im gewerblichen Bereich. Der stationĂ€ren Behandlungsdauer von durchschnittlich einer Woche stand eine ArbeitsunfĂ€higkeitsdauer von etwa 15 Wochen gegenĂŒber. Dominante und nicht-dominante Hand waren zu etwa gleichen Anteilen betroffen. Ăberwiegend lagen Einfingerverletzungen vor (50 FĂ€lle), die meist den radialen Pfeiler der Hand (Daumen 48 %, Zeigefinger 28 %) betrafen. Zweifingerverletzungen fanden sich in 25, Dreifingerverletzungen in 18, Vierfingerverletzungen in elf und FĂŒnffingerverletzungen in sieben FĂ€llen. Bei 15 untersuchten Patienten lag eine vollstĂ€ndige traumatische Amputation eines oder mehrerer Finger vor. Der Vergleich der Kraftentwicklung bei Handkraft, Pinzetten-, SchlĂŒssel- und Dreipunktgriff fĂŒr das gesamte Probandenkollektiv zeigte eine signifikante Kraftminderung der verletzten gegenĂŒber der unverletzten Hand. Hinsichtlich der verschiedenen Verletzungsschweregrade bestanden signifikante Unterschiede lediglich bei den Grad-II- und -III-Verletzungen. In der Regel hatten die betroffenen Verletzten langjĂ€hrige Erfahrung im Umgang mit TischkreissĂ€gen. Die Mehrzahl der UnfĂ€lle ereignete sich bei fĂŒr den SĂ€gevorgang typischen Handpositionen. Dabei war der sog. âKickback-Mechanismusâ, bei dem es durch ein plötzliches Blockieren des SĂ€gevorganges, z.B. durch einen Nagel im Schnittholz, zu einem ZurĂŒckschlagen des Schnittmaterials kommt, der hĂ€ufigste Unfallmechanismus. In 13 % der untersuchten UnfĂ€lle wurde angegeben, dass vorhandene mechanische SicherheitsausrĂŒstungen an der SĂ€ge entfernt wurden. In einem hohen Anteil der untersuchten Probanden wurde keine bzw. falsche Sicherheitskleidung benutzt. So wurden in etwa einem Drittel der FĂ€lle Arbeitshandschuhe getragen, wodurch sich das Verletzungsrisiko und die Verletzungsschwere an rotierenden ArbeitsgerĂ€ten deutlich erhöhen. Erstmals konnte in dieser Untersuchung herausgearbeitet werden, dass ein hohes Verletzungspotential von selbst- bzw. durch eine dritte Person konstruierten TischkreissĂ€gen ausgeht. Von forensisch-traumatologischer Bedeutung sind Handverletzungen durch TischkreissĂ€gen vor allem durch die Möglichkeit einer intentionellen SelbstschĂ€digung zur Erlangung von Versicherungsleistungen. In keinem der untersuchten FĂ€lle wurden Kompensationsleistungen unter diesem Aspekt verweigert.
Stellenbesetzungsprobleme im Bereich der Ă€rztlichen Versorgung besonders in lĂ€ndlichen Regionen Deutschlands bilden die Grundlage der vorliegenden Untersuchung. Dies betrifft auch speziell die chirurgischen Fachdisziplinen. Bei der Suche nach Ursachen rĂŒcken Umfeldfaktoren die die âwork-life-balanceâ betreffen, wie Arbeitszeitregelungen, die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, Weiterbildungsbedingungen, Kinderbetreuungsangebote und Ăhnliches immer wieder in den Vordergrund. Ziel der Untersuchung ist es Informationen ĂŒber Anbietermerkmale sowie Stellen- und Anforderungsprofile an potenzielle Bewerber zu erhalten sowie eine mögliche VerĂ€nderung dieser im Zeitverlauf zu untersuchen. Dazu wurden 1.200 Stellenanzeigen des Deutschen Ărzteblattes der Jahre 2003-2010 untersucht. Es wurden sowohl Strukturmerkmale, wie beispielsweise KlinikgröĂe und TrĂ€gerschaft, als auch QualitĂ€tsmerkmale wie Weiterbildungsangebote, spezielle Offerten und Anforderungen erfasst. Eingeschlossen wurden Stellenanzeigen in denen Weiterbildungsassistenten, Ărzte im Praktikum und/oder FachĂ€rzte fĂŒr ausschlieĂlich klinisch-Ă€rztliche TĂ€tigkeit in den Fachbereichen Chirurgie, OrthopĂ€die sowie Unfallchirurgie gesucht wurden. Insgesamt nahmen die Angebote an Bewerber im Verlauf des Untersuchungszeitraums von 2003-2010 zu. Die erhobenen Strukturdaten lassen erkennen, dass gerade im lĂ€ndlichen Raum und in kleineren Kliniken ein deutlich gröĂeres Stellenbesetzungsproblem besteht. Es wird zunehmend, gerade auch von diesen Klinikbetreibern, versucht, mit berufsfremden und berufsnahen Angeboten mehr Bewerber zu akquirieren. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Kliniken vermehrt den Wert einer Stellenanzeige als âVerkaufsargumentâ erkennen und die Stellen zunehmend attraktiver und umfassender prĂ€sentieren.
Die Bedeutung der Visite in der Medizin bezieht sich auf eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient. In dieser Studie wurden der Visitenablauf und -gestaltung quantitativ und qualitativ betrachtet. Der Arzt war direktiv steuernd und zeigte adressatenorientierendes Kommukationsverhalten. Inhaltlich war die unfallchirurgische Visite somatisch orientiert, aber es zeigte sich auch ein hohes MaĂ an Small talk/Konversation. Zudem wurde die Zufriedenheit von Arzt und Patient als Auswertungskriterien herangezogen. Beide, Arzt und Patient, waren meist zufrieden mit der Visite.
Ausweislich der Sondierung der relevanten Literatur finden sich kaum Arbeiten zur Umsetzung der Heilmittel-Richtlinie (HMR) des Bundesausschusses der Ărzte und Krankenkassen. Die vorliegende Arbeit analysiert exemplarisch, inwieweit die Regelungsinhalte der HMR hinsichtlich einer klaren Struktur-, Prozess- und ErgebnisqualitĂ€t in der Physiotherapie umgesetzt werden. Erstmals in der Geschichte der Heilmitteltherapie wird in der ambulanten Versorgung der Umgang mit Heilmitteln der Physikalischen Therapie in Form eines strukturierten Prozesses abgebildet. Dies geschieht auf der Grundlage der gesetzlichen Vorgaben des § 92 SGB V. Ausgangspunkt dieses Prozesses ist dabei die Ă€rztliche Diagnose einschlieĂlich der begleitenden relevanten Funktionsstörung, welche die Verordnung eines entsprechenden Heilmittels begrĂŒndet. Ausgehend von den erzielten Ergebnissen aus 1.895 Heilmittelverordnungen zeigt diese Analyse in Bezug auf die Strukturelemente und den Prozessablauf eine unterschiedliche Umsetzung der HMR der drei vertragsĂ€rztlichen Praxen unterschiedlicher Fachgebiete (Hausarzt, Arzt fĂŒr Physikalische und Rehabilitative Medizin und OrthopĂ€die). Die Erhebung zeigt innerhalb der Grenzen ihres limitierten Umfangs, dass die ursprĂŒnglichen Erwartungen an die EinfĂŒhrung der HMR einschlieĂlich des Heilmittelkataloges im Jahr 2001 nicht vollstĂ€ndig erfĂŒllt wurden. Weder die Verbesserung der Anwendung der medizinischen Möglichkeiten der Physikalischen Therapie noch die Intensivierung der interdisziplinĂ€ren Kooperation durch Verbesserung der Kommunikation wurden erreicht. Therapeuten der Physikalischen Therapie können durch die Verordnungsvorgaben der HMR nur begrenzt ihre Fachkompetenz in die Wahl der bestmöglichen Methode einbringen und sind in ihrer fachlichen Entscheidungsfreiheit eingeschrĂ€nkt. Angesichts der erzielten Ergebnisse drĂ€ngt sich die Frage auf, ob die Umsetzung der HMR in Bezug auf die interdisziplinĂ€re Kommunikation (hier als wesentliches Element der ErgebnisqualitĂ€t) als gescheitert anzusehen ist. Insbesondere wegen des bĂŒrokratischen Mehraufwandes sollten die Vorgaben der HMR fĂŒr den Ablauf der Therapie einschlieĂlich der Erst-, Folge- und Langfristverordnungen sowie die Mengen- und Frequenzangaben neu modifiziert werden.
Schwere und sogar tödliche Verletzungen durch Geschosse, die bei vergleichsweise geringer kinetischer Energie aus sog. Druckluftwaffen verschossen werden, sind in der traumatologischen und rechtsmedizinischen Literatur hinreichend belegt. In der Unfallchirurgie werden regelmĂ€Ăig Verletzungen durch diese weit verbreiteten Schusswaffen behandelt. In der Regel werden aus Druckluftwaffen sog. Diaboloprojektile verschossen, die eine charakteristische sanduhrförmige Bauart aufweisen. Auf dem Markt sind jedoch auch Deformationsprojektile fĂŒr Druckluftwaffen erhĂ€ltlich, die aufgrund ihrer Bauart darauf ausgelegt sind, möglichst viel Energie an ihr Zielmedium abzugeben und so eine hohe Gewebezerstörung hervorrufen. Die Art und Schwere der Verletzungen wird dabei durch die Expansions- und PenetrationsfĂ€higkeit dieser Projektile bestimmt. Eine systematische Untersuchung dieser Parameter, die zur Bestimmung des GefĂ€hrdungspotenzials und somit zur Beurteilung notwendiger klinischer Diagnostik- und Therapieschritte der Verletzungen zwingend notwendig sind, lag bisher nicht vor. In der vorliegenden Arbeit wurden das Deformationsverhalten sowie die PenetrationsfĂ€higkeit verschiedener Deformationsprojektile im Kaliber 4,5 mm im Vergleich zu einem Referenzdiaboloprojektil in einem kinetischen Energiebereich von 3 bis 30 Joule systematisch untersucht. Nach der Bestimmung der ballistischen Basisparameter (Geschwindigkeit, Energie, Querschnittsbelastung) erfolgte der Beschuss von verschiedenen Simulanzmedien (Gelatine, Gelatine mit Hautsimulanz) sowie von Wasser. Die Vermessung der Projektile erfolgte vor und nach dem Beschuss mittels Messschieber und Messmikroskop. Das dynamische Verhalten der Projektile beim Durchdringen der Simulanzmedien wurde mittels Hochgeschwindigkeitsvideografie erfasst, um hieraus die Wirksamkeit der Projektile abzuleiten. FĂŒr alle Geschosstypen konnte eine energieabhĂ€ngige Deformation und somit VergröĂerung der QuerschnittsflĂ€che nachgewiesen werden. Teilweise erreichten die untersuchten Geschosse schon im unteren Energiebereich relevante Verformungen. Mittels der Hochgeschwindigkeitsvideografie konnte nachgewiesen werden, dass sich fĂŒr alle Geschosstypen ab einem gewissen Energieschwellenwert eine temporĂ€re Wundhöhle ausbildet. Ăbertragen auf die medizinischen Fragestellungen dieser Arbeit bedeutet dies, dass durch die stĂ€rkere Verformung der Deformationsgeschosse im Vergleich zu den Referenzdiaboloprojektilen auch mit einer höheren Energieabgabe und somit schwereren Verletzungen zu rechnen ist. Die nachgewiesene FĂ€higkeit der untersuchten Projektile, temporĂ€re Wundhöhlen auszubilden, bedeutet fĂŒr die unfallchirurgische Behandlung und rechtsmedizinische Bewertung, dass nicht nur von direkten Verletzungen der Organstrukturen, die sich im primĂ€ren Schusskanal des Geschosses befinden, auszugehen ist, sondern dass durch die indirekte Wirkung der temporĂ€ren Wundhöhle auch Verletzungen von anatomischen Strukturen auĂerhalb des primĂ€ren Schusskanals auftreten können.
Im Rahmen der durchgefĂŒhrten Arbeit wurde die Schnittstelle Schockraum bei der Traumaversorgung aus Sicht der beteiligten Einrichtungen im Bereich des TraumaNetzwerkes Berlin evaluiert.
Die Versorgung von schwerverletzten Patienten bedarf eines gut funktionierenden und eng aufeinander abgestimmten Netzwerkes aus prĂ€klinischer Versorgung durch den Rettungsdienst und weiterer klinischer Versorgung des Patienten in Traumazentren. Die entscheidende Schnittstelle zwischen den Bereichen PrĂ€klinik und Klinik stellt der Schockraum eines Traumazentrums dar. Aufgrund der hohen KomplexitĂ€t der AblĂ€ufe und Strukturen an eben dieser Schnittstelle sind zwingend MaĂnahmen zur QualitĂ€tssicherung mit dem Ziel der Optimierung von AblĂ€ufen und Strukturen erforderlich. Bisherige Mechanismen zum QualitĂ€tsmanagement fĂŒr Rettungsdienste und Kliniken erfassen die wesentliche Schnittstelle zwischen beiden Bereichen nur ungenĂŒgend.
Das gewĂ€hlte Studiendesign stellt Screeningtool dar, um Schwachstellen an der Schnittstelle zwischen PrĂ€klinik und Klinik aufzudecken. Detaillierte Aussagen zu konkreten Prozeduren sind mit Hilfe des genutzten Tools aufgrund der hierfĂŒr benötigten deutlich umfangreicheren Datenerhebung nicht möglich gewesen, zumal die einfache Anwendbarkeit im notfallmedizinischen Kontext im Vordergrund steht.
Aus den gewonnenen Ergebnissen konnten verschiedene qualitĂ€tssichernde MaĂnahmen abgeleitet werden. Allen beteiligten Einrichtungen wurde nach Abschluss der Studie ein individueller Ergebnisbericht zur VerfĂŒgung gestellt.
Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass die AblÀufe an der Schnittstelle Schockraum insbesondere unter dem Aspekt der zeitlichen AblÀufe und der Kooperation zwischen den verschiedenen Bereichen im Wesentlichen gut funktionierten. Die prÀklinische Versorgung durch den Rettungsdienst wurde von den Kliniken insgesamt als gut eingeschÀtzt, wobei in einzelnen Bereichen der Patientenversorgung Defizite mit einem sich daraus ableitbaren Nachschulungsbedarf aufgedeckt werden konnten. Als unproblematisch und weitgehend korrekt stellte sich die Auswahl der Zielklinik dar. Auch mit Blick auf die Notarztbeteiligung und die Voranmeldung von Patienten in der Zielklinik konnten keine wesentlichen Defizite aufgedeckt werden.
Als limitierende Faktoren dieser Studie ist die Zahl der eingeschlossenen FĂ€lle zu sehen, so dass bei deutlich höheren Fallzahlen belastbarere Aussagen zu erwarten wĂ€ren. Auch Aussagen ĂŒber das Outcome der Patienten lĂ€sst die Studie nicht zu.
Das genutzte Screeningtool ist dafĂŒr geeignet, um auch in anderen Rettungsdienstbereichen in anderen BundeslĂ€ndern angewendet zu werden.
Die Diskussion ĂŒber die RĂŒckkehr zum Sport nach vorderer Kreuzbandplastik wird in der Literatur aktuell kontrovers gefĂŒhrt. Der ideale Zeitpunkt und die Kriterien der Wiederaufnahme der sportlichen AktivitĂ€t nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes sind bis heute nicht eindeutig geklĂ€rt.
Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob sich die eigens entwickelte Testbatterie von Sprungtests als Kriterium hierfĂŒr eignet.
Des Weiteren sollte das Outcome von Patienten nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes mittels entweder Semitendinosus- oder Hamstringtransplantat verglichen werden.
Hierzu wurden insgesamt 97 Patienten untersucht. Die Studienteilnehmer wurden in zwei verschiedene Patientengruppen eingeteilt. In Gruppe 1 (n=45) wurden jene Patienten eingeteilt, die keine Knieverletzungen hatten. Es handelt sich hierbei um eine gesunde Kontrollgruppe. In Gruppe 2 (n=52) wurden alle Patienten erfasst, die nach Ruptur des vorderen Kreuzbandes eine Kreuzbandrekonstruktion erhalten hatten. Innerhalb der zweiten Gruppe erfolgte je nach erhaltenem Transplantat noch eine Zuordnung in zwei Untergruppen: Gruppe 2A (n=28) wurden dabei jene Patienten zugeordnet, die ein Semitendinosustransplantat erhielten, wÀhrend Gruppe 2B (n=24) aus Patienten mit Hamstringtransplantat gebildet wurde.
Die Patienten mit Kreuzbandrekonstruktion wurden im Rahmen der vorliegenden Studie das erste Mal in der 10. postoperativen Woche untersucht. Eine weitere Nachuntersuchung erfolgte nach einem mittlerem Follow-up von 13,6 Monaten (6-41 Monate) nach der Kreuzbandrekonstruktion.
Zum Vergleich der beiden Gruppen wurden subjektive Beurteilungen des Knies, instrumentelle StabilitÀtsmessungen (KT-1000-Arthrometer), Funktionsscores sowie Kraftmessungen und eine eigens entwickelte Testbatterie von Sprungtests herangezogen.
Das Osteosarkom (OS) ist der hĂ€ufigste primĂ€re maligne Knochentumor bei Adoleszenten sowie jungen Erwachsenen und betrifft hauptsĂ€chlich die Metaphysen langer Röhrenknochen, v. a. des distalen Femurs und der proximalen Tibia. Die leitliniengerechte Therapie des malignen OS setzt sich aus einer prĂ€- und postoperativen Polychemotherapie sowie der radikalen Tumorresektion zusammen. Das funktionelle Endresultat der Therapie hĂ€ngt vom Umfang der Tumorresektion ab. Die ExtremitĂ€ten-erhaltende Resektion der betroffenen Knochenregion ist einer Amputation vorzuziehen, obgleich diese mit einem erhöhten Risiko fĂŒr den Verbleib von Tumorzellen einhergeht.
In dieser Arbeit zeigte die Behandlung von OS-Zellen mit CAP eine Hemmung der Proliferation von OS-Zellen U-2-OS und MNNG/HOS. Die Zugabe von N-Acetylcystein (NAC) fĂŒhrte zur Neutralisierung des CAP-abhĂ€ngigen antiproliferativen Effekts. Western-Blot-Analysen intrazellulĂ€rer Peroxiredoxine (Prx) demonstrierten die Induktion zellulĂ€rer Redox-Mechanismen, welche als antioxidative Schutzsysteme und wichtige Regulatoren von Signaltransduktionsprozessen und Apoptose fungieren. In der Folge konnte gezeigt werden, dass CAP zu einer Induktion von Apoptose fĂŒhrt, welche durch spezifische VerĂ€nderungen der Kernmorphologie nachgewiesen wurde. Hierbei wurden signifikante Unterschiede zwischen CAP- und Kontroll-behandelten OS-Zellen bezĂŒglich KernflĂ€che, Kernumfang, max. und min. Kerndurchmessers sowie der SignalintensitĂ€t pro Zellkern gezeigt. Des Weiteren bestĂ€tigten Western-Blot-Analysen des Apoptosefaktors p53 und seine Phosphorylierung eine Induktion von Apoptose CAP-behandelter U-2-OS- und MNNG/HOS-Zellen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit demonstrieren neben der CAP-induzierten Wachstumshemmung und Induktion von Apoptose in Krebszellen auch eine erfolgsversprechende Anwendung von CAP in der Behandlung des malignen Osteosarkoms, in der eine kombinierte CAP-/ Polychemotherapie als potentielle Zusatzoption die aktuelle Therapie ergĂ€nzen könnte.
Hintergrund und Fragestellung
Die klinische Befunddokumentation in der Notaufnahme dient primĂ€r diagnostisch-therapeutischen Zwecken und ist fĂŒr weitere forensische Fragestellungen hĂ€ufig nur eingeschrĂ€nkt verwertbar. FĂŒr die Untersuchung von Gewaltopfern ist ein hoher medizinischer, aber besonders gerichtsverwertbarer Standard zu fordern. Denn die Behandlungsunterlagen können als Beweismittel im Strafverfahren herangezogen werden.
Die Studie hatte zum Ziel, das Opferkollektiv und die QualitĂ€t der forensisch relevanten Befunddokumentation am Beispiel der unfallchirurgischen Gewaltambulanz retrospektiv zu analysieren und OptimierungsvorschlĂ€ge fĂŒr eine effiziente, zielgerichtete und umfassende Dokumentation zu liefern.
Material und Methoden
Eingeschlossen wurden alle Patienten, die zwischen Juni 2010 und Juni 2014 in der unfallchirurgischen Notaufnahme der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald aufgrund von Rohheitsdelikten behandelt wurden. FĂŒr eine deskriptive Ăbersichtsanalyse des Gesamtkollektivs wurden retrospektiv demographische Daten, Angaben zu Entstehung und Art der Gewalt sowie zu Verletzungscharakteristika ausgewertet.
Auf Grundlage von Literaturrecherche und Expertenmeinung wurde ein Kriterienkatalog entwickelt. Dieser fasst alle zur rechtsmedizinisch â forensischen Beurteilung relevanten Aspekte der Dokumentation in fĂŒnf Kategorien zusammen. Dieser Katalog diente in Kombination mit einem Expertenfragebogen der Statuserhebung der DokumentationsqualitĂ€t. Ein nach vorhandener Fotodokumentation vorselektiertes Studienkollektiv wurde anhand dieser beiden Instrumente und mittels schriftlicher Befragung von Rechtsmedizinern und Unfallchirurgen evaluiert. Der Fragebogen diente dem Zweck der Erhebung eines Meinungsbildes und zum interdisziplinĂ€ren Vergleich. Um objektive Unterschiede hinsichtlich der QualitĂ€t aufzeigen zu können, wurden die Fragebogen-Aussagen der Kliniker anhand eines mathematischen Algorithmus in den Kriterienkatalog umgewandelt.
Ergebnisse
Das Gesamtkollektiv umfasste 572 PatientenfĂ€lle. Die demographische Analyse ergab, dass vorwiegend junge MĂ€nner nach Ăbergriffen durch Fremde oder Freunde bzw. Bekannte die unfallchirurgische Notaufnahme aufsuchten. Dies geschah besonders am Wochenende bzw. auĂerhalb der regulĂ€ren Arbeitszeit. Dabei standen die Betroffenen oftmals unter Alkoholeinfluss und waren im Vergleich zu Frauen signifikant hĂ€ufiger wiederholt Opfer fremder Gewalt. Der hĂ€ufigste Verletzungsmechanismus war der Faustschlag. Die verletzten Frauen litten zumeist unter den Folgen stumpfer Gewalteinwirkung (HĂ€matome) im Kopf-Halsbereich, die auffallend hĂ€ufiger als bei MĂ€nnern im hĂ€uslichen Rahmen entstanden. Frauen suchten zudem erst deutlich verzögert medizinische Hilfe auf.
Das Studienkollektiv umfasste 100 FĂ€lle mit vorhandener Fotodokumentation. Die RĂŒcklaufquote aller Beurteilungen (Kriterienkatalog, Experten-/Fragebogen) betrug 100 %. Bei Betrachtung der tatsĂ€chlichen Gerichtsverwertbarkeit zeigte sich, dass 55 % der Dokumentationen in ihrer QualitĂ€t nach Auffassung der Rechtsmediziner ausreichend waren. Relevanten Einfluss auf die Gerichtsverwertbarkeit hatten ĂŒberwiegend die Kategorien Verletzungscharakteristika, Fotodokumentation und besonders rechtsmedizinisch relevante Aspekte. Bei diesen Kategorien traten deutliche QualitĂ€tsdefizite fĂŒr die nicht-gerichtsverwertbaren FĂ€lle auf. Ein kumulativer Punktegrenzwert fĂŒr die Gerichtsverwertbarkeit fĂŒr diese fĂŒnf Kriterien konnte nicht ermittelt werden. Es zeigte sich eine groĂe Streubreite aller Ergebnisse, die zum Teil auf die HeterogenitĂ€t der StudienfĂ€lle zurĂŒckzufĂŒhren ist. InterdisziplinĂ€re Unterschiede in der EinschĂ€tzung der DokumentationsqualitĂ€t wurden insbesondere bei charakteristischen bzw. rechtsmedizinisch relevanten Aspekten deutlich. Der Ausbildungsstand stellte sich als relevanter Faktor fĂŒr die intradisziplinĂ€re Beurteilung heraus.
Schlussfolgerungen
Die DokumentationsqualitĂ€t von Gewaltopfern, wie sie aktuell unfallchirurgisch durchgefĂŒhrt wird, wird dem Anspruch des Patienten auf eventuelle Gerichtsverwertbarkeit beispielsweise im Strafverfahren nicht ausreichend gerecht. Wesentlichen Einfluss haben grundlegende Dokumentationsaspekte und spezielle, durch die Rechtsmedizin schulbare Charakteristika. FĂŒr die praktische Umsetzung einer suffizienten QualitĂ€t bedarf es Neuerungen bzw. Optimierungen im effektiven Dokumentationsablauf und â umfang. Bewusstsein zu schaffen fĂŒr diese Thematik als wesentlicher Aspekt des unfallchirurgischen Berufsalltags ist insbesondere vor dem Hintergrund von unzureichender Datenlage und einer erwarteten hohen Dunkelziffer hĂ€uslicher Gewalt unabdingbar.
Diskussion
Eine Begutachtung durch Richter und Hinzunahme der entsprechenden Arztbriefe sowie weiteren klinischen Informationen stellen eine Option fĂŒr eine umfassendere Begutachtung der DokumentationsqualitĂ€t dar. Perspektivisch sind Investitionen in Digitalisierungskonzepte eine anzustrebende Lösung der vorhandenen ökonomischen (zeitlich, personell, finanziell) und individuell-juristischen (unzureichend gerichtsverwertbare DokumentationsqualitĂ€t) sowie prĂ€ventiven (Dunkelziffer von Gewaltopfern) Problemfelder.
Hintergrund und Ziele:
Nach SchĂ€tzung des Bundesamtes fĂŒr Strahlenschutz erhielt in Deutschland im Jahr 2012 jeder Einwohner ca. 1,6 Röntgenuntersuchungen bzw. eine Strahlendosis von 1,8 mSv. Etwa ein Drittel aller Untersuchungen entfiel dabei auf den Skelettapparat. Auch die HĂŒftdiagnostik wird bisher primĂ€r anhand konventioneller Röntgen- oder CT-Bilder durchgefĂŒhrt. Daher existieren bislang nur hierfĂŒr validierte Norm- und Referenzwerte. Da in Deutschland inzwischen fast flĂ€chendeckend die Option einer Diagnostik ĂŒber die Magnetresonanztomographie (MRT) vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, Patienten ohne Strahlenbelastung zu untersuchen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher eine wissenschaftliche Grundlage zur Auswertung von MRT-Bildern der HĂŒfte zu schaffen.
Methodik:
Zur Referenzwertbestimmung wurden der Center-Edge-Winkel (CE), der Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel (CCD), der modifizierte Alpha-Winkel (AA), der TriangulĂ€re Index (TI) und der Femurkopfdurchmesser (HD) an 3.226 coronalen MRT-Bildern (1.587 MĂ€nner, 1.639 Frauen) der SHIP-Studie untersucht. Des Weiteren wurden AbhĂ€ngigkeiten der Winkel untereinander sowie zu somatometrischen Daten (Geschlecht, Alter, BMI, Körpergewicht, KörpergröĂe und Taillenumfang) analysiert. Aufgrund dieser AbhĂ€ngigkeiten konnten zudem adjustierte Referenzwerte ermittelt werden. ZusĂ€tzlich wurden die PrĂ€valenzen verschiedener SchwellenwertĂŒberschreitungen in der Region Vorpommern bestimmt.
Ergebnisse:
Die Readerzertifizierung wurde anhand von 25 MRT-DatensĂ€tzen durchgefĂŒhrt. Die nach der Bland-Altman-Methode bestimmten QualitĂ€tsanforderungen an die Intra- und Interreader-ReliabilitĂ€t wurden erfĂŒllt.
Der aus den Messungen ermittelte durchschnittliche CE lag bei 31,1 Grad (± 7,02), der abgeleitete Normbereich, entsprechend dem 95 %-Referenzbereich (Mittelwert ± 1,96 * SD), bei 17,6 â 44,9 Grad. FĂŒr den CCD ergab sich ein Mittelwert von 126,9 Grad (± 6,66), der abgeleitete Normbereich betrug 113,9 â 140,0 Grad. Beim modifizierten AA wurde ein mittlerer Wert von 54,5 Grad (± 8,15) sowie ein Referenzbereich von 38,5 â 70,5 Grad gefunden. Im Mittel konnte fĂŒr den TI -2,29 mm (± 0,667) errechnet werden, der HD betrug durchschnittlich 44,6 mm (± 3,94).
Unter den gemessenen HĂŒftparametern fanden sich, auĂer zwischen CE und AA bzw. TI sowie zwischen HD und CCE bzw. TI, auffĂ€llige ZusammenhĂ€nge. Die dabei ermittelten Effekte zwischen den Winkeln waren jedoch ĂŒberwiegend geringer als die von somatometrischen Parametern. Hierbei waren die Effekte von Geschlecht und Alter auf die ermittelten HĂŒftparameter am gröĂten. Deshalb wurden fĂŒr CE, CCD und AA darauf adjustierte Referenzwerte ermittelt.
Die hier ermittelten PrĂ€valenzen der SchwellenwertĂŒberschreitungen umfassen einen groĂen Bereich, da derzeit unterschiedlichste Schwellenwerte Anwendung finden.
Schlussfolgerung:
In der HĂŒftdiagnostik an MRT-Daten können der CE, der CCD, der modifizierte AA, der TI, und der HD verlĂ€sslich bestimmt werden. Die hier ermittelten Messwerte der MRT-Diagnostik stimmen im Wesentlichen mit den etablierten Normwerten der röntgenologischen und computertomographischen Bildgebung ĂŒberein. Die erwarteten AbhĂ€ngigkeiten der ermittelten Parameter untereinander sowie mit somatometrischen Parametern sind zum groĂen Teil gegeben. Zur genaueren Interpretation der Werte sollte aufgrund der AbhĂ€ngigkeiten adjustierte Referenzwerte verwendet werden. Die Ergebnisse gelten fĂŒr eine norddeutsche Population. FĂŒr allgemeingĂŒltige Normwerte sollte die Bevölkerung weiterer Regionen und Ethnien untersucht werden.
Die grundstÀndigen medizinethischen Ausbildungsbestandteile der Àrztlichen und
pflegerischen Fachausbildungen sollen sicherstellen, dass ethische Reflexions- sowie korrespondierende Analyse- und Bewertungskompetenzen vermittelt werden, die ein ethisches Handeln im Berufsalltag ermöglichen. Sie sind dabei zum einen die zentrale Voraussetzung fĂŒr medizinethisch verantwortbare Entscheidungen und zum anderen Grundlage des persönlichen Sicherheitsempfindens der EntscheidungstrĂ€ger im Umgang mit diesen Herausforderungen. Dadurch leisten sie nicht nur einen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Gesundheitssystem, sondern reduzieren zugleich die mitunter hohen psychischen Belastungen, die durch moralische Herausforderungen sowohl bei den beiden Berufsgruppen, als auch bei den Patientinnen und Patienten entstehen können.
Aktuell steht eine Vielzahl von Operationstechniken fĂŒr die Versteifung des Fingermittelgelenkes zur VerfĂŒgung. Ziel dieser Studie ist, die Eignung eines Kompressionsdrahtes (Königsee Implantate, Allendorf, Deutschland) fĂŒr die Fingermittelgelenksarth- rodese biomechanisch zu untersuchen. Als Referenzverfahren diente die intraossĂ€re Drahtnaht mit schrĂ€gem Kirschnerdraht nach Lister. In einer Cross-over-Studie wurden in biomechanischen Versuchen an menschlichen Leichenknochen jeweils drei verschiedene Implantatkonfigurationen (intraossĂ€re Drahtnaht, ein einzelner schrĂ€ger Kompressionsdraht sowie zwei gekreuzte Kompres- sionsdrĂ€hte) jeweils in Flexions- und Extensionsrichtung bis 10° belastet und die dazu benötigte Kraft gemessen. Dazu wurden zwei Gruppen zu zehn bzw. elf PrĂ€paraten gebildet. Weiterhin wurden Maximalbelastungsversuche in Extensionsrichtung mit der intraossĂ€ren Drahtnaht und einem einzelnen Kompressionsdraht durchgefĂŒhrt. Hierzu wurden zwei Gruppen zu acht bzw. neun PrĂ€paraten gebildet. Die Belastung erfolgte kontinuierlich bis zum Bruch des PrĂ€parates bzw. zum Implantatversagen. Zur Untersuchung des Einflusses der Knochendichte wurde diese mittels Dualer Röntgen-Absorptiometrie (DXA) gemessen. Bei den Cross-over-Versuchen zeigte sich ein statistisch relevanter VerschleiĂeffekt der PrĂ€parate, sodass jeweils nur die erste Versuchsserie in die statistische Auswertung miteinbezogen werden konnte. In beiden Belastungsrichtungen zeigte sich eine statistisch signifikante Ăberlegenheit des einzelnen Kompressionsdrahtes bzw. der gekreuzten KompressionsdrĂ€hte gegenĂŒber der intraossĂ€ren Drahtnaht, unter Miteinbeziehung der Knochendichte in die statistische Auswertung zeigte sich keine statistisch signifikante Ăberlegenheit. Die Maximalbelastungsversuche zeigten keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Techniken und es konnte kein Einfluss der Knochendichte auf die biomechanische StabilitĂ€t nachgewiesen werden. In der Zusammenschau der Messergebnisse und aufgrund möglicher operationstechnischer Vorteile kann der Kompressionsdraht zur Arthrodese des Fingermittelgelenkes als geeignet angesehen werden. WeiterfĂŒhrende biomechanische und klinische Studien sollten angestrebt werden, um den Einsatz des Kompressionsdrahtes als neue Technik zur Arthrodese des Fingermittelgelenkes zu etablieren.
BezĂŒglich der Behandlung chronischer SL-Bandrupturen mit nicht mehr nahtfĂ€higen Bandresten besteht noch immer kein Konsens in der Literatur. Durch fehlende adĂ€quate Behandlung der Verletzung kommt es langfristig zu schmerzhaften Arthrosen, die mit einer erheblichen FunktionseinschrĂ€nkung des Handgelenks einhergehen. Es konnte sich bisher noch kein therapeutisches Verfahren etablieren, welches sicher den Beginn oder das Fortschreiten von Arthrose langfristig verhindert.
Innerhalb der ĂŒber die Jahre vorgestellten Methoden, zĂ€hlt die 3LT-Rekonstruktion mittlerweile zu den gebrĂ€uchlichsten Verfahren.
Die bereits veröffentlichte modifizierte 3LT-Bandrekonstruktion nach Garcia-Elias wurde in der vorliegenden Arbeit um die Rekonstruktion des dorsalen capsuloscapholunÀre Septums (DCSS) nach Mathoulin et al. erweitert.
Ziel der vorliegenden Studie war es den therapeutischen Nutzen der modifizierten 3LT zu untersuchen und zudem den Einfluss des Verletzungsalters zum Zeitpunkt der operativen Versorgung zu berĂŒcksichtigen.
FĂŒr diese Untersuchung wurden 31 Patienten aus Berlin und Brandenburg (3 Frauen und 28 MĂ€nner), die im Zeitraum von Januar 2014 bis Januar 2017 mit einer Verletzung des SL-Bandes detektiert und mittels der genannten Methode operativ behandelt wurden, erfasst. Die Verletzung der Patienten lag zum Zeitpunkt der Untersuchung mindestens 1 Jahr zurĂŒck. Hierdurch sollte gewĂ€hrleistet werden, dass die Ergebnisse unabhĂ€ngig vom Versorgungszeitpunkt gewertet werden konnten. Im Rahmen der Nachuntersuchung wurde die FunktionalitĂ€t des Handgelenks bezĂŒglich BewegungsausmaĂ und Griffkraft erfasst und im Vergleich zur gesunden Gegenseite ausgewertet. Zudem werteten wir mit Hilfe von Fragebögen die postoperative subjektive Zufriedenheit aus. Des Weiteren wurden Röntgenaufnahme im dorsopalmaren und im lateralen Strahlengang angefertigt. Diese wurden ausgewertet und mit prĂ€operativen Aufnahmen sowie mit Aufnahmen, die ein Tag vor Entfernung der K-DrĂ€hte durchgefĂŒhrt wurden, verglichen. Ziel war es das AusmaĂ des Widerauftretens der SL-Diastase und die Flexion des Skaphoids im Verlauf zu beurteilen. In der statistischen Auswertung analysierten wir den Zusammenhang der erfassten Daten nach stattgehabter modifizierter 3LT-Rekonstruktion in AbhĂ€ngigkeit vom Versorgungszeitpunkt in Bezug auf den Verletzungszeitpunkt.
Wir konnten signifikante Verbesserung der Schmerzen erreichen und eine bessere Funktion der Hand im Alltag herstellen, jedoch einhergehend mit einer Reduzierung des BewegungsausmaĂes und der Griffkraft. Die radiographischen Ergebnisse zeigten, dass mittel- bis langfristig mit einem Wiederauftreten von karpaler Fehlstellung auf Grund fortschreitender Bandlockerung und mit einhergehenden degenerativen VerĂ€nderungen zu rechnen ist. DarĂŒber hinaus konnte keine signifikante Korrelation zwischen dem Verletzungsalter und der objektiv klinischen Funktionsparameter, der subjektiven EinschĂ€tzung durch die Patienten oder der radiologischen Daten erzielt werden.
Die kurz- bis mittelfristigen Ergebnisse der SL-Bandrekonstruktion in unserer Studie waren generell vielversprechend und mit denen anderer Autoren vergleichbar. Unsere Ergebnisse Ă€hneln den Studien der anderen Autoren in Bezug auf Bewegungsumfang, Griffkraft, Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen wir jedoch dem langfristigen Nutzen der modifizierten 3LT-Technik, bezogen auf das Auftreten von Arthrose kritisch gegenĂŒber. Um eine abschlieĂende EinschĂ€tzung der langfristigen Wirksamkeit der 3LT-Methode treffen zu können, braucht es zukĂŒnftig Studien mit einem lĂ€ngeren Nachbeobachtungszeitraum. DarĂŒber hinaus sind Studien mit gröĂeren Fallzahlen notwendig, um statistische Unsicherheiten zu minimieren.