Das Ziel dieser Studie ist die Entwicklung eines Instrumentariums zur AbschĂ€tzung der prĂ€ventiven ErgebnisqualitĂ€t in einer Zahnarztpraxis auf Basis epidemiologischer Daten (Study of Health in Pomerania, SHIP-0) zum Vergleich altersgruppenspezifischer Zahnverlustkurven. Aus den Praxisakten von vorher definierten Monaten wurden ĂŒber einen Zeitraum von zwei Jahren Patientengruppen gebildet in denen randomisiert eine Stichprobe je 5-Jahres-Alters- und Geschlechtsstratum gezogen wurde. In sieben Praxen wurden aus der Praxisdokumentation Praxisprofile bezĂŒglich der Zahnzahl der Patienten (20-74 Jahre) erstellt und mit der SHIP-0-Population verglichen. Weiterhin wurde der altersspezifische Zahnverlust der Probanden in den Praxen und bei SHIP-0 mittels der negativ-binomialen Regression modelliert und die angepassten Zahnverlustkurven verglichen, um den Einfluss der Zahnarztpraxis auf den Zahnverlust zu beschreiben. Die Daten von 1497 Praxispatienten und 3990 SHIP-0-Probanden wurden ausgewertet. Die EffektstĂ€rke wurde operationalisiert als Inzidenzraten-Ratio (IRR). Die IRR fĂŒr den Zahnverlust zeigen fĂŒr alle Zahnarztpraxen einen protektiven Effekt (IRR=0,38-0,68; p<0,001) im Vergleich zu den SHIP-0-Probanden. Anhand des Vergleichs des altersabhĂ€ngigen Zahnverlustes im Praxisprofil mit einem Referenzprofil aus den bevölkerungsreprĂ€sentativen SHIP-0-Daten kann die grundsĂ€tzliche Eignung dieses Instruments fĂŒr das QualitĂ€tsmanagement und Benchmarking bestĂ€tigt werden. WeiterfĂŒhrend sollten die Vergleiche fĂŒr individuelle patientenseitige Risikofaktoren fĂŒr Zahnverlust (u.a. sozioökonomischer Status, Rauchstatus) adjustiert und damit das erarbeitete Modell spezifiziert werden.
Parodontitis und der resultierende Zahnverlust sowie auch Osteoporose nehmen mit zunehmendem Alter eine beachtliche Stellung ein. Um einer erhöhten PrĂ€valenz von Parodontalerkrankungen und Zahnverlust im Alter entgegenzuwirken, ist eine individuelle risikoorientierte PrĂ€vention und Therapie unerlĂ€sslich. ZurĂŒckliegende Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass bei Osteoporosepatienten eine parodontale Erkrankung aggressiver ablĂ€uft und schneller zum Zahnverlust fĂŒhrt als bei knochengesunden Personen. Ziel der vorliegenden Studie war es, unter BerĂŒcksichtigung bekannter Risikofaktoren den Zusammenhang von Knochenmetabolismus und Parodontalerkrankungen sowie Zahnverlust an einer reprĂ€sentativen Bevölkerungsgruppe darzustellen. Methoden: Grundlage der Untersuchungen war die Study of Health in Pomerania mit einem Probandenkollektiv von 4310 MĂ€nnern und Frauen im Alter von 20 bis 80 Jahren. Als MaĂ fĂŒr die Beurteilung des Knochenstoffwechsels wurden bei 4105 Probanden die renalen Konzentrationen der Desoxypyridinoline bestimmt. Die zahnmedizinischen Untersuchungsdaten beinhalteten die Dokumentationen zur Anzahl der verbliebenen ZĂ€hne sowie die durchschnittlich gemessenen Attachmentverluste. Individuelle Angaben und Risikofaktoren wurden dem computergestĂŒtzten Interview entnommen. Zur Ermittlung der statistischen ZusammenhĂ€nge zwischen Knochenmetabolismus und Parodontitis bzw. Zahnverlust erfolgte mittels multiplen Regressionsanalysen. Die Auswahl der unabhĂ€ngigen Einflussvariablen berĂŒcksichtigte relevante Risikofaktoren fĂŒr die Pathogenese der Parodontitis: Alter, Geschlecht, Rauchen, Bildung, Diabetes mellitus und Zeitpunkt des letzten Zahnarztbesuches. Ergebnisse: Bei den Probanden der vorliegenden Studie ergaben sich keine signifikanten ZusammenhĂ€nge von renaler DPD-Konzentration und den klinischen Zeichen einer Parodontitis (Attachmentverlust). Bei den Berechnungen zur Analyse des Zusammenhanges Knochenstoffwechsel und Zahnverlust konnten statistische Signifikanzen nur fĂŒr Frauen der Altersgruppe 61 bis 80 Jahre (p<0,05), nicht jedoch fĂŒr MĂ€nner sowie Frauen der Altersgruppe 20 bis 60 Jahre, prĂ€sentiert werden. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie lassen nur bei den postmenopausalen Frauen (Altersgruppe 61 bis 80 Jahre) annehmen, dass ein negativer Knochenstoffwechsel einen Risikofaktor fĂŒr den Zahnverlust darstellt. Die Parodontitis scheint im vorliegenden Probandenkollektiv nicht von der DPD-Konzentration beeinflusst zu sein.
Der demographische Alterungsprozess der Gesellschaft verschĂ€rft die Probleme der sozialen Sicherungssysteme. Gesundheitsreformdiskussionen und begrenzte finanzielle Ressourcen intensivieren den Bedarf an epidemiologischen Daten ĂŒber den zahnmedizinischen Status. Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob es Unterschiede im Zahnstatus Ă€lterer Menschen in zwei europĂ€ischen LĂ€ndern, GroĂbritannien und Deutschland, gibt und zu welchem AusmaĂ verschiedene Historien fachlicher Ăberzeugung und professionellen Handelns sowie differente Versorgungssysteme sich im Zahnstatus reflektieren können. BevölkerungsreprĂ€sentative Stichproben zweier epidemiologischer Querschnittsstudien von Erwachsenen im Alter von 65-80 Jahren wurden evaluiert. Die finale Stichprobe aus GroĂbritannien umfasste 518 Probanden der âNational Diet and Nutrition Survey - people aged 65 years and overâ (NDNS; Alter: 72,6 ± 4,4 Jahre). Der Stichprobenumfang aus Vorpommern in Nordost-Deutschland betrug 982 Probanden, basierend auf der âStudy of Health in Pomeraniaâ (SHIP-0; Alter: 72,1 ± 4,4 Jahre). Die Datenbasis beruht auf einer zahnmedizinischen Untersuchung sowie einem Interview. Die Datenanalyse erfolgte durch Berechnung von HĂ€ufigkeitsverteilungen auf Zahn- und Personenebene. ZusĂ€tzlich wurden die Probanden auf Kieferebene unter BerĂŒcksichtigung der Anzahl und der topographischen Verteilung der vorhandenen ZĂ€hne in sechs Gruppen klassifiziert und die HĂ€ufigkeiten der Art der prothetischen Versorgung bestimmt. Voruntersuchungen hinsichtlich der Anzahl der ZĂ€hne beweisen die ReprĂ€sentativitĂ€t der SHIP-0-Daten fĂŒr den Osten Deutschlands. Die PrĂ€valenz fĂŒr Zahnlosigkeit ist in GroĂbritannien (46,3%) höher als in Nordost-Deutschland (37,9%, p=0,002). Der Anteil der Zahnlosen aus dem HĂ€ufigkeitsmuster der Anzahl vorhandener ZĂ€hne herausgenommen, wird annĂ€hernd eine Normalverteilung der Zahnzahl fĂŒr die britische Stichprobe und eine rechtsschiefe Verteilung fĂŒr die deutsche Stichprobe deutlich. Britische Bezahnte haben mit einem Median von 17 ZĂ€hnen (IQR=11) signifikant mehr natĂŒrliche ZĂ€hne als die Population Vorpommerns (Median=10 ZĂ€hne, IQR=13, p<0,001). Probanden mit einem stark reduzierten Restgebiss von 1-3 ZĂ€hnen (Gruppe 2) zeigen den gröĂten Unterschied in der PrĂ€valenz bezĂŒglich der Anzahl und der Lokalisation der ZĂ€hne im Stichprobenvergleich (p<0,001). Der am hĂ€ufigsten verbleibende Zahntyp ist sowohl im Oberkiefer als auch im Unterkiefer der Eckzahn; erste und dritte Molaren sind die am hĂ€ufigsten fehlenden ZĂ€hne in beiden Geschlechtern und LĂ€ndern. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Populationen ist die signifikant höhere PrĂ€valenz unterer SchneidezĂ€hne im Vergleich zu unteren EckzĂ€hnen in der britischen Stichprobe. In beiden LĂ€ndern tragen mehr als 90% der zahnlosen Probanden eine totale Prothese im Oberkiefer und im Unterkiefer. Bezahnte mit 1-3 ZĂ€hnen in einem Kiefer als auch die Situation einer groĂen ZwischenlĂŒcke und FreiendlĂŒcken sind in GroĂbritannien eher durch Kunststoffprothesen oder nicht versorgt. In der deutschen Stichprobe ĂŒberwiegen in diesen LĂŒckengebisssituationen klammerverankerte Modellgussprothesen und Doppelkronen- oder Geschiebeprothesen. Kombinierter Zahnersatz ist in der britischen Stichprobe nicht vorhanden. Kleine LĂŒcken im Front- und Seitenzahnbereich sind bei den deutschen Probanden mehrheitlich durch BrĂŒcken versorgt. In GroĂbritannien hingegen bleiben kleine LĂŒcken im Seitenzahnbereich hĂ€ufig unversorgt, im Frontzahnbereich werden sie oftmals durch Kunststoffprothesen ersetzt. Das Vorhaben, Unterschiede im Zahnstatus im Hinblick auf die gegebenen Rahmenbedingungen erklĂ€ren zu wollen, kann im Ansatz realisiert werden, da zahnĂ€rztliche Leistungen in Gesundheitssysteme eingebettet sind, deren komplexe Strukturen ĂŒber lange ZeitrĂ€ume gewachsen sind. Doch die vergleichenden Analysen zwischen beiden europĂ€ischen Staaten belegen, dass durch den Einfluss der unterschiedlichen politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen die Populationen in höherem Alter deutliche Unterschiede hinsichtlich Zahnzahl und prothetischem Status aufweisen.