Refine
Year of publication
- 2012 (1) (remove)
Language
- German (1) (remove)
Keywords
- Kropf (1) (remove)
Assoziation zwischen sozioökonomischen Status und Iodversorgung in Nordost- und SĂŒddeutschland
(2012)
Zusammenfassung Ziel dieser Untersuchung war es, eine Korrelation zwischen Bildung bzw. Pro-Kopf-Einkommen (als hauptsĂ€chliche Determinanten des sozialen Status) und der Iodausscheidung zu untersuchen. Dabei sollte zusĂ€tzlich eine regionale und zeitliche Unterscheidung durchgefĂŒhrt werden. Hierzu wurden insgesamt vier Hypothesen betrachtet. Die zugrunde liegende erste Annahme war, dass Personen mit höherer Bildung und mit gröĂerem Pro-Kopf-Einkommen mehr Iod zu sich nehmen (und folglich proportional mehr Iod ausscheiden) als Personen mit niedrigerer Bildung und geringerem Pro-Kopf-Einkommen (Hypothese a). DarĂŒber hinaus bestand die Theorie, dass die Assoziationen regional unterschiedlich ausgeprĂ€gt sind, in KORA (Region Bayern) stĂ€rker als in SHIP (Region Nord-Ost-Deutschland) (Hypothese b). Beide Hypothesen wurden mit Hilfe von SHIP-1 und KORA analysiert. Eine dritte Hypothese (c) war, dass sich auch zeitlich ZusammenhĂ€nge darstellen lassen. Beispielsweise sollte ĂŒber einen Zeitraum von 5 Jahren eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens mit einer Erhöhung der Iodausscheidung assoziiert sein. Dazu wurden die Daten aus SHIP-0 und die Follow-up-Daten aus SHIP-1 betrachtet. Neben den bis dahin untersuchten Faktoren des sozialen Status wurde hierbei auch die berufliche Stellung berĂŒcksichtigt. Gesondert von den oben genannten Hypothesen fand eine Betrachtung der Iodmedikation statt. Da kein direkter RĂŒckschluss von einer gestiegenen Iodmedikation auf eine gestiegene Wahrnehmung des Themas Iodmangel zulĂ€ssig ist, kann keine eindeutige Hypothese gestellt werden. Aufgrund der starken Unterschiede sollten diese Daten zumindest ErwĂ€hnung finden. FĂŒr diese Untersuchung wurden die Daten aus SHIP-0 und SHIP-1 bzw. aus KORA-2000 und KORA-F4 verglichen. Die Datenerhebung zu SHIP-0 erfolgte von Oktober 1997 bis Mai 2001 und erfasste die Angaben von insgesamt 4308 Teilnehmern; SHIP-1 erfolgte als 5-Jahres-Follow-up zwischen Oktober 2002 und Juni 2006 an 3300 Probanden. Die Daten aus der sĂŒddeutschen Region wurden mit Hilfe von KORA an 3080 Probanden im Zeitraum von Oktober 2006 bis Mai 2008 erfasst. FĂŒr den Vergleich der Iodmedikation wurden zusĂ€tzlich Daten aus KORA-2000 betrachtet, die im Zeitraum von Oktober 1999 bis April 2001 an 4261 Probanden erhoben wurden. Die ursprĂŒnglichen Hypothesen konnten nur zum Teil bestĂ€tigt werden. Es besteht nur in KORA, nicht jedoch in SHIP ein Zusammenhang zwischen Bildung und Iodausscheidung. Dieser Zusammenhang ist entgegen der Hypothese invers, d. h. je lĂ€nger die schulische Bildung, desto geringer ist die Iodausscheidung. Die Aussage, dass die ZusammenhĂ€nge in KORA deutlicher sind, wurde bestĂ€tigt. Die longitudinale Untersuchung von Bildung, Einkommen und beruflicher Stellung mit einer VerĂ€nderung der Iodversorgung ĂŒber die Zeit zeigte kein einheitliches Bild und keine signifikanten ZusammenhĂ€nge. Der Anteil der Iodmedikation stieg in den Follow-up-Untersuchungen an und war in SHIP deutlicher ausgeprĂ€gt. Der inverse Zusammenhang zwischen Bildung und Iodausscheidung in KORA wirft weitere Fragen auf. Ob es sich um die Folgen einer bewussten oder unbewussten Verhaltensweise handelt, ist nicht abschlieĂend geklĂ€rt. Verschiedene AnsĂ€tze sind fĂŒr dieses Ergebnis denkbar: a) ein unterschiedliches Bildungsniveau, das in SHIP höher anzusiedeln ist, b) unterschiedliche Curriculen der BundeslĂ€nder, aber auch innerhalb der Bildungswege, c) ein gröĂeres Angebot und eine vermehrte Kommunikation bzw. Vermarktung von iodfreien Produkten, aber auch d) eine regional unterschiedliche AktivitĂ€t von Iodgegnern, um nur die wichtigsten und auffĂ€lligsten Punkte zu nennen. Letzter Punkt ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschĂ€tzen. Die Beeinflussung von laienhaften Halbwahrheiten spielt gerade bei gesundheitlichen Fragestellungen eine groĂe Rolle, wie sich beispielsweise auch bei der Impfbereitschaft gegenĂŒber Röteln zeigt. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Iodausscheidung basierend auf dem adjustierten ICR fĂŒr die Probanden aus SHIP-1 (MĂ€nner: 183 ”g/d; Frauen 170,9 ”g/d) höher war als in KORA (MĂ€nner 156,5 ”g/d; Frauen 152,2 ”g/d). Dennoch treten in SHIP-1 SchilddrĂŒsenvergröĂerungen hĂ€ufiger auf. Die StrumaprĂ€valenz lag insgesamt in allen Gruppen bei mehr als 30 %. Aus den vorliegenden Daten lĂ€sst sich schlussfolgern, dass sich die Iodversorgung vor allem in der Region SHIP verbessert hat. Besonders Kinder und Jugendliche werden langfristig von dieser Situation profitieren. Die Notwendigkeit, in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden die Iodversorgung der Gesellschaft zu monitoren, ist offensichtlich. Das Follow-up zu SHIP-1 ist mit SHIP-2 bereits angelaufen, und erste Ergebnisse werden ab 2012 erwartet. Mit Hilfe dieser Daten können dann RĂŒckschlĂŒsse zur Iodversorgung der nordostdeutschen Bevölkerung ĂŒber einen Zeitraum von etwa 10 Jahren gezogen werden. Ein gesonderter Vergleich mit sĂŒdlichen Regionen Deutschlands ist weiterhin zu unterstĂŒtzen, auch wenn sich StrumaprĂ€valenzen mittlerweile annĂ€hern.