Kurzfassung 1. Teil: Untersuchung geriatrischer Patienten: Hintergrund: Alte hospitalisierte Patienten weisen sehr hĂ€ufig eine MangelernĂ€hrung auf, welche sich negativ auf die MorbiditĂ€t, MortalitĂ€t und die Behandlungskosten auswirkt. Aus diesem Grund wurde eine Vielzahl von Fragebögen und Messparametern implementiert und etabliert, um die MangelernĂ€hrung als solche und deren AusmaĂ zu ermitteln. Nichts desto trotz werden diese auf Grund fehlender Sensibilisierung fĂŒr dieses Thema, mangelndem Wissen um deren medizinische Bedeutung und/oder aus ZeitgrĂŒnden nicht konsequent angewandt. Dies hat zur Folge, dass die Patienten unzureichend therapiert werden, die Krankenhausverweildauer steigt und somit in letzter Konsequenz auch die Kosten. Ziele: In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob ein einfaches Tool, wie der Geriatric Nutritional Risk Index (GNRI) in der Lage ist, dass AusmaĂ einer MangelernĂ€hrung und somit auch die Krankenhaussterblichkeit und -verweildauer (KVD)geriatrischer Patienten vorherzusagen. Methoden: Es handelt sich um eine monozentrische, prospektive Studie an 500 Patienten ĂŒber 65 Jahren (Frauen: 248; MĂ€nner: 252; Alter: 76.3±0.31 Jahre). Das Risiko fĂŒr das Vorliegen einer MangelernĂ€hrung wurde anhand des GNRI bestimmt und dessen AusmaĂ mit anthropometrischen Daten und Laborwerten korreliert. Ergebnisse: Der mittlere BMI in unserem Patientenkollektiv lag bei 24.8±0.24 kg/mÂČ, der mittlere GNRI bei 82.2±0.56. Dies bedeutet, dass wie zu erwarten, in unserem Patientenklientel eine deutliche MangelernĂ€hrung evident wurde. Die statistischen Analysen zeigten eine signifikante Assoziation des GNRI mit dem C-reaktiven Protein in mg/l (p=0.01) und der Lymphozytenzahl in % (p=0.01). Ein niedriger GNRI korreliert mit einem hohen CRP und verminderten Lymphozytenzahlen. DarĂŒber hinaus fand sich ein inverser Zusammenhang zwischen dem GNRI und der Krankenhausverweildauer sowie dem GNRI und der MortalitĂ€tsrate. Ein linearer Zusammenhang des GNRI bestand zu den BIA-Daten, wie Phasenwinkel (p=0.01) und Zellanteil (p=0.01). Schlussfolgerung: Der GNRI korreliert mit der Krankenhausverweildauer, der Körperzusammensetzung sowie mit der MortalitĂ€t bei den Patienten in unserem Kollektiv. Die Implementierung des GNRI in die klinische Routine als Assessment Tool fĂŒr geriatrische Patienten scheint hierbei von groĂem medizinischem und sozioökonomischem Wert. Kurzfassung 2. Teil: Untersuchung parenteral ernĂ€hrter Patienten: Hintergrund: FĂŒr Krankenhauspatienten, die einer parenteralen ErnĂ€hrung bedĂŒrfen, hat die adĂ€quate Versorgung mit NĂ€hrstoffen einen erheblichen Einfluss auf die Krankenhausverweildauer, MorbiditĂ€t und MortalitĂ€t, sowie die Komplikationsrate. Daher kann eine parenterale ErnĂ€hrungstherapie auch zu einer Verschlechterung des Outcomes fĂŒhren, wenn diese unkritisch oder unsachgemÀà verordnet wird. Ziele: Diese Studie soll die QualitĂ€t der parenteralen Versorgung anhand der Ăberein-stimmung mit den ErnĂ€hrungsrichtlinien fĂŒr parenterale ErnĂ€hrung an einem UniversitĂ€tsklinikum evaluieren. Methoden: Ăber einen Zeitraum von sechs Monaten wurden in einer monozentrischen angelegten Studie prospektiv 107 internistische und chirurgische Patienten (41 Frauen; 66 MĂ€nner) untersucht, die eine parenterale ErnĂ€hrung benötigten. Die Datenerhebung ging einem ErnĂ€hrungskonsil voraus. Die Bedarfsberechnung erfolgte auf Basis der derzeit gĂŒltigen ESPEN Leitlinien (2009). Ergebnisse: Das Durchschnittsalter betrug 65.0±14.2 Jahre, mit einem durchschnittlichen BMI von 23.2±4.7 kg/mÂČ. Zum Zeitpunkt der Evaluation wurden lediglich 75% des errechneten Kalorienbedarfs gedeckt. Eine adĂ€quate Supplementation mit einem MultivitaminprĂ€parat (ohne Vitamin K) erfolgte in lediglich 37% der FĂ€lle, eine Substitution mit Vitamin K erfolgte nur in 6%. Spurenelemente wurden nur in 35% der FĂ€lle verabreicht. Eine adĂ€quate parenterale ErnĂ€hrung erfolgte in Ăbereinstimmung mit den ESPEN Guidelines bei keinem der untersuchten Patienten. Ein Monitoring der Laborwerte erfolgte nicht. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die parenterale ErnĂ€hrung nicht adĂ€quat und leitlinienkonform erfolgt. Um eine Verbesserung im Sinne einer QualitĂ€tskontrolle zu erreichen, mĂŒssen konsekutiv Schulungen des medizinischen und pflegerischen Personals erfolgen und Standardarbeitsanweisungen entwickelt werden.
Die verschiedenen Manifestationen der koronaren Herzkrankheit fĂŒhren die Todesursachenstatistik in Staaten mit hohem pro-Kopf-Einkommen seit Jahrzehnten an. Der seit langer Zeit bekannte Zusammenhang zwischen thyreotropem und kardiovaskulĂ€rem System lĂ€sst Fragen nach Assoziationen zwischen SchilddrĂŒsenaktivitĂ€t, Inzidenz von koronarer Herzkrankheit beziehungsweise koronaren Ereignissen und kardiovaskulĂ€rer sowie Gesamtsterblichkeit naheliegend erscheinen. Zahlreiche epidemiologische Untersuchungen wenden sich diesen Fragen zu und gelangen dabei zu widersprĂŒchlichen Antworten. Erst qualitativ hochwertige Metaanalysen jĂŒngeren Datums deuten ĂŒberzeugend eine gering erhöhte kardiovaskulĂ€re und teils auch Gesamtsterblichkeit bei Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich an112,158,180. Ziel unserer Studie war es, Patienten mit bekannter und invasiv behandlungsbedĂŒrftiger koronarer Herzkrankheit als Hochrisikokollektiv fĂŒr schwerwiegende kardiovaskulĂ€re Ereignisse auf eine Assoziation zwischen Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich und kardiovaskulĂ€re sowie Gesamtsterblichkeit hin zu untersuchen. Von 1038 initial eingeschlossenen Patienten konnten 942 Personen mit erfolgter perkutaner Koronarintervention oder aortokoronarer Bypassoperation ĂŒber 6,4±1,7 Jahre nachverfolgt werden. 174 Patienten verstarben im Nachbeobachtungszeitraum, davon 67 Patienten an kardiovaskulĂ€ren Ursachen. Unadjustiert bestand mit weitem 95 % CI ein Trend zu besserem Ăberleben bei SchilddrĂŒsenfunktionsstörungen. Nach Adjustierung fĂŒr die erfassten Risikofaktoren im vollstĂ€ndigen Modell lag statistische Signifikanz bezĂŒglich eines geringeren kardiovaskulĂ€ren MortalitĂ€tsrisikos bei Abweichungen des TSH-Wertes vom Referenzbereich sowohl fĂŒr erniedrigte (HR 0,39 [95 % CI 0,16 - 0,98]) als auch fĂŒr erhöhte (HR 0,33 [95 % CI 0,14 - 0,82]) Werte vor. Das GesamtĂŒberleben war signifikant höher bei TSH-Werten oberhalb des Referenzbereiches (HR 0,47 [95 % CI 0,28 - 0,80]). FĂŒr TSH-Werte unterhalb des Referenzbereiches wurde fĂŒr das GesamtĂŒberleben eine signifikante Ăberlegenheit gegenĂŒber der Vergleichsgruppe mit unauffĂ€lliger SchilddrĂŒsenfunktion knapp verfehlt (HR 0,62 [95 % CI 0,37 - 1,04]). Die Ergebnisse unserer Untersuchung stehen somit in Widerspruch zu den Befunden anderer prospektiver epidemiologischer Studien zur Assoziation des TSH-Wertes mit kardiovaskulĂ€rer und Gesamtsterblichkeit bei kardial erkrankten Patienten73,165. Die Aussagekraft unserer Ergebnisse wird geschwĂ€cht durch methodische MĂ€ngel der Untersuchung, vor allem die fehlende Reevaluierung von SchilddrĂŒsenfunktion und Confoundern wĂ€hrend des Follow-up-Intervalls. Diese SchwĂ€chen treffen jedoch auf alle gröĂeren epidemiologischen Untersuchungen zur Problematik zu. Weitere, methodisch verbesserte und standardisierte Untersuchungen zum Zusammenhang von SchilddrĂŒsenfunktion und kardiovaskulĂ€rem System sind erforderlich.