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Language
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Keywords
- In-vitro Myographie (1)
- Parasympathomimetika (1)
- Physostigmin (1)
- Sepsis (1)
Ein Merkmal der Sepsis-assoziierten Hypotonie und des septischen Schocks ist ein vermindertes Ansprechen der GefĂ€Ămuskulatur auf vasokonstriktiv wirksame Substanzen, die vaskulĂ€re HyporeaktivitĂ€t. Das vegetative Nervensystem ist an der Regulation inflammatorischer Reaktionen, wie sie auch bei der Sepsis von Bedeutung sind, beteiligt. Der Weg, ĂŒber den der Nervus Vagus die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine hemmt, wird als cholinerger antiinflammatorischer Signalweg bezeichnet und kann auch durch indirekte Parasympathomimetika aktiviert werden. In vorherigen Arbeiten konnte so im Tiermodell das Ăberleben bei experimenteller Sepsis verbessert, die Sepsis-assoziierte Hypotonie reduziert und eine protektive Wirkung auf die intestinale Mikrozirkulation erzielt werden. Die Arbeit mit Tiermodellen der Sepsis in vivo am narkotisierten Tier und in vitro an isolierten GefĂ€ĂprĂ€paraten ist fest etabliert. Die In-vitro-Myographie ist eine bewĂ€hrte Methode zur Messung und Aufzeichnung der Ănderung der GefĂ€ĂkontraktilitĂ€t als Reaktion auf verschiedene Pharmaka unter kontrollierten experimentellen Bedingungen. Dabei wird ĂŒber isometrische SpannungsĂ€nderungen ringförmiger GefĂ€ĂprĂ€parate die KontraktilitĂ€tsĂ€nderung der GefĂ€Ămuskulatur gemessen. Die Induktion der vaskulĂ€ren HyporeaktivitĂ€t in vitro wird durch die Inkubation der GefĂ€ĂprĂ€parate in einem Zellkulturmedium mit Lipopolysacchariden von E. coli erzielt. Diese Arbeit beschĂ€ftigt sich mit der Frage, ob die positiven Effekte indirekter Parasympathomimetika bei experimenteller Sepsis, zumindest teilweise, durch eine Wirkung auf die vaskulĂ€re HyporeaktivitĂ€t bedingt sind. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, mit Hilfe der In-vitro-Myographie die Wirkung indirekter Parasympathomimetika auf die KontraktilitĂ€t der GefĂ€Ămuskulatur an AortenprĂ€parate der Ratte in vitro zu untersuchen. AuĂerdem wurde die durch Inkubation mit Lipopolysacchariden induzierte Ănderung der KontraktilitĂ€t und die Wirkung indirekter Parasympathomimetika auf die modifizierte KontraktilitĂ€t der AortenprĂ€parate demonstriert. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Physostigmin den GefĂ€Ătonus von AortenprrĂ€paraten der Ratte in vitro beeinflusst. Ausgehend von der Basisspannung verursachte Physostigmin eine Zunahme der GefĂ€Ăspannung. Die SensitivitĂ€t gegenĂŒber Physostigmin wurde durch Entfernung des Endothels signifikant verstĂ€rkt (mit Endothel: pEC50 =4,270 ± 0,06; n=14 vs. ohne Endothel: pEC50 =4,925 ± 0,09; n=13; P<0,0001). Die durch Physostigmin verursachte Vasokonstriktion war durch Atropin teilweise reversibel. Ein möglicher Mechanismus fĂŒr die Wirkung von Physostigmin ist, dass der Effekt ĂŒber ein vermehrtes Angebot an Acetylcholin vermittelt wird. AuĂerdem ist eine direkte Wirkung an muskarinischen Acetylcholinrezeptoren denkbar, wie Ergebnisse vorheriger Arbeiten gezeigt haben. Nach PrĂ€kontraktion mit Phenylephrin bewirkte Physostigmin bei PrĂ€paraten mit Endothel eine transiente Zunahme der GefĂ€Ăspannung. In höheren Konzentrationen erzielte Physostigmin eine Relaxation der prĂ€kontrahierten PrĂ€parate mit und ohne Endothel. Diese relaxierende Wirkung war fĂŒr Konzentrationen von Physostigmin â„ 10-4 M bei PrĂ€paraten ohne Endothel signifikant stĂ€rker ausgeprĂ€gt (Spannung in % der PrĂ€kontraktion bei einer Konzentration von 10-4 M Physostigmin mit Endothel: 119,318 % ± 8,63; n=14 vs. ohne Endothel: 95, 946 % ± 3,18; n=13; P<0,05). Diese relaxierende Wirkung wurde bereits in der Literatur beschrieben und ist möglicherweise auf eine Wirkung an Ca2+-KanĂ€len der glatten Muskulatur zurĂŒckzufĂŒhren. Es konnte gezeigt werden, dass eine Inkubation mit LPS die SensitivitĂ€t gegenĂŒber Phenylephrin reduziert (EC50 Kontrollgruppe: 4,796 ± 0,14; n=11, vs. LPS: 4,363 ± 0,11; n=11; P<0,05). Diese Wirkung wird unter anderem durch eine vermehrte Freisetzung von NO durch die induzierbare NO-Synthase (iNOS) vermittelt. Physostigmin konnte diesem SensitivitĂ€tsverlust nicht entgegenwirkung. Dagegen konnte Physostigmin offenbar die ebenfalls reduzierte maximale GefĂ€Ăspannung telweise normalisieren, diese Wirkung war jedoch nicht statistisch signifikant. Weitere Untersuchungen sollten sich anschlieĂen um zu klĂ€ren, ob und in welchem AusmaĂ der Einfluss von Physostigmin auf den GefĂ€Ătonus an GefĂ€ĂprĂ€paraten anderer Spezies und auch in vivo nachweisbar ist. Von besonderem Interesse wĂ€re dabei die verantwortlichen Mechanismen zu identifizieren.