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Im klinischen Alltag werden im Rahmen der Ăbergabe zwischen Notarzt und Klinik nach VerkehrsunfĂ€llen immer wieder technische Parameter vom Unfallort genannt. Ob diese Informationen zur verbesserten EinschĂ€tzung der Verletzungsschwere nĂŒtzen, ist bisher nicht ausreichend untersucht worden. Um dieser Frage nachzugehen, wurden Daten von 100 realen FĂ€llen aus der Datenbank der Unfallforschung Greifswald in einem mehrstufigen Experiment erfahrenen NotĂ€rzten in Fragebogenform prĂ€sentiert. Dabei wurden zunĂ€chst einfache Routineparameter, dann erweiterte Parameter und schlieĂlich Fotos der UnfĂ€lle dargeboten. Gefordert war eine EinschĂ€tzung der Verletzungsschwere eines beteiligten PKW-Fahrers in den vier am ISS-Wert orientierten Kategorien âleicht verletztâ, âschwer verletztâ, âlebensgefĂ€hrlich verletztâ und âtotâ. Zur Auswertung erfolgte eine Dichotomisierung in âleicht und schwer verletztâ (ISSâ€15) versus âlebensgefĂ€hrlich verletzt und totâ (ISS 16-75). Berechnet wurden die Ăbereinstimmung der Teilnehmer im Hinblick auf die Verletzungsschwere jenseits des Zufalls (kappa-Statistik) sowie die diagnostische TestgĂŒte (SensitivitĂ€t, SpezifitĂ€t, FlĂ€che unter der ROC-Kurve, Likelihood Ratios) technischer Unfallparameter. Die Beobachter-Ăbereinstimmung der Verletzungsschwere unter Kenntnis einfacher oder erweiterter technischer Parameter sowie Bildparameter lag bei kappa-Werten von 0,42, 0,65 und 0,61. Die SensitivitĂ€t schwankte zwischen den Beobachtern und je nach unterschiedlicher Informationsmenge zwischen 18 und 80%, die SpezifitĂ€t zwischen 41 und 89%. Durch die PrĂ€sentation von Fotos vom Unfallort lieĂ sich eine Steigerung der SensitivitĂ€t erzielen. Die Verschiebung der Vortest-Wahrscheinlichkeit von 50% fĂŒr eine lebensbedrohliche Verletzung betrug im Falle negativer technischer Befunde maximal 40%, im positiven Fall 67%. Im Rahmen dieser umfangreichen Untersuchung unter Nutzung realer UnfĂ€lle und erfahrener NotĂ€rzte konnte erstmals gezeigt werden, dass technische Unfallparameter isoliert keine sichere Vorhersage der Verletzungsschwere zulassen. Ob technische Parameter zusammen mit medizinischen Parametern eine verbesserte erste EinschĂ€tzung ermöglichen, muss Ziel weiterer Untersuchungen sein.
LASP-1 (LIM und SH3 Protein 1) ist ein aktinbindendes Struktur- und Signalprotein. Es spielt eine Rolle bei der Migration, Proliferation und Differenzierung von Zellen. Im Mamma-, Ovarial- und Urothelkarzinom sowie im kolorektalen und hepatozellulĂ€ren Karzinom werden Ăberexpressionen beschrieben, die mit klinischen Parametern korrelieren. In dieser Arbeit wurde die Lokalisation des Proteins im benignen Prostatagewebe, in der prostatischen intraepithelialen Neoplasie (PIN) und im Prostatakarzinom analysiert. Hierzu wurden Gewebeschnitte von Prostatakarzinomen von insgesamt 50 Patienten mittels Immunhistochemie und Prostatakarzinomzelllinien (DU-145, PC-3, LNCaP) mittels Immunfluoreszenz und Transfektion von LASP-GFP-Plasmiden untersucht. LASP-1 wurde im Zytoplasma und im Zellkern von Zellen nicht-neoplastischer DrĂŒsen und Zellen der prostatischen intraepithelialen Neoplasie (PIN) exprimiert. Im Prostatakarzinom war eine heterogene LASP-1-Expression auffĂ€llig. In den Zellkernen des Prostatakarzinoms kam eine starke ImmunreaktivitĂ€t signifikant hĂ€ufiger vor als in denen nicht-neoplastischer Zellen. Die IntensitĂ€t der ImmunfĂ€rbung fĂŒr LASP-1 nahm mit fortschreitender Entartung der Gewebe zu, d. h. Zellen der Perineuralscheideninvasionen wiesen die stĂ€rkste AnfĂ€rbung auf. Des Weiteren war mit steigendem Gleason-Muster eine vermehrte Expression von LASP-1 in den Zellkernen der Tumorzellen zu finden. Je höher die T-Kategorie des Karzinoms war, desto mehr LASP-1 kam in den Zellkernen der Tumorzellen vor. Bei positivem Lymphknotenstatus zeigte sich vermehrt eine starke ImmunreaktivitĂ€t in den Zellkernen der Tumorzellen im PrimĂ€rtumor. In den Prostatakarzinomzelllinien DU-145, PC-3 und LNCaP wurde LASP-1 immunzytochemisch nachgewiesen und eine Kolokalisation mit Aktin in der Zellperipherie an Zell-Zell-Kontakten, Zell-Substrat-Kontakten und ZellmembranauslĂ€ufern bestĂ€tigt. AuĂerdem zeigte sich eine Kolokalisation von LASP-1 und Vinculin in FokaladhĂ€sionen und Zell-Zell-Kontakten. Die Transfektion der Zellen mit LASP-GFP-Plasmiden fĂŒhrte zu einer Hemmung der Zellmigration in den Prostatakarzinomzelllinien DU-145 und LNCaP, wĂ€hrend bei PC-3-Zellen die Migration nicht durch die Transfektion beeinflusst wurde. Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen folgern, dass LASP-1 eine Rolle fĂŒr die AdhĂ€renz und MotilitĂ€t von Prostatakarzinomzellen spielt und ein Zusammenhang zwischen der LASP-1-Expression und der MalignitĂ€t sowie klinischen Parametern des Prostatakarzinoms besteht.
Nachweis der Expression von Adrenorezeptoren auf murinen und humanen Pankreaskarzinomzelllinien
(2013)
Das Pankreaskarzinom ist eine der bösartigsten Krebserkrankungen des Menschen und gehört zu den hĂ€ufigsten Krebstodesursachen. Die heute zur VerfĂŒgung stehenden Therapiemöglichkeiten sind begrenzt und nicht zufriedenstellend. Es ist umso wichtiger neue und alternative TherapieansĂ€tze zu erforschen, um in Zukunft den Patienten eine bessere Prognose und PrĂ€ventionsmaĂnahmen zu ermöglichen. Generell scheint Stress und die dadurch bedingte AusschĂŒttung von Stresshormonen eine wichtige Rolle in der Tumorpathogenese zu haben. Es konnte bereits bei einigen anderen TumorentitĂ€ten gezeigt werden, dass Stress, vermittelt ĂŒber Katecholamine und die konsekutive Aktivierung von Adrenorezeptoren zu einer Proliferation, Invasion und Migration von Tumorzellen fĂŒhren kann. Ebenso konnte ein inhibitorischer Effekt auf das Tumorwachstum nach der Behandlung mit entsprechenden Antagonisten, also Adrenorezeptor-blockierenden Substanzen, beobachtet werden. Obwohl es diese Erkenntnisse bereits gibt, sind die zu Grunde liegenden Pathomechanismen auf molekularer und zellulĂ€rer Ebene nur unzureichend erforscht. Ein VerstĂ€ndnis gerade dieser Pathomechanismen bildet jedoch die Grundlage fĂŒr die Entwicklung neuer Therapieoptionen. Die vorliegende Arbeit charakterisiert murine und humane Pankreaskarzinomzellen auf zellulĂ€rer Ebene bezĂŒglich des Vorhandenseins von Adrenorezeptoren. Die verschiedenen Pankreaskarzinomzelllinien wurden mit drei unterschiedlichen wissenschaftlich etablierten Methoden auf die Genexpression und das Vorhandensein der Rezeptoren untersucht. ZunĂ€chst wurde mittels des Real-Time-PCR-Verfahrens die Genexpression der Rezeptoren auf den Zellen ermittelt und quantifiziert. Im folgenden Schritt wurden die Adrenorezeptoren auĂerdem auf Proteinebene mit Hilfe der Western Blot-Methode auf den Tumorzellen dargestellt. AbschlieĂend konnten die Rezeptorproteine in der ImmunfluoreszenzfĂ€rbung nachgewiesen und so veranschaulicht werden. Die Arbeit konnte zeigen, dass sowohl alpha- als auch beta-Rezeptoren bei den murinen und den humanen Karzinomzelllinien exprimiert werden. Zum Teil konnten Unterschiede bezĂŒglich des Vorhandenseins der Subtypen der Adrenorezeptoren ausgemacht werden. Der beta1-Adrenorezeptor wurde nur bei den humanen Karzinomzelllinien MiaPaCa-2 und BXPC-3 nachgewiesen, wohingegen der beta2-Rezeptor bei allen untersuchten Zelllinien nachgewiesen werden konnte. Die Expression des alpha1b-Adrenorezeptor wurde bei den murinen Zelllinien 6606PDA, 6606liver und DT7265 und der humanen Zelllinie BXPC-3 nachgewiesen. Der alpha1d-Rezeptor wurde nur bei murinen Zelllinien, d.h. bei 6606PDA, 6606liver, TD1, TD2, DT7265 gefunden. Die Expression des alpha2a-Adrenorezeptors wurde mit Ausnahme der humanen Zelllinie BXPC-3 bei allen anderen untersuchten Pankreaskarzinomzelllinien nachgewiesen werden, wohingegen der alpha2b-Adrenorezeptor nur bei den humanen Zelllinien nachgewiesen werden konnte. Welche Bedeutung diesen Unterschieden in QualitĂ€t und QuantitĂ€t zukommt, bleibt weiterhin offen. Sicher ist, dass jede der Pankreaskarzinomzelllinien mit Stressrezeptoren ausgestattet ist. Welche Funktion sie haben und wie groĂ ihre Bedeutung fĂŒr die Tumorpathogenese ist, muss in weiteren Studien untersucht werden. Möglicherweise könnten die Adrenorezeptoren der Pankreastumorzellen als Angriffspunkt neuer Therapien dienen.
Das VerstĂ€ndnis der zellulĂ€ren Funktion und der Beteiligung der Phosphatasen an der malignen Transformation hat in den letzten Jahren stark zugenommen. So konnte die regulatorische Untereinheit B56Îł der PP2A als Interaktionspartner von p53 und potentieller Tumorsuppressor identifiziert werden. Weitere Studien haben den Nachweis von Mutationen der Gene PPP2R1A und PPP2R1B, die fĂŒr die Untereinheit A der PP2A codieren, in verschiedenen malignen Erkrankungen erbracht. In dieser Arbeit wurde zunĂ€chst das PPP2R5C-Gen auf Mutationen in malignen T-Zell Erkrankungen untersucht. Weiter wurde der Einfluss der Expression des PPP2R5C-Wildtyps im Vergleich mit einer Fusions-mRNA aus PPP2R5C und der konstanten Region des T-Zell Rezeptors α in Jurkat- und huT-78 â Zellen auf die Apoptoserate bestimmt. Entgegen der Annahme wurde keine Mutation des Gens PPP2R5C festgestellt. Es gelang jedoch im Rahmen der Mutationsanalyse die Beschreibung einer neuen PPP2R5C-Isoform. Die Expression dieser Isoform korreliert jedoch nicht mit einem malignen PhĂ€notyp. Die Transfektion des PPP2R5C-TRAC-Fusionstranskripts ergab im Vergleich mit dem Wildtyp eine höhere Apoptoserate, die auch in einem retroviralem Ăberexpressionssystem bestĂ€tigt werden konnte. Eine direkte Beteiligung des PPP2R5C-TRAC-Fusionstranskripts an der malignen Transformation wurde damit nicht gezeigt. Wahrscheinlicher ist das Entstehen eines Selektionsdrucks, wodurch apoptoseresistente Zellen einen Wachstumsvorteil erhielten. Diese Arbeit belegt, dass direkte Mutationen des PPP2R5C-Gens in malignen T-Zell- Erkrankungen nicht in hoher Frequenz vorkommen. Die tumorsuppressive Funktion der PP2A-B56Îł vermittelt ĂŒber p53 bedarf noch weiterer Forschung.
Die Magnetresonanztomografie (MRT) gilt als etabliertes Verfahren zur Darstellung anatomischer Strukturen und Pathologien des Auges und der Orbita. Durch eine stetige Erhöhung der FeldstĂ€rke von zunĂ€chst 1 Tesla (T) auf 1,5T und 3T und die Verwendung kleiner OberflĂ€chenspulen war es möglich die Untersuchungszeiten zu reduzieren und die rĂ€umliche Auflösung deutlich zu verbessern. Mit der EinfĂŒhrung von Ultra-Hochfeld-GerĂ€ten mit einer FeldstĂ€rke von 7T ergeben sich neue Möglichkeiten der Bildgebung, insbesondere kleiner Strukturen des menschlichen Körpers wie dem Auge. Die Darstellung im Submillimeterbereich wird auch als MR-Mikroskopie bezeichnet. Alle Untersuchungen sind an einem 7.1T Kleintier-MRT der Firma Bruker (Clinscan, Bruker Biospin GmbH, Ettlingen, Deutschland) unter Verwendung kleiner OberflĂ€chenspulen durchgefĂŒhrt worden. Um die MR-Mikroskopie fĂŒr das Auge zu nutzen wurden zunĂ€chst ex vivo Untersuchungen an Schweineaugen durchgefĂŒhrt um die einzelnen Sequenzparameter Echozeit (TE), Relaxationszeit (TR), Bandbreite (Bw) und Matrix systematisch zu optimieren. Als Ziel wurde ein möglichst hohes Signal-zu-Rausch-VerhĂ€ltnis (SNR) der einzelnen Strukturen des Bulbus verwendet. Es zeigte sich, dass eine optimale Untersuchungssequenz immer ein Kompromiss aus maximal zu erreichender Auflösung und Messzeit ist. Als optimale Parameter fĂŒr eine T2-gewichtete Sequenz ergaben sich eine TE-Zeit von ca. 25 ms und eine TR-Zeit von 4500 ms, bei möglichst kleinem FOV und groĂer Matrix. Im Anschluss wurde die Methode zur Untersuchung verschiedener intraokularer Implantate wie eines Glaukomstents und verschiedener Linsenersatzverfahren im Rahmen der experimentellen ophthalmologischen Chirurgie zunĂ€chst ex vivo und dann in vivo im Kaninchenmodell etabliert. Es konnte gezeigt werden, dass eine Darstellung eines Glaukomstents sowohl ex als auch in vivo im Submillimeterbereich verzerrungsfrei möglich ist. Der Fluss ĂŒber den Stent konnte indirekt nachgewiesen werden, eine Quantifizierung gelang nicht. Auch die Darstellung verschiedener Linsenersatzverfahren wie die Einbringung eines kĂŒnstlichen Polymers in den Kapselsack oder die Implantation unterschiedlicher kĂŒnstlicher Intraokularlinsen war möglich. Der ausgeprĂ€gte Chemical Shift Artefakt konnte durch eine Variation der Bandbreite verringert werden. Die verzerrungsfreie und hochauflösende Darstellung der Linse gelingt sowohl vor als auch nach chirurgischer Intervention und ermöglicht somit eine exakte OP-Planung sowie eine hervorragende Kontrolle des Ergebnisses. Es wurden verschiedene humane Augen ex vivo mit unterschiedlichen pathologischen Raumforderungen nach klinisch indizierter Enukleation im Ultra-Hochfeld untersucht. Die Raumforderungen konnten so hochauflösend dargestellt werden, dass eine Beurteilung der Binnenstruktur, der exakten Ausdehnung und auf Grund des unterschiedlichen Signalverhaltens auch die Infiltration der umgebenden Strukturen möglich war. Es zeigte sich eine hervorragende Korrelation mit den anschlieĂend angefertigten histologischen PrĂ€paraten. Die gewonnen Ergebnisse konnten auf ein humanes in vivo-Modell ĂŒbertragen werden. Erste Ergebnisse wurden bereits als Poster auf dem ISMRM 2013 veröffentlicht.
Hintergrund: Interspinöse Implantate werden in der Behandlung lumbaler Spinalkanalstenosen und segmentaler InstabilitĂ€t im Bereich der LendenwirbelsĂ€ule eingesetzt. Ein Vertreter ist der 1986 von Jaques SĂ©nĂ©gas entwickelte WallisÂź-Spacer (Abbott, Bordeaux, Frankreich). Durch EinschrĂ€nkung des Bewegungsumfanges des betroffenen Bewegungssegmentes wird eine dynamische Stabilisierung erreicht. In Studien sind fĂŒr verschiedene interspinöse Implantate kurzfristig gute Ergebnisse in der Schmerzreduktion und FunktionalitĂ€t belegt. Neben Studien der Entwickler selbst, mangelt es an lĂ€ngerfristigen Ergebnissen nach Implantation interspinöser Implantate. Zielsetzung: Ziel der Arbeit war es, klinische und radiologische Ergebnisse nach einem Mindestbeobachtungszeitraum von 24 Monaten nach Implantation des WallisÂź-Spacers zu evaluieren. Studiendesign: In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden klinische und radiologische Daten von 64 Patienten der Klinik fĂŒr OrthopĂ€die und Unfallchirurgie des Asklepios Klinikum Uckermark in Schwedt/ Oder erhoben, bei denen im Zeitraum zwischen 01/2005 und 12/2007 ein WallisÂź-Spacer implantiert wurde. Material/ Methodik: Zur Beurteilung der funktionellen BeeintrĂ€chtigung sowie von RĂŒcken- und Beinschmerzen wurden der Oswestry Disability Index (ODI) und die visuelle Analogskala (VAS) verwendet. In konventionellen Röntgenaufnahmen wurden Gesamt- und segmentaler Lordosewinkel (nach Cobb), vordere (vBSH) und hintere Bandscheibenhöhe (hBSH) sowie Olisthesebildungen bestimmt. AuĂerdem erfolgte die Beurteilung der GrenzflĂ€chen zwischen Implantat und Knochen. Ausschlusskriterien waren Revisionseingriffe innerhalb von 24 Monaten und fehlende radiologische Daten. VollstĂ€ndige DatensĂ€tze von 21 Patienten (8 weiblich, 13 mĂ€nnlich, mittleres Alter 59,8 Jahre [Min. 35, Max. 79]) mit einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 44,7 Monaten (Min. 24,3; Max. 64,7) wurden ausgewertet. Ergebnisse: Die Implantation erfolgte bei der Mehrzahl der Patienten in Höhe L4/5 (n=11). Es zeigte sich keine klinisch bedeutsame Verbesserung zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (NU) gegenĂŒber der prĂ€operativen Ausgangssituation (ODI prĂ€operativ 40,9%; NU 31,1%; VAS-Besserung: RĂŒckenschmerz 8% [prĂ€operativ 6,6; NU 5,8], Beinschmerz 17% [prĂ€operativ 6,5; NU 4,8]). Ein entlordosierender Effekt auf das operierte Bewegungssegment wurde nicht nachgewiesen (prĂ€operativ 6,1°; postoperativ 6,1°; nach Mindestbeobachtungszeitraum 5,8°). Die Bandscheibenhöhen vergröĂerten sich postoperativ und verringerten sich bis zur NU (vBSH/ hBSH: prĂ€operativ 9,4 mm/ 6,0 mm; postoperativ 10,3 mm/ 6,8 mm; NU 8,3 mm/ 4,7 mm). Radiologisch wurden im Verlauf bei 18 Patienten (85,7%) deutliche ResorptionssĂ€ume um das Implantat nachgewiesen. Bei fĂŒnf Patienten (23,8%) bildeten sich radiologisch nachweisbare Ossifikationen um das Implantat. Angrenzend an das Implantat ereigneten sich bei zwei Patienten (9,5%) Dornfortsatzfrakturen. Bei 6 Patienten (28,6%) wurde zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung die Indikation fĂŒr eine Revisionsoperation gestellt. Diskussion: Die vorliegende Arbeit ist als retrospektive Studie mit fehlender Kontrollgruppe, kleiner Patientenkohorte, breitem Nachuntersuchungsintervall und Einschluss verschiedener Operationsverfahren in ihrer Aussagekraft limitiert. Es lieĂ sich im Nachuntersuchungszeitraum von mehr als 24 Monaten röntgenologisch kaum ein Einfluss auf das Bewegungssegment nachweisen. Die klinische Verbesserung blieb gering. Im Verlauf kam es zur Ausbildung von ResorptionssĂ€umen und eine bedeutsame Anzahl an Revisionsoperationen wurde notwendig. Durch die vorliegende Arbeit bleibt ungeklĂ€rt, welche Beeinflussung von dem interspinösen Spacer ausgeht. Fazit: FĂŒr eine lĂ€ngerfristige Verwendung des WallisÂź-Spacers sollte die Indikation unter BerĂŒcksichtigung der zeitlich limitierten Wirkung im Einzelfall kritisch diskutiert werden.
Methoden zur Bestimmung von medizinischen Referenzbereichen fĂŒr labordiagnostische Parameter
(2013)
Ergebnisse untersuchter Laborwerte von Patienten werden mit Referenzwerten von Gesunden abgeglichen und anhand vordefinierter Referenzbereiche ausgewertet. Mit Hilfe der damit gegebenen Information, ob sich ein gemessener Wert innerhalb der Norm â dem Referenzbereich â oder auĂerhalb dessen befindet, werden von Medizinern Diagnosen gestellt, Therapieentscheidungen getroffen oder der Krankheitsverlauf beurteilt. Wie aber entstehen Referenzbereiche? Wer legt sie wie fest und aufgrund welcher Daten? Was ist normal? Diese Fragen werden seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Das ĂŒber 25 Jahre alte, bisher gröĂtenteils weltweit als Standard anerkannte Konzept zur Gewinnung von gesunden Referenzindividuen und der Ermittlung von Referenzgrenzen von der Internationalen Föderation fĂŒr klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (IFCC) wird aus GrĂŒnden der schlechten PraktikabilitĂ€t, eines zu hohen und von kleinen Laboreinrichtungen nicht tragbaren Kosten- und Zeitaufwandes oftmals nicht angewendet. Statt eigene, laborinterne Referenzbereiche zu bestimmen werden externe Referenzgrenzen aus der Literatur oder von anderen Laboratorien ĂŒbernommen â welche aber nicht die regionale Bevölkerung, wie beispielsweise in ihrer Altersstruktur, reprĂ€sentieren. Die von der IFCC befĂŒrwortete prospektive Selektion der Referenzpopulation birgt neben diesem bestehenden Um-setzungsdefizit auch das Risiko, dass fĂŒr in dem Probandenkollektiv unterreprĂ€sen-tierte Subgruppen wie Frauen, Alte und Kinder wegen zu kleiner StichprobenumfĂ€nge gar keine beziehungsweise keine aussagekrĂ€ftigen Referenzgrenzen bestimmt werden können. Vermutungen wurden geĂ€uĂert â zum Beispiel seitens der Internationalen Vereinigung fĂŒr theoretische und angewandte Chemie (IUPAC), dass die von der IFCC anempfohlene statistische Methode der Ermittlung der Referenzbereiche aus den Konfidenzgrenzen der QuantilschĂ€tzer speziell fĂŒr kleine StichprobengröĂen keine sehr zuverlĂ€ssigen und prĂ€zisen Referenzbereiche liefert. Basierend auf diesem VerstĂ€ndnis bestand das Untersuchungsziel darin, den effek-tivsten Ansatz und die zuverlĂ€ssigste Methode zur Bestimmung von medizinischen Referenzbereichen fĂŒr labordiagnostische Parameter fĂŒr alle Subpopulationen â explizit die der Frauen, Kinder und alten Menschen â zu finden, die insbesondere auch auf der Grundlage von kleinen Stichprobenmengen vertrauenswĂŒrdige Referenzgrenzen liefern. Zur Erreichung des Untersuchungszieles wurden Vergleiche von ausgewĂ€hlten, aus der Fachliteratur entnommenen, vorangehend im Detail erlĂ€uterten Methoden und Verfahren zur Bestimmung von Referenzbereichen an konkreten Beispielen â an Labordaten von Nieren-gesunden Patienten aus dem UniversitĂ€tsklinikum Greifswald, die im Jahr 2005 aufgenommen wurden â vorgenommen. Die drei Methoden der QuantilschĂ€tzung mit Konfidenzgrenzen laut der IFCC-Richtlinien, der ToleranzschĂ€tzung gemÀà der IUPAC-Empfehlung sowie der Quantilregression, in Verbindung mit dem retrospektiven Selektionsverfahren fĂŒr die Gewinnung der Referenzpopulation, wurden bei den drei verschieden groĂen StichprobenumfĂ€ngen N = 40, N = 120 und N = 2.000 angewendet und fĂŒr 29 nach den biologischen Faktoren Alter und Geschlecht stratifizierten Subgruppen sowie allgemeinen Bezugsgruppen fĂŒr die drei Nierenparameter Kreatinin, Harnstoff und Natrium berechnet. Die GĂŒte der errungenen Referenzbereiche aus den drei verschiedenen Methoden wurde hinsichtlich der zwei Kriterien ZuverlĂ€ssigkeit und PrĂ€zision bewertet und mit Referenzbereichen aus dem Laborkatalog des Instituts fĂŒr Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald abgeglichen â auch unter BerĂŒcksichtigung der ermittelten Alters- und/ oder GeschlechtseinflĂŒsse auf die Referenzgrenzen. Anhand der gewonnenen Forschungsergebnisse konnte die Forschungsfrage wie folgt beantwortet werden: Zur Bestimmung von Referenzbereichen fĂŒr alters- und geschlechtsunspezifische Laborparameter wie Natrium ist die Methode der parame-terfreien ToleranzschĂ€tzung, in Bezug auf eine Kombination mit dem retrospektiven Ansatz zur Gewinnung der Referenzpopulation, als beste Methode zu empfehlen. Zur Bestimmung von Referenzbereichen fĂŒr alters- und/ oder geschlechtsspezifische Laborparameter wie Kreatinin oder Harnstoff ist die Methode der Quantilregression, in Bezug auf eine Kombination mit dem retrospektiven Ansatz zur Gewinnung der Referenzpopulation, als geeignetste Methode zu empfehlen. Die Methode der QuantilschĂ€tzung mit Konfidenzgrenzen nach dem IFCC-Konzept kann aufgrund der erarbeiteten Forschungsergebnisse zur Bestimmung von Referenzbereichen, in Bezug auf eine Kombination mit dem retrospektiven Ansatz zur Gewinnung der Referenzpopulation, nicht empfohlen werden. Beide als empfehlenswert herausgestellten Methoden sind auch fĂŒr kleine Stichproben ab N = 40 anwendbar.
Im Rahmen einer Beobachtungsstudie wurden in der Kiefergelenksprechstunde 34 Patienten, die Symptome einer craniomandibulĂ€ren Dysfunktion (CMD) aufwiesen, untersucht und einen Monat lang entweder nur mit der konventionellen Therapie oder mit zusĂ€tzlicher Gabe von Oxaceprol (3 x AHP 200Âź) behandelt. Nach einem Monat zeigte sich, dass sowohl die subjektive, als auch die objektive Symptomatik durch Oxaceprol positiv beeinflusst wurde. Es trat eine Linderung der CMD-Symtomatik in den beiden Kontrollgruppen ein, jedoch ĂŒberwiegend schneller und stĂ€rker bei der Oxaceprolgruppe.
Massebilanzdefizite
(2013)
Kapitel 1 beschreibt Untersuchungen zu der Fragestellung, ob Matrixalterung eine Ursache fĂŒr Massebilanzdefizite sein kann. Diese Vermutung blieb bislang in der Literatur unberĂŒcksichtigt und wurde nun anhand einer breit angelegten Studie ĂŒberprĂŒft. Verschiedene Fertigarzneimittel und fĂŒr die Studie entwickelte Formulierungen mit PCA und E2 wurden in Klimakammern und TrockenschrĂ€nken gelagert, um unterschiedliche AlterungszustĂ€nde der Formulierungsmatrices zu simulieren. In definierten ZeitabstĂ€nden wurden Proben hinsichtlich der PCA- und E2-Wiederfindung analysiert. AusgewĂ€hlt wurden Formulierungen mit geringen Konzentrationen der Modellsubstanzen, da dies als worst-case angesehen wurde und auch die Anforderungen fĂŒr die AufklĂ€rung von Massebilanzdefiziten bei sehr gering dosierten Arzneimitteln stetig steigen. Im vorliegenden Fall konnte bei 67 % aller untersuchten Proben eine signifikante Ănderung der Wiederfindung und somit eine potentielle Ursache fĂŒr Massebilanzdefizite festgestellt werden. Tritt in der Praxis ein Massebilanzdefizit auf, das mithilfe der etablierten LösungsansĂ€tze nicht aufzuklĂ€ren ist, so ist die ĂberprĂŒfung der Wiederfindung der betreffenden Substanz aus der gealterten Matrixstruktur sinnvoll und kann unter UmstĂ€nden eine Optimierung und ggf. Revalidierung der analytischen Methode erforderlich machen. Ausgangsgedanke fĂŒr Kapitel 2 war die Tatsache, dass die chromatographische Trennung eines Arzneistoffes und aller seiner Abbauprodukte fĂŒr die Aufstellung einer lĂŒckenlosen Massebilanz entscheidend ist. Die E2-Abbauprodukte delta6- und delta9,11-E2 konnten bislang im Rahmen von StabilitĂ€tsstudien mit E2-Formulierungen nicht separat quantifiziert werden. Zum Teil wird in der Literatur delta6-E2 als Abbauprodukt, delta9,11-E2 jedoch mit dem Verweis auf sehr Ă€hnliche Retentionszeiten lediglich als Syntheseverunreinigung angesehen, was im Gegensatz zu praktischen Erfahrungen und Untersuchungen von Vertretern der pharmazeutischen Industrie steht. Das Kapitel 2 beschreibt die Entwicklung einer chromatographischen Trennmethode fĂŒr E2 und die Abbauprodukte 6alpha-E2, 6beta-E2, 6-Keto-E2, delta6-E2, beta-Equilenol und delta9,11-E2. Die Trennung aller Komponenten wurde mittels einer HochleistungsflĂŒssigchromatographie (HPLC) unter der Verwendung einer pentafluorphenylierten Kieselgelphase realisiert. Praktische Anwendung konnte anhand des Marktproduktes VagifemÂź gezeigt werden, fĂŒr welches aufgrund der niedrigen Arzneistoffkonzentration und sehr komplexen Tablettenmatrix zunĂ€chst die Entwicklung einer geeigneten Probenvorbereitung durchgefĂŒhrt wurde. AbschlieĂend wurde die Methode hinsichtlich SelektivitĂ€t, SensitivitĂ€t, LinearitĂ€t, PrĂ€zision und Richtigkeit validiert. Kapitel 3 nimmt Bezug auf die Arzneimittelsicherheit von Fertigarzneimitteln unter analytischen Gesichtspunkten. Die IdentitĂ€t und der Verbleib eines Arzneistoffes und aller seiner Abbauprodukte sind bei der Lagerung von Arzneimitteln nicht nur unter dem Aspekt der Massebilanz von Bedeutung. Entstehen wĂ€hrend der Lagerung genotoxische Abbauprodukte, mĂŒssen diese in engen Grenzen ĂŒberwacht werden. Diese Aspekte wurden anhand des Fertigarzneimittels PaludrineÂź (Arzneistoff Proguanil) verdeutlicht. ZunĂ€chst wurde der Ăbergang des genotoxischen Abbauproduktes PCA in die Gasphase wĂ€hrend der Lagerung bei erhöhten Temperaturen ĂŒberprĂŒft. Simultan wurde der Anstieg von PCA sowie der Proguanilgehalt in den Tabletten bestimmt, um RĂŒckschlĂŒsse auf die Massebilanz zu erhalten. Es konnte gezeigt werden, dass PCA unter den gewĂ€hlten Bedingungen in der Gasphase ĂŒber den Tabletten nachweisbar war. Der entsprechende Gehalt war jedoch in Relation zum PCA-Gehalt und Proguanilgehalt in den Tabletten vernachlĂ€ssigbar gering. Ein Einfluss auf die Massebilanz konnte folglich ausgeschlossen werden. FĂŒr eine Massebilanz entscheidend sind weiterhin Kenntnisse ĂŒber alle Abbauprodukte. Im Fall von Proguanil lieferte die Literatur Hinweise auf bislang unidentifizierte Abbauprodukte, fĂŒr welche StrukturvorschlĂ€ge erarbeitet wurden. Im Hinblick auf die GenotoxizitĂ€t des Hauptabbauproduktes PCA, wurden auch fĂŒr die neu vorgeschlagenen Strukturen erste toxikologische Bewertungen mittels DEREK, MCASE und Vitic erstellt. AbschlieĂend wurde die Anwesenheit von allen Abbauprodukten in kĂŒnstlich gealterten Tabletten ĂŒberprĂŒft.
Lyssavirus Matrixproteine (M) sind essentielle Komponenten im Virus-Assembly. ZusĂ€tzliche Virus RNA-Synthese regulierende und wirtszellmanipulierende Funktionen machen das M Protein zu einem zentralen Faktor der wirtszellabhĂ€ngigen Virusreplikation und Pathogenese im infizierten Organismus. Damit könnte das M Protein einen wesentlichen Faktor bei der Anpassung von Lyssaviren an bestimmte Wirtsspezies darstellen und als PathogenitĂ€tsdeterminante die spezifische Virulenz unterschiedlicher Lyssavirus Isolate begrĂŒnden. Inwieweit Lyssavirus M Proteine sich tatsĂ€chlich in grundlegenden Funktionen der Virusreplikation und Wirtszellmanipulation unterscheiden, ist bisher nur unzureichend geklĂ€rt. Hier wurden M Proteine aus einem attenuierten Rabies Virus Stamm (RABV M) und aus einem fledermausassoziierten Lyssavirus (EuropĂ€ische Fledermaus Lyssavirus Typ 1; EBLV 1 M) hinsichtlich funktioneller Unterschiede im Virus-Assembly und ihrer intrazellulĂ€ren Lokalisation in virusinfizierten Zellen verglichen. ZusĂ€tzlich wurde durch die gezielte Insertion von Mutationen in das RABV M Protein ein stark attenuiertes RABV generiert, das eine wichtige Grundlage fĂŒr die weitere Erforschung M abhĂ€ngiger Mechanismen der Pathogenese und Viruseliminierung aus dem zentralen Nervensystem (ZNS) darstellt. TatsĂ€chlich wurden mit chimĂ€ren RABV M und EBLV 1 M exprimierenden Viren M abhĂ€ngige Unterschiede in der Virusmorphogenese bestĂ€tigt. Eine RABV M abhĂ€ngige Akkumulierung von Viruspartikel-Ă€hnlichen Strukturen im rauen Endoplasmatischen Retikulum (rER) wurde mit der Kombination unterschiedlicher RABV und EBLV 1 M Sequenzen auf fĂŒnf C terminale AminosĂ€uren an den Positionen 187, 190, 192, 196 und 197 eingegrenzt. Mit der Identifizierung dieser Positionen konnte postulierte werden, dass es sich bei den beobachteten ultrastrukturellen Unterschieden nicht um Virusspezies sondern um Isolat-spezifische Unterschiede handelt, die möglicherweise einen Einfluss auf in vivo Virusreplikation und Pathogenese haben. Die vergleichende fluoreszenzmikroskopische Analyse infizierter Zellen zeigte, dass EBLV 1 M Protein im Gegensatz zum RABV M Protein an Membranen des Golgi-Apparates akkumulierte. Im Gegensatz zur Akkumulierung von Viruspartikel-Ă€hnlichen Strukturen im rER konnte die EBLV 1 M spezifische Golgi-Apparat Lokalisation nicht auf einzelne Bereiche des M Proteins eingegrenzt werden, weshalb davon ausgegangen werden muss, dass hier die IntegritĂ€t des gesamten EBLV 1 M Proteins notwendig ist. Erstmals wurden Lyssavirus M Proteine in viralen Einschlusskörpern und Zellkernen infizierter Zellen nachgewiesen. WĂ€hrend die PrĂ€senz in den Einschlusskörpern ein wichtiges Element bei der Erforschung RNA-Synthese regulativer M Funktionen darstellt, können mit dem Nachweis von Lyssavirus M Proteinen im Zellkern wirtszellmanipulierende Funktionen auf nukleĂ€rer Ebene postuliert werden. Neben dem Nachweis der Proteine im Nukleus wurde mit fluoreszenzmarkiertem M Protein gezeigt, dass die Kernmembran eine Diffusionsbarriere fĂŒr das M Protein darstellt und dass ein aktiver Transport in den Zellkern stattfinden muss. Zusammenfassend werden mit dieser Arbeit wichtige Erkenntnisse zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Lyssavirus M Proteinen bezĂŒglich Virusmorphogenese und wirtszellmanipulierender M Funktionen vorgelegt, die das aktuelle VerstĂ€ndnis der Lyssavirus Replikation vertiefen und weiterfĂŒhrende Arbeiten zu molekularen Mechanismen der Virusreplikation und Pathogenese ermöglichen.
In Deutschland sterben jedes Jahr rund 10.000 Menschen (Gastmeier 2010) aufgrund nosokomialer Infektionen, wobei die gröĂte Rolle unter den Infektionserregern Keime aus der körpereigenen mikrobiellen Flora des Patienten spielen. Zur PrĂ€vention dieser Infektionen ist es wichtig, diese Erreger schnell und sicher nachzuweisen, um beispielsweise - soweit sinnvoll - eine effektive BekĂ€mpfung, z. B. durch Dekontamination, einleiten zu können. In dieser Arbeit wurde die luminometrische Adenosintriphosphat (ATP) â Messung auf ihre Eignung als Schnelltest zur Bestimmung einer verĂ€nderten Keimlast, u. a. auf der Haut, untersucht. Dabei wird ĂŒber die in einer Probe bestimmten ATP-Menge indirekt auf die Keimzahl geschlossen. Als Praxistest fĂŒr die ATP-Methode ist die Wirkung eines neuartigen Wirkstoffes aus Algen (Maresome) beurteilt worden. Dessen in Tierversuchen vorbeschriebenen adhĂ€sionshemmenden Eigenschaften auf S.aureus als hĂ€ufiger Vertreter der Normalflora der Haut und Nasenschleimhaut konnten in dieser Arbeit auch auf gesunder humaner Haut gezeigt werden. Eine Erregerreduktion durch den Wirkstoff sollte ĂŒber die ATP-Messung als Schnelltest nachgewiesen und soweit möglich quantitativ analysiert werden. Initial ist geprĂŒft worden, ob die ATP-Menge in einer Probe eine signifikante Korrelation zur Erregermenge in Keimsuspensionen, in Abklatsch- bzw. Abstrichuntersuchungen von unbelebten FlĂ€chen und auf der Haut zeigt. Dies konnte zunĂ€chst fĂŒr reine Keimsuspensionen, aber nur bedingt bei den Abstrichen von unbelebten und belebten OberflĂ€chen bestĂ€tigt werden, wobei prinzipiell die sehr sensitive ATP-Nachweistechnik bestĂ€tigt werden konnte. Die luminometrische Methode zeigte sich fĂŒr die praktische Anwendung als Schnelltest bei Hautabstrichproben im Gegensatz zur sensitiveren, aber viel lĂ€nger dauernden kulturellen Keimzahlbestimmung als nicht geeignet, da die Ergebnisse nicht zuverlĂ€ssig reproduzierbar waren. Daher kann diese derzeit nicht fĂŒr den klinischen Einsatz, z. B. zur EffizientĂŒberwachung der Hautantiseptik oder zum Monitoren einer AdhĂ€sionshemmung durch Maresome empfohlen werden. Bevor ein ATP-Test als Produkt fĂŒr den Einsatz auf belebten OberflĂ€chen (Haut, Schleimhaut, Wunden) denkbar ist, bedarf es weiterer Forschungen.
Der Langzeitverlauf und damit die langfristige Prognose von Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Ziel dieser Arbeit war es zum einen, den Langzeitverlauf von Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie nach einem Follow-up von wenigstens 25 Jahren zu untersuchen und zum anderen, PrĂ€diktoren fĂŒr ein gĂŒnstiges als auch ungĂŒnstiges Langzeit-Outcome zu finden. Hierzu wurden zunĂ€chst die Daten von 71 Patienten mit JME und Diagnosestellung vor dem 01.01.1986 retrospektiv analysiert. 31 Patienten, davon 19 Frauen, konnten in die Studie eingeschlossen werden. Von den ĂŒbrigen 40 Patienten waren zwei aus nicht bekannten GrĂŒnden verstorben und 38 konnten auf Grund geĂ€nderter Namen oder Adressen nicht kontaktiert werden. Der Beobachtungszeitraum betrug mindestens 25 Jahre, im Mittel lag dieser bei 39,1 Jahren. Von den 31 Patienten wurden 21 Patienten (67,7%) anfallsfrei. 6 Patienten (28,6%) waren zum Zeitpunkt des Follow-up ohne antikonvulsive Medikation seit mindestens 5 Jahren anfallsfrei. Als PrĂ€diktoren fĂŒr ein ungĂŒnstiges Outcome konnten das Auftreten von generalisiert tonisch-klonischen AnfĂ€llen, denen bilateral myoklonische AnfĂ€lle unmittelbar vorausgingen und eine lange Epilepsiedauer mit insuffizienter Therapie identifiziert werden. Ferner zeigte sich eine antikonvulsive Polytherapie als PrĂ€diktor fĂŒr ein schlechtes Outcome. Die komplette Remission von generalisiert tonisch-klonischen AnfĂ€llen unter antikonvulsiver Therapie hingegen erhöhte die Chance auf komplette Anfallsfreiheit signifikant. Das Auftreten einer photoparoxysmalen Reaktion erhöhte signifikant das Risiko fĂŒr ein Anfallsrezidiv nach Absetzen der antikonvulsiven Medikamente. Zusammenfassend zeigte diese Studie erstmalig, dass bei diesem heterogenen idiopathisch generalisiertem Epilepsiesyndrom eine lebenslange medikamentöse Therapie nicht notwendigerweise erforderlich ist, um Anfallsfreiheit zu erreichen. Die oben genannten PrĂ€diktoren können helfen, eine geeignete Therapieentscheidung fĂŒr Patienten mit juveniler myoklonischer Epilepsie zu finden.
Bei der DCM fĂŒhrt eine ausgeprĂ€gte Dilatation einer oder beider Herzkammern zu einer fortschreitenden Herzinsuffizienz, wobei oft nur eine Herztransplantation die einzige Heilungsoption darstellt. Die Immunadsorption bietet bei der Behandlung der dilatativen Kardiomyopathie eine Therapieoption, welche neben der konventionellen medikamentösen Herzinsuffizienztherapie in der Pathophysiologie dieser Erkrankung angreift. Kardiotrope Autoantikörper als Folge eines inflammatorischen Autoimmunprozesses können hierbei effektiv ausgewaschen werden. In der vorliegenden Arbeit sollte der Einfluss der Immunadsorption auf die klinische Entwicklung bei DCM-Patienten ĂŒber ein Jahr, in AbhĂ€ngigkeit von verschiedenen Charakteristika untersucht werden. Ausserdem wurde experimentell die Wirkung von IgG-Fraktionen dieser Patienten auf isolierte Rattenkardiomyozyten vor der Immunadsorption und im Verlauf untersucht. Es sollte eine Aussage ĂŒber den Effekt der Immunadsorption nach einem Jahr, besonders profitierende Patientenkollektive sowie die Korrelation von klinischer Entwicklung und messbarem Kontraktions- und Kalziumtransientverhalten an isolierten Rattenkardiomyozyten getroffen werden. Es wurden dafĂŒr jeweils die IgG-Fraktionen des Plasmas der DCM-Patienten vor der Immunadsorption, am 5.Tag nach der Intervention sowie im Verlauf nach 3, 6 und 12 Monaten unter einem Fluoreszenzmikroskop ĂŒber isolierte Rattenkardiomyozyten geleitet. Nach einer Inkubationszeit von 5 Minuten wurde der kardiotrope Effekt evaluiert und ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass einige Patientenproben einen negativ-inotropen, andere hingegen keinen Effekt auf das Kontraktionsverhalten der Zellen hatten. Es konnte gezeigt werden, dass vor und nach Immunadsorption eine Korrelation zwischen der klinischen Entwicklung der Patienten und experimentellen Ergebnissen besteht. Die negative-inotrope Gruppe zeigte im Verlauf deutlichere Verbesserungen hinsichtlich der linksventrikulĂ€ren Pumpfunktion (LVEF) und Verminderung der linksventrikulĂ€ren Dilatation. Beide Gruppen profitieren von der Immunadsorption, betrachtet man die klinische EinschĂ€tzung der Herzinsuffizienz (NYHA-Stadien) und Spiroergometriedaten. Ăltere Patienten konnten nach Immunadsorption einen stĂ€rkeren Anstieg der LVEF verzeichnen als JĂŒngere. Es wurden Hinweise gefunden, dass eine kurze Krankheitsdauer eine schlechtere LVEF und einen höheren kardiodepressiven Effekt mit sich bringt. AuĂerdem scheint ein initial hoher Inflammationsgrad (MHC-II-Grad) einen nur geringen LVEF-Anstieg im Verlauf zu bewirken. Es wurden kein Einfluss des Geschlechtes oder einer Virusinfektion auf den Verlauf klinischer und experimenteller Parameter nachgewiesen. Es konnte gezeigt werden, dass eine erneut zunehmende negative Inotropie nach 12 Monaten beobachtet werden konnte.
Ziel: Der Goldstandard zum Nachweis hitzeinduzierter Nekrosen ist die Histologie. Nach thermoablativer Therapie wird jedoch ĂŒblicherweise kein PrĂ€parat zur histopathologischen Begutachtung gewonnen. Ziel dieser Studie war der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen erreichten Temperaturen und der resultierenden GewebeschĂ€digung wĂ€hrend Laserablationen nichtkleinzelliger Lungenkarzinome unter annĂ€hernd physiologischen Bedingungen in einem ex-vivo Lungenperfusionsmodell mittels einer VitalfĂ€rbung und direkter Temperaturmessung. Material und Methoden: FĂŒr diese Studie wurden insgesamt 17 tumortragende menschliche LungenprĂ€parate untersucht. Die Organe wurden Patienten beiderlei Geschlechts (Durchschnittliches Alter 65 (51-78) Jahre) in kurativer Absicht entfernt. An 11/17 PrĂ€paraten wurden in einem ex-vivo Lungenperfusionsmodell Laserablationen durchgefĂŒhrt. An einer Kontrollgruppe mit 6/17 PrĂ€paraten wurde die GewebevitalitĂ€t ohne vorherige Laserablation ĂŒberprĂŒft. WĂ€hrend der Laserablationen wurden invasive Echtzeittemperaturmessungen im Gewebe vorgenommen. AnschlieĂend wurden reprĂ€sentative Gewebescheiben aller 17 PrĂ€parate entnommen und mit Triphenyltetrazoliumchlorid (TTC) auf ZellvitalitĂ€t getestet. Die Maximaltemperatur des Gewebes in 10 mm und 20 mm Abstand zur Laserfaser wurde mit dem Durchmesser der anhand der VitalfĂ€rbung dargestellten Ablationszone korreliert. Ergebnisse: Die durchschnittliche Maximaltemperatur betrug 75,9°C ± 14,4°C in 10 mm und 50,3°C ± 14,6°C in 20 mm Abstand vonb der Laserfaser. Die durchschnittliche Ablationstiefe betrug 17,8 mm± 7,3 mm. Zusammenfassung: Das Modell eignet sich zur Validierung thermoablativer Methoden. Das Ablationsergebnis ist abhĂ€ngig von der erreichten Temperatur. FĂŒr den Zusammenhang zwischen erreichten Maximaltemperaturen und der Ausdehnung der Ablationszonen wurde keine Signifikanz erreicht.
Die HĂ€ndedesinfektion ist essentiell zur Verhinderung nosokomialer Infektionen. Hierbei zeigen sich alkoholische Desinfektionsmittel auf Basis von Ethanol und Propanolen als besonders effektiv. Bei ethanolhaltigen Desinfektionsmitteln konnte eine Resorption im toxisch relevanten AusmaĂ ausgeschlossen werden. Bei der Anwendung von Propanolen fanden sich nach exzessiver HĂ€ndedesinfektion erhöhte Serumspiegel, die eine Bewertung unter Praxisbedingungen notwendig machten, um eine gesundheitliche GefĂ€hrdung durch Anwendung im tĂ€glichen Gebrauch auszuschlieĂen. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, ob es bei praxisnaher chirurgischer HĂ€ndedesinfektion mit okkludierter Haut eine relevante dermale Resorption der Propanole gibt und ob diese als gesundheitsgefĂ€hrdend anzusehen ist. Auf Grund der Literaturrecherche zu ResorptionsvorgĂ€ngen an der Haut war eine dermale Resorption wahrscheinlich. Die Anzahl von in-vitro Untersuchungen ĂŒberwiegt jedoch. Nur wenige in-vivo Studien beschĂ€ftigen sich mit der Frage, ob und in welchem AusmaĂ Propan-1-ol und Propan-2-ol im Rahmen der alkoholischen HĂ€ndedesinfektion resorbiert werden. Mit Hilfe von 10 operativ tĂ€tigen Probanden wurden bei 3 verschiedenen propanolhaltigen Desinfektionsmitteln (Gehalt von 70 % [w/w] Propan1-ol, 63,14 % [w/w] Propan-2-ol, 30 % [w/w] Propan-1-ol und 45 % [w/w] Propan-2-ol) die dermale Resorption nach Applikation untersucht. Je Proband kam an drei verschiedenen Tagen jeweils eines der Desinfektionsmittel zum Einsatz. An jedem Versuchstag erfolgten eine hygienische und drei chirurgische HĂ€ndedesinfektion mit dem jeweils zu testenden PrĂ€parat in vorgegebenen ZeitrĂ€umen. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurden Blutproben genommen, um die Resorption und die Metabolisierung in AusmaĂ und zeitlichem Verlauf darstellen zu können. Durch die Untersuchung der Blutproben fanden wir signifikante Erhöhungen der Propanol-Serumspiegel unabhĂ€ngig vom verwendeten PrĂ€parat. Die maximale mediane Blutkonzentration wurde fĂŒr Propan-1-ol bei 4,09 mg/l und fĂŒr Propan-2-ol mit 2,56 mg/l bestimmt. Der maximale Serumspiegel von Propan-1-ol wurde mit 25,8 mg/l und bei Propan-2-ol unter der Verwendung des Propan-1-ol MonoprĂ€parats mit 5,4 mg/l ermittelt. Bei der Verwendung der Wirkstoffkombination traten maximale Serumspiegel von 9,7 mg/l fĂŒr Propan-1-ol und 5,3 mg/l fĂŒr Propan-2-ol auf. FĂŒr den 44 Metaboliten von Propan-1-ol, Aceton, fanden wir in allen Versuchen einen signifikanten Anstieg. FĂŒr Propionaldehyd, der Hauptmetabolit von Propan-2-ol, waren keine Erhöhungen messbar. Die gemessenen Werte zeigen eine Beziehung zwischen Applikation und Resorption der Propanole auf, die signifikant ist, aber im Vergleich zu toxikologisch relevanten Mengen gering erscheint. Unklar ist der Einfluss einer pulmonalen Resorption. Eine akute gesundheitliche GefĂ€hrdung durch eine Propanolresorption im Zusammenhang mit der chirurgischen HĂ€ndedesinfektion ist bei gesundem Anwender und vorschriftsmĂ€Ăiger Applikation unwahrscheinlich. Die langfristigen Auswirkungen sind durch die vorliegenden Daten nicht sicher abschĂ€tzbar. Bei weiteren Studien sollte die pulmonale Resorption berĂŒcksichtigt werden.
Hintergrund: Da OCD gehĂ€uft mit anderen Erkrankungen assoziiert ist, rĂŒckten Fragestellungen bezĂŒglich der KomorbiditĂ€t in den Fokus wissenschaftlicher Forschungen. Dabei ist der genaue Zusammenhang zwischen Zwangs- und Essstörungen bisher noch nicht endgĂŒltig geklĂ€rt. Manche Familienstudien haben gezeigt, dass OCD innerhalb von Familien und bei einzelnen Individuen gehĂ€uft mit ED auftritt. Auch gibt es Ăber-schneidungen in der Symptomatik beider Erkrankungen. Die Frage nach der Existenz gemeinsamer Vererbungs- oder Risikofaktoren und damit auch der Ătiologie konnte noch nicht abschlieĂend geklĂ€rt werden. In der vorliegenden Arbeit wurde diese Thematik mittels KomorbiditĂ€ts- und Kosegregationsanalysen untersucht. Methodik: Im Rahmen einer kontrollierten Multicenterstudie wurden 253 Zwangspatienten nach DSM-IV, deren 567 erstgradige Angehörige, 133 Kontrollpersonen ohne OCD-Diagnose und deren 396 erstgradige Verwandte mittels SADS-LA-IV direkt oder FISC indirekt evaluiert. Zwangssymptome wurden mit der Y-BOCS qualifiziert und quantifiziert. OCD- und ED- (AN und BN) Diagnosen wurden nach DSM-IV generiert. Die statistischen Berechnungen erfolgten mittels Chi-Quadrat-Test, exaktem Test nach Fisher, binĂ€rer logistischer Regressionsanalysen und Ermittlung der Odds Ratios. Ergebnisse: Obwohl AN und BN in allen ED-Gruppen hĂ€ufiger bei Indexprobanden als bei Kontrollpersonen vorkamen, ergaben sich lediglich bei Anobuli I und II signifikante Unterschiede. Eine OCD-Diagnose, jĂŒngeres Alter und weibliches Geschlecht waren Risikofaktoren fĂŒr das Auftreten einer Essstörung. Im letzten Schritt der Kosegregationsanalyse wurden in allen ED-Gruppen keine signifikanten PrĂ€valenzunterschiede fĂŒr AN und BN bei Angehörigen von Index- und Kontrollprobanden gefunden. Fazit: Obwohl ED bei Zwangspatienten hĂ€ufiger auftraten als bei Kontrollprobanden, ergaben sich nur dann signifikante Befunde, wenn AN und BN gemeinsam betrachtet wurden. Dies galt sowohl fĂŒr klinische oder subklinische FĂ€lle als auch fĂŒr klinische FĂ€lle alleine. Die Resultate unterstĂŒtzen jedoch nicht die Annahme einer Kosegregation von Zwangs- und Essstörungen innerhalb von Familien.
Das Ziel der Studie war es, anhand einer In-vivo-Untersuchung zu vergleichen, ob und in welchem AusmaĂ Xylit und Sorbit die SĂ€urebildung in der dentalen Plaque beeinflussen. Nach der Erfassung von Grunderkrankungen, Rauchergewohnheiten, ErnĂ€hrungsverhalten und Mundhygienegewohnheiten wurden 61 bezahnte Erwachsene gebeten, fĂŒr 3 Tage vor der geplanten Eingangsuntersuchung die MundhygienemaĂnahmen abzusetzen. Die Eingangsuntersuchung beinhaltete Mutans-Streptokokken- und Laktobazillentests sowie die Bestimmung der AzidogenitĂ€t der Plaque nach SpĂŒlung mit Zuckerlösung (cH-Wert). Dazu wurden ca. 5 mmÂČ gemischte Plaque von den bukkalen ZahnflĂ€chen mittels Löffelexcavator gewonnen und der pH-Wert mit einem pH-Meter ex-vivo gemessen. Danach wurde je eine HĂ€lfte der Teilnehmer randomisiert, tĂ€glich fĂŒnf Pastillen aus Sorbit bzw. Xylit (je 2 g/StĂŒck) ĂŒber den Zeitraum von 4 Wochen zu lutschen. Die letzten 3 Tage vor der AbschluĂuntersuchung (cH-Wert, Mutans-Streptokokken-/Laktobazillentest) sollten die MundhygienemaĂnahmen wieder eingestellt werden. Die Variationsbreite der AzidogenitĂ€t der Plaque der einzelnen Individuen erwies sich schon in der Eingangsuntersuchung als sehr groĂ (0,19-446,6 min*ÎŒM; Sorbitgruppe â
37,9±58,9, Xylitgruppe 60,6±87,6 min*ÎŒM). Die Enduntersuchungsergebnisse zeigten eine statistisch signifikante Reduktion der AzidogenitĂ€t der Plaque durch die Anwendung des Xylits (â
-42,9±80,6 min*ÎŒM), wĂ€hrend bei Sorbit praktisch keine VerĂ€nderung auftrat (â
-6,0±69,4 min*ÎŒM, p=0,034). Statistisch signifikante Unterschiede wurden auch fĂŒr die Werte underhalb von pH 7 gefunden(Reduktion Xylit 10,8 min*pH, Sorbit0,2 min*pH, p=0,0025). Zusammenfassend kann damit festgestellt werden, dass das regelmĂ€Ăige Lutschen von Xylit im Gegensatz zu Sorbit zu einer deutlichen Reduktion der SĂ€urebildung im Zahnbelag fĂŒhren kann und prĂ€ventiv genutzt werden könnte.
Kardioprotektive Wirkung von Antagonisten am Mineralokortikoidrezeptor nach akutem Myokardinfarkt
(2013)
Der akute Myokardinfarkt ist eine der hĂ€ufigsten Todesursachen in den Industrienationen. Dieser entsteht ĂŒberwiegend durch artherosklerotische oder entzĂŒndliche VerĂ€nderungen der HerzkranzgefĂ€Ăe, welche zu einem thrombotischen Verschluss einer oder mehrerer Koronararterien und damit zu plötzlicher Unterbrechung der Blutversorgung, der sogenannten IschĂ€mie, fĂŒhren. Um die entstehende HerzmuskelschĂ€digung möglichst klein zu halten, ist die schnelle Wiedereröffnung des KoronargefĂ€Ăes notwendig. Heute ist bekannt, dass diese gewĂŒnschte Reperfusion aber auch irreversible HerzschĂ€den verursachen kann. Mit dem Verfahren der ischĂ€mischen Postkonditionierung durch kurze Intervalle der IschĂ€mie und Reperfusion nach Wiederöffnung des KoronargefĂ€Ăes kann die InfarktgröĂe deutlich gesenkt werden. FĂŒr den klinischen Einsatz ist dieses Verfahren jedoch technisch zu aufwĂ€ndig, sodass der Wunsch nach pharmakologischen Interventionen, die ein hohes Potenzial zur Reduktion der MyokardschĂ€digung nach einem Infarkt bieten, steigt. Aus diesem Grund besteht ein groĂes Interesse daran, neue Therapien zu entwickeln, ihre kardioprotektiven Signalwege zu erforschen und in den klinischen Alltag einzubringen. Die vorliegende Arbeit beschĂ€ftigte sich daher mit der Untersuchung der kardioprotektiven Wirkung der Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (MR-Antagonisten) Eplerenon und Canrenoat sowie der Charakterisierung wichtiger Elemente der Signalkaskade. HierfĂŒr wurde in dem Modell der isolierten Rattenherzen die kardioprotektive Wirkung dieser MR-Antagonisten wĂ€hrend der Reperfusion und die mögliche Beteiligung bekannter Elemente der Signalkaskade fĂŒr PrĂ€- und Postkonditionierung untersucht. Des Weiteren wurde ein in situ Mausmodell etabliert, um die InfarktgröĂen im Gesamtorganismus zu bestimmen. Zur Charakterisierung der Rolle der Adenosinrezeptoren wurden CD73-/-- und A2bAR-/--MĂ€use verwendet. Die CD73-/--MĂ€use können durch die fehlende 5-Ektonukleotidase (CD73) kein endogenes Adenosin bilden, welches ein wichtiger Mediator fĂŒr den Myokardschutz ist. Dagegen wurde bei den A2bAR-/--MĂ€usen der Adenosin-A2b-Rezeptor deletiert, welcher bei der Reperfusion eine SchlĂŒsselrolle spielt. In einem in situ Kaninchenmodell haben weitere Untersuchungen des Canrenoats stattgefunden. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Eplerenon wĂ€hrend der Reperfusion die InfarktgröĂe nach einem Myokardinfarkt signifikant reduziert und dass dieser Schutzmechanismus von PKC, PI3-Kinase und den weiteren Kinasen Akt und ERK 1/2 abhĂ€ngig ist. Weiterhin konnte sowohl bei der InfarktgröĂenbestimmung in isolierten Rattenherzen als auch im in situ Mausmodell, in den CD73-/--MĂ€usen, die Beteiligung des Adenosins bei dem durch Eplerenon vermittelten Myokardschutz nachgewiesen werden. Mit Hilfe des in situ Mausmodells konnte gezeigt werden, dass Canrenoat ebenfalls eine Myokard schĂŒtzende Wirkung zeigt. Dabei wurde die maximale Reduktion der InfarktgröĂe mit einer Konzentration von 1 mg/kg erreicht, wenn das Canrenoat 5 min vor Beginn der Reperfusion injiziert wurde. Anhand der Untersuchungen an den CD73-/-- und A2bAR-/--MĂ€usen konnte gezeigt werden, dass das extrazellulĂ€re Adenosin und der Adenosin-A2b-Rezeptor fĂŒr den durch Canrenoat vermittelten Myokardschutz essenziell sind. Canrenoat hat sich im in situ Kaninchenmodell ebenfalls als kardioprotektiv erwiesen und zeigte keine VerĂ€nderungen der hĂ€modynamischen Parameter. In dem Modell der isolierten Rattenherzen konnte die kardioprotektive Wirkung des Canreonats erneut bestĂ€tigt werden und der Schutzmechanismus war von den Kinasen Akt und ERK 1/2 abhĂ€ngig. Die beiden MR-Antagonisten haben die FĂ€higkeit, die negative Wirkung von Aldosteron zu unterbinden und damit die InfarktgröĂe nach einem akuten Myokardinfarkt zu senken. Die Untersuchungen zeigten, dass erst mit einer höheren Aldosteron-Konzentration die kardioprotektive Wirkung dieser MR-Antagonisten aufgehoben und die Phosphorylierung der Akt- und ERK 1/2-Kinase reduziert werden konnte. Die in dieser Arbeit vorliegenden Ergebnisse liefern neue AnsĂ€tze fĂŒr pharmakologische Interventionen zur Behandlung des akuten Myokardinfarktes.
Sepsis als generalisierte EntzĂŒndungsreaktion auf eine lokale Infektion stellt trotz aller Fortschritte in der Medizin immer noch die hĂ€ufigste Todesursache auf operativen Intensivstationen dar. In der Sepsis steht eine generalisierte EntzĂŒndungsreaktion im Mittelpunkt. Es kommt zur Freisetzung von EntzĂŒndungsmediatoren und zur Aktivierung von Leukozyten und Endothelzellen. Die Folge sind Mikrozirkulationsstörungen, EndothelschĂ€den und Erhöhung der GefĂ€ĂpermeabilitĂ€t mit Ădembildung. Als Hauptmanifestationsort pathologischer VerĂ€nderungen bei der Sepsis wurde die Mikrozirkulation verschiedener Organe und Gewebe identifiziert, die eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Multiorganversagens spielen. Untersucht wurde der Einfluss von Ampicillin, seinem Derivat KKP-723, Natrium-Selenit und L-Alanyl-L-Glutamin auf das adhĂ€rente Verhalten von Leukozyten in submukösen Venolen und die funktionelle Kapillardichte in verschiedenen Schichten der Darmwand. Vergleichend kann man sagen, dass die Applikation von L-Alanyl-L-Glutamin in dem hier verwendeten Sepsismodell und in den untersuchten Parametern die beste Protektion der Mikrozirkulation bewirkt. Die Zufuhr von Natrium-Selenit erzielte, vor allem im Vergleich der Leukozyten-Endothel-Interaktion, ebenso gute Ergebnisse wie die Dipeptid-Gruppen. Man muss jedoch beachten, dass die LPS-Dosis 5mg.kg-1, wie in den Dipeptid-Versuchen, sondern mit 15mg.kg-1 dreimal so hoch war. Ampicillin verringerte die Leukozyten-Interaktion mit dem Endothel vor allem in den V1-GefĂ€Ăen signifikant. In den weiteren untersuchten Parametern blieben die Ergebnisse fast unverĂ€ndert gegenĂŒber den unbehandelten endotoxinbelasteten Tieren. Das Derivat KKP-723 erhöhte in den Versuchen die LeukozytenadhĂ€renz in den untersuchten Venolen, weiterhin zeigte es keine Wirkung auf die funktionelle Kapillardichte im Darm.
HĂ€ndedesinfektionsmittel können durch bestimmte Agenzien wie z. B. Hautcremes beeinflusst werden. Fragestellung der Arbeit war, ob die Interaktion von einem alkoholischen HĂ€ndedesinfektionsmittel mit zwei verschiedenen Massagemitteln die Wirksamkeit der HĂ€ndedesinfektion beeinflusst. Der Hauptversuch war eine Desinfektionsstudie, angelehnt an die EN 1500, mit 21 Probanden. Nach Kontamination mit E. coli wurden Vorwerte ermittelt, dann fand eine 20-minĂŒtige Massage statt, anschlieĂend wurde das Massagemittel mit PapierhandtĂŒchern abgerieben, die HĂ€ndedesinfektion durchgefĂŒhrt und Nachwerte ermittelt. Darauf aufbauende Untersuchungen beinhalteten zum einen Experimente ĂŒber die Bedeutung des Abreibens mit PapierhandtĂŒchern und ĂŒber die Ăberlebensrate der Bakterien nach der Massage. Zum anderen sollten die Untersuchungen zeigen, ob von Massagemittel eingeschlossene Erreger im Gegensatz zu Erregern an der OberflĂ€che der Mittel erschwert an die ProbesammelflĂŒssigkeit abgegeben werden und wie die Desinfektionseffizienz von auf dem Massagemittel liegenden, nicht einmassierten Bakterien ist. Beim Hauptversuch sowie beim Versuch ohne PapierhandtĂŒcher waren die Reduktionsfaktoren der Massagegruppen signifikant höher als die der Referenzgruppe. Die folgenden Experimente ergaben, dass möglicherweise ein Teil der E. coli Bakterien wĂ€hrend der Massage abstirbt. Des Weiteren ergaben unsere Resultate, dass von Massagemittel eingeschlossene Bakterien kaum an das Probesammelmedium abgegeben werden, wohingegen oberflĂ€chlich auf dem Massagemittel befindliche Bakterien ohne Probleme in die SammelflĂŒssigkeit gelangen. Findet die Desinfektion von oberflĂ€chlich auf den Massagemittel liegenden nicht massierten Bakterien statt, so gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Reduktionsfaktoren. Es gibt zwar im Hauptexperiment signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Reduktionsfaktoren. Jedoch ist das darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass die Bakterien möglicherweise wĂ€hrend der Massage teilweise absterben bzw. die Abgabe an das Sammelmedium durch die Massagemittel behindert wird. Als Schlussfolgerung kann abgeleitet werden, dass Physiotherapeuten wahrscheinlich ihre HĂ€nde nach der Massage desinfizieren können, ohne dass die Desinfektionsleistung des alkoholischen PrĂ€parates dadurch herabgesetzt wird. 72 Um das Ergebnis zu verifizieren, sollten in Zukunft VersuchsablĂ€ufe geplant werden, bei denen die Massagezeit kĂŒrzer gewĂ€hlt wird, um den Fehlerfaktor des Bakterienabsterbens zu minimieren.
In der Hefe Saccharomyces cerevisiae werden die Strukturgene der Phospholipid-Biosynthese auf Transkriptionsebene in AbhĂ€ngigkeit der VerfĂŒgbarkeit der Phospholipidvorstufen Inositol und Cholin (IC) ĂŒber ein in der Promotorregion befindliches UAS-Element, genannt ICRE (âinositol/choline-responsive elementâ), reguliert. Bei Mangel an IC kommt es zu einer AnhĂ€ufung des Intermediats PhosphatidsĂ€ure, wodurch der Repressor Opi1 auĂerhalb des Zellkerns am endoplasmatischen Reticulum verankert wird. Dadurch kann ein Heterodimer, bestehend aus den bHLH-Proteinen Ino2 und Ino4, an das ICRE-Motiv binden und die transkriptionelle Aktivierung vermitteln. Ist ausreichend IC vorhanden, gelangt der Repressor Opi1 in den Zellkern und bindet an Ino2. Dadurch ist eine Aktivierung nicht mehr möglich. Ferner kontaktiert Opi1 ĂŒber seine Opi1-Sin3-InteraktionsdomĂ€ne (OSID) die Corepressor-Komplexe Sin3 und Cyc8/Tup1, die durch Rekrutierung von Histondeacetylasen (HDACs) zur Chromatinverdichtung und damit zur Genrepression fĂŒhren. In einer frĂŒheren Arbeit wurde beobachtet, dass die regulierte Expression von Genen der Phospholipid-Biosynthese auch durch die Phosphatkonzentration beeinflusst wird. Es konnte festgestellt werden, dass bei Phosphatmangelbedingungen die Expression ICRE-abhĂ€ngiger Gene auf 10 % reduziert ist. Eine Îopi1-Mutante zeigte dieses Expressionsmuster jedoch nicht mehr. Dieser Befund wies darauf hin, dass Opi1 seine Repressorfunktion sowohl bei IC-Ăberschuss als auch bei Phosphatmangel ausfĂŒhrt. Ein Protein, welches die PhosphatverfĂŒgbarkeit an Opi1 möglicherweise ĂŒber eine Phosphorylierung vermitteln könnte, ist die cyclinabhĂ€ngige Proteinkinase Pho85, fĂŒr die eine in vitro Interaktion mit Opi1 gezeigt wurde. Um diese Hypothese zu ĂŒberprĂŒfen, wurden mittels gerichteter Mutagenese AminosĂ€urereste mutmaĂlicher Pho85-Phosphorylierungsstellen im Opi1-Protein (S321, T51) gegen das nicht mehr phosphorylierbare Alanin ausgetauscht. HefestĂ€mme, die solche Opi1-Protein-varianten (S321A, T51A) synthetisierten, zeigten jedoch weiterhin einen klaren Einfluss des Phosphatmangels auf die Expression eines ICRE-regulierten Reportergens. Dies lĂ€sst darauf schlieĂen, dass die Repression unter Phosphatmangelbedingungen nicht ĂŒber eine Phosphorylierung von Opi1 durch Pho85 zu Stande kommt. Parallel durchgefĂŒhrte in vitro-Interaktionsstudien zeigten, dass die Bindung von Pho85 an Opi1 ĂŒber zwei unabhĂ€ngig voneinander funktionierende InteraktionsdomĂ€nen im Opi1-Protein (aa 30-70 und aa 321-350) erfolgt. Mit Hilfe des âTwo-Hybridâ-Systems wurde festgestellt, dass die Opi1-Pho85 Wechselwirkung in vivo phosphatabhĂ€ngig stattfindet. Die Befunde erlauben die Hypothese, dass Pho85 bei PhosphatĂŒberschuss u. a. die OSID im Opi1 abdeckt, dadurch die Wechsel-wirkung mit Sin3/Cyc8 verhindert und eine gesteigerte Genexpression zulĂ€sst. Mittels Chromatin-ImmunoprĂ€zipitation (ChIP) konnte gezeigt werden, dass Opi1, Co-Repressoren wie Sin3 und Cyc8 als auch die HDACs Hda1 und Hos1 an Promotoren ICRE-regulierter Gene Ino2-abhĂ€ngig anwesend sind. Des Weiteren wurde festgestellt, dass sich Sin3 unabhĂ€ngig von Opi1 an ICRE-haltigen Promotoren befindet. Dieses Ergebnis wider-sprach einer frĂŒheren Arbeitshypothese, konnte aber durch weitere Versuche, die eine direkte in vitro Interaktion von Sin3 mit dem Ino2-Aktivator zeigten, plausibel in ein neues Rekrutierungsmodell eingefĂŒgt werden. AbschlieĂend wurden die am Beispiel von Opi1 gewonnenen Erkenntnisse durch in vitro Interaktionsanalysen diverser spezifischer Repressoren mit den pleiotropen Co-Repressoren Sin3 und Cyc8/Tup1 erweitert. FĂŒr zahlreiche Repressoren wurde gefunden, dass sie parallel mit Sin3 und Cyc8 interagieren (u. a. Rox1, Yox1, Dal80 und Mot3). Durch Kartierungsexperimente konnten minimale RepressordomĂ€nen charakterisiert werden, die die Interaktion zu Sin3 bzw. Cyc8 vermitteln, und sequenzhomologe DomĂ€nenstrukturen analysiert werden. Des Weiteren zeigte sich, dass alle Repressoren, die mit Sin3 wechselwirken, dessen DomĂ€nen PAH1 oder PAH2 (âpaired amphipathic helixâ) kontaktieren.
Neuronale PlastizitĂ€t, also VerĂ€nderungen neuronaler Strukturen in ihrer funktionellen oder sogar anatomischen Erscheinung, ist noch im Erwachsenenalter nachweisbar. Diese kann durch Kurzzeit- oder Langzeitlernen bzw. -training verursacht sein. Zur Untersuchung von durch Langzeitlernen oder -training hervorgerufenen Effekten eignen sich insbesondere Musiker. Diese zeigen eine bemerkenswerte FĂ€higkeit, motorische und sensorische Aspekte zu verarbeiten. Viele der dabei ablaufenden Prozesse sind spezifisch fĂŒr die Interaktion mit dem jeweiligen Instrument. Ziel der zugrunde liegenden Untersuchung war es, instrumentenspezifische VerĂ€nderungen in zerebralen und zerebellĂ€ren Arealen zu identifizieren. Hierzu wurden zwei Gruppen von Instrumentalisten mittels funktioneller Magnet-resonanztomographie untersucht, die in demographischen Parametern und Instrumentalerfahrung weitgehend homogen waren, sich aber in der Art der Interaktion mit dem jeweiligen Instrument unterschieden. Beide Gruppen (Trompeter als Experimentalgruppe, Pianisten als Kontrollgruppe) fĂŒhrten Aufgaben mit isolierter oder kombinierter Lippen- bzw. Fingerbewegung auf einem Trompetenmodell oder einem Keypad durch. Hierbei wurden Trompeten- bzw. Klaviernoten oder Piktogramme von HĂ€nden gezeigt, um die geforderten Fingerbewegungen zu kodieren. WĂ€hrend des isolierten Fingerspiels auf dem Trompetenmodell, also ohne zusĂ€tzlichen auditorischen Stimulus, zeigten die Trompeter verstĂ€rkte Aktivierung im posterior-superioren Kleinhirn, dem primĂ€r sensomotorischen Kortex der dominanten HemisphĂ€re im Bereich der Lippe und des Körperstamms sowie dem linken primĂ€r auditorischen Kortex. Diese Ergebnisse legen die Existenz eines audito-motorischen, moto-motorischen sowie zerebro-zerebellĂ€ren Regelkreises nahe, der bei kontextspezifischen Fingerbewegungen aktiviert wird. DarĂŒber hinaus entwickelten die Trompeter beim kombinierten Lippen- und Fingerspiel sowie isolierten Lippenspiel eine stĂ€rkere bilaterale Aktivierung im Heschl Gyrus, obwohl die Pianisten lauter spielten. Dies unterstreicht die Rolle des primĂ€r auditorischen Kortex im Rahmen von durch Langzeittraining ausgebildeten auditorischen Feedbackmechanismen. Beim kombinierten Lippen- und Fingerspiel zeigten beide Gruppen eine AnnĂ€herung der primĂ€r somatosensorischen ReprĂ€sentationsareale der Lippe und Hand in der dominanten HemisphĂ€re im Vergleich zu den jeweils isolierten Bewegungen. Dies wirft die Frage auf, ob es sich bei dem beschriebenen Effekt um einen fĂŒr die fokale Dystonie des Lippenansatzes Ă€tiologisch relevanten, wie bisher angenommen, oder im Allgemeinen dem kombinierten Lippen- und Fingerspiel geschuldeten handelt. Eine primĂ€re Ăkonomisierung der LippenmuskelaktivitĂ€t, der eine sekundĂ€re, mit der Spielerfahrung positiv korrelierende folgt, sowie eine niedrigere SensibilitĂ€tsschwelle der Oberlippe konnten mit Hilfe der zusĂ€tzlich durchgefĂŒhrten peripher physiologischen Messungen bei Trompetern gezeigt werden.
Die grenzĂŒberschreitende Gesundheitsversorgung ist eine Thematik von zentraler und zunehmender Relevanz. HauptgrĂŒnde stellen hierbei die Möglichkeiten zur Einsparung von Kosten sowie eine Kombination der Auslandsbehandlung mit einer Urlaubsreise dar. DarĂŒber hinaus möchte man den Reiseaufwand in das Behandlungsland möglichst gering halten. Unter BerĂŒcksichtigung dieser Kriterien erfreut sich unter deutschen Patienten vornehmlich Polen einer zunehmenden Beliebtheit - insbesondere nach dessen Beitritt zur EuropĂ€ischen Union, da eine Abrechnung der dort durchgefĂŒhrten geplanten Behandlungen bei den eigenen deutschen Kranken- und Rentenversicherern möglich ist. Die in diesem Zusammenhang am hĂ€ufigsten genutzten Leistungen beziehen sich auf die ambulanten und stationĂ€ren PrĂ€ventions- und RehabilitationsmaĂnahmen, die frĂŒher unter dem Begriff der âKurâ subsumiert wurden. Infolge der steigenden Nachfrage nach diesen polnischen Gesundheitsleistungen seitens deutscher Patienten begannen die polnischen KurhĂ€user, deutsche Institutionen â standardisierte organisationale Strukturen und Prozesse â zu adoptieren, um sich auf die deutsche Klientel einzustellen. Auf der theoretischen Basis des Soziologischen Neoinstitutionalismus werden in der vorliegenden Arbeit die Entwicklung der Inanspruchnahme polnischer PrĂ€ventions- und RehabilitationsmaĂnahmen durch deutsche Patienten, die daraus resultierende institutionelle Adaptation der polnischen KurhĂ€user sowie deren Wahrnehmung durch deutsche GĂ€ste untersucht.
Bei dem gramnegativen Pathogen Burkholderia pseudomallei, auch bekannt als Erreger der âMelioidoseâ, handelt es sich um einen saprophytischen Bodenbewohner, der in den tropischen und subtropischen Regionen SĂŒdostasiens und Nordaustraliens endemisch verbreitet ist. Als fakultativ intrazellulĂ€rer Erreger ist B. pseudomallei neben einer Vielzahl nicht phagozytierender Zellen auch in professionellen Phagozyten zur Replikation fĂ€hig. In Makrophagen sind cytosolische NOD-like Rezeptoren (NLR) als Bestandteil der angeborenen Immunabwehr maĂgeblich an der Erkennung intrazellulĂ€rer Gefahrensignale beteiligt. Bei entsprechender Signalgebung wird durch Assemblierung eines als âInflammasomâ bezeichneten Multiproteinkomplexes die Rekrutierung und nachfolgende Autoaktivierung von Caspase-1 bewirkt. Nach Infektion mit B. pseudomallei geht die Aktivierung von Caspase-1 in Verbindung mit dem NOD-like Rezeptor Nlrp3 mit der Prozessierung und Sekretion der Cytokine IL-1ÎČ und IL-18 einher, wohingegen der Sensor Nlrc4 in erster Linie fĂŒr die Induktion einer inflammatorischen Form des Zelltodes namens âPyroptoseâ verantwortlich ist. Da der Knockout von Caspase-1 bei muriner Melioidose einen signifikanten Anstieg der MortalitĂ€tsrate nach sich zieht, sollten in der vorliegenden Arbeit Caspase-1-vermittelte Effektormechanismen gegenĂŒber B. pseudomallei nĂ€her untersucht werden. Infolge der Infektion muriner C57BL/6 Makrophagen mit B. pseudomallei wurde bereits 60 Minuten post infectionem eine Caspase-1 und -9-abhĂ€ngige Prozessierung von Caspase-7 sowie des DNA-Reparaturenzyms PARP deutlich. Als verantwortlicher Sensor ist hierbei der NOD-like Rezeptor Nlrc4 identifiziert worden. Obwohl in Caspase-1/11 knockout Makrophagen wĂ€hrend der FrĂŒhphase der Infektion keine Spaltprodukte der drei genannten Caspasen vertreten waren, konnte zu spĂ€teren Zeitpunkten eine massive Aktivierung der apoptotischen Caspasen-8, -9, -3 und -7 sowie der Stress-induzierten MAP-Kinasen JNK und p38 beobachtet werden. Vergleichende Proteomanalysen B. pseudomallei-infizierter C57BL/6 Makrophagen lieĂen ebenfalls eine verstĂ€rkte Expression proapoptotischer und proinflammatorischer SignalmolekĂŒle in Caspasen-1/11-defizienten Makrophagen erkennen. Im Gegensatz dazu wies der Knockout von Caspase-7 nach Infektion mit B. pseudomallei weder in vitro noch in vivo einen charakteristischen PhĂ€notyp auf. Im Vergleich zu B. pseudomallei konnte durch die Infektion mit der avirulenten Spezies Burkholderia thailandensis erst bei verhĂ€ltnismĂ€Ăig hohen Infektionsdosen eine sichtbare Prozessierung der Caspasen-1, -9 und -7 in C57BL/6 Makrophagen erreicht werden. DarĂŒber hinaus wurde trotz einem mit B. pseudomallei vergleichbaren Replikationsvermögen, ein geringeres MaĂ an Pyroptose in B. thailandensis - infizierten Makrophagen nachgewiesen. Zur Identifizierung, welche bakteriellen Komponenten von B. pseudomallei fĂŒr die Aktivierung von Caspase-1 verantwortlich sind, wurden zwei Deletionsmutanten der Bsa T3SS-Proteine BopE und BsaK hergestellt. Dem Bsa T3SS konnte in vorausgehenden Studien eine wesentliche Funktion fĂŒr die Virulenz von B. pseudomallei im Tiermodell zugeschrieben werden und dessen Bestandteile weisen Homologien zu den Inv/Mxi-Spa-Sekretionssystemen von S. typhimurium und S. flexneri auf. Die Aktivierung der Caspasen-1, -9 und -7 sowie die Spaltung von PARP wurde durch die Infektion muriner Makrophagen mit der Mutante des âinner rod proteinsâ BsaK vollstĂ€ndig aufgehoben, wohingegen die Mutagenese des Effektors BopE keinen Einfluss ausĂŒbte. Neben einer verminderten Freisetzung von LDH und IL-1ÎČ konnte dabei auch ein Anstieg der intrazellulĂ€ren Keimzahl in ÎBsaK-infizierten Makrophagen verzeichnet werden. DemgegenĂŒber fĂŒhrte die Verwendung einer Flagellin-Transposonmutante lediglich zu einer Reduktion der B. pseudomallei-induzierten Prozessierung der Caspase-1, -9 und -7 sowie der Spaltung von PARP. Mittels Ăberexpressionsstudien in HEK-293 Zellen konnte ferner die potentielle FĂ€higkeit des Bsa T3SS-Effektors BopE zur Aktivierung von Caspase-1 in AbhĂ€ngigkeit von der FunktionalitĂ€t der BopE-eigenen GEF-DomĂ€ne demonstriert werden. In verschiedenen in vivo Experimenten wurde gezeigt, dass ÎBsaK-infizierte BALB/c MĂ€use im Vergleich zum Wildtyp und in Verbindung mit geringen Keimzahlen in Lunge, Leber und Milz durch eine signifikant verminderte MortalitĂ€tsrate sowie eine Reduktion proinflammatorischer Mediatoren gekennzeichnet sind. Insgesamt betrachtet zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass BsaK, als strukturelle Komponente des Bsa Typ-III-Sekretionsapparates, in murinen Makrophagen sowohl fĂŒr die B. pseudomallei-induzierte Aktivierung der Caspasen-1, -9 und -7 durch das Nlrc4-Inflammasom als auch den nachfolgenden pyroptotischen Zelltod verantwortlich ist. Durch die Attenuierung der BsaK-Mutante im Mausmodell wird gleichzeitig die Bedeutung von Typ-III-Sekretionssystemen fĂŒr die Virulenz pathogener Bakterien unterstrichen.
âPlasmamedizinâ bezeichnet einen jungen und interdisziplinĂ€ren Forschungsbereich. An der Schnittstelle zwischen Physik, Biologie und Medizin werden potentielle Anwendungsmöglichkeiten physikalischer Plasmen fĂŒr medizinische Zwecke untersucht. Seit der Entwicklung nicht-thermischer, gewebekompatibler Plasmaquellen mit einer Plasmatemperatur in oder nur gering ĂŒber physiologischen Temperaturbereichen, gewinnt die Erforschung potentieller therapeutischer Einsatzmöglichkeiten am Menschen immer mehr an Bedeutung. Die Bildung von reaktiven Sauerstoff- und Stickstoffspezies, die Emission von UV-Strahlung sowie milde Hyperthermie stellen fĂŒr die Tumortherapie nutzbare Effekte dar. Die Behandlung maligner Erkrankungen ist eine der gröĂten Herausforderungen an die moderne Medizin. Beim Pankreaskarzinom und vielen weiteren Tumorerkrankungen stellen selbst geringste maligne Residuen nach chirurgischer Tumorresektion einen wichtigen Prognosefaktor dar. Auf der Suche nach geeigneten adjuvanten Therapieoptionen könnte gewebekompatibles AtmosphĂ€rendruckplasma (tissue tolerable plasma - TTP) in Zukunft eine Möglichkeit zur Reduktion von Tumorrezidiven darstellen. In der vorliegenden Arbeit wurde zunĂ€chst in vitro die Wirkung von TTP auf die humane Pankreaskarzinomzelllinie COLO 357 untersucht. Die Zellkultur-Analysen zeigten einen deutlichen Einfluss der TTP-Anwendung auf das Ăberleben der Tumorzellen. Die zellschĂ€digenden Effekte traten nicht unmittelbar, sondern im Verlauf von Tagen auf. Im AnnexinV-FITC/DAPI-Assay fĂŒhrten bereits Plasmabehandlungen von 5 bis 10 Sekunden Dauer zu einer signifikanten Apoptoseinduktion. ZellschĂ€digende Effekte nahmen bei lĂ€ngerer Plasmabehandlungsdauer zu und der Anteil apoptotischer und toter Zellen erreichte 72 Stunden nach Plasmabehandlung sein Maximum. Die Applikation von nicht ionisiertem Argon-Gas bewirkte hingegen keine signifikante ZellschĂ€digung. LĂ€ngere Behandlungsdauern bis 20 Sekunden fĂŒhrten im Propidiumiodid-Assay zu vermehrt nicht-apoptotischen Zelltod. In dieser Arbeit gelang zudem die Etablierung einer geeigneten in vivo-Methode zur Untersuchung der direkten Plasmaanwendung bei soliden Tumoren auf der Chorioallantoismembran befruchteter HĂŒhnereier im TUM-CAM-Modell. In vivo induzierte die TTP-Applikation nur in den oberflĂ€chlichen Zelllagen der Tumoren Apoptose. Es wurde jedoch eine effektive Gewebepenetrationstiefe (depth of effective tissue penetration â DETiP) von bis zu 60 ÎŒm erreicht. ZukĂŒnftig könnte der intraoperative adjuvante Einsatz von TTP bei potentiellen R1-Resektionen möglicherweise zur Tumorreduktion beitragen und somit die Prognose des Pankreaskarzinoms verbessern.
Einleitung: Die stellaren Zellen der Leber werden durch den Insulin like growth factor I (IGF-I) stimuliert. Hohe IGF-I Level vermindern die Fibrogenese und steigern die RegenerationsfĂ€higkeit der Leber. Dieser Effekt wird vor allem durch Up-Regulation des hepatischen Wachstumsfaktors (HGF) und Down-Regulation des Transforming Growth Factor ÎČ1 (TGF ÎČ1) beeinflusst. Niedrige IGF-I-Spiegel verschlechtern somit die RegenerationsfĂ€higkeit von Patienten mit einer chronischen Leberinsuffizienz. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Assoziationen zwischen eingeschrĂ€nkter Leberfunktion und IGF-I- und IGFBP-3-Serumkonzentrationen zu untersuchen. Methoden: 127 Patienten im Alter zwischen 45-60 Jahren (36 Frauen, 91 MĂ€nner) mit diagnostizierten Lebererkrankungen wurden fĂŒr die Studie rekrutiert. Als Kontrollgruppe standen 508 gesunde Probanden aus der Study of Health in Pomerania (SHIP) adjustiert nach Alter und Geschlecht zur VerfĂŒgung. In der vorliegenden Studie wurden ZusammenhĂ€nge zwischen Parametern, die eine Leberfunktionsstörung anzeigen (ALAT, ASAT, GGT, Child Pugh Score) und IGF-I- und IGFBP-3- Konzentrationen im Serum untersucht. IGF-I und IGFBP-3-Serumspiegel wurden mit automatischen Two-Site-Chemiluminszenz-Immunoassays bestimmt. Ergebnisse: Patienten mit bestehender Lebererkrankung zeigten signifikant niedrigere IGF-I- und IGFBP-3-Werte als Lebergesunde. Innerhalb der Patientengruppe waren keine signifikanten Assoziationen zwischen den TransaminaseaktivitĂ€ten und den IGF-I- und IGFBP-3-Serumspiegeln nachweisbar. Unter Zuhilfenahme des Child Pugh Scores konnte ein Zusammenhang zwischen zunehmender Verschlechterung der Leberleistung und Abnahme der IGF-1 und IGFBP-3 Werte innerhalb der Patientengruppe hergestellt werden. Patienten mit einem Child Pugh Score von C wiesen niedrigere IGF-I-Werte auf als Patienten im Stadium Child A und B. FĂŒr IGFBP-3 konnten diese Assoziation ebenfalls ermittelt werden, aber nicht statistisch signifikant. In der gepoolten Analyse aus Patienten und gesunder Kontrollgruppe wurden negative Assoziationen zwischen Aspartat-Aminotransferase- (ASAT) und Îł-Glutamyltranspeptidase-AktivitĂ€ten (GGT) und IGF-I- und IGFBP3-Serumspiegeln, sowie zwischen Alanin-Aminotransferase-AktivitĂ€t (ALAT) und IGF-I-Serumspiegeln gefunden. Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit chronischen Leberfunktionsstörungen niedrigere IGF-I- und IGFBP3-Werte aufwiesen als die Kontrollgruppe aus Lebergesunden.
Die PrĂ€valenz von Ăbergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Unter den 3- bis 17-JĂ€hrigen in Deutschland sind derzeit ca. 15% ĂŒbergewichtig und 6% adipös. Die Ursachen sind multifaktoriell und liegen neben einer genetischen PrĂ€disposition insbesondere an einer reduzierten körperlichen BetĂ€tigung und dem Konsum von Lebensmitteln mit einem hohen Energiegehalt. Aufgrund des deutlich erhöhten MorbiditĂ€ts- und MortalitĂ€tsrisikos der Betroffenen, besteht ein erheblicher Bedarf fĂŒr effektive und nachhaltige therapeutische Interventionen. Viele der bisher publizierten Untersuchungen zu GewichtsreduktionsmaĂnahmen bei Kindern und Jugendlichen mit Ăbergewicht und Adipositas belegen allerdings sehr heterogene Ergebnisse. Die therapeutischen Effekte sind oft nur marginal und nicht nachhaltig. FĂŒr die vorliegende Arbeit leiten sich aus diesen AnsĂ€tzen die Fragen ab, ob sich schon bei Beginn einer Therapie zur Gewichtsreduktion Determinanten und PrĂ€diktoren identifizieren lassen, die Aussagen zum Behandlungsergebnis ermöglichen. Es wurde untersucht, welche medizinischen, psychologischen und psychosozialen Parameter das unterschiedliche Ansprechen der Kinder und Jugendlichen mit Ăbergewicht und Adipositas auf die therapeutische Intervention und den weiteren Gewichtsverlauf determinieren. Patienten und Methoden Die vorliegende Studie beinhaltet eine Untersuchung und katamnestische Nachbefragung einer Interventionsgruppe. In der ersten Phase der Studie wurde ein geeignetes Untersuchungsprogramm entwickelt, welches die Identifikation von medizinischen, psychologischen und psychosozialen Faktoren, die in Verbindung mit einer nachhaltigen GewichtsverĂ€nderung stehen könnten, ermöglicht. Die Entwicklung des Untersuchungsprogramms erfolgte schrittweise, strukturiert und standardisiert. Anhand kleiner Kohorten wurde das Programm empirisch hinsichtlich der Anwendbarkeit sowie der testsstatistischen Kriterien, wie ReliabilitĂ€t, ValiditĂ€t und ObjektivitĂ€t ĂŒberprĂŒft. In der zweiten Phase erfolgte die multizentrische Anwendung des Untersuchungsprogramms an vier Untersuchungseinrichtungen bei 143 Kindern und Jugendlichen mit Ăbergewicht und Adipositas. 80% aller Probanden wurden in einem Zeitraum von 24 Monaten sukzessive und in definierten AbstĂ€nden nachuntersucht, um den weiteren Gewichtsverlauf zu analysieren. Ergebnisse Durch die Teilnahme am strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm kann bei Kindern und Jugendlichen mit Ăbergewicht und Adipositas auch bis zu zwei Jahren nach der Teilnahme eine signifikante Reduktion von Gewicht, BMI und BMI-SDS erzielt werden. Der BMI-SDS blieb bei 52/101 Patienten (47,3%) ein Jahr nach der Entlassung aus dem stationĂ€ren Setting konstant oder sank weiter ab. Zwei Jahre nach der Entlassung war bei 42/88 Patienten (38,2%) eine signifikante BMI-SDS Reduktion zu verzeichnen. Bei ca. 2/3 der Kinder und Jugendlichen mit Ăbergewicht und Adipositas zeigten sich pathologische VerĂ€nderungen von medizinischen und/oder laborchemischen Parametern und Risikofaktoren fĂŒr kardiovaskulĂ€re und metabolische Störungen. Signifikante Assoziationen zur VerĂ€nderung und Stabilisierung des Körpergewichts im langfristigen Verlauf nach der stationĂ€ren Behandlung zeigten die Variablen: âBerufstĂ€tigkeit der Elternâ, âdie tĂ€gliche Zeit am PCâ, âErnĂ€hrungsverhaltenâ, âSchulkonflikteâ, âAllgemeines Wohlbefindenâ, âResilienzâ, âStressbewĂ€ltigung â Suche nach sozialer UnterstĂŒtzungâ, âStrukturierter Tagesablaufâ, und âFamilienklima (Zusammenhalt)â prognostisch die gröĂte Relevanz fĂŒr eine langfristig erfolgreiche Gewichtsreduktion. Ein tendenzieller Zusammenhang lieĂ sich bei den Variablen âHerkunftsortâ, âSchulbildung des Vatersâ sowie bei der âHyperaktivitĂ€tâ feststellen. Eine individuelle Ausrichtung der Adipositastherapie bezĂŒglich dieser Determinanten, könnte dazu beitragen das langfristige Outcome deutlich zu verbessern.
Das In vitro-Testsystem der GefĂ€Ă-simulierenden Durchflusszelle (vessel-simulating flow-through cell, vFTC) ermöglicht die Untersuchung der Wirkstofffreisetzung und -verteilung aus Arzneistoff-freisetzenden Stents (drug-eluting stents, DES) zwischen dem Perfusionsmedium, dem Hydrogelkompartiment und dem in der Stentbeschichtung verbliebenden Wirkstoffanteil. Die vorliegende Forschungsarbeit hatte zum Ziel, die physikochemischen Eigenschaften des GefĂ€Ă-simulierenden Gelkörpers (ein 3 %iges Alginat-Gel) unter Erhaltung definierter Materialeigenschaften wie ElastizitĂ€t, Festigkeit und FormstabilitĂ€t der Hydrogelkompartimente unter Perfusionsbedingungen zu verĂ€ndern und den Einfluss der Einbettungsbedingungen auf die Wirkstofffreisetzung und -verteilung von mit Modellwirkstoffen-beschichteten Stents in der vFTC zu untersuchen. Die Modifizierung der physikochemischen Eigenschaften des Alginat-basierten Hydrogelkompartimentes konnte durch Integration des hydrophoben Adsorbens LiChroprepÂź RP-18 sowie durch den Austausch der wĂ€ssrigen Phase durch die o/w-Emulsion Lipofundin erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei zeigte die 5 %ige LiChroprep-Formulierung eine schnelle Gelierung, ergab formstabile Gelkörper und beobachte Auswaschungseffekte des inkorporierten Adsorbens (bei einem Masseanteil im Gel von †10 %) unter Perfusion in der vFTC blieben aus. Eine maximale Ănderungen der Verteilungseigenschaften ergab sich fĂŒr die Kombination der hydrophoben Modellsubstanz Triamteren mit dem LiChroprep-Gel (Verteilungskoeffizient von ~ 5). Im Rahmen der Freisetzungs- und Verteilungsuntersuchungen in der vFTC konnte eine Anreicherung im LiChroprep-Gel (gegenĂŒber dem Alginat-Gel) beziehungsweise eine Ănderung der Wirkstoffverteilung zwischen den Kompartimenten Freisetzungsmedium, Hydrogel und Stentbeschichtung jedoch nicht bestĂ€tigt werden. Die numerische Modellierung der experimentellen Freisetzung mittels Finite-Elemente zeigte jedoch, dass im Fall von Triamteren der Einfluss einer Gelhydrophobisierung auf die Freisetzung und Verteilung mit steigender Entleerungsgeschwindigkeit des Modellwirkstoffes aus der Stentbeschichtung zunimmt. FĂŒr die In vitro-Testung von DES in der vFTC ĂŒber einen verlĂ€ngerten Versuchszeitraum von 28 Tagen konnten geeignete, Langzeit-stabile Gelformulierungen aus Agar, Agarose, Polyacrylamid und Polyvinylalkohol gefunden werden. Diese unterschieden sich hinsichtlich ihrer Herstellungstechnik, ihren Quellungseigenschaften, ihrer makroporösen Gelstruktur, ihren Verteilungs- und Diffusionseigenschaften sowie den Materialeigenschaften, Gelfestigkeit und ElastizitĂ€t. Der Vergleich der mit Hilfe des Texture Analyser ermittelten Kraft-Deformations-Profile der Gelkörper vor und nach 28-tĂ€giger Perfusion in der vFTC zeigte, dass die untersuchten Materialeigenschaften, Festigkeit und ElastizitĂ€t, im Fall der Agarose-, Polyacrylamid- und Polyvinylalkohol-Gelkörper trotz kontinuierlicher Scherbeanspruchung durch Perfusion des Gellumens nahezu unverĂ€ndert waren. Aufgrund der schnellen und simplen Herstellungstechnik, der milden Gelierungsbedingungen, der elastischen Eigenschaften und der nahezu unverĂ€nderten mechanischen StabilitĂ€t unter Flussbedingungen in der vFTC erscheint das Agarose-Gel der vielversprechendste Kandidat der fĂŒr die vFTC neu entwickelten Gelformulierung zu sein. Die Untersuchung der Diffusions- und Verteilungseigenschaften in den Langzeit-stabilen Hydrogelkompartimenten ergab eine Gleichverteilung der hydrophoben Modellsubstanz Triamteren zwischen dem Agar-, dem Agarose- beziehungsweise dem Polyacrylamid-Gel und dem flĂŒssigem Kompartiment, wĂ€hrend fĂŒr die Polyvinylalkohol-Formulierung eine minimale Anreicherung (Verteilungskoeffizient von ~ 2) im Hydrogel gezeigt werden konnte. Die Wirkstoffdiffusion im Gel variierte von 2 x 10-4 mm2/s fĂŒr Polyvinylalkohol, 5 x 10-4 mm2/s fĂŒr Alginat und Polyacrylamid bis 8 x 10-4 mm2/s fĂŒr Agarose. Die theoretische Modellierung der experimentellen Freisetzung mittels Finite-Elemente-Methode ergab in AbhĂ€ngigkeit unterschiedlicher Entleerungsgeschwindigkeiten aus dem Wirkstoffreservoir und unter BerĂŒcksichtigung der unterschiedlichen Verteilungs- und Diffusionseigenschaften von Triamteren in den Langzeit-stabilen Hydrogelkompartimenten die schnellste Wirkstofffreisetzung in das Gel und die höchste Wirkstoffanreicherung im Gel im Fall des Polyvinylalkohol-Gelkörpers. In AbhĂ€ngigkeit unterschiedlicher Diffusionsgeschwindigkeiten in einem Modellgel (bei konstantem Verteilungskoeffizienten- und gleichbleibenden Entleerungsgeschwindigkeiten aus der Polymerbeschichtung) konnte gezeigt werden, dass die Geschwindigkeit der Wirkstofffreigabe ins Freisetzungsmedium mit steigender Wirkstoffdiffusion im Hydrogel reduziert ist. Gleichzeitig ist die Entleerungsgeschwindigkeit aus dem Wirkstoffreservoir gesenkt, wĂ€hrend der absolut ins Hydrogel eluierte Wirkstoffanteil steigt sowie terminal anschlieĂend langsamer ins Medium rĂŒckverteilt wird. So scheinen die physikochemischen Eigenschaften des Hydrogelkompartimentes im Rahmen der experimentell durchgefĂŒhrten Gelmodifikationen/Gelbildnersubstitution eine untergeordnete Rolle auf das Freisetzungs- und Verteilungsverhalten der Modellwirkstoffe aus DES in der vFTC zu spielen. Die numerischen Modellierungen der experimentellen Wirkstofffreisetzung zeigen jedoch, dass eine Ănderung der Verteilungs- und Diffusionskoeffizienten im Hydrogel und in der Stentbeschichtung zu Konzentrationsunterschieden in den Verteilungskompartimenten fĂŒhren kann. So nimmt mit zunehmender Hydrophobisierung des Hydrogelkompartimentes, mit steigender Entleerungsgeschwindigkeit aus dem Wirkstoffreservoir und einer verlangsamten Diffusion im Hydrogel der Einfluss des Hydrogelkompartimentes auf die Wirkstofffreisetzung und verteilung in der vFTC zunimmt.
Die vorliegende Arbeit beschĂ€ftigt sich mit der holozĂ€nen Landschaftsentwicklung der Mecklenburgischen Seenplatte unter dem Einfluss des Menschen. Neben eigenen geomorphologischen, bodenkundlichen und sedimentologischen Untersuchungen ergĂ€nzen geochronologische und palĂ€oökologische Analysen Dritter das verwendete interdisziplinĂ€re Methodenspektrum. Hinzu kommt die Auswertung archĂ€ologischer Funde, archivalischer Quellen und aktueller Messreihen. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse ĂŒber die holozĂ€ne Boden- und Reliefentwicklung sowie ĂŒber (palĂ€o-) hydrologische Schwankungen von Grund- und Seewasserspiegeln. Ferner ergeben sich neue Aspekte der regionalen Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte. FĂŒr den umfassenden landschaftgenetischen Ansatz konnte auf die im Vergleich zu bisherigen Studien höchste OSL-Datierungsdichte fĂŒr das nördliche Mitteleuropa zurĂŒckgegriffen werden. Neben der ĂberprĂŒfung der eigenen Daten erlaubt der Blick in die Befundsituation angrenzender Gebiete die Ableitung gesamtlandschaftlicher Aussagen zur nacheiszeitlichen Entwicklung des nordostdeutschen JungmorĂ€nengebietes. Die Diskussion ĂŒber die Wirkung natĂŒrlich-klimatischer und anthropogener EinflussgröĂen auf das landschaftliche GefĂŒge, gerade in Bezug auf die hydrologische Entwicklung bzw. die VerĂ€nderungen im regionalen GewĂ€ssernetz, erhĂ€lt eine neue profunde Datengrundlage. Zur qualitativen Gewichtung der einzelnen Faktoren innerhalb einer langzeitlichen Betrachtungsebene ist die landschaftsgenetische Differenzierung zwischen anthropogen unbeeinflussten Phasen (SpĂ€tglazial bis MittelholozĂ€n) und ZeitrĂ€umen starker anthropogener EinflĂŒsse (SpĂ€tholozĂ€n) nötig. Vor dem Hintergrund der intensiven Kulturlandschaftsentwicklung Mitteleuropas birgt die rĂ€umliche und zeitliche Varianz des anthropogenen Einflusses in der Landschaft innerhalb der letzten 1000 Jahre hierbei eine besondere methodische Herausforderung.
Etwa 1% der Frauen mit Kinderwunsch leidet an habituellen Aborten. Die Ursachen zur Genese habitueller Aborte sind vielfĂ€ltig und bei etwa 50 % aller FĂ€lle verbleibt sie unklar (ESHRE Capri Workshop Group, 2008). Im peripheren Blut betroffener Frauen ist ein erhöhtes Th-1/Th-2 ZellverhĂ€ltnis nachweisbar (Raghupathy et al., 2000). Dieser Umstand lĂ€sst eine Implikation immunologischer und inflammatorischer Prozesse in dieses Krankheitsgeschehen vermuten. Unfraktioniertes Heparin und niedermolekulare Heparine (NMHs) â Substanzen der klassischen Thromboseprophylaxe â kommen immer hĂ€ufiger in der Behandlung von habituellen Aborten mit und ohne angeborener Gerinnungsstörung zum Einsatz (Rai et al., 1997). Es gibt Hinweise darauf, dass der Benefit von Heparin dabei nicht durch seine antikoagulatorische Wirkung hervorgerufen wird, sondern auf seinen antiinflammatorischen und somit auch immunmodulatorischen Eigenschaften beruht (Young, 2008). Vor diesem Hintergrund wurden die in der vorliegenden Arbeit dargestellten in vitro Experimente durchgefĂŒhrt. Die dabei eingesetzten humanen endometrialen Stromazellen stammten aus HysterektomieprĂ€paraten. Durch die Quantifizierung von IGF-1, cAMP sowie den Dezidualisierungsmarkern IGFBP-1 und PRL konnten wir zeigen, dass unfraktioniertes Heparin und NMHs einen zeit- und dosisabhĂ€ngigen Effekt auf den Dezidualisierungsprozess in vitro ausĂŒben (Fluhr et al., 2010). In weiteren Experimenten verglichen wir die beobachteten Heparineffekte mit denjenigen heparinĂ€hnlicher Substanzen. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Effekte von Heparin auf die Dezidualisierung von ESCs unabhĂ€ngig von dessen antikoagulatorischer Wirkung sind. Sie beruhen vielmehr auf dessen Molekulargewicht und der Menge an negativer Ladung (Fluhr et al., 2011a). Die Signalwege der beiden inflammatorischen Zytokine IFN-Îł und TNF-α können durch Heparin in mechanistisch unterschiedlicher Weise beeinflusst werden. Heparin interferiert mit IFN-Îł bei der Bindung an seinen Rezeptor und verhindert dadurch die Expression des IFN-Îł induzierten Gens IRF-1 (Fluhr et al., 2011b). Weiterhin hemmt Heparin die Expression der beiden TNF-α induzierten Zytokine IL-6 und IL-8, indem es mit dem NF-ÎșB Signalweg im Zellkern interferiert (Spratte et al., unveröffentlichte Daten). Trotz immenser Verbesserungen auf dem Gebiet der Kinderwunschbehandlung in den letzten Jahren, bleibt die Behandlung von Frauen mit habituellen Aborten eine Ă€rztliche Herausforderung. Besonders weil die Datenlage zum Einsatz von Heparin bei Implantationsstörungen und habituellen Aborten nicht eindeutig ist (Badawy et al., 2008; Clark et al., 2010). Auf dem Gebiet der Grundlagenforschung mĂŒssen deshalb neue Erkenntnisse gewonnen werden, welche die Basis fĂŒr weitere klinische Studien mit standardisierten Bedingungen und somit vergleichbaren Ergebnissen darstellen.
JĂ€hrlich erkranken in Deutschland mehr als 70 000 Menschen an einem Kolorektalen Karzinom (KRK). Es ist damit einesder hĂ€ufigsten Malignome in Deutschland. Die Prognose einer am KRK erkrankten Person ist stark abhĂ€ngig vom Stadium des Tumors zum Zeitpunkt der Entdeckung. Eine frĂŒhzeitige Diagnosestellung ist entscheidend fĂŒr den gesamten weiteren Verlauf. Aufgrund der hĂ€ufig langen Symptomlosigkeit des KRK sind FrĂŒherkennungsuntersuchungen daher von besonderer Bedeutung. Eine Methode, die sich in den letzten Jahren als Goldstandard etabliert hat, ist die Koloskopie. Seit Oktober 2002 gehört sie in Deutschland zu den von den Krankenkassen finanzierten Screeninguntersuchungen. Die besondere Bedeutung der Koloskopie steht im Zusammenhang mit der Pathogenese des KRK. Ein GroĂteil aller KRK entsteht aus zunĂ€chst gutartigen Epitheldysplasien, den Adenomen. Mit Hilfe der Koloskopie können KRK sowie Adenome erkannt und Adenome durch eine in derselben Sitzung mögliche Polypektomie entfernt werden. Das KRK kann so nicht nur frĂŒhzeitig diagnostiziert, sondern bereits seine Entstehung verhindert werden. Bis zum Jahr 2007 nahmen rund 2,9 Mio. der Berechtigten eine Screeningkoloskopie in Anspruch. Die kumulierten Teilnahmeraten der Jahre 2002 bis 2007 lagen bei 14,2 % (MĂ€nner) bzw. 15,8 % (Frauen).Angesichts dieser nur geringen Teilnahmeraten stellte sich die Frage nach den Ursachen der eingeschrĂ€nkten Inanspruchnahme. In vorliegender Studie wurden die GrĂŒnde und beeinflussenden Faktoren der Nicht-Inanspruchnahme mit Hilfe qualitativer Methodik untersucht. Erhebungsinstrumente waren ein halbstrukturiertes Interview auf Grundlage eines Interviewleitfadens sowie ein ergĂ€nzender Fragebogen zu demographischen Merkmalen. Inhaltlich stĂŒtzte sich der Leitfaden auf den Health Action Process Approach (HAPA)- eines von Ralf Schwarzer entwickelten Modells zur ErklĂ€rung von VerhaltensĂ€nderungen. Entscheidend fĂŒr dieses Modell ist die Unterteilung einer VerhaltensĂ€nderung in zwei Phasen. In der zunĂ€chst ablaufenden Motivationsphase kommt es durch EinflĂŒsse der Risikoerwartung, Selbstwirksamkeitserwartung sowie Handlungsergebniserwartung zur Bildung einer Intention, die in der anschlieĂenden Volitionsphase in die entsprechende Handlung umgesetzt wird. Bei Erstellung des Interviewleitfadens lag ein besonderes Augenmerk auf den beeinflussenden Faktoren der Motivationsphase. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Handlungsergebniserwartung mit Erfragung von konkreten Barrieren und Vorteilen. Die Selbstwirksamkeitserwartung wurde auĂerdem in dem ergĂ€nzenden Fragebogen erfasst. Die Befragungen fanden in Hausarztpraxen in der lĂ€ndlichen Umgebung von Greifswald, im UniversitĂ€tsklinikums Greifswald sowie in Privathaushalten in der Umgebung von Dresden statt. Insgesamt wurden 60 Personen interviewt, 50 Interviews wurden in die Auswertung einbezogen. Eingeschlossen wurden Personen ab 55 Jahren ohne KRK in der Eigenanamnese, bei denen noch keine Koloskopie durchgefĂŒhrt worden war. Bis auf eine Person befanden sich alle Interviewteilnehmer bezĂŒglich einer Koloskopieteilnahme in der Motivationsphase oder hatten sich noch nicht mit der Screeningkoloskopie auseinander gesetzt. Die GrĂŒnde der geringen Teilnahme sind daher in erster Linie im Zusammenhang mit prĂ€intentionalen Faktoren zu suchen. Dabei zeigte sich eine insgesamt hohe allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung, wĂ€hrend die Risikoerwartung der Interviewteilnehmer gering war. Bei den konkret genannten Barrieren spielten vor allem emotional-kognitive Faktoren eine Rolle. Organisatorische Hindernisse wurden als weniger bedeutsam empfunden. Die mit Abstand am hĂ€ufigsten erwĂ€hnte Barriere war âSymptomlosigkeitâ, gefolgt von âVerdrĂ€ngungâ, âunangenehme Untersuchungâ, âSorge/Angst vor dem Ergebnisâ sowie âkeine Arztempfehlungâ. Vorteile der Untersuchung wurden deutlich weniger genannt, wobei âBeruhigungâ und âWissenâ im Vordergrund standen. Der Hauptvorteil der Koloskopie, die Verhinderung des KRK durch Polypektomie, wurde von keinem der Befragten erwĂ€hnt. Insgesamt wiesen sowohl die konkreten Barrieren als auch die Antworten auf die Fragen zum KRK und der Koloskopie sowie die genannten Vorteile auf einen unzureichenden bzw. falschen Wissensstand hin. DarĂŒber hinaus waren wĂ€hrend der Interviews deutliche VerdrĂ€ngungstendenzen durch eine automatische Assoziation der Koloskopie mit Tabuthemen wie Krankheit und Tod zu verzeichnen. Zusammenfassend findet sich mit der vorliegenden Stichprobe eine Personengruppe mit gröĂtenteils fehlender Intention bezĂŒglich einer Teilnahme an einer Screeningkoloskopie, womit eine wichtige Voraussetzung fĂŒr eine Handlung nicht gegeben ist. Als HauptgrĂŒnde der fehlenden Intentionsbildung sind dabei Faktoren im Zusammenhang mit einem unzureichenden Wissensstand sowie VerdrĂ€ngungstendenzen zu sehen.
Fragestellung: Studien zum GlĂŒcksspiel unter Jugendlichen berichten eine KomorbiditĂ€t des problematischen GlĂŒcksspiels mit dem Substanzkonsum. ZuÂdem gibt es Hinweise auf eine Assoziation zwischen problematischem GlĂŒcksspiel und problematischem Computerspiel. Angesichts dieser Tatsache stellt sich die Frage, ob jugendliche Konsumenten substanzgebundener bzw. substanzungebundener Suchtmittel gemeinsame personale Risikofaktoren aufweisen. In einer ersten Fragestellung dieser Arbeit werden KomorbiditĂ€t und personale RisikoÂfaktoren des problematischen GlĂŒcks- und Computerspiels sowie des Substanzkonsums unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen untersucht. Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass Jugendliche im VerÂgleich zu Erwachsenen deutlich hĂ€ufiger von problematischem GlĂŒcksspiel beÂtroffen sind. Dabei ist ein frĂŒher Einstieg in das GlĂŒcksspiel mit der Entwicklung spĂ€teren problematischen Spielverhaltens assoziiert. Dies verdeutlicht die NotÂwendigkeit primĂ€rprĂ€ventiver MaĂnahmen, die vor dem Erstkonsum ansetzen, mit dem Ziel, den Einstieg in das GlĂŒcksspiel zu verhindern bzw. zu verzögern, um der Entwicklung problematischen Spielverhaltens wirksam vorzubeugen. Die zweite Fragestellung dieser Arbeit befasst sich mit der Prozess- und ErgebnisÂevaluation eines Programms zur PrimĂ€rprĂ€vention jugendlichen GlĂŒcksspiels fĂŒr das schulische Setting. Methode: Zur Untersuchung der KomorbiditĂ€t und personaler Risikofaktoren des problematischen GlĂŒcks- und Computerspiels sowie des Substanzkonsums wurden in einer Querschnittstudie 2.553 SchĂŒler und BerufsschĂŒler im Alter von 12 bis 25 Jahren mittels eines Fragebogens befragt. Es wurden problematisches GlĂŒcks- und Computerspiel, Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum sowie 12 personale Risikofaktoren erfasst. âVernetzte www.Weltenâ ist ein Programm zur PrimĂ€rprĂ€vention jugendliÂchen GlĂŒcksspiels fĂŒr den Einsatz in den Klassenstufen 6 und 7. Die Evaluation des Programms erfolgte im Rahmen einer cluster-randomisierten KontrollÂgruppenstudie, an der 27 Schulen mit insgesamt 102 Klassen und 2.109 SchĂŒlern im Alter von 10 bis 15 Jahren teilnahmen. Die Schulen wurden per Zufall der Kontroll- bzw. Interventionsbedingung zugewiesen. In der InterÂventionsgruppe wurde âVernetzte www.Weltenâ durch geschulte LehrkrĂ€fte umÂgesetzt, in der Kontrollgruppe erfolgte keine spezifische Intervention. FĂŒr die Prozessevaluation bewerteten LehrkrĂ€fte und SchĂŒler der Interventionsgruppe die Unterrichtseinheiten auf einem anonymen RĂŒckmeldebogen. Zur ĂberprĂŒÂfung der Programmeffekte (Ergebnisevaluation) wurden die SchĂŒler der InterÂventions- und Kontrollgruppe zweimalig mit einem Fragebogen zu ihrem GlĂŒcksÂspielverhalten, ihrem Wissen und ihren Einstellungen zum GlĂŒcksspiel befragt. Ergebnisse: Es zeigte sich eine signifikante KomorbiditĂ€t zwischen dem Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum, zwischen problematischem GlĂŒcksspiel und allen drei Formen des Substanzkonsums sowie zwischen problematischem GlĂŒcksspiel und problematischem Computerspiel. Hinsichtlich gemeinsamer personaler Risikofaktoren waren problematische GlĂŒcksspieler eher mit SubstanzÂkonsumenten als mit problematischen Computerspielern vergleichbar. Das Programm âVernetzte www.Weltenâ wurde durch die SchĂŒler und LehrkrĂ€fte durchgĂ€ngig gut bewertet. Es ergaben sich signifikante ProgrammÂeffekte hinsichtlich eines Zuwachses an Wissen zum GlĂŒcksspiel (β = 0,08; 95% KI: 0,05-0,11; d = 0,18), einer Verringerung problematischer Einstellungen zum GlĂŒcksspiel (β = -0,13; 95% KI: -0,18-(-0,08); d = 0,15) sowie einer verrinÂgerten GlĂŒcksspielteilnahme (OR = 0,58; 95% KI: 0,36-0,95; d = 0,02). Diskussion: Die Ergebnisse bestĂ€tigen die KomorbiditĂ€t des problematischen GlĂŒcksspiels mit dem Substanzkonsum im Jugendalter. ZusĂ€tzlich wurde eine vergleichbar hohe KomorbiditĂ€t des problematischen GlĂŒcksspiels mit dem problematischen Computerspiel festgestellt. Die Befunde hinsichtlich personaler Risikofaktoren sprechen jedoch nicht dafĂŒr, dass Jugendliche, die durch SubstanzÂkonsum sowie durch problematisches GlĂŒcks- und Computerspiel betroffen sind, ein gemeinsames Muster personaler Risikofaktoren aufweisen. In kĂŒnftigen Studien sollte ein breiteres Spektrum an potentiellen Risikofaktoren betrachtet werden. Um Kausalaussagen treffen zu können, sind prospektive LĂ€ngsschnittstudien notwendig. Die Ergebnisse der Evaluation des PrĂ€ventionsprogramms âVernetzte www.Weltenâ sprechen fĂŒr die Umsetzbarkeit sowie fĂŒr eine gute Akzeptanz bei den Adressaten. Das Programm ist geeignet, das Wissen zum GlĂŒcksspiel zu vertiefen, problematische Einstellungen zum GlĂŒcksspiel zu verringern sowie die aktuelle Spielteilnahme zu reduzieren. Allerdings handelt es sich lediglich um kurzzeitige Programmeffekte. Um zu prĂŒfen, ob eine Teilnahme an âVernetzte www.Weltenâ tatsĂ€chlich langfristig Einfluss auf das GlĂŒcksspielverhalten Jugendlicher nimmt, sind Langzeit-Katamnesen unerlĂ€sslich
Durch die EinfĂŒhrung des pauschalisierten Entgeltsystems G-DRG-System ist der Kostendruck auf die Leistungserbringer im Gesundheitssystem stark gestiegen. Die Abrechnung anhand von diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG), die eine VergĂŒtung auf der Basis der mittleren Kosten in Deutschland (Kalkulationsstichprobe) gewĂ€hrt, kann bei besonders aufwĂ€ndigen FĂ€llen in der Gastroenterologie eine Unterfinanzierung bedingen. In einer retrospektiven-prospektiven Vergleichsstudie haben wir untersucht, ob dies auch fĂŒr das Krankheitsbild der dekompensierten Leberzirrhose zutrifft. Retrospektiv wurden 64 FĂ€lle aus dem Jahr 2006 mit der Diagnose dekompensierte Leberzirrhose (ICD-Code K 76.4) hinsichtlich Liegedauer, Erlös sowie Child- und MELD-Score untersucht (Patientenalter 57 ± 12,9, MĂ€nner 69,2 %, Frauen 29,8 %). Im Jahr 2008 wurden 74 FĂ€lle mit der Aufnahmediagnose dekompensierte Leberzirrhose in einer prospektiven Studie nach einem standardisierten evidenzbasierten Behandlungsplan behandelt (Patientenalter 57 ± 12,2; MĂ€nner 73 %, Frauen 27 %). Trotz eines Trends zur Reduktion der durchschnittlichen Verweildauer (retrospektiv: 13,6 ± 8,6, prospektiv 13,0 ± 7,2, p = 0,85) zeigte sich eine Unterdeckung der nach InEk ermittelten Arzneimittelkosten gegenĂŒber der auf Grundlage des evidenzbasierten Behandlungsplans erhobenen Kosten. Der prozentuale Anteil der Arzneimittelkosten am Erlös stieg signifikant mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung an. FĂŒr beide Kalenderjahre konnte eine inverse Korrelation zwischen dem tagesbezogenen Erlös und dem klinischen Schweregrad belegt werden. FĂŒr eine kostendeckende stationĂ€re Behandlung und Sicherung der BehandlungsqualitĂ€t von Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose ist eine Anpassung der VergĂŒtung anhand etablierter Parameter wie Child- oder MELD-Score erforderlich.
Die Dissertation befasst sich in vier Studien mit den Auswirkungen von Flucht und Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges auf die LebensqualitĂ€t und die psychische Gesundheit im Alter. Basierend auf der Theorie der Kumulativen Ungleichheit wird postuliert, dass frĂŒhe Lebensereignisse ĂŒber die Kumulation von Risiken, aber auch Ressourcen einen Einfluss auf die LebensqualitĂ€t und psychische Gesundheit im Alter haben. Die Kohorte ehemals Vertriebener erfuhr eine Vielzahl von Benachteiligungen und ein erhöhtes AusmaĂ an Traumata wĂ€hrend der Flucht und Vertreibung, was mit einer Kumulation weiterer Risiken im Lebensverlauf einhergeht. Als gesundheitspsychologische Variablen werden die subjektive globale sowie gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t untersucht, welche sowohl aus aktueller als auch retrospektiver Sicht betrachtet werden. Es wird angenommen, dass Vertreibung mit einer Kumulation von Risiken im Lebensverlauf einhergeht und die subjektive globale LebensqualitĂ€t sowie die gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t beeinflusst. Hinsichtlich der psychischen Gesundheit weisen ehemals Vertriebene eine erhöhte psychische Belastungssymptomatik im Alter auf. Es wird angenommen, dass der Vertreibungsstatus als PrĂ€diktor fĂŒr das Vorliegen psychischer Belastung im Alter dient. Die Folgen der Vertreibung manifestieren sich in einer reduzierten gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t und einer erhöhten psychischen Belastung im Alter. Laut der Theorie der Kumulativen Ungleichheit hat der Zeitpunkt der Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges Auswirkungen auf den Lebensverlauf einer Person. Aufgrund der unterschiedlichen kognitiven und emotionalen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird angenommen, dass die psychische Belastung im Alter abhĂ€ngig vom Alter zum Zeitpunkt der Vertreibung ist. Es konnte gezeigt werden, dass Vertriebene trotz der reduzierten gesundheitsbezogenen LebensqualitĂ€t keine Unterschiede in der subjektiven LebensqualitĂ€t mit Vergleichsgruppen aufweisen, was den Annahmen des disability paradox bzw. dem Wohlbefindensparadox entspricht. Die subjektive und die gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t basieren auf unterschiedlichen Kriterien, zwischen denen aufgrund von Adaptionsprozessen zunĂ€chst kein Zusammenhang besteht. Ăber das Prinzip der Homöostase wird eine hohe subjektive LebensqualitĂ€t aufrechterhalten, auch wenn körperliche EinschrĂ€nkungen die gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t beeintrĂ€chtigen. Die Vertriebenen der untersuchten Stichproben verfĂŒgen ĂŒber sehr gute Anpassungsprozesse und eine hohe LebensqualitĂ€t. Die Theorie der Kumulativen Ungleichheit postuliert neben kumulierenden Nachteilen auch Wendepunkte, persönliche Entscheidungen und Handlungen sowie mobilisierbare Ressourcen, die den Lebenslauf positiv beeinflussen. Das Fehlen von Unterschieden kann auf eine relativ hohe LebensqualitĂ€t im Alter, stetige Anpassungsprozesse, soziale und temporale Vergleiche, positive Verzerrung von EinschĂ€tzungen im Alter oder der verĂ€nderten Populationszusammensetzung aufgrund erhöhter MortalitĂ€t besonders vulnerabler Individuen zurĂŒckgefĂŒhrt werden. Die Mobilisierung von Ressourcen in Form von Anpassungsprozessen oder Lebenseinstellungen können die negativen Auswirkungen von Vertreibung im frĂŒhen Lebensalter kompensieren. Im Sinne des erfolgreichen Alterns kann eine hohe LebensqualitĂ€t als MaĂ fĂŒr die Anpassung an Schwierigkeiten wĂ€hrend des Lebensverlaufs sowie die zunehmenden EinschrĂ€nkungen im Alterungsprozess betrachtet werden. Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges ist ein Risikofaktor, der im Kontext multipler, ĂŒber den Lebensverlauf wirkender Einfluss- und Risikofaktoren untersucht werden sollte. Der Lebensverlauf sowie der Alterungsprozess sind komplex, inter- und intraindividuell verschieden und mĂŒssen im Kontext historischer Ereignisse gesehen werden. Die zukĂŒnftige Forschung zur Förderung und Aufrechterhaltung der Gesundheit ĂŒber den Lebensverlauf ist herausgefordert, Risiken sowie Ressourcen und Anpassungsprozesse ĂŒber den Lebensverlauf zu identifizieren, den Beitrag einzelner PrĂ€diktoren zu bestimmen und deren Wechselwirkungen zu untersuchen.
Neurogenese in adulten Ratten ist vor allem in der Subventrikularzone und im Gyrus dentatus des Hippocampus aktiv und kann durch gezielte Aktivierung nach einem Schlaganfall zu einer verbesserten FunktionalitĂ€t fĂŒhren. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, ob auch in gealterten Ratten eine Stimulation der endogenen Neurogenese nach Schlaganfall die Erholung verbessert. Dazu wurde das Neurogenese-verstĂ€rkende Pentylentetrazol zum ersten Mal auf seine Wirkung nach Schlaganfall in einem gealterten Tiermodell untersucht. Dazu wurde in 12-Monate alten Sprague-Dawley-Ratten eine transiente fokale IschĂ€mie per Okklusion der mittleren Hirnschlagader (MCAO) ausgelöst und die endogene Neurogenese mit subkonvulsivem Pentylentetrazol verstĂ€rkt. Die funktionelle Erholung wurde mit mehreren Verhaltenstests ĂŒber einen Zeitraum von sieben Wochen ĂŒberwacht. Nach dem Ablauf des Ăberlebenszeitraums wurde von den gewonnenen Hirngeweben eine globale Genexpressionsanalyse vom Infarktareal sowie immunhistochemische FĂ€rbungen fĂŒr Zellproliferation und neuronale VorlĂ€uferzellen im Infarktgebiet und der ipsilateralen Subventrikularzone durchgefĂŒhrt. Die Verhaltenstests Acht-Arm-Labyrinth und SchrĂ€ge zeigten eine signifikant verbesserte Erholung bei Tieren mit postischĂ€mischer Pentylentetrazolbehandlung. Die immunhistochemische FĂ€rbung fĂŒr den Neurogenese-Marker Doublecortin ergab eine signifikante Steigerung der Neuroblastenanzahl in der Subventrikularzone. Im Infarktkerngebiet konnte signifikant mehr beta-3- Tubulin-positives axonales Aussprossen detektiert werden. Die globale Genexpressionsanalyse wies auf signifikante VerĂ€nderungen von Genen der Inflammationsreaktion und der Neurogenese hin. Insgesamt zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass eine postischĂ€mische Stimulation der Neurogenese mit Pentylentetrazol auf die funktionelle Erholung einen positiven Einfluss hat.
Die neuronale Steuerung des Zeichnens umfasst Aufmerksamkeitsprozesse, koordinierte Bewegungen der HĂ€nde und Augen und einen stĂ€ndigen Abgleich des Gezeichneten mit dem Original. Motivation fĂŒr diese Studie war, herauszufinden welche Gehirnareale beim Vorgang des Portraitzeichnens aktiviert werden. Wir haben fĂŒr unsere Studie 20 Studenten rekrutiert, die alle keine nĂ€here Erfahrung mit dem Zeichnen hatten. WĂ€hrend der Messungen mit dem MRT-GerĂ€t haben die Teilnehmer verschiedene Portraits abgezeichnet. Um mögliche Unterschiede zwischen der Art und Weise des Zeichnens zu untersuchen, haben wir die Aufgaben variiert. So sollten die Teilnehmer das ihnen dargebotene Gesicht in einer Hauptbedingung so genau wie möglich (naturalistisch) zeichnen. Die zweite Hauptaufgabe bestand darin, ein Gesicht zu skizzieren, um die Charakteristika eines Gesichtes dazustellen. Als Kontrollbedingungen haben wir die Aufgaben âAnsehen des Gesichtesâ und âNachziehen der Konturenâ gewĂ€hlt. Wie schon in Ă€hnlichen vorausgegangenen Studien gezeigt wurde, erwarteten auch wir Aktivierungen, welche primĂ€r und sekundĂ€r motorische und somatosensorische sowie visuelle Areale umfassen. Weiterhin vermuten wir, dass Gebiete aktiv sind, die den Abgleich des Gezeichneten mit dem Original erfordern. MutmaĂlich könnte das naturalistische Zeichnen vermehrt Aktivierungen in visuellen und somatosensorischen Arealen aufweisen, da hier ein erhöhter Abgleich mit dem Objekt stattfindet. Das skizzierende Zeichnen dagegen könnte verstĂ€rkt Gebiete in prĂ€frontalen Gebieten anregen, da hierbei eher planerisch-gestalterisches Denken ablaufen sollte. Da nur wenige Studien vorliegen, die sich mit dem Zeichnen von Gesichtern beschĂ€ftigt haben, erhoffen wir uns durch unsere Studie dazu beizutragen, einen besseren Ăberblick ĂŒber Gebiete zu bekommen, die bei der Wahrnehmen und dem zeichnerischen Wiedergeben von Gesichtern von Bedeutung sind.
Die motorische LeistungsfĂ€higkeit nimmt mit steigendem Alter ab. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass cerebrale Mehraktivierungen, die bei Ă€lteren Menschen beobachtet werden, die altersbedingten Defizite kompensieren können. Jedoch ist nicht bekannt, ob gesteigerte Aktivierung â besonders in motorischen Regionen der kontralateralen und ipsilateralen HemisphĂ€re â effektiv zu motorischer Leistung beitragen oder ob diese Ausdruck einer ineffektiven Anpassung an altersbedingte Defizite des motorischen Systems sind und somit einer neuronalen Dedifferenzierung entsprechen. Wir untersuchten diese Frage in Gruppen von jungen und alten Probanden anhand unterschiedlich komplexer motorischer Paradigmen. Diese umfassten einfache Paradigmen (passive Bewegungsschiene, Faustschlussbewegungen in 1 Hz und in individuell maximaler Frequenz) sowie komplexe Paradigmen eines somatosensorisch gefĂŒhrten Fingerfertigkeitstests und einer visuellen NachfĂŒhraufgabe. In der Gruppe der Ă€lteren Probanden waren die Hirnaktiverungen generell gesteigert, vor allem in den primĂ€ren und sekundĂ€ren Arealen der ipsilateralen HemisphĂ€re. Die Gruppe der jungen Probanden zeigte fokussierte Mehraktivierungen im kontralateralen primĂ€r motorischen Kortex wĂ€hrend des Fingerfertigkeitstests. WĂ€hrend des komplexen Paradigmas der Fingerfertigkeit war das Leistungsniveau der Gruppen vergleichbar. Korrelationen zwischen motorischer Leistung und den fMRT Aktivierungen wurden durchgefĂŒhrt. Die Ă€lteren Probanden zeigten eine negative Korrelation in der ipsilateralen SMA und im ipsilateralen SM1. Die jungen Probanden zeigten eine positive Korrelation in der kontralateralen SMA und dem kontralateralem SM1. In der ersten Studie konnte gezeigt werden, dass die gesteigerte cerebrale Rekrutierung eine ineffektive Antwort auf eine altersbezogen gesteigerte Schwierigkeit der Aufgabe darstellt und nicht als effektiver Weg angesehen werden kann, altersbezogene Defizite des motorischen Systems zu ĂŒberwinden. Eine weitere Gruppe von Probanden, die sich durch cerebrale Mehraktivierungen auszeichnen, sind Schlaganfallpatienten. Gesteigerte Aktivierungen sind dabei oft Ausdruck schlechter motorischer Restitution und mit schlechten Rehabilitationserfolgen assoziiert. FĂŒr die Vorhersage des Rehabilitations-Potentials nach Schlaganfall spielen sowohl die strukturelle als auch die funktionelle IntegritĂ€t der absteigenden motorischen Bahnen eine gewichtige Rolle. Die zweite Studie untersuchte das VerhĂ€ltnis zwischen Biomarkern cerebraler Bildgebung auf Ebene der Capsula interna in der kontra- und ipsilateralen HemisphĂ€re und der Handfunktion bei Schlaganfallpatienten, die eine fast vollstĂ€ndige Restitution der motorischen Funktion erfahren hatten. Die fraktionale Anisotropie und das VerhĂ€ltnis der Bahnen in den HemisphĂ€ren des posterioren Schenkels der Capsula interna wurden durch diffusionsgewichtete MRT Messungen bestimmt. Die funktionelle IntegritĂ€t der kortikospinalen Bahnen wurde mittels Transcranieller Magnetischer Stimulation (TMS) gemessen. Patienten mit geringer MEP-Amplitude zeigten hier eine abgeschwĂ€chte Handkraft und vermehrte Aktivierung des primĂ€r motorischen Kortex der betroffenen HemisphĂ€re. Bei einer Gruppe von chronischen Schlaganfallpatienten mit subkortikalen ischaemischen Insulten wurden mittels fMRT die Hirnaktivierungen wĂ€hrend der Paradigmen einer passiven Bewegungsschiene und Faustschlussbewegungen in 1Hz und individuell maximaler Frequenz gemessen. Asymmetrische Verteilung der subkortikalen Bahnen zwischen den HemisphĂ€ren war mit schlechterer Handfertigkeit und mit gesteigerter Aktivierung des dorsalen PrĂ€motorischen Kortex der kontralĂ€sionalen HemisphĂ€re wĂ€hrend der anspruchsvollen Handparadigmen assoziiert. Aus den Ergebnissen der Studie kann man die Möglichkeit einer vorteilhaften Reorganisation der ipsilĂ€sionalen sekundĂ€r motorischen Regionen ableiten, die auf gesteigerte Anforderungen nach Affektion der kortikospinalen Bahnen durch subkortikale SchlaganfĂ€lle zurĂŒckzufĂŒhren ist.
Hintergrund: FĂŒr die EinschĂ€tzung der Notwendigkeit einzelner HygienemaĂnahmen im Vergleich zwischen Hygienepersonal und chirurgisch tĂ€tigen Ărzten ist in der Literatur kein Messinstrument beschrieben. Der Vergleich dieser beiden Gruppen erschien von Interesse, da sich daraus AnsĂ€tze ergeben, was in der Aus- und Weiterbildung der BerĂŒcksichtigung bedarf. Methode: Es wurde nach einer Möglichkeit gesucht, bei der möglichst viele FachkrĂ€fte beider Berufsgruppen gleichzeitig anzutreffen sind. HierfĂŒr erschienen vor allem Kongresse der jeweiligen Berufsgruppe geeignet zu sein. Der theoriegeleitete selbstentwickelte Fragebogen wurde daraufhin auf dem 10. Internationalen Kongress der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Krankenhaushygiene und auf dem 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Chirurgie verteilt. AuĂerdem wurden 100 Fragebogen an die Fachabteilungen Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie und OrthopĂ€die von 8 Kliniken in Deutschland verteilt. Ergebnisse: Von insgesamt 1200 Fragebögen wurden 109 Fragebögen korrekt und vollstĂ€ndig ausgefĂŒllt zurĂŒckgegeben und konnten in die Arbeit einflieĂen. Das entspricht einer Ausschöpfungsquote von 9.4 %. Mithilfe der Datenanalyse konnte gezeigt werden, dass HygienefachkrĂ€fte im Durchschnitt die HygienemaĂnahmen als wichtiger einstufen als das von Ărzten vorgenommen wird. Es wiesen allerdings nicht alle 30 Items des Fragebogens signifikante Unterschiede zwischen den beiden untersuchten Gruppen auf. Die Dienstjahre hatten nur bei den beiden Items âatraumatisches Arbeitenâ und âNarkosefĂŒhrungâ einen signifikanten Einfluss auf die Bewertung. Im Vergleich der beiden Berufsgruppen zueinander stellte sich heraus, dass es signifikante Unterschiede in der EinschĂ€tzung der Bewertung einzelner HygienemaĂnahmen zwischen HygienefachkrĂ€ften und allen Ărzten, unabhĂ€ngig ob Chefarzt, Oberarzt, Facharzt oder Assistenzarzt, gibt. Es zeigte sich, dass HygienefachkrĂ€fte nicht alle abgefragten Items fĂŒr wichtiger einstuften als Ărzte dies taten. Lediglich 11 der insgesamt 30 Items wurden von HygienefachkrĂ€ften als wichtiger eingestuft. Schlussfolgerung: In der Arbeit wurde ein Messinstrument erprobt, das eine Basis fĂŒr weitere Untersuchungen auf dem Gebiet der Hygiene sein könnte. Allerdings sollte es noch optimiert werden und eventuell bis dahin neu auftretende Problematiken sowie Themen im Bereich der Hygiene berĂŒcksichtigen. Es konnte in dieser Arbeit die Soll-Ist-Diskrepanz aufgezeigt werden, woraus sich Implikationen sowohl fĂŒr die Forschung als auch fĂŒr die tĂ€gliche Arbeit in Kliniken und Praxen am Patienten ableiten lassen. Insgesamt lĂ€sst sich festhalten, dass HygienemaĂnahmen stĂ€ndig an Bedeutung gewinnen. So ist neben der ethischen und sozialen Komponente vor allem auch die politische und ökonomische Relevanz nicht zu unterschĂ€tzen. Kosteneinsparungen und Personalmangel fĂŒhren dabei tĂ€glich zu neuen Herausforderungen.
Hintergrund: LOX-1, ein Rezeptor fĂŒr oxidiertes Low-Density Lipoprotein, wird von Endothelzellen, Makrophagen, vaskulĂ€ren glatten Muskelzellen und anderen Zellen exprimiert. Seine Expression kann durch oxidiertes LDL (oxLDL), Angiotensin II, inflammatorische Zytokine (zum Beispiel Tumornekrose-Faktor alpha), ScherkrĂ€fte am Endothel und andere Faktoren induziert werden. LOX-1 ist bei der Entstehung von oxidativem Stress und der endothelialen Dysfunktion beteiligt und trĂ€gt vermutlich zur InstabilitĂ€t von atherosklerotischen Plaques bei, was bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit zum akuten Koronarsyndrom fĂŒhren kann. Material und Methoden: Untersucht wurden Atherektomieproben von 37 Patienten (Alter 62,5 ± 9,7 Jahre, Body-Mass-Index 28,6 ± 5,3 kg/m2), die sich zwischen Juli 2001 und April 2005 wegen Brustschmerzen/Angina pectoris einer medizinisch indizierten Koronarangiographie mit in gleicher Sitzung durchgefĂŒhrter Direktionaler koronarer Atherektomie (DCA) in der Klinik fĂŒr Innere Medizin B der UniversitĂ€tsmedizin Greifswald unterzogen hatten. Die in der DCA gewonnenen Atherektomieproben wurden sofort in flĂŒssigem Stickstoff schockgefroren, am Kryotom (Leica C19) ohne aufzutauen geschnitten (Schnittdicke 5 Mikrometer) und mit HĂ€matoxylin/Eosin (H.E.), Ălrot O (fĂŒr Lipide), Elastica-van Gieson (fĂŒr Kollagen) und von-Kossa (fĂŒr Verkalkungen) gefĂ€rbt. Die LOX-1 Expression wurde durch ein Immunfluoreszenz-Verfahren mit einem polyklonalen Kaninchenantikörper, der gegen die AminosĂ€uren 143 bis 273 des humanen LOX-1 Proteins gerichtet war, und einem FITC-markierten SekundĂ€rantikörper nach dem ELISA-Prinzip (Enzyme-linked immunosorbent Assay) nachgewiesen. Die digitalen Aufnahmen wurden mit Corel PHOTO-PAINT 12, Scion Image und SigmaPlot 11 analysiert. Die LOX-1 SignalintensitĂ€ten wurden mit dem in der Koronarangiographie ermittelten Stenosegrad der betreffenden Plaques, dem Lipidgehalt in der Plaque und anderen Patientenparametern (z.B. Vorliegen eines akuten Koronarsyndroms) verglichen. Zur statistischen Analyse wurde der Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman bestimmt und der Mann-Whitney-Rank-Test durchgefĂŒhrt. Ergebnisse: Die LOX-1 Expression korrelierte mit dem Lipidgehalt der humanen koronaren Atherektomieproben, jedoch im Mittel statistisch nicht signifikant (p=0,056). Im Trend war die LOX-1 Expression in den Proben von Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom (n=11), bei MĂ€nnern (n=26) und Rauchern (n=15) höher und in Patienten, die HMG-CoA-Reduktase-Hemmer einnahmen (zum Beispiel Simvastatin), niedriger (n=16). Keine Korrelationen fanden sich zwischen LOX-1 Expression und Stenosegrad, Plaquelokalisation, Alter, Body-Mass-Index, Arterieller Hypertonie (n=31), Diabetes mellitus Typ II (n=9) und DyslipoproteinĂ€mie (n=32). Schlussfolgerungen: Die LOX-1 Expression in atherosklerotischen Plaques ist positiv mit dem Lipidgehalt der Plaques assoziiert und ist im Trend höher in Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom. Eine hohe LOX-1 Expression in atherosklerotischen Plaques könnte zu deren InstabilitĂ€t somit zum Auftreten eines akuten Koronarsyndroms beitragen. Die Senkung des LDL-Angebots in der Arterienwand und Wege zur Plaquestabilisierung bei manifester Atherosklerose bleiben wichtigste Therapieziele.
In der vorliegenden Arbeit wurde die Gewebeexpression und Lokalisation dreier TRP KanĂ€le der Gruppe 1 (TRPC3, TRPC6 und TRPV5) in verschiedenen Geweben der Maus beschrieben. Die KanĂ€le TRPC3, TRPC6 und TRPV5 transportieren vor allem Kalzium in das Innere der Zelle. FĂŒr die Bestimmung der Genexpression wurde die real-time RT-PCR genutzt. ZusĂ€tzlich wurde die mRNA-Menge mittels densiometrischer Auswertung der nicht-radioaktiven in-situ-Hybridisierung ermittelt. Die in-situ Hybridisierung wurde auĂerdem fĂŒr die Lokalisation der mRNA im Gewebe genutzt. FĂŒr die Lokalisation des Proteins in den verschiedenen Maus-Organen standen Antikörper fĂŒr die indirekte Immunhistochemie zur VerfĂŒgung. In den Ergebnissen zeigte sich, dass TRPC3 in allen untersuchten Geweben nachweisbar war, jedoch mit deutlicher Konzentration im zentralen Nervensystem und der Lunge. Auch in Herz und Skelettmuskel konnte TRPC3 deutlich mittels PCR und Antikörpernachweis gefunden werden. Funktionell ist der Zusammenhang von Kalziumhomöostase und Signaltransduktion sowie Muskelkontraktion entscheidend. Die höchsten Expressionslevel von TRPC6 zeigten sich ebenfalls in Gehirn und Lunge; ein positiver Nachweis gelang aber ebenfalls in den Zellen des DĂŒnndarmes, der Leber, des distalen Tubulus der Niere und in Zellen des exokrinen Pankreas. In Zellen der Skelettmuskulatur scheint TRPC6 keine entscheidende Rolle zu spielen. Es gelang zusĂ€tzlich der Nachweis im Herzmuskel. TPRV5 wird besonders in der Niere, dort in Zellen des distalen Tubulus exprimiert, was der wichtigen Funktion in der KalziumrĂŒckresorption entspricht. In geringerem MaĂe, aber deutlich auf Protein und RNA Ebene bestĂ€tigt, ist der Kanal auch in Lunge, Milz und Gehirn nachweisbar. Die drei untersuchten KanĂ€le sind in fast allen untersuchten Geweben nachzuweisen; jedoch lĂ€sst die genauere Lokalisation in bestimmte Zellen der untersuchten Organe bessere RĂŒckschlĂŒsse auf die Funktion zu. Insbesondere konnten in dieser Arbeit neue Ergebnisse ĂŒber bisher nicht ausreichend untersuchte Organe wie Gehirn, Skelettmuskel, Herz und Reproduktionsorgane erhoben werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bilden eine Grundlage fĂŒr die weitere Erforschung der Familie der TRP KanĂ€le am Mausmodel.
In einem experimentellen Studienteil wurden ValiditĂ€t und Reproduzierbarkeit der elektronischen Farbmessung mittels eines Spektralphotometers ĂŒberprĂŒft. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass eine untersucherunabhĂ€ngige Zahnfarbbestimmung möglich ist. Weiterhin konnte eine gute bis sehr gute Ăbereinstimmung zwischen den Untersuchern festgestellt werden. Aufgrund der erreichten Ergebnisse wurde das verwendete FarbmessgerĂ€t als geeignet eingestuft, um mögliche partielle ZahnfarbĂ€nderungen an Patienten mit einer Multibrackettherapie zu untersuchen. Dazu wurden Farbbestimmungen zu drei verschiedenen Messzeitpunkten vorgenommen. Die Zahnfarbe der ZĂ€hne 14 bis 24 wurde fĂŒr das gingivale (S1) und mittlere Zahnsegment (S2) elektronisch mit dem Spektralphotometer bestimmt. Das Zahnsegment S2 umfasste die Klebeverbindung, im Zahnsegment S1 erfolgte keine Intervention. Als Messzeitpunkte wurden der Therapiebeginn, Entfernung des Multibracketes (T1) sowie drei Monate nach Multibracketentfernung (T2) definiert. Die Mulitbrackettherapie zeigte einen signifikanten Einfluss auf die untersuchten Zahnfarbparameter.AuĂerdem wurde klinisch die Ăbereinstimmung zwischen der visuellen und elektronischen Farbbestimmung geprĂŒft. Beiden Messmethoden wurden zuvor unabhĂ€ngig voneinander in einem experimentellen Studienteil geprĂŒft und die Ergebnisse zeigen, dass die elektronische und die visuelle Farbbestimmung jeweils durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden.
Im Rahmen dieser Arbeit sollten Aptamere selektiert und charakterisiert werden, die an PF4 binden. PF4 ist ein kleines Cytokin, das aufgrund seiner Beteiligung an der Heparin induzierten Thrombozytopenie von gesteigertem klinischen Interesse ist und dessen biologische Funktion noch weitgehend unklar ist. Aptamere können aufgrund ihres breiten Anwendungsspektrums einen Beitrag leisten unbekannte Funktionen von Proteinen aufzuklĂ€ren bzw. pathogene Effekte von Proteinen zu verhindern.Zu diesem Zweck wurden zwei unterschiedliche Selektionen durchgefĂŒhrt. In einer ersten Selektion wurden die Bedingungen so angepasst, dass vor allem Sequenzen im Pool verblieben, die besonders groĂe Komplexe mit PF4 bilden. Solch groĂe Komplexe aus PF4 und Heparin stellen das Hauptantigen der HIT dar und durch strukturelle Untersuchungen könnten Vorhersagen getroffen werden, welche therapeutisch eingesetzten Aptamere potentiell immunogen wirken könnten. Nach Analyse der SekundĂ€rstrukturen der erhaltenen Sequenzen durch Faltungsprogramme konnten neben stĂ€bchenförmigen SekundĂ€rstrukturen vor allem three- und four-way junctions als dominierende SekundĂ€rstrukturmerkmale identifiziert werden. Auf Grundlage dieser Resultate wurde ein Modell entwickelt, wonach die Ausbildung groĂer Komplexe zwischen RNA und PF4 durch das Vorhandensein mehrerer Helices in einem MolekĂŒl RNA gefördert wird und dadurch groĂe Netzwerke aus RNA und PF4 entstehen. Um einen Anhaltspunkt zu erhalten, welches der selektierten Aptamere eine erhöhte Neigung zur Komplexbildung aufweist, wurden die Bindungseigenschaften zunĂ€chst qualitativ im Gelshift-Assay bei erhöhten NaCl-Konzentrationen untersucht. Dabei kristallisierten sich fĂŒnf Aptamere heraus, die auch bei NaCl-Konzentrationen höher als die der finalen Selektionsrunde noch zur Bindung fĂ€hig waren.Diese Sequenzen wurden mittels Photonenkorrelationsspektroskopie untersucht um Aussagen zur KomplexgröĂe und StabilitĂ€t zu erhalten. Basierend auf den Ergebnissen der PCS erfolgte die Synthese zweier Derivate der vielversprechendsten Sequenz. FĂŒr alle drei Konstrukte konnte die Komplexbildung im Gelshift Assay nachgewiesen werden. In einer zweiten Selektion wurden die Bedingungen so gewĂ€hlt, dass an deren Ende spezifisch bindende Aptamere erhalten wurden. ZunĂ€chst erfolgte ein Vergleich der Bindungseigenschaften der in dieser Selektion erhaltenen Aptamere mit denen der vorangegangenen Selektion. Dabei konnten deutlich Unterschiede mittels Gelshift-Analyse nachgewiesen werden. Zur Bestimmung der Dissoziationskonstanten wurde versucht einen eigenen Sensorchip aufzubauen unter Verwendung vonPolyethylenglykol. Auch dies fĂŒhrte nicht zum gewĂŒnschten Erfolg und fĂŒhrte dazu, dass versucht wurde die Dissoziationskonstanten durch Immobilisierung von PF4 zu bestimmen. Durch die Struktur von PF4, in der die Monomere nichtkovalent miteinander verbunden sind, gelang es wiederum nicht eine stabile OberflĂ€che zu generieren, wodurch sich die Verwendung des Biacors zur Bestimmung der Dissoziationskonstanten als ungeeignet herausstellte. Aus diesem Grund wurde versucht die Dissoziationskonstanten durch CD-Spektroskopie zu ermitteln. Nach Auswertung der Spektren konnte festgestellt werden, dass durch die Bindung der RNA an PF4 eine StrukturĂ€nderung im Protein induziert wird, durch die der Anteil antiparalleler ÎČ-FaltblĂ€tter zunimmt und der Anteil α-helikaler Bereiche und ÎČ-Turns abnimmt. Gleichzeitig wurde deutlich, dass sowohl spezifische- als auch elektrostatische Interaktionen einen Beitrag zur Bindung der Aptamere an PF4 leisten, wobei bei hohen Konzentrationen der Beitrag der elektrostatischen Wechselwirkungen ĂŒberwiegt. Durch diese Kombination aus spezifischen und elektrostatischen Wechselwirkungen ist eine genaue Bestimmung der Dissoziationskonstanten nicht möglich und fĂŒr die Aptamere konnte nur ein erster Anhaltspunkt, bestimmt werden.
Das Pankreasadenokarzinom zeichnet sich durch aggressives Wachstum, frĂŒhe Metastasierung, spĂ€te Diagnosestellung und vermindertes Ansprechen auf zytostatische Therapien aus. Ziel der vorliegenden Arbeit ist zum Einen die Etablierung und Validierung eines Ganzkörper-Fluoreszenz-basierten Nachweises von Tumorwachstum und Metastasierung im Mausmodell als mögliche Basis fĂŒr darauf aufbauende prĂ€klinische Pankreaskarzinom-Studien. Zum Anderen werden Vor- und Nachteile im Vergleich zum Schnittbildverfahren eines 7-Tesla-Kleintier-MRT untersucht. Nach stabiler Transfektion der murinen Adenokarzinom-Zelllinie Panc 02 mit eGFP-, RFP- und Lumineszenz-Expressionsvektoren wurde deren Fluoreszenz-/Lumineszenz-, Proliferations- und Apoptoseverhalten in vitro evaluiert. Nach orthotoper Injektion in den Pankreaskopf wurde das Tumorwachstum und Metastasierungsverhalten in vivo ĂŒber einen Zeitverlauf von 21 Tagen mittels Ganzkörper-Fluoreszenz-Imaging und MRT untersucht. ErgĂ€nzend erfolgten im Anschluss entsprechende Analysen zu Proliferation und Apoptose in situ anhand der explantierten histologisch und immunhistochemisch aufgearbeiteten Organe. Die murine Panc 02 Adenokarzinom-Zelllinie konnte mit einer Proliferationsrate von 88,4 % bei 0 % Apoptose in vitro als besonders aggressiv wachsende Adenokarzinom-Zelllinie charakterisiert werden. Die Ergebnisse Ă€nderten sich auch in situ kaum. WĂ€hrend das Fluoreszenz-Imaging hochspezifisch, kostengĂŒnstig, untersucherunabhĂ€ngig und einfach auswertbar progredientes lokales Tumorwachstum mit deutlicher peritonealer Metastasierung nachweisen konnte, zeigte das MRT eine bessere anatomisch-topographische Auflösung ohne Interferenz mit Haut, Haaren und Narbengewebe bei jedoch geringerer SensitivitĂ€t und SpezifitĂ€t. Mit Hilfe der Fluoreszenz-Kryo-Histologie konnte anschlieĂend ein Tumornachweis bis auf Einzelzellebene erbracht werden. Zwischen den beiden bildgebenden Verfahren des Ganzkörper-Fluoreszenz-Imagings und MRTs konnte ein komplementĂ€res Bild aufgezeigt werden.
Dank der Methode der strukturell-semantischen Modellierung, die durch V. M. Mokienko entwickelt wurde, ist es möglich geworden, die Etymologien vieler phraseologischer Einheiten in den verschiedenen slawischen und nicht-slawischen Sprachen zu klĂ€ren, die dann anhand der ethnographischen Fakten zu ĂŒberprĂŒfen sind. Diese Methode hat sich bereits lĂ€ngere Zeit bei der Untersuchung der slawischen Phraseologie bewĂ€hrt und wurde von den Autoren des âHistorisch-etymologischen Wörterbuches der deutschen Phraseologieâ V. M. Mokienko und H. Walter fĂŒr die Analyse des deutschen Materials angewendet. Sie beruht auf der BerĂŒcksichtigung der lexikalischen VariabilitĂ€t der PhE in ihrer zeitlichen und rĂ€umlichen Entwicklung. Die Methode der strukturell-semantischen Modellierung hilft bei der Ermittlung des fremdsprachlichen Einflusses, die bei der Bestimmung der Quellensprache sehr wichtig ist. Aus diesem Grund verwende ich sie in meiner Arbeit bei der Analyse von PhE mit ethnokulturellen Elementen â Konzepten âFeuerâ, âErdeâ, âLuftâ und âWasserâ und innerhalb der fĂŒr die ukrainische Kultur grundlegenden Konzepte âNaturâ, âSchicksalâ, âSeeleâ, âGeburtâ und âTodâ. Das Ziel meiner Arbeit ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den phraseologischen Systemen ukrainischer, tschechischer, deutscher und russischer Sprache festzustellen. Dazu gehört, Kulturschichtliches, das zur Bildung der PhE beigetragen hat, zu identifizieren und historisch zu rekonstruieren, die Herkunft der PhE zu beschreiben und spezifisch-nationale oder internationale Besonderheiten der PhE bestimmten Sprachen aufzuzeigen. Die Erforschung und Beschreibung der kulturellen Semantik der Phraseologismen habe ich in ethnolinguistischer und konfrontativer Richtung durchgefĂŒhrt unter Anwendung der Methode der strultuell-semantischen Modellierung. Diese Richtungen ergĂ€nzen sich und werden hĂ€ufig in der phraseologischen Forschung des letzten Jahrzehnts zusammen verwendet. Die gesamte Arbeit ist in einer kognitiven Richtung gehalten, bei der die sprachlichen und nicht sprachlichen Erscheinungen nicht voneinander getrennt werden. In der kognitiven Linguistik wird Sprache als eine gesellschaftliche Erscheinung betrachtet, die mit der Geschichte des Volkes und seiner Kultur eng verbunden ist. Das in der Arbeit zusammengestellte Material habe ich aus phraseologischen, parömiologischen, mythologischen und ethnografischen Quellen gesammelt. Meine anfĂ€ngliche Vermutung war, dass die phraseologischen Einheiten mit den Elementen â Konzepten âFeuerâ, âErdeâ, âLuftâ und âWasserâ und innerhalb der fĂŒr die ukrainische Kultur grundlegenden Konzepte âNaturâ, âSchicksalâ, âSeeleâ, âGeburtâ und âTodâ in den untersuchten Sprachen bei der konfrontativen Analyse mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten aufweisen. Jedoch haben meine Untersuchungen auf Basis des Materials genau das Gegenteil gezeigt.
Zielsetzung: Das Ziel der Studie war es, ein Verfahren zur objektiven Quantifizierung der Erholung psychomotorischer Funktion nach AllgemeinanĂ€sthesie zu finden. Methodik: Patientinnen zu ambulanten gynĂ€kologischen Eingriffen wurden prĂ€operativ (Zeit 1), 15 Min. nach OP-Ende (Zeit 2) und bei Entlassung aus dem Aufwachraum (Zeit 3) mit 3 psychometrischen Verfahren: âZahlennachsprechenâ (Test 1, Aufmerksamkeit und KurzzeitgedĂ€chtnis); d2 âBelastungstest (Test 2, Aufmerksamkeit und Konzentration); computerbasierter Reaktionszeittest (Test 3, Psychomotorik) und Post-Anesthesia Discharge Score (PADS) prospektiv untersucht. Gleiche Test-Batterie wurde bei gesunden weiblichen Probanden angewendet. Ergebnis: Bei ambulant gebliebenen Patientinnen (N=109) sank die Merk- und KonzentrationsfĂ€higkeit (Tests 1 und 2) und Reaktionszeit (Test 3) stieg an 15 Min. nach OP-Ende (Zeit 2, PADS=8) im Vergleich mit Zeiten 1 & 3 (p<0,05). Zum Zeitpunkt 3 (PADS=10) kamen die Parameter der Tests 1 & 3 zum prĂ€operativem Niveau, im Test 2 wurde eine Leistungsbesserung im Vergleich mit prĂ€operativen Werten beobachtet. Bei gesunden Probanden (N=57) wurde im Zeitverlauf in allen drei angewendeten Tests lediglich ein Lerneffekt beobachtet (p<0,05). Schlussfolgerung: Computerbasierter Reaktionszeittest ist am besten fĂŒr die Messung der Erholung psychomotorischer Funktion nach AllgemeinanĂ€sthesie geeignet im Vergleich zu den 2 anderen psychometrischen Tests.
Die funktionelle Wiederherstellung nach schweren Handverletzungen ist wesentlich durch eine adĂ€quate Nachbehandlung beeinflusst. Nicht selten treten prolongierte VerlĂ€ufe auf, da diese nicht gewĂ€hrleistet ist. Des Weiteren fehlen hĂ€ufig die handchirurgische Kompetenz aber auch die Koordination entsprechend erforderlicher Therapien in der Nachsorge. Mit der Etablierung einer spezialisierten Handrehabilitation unter Betreuung von Handchirurgen soll eine Intensivierung der Therapie und Optimierung der Funktion bis zum Erreichen der ArbeitsfĂ€higkeit gewĂ€hrleistet werden. Mit der Evaluierung dieser spezialisierten Handrehabilitation sollte festgestellt werden, ob eine 3-5 wöchige Rehabilitation einen positiven Effekt auf den Heilverlauf ausĂŒbt und ob dieser anhand der routinemĂ€Ăig ĂŒberprĂŒften Parameter meĂbar ist. Auch evtl. Unterschiede im Verlauf bei verschiedenen Diagnosen und unterschiedlicher Verletzungsschweregrade sollten anhand dieser Untersuchung herausgearbeitet werden. AbschlieĂend sollte beurteilt werden, ob anhand der hier ĂŒberprĂŒften Parameter eine frĂŒhzeitige Prognose des Heilverlaufes möglich ist. Im Einzelnen wurden subjektive Parameter zur Bestimmung der LebensqualitĂ€t (DASH, EQ-5D/VAS) und objektive Messungen (Grobkraft, ROM, TAM der Finger und Mayo-Wrist-Score) zu Beginn (T0) bzw. Ende der Rehabilitation (21-55 Tage) (T1) und zum Nachuntersuchungszeitpunkt 14 +/- zwei Wochen (T2) analysiert. ZusĂ€tzlich wurden weitere erforderliche Nachbehandlungen und die ArbeitsfĂ€higkeit dokumentiert. Als Ergebnis einer drei bis fĂŒnfwöchigen spezialisierten Handrehabilitationsbehandlung zeigten sich anhand der hier vorliegenden Studie in den untersuchten Parametern statistisch signifikante Verbesserungen sowohl im subjektiven Empfinden des Versicherten, als auch bei den objektiv zu messenden Parametern im Heilverlauf. Ebenfalls statistisch signifikant konnte eine höhere Anzahl als erwartet an arbeitsfĂ€higen Patienten zum routinemĂ€Ăig erhobenen Nachuntersuchungszeitpunkt festgestellt werden. Insbesondere in der Gruppe der Fingerverletzungen zeigte sich die höchste Steigerung der subjektiven und objektiven Parameter mit konsekutiv höchstem Prozentsatz der erreichten ArbeitsfĂ€higkeit. Bei der Betrachtung unterschiedlicher Schweregrade dieser Verletzung beispielhaft anhand des HISS-Score, zeigten insbesondere die âleichterenâ Verletzungsgrade anhand der einzelnen Parameter ein sehr inhomogenes Bild in den erreichten Ergebnissen. WĂ€hrend der DASH-Score die Abstufungen der Schweregrade relativ gut darzustellen vermag, zeigten sich in den weiteren untersuchten Parametern eine sehr groĂe Spannweite der Daten. Daraus kann geschlossen werden, dass allein durch anatomisch klassifizierende Scores keine ausreichende Aussagekraft fĂŒr die weitere Prognose zu erhalten ist. Im allgemeinen Heilverlauf differenziert betrachtet werden mĂŒssen die Handgelenksverletzungen, da diese in der Regel mit einer wesentlich lĂ€ngeren Therapiedauer und mit gröĂeren Defiziten der Funktion als die Fingerverletzungen einhergehen. CRPS-Patienten und Patienten mit Nervenverletzungen haben im Vergleich dazu wiederum einen deutlich unterschiedlichen Verlauf und können nicht mit einer akuten frischen Verletzung und deren Nachbehandlung verglichen werden. Hier liegt der Schwerpunkt der Bewertung eindeutig nicht auf dem zu erwarteten funktionellen Ergebnis bzw. deren Steigerung sondern in der Wiedereingliederung in den normalen Alltag mit einer Verbesserung der LebensqualitĂ€t und ggfs. auch einer beruflichen Anpassung. Letztendlich zeigen sich deutliche Unterschiede in der Therapie und Prognose in unterschiedlichen anatomischen Regionen, wobei die Klassifizierung der Verletzungsschwere zum Unfallzeitpunkt in Bezug auf die Langzeitprognose in den Hintergrund tritt. Neben der Kenntnis des unterschiedlichen Therapiebedarfs der verschiedenen Verletzungsregionen und der Sonderstellung der CRPS-Erkrankung ist vielmehr eine Evaluation der Funktion anhand sowohl subjektiv empfundener als auch objektiver Messparameter im Verlauf entscheidend. Hier zeigte sich insbesondere der DASH-Score als wertvoller Parameter, der vergleichsweise zeitnah die Zufriedenheit und FĂ€higkeiten des Verletzten abbildet. Dies bildet dann die Voraussetzung zur Wiedereingliederung in die ArbeitsfĂ€higkeit. Mit dem Ziel der Wiederherstellung von GebrauchsfĂ€higkeit und Ăsthetik sowie der damit verbundenen LebensqualitĂ€t nach einer schweren Handverletzung zeigen die hier vorgestellten Ergebnisse einer spezialisierten Handrehabilitation einen positiven Einfluss auf den Heilverlauf aller untersuchten Patienten, ausgedrĂŒckt in der in unterschiedlichem MaĂe erreichten Funktion, dem allgemeinen Wohlbefinden und der ErwerbsfĂ€higkeit.
Endotamponade bei Pars-plana-Vitrektomie - eine postoperative Optimierung der SilikonblasengröĂe
(2013)
Zusammenfassung: Die Netzhautablösung ist ein relativ seltenes, doch bezĂŒglich der Folgen bei erfolgloser Therapie, sehr ernst zu nehmendes Krankheitsbild. Bisher gilt als Goldstandard fĂŒr die Therapie der komplizierten Netzhautablösungen die Pars-plana-Vitrektomie mit dem anschlieĂenden AuffĂŒllen des Glaskörperraumes mit Silikonöl. Da jedoch durch die alleinige Verwendung von Silikonöl hauptsĂ€chlich eine Wiederanlage der oberen Netzhautzirkumferenz auf Grund seiner geringen Dichte erzielt werden kann, ist der Einsatz limitiert und nur fĂŒr Netzhautablösungen an der oberen Zirkumferenz geeignet. Auch ein Versuch der Anwendung schwerer Silikonöle oder einer Kombination mit dem konventionellen Silikonöl, um dieses Defizit abzudecken, brachte trotz guten theoretischen Ansatzes nicht das erhoffte Resultat. In einer kombinierten Anwendung wĂŒrde eine im Glaskörperraum schwebende Endotamponade entstehen, welche stets nur an einzelnen Stellen des Glaskörperraumes anstoĂen wĂŒrde, ohne einen wasserdichten Verschluss zu erreichen. Basierend auf diesen Ergebnissen zeigt das Greifswalder Modell eine neue Möglichkeit auf, welches diese Defizite auszugleichen versucht. Dabei wirkt ein Ballon mit einem Saugmedium als Speicher von postoperativ gebildeter GlaskörperflĂŒssigkeit. Die FlĂŒssigkeitsaufnahme fĂŒhrt zur Volumenzunahme und zu einer OberflĂ€chenexpansion des Ballons. ZusĂ€tzlich bewirkt die FormverĂ€nderung und GröĂenzunahme des Ballons einen entsprechenden Druck, welcher sich auf das im Glaskörperraum befindliche Silikonöl ĂŒbertrĂ€gt, und so zu einer weiteren Ausbreitung fĂŒhrt. Folglich könnte der beschriebene Mechanismus zu einer Wiederanlage der Netzhaut an der bisher schwierigsten Stelle, der unteren Netzhautzirkumferenz fĂŒhren und im optimalen Fall sogar eine ganzheitliche Wiederanlage der Netzhaut bewirken. Wie die genaue Anwendung dieses Modells in vivo aussieht und mit welchen Komplikationen gerechnet werden muss, werden weitere Versuche klĂ€ren. Auch ist die genaue GröĂe, welche sicherlich abhĂ€ngig von den verwendeten Vitrektomen ist, genauso wie die Anzahl der verwendeten intraokularen Ballons noch unklar. Sollten sich die bisherigen Ergebnisse gut ĂŒbertragen lassen, könnte mit dem Greifswalder Modell jedoch eine neue mögliche Methode zur Behandlung von Netzhautablösungen aufgezeigt worden sein.
Thema dieser Dissertation ist die Emotionsgenese im Kontext der Verfolgung von Zielen. Den Ausgangspunkt bildete dabei das Selbstregulationsmodell von Carver und Scheier (1998), welches die Geschwindigkeit der Zielverfolgung als Ursache fĂŒr handlungsbegleitende Emotionen betrachtet â die Distanz zum Ziel sowie die Erwartung der Zielerreichung sollen hingegen keinen Einfluss auf Emotionen haben. Mit diesen Annahmen steht das Selbstregulationsmodell im WiderÂŹspruch zu anderen Emotionstheorien, wie beispielsweise der Self-Discrepancy Theory (Higgins, 1987) oder kognitiven Emotionstheorien (Arnold, 1960; Lazarus, 1966; Ortony et al., 1988; Reisenzein 2009). In der Arbeit wird versucht diese Theorien zusammenzufĂŒhren, und untersucht, ob sich die Konzepte der Zieldistanz und der Erwartung in das Modell von Carver und Scheier zur Vorhersage handlungsbegleitender Emotionen integrieren lassen. Zieldistanz und Emotion Es wurde angenommen, dass die Zieldistanz sowohl direkt als auch indirekt (ĂŒber die Erwartung der Zielerreichung) zur Emotionsentstehung beitrĂ€gt. DarĂŒber hinaus wurde eine moderierende Wirkung der Zieldistanz auf den Einfluss der Geschwindigkeit angenommen. Zur ĂberprĂŒfung dieser Annahmen wurden drei Studien durchgefĂŒhrt. In Studie 1 wurde eine Methode zur Manipulation der Zieldistanz entwickelt, in Studie 2 die Zieldistanz manipuliert und in Studie 3 die Manipulation der Zieldistanz um die Manipulation der Geschwindigkeit erweitert. In Studie 2 konnte gezeigt werden, dass die Zieldistanz, ĂŒber die Geschwindigkeit hinaus, einen signifikanten Einfluss auf negative (nicht aber positive) Emotionen hat. Ein Teil des Einflusses scheint darĂŒber hinaus ĂŒber die Erwartung vermittelt zu werden. Eine moderierende Wirkung der Zieldistanz auf den Einfluss der Geschwindigkeitsdiskrepanz auf Emotionen konnte dagegen nicht nachgewiesen werden. Da die Manipulation der Zieldistanz in Studie 3 ohne Wirkung blieb, konnten keine kausalen SchlĂŒsse ĂŒber die Bedeutung der Zieldistanz bei gleichzeitigem Vorliegen von Geschwindigkeitsinformationen gezogen werden. Regressionsanalysen bestĂ€tigten aber auch in Studie 3 den Einfluss der Zieldistanz auf negative Emotionen, wĂ€hrend die Moderationshypothese abermals nicht bestĂ€tigt werden konnte. Erwartung und Emotion Legt man die kognitive Emotionsstruktur nach Ortony et. al. (1988) zugrunde, so wird deutlich, dass mit dem Selbstregulationsmodell keine zielbezogenen Emotionen vorhergesagt werden können: Hierzu ist der Einbezug der Erwartung notwendig. Um das Spektrum vorhersagbarer Emotionen zu erweitern, wurde das Modell von Carver und Scheier um einen weiteren Wirkpfad ergĂ€nzt und die Emotionsgenese im Rahmen eines Zwei-Pfade-Modells beschrieben: (1) dem vergangenheitsgerichteten Wirkpfad, der ĂŒber die Geschwindigkeit mit dem Erleben handlungsbezogener Emotionen (z.B. Zufriedenheit, EnttĂ€uschung) verbunden ist, sowie (2) dem zukunftsgerichteten Wirkpfad, der ĂŒber die Erwartung der Zielerreichung mit dem Erleben zielbezogener Emotionen (z.B. Hoffnung, Furcht) verbunden ist. DarĂŒber hinaus wurde angenommen, dass die Geschwindigkeit indirekt â ĂŒber die Beeinflussung der Erwartung â zielbezogene Emotionen beeinflusst. Als potentieller Moderator der Erwartungs- und Emotionsgenese wurde der Zeitdruck diskutiert. Es wurde eine Studie (Studie 4) durchgefĂŒhrt, in der der Zeitdruck manipuliert und das Zwei-Pfade-Modell unter der Bedingung schlechten Vorankommens geprĂŒft wurde. Die Ergebnisse unterstĂŒtzen die Annahme, dass die Erwartung Emotionen beeinflusst: So wurden der Annahme entsprechend Hoffnung und Furcht direkt durch die Erwartung (zukunftsgerichteter Wirkpfad), aber nur indirekt durch die Geschwindigkeit beeinflusst. Zudem erwies sich Zeitdruck als signifikanter Moderator der Erwartungs- sowie Emotionsgenese (fĂŒr Hoffnung, nicht aber fĂŒr Furcht). Die Ergebnisse bestĂ€tigten, dass ein einfaches Modell zur Vorhersage von handlungs-begleitenden Emotionen, wie von Carver und Scheier beschrieben, nicht ausreicht, um das gesamte Spektrum handlungsbegleitender Emotionen vorherzusagen. Neben der Geschwindigkeit der Zielverfolgung sollten auch die Zieldistanz sowie die Erwartung der Zielerreichung einbezogen werden. In zukĂŒnftigen Untersuchungen sollte geklĂ€rt werden, welche Zielverfolgungsbedingungen die Emotionsgenese moderieren bzw. einen Einfluss auf die relative Bedeutung der Geschwindigkeit, Zieldistanz und Erwartung fĂŒr das Erleben handlungsbegleitender Emotionen haben.
Die chirurgische HĂ€ndedesinfektion stellt eine der am meisten akzeptierten hygienischen MaĂnahmen im Gesundheitswesen dar. Die regelmĂ€Ăige Anwendung von HĂ€ndedesinfektionsmitteln birgt jedoch die Gefahr, die Haut der HĂ€nde nachhaltig zu schĂ€digen. Zur persönlichen SchutzausrĂŒstung eines Chirurgen sollte demzufolge die regelmĂ€Ăige Anwendung von Hautschutz- und HautpflegeprĂ€paraten gehören, um die Haut zu schĂŒtzen und zu pflegen. Ziel der online durchgefĂŒhrten Fragebogenerhebung war die Ermittlung reprĂ€sentativer Angaben zur Compliance von Hautschutz und Hautpflege im Alltag des deutschen Chirurgen. 1433 DatensĂ€tze wurden in die Auswertung einbezogen. 57 % der antwortenden Chirurgen gaben an, dass Ihnen der Unterschied zwischen Hautschutz- und Hautpflegecreme bekannt sei. 5,2% wenden zu Arbeitsbeginn ein HautschutzprĂ€parat und 13,7% eine Hautpflegecreme an. 77,8% setzen keines der beiden Produkte zu Arbeitsbeginn ein. Als GrĂŒnde fĂŒr eine Nichtanwendung wurde in 23,9% der Arbeitsstress, in 27,6% unangenehmes GefĂŒhl und in 10,2% Zweifel an der NichtbeeintrĂ€chtigung der Wirksamkeit der chirurgischen HĂ€ndedesinfektion genannt. 46 % der Chirurgen gaben an, unter mindestens einer HautverĂ€nderung zu leiden. Aus dieser Datenerhebung ergibt sich die Notwendigkeit, chirurgisches Personal zur Anwendung von Hautschutz- und HautpflegeprĂ€paraten zu motivieren und aufzuklĂ€ren. Da der Einfluss von Hautschutz- und HautpflegeprĂ€paraten auf die chirurgische HĂ€ndedesinfektion bisher nicht praxisrelevant untersucht wurde, nahmen wir die bestehenden Zweifel der Befragten zum Anlass, diese Fragestellung in einer Anwendungsstudie zu ĂŒberprĂŒfen. An der Studie nahmen 26 freiwillige Teilnehmer teil. Sie fand ĂŒber einen Zeitraum von 18 d im cross-over Verfahren statt. Die WirksamkeitsprĂŒfung der chirurgischen HĂ€ndedesinfektion ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen der Gruppe, die Hautschutz- und HautpflegeprĂ€parate anwendete und der Gruppe, die auf diese Produkte verzichtete. ErwartungsgemÀà war die Hautfeuchte nach der Pflegephase signifikant höher als in der Phase ohne Anwendung von Hautschutz und Hautpflege. Die Ergebnisse zeigen, dass Hautschutz und Hautpflege wie in der hier gewĂ€hlten PrĂŒfkonstellation auch wĂ€hrend des Arbeitsalltags des Chirurgen ohne BeeintrĂ€chtigung der HĂ€ndedesinfektionswirkung möglich ist.