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Als Stadtbaumeister Stralsunds war Ernst v. Haselberg sowohl praktisch als auch theoretisch noch universell mit der architektonischen und städtebaulichen Entwicklung des Historismus und der Konstituierung der Denkmalpflege in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf deutschem Territorium, insbesondere in der Provinz Pommern, verbunden. Das große architektonische und städtebauliche Œuvre mit seinen Konsequenzen für die Stadt Stralsund und ihre Bürger rief relativ bescheidene Resonanz hervor. Als Denkmalpfleger hat er den Paradigmenwechsel des 19. Jahrhunderts von der ästhetisch-orientierten Denkmalpflege zur historisch-wissenschaftlichen Denkmalpflege mitgestaltet. Die »Mathematische Aufgabe«, das magische Hexagon, verschaffte E. v. Haselberg die Aufnahme in die ewigen Annalen der Mathematik und eine bleibende, weltweite Reputation. Die monographische Studie über E. v. Haselberg will als Synchronopse seines Lebens aus neuerer Sicht Impulse geben. Die Genesis derer von Haselberg, unter ihnen renommierte Theologen, Juristen, Mediziner, koinzidieren seit der Frühen Neuzeit mit der Entwicklung der geistig-kulturellen Eliten in (Mecklenburg-) Vorpommern. Auf dem Fundament einer über Generationen hinweg sich als ethische Maxime etablierenden Universalität entstand auch die architektonische Ästhetik E. v. Haselbergs. Sein universelles Wirken bietet die Forschungsperspektive, Interdependenzen von Städtebau, Architektur und Denkmalpflege im Kontext der Urbanisierung des 19. Jahrhunderts zu analysieren. Die durch ihre meist mittelalterliche Historie geprägten Städte wurden, wie auch Stralsund, in verschiedenen Wellen durch die damalige konventionelle Stadtentwicklung mitgerissen. In dieser Urbanisierungsphase zeigten sich für die Städte Konsequenzen im Städtebau mit eklatanten Defiziten in der Hygiene und in der sozialen Funktionalität. Die Dissertation stützt sich zum einen auf die Aussagekraft der gebauten Architektur und zum anderen auf schriftliches und bildkünstlerisches Quellenmaterial, die partiell unbearbeiteten und unveröffentlichten Konvolute aus dem im Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund befindlichen Nachlass derer v. Haselberg. Erweitert wurde dieses Quellenmaterial durch Recherchen in den relevanten Staats-, Landes- und Stadt- und Kirchenarchiven. Die Recherchen in den Kirchenarchiven konzentrierten sich auf Barth, Bergen, Damgarten und Pantlitz. Als methodologische Prämisse dient das Konstrukt, dass die architektonische Ästhetik einer Kulturlandschaft sich aus dem aktuell existierenden Architekturrepertoire und der ideellen Reflexion in ihrer Totalität immer wieder neu bildet. Diese Totalität, die Gesamtheit aller sakralen und profanen Architektur, schließt die ruinöse, in die Vergangenheit weisende Architektur genauso wie die sich eben erst etablierende, in die Zukunft weisende ein. Als Vermittlung ist die ideelle Reflexion unerlässlich und erhält in dem Verhältnis zwischen theoretischer Denkmalpflege resp. Kunsthistorie und kontemporärer Architektur resp. Städtebau ihre Wirkmächtigkeit. Es wurde von der Hypothese ausgegangen, dass die theoretische und praktische Entwicklung sowohl der Denkmalpflege als auch der Architektur und des Städtebaus im 19. Jahrhundert ein fortgesetzter räumlicher und zeitlicher Differenzierungsprozess war, wobei sich traditionelle und innovative hierarchische Strukturen überlagern können. Um die Interdependenzen von Städtebau, Architektur und Denkmalpflege im Kontext der Urbanisierung des 19. Jahrhunderts zu analysieren, mussten die Methoden der Kunstgeschichte innerhalb der Dissertation differenziert angewendet und soziologische Aspekte für die wechselseitige Beeinflussung von individueller und gesellschaftlicher Entwicklung in revolutionären Zeiten einbezogen werden. Die hier verwendete soziologische Terminologie stützt sich auf Alfred Webers theoretische Basis, insbesondere auch auf die Begriffe ›Masse‹ und ›Elite‹. Dazu ist aus (kunst-) historischer Perspektive die kontemporäre Terminologie Jacob Burckhardts zugeordnet. Der Rückgriff auf die Philosophie Bertrand Russels hat seine Relevanz wegen der in jeder Hinsicht starken angelsächsischen Orientierung derer v. Haselberg und einer historischen Verortung der Ideen. Für die Analyse wurden die wissenschaftstheoretischen Termini technici – einschließlich des im Dissertationsthema gewählten Begriffs der ›Universalität‹ – der von Jürgen Mittelstraß herausgegebenen ›Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie‹genutzt. Die Universalität als Ideal des Königlich Preußischen Baumeisters im Selbstverständnis einer dienenden Elite teilte sich für E. v. Haselberg in eine Mission und eine Passion. Damit vollzog E. v. Haselberg einen seit den 1830er Jahren begonnenen Prozess nach, der aus Absolventen von Schinkels Bauakademie nicht nur Königlich Preußische Baumeister, sondern auch Kunsthistoriker/ Denkmalpfleger werden ließ.
Die Daguerre’sche Erfindung, die Herstellung qualitativ hochwertiger und vor allem wirtschaftlich interessanter Lichtbilder, wurde auch in Vorpommern zur Kenntnis genommen, zumindest berichteten die regionalen Zeitungen im Jahr 1839 über die in Paris vorgestellte Weltneuheit. Doch schien die vorpommersche Provinz noch zu unattraktiv für eine wirtschaftlich intendierte Ausübung, sodass sich kein Hinweis auf die Ausübung der Daguerreotypie in den Quellen finden lässt.
Nachdem die pommersche Hauptstadt Stettin im Jahr 1842 erstmals nachweislich von einem Wanderdaguerreotypisten besucht wurde, sind für das Jahr 1843 auch Besuche in weiteren vorpommerschen Städten des Untersuchungsgebiets dokumentiert. Dennoch dauerte es Jahre, bis sich in der Untersuchungsregion ein Fotografenhandwerk herausbildete und Personen auf den Markt traten, um einzig die Fotografie als Gewerbe zu betreiben.
Anhand ausgewählter Städte und Regionen wurde in der Arbeit die Ausbreitung und Entwicklung der Fotografie in Vorpommern bis ca. 1885 nach thematischen Schwerpunkten untersucht. Dabei wurde in der Ortswahl darauf geachtet, ein möglichst breites Spektrum diverser Charakteristika abzudecken, sodass die Untersuchung von Handelszentren, Tourismusregionen und kleinen Provinzstädten eine vergleichende Analyse der Fotoentwicklung zulassen. Neben quantitativen Erhebungen wie Besuchen wandernder Fotografen oder Ateliergründungen und -schließungen untersucht die Arbeit sowohl fototechnische Aspekte, beispielsweise Atelierbau, Ausrüstung und angewandte Verfahren, als auch die Ausbildung und der berufliche Alltag eines Daguerreotypisten und Fotografen. Darüber hinaus konnte die Werbung einen entscheidenden Anteil an der wirtschaftlichen Existenz eines Fotobetriebes besitzen, sodass auch hier die in Vorpommern genutzten werbetechnischen Möglichkeiten analysiert wurden.
Für die Motivuntersuchungen orientierte sich der Verfasser an den meistbedienten Genres des Untersuchungsgebietes: Portrait, Landschaft, Architektur und Dokumentation. Dabei orientierte sich die Umsetzung im Portraitfach an den jeweiligen Modeerscheinungen. Eine Besonderheit stellt hier die Bereitstellung einheimischer Trachten dar, in denen sich die Portraitierten ablichten lassen konnten. Die überlieferten Landschaftsaufnahmen sowie Erkenntnisse aus Katalogen oder Auflistungen bei Landschaftsserien belegen in der gewerblichen Fotografie in der Motivwahl eine Ausrichtung auf aussichtsreiche gewinnbringende Motive, gleiches gilt für Stadt- bzw. Architekturaufnahmen. Mit zunehmender Entwicklung des Tourismus ist gleichsam eine Zunahme von Aufnahmen architektonisch unbedeutender, jedoch als Motiv gut absetzbarer Ansichten von Logierhäusern und Hotels zu konstatieren. Im Bereich der Dokumentation wurde primär auf Motive historischer Ereignisse sowie Szenen des Alltags zurückgegriffen, da insbesondere in diesen Fällen dem Fotografen die Intention einer dokumentarischen Aufnahme unterstellt werden darf, gleichermaßen auch Portrait-, Landschafts- und Architekturaufnahmen dokumentarischen Charakter besitzen können.
Letztlich wurden mit Johann Friedrich Boeck, Julius Krüger, Christian Beerbohm und Gottfried Linde vier Fotografen einer näheren Untersuchung in Bezug auf Biografie und Werk unterzogen, die für die Fotoentwicklung Vorpommerns einen gewissen Stellenwert erlangten.
Somit wurde mit dieser Arbeit die Entwicklung der Fotografie in der historischen Region Vorpommern zwischen 1839 und ca. 1885 umfassend analysiert und nach thematischen Untersuchungsfeldern differenziert.