Bitte verwenden Sie diesen Link, wenn Sie dieses Dokument zitieren oder verlinken wollen: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:9-opus-61699
Riechen und Schmecken bei der zervikalen Dystonie
- Die zervikale Dystonie ist charakterisiert durch eine gesteigerte Muskelkontraktion, welche zu einer Fehlstellung des Kopfes führt. Neben den motorischen Auffälligkeiten haben Patienten auch nicht-motorische Störungen, wie neuropsychologische Defizite oder psychiatrische Komorbiditäten. Eine genaue Krankheitsursache ist bis heute noch nicht abschließend geklärt. Unter anderem könnten eine fehlende laterale Hemmung, sensorische Abweichungen oder eine gestörte neuronale Plastizität in einem Netzwerk unter Einbeziehung von Basalganglien, sensomotorischen Kortex und Kleinhirn ursächlich für die Bewegungsstörung bei der Dystonie sein. Diese Strukturen sind auch beim Riechen und Schmecken beteiligt. Daher wurde angenommen, dass Dystonie-Patienten schlechter riechen und schmecken können als Gesunde Kontrollpersonen. Es wurden 40 Patienten und 40 Kontrollpersonen untersucht. Das Riechvermögen wurde mit den Sniffin‘ Sticks beurteilt. Die Schmecktestung erfolgte mittels Taste-Strips. Zur neuropsychologischen Testung wurden der MoCA, der Trail-Making-Test, der Digit-Span-Test sowie der F-A-S-Test eingesetzt; zur Erfassung von Ängstlichkeit und Depressionen wurden Abschnitte aus dem BSI verwendet. Es fand sich eine Beeinträchtigung der Riechschwelle, der Riechidentifikation und des Gesamtwertes aus Riechschwelle, Diskriminations- und Identifikationsfähigkeit bei Patienten mit einer zervikalen Dystonie. Dies stimmt mit den Ergebnissen anderer, unabhängiger Arbeiten überein. Die Beeinträchtigung der Riechfunktion bei der zervikalen Dystonie ist möglicherweise bedingt durch eine Netzwerkstörung, insbesondere unter Einbeziehung des Kleinhirns. Auch beim Schmecken zeigten sich schlechtere Werte bei den Patienten als bei den gesunden Kontrollpersonen, was möglicherweise auf eine Veränderung eines Netzwerks unter Einbeziehung des sensomotorischen Kortex oder auf die nachgewiesene Riechstörung zurückzuführen ist. Vergleichbare Publikationen zum Schmecken bei zervikaler Dystonie gibt es noch nicht. Die Korrelationsanalyse legt nahe, dass das Alter der Patienten und das Ausmaß der Schmerzen im Rahmen der zervikalen Dystonie das Riechen beeinflusst. Die allgemeine kognitive Leitungsfähigkeit wie sie im MoCA erfasst wird, beeinflusst demgegenüber das Schmecken bei den Patienten. Die gefundenen Veränderungen beim Riechen und Schmecken sind nur gering ausgeprägt, können aber zum besseren Verständnis der Pathophysiologie der zervikalen Dystonie beitragen. Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass die zervikale Dystonie eine Netzwerkerkrankung ist.
Author: | Thorsten Herr |
---|---|
URN: | urn:nbn:de:gbv:9-opus-61699 |
Title Additional (English): | Smell and Taste in Cervical Dystonia |
Referee: | PD Dr. med habil Martin Kronenbürger, Prof. Dr. med Jessica Freiherr |
Advisor: | PD Dr. med habil Martin Kronenbürger |
Document Type: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Year of Completion: | 2022 |
Granting Institution: | Universität Greifswald, Universitätsmedizin |
Date of final exam: | 2022/04/22 |
Release Date: | 2022/04/29 |
Tag: | Dystonie; Riechen |
GND Keyword: | Dystonie |
Page Number: | 107 |
Faculties: | Universitätsmedizin / Klinik und Poliklinik für Neurologie |
DDC class: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 610 Medizin und Gesundheit |