Doctoral Thesis
Das Speichelperoxidase-System nimmt in der Gruppe der unspezifischen Abwehr eine besondere Stellung ein, indem es das orale Mikrobiom reguliert. Damit ist das Speichelperoxidase-System eine gute Grundlage fĂŒr die Entwicklung eines sicheren und wirkungsvollen Mundpflegeproduktes. Die erstmals 1943 aus der Kuhmilch isolierte Lactoperoxidase weist in Struktur und ReaktivitĂ€t eine hohe Ăhnlichkeit zur Speichelperoxidase auf. Beide Peroxidasen vermitteln die Oxidation von Thiocyanat (SCNË) in das antibakteriell sehr effektive Hypothiocyanit (OSCNË), wobei Wasserstoffperoxid (HâOâ) als Sauerstoffdonator fungiert.
Im Rahmen des Verbundforschungsprojekts âLarge Protection of Oral Healthâ wurden Mundhygienelutschdragees als ErgĂ€nzung zur mechanischen Zahnreinigung entwickelt und getestet.
Zur Untersuchung der Wirksamkeit der entwickelten LPO-Dragees wurde eine randomisierte, doppelt verblindete Studie im 4-fach Cross-over Design angewendet. Alle Probanden benutzten zeitlich versetzt zwei Lutschdragees, die LPO und SCNË mit unterschiedlichen HâOâ Gehalten (Dragee B: 0,083 % und Dragee C: 0,04 %) enthielten, ein Placebo-Dragee als Negativkontrolle und eine handelsĂŒbliche MundspĂŒllösung (ListerineÂź Total Care, Johnson & Johnson, Germany) als Positivkontrolle in zufĂ€lliger Reihenfolge. Das Placebo und die zwei Lutschdragee-Varianten waren hinsichtlich Aussehen, Geschmack und der Darreichungsform nicht voneinander zu unterscheiden. Zwischen den Anwendungen der verschiedenen PrĂ€parate lag eine Wash-out-Phase von jeweils 10 Tagen.
Ziel der Studie war, die Auswirkungen der entwickelten Lutschdragees auf die Plaqueneubildung, S. mutans, Lactobacillen und die Gesamtkeimzahl zu untersuchen. ZusĂ€tzlich wurden folgende chemische Parameter ionenchromatographisch bestimmt: Thiocyanat (SCNË), Hypothiocyanit (OSCNË), Nitrat (NOâË) und Nitrit (NOâË).
Beide PrĂŒfdragees fĂŒhrten im Vergleich zum Placebo zu einer statistisch signifikanten Hemmung der Plaqueneubildung, die aber unter der der Positivkontrolle lag. Dragee B hatte eine gröĂere statistisch signifikante Hemmung von S. mutans gegenĂŒber Dragee C und dem Placebo. Bei den Lactobacillen zeigte das Dragee C eine statistisch signifikant bessere Wirkung als die Positivkontrolle, Dragee B und dem Placebo. Sowohl die Test-Dragees als auch beide Kontrollen hatten keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Gesamtkeimzahl.
Im Speichel war ein erhöhter SCNË Gehalt bei der Anwendung der PrĂŒfdragees festzustellen, was vermutlich mit dem SCNË Gehalt des Dragees im Zusammenhang steht. Hingegen wurde keine Erhöhung des hochreaktiven OSCNË zum Zeitpunkt der Messung am 5. Tag beobachtet. Das Nitrat/Nitrit VerhĂ€ltnis deutet daraufhin, dass die Anzahl der kardiovaskulĂ€r positiv einzustufenden nitratreduzierenden Bakterien durch Dragee B statistisch signifikant höher war als bei der Anwendung von ListerineÂź.
Insgesamt kann festgestellt werden, dass durch die Anwendung eines Lutschdragees mit den Komponenten des Lactoperoxidase-Systems bezĂŒglich der Hemmung der Plaqueneubildung und der Proliferation von kariogenen Keimen ein Nutzen fĂŒr den Anwender zu erzielen ist und die gewĂ€hlte Applikationsform sich gut in Alltag integrieren lĂ€sst.
Im Rahmen dieser Studie wurde die Ursache der Ătiopathogenese zervikaler Defekte auf der Basis von Schlifffacetten, welche aufgrund von Parafunktionen entstehen, an extrahierten menschlichen, permanenten ZĂ€hnen untersucht. Die Untersuchungsgruppen setzen sich aus 2693 ZĂ€hnen mit Schlifffacetten unterschiedlichen Grades (Grad 0-3), 224 ZĂ€hnen mit Schlifffacetten unterschiedlichen Grades sowie keilförmige Defekte, 168 ZĂ€hnen mit Schlifffacetten unterschiedlichen Grades sowie muldenförmige Defekte und 57 ZĂ€hnen mit Schlifffacetten unterschiedlichen Grades sowie zervikale Restaurationen zusammen. Signifikant ist der Zusammenhang zwischen Schlifffacetten und zervikalen Defekten, indem mit zunehmendem Schweregrad der Schlifffacetten (Grad 0-3) der prozentuale Anteil der zervikalen Defekte zunimmt. Des weiteren sind sowohl zwischen Zahntypen und Schlifffacetten als auch zwischen Zahntypen und zervikalen Defekten deutliche ZusammenhĂ€nge festzustellen. Die Ergebnisse hinsichtlich der Kiefer (Ober- und Unterkiefer) sowie der Quadranten zeigen keine Signifikanz. Die Ergebnisse dieser Untersuchung bestĂ€tigen ZusammenhĂ€nge zwischen der Entstehung zervikaler Defekte in Verbindung mit dem Vorhandensein von Schlifffacetten, welche als Ursache von Parafunktionen in Erscheinung treten.
Obwohl in Deutschland kaum bekannt, existieren auch heute noch bei vielen afrikanischen, asiatischen und indianischen Stammesvölkern diverse rituelle Zahndeformierungspraktiken. Die Arbeit untersucht besonders am Beispiel des Volkes der Bench in SĂŒdwest- Ăthiopien das PhĂ€nomen der Zahndeformierungen und prĂŒft anhand einer wissenschaftlichen Auswertung die möglichen Folgen auf die Zahngesundheit und Gaumenmorphologie. Zentrale Fragestellung dieser Arbeit: Welche EinflĂŒsse haben rituelle Zahndeformierungen auf das orofaziale System? Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit: - Ăberblick ĂŒber kulturell bedingte Zahndeformierungspraktiken weltweit. - Beschreibung der Zahngesundheit und der Zahndeformierungspraktiken der Bench aus Ăthiopien. - PrĂŒfung der Auswirkungen der Zahndeformierung bei den Bench auf das orofaziale System unter BerĂŒcksichtigung der Gaumenmorphologie.
Evaluierung eines Fragebogeninstrumentes zur Bestimmung der Zahnazahl. Problem: Probandenbezogene Gesundheitsdaten im Rahmen epidemiologischer Studien standardisiert professionell zu erheben, ist insbesondere bei gröĂeren Kohorten arbeits- und kostenaufwendig. Selbstbeobachtung kann helfen Ressourcen zu sparen. Mithilfe der Variable "Zahnzahl" kann der prothetische Versorgungsbedarf einer Bevölkerungsgruppe abgeschĂ€tzt werden. Zudem ist Zahnverlust eng mit MorbiditĂ€t (KHK, Hypertonie, Apoplex, Demenz u.w.) und MortalitĂ€t verknĂŒpft. Die bisherige Datenlage zur Ăbereinstimmung zwischen von Probanden selbst erhobener Zahnzahl mit der professionell bestimmten ist heterogen. Studien lieferten prozentuale Ăbereinstimmungen von 41-91% und Kappa-Werte von 0,52 bis 0,87. Ziel: Ziel der vorliegenden Arbeit ist ein Fragebogeninstrument, daĂ hinreichend valide die selbstbeobachtete Zahnzahl bei Probanden erheben kann, zu entwickeln. Auch soll untersucht werden, ob es einen Einfluss sozioökonomischer Parameter auf die diagnostische Genauigkeit des Fragebogens gibt. Methode: Ein selbst entwickelter und im Rahmen eines Pretestes ĂŒberprĂŒfter Fragebogen wird in einer Praxis fĂŒr Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an 115 Probanden ausgegeben. Der Bogen erhebt neben der vom Probanden selbst ermittelten Zahnzahl in Ober- wie Unterkiefer die benötigte Zeit zum AusfĂŒllen sowie die sozioökonomischen Parameter Alter, Geschlecht und Schulbildung. Zuvor wurde bei den Probanden die Zahnzahl professionell mittels klinischer Untersuchung bestimmt. Die finale response rate betrĂ€gt 54%; somit können die Daten von 62 Probanden erhoben werden. Ergebnisse: Die Ăbereinstimmung der vom Probanden im Fragebogen selbst bestimmten Zahnzahl mit der professionell ermittelten ist hoch (kappa = 0,80; p < 0,001). Das Ergebnis ist statistisch signifikant. Das Geschlecht (p = 0,041), das Alter (p = 0,012) und die Schulbildung "HauptschulabschluĂ" (p = 0,021) haben einen signifikanten EinfluĂ auf das Vermögen seine Zahnzahl korrekt zu bestimmen (p Gesamtmodell < 0,01). MĂ€nner weisen im Durchschnitt eine um 1,15 (SD = 0,55) ZĂ€hne kleinere Abweichung zur korrekten Zahnzahl im Vergleich zu Frauen auf. Mit jedem Lebensjahr wird die Abweichung zur richtigen Zahnzahl um 0,05 ZĂ€hne gröĂer. Probanden mit HauptschulabschluĂ haben eine durchschnittliche Abweichung von ca. 6 ZĂ€hnen. Das Alter (p = 0,005) hat einen signifikanten Einfluss auf die Zeit, die ein Proband zum AusfĂŒllen des Fragebogens benötigt (p Gesamtmodell = 0,023). Mit jedem Lebensjahr steigt die benötigte Zeit um durchschnittlich fĂŒnf Sekunden. SchluĂfolgerung: Es konnte ein Fragebogeninstrument zur Bestimmung der Zahnzahl entwickelt werden, daĂ fĂŒr die vorliegende Stichprobe eine beachtliche Ăbereinstimmung mit der tatsĂ€chlichen Zahnzahl liefert. Ob der Fragebogen valide die professionelle Bestimmung der Zahnzahl im Rahmen epidemiologischer Studien ersetzen kann, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen mit gröĂeren Kohorten sein.