Doctoral Thesis
Refine
Year of publication
- 2021 (1)
Document Type
- Doctoral Thesis (1) (remove)
Language
- German (1)
Has Fulltext
- yes (1)
Is part of the Bibliography
- no (1)
Keywords
- AVQI (1) (remove)
Die vorliegende Arbeit ist eine beobachtende klinische Querschnittsstudie über das stimmliche Selbstkonzept.
Ziel ist es herauszuarbeiten, inwieweit das subjektiv empfundene stimmliche Selbstkonzept, also die Erkenntnis einer Person über ihre eigene Stimme, von der alltäglichen Beanspruchung der Stimme sowie von objektiv messbarer Dysphonie und vom Alter abhängig ist.
Dafür wird das stimmliche Selbstkonzept mithilfe des FESS (Fragebogen zur Erfassung des stimmlichen Selbstkonzepts) erfasst, welcher diese Selbsterkenntnis mittels Fragen nach der Beziehung zur eigenen Stimme, der Bewusstheit im Umgang mit der eigenen Stimme und dem individuellen Zusammenhang von Stimme und Emotion quantifiziert. Das Vorhandensein einer Dysphonie wird mithilfe des AVQI (Acoustic Voice Quality Index) erfasst, hierbei handelt es sich um einen elektronisch ermittelten Index, für den sowohl gehaltene Phonation als auch fortlaufende Sprache analysiert wird, um die Heiserkeit einer Stimme zu beurteilen. Für beide Methoden bedeutet dies die erstmalige Anwendung unter den Bedingungen einer KV-Praxis.
Die Probanden der Studie rekrutierten sich aus der Klientel einer Praxis für Neurologie und Psychiatrie der Regelversorgung. Es haben 631 Männer und Frauen zwischen 12 und 91 Jahren, mit und ohne Stimmstörungen, Raucher und Nichtraucher, sowie Muttersprachler und Nichtmuttersprachler teilgenommen. Ziel der sehr weit gefassten Einschlusskriterien ist es, ein möglichst repräsentatives Abbild der Bevölkerung zu untersuchen. Dadurch wurden auch Vergleichswerte für die Anwendung des Fragebogens geschaffen.
Die Studie konnte zeigen, dass das stimmliche Selbstkonzept weitestgehend unabhängig von Alter und objektiver Stimmqualität ist. Eine hohe alltägliche Stimmbelastung führt zu einer höheren Bewusstheit im Umgang mit der eigenen Stimme, was eine von drei Skalen des FESS darstellt. Die restlichen Werte werden nur geringfügig beeinflusst.
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Bedeutung der eigenen Stimme für jeden Patienten individuell zu untersuchen ist und sich nicht von den hier untersuchten Parametern ableiten lässt. Die Studie zeigt eine gute Anwendbarkeit des FESS in der klinischen Praxis, damit steht also für die individuelle Beurteilung ein geeignetes Werkzeug zur Verfügung.
Weitere Untersuchungen, zum Beispiel eine Längsschnittstudie zur Beantwortung der Frage wie Veränderungen der Stimme das stimmliche Selbstkonzept beeinflussen, versprechen weitere interessante Studienansätze.