Doctoral Thesis
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Einleitung: Dissoziation gilt als eine pathologische Traumafolgeerscheinung und wird bei 50% der schizophrenen Patienten beobachtet. Schizophrene, dissoziative und posttraumatische Symptome überschneiden sich und sind daher nicht immer spezifisch. In der Literatur wurde eine dissoziative Schizophrenie (25-40%) als mutmaßliche Traumafolge beschrieben. Des Weiteren wird eine Verursachung von Symptomen 1. Ranges nach Kurt Schneider durch ein Trauma beschrieben. Material und Methoden:Bei 71 stationären Patienten mit der Diagnose einer Schizophrenie erfolgte eine interviewbasierte Symptomerfassung der Schizophrenie, der Depression, der Dissoziation und der PTBS statt. Folgende Instrumente wurden verwendet: Positive and Negative Syndrom Scale (PANSS), PTBS-Fragebogen in Anlehnung an das Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV (SKID-I), AMDP-Modul für Dissoziation & Konversion und die Montgomery Asberg Depressions-Skala (MADRS). Ergebnisse: Es zeigten sich signifikant höhere PANSS-Werte für schizophrene Patienten mit einem Trauma in der Vergangenheit und die Gruppe der hoch dissoziativen Patienten. Vor allem die Gruppe der hoch dissoziativen Patienten erreichte hohe Mittelwerte in der PANSS, aber auch in der MARDS. Dieser Effekt zeigte sich jedoch nicht für die PTBS. Eine Reihe von dissoziativen Symptomen zeigte eine starke Korrelation mit den Subskalen der PANSS, vor allem mit der Positivskala. Fazit: Es besteht eine signifikante Beziehung zwischen der Psychose und Dissoziation sowie zwischen Trauma und Psychose. Damit scheint die Psychose als posttraumatisches Syndrom plausibel. Die Dissoziation könnte ein wesentlicher Bestandteil dieses Komplexes sein. Die Ergebnisse sind daher vereinbar mit einem Subtyp der Schizophrenie, der durch ein hohes Maß an Dissoziation gekennzeichnet ist.
In der vorliegenden Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen Kriegserlebnissen und der Prävalenz posttraumatischer Symptomatik von ehemaligen deutschen Schülersoldaten und HJ-Angehörigen, die während des Zweiten Weltkrieges im Einsatz waren, untersucht. Zusätzlich sollte die heutige Lebensqualität sowie das Kohärenzgefühl der Betroffenen im Vergleich zu einer altersentsprechenden Referenzgruppe überprüft werden. Die Stichprobe setzte sich aus 103 Probanden zusammen. Neben der Erhebung soziodemographischer Daten kamen verschiedene Selbstbeurteilungsverfahren aus dem testpsychologischen Bereich zum Einsatz. Angaben zu den eigenen Kriegserlebnissen und der heutigen Belastung durch posttraumatische Symptome wurden mithilfe der mPDS erfasst. Die Erhebung der Lebensqualität und des Kohärenzgefühls erfolgte mit dem SF-12 Fragebogen zum Gesundheitszustand bzw. dem SOC-Fragebogen. Zusätzlich wurden zwei qualitative Fragen in Hinblick auf damalige Ressourcen gestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz des berichteten hohen Ausmaßes an Traumatisierung lediglich zwei Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der Untersuchung die vollständigen Symptome für eine Posttraumatische Belastungsstörung aufweisen. Im Vergleich zu einer altersentsprechenden Referenzgruppe bestand hinsichtlich der gesundheitsbezogenen Lebensqualität kein signifikanter Unterschied. Bezüglich des Kohärenzgefühls erreichte die untersuchte Stichprobe hochsignifikant höhere Werte für die Gesamtskala und die Subskalen als die Vergleichsstichprobe. Die Antworten auf die offen gestellten Fragen zu damaligen Hilfen bzw. möglichen positiven Aspekten verweisen einerseits auf die große Bedeutung der der sozialen Unterstützung durch Kameraden und Vorgesetzte beigemessen wird; bezüglich eigener, hoffnungsgenerierender Kognitionen in der Kriegssituation wurden retrospektiv sowohl der „Glaube an den Endsieg“ als auch das „Hoffen auf das Kriegsende“ nahezu gleichwertig genannt. Zu den positiven Seiten der Zeit als minderjähriger Soldat zählten die Studienteilnehmer vor allem das Sammeln von Lebenserfahrung sowie das Erlernen von Selbstständigkeit. Zusammenfassend konnte die durchgeführte Untersuchung das hohe Ausmaß an erlebter Traumatisierung, dem auch deutsche Kindersoldaten des Zweiten Weltkrieges ausgesetzt waren, belegen. Die sehr hohe Teilnehmerzahl verweist auf die (überdauernde) Bedeutung für die ehemaligen minderjährigen Soldaten, auch wenn eine heutige Belastung im Sinne einer psychischen Störung nicht vorliegt. Weiterhin konnte die vorliegende Studie trotz des hohen Grades an potentiell traumatisierenden Erlebnissen keine aktuelle Minderung der Lebensqualität bei den Betroffenen feststellen. Ein möglicher protektiver Faktor könnte das hoch ausgeprägte Kohärenzgefühl bei den Studienteilnehmern sein.
Die Schizophrenie und die bipolar affektive Störung zählen zu den schweren psychiatrischen Erkrankungen und gehen mit einem erheblichen Leidensdruck und einer stark erhöhten Suizidrate einher. Insbesondere die Resilienz und die Lebensqualität als zentrale Konstrukte des Wohlbefindens sind im Vergleich zur gesunden Bevölkerung häufig reduziert. Die genaue Erforschung der Einflussfaktoren ist daher von Relevanz. Kindheitstraumatisierungen und Medikamente treten dabei als kausale und moderierende Variablen immer mehr in den Fokus.
Diese Dissertation soll die genaue Analyse von Einfluss und Auswirkung der Kindheitstraumatisierungen und der Neuroleptikagruppe auf die Medikamentenadhärenz, Resilienz und Lebensqualität zum Ziel haben.
Im Rahmen der Tecla-Studie und der IMeS-Studie konnten insgesamt 130 Probanden in die Datenanalyse aufgenommen werden. Die Studienpopulation umfasste Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises sowie die bipolar affektive Störung. Ein Teil der Probanden erhielt Follow-up-Erhebungen nach sechs Monaten sowie zusätzlich telemedizinische Betreuung. Zur Bearbeitung der Fragestellung wurden Regressionsanalysen durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass Kindheitstraumatisierungen mit einer schlechteren Resilienz (stand. Beta= -,252; 95% KI= -,411- (-,002); p= ,048) und Lebensqualität (stand. Beta= -,331; 95% KI= -,404- (-,072); p= ,005) im Erwachsenenalter assoziiert sind. Darüber hinaus konnte nach sechs Monaten beobachtet werden, dass sich die Resilienz bei Probanden mit Traumatisierungen in einem geringeren Ausmaß verbesserte als bei Probanden ohne Traumatisierungen. Zusätzlich zu der geringeren Grundresilienz wird demnach auch der zeitliche Verlauf negativ beeinflusst. Für die Typika konnte ein positiver Einfluss auf die Lebensqualität gezeigt werden (stand. Beta= -,244; 95% KI= -,15,399- (-,861); p= ,029). Die Resilienz und Adhärenz blieben von der Wahl der Neuroleptikagruppe unbeeinflusst. Durch die telemedizinische Intervention im Rahmen der Tecla-Studie konnte eine Verbesserung der Adhärenz (OR= ,188; 95% KI= ,041- ,855; p= ,031) und Lebensqualität (stand. Beta= -,376; 95% KI= -13,482- (-1,469); p= ,016) erreicht werden.
Limitationen der Studie stellen die Stichprobengröße sowie die unterschiedliche Gruppengröße der Neuroleptikagruppen dar. Diese müssen, insbesondere bei der Evaluation des Einflusses der Neuroleptika, mit betrachtet werden.
Die vorliegende Arbeit unterstreicht die Dringlichkeit von adäquater Traumaprävention und effektiver Traumatherapie sowie die Notwendigkeit eines frühen Screenings auf Kindheitstraumatisierungen, insbesondere bei Schizophrenen und Patienten mit bipolar affektiver Störung.