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Das Ausmaß der intensivmedizinischen Intervention führt gehäuft zu Diskussionen über deren Rechtfertigung, insbesondere in Bezug auf den individuellen Nutzen, die ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung. Vor diesem Hintergrund lag der Fokus unserer Studie auf dem Outcome prolongiert intensiv-medizinisch behandelter Patienten und dessen Vorhersagbarkeit. Das Studienkollektiv bestand aus 256 Patienten, die in den Jahren 2006 und 2007 mindestens sieben Tage auf der internistischen Intensivstation in Greifswald behandelt wurden (Median=16d, IQR=20d). Die erforderlichen Daten wurden durch standardisierte telefonische Befragungen von Angehörigen, ehemaligen Patienten oder Betreuern und anhand von Patientenakten gewonnen. Die statistische Analyse erfolgte mit dem Symmetrietest nach Bowker, der Kaplan-Meier-Methode und der Diskriminanzanalyse. Das Durchschnittsalter der zu 70% männlichen Patienten lag bei 67 Jahren. Bei 72% bestand prähospital keine wesentliche Einschränkung des funktionellen Status und der Median der SAPS II-Werte bei der Aufnahme betrug 50 Punkte (IQR = 29 Pkt.). Die meisten Patienten wurden aufgrund einer respiratorischen Insuffizienz, einer Sepsis oder einer kardialen Insuffizienz behandelt. 24% aller Patienten sind auf der Intensivstation verstorben. Das erste Jahr nach der Aufnahme überlebten 41% aller erfassten Patienten, von denen bemerkenswerte 76% wieder nahezu den prähospitalen funktionellen Status erreichten. Dieser Status wurde durch einen modifizierten ADL-Index ermittelt. Insgesamt bestand bei den erfassten Patienten, ein Jahr nach der Aufnahme auf die Intensivstation, allerdings eine signifikante Verschlechterung der Activities of Daily Living (p=0,0002). Ergibt sich eine klinische Relevanz aus möglichen Prädiktoren für das Outcome? Das Outcome wurde anhand der 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit und der erreichten Werte im modifizierten ADL-Index beurteilt. Die 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit ist entsprechend der Diskriminanzanalyse durch die Kombination von SAPS II-Wert und Alter bei der Aufnahme abschätzbar. Die Ergebnisse der geschichteten Kaplan-Meier- Überlebenszeitanalyse nach diesen Einzelparametern untermauern deren Einfluss (p = 0,0001 bzw. 0,0035). Zur Prognose des funktionellen Status eignet sich die Kombination aus SAPS II-Wert und prähospitaler Mobilität, die anhand einer modifizierten Austrian Mobility Scale differenziert erfasst wurde. Die Fehlklassifikationsraten von 34% bzw. 32% zeigen jedoch, dass anhand der ermittelten Parameter keine hinreichend verlässliche Prognose möglich ist und ihnen in der klinischen Praxis lediglich orientierende Bedeutung zukommt. Es wird deutlich, dass die gründliche Diskussion und die gemeinsame Entscheidung über das Ausmaß der intensivmedizinischen Intervention im Einzelfall weiterhin den Königsweg bilden. Dazu schaffen die Resultate der Studie ein greifbares Fundament. Aufgrund der Relevanz im klinischen Alltag und des medizinischen Fortschritts sind weitere Untersuchungen insbesondere zu ethisch-psychologischen Aspekten anzustreben.
Die konventionelle Koronarangiografie ist bislang der Goldstandard in der Diagnostik der KHK. Neben ihrer methodisch bedingten Invasivität ist sie jedoch mit einer nicht unerheblichen Strahlen- und Kontrastmittelexposition für den Patienten verbunden. Eine potenzielle interventionelle Alternative zur konventionellen Koronarangiografie stellt die Rotationsangiografie dar. Hierbei erfolgt unter laufender Kontrastmittelinjektion (,,preload“) die herzbezogen isozentrische Rotation der Röntgenröhre mit einer Winkelgeschwindigkeit von 40°/Sek. transversal um den Patienten herum: für die linke Herzkranzarterie von LAO 50° bis RAO 30° in 20° kranialer Auslenkung und von RAO 30° bis LAO 90° in 20° kaudaler Auslenkung, sodann für die rechte Herzkranzarterie einmalig von RAO 30° bis LAO 90° ohne kraniokaudale Auslenkung. Das Ziel unserer Arbeit war primär zu untersuchen, ob in einem statistisch aussagefähigen, verbundenen Patientenkollektiv in klinischer Routine die Rotationsangiografie der konventionellen Koronarangiografie in der kardiologischen Diagnostik der KHK unterlegen sei und sekundär in welcher Weise sich Kontrastmittelvolumen und Strahlenexposition beider Untersuchungsmethoden im Vergleich zueinander verhalten. Von ursprünglich 235 Patienten konnten 16 Patienten aus medizinischen Sicherheitsgründen und 12 weitere Patienten aufgrund technisch-inadäquater Bildqualität der erhobenen Rotationsangiografien nicht in die vergleichende Analyse eingeschlossen werden. Die verbleibenden 207 Patientendatensätze, einschließlich ihrer konventionellen und Rotationsangiogramme, wurden pseudonymisiert und von 3 unabhängigen, erfahrenen Kardiologen beurteilt. Es zeigte sich eine hohe intraindividuelle diagnostische Übereinstimmung für beide Untersuchungsverfahren (Kappa-Werte von > 0.75 für jeden Kardiologen und jedes Koronarsegment). Darüber hinaus sah man eine signifikante Reduktion des Kontrastmittelverbrauchs während Rotationsangiografie im Vergleich zur konventionellen Koronarangiografie von 31.9 ± 4.5 zu 52.2 ± 8.0 ml (p<0.001) und ein signifikant geringeres Dosisflächenprodukt als Maß der Strahlenexposition von 5.0 ± 2.6 zu 11.5 ± 5.5 Gy  cm2 (p<0.001) zugunsten der Rotationsangiografie. Zusammenfassend stellt die Rotationsangiografie eine sichere und gut durchführbare Untersuchungsmethode in der Diagnostik einer KHK im klinischen Alltag dar. Sie ist der konventionellen Koronarangiografie in der diagnostischen Treffsicherheit nicht unterlegen und zeichnet sich durch eine wesentlich geringere Kontrastmittel- und Strahlenexposition während der Untersuchung aus.
Weiterentwicklung eines Zellmodells zur Untersuchung der ischämischen Prä- und Postkonditionierung
(2012)
In der westlichen Welt zählen der Myokardinfarkt, bzw. die kardiovaskulären Erkrankungen, zu den häufigsten Todesursachen. Dies ist einer der Gründe, warum in den vergangenen Jahrzehnten intensiv nach Möglichkeiten gesucht wurde, die Folgen von Herzinfarkten zu minimieren. Grundlage für viele neuere Versuche war die Entdeckung, dass die Wiederdurchblutung des ischämischen Gewebes eine weitere Zellschädigung verursacht, genannt Reperfusionsschaden. Diese Zellen sterben nicht durch die Ischämie, sondern durch ein intrazelluläres Ungleichgewicht der Elektrolytkonzentrationen und einem ATP-Mangel. Es wurde gezeigt, dass man mit Hilfe von Präkonditionierung, später auch Postkonditionierung, diese Gruppe von Zellen vor dem Untergang schützen und somit das verbleibende Infarktareal verkleinern kann. Im Rahmen dieser experimentellen Arbeit wurde ein zellbasiertes Modell zur Erforschung der Postkonditionierung an Herzzellen so weiterentwickelt, dass Bestandteile der postulierten Signalkaskade der Postkonditionierung auch auf zellulärer Ebene erforscht werden können. Darüber hinaus ist es möglich, verschiedene Substanzen in ihrer Fähigkeit diesen Schutz auszulösen, zu untersuchen. Mit Hilfe einer immortalen Tumorzelllinie der Maus (HL-1-Zellen), die herzzellähnliche Eigenschaften besitzt, konnten Zellen so kultiviert werden, dass eine Vielzahl von Experimenten möglich wurde. Durch den Farbstoff TMRE, ein Marker für das mitochondriale Membranpotential, konnte bei Messungen mit der FACS-Technik eine gute Diskriminierung zwischen den toten und vitalen Zellen erreicht werden. Der Austausch des Nährmediums mit einem speziellen Puffer während der Experimente bewirkte, dass die Konzentration von Calcimycin, bei gleicher Wirkung, herabgesetzt werden konnte. Calcimycin ist ein Kalziumionophor, der den tödlichen Reperfusionsschaden auf der Basis einer Kalziumüberladung auslöst. So konnte anhand dieses Zellmodels die schützende Wirkung von BAY 58-2667 und Eplerenon auf ischämiegeschädigte Zellen bestätigt werden. Es konnte gezeigt werden, dass es ein Modell auf dieser Basis ermöglicht, Bestandteile der Signalkaskade zu identifizieren und Pharmaka auf ihren infarktgrößenreduzierenden Effekt zu testen. Die Methode stellt allerdings keinen Ersatz zu Tierexperimenten und klinischen Forschungen dar, dennoch ist sie eine gute Möglichkeit die Substanzen vorab auf ihre Tauglichkeit zu testen und somit gezielter Tierversuche durchzuführen.
In Ergänzung der Erfassung und Auswertung von Krebserkrankungen unter dem Aspekt der Vorsorge- und Gesundheitsplanung durch die epidemiologischen Krebsregister bieten klinische Krebsregister (KKR) durch patientenbezogene Analysen kompletter Behandlungsverläufe die Möglichkeit der Darstellung einer regionalen Versorgungsstruktur und Behandlungsqualität. Im Rahmen dieser Dissertation erfolgte eine Deskription der neudiagnostizierten Lungenkarzinom-Patienten des universitären Thoraxzentrums im Zeitraum 2005-2009 anhand der Daten des klinischen Krebsregisters des Tumorzentrums Vorpommern e.V., ergänzt durch die Daten des Klinikinformationssystems der Universitätsmedizin Greifswald. Bei den insgesamt 511 Patienten mit neudiagnostiziertem Lungenkarzinom zeigten sich hinsichtlich der Alters-, Stadien- und Histologieverteilungen ähnliche Ergebnisse wir in epidemiologischen Studien und den bundesdeutschen und landesweiten Registerdaten. Hinsichtlich der Therapieformen zeigte sich für die SCLC in allen Tumorstadien ein hoher Anteil an Chemotherapien. Bei den NSCLC überwog im Stadium I die primäre Operation. In den Stadien II und IIIA wurden bevorzugt multimodale Therapiekonzepte mit Operation und Chemotherapie durchgeführt. Im Stadium IIIB/IV nahm die palliative Chemotherapie den größten Stellenwert ein. Zudem gab es mit 25% einen hohen Anteil an best-supportive-care Konzepten. Die Prognose und Überlebensraten zeigten bei insgesamt schlechter Prognose stadienabhängige Unterschiede mit 1- und 5-JÜR von 80% bzw. 51% für das UICC-Stadium I bis zu 31% bzw. 7% für das Stadium IIIB/IV. Die Aufschlüsselung patientenbezogener Therapien ermöglicht eine stadien- und therapiebezogene Betrachtung der Krankheitsverläufe. Aufgrund geringer Fallzahlen in den Therapiegruppen ist kein Vergleich der Überlebenszeiten erfolgt. Hierzu bieten zukünftig Datenauswertungen des zentralen klinischen Krebsregisters in Mecklenburg-Vorpommern mit der Erfassung aller in diesem Bundesland therapierten Patienten Gelegenheit.