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Hintergrund: JĂ€hrlich sterben weltweit 603.000 Menschen an den Folgen von Passivrauch. Ein Anteil von 28 % ist jĂŒnger als 14 Jahre. Die hauptsĂ€chliche Quelle der Exposition fĂŒr Passivrauch bei Kindern ist das hĂ€usliche Umfeld. Weltweit sind 40 % aller Kinder Passivrauch ausgesetzt. Kinder nichtrauchender Eltern sind ĂŒberwiegend effektiv vor Passivrauch geschĂŒtzt. Durch ein konsequentes Tabakrauchverbot in WohnrĂ€umen könnten auch Kinder rauchender Eltern weitgehend geschĂŒtzt werden. MaĂnahmen der Tabakkontrollpolitik haben in den vergangenen Jahren zu einem RĂŒckgang der TabakrauchprĂ€valenz bei Kindern und Jugendlichen sowie zu einem Anstieg der Haushalte, in denen Tabakrauchen in WohnrĂ€umen nicht toleriert wird, gefĂŒhrt. Mit einer Passivrauchexposition von Kindern und Jugendlichen in der hĂ€uslichen Umgebung assoziiert sind Merkmale wie z. B. die Anzahl der rauchenden Erwachsenen im Haushalt sowie mit dem Sozialstatus der Eltern assoziierte Variablen wie elterliche Schulbildung und die Anzahl der WohnrĂ€ume im VerhĂ€ltnis zur Anzahl der Haushaltsmitglieder. Ziel dieser Arbeit ist, weitere ZusammenhĂ€nge zur Tolerierung des Tabakrauchens in WohnrĂ€umen in einer Studienpopulation zu untersuchen, die Haushalte mit mindestens einem rauchenden Erwachsenen sowie mindestens einem Kind jĂŒnger als vier Jahre, umfasst. Untersucht werden ZusammenhĂ€nge zwischen dem Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung, dem Vorhandensein eines auĂerhalb der Wohnung gelegenen und privat zugĂ€nglichen Bereichs (z. B. Balkon, Terrasse) und Variablen des Sozialstatus der Eltern (z. B. Schulbildung, Arbeitslosigkeit) und der Tolerierung des Tabakrauchens in den WohnrĂ€umen. Die Perspektive der Betrachtung von ZusammenhĂ€ngen wird erweitert um ein Merkmal aus der Sozialdatenstatistik; die âQuote erwerbsfĂ€higer HilfebedĂŒrftigerâ (eHb-Quote). Methode: Es werden Befragungsdaten genutzt, die zu Beginn einer randomisierten Kontrollgruppenstudie erhoben wurden. Ziel dieser Studie war es, die EffektivitĂ€t einer Kurzintervention zur Reduktion der Passivrauchbelastung bei Kindern im Alter jĂŒnger als vier Jahren zu testen. Daten der Sozialdatenstatistik zur eHb- Quote lagen fĂŒr die stĂ€dtischen Studienregionen der HansestĂ€dte Greifswald und Stralsund vor.
Ergebnisse: Die Einschlusskriterien der Studie (mindestens ein rauchender Erwachsener und ein Kind jĂŒnger als vier Jahre) erfĂŒllten 1282 Haushalte, ein Anteil von 71,5 % (n= 917) nahm an der Studie teil. In 37,5 % der Haushalte wurde das Tabakrauchen in WohnrĂ€umen toleriert. Mittels univariater, logistischer Regressionsanalysen konnte ein statistisch signifikanter Zusammenhang fĂŒr den konsequenten Rauchverzicht in WohnrĂ€umen gezeigt werden, wenn das jĂŒngste Kind eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchte (p< 0,001), zur Wohnung eine Terrasse, ein Balkon oder ein Gartenzugang gehörte (p< 0,001), im Fall einer Ehe bzw. Lebensgemeinschaft ein nichtrauchender Erwachsener im Haushalt lebte (p< 0,001) und das VerhĂ€ltnis der Personen pro Wohnraum unter eins lag (p= 0,034). Tabakrauchen in WohnrĂ€umen war hingegen positiv assoziiert mit einem niedrigerem Schulbildungsabschluss, Arbeitslosigkeit bei mindestens einem Erwachsenen im Haushalt und Tabakrauchen der zwei engsten Freunde der Befragten (p<0.001). Bis auf den Zusammenhang zwischen dem VerhĂ€ltnis der Personen pro Wohnraum und dem konsequenten Rauchverzicht in WohnrĂ€umen, blieben die univariat gezeigten ZusammenhĂ€nge auch im multivariaten Modell bestehen. Diskussion: Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Tabakrauchen in WohnrĂ€umen seltener toleriert wird, wenn das Kind eine Kinderbetreuungseinrichtung besucht und zur elterlichen Wohnung ein auĂerhalb der WohnrĂ€ume gelegener AuĂenbereich gehört. Hingegen bestĂ€tigt diese Studie bereits bekannte ZusammenhĂ€nge zwischen der Tolerierung von Tabakrauchen in WohnrĂ€umen und Merkmalen des Sozialstatus wie elterliche Schulbildung und Arbeitslosigkeit. Dem deskriptiv gezeigten Trend in den Daten, dass Tabakrauchen in WohnrĂ€umen in Stadtteilen mit höherer eHb-Quote hĂ€ufiger toleriert wird, sollte weiter nachgegangen werden. Möglicherweise lassen sich die bislang fĂŒr interregionale bzw. intertemporĂ€re Vergleiche genutzten MaĂe der Sozialstatistik in ihrer Funktion erweitern, um Angebote der PrĂ€vention in einer Stadt bzw. Region stĂ€rker den Bedarfen, z. B. in einzelnen Stadtteilen, auszurichten. Unter der PrĂ€misse, Kindern das Aufwachsen in einer rauchfreien Umgebung zu ermöglichen, sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, diese Norm in Haushalten mit Kindern zu etablieren.