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Aufgrund von diagnostischen und therapeutischen Fortschritten in der Hämatologie und Onkologie und entsprechend steigenden Überlebensaussichten ist ein stetiger Zuwachs der Gruppe von Langzeitüberlebenden mit und nach Krebs (Cancer Survivor) in Deutschland zu verzeichnen. Obwohl das bereits vorhandene deutsche Gesundheitswesen vielfältige Versorgungsangebote vorhält, die auch für Langzeitüberlebende verfügbar sind, ist die Versorgungssituation dieser Gruppe nicht zufriedenstellend. So bedarf es zum einen der Entwicklung von Orientierungshilfen für Langzeitüberlebende, zum anderen sollten neue und innovative Versorgungsprogramme für Überlebende (Survivorship-Programme) entwickelt werden. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Problematik, definiert relevante Begrifflichkeiten und formuliert Kernaspekte für die Ausgestaltung von Survivorship-Programmen für Langzeitüberlebende nach Krebserkrankung.
Hintergrund und Ziel
Um die präklinische Notfallversorgung zu optimieren und aktuelle Herausforderungen zu bewältigen, wurde im Landkreis Vorpommern-Greifswald im Jahr 2017 ein Telenotarzt-System eingeführt. Es sollte aus medizinischer und ökonomischer Sicht geprüft werden, ob dies, insbesondere im ländlichen Raum, eine effiziente Ergänzung der präklinischen Notfallversorgung darstellt.
Methodik
Es wurden ca. 250.000 Einsatzdaten, vor und nach Einführung des Systems, über die Jahre 2015 bis 2020 ausgewertet und ein Prä-Post-Vergleich über die Einsatzstruktur erstellt. Die 3611 Einsätze der Telenotärztinnen und -ärzte (TNA) wurden nach medizinischen Indikationen und zeitlichen Faktoren analysiert sowie mit Einsätzen ohne TNA verglichen. Zusätzlich erfolgten eine Analyse der Gesamtkosten des neuen Versorgungskonzeptes sowie eine Kostenanalyse der prä- und innerklinischen Behandlungskosten ausgewählter Erkrankungen.
Ergebnisse
Das Einsatzspektrum des TNA umfasste alle Altersstufen mit verschiedenen Meldebildern, die zu 48,2 % eine mittlere Erkrankungsschwere (stationäre Behandlung erforderlich) hatten. Von Patient*innen und Mitarbeitenden wurde das System gut angenommen. Die Einsatzdaten zeigten einen signifikanten Rückgang der Notarztbeteiligung bei telenotarztfähigen Einsatzfahrzeugen um 20 %. Die jährlichen Kosten des Systems belaufen sich auf ca. 1,7 Mio. €.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse belegen die Vorteilhaftigkeit des TNA-Systems, sodass es über die Projektdauer hinaus implementiert wurde. Das System ist medizinisch sinnvoll, funktionsfähig sowie effizient und steht als Innovation für die Umsetzung in ganz Deutschland bereit.
Hintergrund
Ein Hauptziel der Versorgung von Patient*innen mit Cochlea-Implantat (CI) ist die Verbesserung des Sprachverstehens. Einer der Zielparameter ist die Sprachverständlichkeit in Ruhe. Die Versorgungsergebnisse lassen jedoch eine sehr große Variabilität erkennen, welche bislang nur unzureichend erklärt werden konnte. Ziel dieser nichtinterventionellen retrospektiven Studie war die Aufklärung dieser Variabilität. Dies erfolgte anhand einer ausgewählten Population von Patient*innen, bei der die Ätiologie keinen negativen Einfluss auf die postoperative Sprachverständlichkeit erwarten ließ.
Material und Methoden
Es wurden die audiometrischen Befunde der CI-Folgetherapie von 28 erwachsenen Patient*innen nach 6 Monaten CI-Erfahrung ausgewertet. Diese wurden in Relation zur präoperativen audiometrischen Untersuchung gesetzt und hinsichtlich eines unlängst publizierten Prädiktionsmodells für das postoperative Einsilberverstehen ausgewertet.
Ergebnisse
Durch Einschluss der postoperativen Hörfeldskalierung und des Hörverlusts für Zahlen in das Modell lassen sich 55 % der Variabilität in den Versorgungsergebnissen bzgl. des Einsilberverstehens erklären.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass ein Großteil der Ursachen für die Variabilität der Versorgungsergebnisse durch systematische postoperative audiometrische Kontrollen erfasst werden kann. Aus diesen Ergebnissen können sich unmittelbare Schlussfolgerungen für die Anpassungen der CI-Systeme ziehen lassen. Inwieweit diese jedoch von den einzelnen Patient*innen akzeptiert werden und somit zu einer Verbesserung der Befundlage führen, muss Gegenstand weiterer, möglichst prospektiver Studien sein.
Hintergrund: Sprachaudiometrische Messungen unter Störschalleinflüssen sind grundlegender Bestandteil bei der Evaluation des Versorgungsergebnisses apparativer Hörversorgungen. Für die adaptive sprachaudiometrische Messung im Störschall bei Cochlea-Implantat(CI)-Trägern:innen existieren bisher noch keine Empfehlungen zur Wahl der Pegelsteuerungsmethode, d. h. entweder die adaptive Pegeländerung des Sprachsignals (S) bei konstantem Störgeräusch (N) oder die adaptive Pegeländerung von N bei konstantem S.
Fragestellung: Hat die verwendete Pegelsteuerung beim Oldenburger Satztest (OLSA) einen Einfluss auf die Ergebnisse der monaural gemessenen Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) im Störschall?
Material und Methoden: Insgesamt wurden von 50 CI-Trägern:innen die im Rahmen der klinischen Routine erzeugten OLSA-Messreihen im Störgeräusch mit unterschiedlicher Pegelsteuerung sowie sprachaudiometrischen Messungen in Ruhe mittels Freiburger Sprachtest ausgewertet und verglichen.
Ergebnisse: In Abhängigkeit von der Pegelsteuerung im OLSA zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den ermittelten Sprachverständlichkeitsschwellen, die kleiner als 5 dB(S/N) sind. Unter 55 % Einsilberverständlichkeit im FBE wird die SVS im OLSA größer als 5 dB(S/N)
Schlussfolgerungen: Damit bei den Messungen mit positivem S/N der Summenpegel möglichst konstant gehalten wird bzw. nur wenig ansteigt, empfiehlt sich aus klinisch audiologischer und methodischer Sicht die Durchführung der adaptiven monauralen Sprachverständlichkeitsmessung mit konstantem Sprachsignal bei 65 dB(SPL). Zudem ist die Prüfung der monauralen Sprachverständlichkeit im Störschall erst ab einer Einsilberverständlichkeit von mindestens 55 % (65 dB(SPL)) sinnvoll.
Multimorbidität ist die besondere Herausforderung der älter werdenden Gesellschaft. Der ältere Patient mit neu diagnostizierter Epilepsie trägt nicht nur die Bürde seiner Epilepsie, sondern ist mit zunehmendem Lebensalter dem Risiko komorbider chronischer Erkrankungen ausgesetzt. Die Übersichtsarbeit fokussiert auf kardiovaskuläre Erkrankungen bei Epilepsie im höheren Lebensalter und ihren Beitrag zur vorzeitigen Mortalität. Es werden aktuelle Arbeiten zu medikamentösen Interaktionen bei Komedikation von Antiepileptika (AED) mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) und kardiovaskulären Medikamenten zusammengefasst.
Der inhabergeführte Einzelhandel steht vor besonderen Herausforderungen bei der Einführung und Etablierung digitaler Kundenkommunikationsmaßnahmen (KKM). Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, welche Maßnahmen im Zuge der Coronapandemie eingeführt worden sind und welche dieser Maßnahmen besonders zukunftsfähig sein können. Darüber hinaus wird die Bedeutung von regionalen Netzwerken beim Wissenstransfer über digitale Maßnahmen betrachtet. Für die Untersuchung wurde in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt im März 2022 eine Online-Befragung von Inhabern durchgeführt und durch fünf Experteninterviews im April und Mai 2022 ergänzt. Für die Vergleichbarkeit der gewonnenen Ergebnisse wird eine großflächige Handelsstudie der IHK Köln und dem ibi Research Institut Regensburg aus dem Jahr 2020 herangezogen. Dabei stellte sich heraus, dass insbesondere die digitale Sichtbarkeit für den Erhalt der inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte in Zukunft von zentraler Bedeutung sein wird. Ferner präsentieren sich die sozialen Medien mit ihrer perspektivisch ausgestatteten Verkaufsfunktion als geeignetes Instrument. Außerdem konnten durch eine differenzierte Betrachtung von Branchen und Zielgruppen sowie unterschiedlichen Ansätzen für den Einstieg in die digitale Kundenkommunikation zukunftsfähige und individuelle Maßnahmen identifiziert werden.
Nebenströme der Agrar- und Ernährungswirtschaft – vom Abfallprodukt zur wertvollen Ressource!?
(2023)
Die Nutzung von organischen Abfällen und Nebenströmen ist ein wichtiger Baustein für die Transformation zu einem nachhaltige(re)n Agrar- und Ernährungssystem. Die damit einhergehenden Kreislaufsysteme werden in der Literatur unter dem Begriff der Circular Bioeconomy diskutiert. Der Beitrag greift diese Diskussionen auf und liefert empirische Befunde aus der Raps- und Zuckerrübenproduktion, wo große Mengen an Nebenströmen speziell auf der Verarbeitungsstufe anfallen (z. B. Presskuchen, Extraktionsschrot, Rübenschnitzel, Melasse). Für diese organischen Stoffe haben sich unterschiedliche Verwertungspfade etabliert, sodass sie mittlerweile ein wichtiges Element der betrieblichen Wertschöpfung darstellen. Die Verwertung geschieht in beiden Bereichen durch intersektorale Vernetzungen, die sich je nach Wertschöpfungspotenzial und Lager‑/Transportfähigkeit der Biomasse über verschiedene Raumebenen erstrecken (lokal/regional, national, international). Ebenso spielen unternehmerische Merkmale wie auch der institutionelle Kontext eine Rolle bei der Nebenstromverwertung.
Enzymes, the driving biocatalysts in living organisms, are typically not suited for large-scale industrial use. In the last decade, enzyme engineering has evolved into the key technology to design tailor-made enzymes for chemical and pharmaceutical applications. We highlight current trends in enzyme engineering and biocatalysis based on outstanding examples from the pharmaceutical industry.
Ziel: Das richtige Zähneputzen ist für Kinder ein komplizierter Prozess. Ziel dieser Studie war es daher, die Wirkung des häuslichen, differenziellen Lernens zur Verbesserung des Zähneputzens zu untersuchen.
Methoden: In dieser prospektiven, kontrollierten, einfach verblindeten, randomisierten klinischen Studie wurden 44 Kinder (Alter: 5,6 ± 1,6 Jahre; 24 weiblich, Baseline QHI [Quigley-Hein-Index] > 3, PBI [Papillenblutungsindex] > 0,3, mittlerer dmft = 9 bzw. DMFT = 1,6) zufällig einer Test- und einer Kontrollgruppe (jede Gruppe n = 22) zugeteilt, indem das Kind selbst einen unbeschrifteten Umschlag aus einer Kiste zog. Alle Kinder erhielten die Anweisungen und Informationen zur Mundhygiene in diesen verschlossenen Umschlägen und wurden aufgefordert, diese Anweisungen zu Hause zu befolgen. Lediglich die Kinder der Testgruppe erhielten Instruktionen mit Übungen nach der Methodik des differenziellen Lernens, während die Kinder der Kontrollgruppe Instruktionen zum Putzen nach der KAI-Putztechnik erhielten. Bei Studienbeginn und Follow-ups nach 4 und 12 Wochen wurden Plaque- und Gingivaindizes (QHI, PBI) in beiden Gruppen durch 2 kalibrierte und verblindete Untersucher (L.L. und M.K.) erhoben.
Ergebnisse: Zu Studienbeginn gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Test- und der Kontrollgruppe in Bezug auf Plaque- und Gingivaindizes (QHI: 4,2 ± 0,5 und 4,2 ± 0,5; p = 0,9; PBI: 0,7 ± 0,4 und 0,6 ± 0,2; p = 0,8). Bei den Follow-ups nach 4 und 12 Wochen zeigten beide Gruppen bessere Mundgesundheitsindizes, die Testgruppe aber insgesamt deutlicher. Der Unterschied bei den Plaqueindizes verfehlte knapp die statistische Signifikanz (4-Wochen-Recall; QHI/Test: 2,1 ± 0,9; Kontrolle: 2,6 ± 0,9; p = 0,1). Dagegen zeigte sich im 4-Wochen-Recall bereits ein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der Gingivaindizes (PBI/Test: 0,1 ± 0,2 vs. Kontrolle: 0,4 ± 0,2; p <0,001). Beim 12-Wochen-Recall zeigte die Testgruppe statistisch signifikante und klinisch relevante bessere Mundgesundheitsindizes als die Kontrollgruppe (12-Wochen-Recall, QHI/Test: 1,9 ± 0,8 vs. Kontrolle: 3,3 ± 0,9; p <0,001; PBI/Test: 0,1 ± 0,1 vs. Kontrolle: 0,5 ± 0,2; p <0,001).
Schlussfolgerungen: Schlussfolgernd kann festgestellt werden, dass das differenzielle Lernen auch bei Kindern mit hohem Kariesrisiko und initial schlechter Mundhygiene zu Mundhygieneverbesserungen führt, die der konventionellen Lernmethode durch Wiederholung mittelfristig überlegen ist.
Die Analyse von und die Reflexion über Unterricht sind zentrale Elemente universitärer Lehrkräftebildung. Dabei kann sowohl in der Lehre als auch in der Forschung begriffliche Heterogenität bzgl. Reflexion konstatiert werden. Auch fehlt eine klare Abgrenzung zwischen Analyse und Reflexion von Unterricht. Aufbauend auf der Konzeption des Selbstbezugs als ein zentrales Unterscheidungsmerkmal wird mittels eines quasi-experimentellen Prä-Post-Interventions-Kontrollgruppendesigns geprüft, inwiefern sich Unterrichtsanalysen von Unterrichtsreflexionen in ihren Auswirkungen auf die professionelle Unterrichtswahrnehmung (PUW) und die klassenführungsbezogene Selbstwirksamkeit (SW) unterscheiden. An einer Stichprobe von 194 angehenden Lehrkräften im Master of Education einer Hochschule kann gezeigt werden, dass Unterrichtsanalyse und -reflexion vergleichbar positive Effekte auf die PUW zeigten (besser als eine Kontrollgruppe ohne spezifische Intervention). Allerdings zeigt die Reflexionsgruppe eine stärkere Zunahme klassenführungsbezogener SW im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen. Die Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass durch den expliziten Selbstbezug selbstgerichtete Kognitionen verstärkt thematisiert werden und damit zusätzliche Aspekte professioneller Kompetenz adressiert werden können.